Die Macht der Körpersprache - Priscilla Melinda Rottermann - E-Book

Die Macht der Körpersprache E-Book

Priscilla Melinda Rottermann

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Beschreibung

Der Schlüssel zu Charisma und Erfolg im Beruf und Alltag Körpersprache wirkt, bevor ein einziges Wort gesprochen wird. Sie entscheidet über Ausstrahlung, Sympathie, Vertrauen – und damit über beruflichen und persönlichen Erfolg. Dieses Buch liefert kein oberflächliches Repertoire an Gesten, sondern eröffnet einen tiefgreifenden Zugang zur nonverbalen Kommunikation. Es zeigt, wie Wirkung entsteht, wie sie bewusst gelenkt werden kann – und wie andere wirklich verstanden werden. Priscilla M. Rottermann, Expertin für Körpersprache, Kommunikation und zwischenmenschliche Kompetenz, vermittelt auf kluge und zugängliche Weise, wie Haltung, Präsenz und Empathie echte Wirkung entfalten – jenseits leerer Rhetorik. Mit diesem Buch öffnet sie die Tür zu einer neuen Tiefe der Kommunikation. Auf Basis psychologischer Erkenntnisse, praktischer Beispiele und ihrer eigens entwickelten S.E.H.E.N.-Technik zeigt sie, wie sich Verhalten lesen, Emotionen erkennen und zwischenmenschliche Dynamiken differenziert einordnen lassen. Ob im Gespräch, im Meeting oder auf der Bühne: Wer Körpersprache entschlüsseln und gezielt einsetzen kann, gewinnt an Klarheit, Überzeugungskraft und Präsenz – ohne manipulativ zu wirken. Die Inhalte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, psychologischen Mustern und jahrelanger Erfahrung in der Analyse von Körpersprache und Verhaltenssignalen. Dieses Buch liefert: • ein geschärftes Gespür für Mimik, Gestik und Körpersignale • Verständnis für emotionale Muster und menschliche Bedürfnisse • Klarheit über die eigene Wirkung – und wie sie bewusst gestaltet wird • Tools, um Gespräche souverän zu führen und Beziehungen zu stärken • fundiertes Wissen, um manipulative Strategien zu erkennen – ohne sich auf Mythen zu verlassen • neue Perspektiven für eine starke, charismatische Präsenz im Alltag und Beruf • praktische Einblicke in die Körpersprache des Alltags – von Gesprächsführung bis Verhandlung • direkte Umsetzbarkeit durch Übungen, Reflexionsimpulse und konkrete Anwendungsszenarien Mit klaren Beispielen, praxisnahen Techniken und tiefem Verständnis für menschliches Verhalten wird dieses Buch zum Schlüssel für nachhaltige Wirkung und starke zwischenmenschliche Kompetenz – im Beruf, in Beziehungen und im Alltag. Keine Tricks. Kein Theater. Keine Täuschung. Sondern echte Wirkung – mit Haltung.

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Dieses Buch ist meiner geliebten Großmutter gewidmet – einem Menschen, der mein Leben auf unzählige Arten geprägt hat und dessen Verlust mich bis heute begleitet. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an sie denke, an ihre Stärke, ihre Wärme und ihren unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen.

Geboren im Jahr 1932, war ihre Kindheit vom Krieg überschattet, ihre Jugend von Entbehrung und Verantwortung. Und doch hat sie es verstanden, all das mit einer Anmut zu tragen, die ich bis heute bewundere. Sie zog sieben Kinder groß, stand ihrem früh heimgekehrten Mann zur Seite und war dabei stets die stille, starke Mitte unserer Familie.

Vieles, was ich an mir selbst schätze – meine Beharrlichkeit, mein Mitgefühl, mein Humor – verdanke ich ihr. Sie war für mich mehr als eine Großmutter: Sie war ein Vorbild, ein Anker, ein Beweis dafür, dass man mit Liebe und Entschlossenheit selbst die dunkelsten Zeiten überstehen kann.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich Teil ihres Lebens sein durfte.

Ich hab dich lieb, Omi.

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

zur besseren Lesbarkeit verwende ich in diesem Buch das generische Maskulinum. Selbstverständlich sind damit immer alle Menschen gemeint – unabhängig von Geschlecht, Identität oder Hintergrund.

Dieses Buch richtet sich an alle, die sich mehr Präsenz, Klarheit und Wirkung in ihrem Leben wünschen. Es ist das Ergebnis von fast zwanzig Jahren intensiver Beschäftigung mit den Themen Körpersprache, Kommunikation, nonverbalen Ausdrucksweisen, Sprachanalyse und Verhalten.

Mir geht es nicht darum, dir Theorien zu vermitteln, die du ohnehin wieder vergisst. Ich möchte dir Werkzeuge an die Hand geben, die dich wirklich weiterbringen – im Alltag, im Beruf, in deinen Beziehungen. Wenn du nur einen Teil davon umsetzt, wirst du schnell merken: Kleine Veränderungen im Ausdruck haben oft große Wirkung im Leben.

Ich wünsche dir eine inspirierende Lektüre – und den Mut, das Gelesene in die Tat umzusetzen.

Herzlichst,

Priscilla M. Rottermann

INHALTSVERZEICHNIS:

1: Warum dieses Buch dein Leben verändern wird

2: Körpersprachen Mythen

3: Baselining und eigenwilliges Verhalten

4: Warum wir handeln, wie wir handeln – Ein Blick hinter die Fassade

5: Allgemeine menschliche Bedürfnisse

6: Wie man erkennt, was einen Menschen wirklich bewegt

7: Die S.E.H.E.N. - Technik

8: Die 7 universellen Grundemotionen nach Paul Ekman

9: Ein echtes vs. ein unechtes Lächeln

10: Körperliche Signale – Die Gestik

11: Affektive Gesten, Barrieren und selbst beruhigende Gesten

12: Wie eine charismatische und offene Körper haltung aussieht

13: Was die Augen verraten

14: Lippenbekenntnisse

15: Die Atmung: was sie verrät und woher sie kommt

16: Lügen und andere Täuschungsmanöver

17: Wie man sensorische Präferenzen erkennt

18: Die Kontrollüberzeugung (Locus of Control) und warum sie für dich wichtig ist

19: Wie man auf Anhieb sympathischer wirkt mit dem Benjamin-Franklin-Effekt

20: Das eine Wort, das uns wirklich bewegt

21: Die Schnittstelle von nonverbaler und verbaler Kommunikation

22: Wie du nach einem Gefallen fragst und zu 99% ein „Ja“ bekommst mit der „Einen-Fuß-in-die-Tür-Technik“

23: Wie du von Menschen (fast) alles bekommst, was du wirklich willst mit der „Stempel-Technik“

24: Die einfache und effektive „Es ist deine Entscheidung-Technik“

KAPITEL 1

WARUM DIESES BUCH DEIN LEBEN VERÄNDERN WIRD

„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.“

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

Dieses Buch wird deine Sicht auf dich selbst – und auf andere – grundlegend verändern. Du wirst eine Ausstrahlung entwickeln, die charismatischer ist, als du es je für möglich gehalten hast. Und ich verspreche dir: Beim Lesen wirst du an manchen Stellen denken: „Das würde ich nie tun.“ Oder: „Das mache ich doch nie.“ Doch kurze Zeit später, vielleicht im Supermarkt, bei der Arbeit oder im Gespräch mit einer Freundin, wirst du es plötzlich erkennen.

Dann kommt dieser Moment – und er trifft dich wie ein Blitz: „Oh mein Gott, ertappt! Ich mache es doch.“ Genauso ist es mir selbst ergangen. Und vielen meiner Klientinnen und Klienten ebenfalls. Es ist ein spannender, oft überraschender Weg, der deine Körpersprache, deine Durchsetzungskraft und deine kommunikativen Fähigkeiten auf ein völlig neues Niveau heben wird.

Was mich auch nach vielen Jahren in diesem Beruf noch immer fasziniert: Ganz gleich, wie viel man bereits weiß – es gibt immer noch mehr zu entdecken. Und genau dazu möchte ich dich mit diesem Buch einladen. Es wird dir helfen, selbstbewusster und klarer aufzutreten, Konflikte schneller zu lösen und mit mehr Leichtigkeit durch den Alltag zu gehen – ob im Gespräch mit Kolleg:innen, Vorgesetzten, Freund:innen oder Familienmitgliedern.

Bist du zum Beispiel im Verkauf tätig, wirst du bald spürbar erfolgreicher sein. Arbeitest du im medizinischen, pflegerischen oder sozialen Bereich, wirst du einen tieferen, vertrauensvolleren Zugang zu deinen Patient:innen oder Klient:innen finden – mit einer Natürlichkeit, die dich selbst überraschen wird.

In dieses Buch fließt mein Wissen aus fast zwei Jahrzehnten intensiver Auseinandersetzung mit Kommunikation, Körpersprache, nonverbaler Ausdruckskraft, Sprachanalyse und menschlichem Verhalten – ergänzt durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse darüber, wie Menschen wirklich „funktionieren“.

Du wirst auf spannende, hilfreiche und oft verblüffend einfache Ansätze stoßen. Vielleicht verspürst du schon bald den Wunsch, alles auf einmal umsetzen zu wollen. Mein Rat: Starte mit drei bis fünf Aspekten. Beobachte sie bei dir selbst – und bei anderen. Nimm dir ein paar Tage Zeit, bis du sie intuitiv erkennst. Dann kannst du den nächsten Schritt gehen.

Ich teile in diesem Buch all mein Wissen und meine Erfahrung mit dir. Doch so wertvoll ein Buch auch sein kann: Es ersetzt keinen Coach, keinen Mentor, keinen persönlichen Sparringspartner. Denn jeder Mensch nimmt die Welt durch seine ganz eigene Brille wahr – so individuell wie ein Fingerabdruck. Und das ist nicht nur okay – das ist wunderbar.

KAPITEL 2

KÖRPERSPRACHEN MYTHEN

„Alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen.“

KONFUZIUS

Rund um das Thema Körpersprache kursieren viele Mythen, Halbwahrheiten und Missverständnisse. Einige davon sind so tief in unser Denken eingebrannt, dass sie sich hartnäckig halten – obwohl sie längst widerlegt sind. In diesem Kapitel möchte ich mit einigen dieser Irrtümer aufräumen. Denn: Nichts ist so absolut, wie es auf den ersten Blick scheint. Außer vielleicht der Tod – aber das führt uns an dieser Stelle zu weit in die Philosophie. Bleiben wir lieber bei der Körpersprache. Und ja – ein bisschen Humor darf dabei nicht fehlen.

Ein besonders hartnäckiger Mythos betrifft die verschränkten Arme vor dem Körper. In zahllosen Blogs, Ratgebern und Artikeln wird diese Geste pauschal als Ablehnung oder Abwehr gedeutet. Doch das ist viel zu kurz gedacht – und schlicht falsch.

Tatsächlich gibt es viele Gründe, warum Menschen ihre Arme vor dem Körper verschränken: Vielleicht frieren sie. Vielleicht ist es einfach eine bequeme Haltung, die ihrer persönlichen „Baseline“ entspricht – also dem neutralen, natürlichen Verhalten in entspanntem Zustand. Manche Menschen verschränken ihre Arme, um einen Teil ihres Körpers – etwa den Bauch – unbewusst zu verdecken. Schwangere Frauen beispielsweise legen oft intuitiv die Hände schützend auf den Bauch. Auch das ist eine Form der Selbstfürsorge, kein Ausdruck von Distanz.

Kurz gesagt: Es gibt so viele verschiedene Gründe, die Arme zu verschränken, dass eine eindeutige Interpretation kaum möglich ist. Deshalb mein Rat: Ignoriere verschränkte Arme – es sei denn, es handelt sich um eine dieser beiden Sonderformen:

1. Verschränkte Arme mit geballten Fäusten

Wenn jemand die Arme verschränkt und dabei die Hände zu Fäusten ballt, verdient das definitiv Beachtung. Diese Geste kann auf innere Anspannung, Ärger, Ablehnung oder verdeckte Aggression hinweisen – oder auf eine deutliche Meinungsverschiedenheit.

2. Die Selbstumarmung

Dabei berühren die Hände den eigenen Oberkörper – meist den Oberarm oder die Schultern. Diese Geste dient häufig der Selbstberuhigung und ist ein deutliches Signal: „Ich fühle mich unwohl oder brauche gerade Halt.“ Wenn ich so etwas bei einem Klienten beobachte, weiß ich: Wir müssen mindestens einen Schritt zurückgehen. Es braucht dann Rückversicherung, Bestätigung oder einfach Raum, um Sicherheit zu schaffen.

Ein weiterer Mythos, der durch Fernsehserien und Ratgeber befeuert wurde, betrifft die Blickrichtung beim Sprechen. Die verbreitete Annahme: Wer beim Reden nach rechts oben schaut, lügt. Hintergrund dieser Theorie ist die Vorstellung, dass kreatives Denken in der rechten Gehirnhälfte stattfindet – und ein Blick nach rechts daher für „ausgedachte“ Inhalte steht.

Ganz falsch ist das nicht: Die Blickrichtung kann tatsächlich Hinweise auf Denkprozesse geben. Doch sie ist kein Beweis für Lüge oder Wahrheit. Im Gegenteil: Viele Menschen schauen nach rechts oben, wenn sie nach Worten suchen oder Formulierungen bewusst wählen – also, wenn sie sich Mühe geben, klar zu kommunizieren. Im Kapitel „Was dir die Augen verraten“ findest du dazu viele spannende Informationen – inklusive eines aufschlussreichen Selbsttests. Es lohnt sich, dort reinzuschauen.

Und noch ein kleiner Exkurs – dieses Mal zum Thema trockener Mund: Viele glauben, dass Lippenlecken hilft, wenn der Mund trocken ist. Vielleicht hast du es auch schon oft bei dir selbst beobachtet – und gemerkt: Es bringt kaum etwas. Was dagegen tatsächlich hilft: Mit der Zunge leicht über die Zähne zu fahren. Warum? Unsere Zähne sind relativ rau – das registriert das Gehirn sofort und reagiert mit verstärkter Speichelproduktion, um sie zu schützen. Der Effekt tritt schnell ein – und ganz nebenbei wirkt diese Bewegung deutlich unauffälliger als das Lecken über die Lippen.

Letzteres wird übrigens in der Körpersprache häufig mit Stress, Unsicherheit, Täuschung oder sogar sexueller Anziehung in Verbindung gebracht – je nach Kontext. Auch hier gilt: Ein einzelnes Signal ist kein Beweis – aber ein wertvoller Hinweis.

FAZIT

Wenn du Körpersprache wirklich verstehen willst, brauchst du mehr als einfache Rezepte und starre Interpretationen. Du brauchst ein geschultes Auge, Geduld – und die Bereitschaft, genau hinzuschauen, bevor du bewertest.

Denn Körpersprache ist kein starres System, sondern ein lebendiger Ausdruck dessen, was in uns vorgeht.

KAPITEL 3

BASELINING UND EIGENWILLIGES VERHALTEN

„Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.“

LAO-TSE

Ich habe wirklich alles versucht, um eine passende deutsche Übersetzung für den Begriff„Baselining“ zu finden – sogar überlegt, ein eigenes Wort zu erfinden. Aber nichts davon hat sich stimmig oder treffend genug angefühlt. Deshalb habe ich mich entschieden, beim englischen Original zu bleiben.

„Baseline“ bedeutet wörtlich übersetzt „Grundlinie“. In der Körpersprache bezieht sich der Begriffauf das typische, individuelle Verhaltensmuster eines Menschen in einem neutralen oder entspannten Zustand. Diese persönliche Baseline ist ein wichtigter Ausgangspunkt, um nonverbale Signale später richtig einordnen zu können.

Wir Menschen verhalten uns nicht immer gleich, sondern situationsabhängig. Doch bestimmte Gesten, Haltungen oder Bewegungsmuster wiederholen sich – sie sind Teil unserer individuellen „Grundausstattung“. Baselining bedeutet, diese Muster zu erkennen und zu dokumentieren, um Abweichungen von ihnen gezielt wahrnehmen und interpretieren zu können.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Baseline: Ich gestikuliere beim Sprechen leidenschaftlich und mit großer Energie – und das, obwohl ich offiziell keine italienischen Wurzeln habe. Dieses lebhafte Gestikulieren ist typisch für mich. Wenn ich hingegen plötzlich mit verschränkten Armen dasitze und kaum noch Handbewegungen mache, wäre das eine signifikante Abweichung – und möglicherweise ein Hinweis auf Anspannung, Ablehnung oder Konzentration.

Auch sogenannte Barrieren-, affektive und selbstberuhigende Gesten zählen zu den Grundmustern einer Person. Ob jemand z. B. in Stresssituationen die Hände faltet, an seinem Ärmel zupft oder sich über die Oberschenkel streicht, ist individuell verschieden. Stress zeigt sich immer – aber wie genau er sich zeigt, ist bei jedem Menschen einzigartig. Nur wer die Baseline kennt, kann solche Mikroveränderungen erkennen und sinnvoll deuten.

EIN WISSENSCHAFTLICHER BLICK AUF DAS BASELINING:

Die Methodik des Baselining stammt ursprünglich aus der Verhaltensanalyse und kriminalistischen Befragungstechnik. Insbesondere im Behavioral Profiling (Verhaltensprofiling) und der Verhandlungspsychologie wird Baselining eingesetzt, um Täuschung, Unsicherheit oder Unstimmigkeiten zu erkennen.

Der renommierte ehemalige FBI-Agent Joe Navarro, der über viele Jahre Spionageabwehr und Körpersprache trainiert hat, beschreibt Baselining als eine der wichtigsten Voraussetzungen für verlässliche Interpretation nonverbaler Signale. Auch in der wissenschaftlichen Literatur zur nonverbalen Kommunikation – etwa bei Paul Ekman oder David Matsumoto – wird betont:„Ein Signal hat nur dann Bedeutung, wenn es eine Abweichung vom typischen Verhalten darstellt.“

WIE DU DIE BASELINE EINES MENSCHEN ERKENNST:

Eine gute Methode, um die Baseline deines Gegenübers zu erfassen, ist offene, unverfängliche Kommunikation. Stelle Fragen, die Raum für persönliche Antworten lassen – am besten in einer lockeren Atmosphäre.

Diese Fragen können banal erscheinen, sind aber Gold wert:

„Was war dein schönster Urlaub?“

„Was ist dein Lieblingscafé in der Stadt?“

„Was machst du am liebsten an einem freien Tag?“

„Erzähl mal: Welcher Film hat dich zuletzt richtig beeindruckt?“

Achte während der Antworten genau auf Stimme, Mimik, Gestik, Haltung, Tempo, Augenbewegungen und Körperkontakt zur Umgebung. Diese Verhaltensweisen bilden – bewusst oder unbewusst – das individuelle Basisverhalten dieser Person.

Das mag am Anfang herausfordernd wirken, aber mit ein wenig Übung wird es bald intuitiv. Und das Beste: Wenn du später Veränderungen wahrnimmst, kannst du sie kontextualisieren, statt vorschnell zu interpretieren.

In Kombination mit der S.E.H.E.N.-Technik, die du in Kapitel 7 kennenlernen wirst, wirst du lernen, Menschen präzise, empathisch und effektiv zu lesen – und deine eigene Wirkung gezielter zu steuern.

Damit du Baselining in der Praxis gezielt anwenden kannst, findest du hier eine kompakte Übersicht über die wichtigsten Beobachtungsbereiche und worauf du dabei achten solltest:

INFOBOX:

SO ERKENNST DU DIE BASELINE EINES MENSCHEN

BEOBACHTUNGSBEREICHWAS IST „NORMAL“?WICHTIGE FRAGEN BEIM BEOBACHTENMIMIKWie oft und wie stark zeigt die Person Emotionen im Gesicht?Zuckt eine Augenbraue? Lächelt sie schnell oder langsam?GESTIKNutzt sie viele oder wenige Handbewegungen beim Sprechen?Gibt es auffällige Bewegungen? Verschränkt sie oft die Arme?STIMME & SPRECHWEISE Wie klingt die Stimme? (Tempo, Lautstärke, Tonhöhe)Spricht sie schnell oder ruhig? Betonung? Lauter beim Aufregen?KÖRPERHALTUNGSteht/sitzt sie aufrecht oder eher locker?Wie verändert sich das, wenn sie über ein anderes Thema spricht?AUGENBEWEGUNG Wie oft und wohin schaut die Person beim Denken/Sprechen?Bleibt der Blickkontakt stabil oder flüchtet er oft?BERÜHRUNGEN/SELBSTKONTAKTSpielt sie mit Schmuck, Haaren oder Kleidung?Macht sie das nur unter Stress oder auch im Normalzustand?

KAPITEL 4

WARUM WIR HANDELN, WIE WIR HANDELN –

EIN BLICK HINTER DIE FASSADE

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“

– IMMANUEL KANT

Laut einer Studie des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) fühlen sich rund 42 % der in Deutschland lebenden Menschen einsam. Auf der einen Seite sind wir durch technische Errungenschaften und das Internet vernetzter denn je – auf der anderen Seite gab es noch nie so viele Menschen, die sich isoliert, missverstanden und innerlich leer fühlen.

Dieser scheinbare Widerspruch ist sinnbildlich für unsere Zeit. Und genau darin liegt eine große Chance: Wir können unser Verständnis für menschliches Verhalten vertiefen und dadurch lernen, besser mit uns selbst und anderen umzugehen.

ZWEI PSYCHOLOGISCHE GRUNDWAHRHEITEN

Was ich in all den Jahren als Consultant, Coach, Trainerin und Therapeutin gelernt habe – und durch viele eigene Erfahrungen im Leben selbst – ist dies: Es gibt zwei tiefe Wahrheiten über uns Menschen, die immer zum Vorschein kommen, wenn man hinter die Fassade blickt:

1. Jeder trägt sein Päckchen.

Auch wenn wir es nicht immer sehen, jeder Mensch kämpft seinen eigenen Kampf mit sich selbst. Was nach einer Phrase klingt, ist psychologisch belegbar: Studien zeigen, dass emotionale Verletzungen in der Kindheit und Jugend (wie Vernachlässigung, Abwertung oder Überforderung) langfristige Spuren im Gehirn hinterlassen – besonders in Bereichen wie dem limbischen System (Emotionen) oder präfrontalen Kortex (Entscheidungsfindung, Empathie). Trotzdem präsentieren wir uns oft nach außen stark, souverän oder sogar unantastbar – insbesondere in sozialen Medien. Wir posten Highlights statt Tiefpunkte, Lächeln statt Tränen. Das Resultat: eine kollektive Fassade, hinter der sich viele verstecken – während sie sich gleichzeitig nach echter Verbindung sehnen.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Evolutionsbiologen wie Robin Dunbar gehen davon aus, dass die ideale Gruppengröße für das menschliche Gehirn bei ca. 150 Personen liegt – also in etwa der Größe eines Urzeit-Stammes. Die Zugehörigkeit zu dieser sozialen Gruppe war überlebenswichtig. Ablehnung bedeutete Isolation – und Isolation konnte den Tod bedeuten.

Diese Urprogramme sind nach wie vor aktiv. Sie beeinflussen unser Verhalten auf tiefster Ebene – auch wenn wir das nicht immer bewusst wahrnehmen.