Die Macht der Menschenbilder - Jasmin Eifler - E-Book

Die Macht der Menschenbilder E-Book

Jasmin Eifler

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Beschreibung

Mit "Die Macht der Menschenbilder" begründet das "Forum Theologie & Gemeinde" eine neue Reihe - die "Beiträge zur systematischen Theologie". Aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, befasst sich diese Reihe mit den Grundlagen unseres christlichen Glaubens. In dem hier vorliegenden Band geht es um den Menschen und seine Stellung vor Gott. Die Autoren spüren verschiedenen Fragen nach: Wie kann "theologische" Anthropologie gestaltet werden? Wie sieht die Beziehung zu Gott aus bzw. wie ist sie zu denken? Was bedeutet eigentlich die Gottesebenbildlichkeit für den Menschen? Ist eine Unterteilung des Menschen in zwei bzw. drei Teile (Dichotomie/Trichotomie) biblisch? Unser Denken über den Menschen bestimmt unser Handeln mit dem Menschen - sowohl als Gegenüber wie auch auf uns selbst bezogen. Hier spielen Einflüsse z. B. durch Erziehung oder theologische Prägungen eine entscheidende Rolle. Diese gilt es zu erkennen und zu benennen. Dazu wollen die Autoren von "Die Macht der Menschenbilder" einen wesentlichen Beitrag leisten.

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Forum Theologie & Gemeinde

Systematisch-theologische Beiträge

Band 4

theologisch kompetent – praktisch relevant

Die Macht der Menschenbilder

Beiträge zur theologischen Anthropologie

Herausgegeben vom Forum Theologie & Gemeinde des BFP

mit Beiträgen von

Jasmin Eifler, Katrin Halder, Rüdiger Halder

und Stefanie Dietrich

© 2012 Copyright Forum Theologie & Gemeinde (FThG)

im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR, Erzhausen

2., leicht ergänzte Ausgabe Herbst 2012

Bibelstellen sind, wenn nicht anders angegeben, der Revidierten Elberfelder Bibel, © 1985/1991/2006 SCM R.Brockhaus, Witten, entnommen.

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen in Form von Kopien einzelner Seiten oder Ausdrucken einzelner Abschnitte (digitale Version) sind nur für den privaten Gebrauch bzw. innerhalb einer Ortsgemeinde gestattet. Alle anderen Formen der Vervielfältigung (Mikrofilm, andere Verfahren oder die Verarbeitung durch elektronische Systeme) sind ohne schriftliche Einwilligung durch das Forum Theologie & Gemeinde nicht gestattet.

Lektorat: Daniel Aderhold, admida-Verlagsservice, Erzhausen

Layout u. Umschlag: Daniel Aderhold, admida-Verlagsservice, Erzhausen

Realisierung E-Book: Stefan Böhringer, eWort, Regenstauf

Druck: Breitschuh & Kock, Kiel

ISBN der Printausgabe: 978-3-942001-66-3

ISBN der E-Book-Ausgabe: 978-3-942001-22-9

Bestell-Nr. buw031

Forum Theologie & Gemeinde (FThG)

Vorwort

Mit diesem vorliegenden Band begründet das „Forum Theologie & Gemeinde“ eine neue Reihe – die Beiträge zur systematischen Theologie. Nun kann das Nachdenken über Gott und die Welt dazu verleiten, in der Theorie stecken zu bleiben. Hier scheint mir die systematische Theologie in besonderer Weise anfällig, geht es in dieser Disziplin doch darum, Grundverständnisse christlichen Glaubens zu erarbeiten. Natürlich ist eine Ausgangsbasis für weitere Überlegungen unerlässlich. Aber diese Ergebnisse dürfen nie von der Praxis, den Anforderungen des Alltags, lösgelöst sein.

Dieser Spannung zwischen Theorie und Praxis sind die Autoren nicht aus dem Weg gegangen. So ist mit „Die Macht der Menschenbilder“ eine Sammlung von Beiträgen gelungen, die zu Recht nach der Stellung des Menschen zu Gott, aber auch zu seiner Umwelt und zu sich selbst fragen. Dass wir als Christen unser Leben von Gott her verstehen wollen, unser Leben nach ihm ausrichten (wollen), steht außer Frage. Daher scheint es dem einen oder anderen müßig, sich über den Menschen Gedanken zu machen. Sollte es nicht vor allem darum gehen, Gott immer besser zu verstehen? Und stellt nicht schon David in Psalm 8,5 fest: „Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du dich um ihn kümmerst?“ Allerdings kommt er im nächsten Satz zu der Aussage: „Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn.“ (V. 6)

Alleine schon in diesen beiden Aussagen finden sich, wenn sie jeweils separat verstanden und betont werden, zwei unterschiedliche Bilder des Menschen. Ist der Mensch nicht weiter bedenkenswert? Oder ist er nur „wenig geringer … als Engel“? Oft haben wir aufgrund von Prägung und Erfahrung hier keine Balance, sondern eine Schlagseite – zur einen oder anderen Richtung. Und so kann es vorkommen, dass unsere „Menschenbilder“ die Macht haben, uns in unserem Umgang mit anderen Menschen zu beeinflussen. Wer einmal darüber ins Nachdenken kommt (und auch die Demaskierung falscher Menschenbilder zulässt), muss erkennen, dass ihn sein Menschenbild darin beeinflussen wird, wie er den Menschen um sich herum begegnet. Hier spielen Einflüsse z. B. durch Erziehung oder theologische Ansichten eine entscheidende Rolle.

Das kann soweit gehen, dass ich in der Begegnung mit anderen Christen in meinen Erwartungen derart festgelegt bin, dass ich Fehler und Versagen nicht verstehen kann – je nach dem, wie mein Verständnis über das „Neuwerden“ des Menschen bei der Wiedergeburt ist. Hier ist es vor allem Rüdiger Halder in seinem Beitrag über die Gottesebenbildlichkeit des Menschen zu verdanken, dass die verschiedenen Aussagen der Bibel reflektiert und ausgleichend zu Wort kommen.Die Korrektur und Auflösung von Einseitigkeiten kann nur geschehen, wenn wir aus der Beziehung zum lebendigen Gott leben. Wir sind eingeladen, im „Kreislauf der Liebe“ zu leben – Kernaussage des Beitrags von Jasmin Eifler und Kathrin Halder. Mit dem letzten Beitrag von Stefanie Dietrich, geschieht eine ausführliche Beleuchtung der theologischen und praktischen Erwägungen im Hinblick auf die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer Einteilung des Menschen in Leib, Seele und Geist.

Mit dieser Veröffentlichung „Die Macht der Menschenbilder“ ist ein wesentlicher Beitrag zu einem Ausschnitt der systematischen Theologie geschehen. Dass dies nicht abschließend geschehen kann, versteht sich fast von selbst, ist doch der Mensch von Gott her wunderbar gemacht – und damit in seinem Handeln und Wirken komplex, manchesmal sogar für uns selber unverständlich. Deshalb lädt dieser Band zur Diskussion ein und ermutigt zugleich zur weiteren Arbeit.

Daniel Aderhold

Mitglied im Leitungskreis

Forum Theologie & Gemeinde

Teil I: Wozu eine christliche Lehre vom Menschen?

Die Frage nach dem Sinn einer theologischen Anthropologie

Rüdiger Halder

1 Einführung

Hand aufs Herz, wer hat sich nicht schon einmal gefragt: Wer bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Die Frage nach dem Sein, nach Zielen und nach einer Bestimmung ist keine Frage, die sich z.B. ein Huhn stellt. Ein Huhn fragt nicht: Warum bin ich ein Huhn? Welchen Sinn hat es, wenn ich jeden Tag ein Bio-Ei lege? Ein Huhn weiß auch nicht um den Unterschied zwischen sich und den anderen Hühnern, zwischen der Hühnerleiter und sich selbst. Ein Huhn sagt auch nicht: „Ich muss jetzt meine eigene Identität finden in dem Hühnerstall.“ Es strebt kein Selbstfindungsprozess an. Nein, die Frage nach dem Sinn, nach Zielen und nach einer Bestimmung ist alleine die Frage des Menschen. Und diese Fragen entspringen nicht aus einer Laune oder gar Langeweile. Es sind Fragen, die im Wesen des Menschen verankert sind. Sie gehören nicht nur zu seinem Wesen dazu, vielmehr sind sie für ihn lebenswichtig. Warum? Weil es sind die Sinnfragen sind, die letztlich zur Gottesfrage führen. Die Fragen nach dem wer, was, woher und wohin münden vielfach in die Suche nach Gott. Aus diesem Grund bieten die Fragen nach dem Menschen einen Anknüpfungspunkt für das Überbringen der guten Nachricht.

Der Mensch, und gerade der postmoderne Mensch, leidet unter einer Identitätslosigkeit. Die wissenschaftlichen Anstrengungen, den Menschen verstehen zu wollen, enden in einer Vielzahl von Widersprüchen, welche zu einer allgemeinen Verunsicherung führen. Kubsch bemerkt hierzu:

Unsere Nachbarn leiden unter den Widersprüchen, die ein Leben ohne Bindung an Gott auslöst, sie werden durch einen Identitätsverlust regelrecht zerrissen. Diese Unruhe nutzt Gott, um die Menschen in ein Gespräch zu verwickeln. Gott fragt leise: „Adam und Eva, wer seid ihr?“1

Was also kann wichtiger sein, als diesen Menschen einen Horizont zu eröffnen, in dem sie erkennen, dass ihr Leben einen Sinn hat, dass sie nicht zufällig hier sind, sondern dass eine Bestimmung über ihrem Leben liegt.

Nun mag ein Christ überzeugend sagen: „Ok, dass ist alles richtig und gut, aber ein Christ hat ja die Antwort bereits gefunden: ‚Der Sinn des Lebens besteht darin, Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben; Gottes Gebote zu halten und mit Gott in Gemeinschaft zu leben. Von daher geht es nun darum, Gottes Willen stets zu erkennen und ihn zu befolgen.‘“ Aber mal ehrlich: Eine solche Aussage kann zwar wahrscheinlich jeder Christ unterschreiben, doch so einfach ist es nicht. In Wirklichkeit haben die oben aufgezeigten Fragen nicht aufgehört. Was sich wohl verändert hat, ist, dass die Fragen nun „richtig“ gestellt werden. Die eigentliche Frage lautet nämlich nicht z.B. „Wer bin ich?“, sondern „Wer bin ich vor Gott?“ Die Antwort auf diese Frage ist alles andere als abgeschlossen, abstrakt und lebensfern. Vielmehr haben wir darin auch als Christen einen Weg zu beschreiten. Anfang und Ziel sind das eine, aber die Fragen: „Welchen Weg gehe ich als Christ darin?“ und „Wie gestaltet sich der Weg eines Christen?“ ist eben das andere.

Die Frage nach dem Menschen ist zudem eine biblische Frage. Schon immer unterlagen die Menschen der Begrenzung ihrer Worte, wenn es darum ging, Prozesse, Wahrnehmungen oder Erkanntes zu beschreiben. Nicht zuletzt stellte die Frage nach dem Menschsein schon in der damaligen Zeit ein Geheimnis dar, welches versucht wurde, zu ergründen. Hiob und der Psalmist konnten demnach vor ihrem Gott nicht anders stehen, als zu fragen: „Was ist der Mensch?“(Ps 8,5)

Innerhalb der Gemeinde fragt man möglicherweise weniger nach dem Menschen an sich, als vielmehr nach: „Was ist ein Christ?“ Die sonntäglichen Predigten sind voll von der Frage, wie sich ein richtiger Christ zu verhalten und sein Leben zu gestalten hat. Es wird – zumeist mit biblisch-abstrakten Begriffen – über den wiedergeborenen Menschen gepredigt. Doch was ist ein wiedergeborener Mensch, was hat sich mit der Wiedergeburt konkret verändert? Wie ist das „Neue“, das „geworden ist“ konkret zu benennen? Wie hat man sich das sogenannte „in Christus“ oder „Christus in mir“ vorzustellen? Diese Fragen bleiben häufig unkonkret, abstrakt, kananäisch-schwammig oder völlig einseitig betrachtet im Raum stehen. Fakt ist: Jede Predigt, Bibelarbeit und christliche Lehre ist neben dem Gottesbild in einer vielfältigen – alle Bereiche umfassenden Art und Weise – von Menschenbildern durchdrungen, die das Denken und Handeln eines Christen beeinflussen und ihm dadurch das Leben leicht oder schwer machen können.

Ebenso zeigt ein kurzer Blick auf den christlichen Buchmarkt, wie relevant die Frage nach dem Christsein zu sein scheint. So betont Joyce Meyer: „Du darfst du selbst sein.“ Derek Prince fragt: „Wer bin ich?“ Oder David Hocking: „Identität, wie finde ich sie?“ Anderson hat einen Studienführer herausgegeben zum Thema „Neues Leben- neue Identität“. Dobson will wissen: „Wie werde ich eine Persönlichkeit?“ Andreas Herrmann gibt Ratschläge zu einem erneuerten Denken. Rudolf Seiß denkt über die Freiheit und Identität des Christen nach. Und Ray Burwick meint, „Du bist besser als du denkst“.

Wozu eine christliche Lehre vom Menschen? Sicherlich nicht, um fertige Antworten zu präsentieren! Es geht in einem ersten Gedanken darum, dass wir es als Kinder Gottes „wert“ sind, dass wir über unsere Stellung vor Gott, über unser Geschöpf-Sein, nachdenken. Es geht darum zu erkennen, dass es von Gott erwünscht, ist mit ihm zusammen die Wer-, Was,- Woher- und Wohinfragen immer wieder zu bewegen, um unserer Stückwerkerkenntnis zu erweitern. Die christliche Lehre vom Menschen zeigt auf, dass es – z.B. im Falle einer Predigt über den rechten Christen – sinnvoll ist, über das Bild, welches wir vom (Christen-) Menschen besitzen, nachgedacht zu haben. Denn wie im weiteren Verlauf immer deutlicher werden wird, sind Menschenbilder nicht einfach nur eine abstrakte ideologische Vorstellung. Vielmehr liegt ihr eine Macht zugrunde. Und das Erkennen dieser Macht, wird uns u.a. mehr und mehr aufhorchen lassen, warum eine theologische Anthropologie von Nöten ist.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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