9,99 €
Was uns die Runen auch heute noch sagen können Runen gehören zu den stärksten Wahrsage- und Kommunikationswerkzeugen, die wir besitzen. Einst in Stein, Knochen, Metall oder Holz geritzt, um mit dem Universum in Kontakt zu treten, sich Rat zu holen und in die Zukunft zu blicken, können sie uns auch im modernen Alltag die Hilfe geben, die wir so dringend benötigen. Jeder Rune ist ein Laut, eine Resonanz zugeordnet, die uns mit der Magie um uns herum verbindet. Wenn du dieses Buch zur Hand nimmst, tauchst du in die Energien der urtümlichen nordischen Landschaft ein und lernst mehr über die altnordischen Mythen, die mit den Runen in Verbindung stehen. Du erfährst alles zur Bedeutung der 24 Runen des Älteren Futhark und wie man mit ihnen arbeitet: zum Beispiel, wie man Runen für ein Orakel wirft, Runenzauber wirkt und sein eigenes Runenset gestaltet. So kannst du die uralte Macht und Weisheit der Runen für dich nutzen, um deine Kraft, deine Kreativität und deine Freude zu entfalten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 221
Veröffentlichungsjahr: 2023
Richard Lister
Nutze die Kraft der alten Zauberzeichen für deinen Alltag
Aus dem Englischen von Marion Zerbst
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Was uns die Runen auch heute noch sagen können
Runen gehören zu den stärksten Wahrsage- und Kommunikationswerkzeugen, die wir besitzen. Einst in Stein, Knochen, Metall oder Holz geritzt, um mit dem Universum in Kontakt zu treten, sich Rat zu holen und in die Zukunft zu blicken, können sie uns auch im modernen Alltag die Hilfe geben, die wir so dringend benötigen. Jeder Rune ist ein Laut, eine Resonanz zugeordnet, die uns mit der Magie um uns herum verbindet.
Wenn du dieses Buch zur Hand nimmst, tauchst du in die Energien der urtümlichen nordischen Landschaft ein und lernst mehr über die altnordischen Mythen, die mit den Runen in Verbindung stehen. Du erfährst alles zur Bedeutung der 24 Runen des Älteren Futhark und wie man mit ihnen arbeitet: zum Beispiel, wie man Runen wirft, Runenzauber wirkt und sein eigenes Runenset gestaltet. So kannst du die uralte Macht und Weisheit der Runen für dich nutzen, um deine Kraft, deine Kreativität und deine Freude zu entfalten.
Widmung
einführendes Zitat
Vorwort
Einleitung
Warum ich eine besondere Vorliebe für Runen habe – und warum es dir genauso gehen könnte
Was bringt dir dieses Buch?
Teil I: Die Magie der altnordischen Welt
1. Die nordische Überlieferung
Die nordische Weltsicht
Die neun Welten des alten Nordens
Die magischen Wesen
Die nordischen Götter
Die verborgene Welt der Runen
2. Nordische Magie
Magische Konzepte altnordischen Denkens
Magie und Energiearbeit im hohen Norden
Die Magie der Runen
Teil II: Die Runen
3. Wörter, Laute und Bedeutungen
Wörter
Fehu
Uruz
Thurizaz
Ansuz
Raido
Kenaz
Gebo
Wunjo
Hagalaz
Nauthiz
Isaz
Jera
Eihwaz
Peroth (Perthro)
Algiz
Sowolio
Tiwaz
Berkanan
Ehwaz
Mannaz
Laguz
Ingwaz
Othala
Dagaz
Die leere Rune
Teil III: Wie man mit Runen arbeitet
4. Runen lesen
Wie man Konzentration aufbaut
Runenorakel
Runen anhand von Tarot-Legesystemen lesen
5. Runenzauber
MM_03_05_001
MM_03_05_004
MM_03_05_008
Wie geht es jetzt weiter?
Vertiefe deine Runenerfahrung
Informationsquellen
Bücher und Texte
Musik
Die skandinavische Welt
Und zu guter Letzt noch eine Warnung
Anmerkung des Autors
Dank
Dieses Buch ist dem Gott der Könige gewidmet, dem Wanderer, dem Wütenden, Herrn Mittwoch: Odin.
Leanne und Sarah danke ich mit dieser Widmung für ihre Ermutigung und ihr begeistertes Engagement.
Außerdem widme ich dieses Buch meiner wunderbaren Frau Lisa, ohne deren ständige Beratung und Unterstützung es niemals entstanden wäre.
Während du in deinem sicheren Zuhause sitzt,
umgeben von Frieden, Komfort
und all den Annehmlichkeiten der Zivilisation,
erinnerst du dich, Leser, an die Energien früherer Zeiten?
Steigen Erinnerungen an früher in dir auf, als dein Leben noch von Kraft und Leidenschaft erfüllt war?
Selbst jetzt, nach Hunderten von Jahren,
schimmern und strahlen sie immer noch im Glanz der Mitternachtssonne
oder verdunkeln sie sich, wie Blutflecken in den Annalen der Geschichte?
Kann dein Geist, von Schlaf und Delirium erlahmt,
deine Seele zu den Freuden und Schmerzen der Vergangenheit zurückführen?
… Dann folge mir.
Ich werde dich auf diesem Weg geleiten.
Obwohl …
Dein Herz wird dich besser führen als ich.
Darauf verlasse ich mich, und so wollen wir nun beginnen.
Zacharias Topelius, Fältskärns berättelser 1856–1867
(ins Englische übersetzt von Richard Lister)
Ich möchte hier von vornherein klarstellen, dass dieses Buch ein Leitfaden ist, der auf meinen eigenen Studien, persönlichen Praktiken und Erfahrungen beruht. Also arbeite einfach mit diesen Anleitungen und wachse innerlich daran, so wie es sich für dich gut anfühlt. Fülle die Lücken meines Buches mit deiner eigenen Kraft und Erfahrung.
Was ich dir hier vermitteln möchte, ist eine Beziehung zu den Runen, damit du mit ihnen arbeiten kannst – mit jenen Runen, die schon seit Jahrtausenden zum Zweck der Kommunikation, Zukunftsschau und Heilung verwendet werden. Nutze sie als Weg, um Zugang zu deiner Kraft, Kreativität und Freude zu finden. Nutze sie, um zu erkennen, dass unser Verhalten einfach nur durch soziale Konditionierung geprägt ist und nichts dagegenspricht, die Spielregeln ein bisschen abzuändern. Ich möchte dich an dieser Stelle sogar ausdrücklich dazu ermutigen! Erlaube dir, das großartige, eigenständige menschliche Wesen zu sein, als das du geboren wurdest!
Zunächst einmal möchte ich mich dir vorstellen. Du sollst meine persönlichen Neigungen und Vorlieben kennenlernen und wissen, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin, und warum es dir etwas bringen kann, dein Vertrauen und deine Energie in meine Botschaften zu setzen.
Ich bin ein Mann, in Kent (England) geboren und aufgewachsen, knapp zwei Meter groß und ziemlich kräftig. Ich trage einen Bart und war in den letzten 15 Jahren meistens als Wikinger gekleidet. Das »Wikingertum« liegt mir förmlich im Blut: Meine Vorfahren stammen von den Normannen ab, und von dort aus geht meine Abstammungslinie noch weiter zurück bis zu den norwegischen Wikingern von Göngu-Hrólfr (Rollo).
An der Universität entdeckte ich das »Heidentum«, und es fühlte sich gut an – in gewisser Weise erinnerte es mich an früher. So bin ich zu den Runen gekommen.
Eines Nachts befand ich mich in einem heidnischen Camp auf einem Feld inmitten eines alten Waldes. Die meisten Leute waren schon schlafen gegangen; nur die ganz Unverwüstlichen saßen noch am Lagerfeuer.
Was ich jetzt zu erzählen habe, hört sich vielleicht seltsam an, aber es ist tatsächlich passiert. Also sag nichts, sondern hör mir einfach zu.
Plötzlich erlebte ich eine Vision: Eine Gottheit stand vor mir in den Flammen und sagte, ich solle die Medizin und die Heiltechniken meiner Vorfahren erlernen, um der Menschheit besser dienen zu können. Dieser Gott hatte nur ein Auge und hielt einen Speer in der Hand: Odin, der nordische Götterkönig, Gott des Krieges und der schamanischen Heilkunst.
Ich war zutiefst erschüttert. Nach dieser Vision starrte ich gefühlt noch stundenlang ins Feuer, bevor ich mich in mein Zelt zurückzog.
Das war der erste von vielen Besuchen Odins; und seit dieser ersten Vision haben sich auch zwei Raben – Hugin und Munin – oft bei mir eingefunden, um dafür zu sorgen, dass ich dem Ruf auch wirklich folge.
Um es ganz klar zu sagen: Wenn Odin spricht, höre ich zu.
In den letzten 15 Jahren habe ich mich also der Heilkunst verschrieben. Und zwar in all ihren Formen: Ich habe in der Notaufnahme eines Krankenhauses gearbeitet, mich zum Krankenpfleger und Yogalehrer ausbilden lassen, die uralten Praktiken des Ayurveda und der Massage erlernt und mich mit NLP, Psychologie und Traumaheilung beschäftigt; außerdem habe ich während dieser ganzen Zeit täglich mit Runen gearbeitet und mich von ihrer Weisheit, Heilkunst und Magie inspirieren lassen – sowohl in meiner persönlichen Praxis als auch bei meiner Arbeit mit Klienten. Und warum? Weil Runen uns genau die richtige Medizin für unsere heutige Zeit bieten.
Runen sind keine Wahrsager, sondern Wegweiser. In einer Welt, in der wir uns unserer Macht beraubt fühlen, geben sie uns diese Macht wieder zurück: die uralte Fähigkeit, in die Nebel der Zukunft zu blicken, uns selbst zu helfen und zu heilen und/oder die Selbsterkenntnis zu erlangen, die man braucht, um die richtige Richtung/den richtigen Menschen/die richtige Hilfe zu finden.
Man könnte also sagen, dass Odin mich auf diesen Weg geführt hat. Odin hat mich dazu gebracht, dieses Runenbuch zu schreiben, um dir zu helfen, damit auch du dich – genau wie ich – an die Magie, Heilkunst und persönliche Macht erinnerst, die in den Runen steckt.
Danke, Odin.
Bevor das Christentum in den hohen Norden kam – in einer Zeit, als die Menschen auf dem rauen, kargen Boden der gefrorenen Fjorde ein hartes Dasein fristeten –, wurde Macht in Stein geritzt. Diese Macht wurde den Menschen von den Göttern und Göttinnen verliehen, damit sie mit ihrer Hilfe kommunizieren, zaubern, die Zukunft voraussagen und ihrem Leben ein Denkmal setzen konnten.
Diese Macht kam in Form von Runen zu uns.
Runen sind Linien, die in Stein, Knochen, Metall oder Holz eingeritzt wurden, um uns Energie und bestimmte Bedeutungen zu vermitteln. Diese uralten Sigillen – mystische Linien und Symbole – gibt es in ganz Skandinavien; sie wurden aber so häufig verwendet, dass sie sich im Lauf der Zeit über Frankreich bis zum Mittelmeer, über ganz Großbritannien und manchen Quellen zufolge sogar bis nach Kanada ausgebreitet haben.
Anfangs waren diese Runen ziemlich einfach und stellten Elemente aus dem Umfeld ihrer Benutzer dar: wilde Tiere, die die einsamen Wälder durchstreiften; Dornen, die einem das Fleisch zerrissen; Holz, das langsam wuchs. Gemeinschaft, Familie, Jahreszeiten und Elemente – all das ist in den Formen und Symbolen der vor 1700 Jahren verwendeten ältesten Runen eingefangen, dem Älteren Futhark.
So wie wir die Aufeinanderfolge unserer Buchstaben als »Alphabet« bezeichnen, wird die Runenreihe »Futhark« genannt.
Unser Alphabet trägt diesen Namen, weil der erste Buchstabe auf Griechisch Alpha (»A«) und der zweite Beta (»B«) heißt: Alphabet. Für das Futhark gilt genau das Gleiche: Dieses Wort besteht aus den Lauten der ersten sechs Runensymbole.
F, U, Th, A, R und K: Futhark.
Im Lauf der Zeit veränderten sich die Menschen – und die Runen mit ihnen. In Europa gab es unterschiedliche Varianten des Runenalphabets, die aus den Interaktionen der verschiedenen europäischen Völker mit der Natur, den Göttern und der kosmischen Energie entstanden sind. Da es verschiedene Sprachen gab, mussten die Runennamen an die Laute angepasst werden, die die Menschen hörten und sprachen. In Skandinavien wurde aus dem Älteren das Jüngere Futhark, eine kleinere Runenreihe mit abstrakteren Inhalten. In Britannien hatten die Sachsen, Angeln, Jüten und Northumbrier jeweils eigene Runenlieder, und in Northumbrien gab es sogar noch zusätzliche Runen. Die Dänen und Balkanvölker hatten wiederum andere Vorstellungen von der Botschaft der Runen. Trotzdem wurden Runen nach wie vor zur Kommunikation und Wahrsagerei verwendet, man bezog daraus Ratschläge und Hilfestellung und kombinierte sie zu Runenzaubern.
Als sich dann das Christentum auf der Welt ausbreitete, veränderte sich die Form der Gottesverehrung. Auch Buchstaben wurden jetzt auf andere Weise hergestellt als früher, und die mächtigen Runensteine begannen, Moos anzusetzen. Ihre Energie versank in einem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf. Königreiche entstanden und gingen wieder unter, Kriege wüteten, und die Gesellschaft veränderte sich. Immer noch schlummerte die Energie der Runen vor sich hin; nur in ein paar abgelegenen Regionen war sie noch lebendig.
Doch inzwischen beginnen die Menschen wieder, mit Runen zu arbeiten, und ihre Kraft erwacht zu neuem Leben. Ihre Energie fließt allmählich wieder durch das Land und die Menschen hindurch. Der Auerochse und der Held finden ihren Platz in einer neuen Welt.
In diesem Buch beschreibe ich die uralten Namen, Laute und energetischen Muster des Älteren Futhark. Ich habe dieses Muster der Runenenergie als Thema für mein Buch gewählt, weil moderne Menschen sich von seinen Klängen angesprochen fühlen und weil es in Norwegen, Schweden und dem Norden Großbritanniens viele Runensteine gibt, die man besichtigen und sogar anfassen kann.
Bei der Lektüre dieses Buches solltest du daran denken, dass die Runenenergien, denen du auf diesen Seiten begegnen wirst, sehr alt sind und unbedingt wieder zu einem Teil unserer Welt werden möchten. Sie dürsten förmlich danach, benutzt zu werden, aktiv und wie früher vom Puls der vitalen Lebensenergie erfüllt zu sein. Sie wollen, nein, sie verlangen von uns, dass wir unsere heutige Sichtweise und Perspektive in ihre Energie einfließen lassen und diese Energie auf eine Art und Weise nutzen, die uns in unserem modernen Leben weiterhilft. Auch wenn der Auerochse aus dem alten Skandinavien inzwischen nicht mehr über diesen Planeten wandelt, gibt es doch andere Kreaturen und Ideen, die sich in der Rune Uruz widerspiegeln.
Das ist die Herausforderung für uns: Was bedeuten die Runen in unserer heutigen Welt?
Du hast dieses Buch zur Hand genommen und aufgeschlagen. Damit hast du dich entschieden, diese Herausforderung anzunehmen. Nach der Lektüre dieses Buches bist du also dafür verantwortlich, die Formen und Schwingungen der Runen mit deiner persönlichen Magie zu erfüllen, damit zu arbeiten und Wege zu entwickeln, wie sie uns allen im Hier und Jetzt weiterhelfen können.
Der Baum der Runen ist tief verwurzelt, stark und stabil, bereit zu wachsen und der Welt bei der Erfüllung ihrer Bedürfnisse zu helfen. Es ist an der Zeit, dass wir mit der uralten Weisheit der Runen Kontakt aufnehmen, damit arbeiten und ihre Macht, Heilkraft und Führung nutzen, um unser heutiges Leben besser zu meistern.
Von den moosbewachsenen Steinritzungen in Dänemark und Norwegen über Stahlätzungen in London und Paris bis hin zur byzantinischen Kirche Hagia Sophia in Istanbul – Runen haben die Menschen schon immer fasziniert. Für mich liegt das Besondere an den Runen darin, dass sie die urtümliche Energie und Magie der altnordischen Menschen und des Landes heraufbeschwören, auf dem sie lebten – von den finsteren Auerochsen, die durch die Moore pirschten, über den großen Gott Thor, der Blitze über den Nachthimmel schleuderte, um die Eisriesen zu erschlagen, bis hin zum Lachen der Kinder am Herdfeuer in einer kalten Winternacht.
Runen gehören zu den stärksten Wahrsage- und Kommunikationswerkzeugen, die wir besitzen; und wenn wir lernen, mit ihnen und ihrer Verbindung zur Energie des Wyrd (Universums) zu arbeiten, können sie uns die Hilfe und Führung geben, die wir in unserem täglichen Leben so dringend brauchen.
Um zu verstehen, wohin die Runen uns führen, müssen wir uns zunächst einmal darüber klar werden, wo wir bisher gewesen sind. Daher möchte ich dir in diesem Buch die wichtigsten Ideen und Konzepte des altnordischen magischen und spirituellen Wegs vermitteln und dir auch die Runen selbst, ihre vielen möglichen Bedeutungen und einige mit ihnen zusammenhängende Mythen erklären.
Das altnordische Denken war ganz anders als unser heutiges; daher müssen wir uns in die nordische Welt zurückversetzen, so wie sie damals war, als das Universum der Menschheit die Runen geschenkt hat. Als Nächstes werden wir uns damit beschäftigen, weshalb die Runen für so lange Zeit in der Versenkung verschwunden und erst vor Kurzem wiederaufgetaucht sind.
Aber zunächst einmal will ich dich auf eine Entdeckungsreise in die Fjorde und Wälder Nordeuropas einladen, um die Göttinnen und Götter, Riesen und Ungeheuer kennenzulernen, die dieses Land aus Eis und Schnee bewohnten. Wir werden über die versteckten, nach Kiefern duftenden Wege durch die dunklen Nebel der nordischen Magie, Orakel und Zauberei wandeln.
Danach werden wir uns zusammen an ein Feuer setzen, das nach Kiefernharz und dem Brennholz vom letzten Jahr duftet, und lernen, wie man Runen wirft und magische Zauber wirkt, um die Zukunft vorauszusehen und die energetische Resonanz zu erspüren, die uns umgibt.
Diesem Schritt zurück zu den Wurzeln der Vergangenheit wohnt eine große Kraft inne.
Teil I
Kapitel 1
Altnordische Traditionen und Überlieferungen erleben zurzeit eine Renaissance, da immer mehr Menschen versuchen, ihre Erfahrungen mit der Welt und ihren Platz in dieser Welt zu verstehen.
Wir alle sind in unserer gemeinsamen Geschichte verwurzelt, und diese Wurzeln erstrecken sich über Zeit und Raum. Einige verdorren und sterben ab; sie zersetzen sich, werden zu Kompost, und die darin eingeschlossene Energie wird wieder neu aufbereitet. Andere gedeihen und breiten sich aus. Ohne gesunde Wurzeln stürzt ein Baum um, und genauso ist es auch bei uns Menschen: Ohne gesunde Wurzeln kommen wir zu Fall.
Wenn man die Runen mit Respekt und Ehrerbietung verwendet und behandelt, bieten sie allen Menschen, die mehr über die uralte Kraft der nordischen Überlieferung erfahren möchten, sowohl ein Werkzeug als auch ein Unterstützungssystem, das ihnen hilft, sich besser im Leben zurechtzufinden.
Dieses Buch wurde aus der Sicht des altnordischen Animismus geschrieben. Dabei geht es um das Wissen und die Praxis, wie man mit den Göttern und Geistern umgeht, welche die Landschaften, die Jahreszeiten und die Geschichte Nordeuropas bevölkern. Darin spiegelt sich die Erkenntnis wider, dass allem, was existiert, Energie innewohnt – nicht nur im wissenschaftlichen, sondern auch im spirituellen und metaphysischen Sinn. Alles besitzt Energie: Felsen, Bäume, Tiere, Menschen, Wasser, Erde. Alles. Das bedeutet, dass wir alles mit dem gleichen Respekt behandeln sollten, mit dem wir selbst behandelt werden möchten.
Es bedeutet, dass wir zwar das Reh essen, das Holz fällen oder im Meer fischen dürfen; aber es ist sehr wichtig, das mit Respekt zu tun. Denn wir sind ein Teil dieser energetischen Welt und auf das Leben angewiesen, das wir einem anderen Wesen nehmen, um selbst weiterleben zu können; und dieses Leben ist wiederum darauf angewiesen, dass wir es nicht unnötig zerstören. Das Gleiche gilt auch für Steine, für Felsen und für die Erde. Der Boden, auf dem wir wandeln, ist zwar widerstandsfähig gegen Veränderungen, doch wir müssen Respekt vor ihm haben und dürfen ihn nicht missbrauchen; denn wir benötigen ihn, um die Ernten einzubringen, von denen unsere Familien leben.
Diese Idee eines tiefen Respekts vor den verschiedenen Energien der Welt ist von lebenswichtiger Bedeutung. Wenn wir Respekt vor den Tieren oder Pflanzen haben, die sterben, um uns zu ernähren oder zu kleiden, und wenn wir uns nicht mehr davon nehmen als unseren rechtmäßigen Anteil, kann das Leben weitergehen.
Das Gleiche gilt nach altnordischer Auffassung auch für die Geistwesen, die diese Welt bevölkern – von Göttern bis hin zu Riesen. Der verdiente Respekt, mit dem wir diese Wesen behandeln, wird in Form von Magie, Segen und Glück an uns zurückgegeben.
Diese energetische Vernetzung liegt dem Wirken der Runen zugrunde. Die Formen der Runen werden von den auf der Welt vorhandenen Energien angezogen, und umgekehrt: Diese Energien werden auch zu den Runenformen hingezogen. Alle Energien stehen miteinander in Verbindung. Alle Welten stehen miteinander in Verbindung.
Vor 1500 Jahren glaubten die nordischen Völker, dass die Welt, in der sie lebten, eine von vielen (genauer gesagt: neun) Welten sei, die durch den Weltenbaum – eine riesige Esche namens Yggdrasil – miteinander verbunden waren. Mit dem Wissen, welche Welten es laut dieser Überlieferung gibt und wie sie miteinander zusammenhängen, lässt sich das energetische Bild der Runen besser verstehen. Und das sind die neun Welten:
Asgard (Ásgarðr): eine wunderschöne Welt mit grünen Tälern und hoch aufragenden Mauern im Wipfel des Weltenbaums, wo das Göttergeschlecht der Asen lebt. Hier liegt Walhalla, die Heimat der gefallenen Helden.
Wanenheim (Vanaheimr): eine grüne Welt mit üppig gedeihenden Feldern und Meeren voller Fische, in der die Wanen (Schutzgötter der Bauern) leben.
Midgard: die Welt, in der wir Menschen leben (Erde).
Jötunheim (Jötunheimr): eine eisbedeckte Landschaft mit rauen Bergen und Eis, wo die Frostriesen leben.
Muspellsheim (Muspellzheimr): das Land des Feuers, wo die Feuerriesen leben.
Albenheim (Alfheimr): das Land, in dem die Lichtalben oder Feen leben.
Schwarzalbenheim (Svartálfaheimr): die Berghöhlen, in denen die Draegr (Schwarzalben oder Zwerge) leben.
Helheim (Helheimr): das Land der Toten, ein stiller, nebliger Ort, der von Hel (der Göttin des Todes) regiert wird.
Niflheim (Niflheimr): das Land, in dem die unehrenhaften Toten (diejenigen, die Gelübde gebrochen haben) von einem Drachen namens Nidhöggr gequält werden. Kein schöner Ort!
Die magischen Wesen, die diese neun Welten bewohnen, gehören verschiedenen Clans oder Stämmen an:
Die Riesen sind urtümliche Götter. Sie leben in der Wildnis, wirken primitive, brutale Zauber und interessieren sich für sehr ursprüngliche Dinge aus der Welt der Natur wie Feuer, Eis, Wasser, Felsen, Blitzschlag, Nacht und Holz. Normalerweise werden sie als Feinde der Asen und Wanen (siehe unten) dargestellt.
Die Asen sind die Himmelsgötter; sie interessieren sich für höhere Ideen wie Gerechtigkeit, Herrschertum und Gesetz. Und auch für Schlachten – viele Schlachten. Sie wirken eine subtile, raffinierte Magie. Die Fruchtbarkeitsgöttin Freya und ihre Dienerinnen sind die höchsten Meisterinnen dieser Magie. Odin, der Gott der Könige, und Thor, der Gott des Donners, sind die wichtigsten Götter unter den männlichen Asen.
Die Wanen sind die Schutzgottheiten der Bauern, die sich mit den Kreisläufen der Natur, mit Landwirtschaft und Fruchtbarkeit befassen. Ihre Magie besteht darin, alles auf der Welt zu nähren, wachsen und gedeihen zu lassen. Freyr, der Gott der Fruchtbarkeit mit seinem riesigen Phallus, und der Meeresgott Njörðr gehören zu den Wanen.
In der nordischen Magie gibt es zwei verschiedene Arten von Alben:
Die Lichtalben sind wie Feen. Oft sind sie von blendender Schönheit und nutzen äußeren Glanz und Ablenkung, um zu erreichen, dass ihre Bedürfnisse befriedigt werden.
Die Draegr (Schwarzalben oder Zwerge) leben unter der Erde in Schwarzalbenheim und stellen die prächtigsten Klunker her. Damit meine ich superschönen Schmuck.
Diese beiden Wesenheiten spielen in der Runentradition keine besonders wichtige Rolle, aber ich habe sie trotzdem in mein Buch aufgenommen, um dir eine Vorstellung von allen magischen Wesen und Energien zu vermitteln, die es in der altnordischen Welt gibt.
So wie es in der nordischen Überlieferung viele verschiedene Welten und Wesenheiten gibt, kannte man damals auch viele Götter: vom König der Götter und Gott der Könige, Odin, dem Einäugigen, und seiner Frau Frigg, der Göttin der Fruchtbarkeit, Schönheit und Tapferkeit, bis hin zu Freyr (du erinnerst dich sicher noch an den riesigen Phallus …), Gerda, der Göttin des Nordlichts, und Skadi, der Göttin des wilden Unabhängigkeitsdrangs, der Jagd und des Skifahrens.
Es gibt mehr Gottheiten, als ich in diesem Buch sinnvollerweise aufzählen kann. Aber wenn wir bei den Beschreibungen der Runen auf sie stoßen, werde ich ihre Geschichten erzählen, um dein Verständnis für die nordische Gedankenwelt zu vertiefen.
Und nun kommen wir zu den Runen selbst …
Das Wort Rune bedeutet »verborgen« oder »geheim«; und genau darin liegt die Macht der Runen. Das Unbekannte birgt viel Macht in sich.
Als der Allvater Odin – König der Götter, Gott der Könige, der schamanischen Heilkunst und des Krieges – sich am Weltenbaum aufhängte, musste er sterben und wiedergeboren werden, um dieses Geheimnis zu entdecken. Oder um es in meinen eigenen Worten auszudrücken:
Neun Tage hängt er an dem Weltenbaum Yggdrasil.
Verwundet, von einem Speer durchbohrt,
In Todesqualen, hungernd, ein Opfer von sich selbst an sich selbst,
Ohne Nahrung und Wasser.
Um die Macht der Runen zu erlangen.
Dazu später mehr – aber letztendlich war das Ganze eine gute Nachricht für uns: Dank Odins Selbstaufopferung müssen wir heute nicht mehr neun Tage lang an einem Baum hängen, um die Macht der Runen zu erwerben, was (wie du sicherlich zugeben wirst) ein großer Gewinn für uns ist.
Obwohl die wahre Bedeutung der Runen stets ein Geheimnis blieb und nur wenige Menschen sie kannten, war ihr alltäglicher Gebrauch (um seinen eigenen Namen oder die Namen seiner Vorfahren in Stein zu ritzen) weitverbreitet. Ein Wikingerkrieger ritzte sogar die Worte »Halfdan war hier« in Runenform in die Mauer der antiken Hagia-Sophia-Kirche in Istanbul ein. Außerdem wurden unzählige Schwerter, Kämme, Knochen- und Holzstücke mit Runeninschriften gefunden. Auf manchen steht einfach nur »von Ulfbuet gefertigt«, während andere – von rätselhaften Geheimnissen und dem berauschenden Duft heiliger Kräuter umgeben – eine viel tiefere Bedeutung haben. Diese Runenstäbe (in Holz oder Knochen eingeritzte Zaubersprüche) wurden zum Zweck der Heilung, der Liebe und des Kampfes verwendet – um nordische Magie zu wirken.
Kapitel 2
Der altnordische Energiekosmos umfasst viele Konzepte, die unserem heutigen Denken fremd sind. Ein gewisses Grundverständnis dieser Ideen kann dir deine Abenteuerreise in die Welt der Runen erleichtern.
Schicksal, Vorsehung, Verhängnis. Das Wyrd wird von den Nornen – den drei Göttinnen an den Wurzeln des Weltenbaums – gesponnen. Dieses Schicksal ist nicht so fest vorgegeben wie die griechisch-römische Vorherbestimmung, sondern es handelt sich dabei eher um eine allgemeine Richtung, die wir beeinflussen können – vor allem mithilfe der Runen. Ja, das Wyrd kann uns ergreifen, und dann finden wir uns vielleicht in einer völlig unerwarteten Erfahrung wieder. Dabei handelt es sich jedoch um ein einvernehmliches Wirken des Schicksals; wir müssen uns also entscheiden, nach dem Willen der Nornen zu handeln; und normalerweise wollen sie, dass wir innerlich wachsen und neue Erfahrungen machen.
Das ist die nordische Version von Chi oder Prana – die Energie, die um uns herum-, durch uns hindurch- und mit uns mitfließt. Wenn wir ein leckeres Essen genießen und uns stark fühlen, steckt die Ond-Energie dahinter. Oder wenn wir nach einem großartigen Erlebnis ganz aufgeregt sind … Auch das ist Ond. Und wenn wir an einem Dienstagnachmittag am liebsten nur noch auf dem Sofa sitzen und Pizza essen würden, fehlt es uns an Ond.
Glück oder glückliches Geschick. Dabei handelt es sich eher um gemeinschaftlich gesammelte und erworbene als um individuelle Energie. Wenn wir ein tüchtiges Mitglied unserer Gemeinschaft sind und diese Gemeinschaft uns unterstützt, haben wir mehr Glück. Das ist ein bisschen so, wie es in dem berühmten Buch The Secret – Das Geheimnis heißt: Tue Gutes, dann kommt auch Gutes zu dir zurück.
Es gibt nicht viele Belege dafür, wie Magie oder Energiearbeit in altnordischer Zeit praktiziert wurde, da die meisten alten Quellen von christlichen Mönchen, die unbedingt alle Heiden bekehren wollten, verfälscht worden sind. Das soll kein Vorwurf sein – es war eben einfach so. Daher wissen wir heute nur noch, dass es mindestens zwei verschiedene Formen von Magie gab: Seiðr und Galdur.
Seiðr (auf Altnordisch), Sithur oder Sidur (in der anglisierten Version) bedeutet wörtlich übersetzt »Herstellung eines Seils« und ist die »klassische Magie«, die uns vielleicht bekannt vorkommt – die Magie der Weissagung, Heilkunst und Zauberei. Diese Form der Magie war praxisorientiert und half den Menschen in ihrem täglichen Leben.
Für den Namen gibt es mehrere Gründe: Erstens übten die Frauen sie beim Verweben von Fäden zu Kleidern, Segeln und anderen Stoffen aus. In grauer Vorzeit stellten Frauen die Kleidung für alle Menschen her. Das bedeutete, dass jeder von der Magie der Matriarchin und der Frauen des Hauses profitierte und dadurch gesund und in Sicherheit blieb.
So genoss der Mann, der in den Krieg zog, Schutz, den die Frauen in seine Tunika gewebt hatten; die Braut trug die Magie der Liebe und Fruchtbarkeit in ihrem Kleid; und auch der Hirte hatte magische Kräfte in seinem Kittel, die dafür sorgten, dass er sich nicht verirrte und seine Schafe wiederfand. Sithur wurde im altnordischen Leben überall eingesetzt.
Damals waren die Frauen für alles zuständig, was mit dem Haus zu tun hatte: Gebäude, Werkzeuge, Tiere, Sklaven – einfach alles. Die Männer dagegen hatten ihren Schmuck und ihre Waffen. Es war zwar keine matriarchalische Gesellschaft, aber doch ziemlich nah daran. Kämpfen und Führen war Aufgabe der Männer; das Leben in Gang zu halten oblag den Frauen. In mancher Hinsicht waren die Verhältnisse zwar ein bisschen komplizierter; doch es würde den Rahmen dieses Runenbuches sprengen, darauf einzugehen.
Die zweite Art von Magie, Galdur (auch Galdr), bestand in Gesang – dabei ging es um die Fähigkeit, Energie aus dem