Die Pfarrkirche Gut Hirt in der Neustadt von Zug - Brigitte Moser - E-Book

Die Pfarrkirche Gut Hirt in der Neustadt von Zug E-Book

Brigitte Moser

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Beschreibung

Die 1936/37 von den bedeutenden Zuger Architekten Alois Stadler und Walter F. Wilhelm errichtete Kirche Gut Hirt gilt als Arbeiterkirche. Infolge der Industrialisierung mit starkem Bevölkerungswachstum entstand sie im sich neu herausbildenden Arbeiterquartier Neustadt ausserhalb der Stadt Zug. 1944 wurde sie Zentrum einer neu gegründeten Pfarrei und damit zur Pfarrkirche. In der präzisen Setzung, den radikal schlichten Volumen und Formen und durch die neue Bauweise aus Eisenbeton ist die Kirche mitsamt den Nebengebäuden ganz dem Stil des Neuen Bauens verpflichtet. Sie steht in ihrer architektonischen Ausgestaltung beispielhaft für den Aufbruch in die Moderne und reflektiert eindrücklich Zuger Industrie-, Sozial- und Kulturgeschichte.

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Seitenzahl: 38

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Brigitte Moser, Thomas Zaugg, Elisabeth Feiler-Sturm

Die Pfarrkirche Gut Hirt in der Neustadt von Zug

Die politische Gemeinde Zug und Siedlungsentwicklung

Ort und Geschichte

Die Neustadt

Die Pfarrkirche Gut Hirt

Vorgeschichte und Baugeschichte

Das Ensemble

Das Pfarrhaus

Das Kirchgemeindehaus

Die Kirche

Äusseres

Werke

Inneres

Werke

Glasfenster

Orgel

Glocken

Die Marienkapelle (Taufkapelle)

Die Krypta (Unterkirche)

Kirchenschatz

Architekturhistorische Einordnung

Würdigung

Anhang

Die politische Gemeinde Zug und Siedlungsentwicklung

Ort und Geschichte

Den Einwohnern der zu Beginn des 13. Jahrhunderts am Ufer des Zugersees gegründeten Stadt Zug standen zwei Gotteshäuser zur Verfügung: die ins Frühmittelalter zurückreichende Pfarrkirche St. Michael, rund 500 Meter bergwärts am Abhang des Zugerbergs gelegen, und die innerhalb der Stadtmauern errichtete Liebfrauenkapelle. Ab 1478 kam auf ursprünglich private Initiative die bereits auf dem Gebiet der im gleichen Jahr begonnenen Stadterweiterung gelegene Kirche St. Oswald hinzu, die zur eigentlichen Stadtkirche avancierte. Eine grössere Pfarrkirche drängte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts infolge des Bevölkerungswachstums auf. 1898 wurde die alte Pfarrkirche abgebrochen und bis 1902 durch einen wenig unterhalb gelegenen, ebenfalls dem heiligen Michael geweihten Neubau mit 1300 Sitzplätzen ersetzt.

Stadt und Kanton Zug waren kulturell und gesellschaftlich bis weit ins 20. Jahrhundert stark katholisch-konservativ geprägt. Jedoch bildete sich bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, etwa innerhalb der 1837 gegründeten Mittwochgesellschaft ein städtisch-liberales Milieu heran. Zwischen Luzern und Zürich gelegen, zog Zug ausserdem gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschiedene auswärtige Industrien an, deren Einfluss an den lokalen konservativen Eliten nicht spurlos vorüberging. Grossbetriebe prägten bald die Aussenbezirke und damit auch Politik, Gesellschaft und Kultur der Stadt. Unweit der Kirche St. Michael, am südlichen Rand der Stadt, hatte sich 1896 mit dem Elektrotechnischen Institut Theiler & Co. die spätere Landis & Gyr angesiedelt. Andere Industrien breiteten sich währenddessen im Norden aus.

Die Neustadt

Das ausserhalb der Stadt Zug gelegene Gemeindegebiet war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts stark landwirtschaftlich geprägt. Das Siedlungsbild bestimmten, mit Ausnahme der Vorstadt und des Weilers Oberwil, Einzelhöfe und kleine Hofgruppen. Ab den 1830er-Jahren wurden die mittelalterlichen Befestigungsanlagen sukzessive abgebrochen, und die Stadt begann Richtung Norden zu wachsen. Zwischen 1850 und 1920 stieg ihre Einwohnerzahl von rund 3300 auf 9500 markant an. Grund für diese Entwicklung war vor allem die in Zug eher spät einsetzende Industrialisierung. Diese erhielt zusätzlichen Schub durch die 1897 erfolgte Eröffnung der Bahnlinie, die Zürich via Thalwil, Zug und Arth-Goldau mit dem Gotthard verband. Aufgrund der Streckenführung musste der Bahnhof von 1864 abgebrochen und durch einen etwas weiter nördlich gelegenen Neubau ersetzt werden, der zum Zentrum des öffentlichen Lokalverkehrs wurde.

Siegfriedkarte von 1942 (Ausschnitt). Gründungsstadt (13./14. Jh.) mit Stadterweiterung (1478–1528), Vorstadt und Neustadt (von unten nach oben). Die 1936/37 an der schnurgeraden Baarerstrasse errichtete Kirche Gut Hirt mit zugehörigen Bauten ist rot markiert. Neue Pfarrkirche St. Michael (1899–1902, dunkelgrün), Kirche St. Oswald (1478–1483/84, hellgrün), Liebfrauenkapelle (1. Hälfte 13. Jh., türkis).

Die Folge war ein starkes Siedlungswachstum in der sogenannten Neustadt, die nun zwischen Bahnhof und Postplatz entstand. Entlang der Alpenstrasse, die bis heute vom Bahnhof in direkter Linie zum See und schon damals zur Schiffsanlegestelle führte, entstanden unter anderem die Hotels Schweizerhof (1897/98, abgebrochen 1973) und Zugerhof (1899, abgebrochen 1953). Die 1907 eröffnete Tramlinie führte vom Bahnhof zur Station Schönegg und brachte den zunehmenden Touristenverkehr mit der Zuger Bergbahn auf Zugs Hausberg. Die Neustadt und insbesondere die entlang der Baarer- und der Industriestrasse entstehenden Quartiere waren von der Industrie und ihren Arbeitern geprägt, die sich um die Jahrhundertwende vermehrt hier ansiedelten. Zu den namhaftesten Betrieben gehörten die Metallwarenfabrik (1880), die Untermühle Zug (1897), die Schweizerische Glühlampenfabrik (1898), die Kistenfabrik Zug (1900), die Verzinkerei Zug (1913, heute V-Zug AG) sowie ab 1928 die von ihrem ursprünglichen Standort an der Hofstrasse allmählich an die Gubelstrasse beim Bahnhof umziehende und inzwischen zum Weltkonzern aufgestiegene Landis & Gyr.

Der Begriff «Neustadt» bezeichnete ab 1900 diesen wachsenden Bezirk. In dessen rechtwinklig angelegten Strassen fanden sich neben Grossfabriken wie der «Metalli» aber auch Kleingewerbe- und Magazinbauten, Wirtshäuser sowie Mehrfamilien- und Mietshäuser. Verschiedene Arbeitersiedlungen entstanden, unter anderem im Stil des Gartenstadtkonzepts. 1909 öffnete das gross angelegte Neustadt-Schulhaus seine Türen. Das Stadtbild begann sich weiter zu verändern, als in den 1920er-Jahren etwa mit dem Geschäftshaus «Phönix» auch der umstrittene Flachdachbau Einzug in die Neustadt hielt. Für die aufgrund von Arbeitsmigration zunehmende reformierte Bevölkerung im katholischen Kanton Zug, die 1910 bereits 15 Prozent ausmachte, baute der Protestantenverein der Stadt Zug 1904–1906