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In wirren Zeiten bedarf es manchmal anderer gedanklicher Ansätze, um nicht völlig zu verzweifeln. Hierbei erweisen sich humoristische Texte, manchmal etwas schwärzlich eingefärbt, als hilfreich...
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Seitenzahl: 50
Veröffentlichungsjahr: 2020
Impressum
© Björn Trockenobst | 2020
© Illustration | K. P. M. Wulff
Lektorat: die liebe Jana
ISBN 978-3-347-16808-4 (Hardcover)
ISBN 978-3-347-16809-1 (e-Book)
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Weltuntergang
Der Blick
Und sie gingen auf die Wiesen
Einkaufsexpedition ins K-Land
Österliche Mundschutzbastelei
Liebes Tagebuch!
Fröhliche Ostern 2020
Die Pfefferminzseife
Ein interessantes Rätsel im Schullehrfach Geographie
Osterlied
Unheimliches
Donald und die Geschichte
Ein Flieger über Berlin
Gedanken eines Müllmannes
Kunstwissenschaftler
Etwas Kühlung
Friday for Future
Gesichtsnahe Dienstleistung
Tag der Befreiung
Liebes Tagebuch II
Zu den Waffen
Anfangen
Herrentag
Die mathematische Art der Wahrheit
Gerechtigkeit & Regenbogen
Evolution, die
Pfingsten 2020
Campingplatz Zuruf 2020
Pfingstmontag 2020
Berlin
Urlaub I 2020
Urlaub II Rügen 2020
Beruhigung
Abgeordneter T
Neue Urlaubsorte
Stillstand
Nun
Corona-App
Meyer sieht einen Geyer
Sonnabendmorgen
Der Frosch mit der Maske
Frau, 74
Der Besuch
Der Besuch II
Der Besuch III
Abstand
WELTUNTERGANG
Was war doch das gestern
für ein zauberhafter Weltuntergang.
Habe ich Weltuntergang geschrieben?
Ich meinte natürlich
SONNENUNTERGANG!
Ein typisch freudscher Verbrecher!
Wie komme ich nur auf Weltuntergang?
Sonnenuntergang.
Diese Farben. Diese Stille.
Ein einsamer Wanderer mit Hund und Mundschutz.
Danach die Nacht.
Kein Herumkrakeelen Betrunkener, keine Polen-Böller.
Vor dem gegenüberliegenden Altersheim gibt es noch freie Parkplätze.
Im Altersheim die, von mir aus zusehende, übliche Anzahl laufender
Fernsehgeräte.
Nein – in einem Zimmer ist es dunkel.
Keine Flugzeuge, dafür mehr Sterne.
Keine alarmsirenenden Krankenwagen, dafür nichts.
Entspannter Friede im Dorf.
Aus dem Osten der Sonnenaufgang.
Seit langer Zeit spiegelt er sich im Beerenpfuhl wieder.
Eine fast winterliche, ruhige Morgenkälte.
Dennoch gurrt meine Taube, ich hoffe, dass sie sich nicht verkühlt.
Ein neues Lied streckt behaglich seine Fühler zu mir aus.
A maj Ais ist ein ergiebiger Anfangsakkord.
Ich mag As.
Nachher geht es an einen See im Wald.
Vorzugsweise werden wir dort die einzigen Menschen sein.
Die Leckerlis sind schon im Rucksack.
Die Leckerlis sind für die Hunde! Das ist doch wohl klar!
Das kann, durchaus, ein schöner Sonntag werden.
DER BLICK
ln der Kaufhalle »Zum
von den Verkäufern geliebten Obst«.
Bunte Bänder verbreiten Frohsinn,
nach nur vierzehn Minuten gelang es mir,
das Ende der langgezogenen Warteschlange,
kurz vor dem Fleischstand, zu entdecken.
Sie hatte bei den Osterhasen Stellung bezogen.
Hätte diese Frau
etwas Göttliches in sich gehabt,
wäre ich durch ihren Blick
vernichtet worden.
Ich nehme an,
zu Asche verbrannt.
Denn -
ich hatte ausgeatmet.
Nicht in ihre Richtung,
nicht symptombehaftet, aber-
sie hätte dort stehen können!
Sicher gehört sie zu einer Risiko – Gruppe.
Zu irgendeiner ganz bestimmt.
Vor allem für Andere.
Ein unangenehmer Typ Frau entpuppt sich da gerade.
Diese ist ähnlich der,
welche gestern, sich hysterisch aufplusternd,
von einer katastrophalen Versorgung sprach,
weil es ihre Lieblingssorte Weißbrot nicht gab.
Es ist deren Blick,
wütend, anklagend, wissend,
dass das Unheil dieser Welt, vor dem sie schon immer
gewarnt haben,
nun endlich über uns gekommen ist und
sie, die ewig Unterdrückten, werden dazu beitragen,
dass es für keinen leichter wird.
An der Seite beider demütig resignierte,
den Einkaufswagen schiebende,
ehemalige Männer.
Auf dem Weg zur Obhut meines Autos
kitzelte mir die Frühlingssonne die Nase,
so dass ich niesen musste.
Sofort formierte sich eine ansehnliche Menge besorgter Mitbürger,
zwei davon mit Rollatoren,
um…
Ich werde es nie erfahren, denn,
Gott sei dank,
sprang das Auto sofort an.
UND SIE GINGEN AUF DIE WIESEN
Und sie gingen auf die Wiesen,
an die Seen, in die Wälder und
siehe da:
Die Hörnchen eichten flink Willkommenes,
im Himmelblau der Habicht hochaufmerksam herab spähend,
taubiges, ungestörtes Nisten am First eines Strandtees,
Frau Hummelin und Herr Hummel nektarierten,
wurmendes Regen im Wurzelwerk,
in den Teichen lärmig fischiges Großmarkttreiben,
spechtendes Hämmern einer Einbaumholzhöhle,
ein grüner Schimmer auf dem Waldparkplatz,
ein Spinnennetz im Fensterrahmen eines Autowracks,
ein rostendes Diamant-Fahrrad.
Und sie sahen und
wollten doch nicht begreifen,
sondern es so haben,
wie es, für sie, immer gewesen sein soll.
Dann eben ohne Oma.
Billionen verschwinden spurlos an der Börse,
Geld hat eben nichts mit Physik am Hut,
ein Bauarbeiter,
eskortiert von zwei Kollegen,
trägt stolz eine 24er Pack Arschwisch.
Dieser ist wahrscheinlich die neue Währung nach dem Zusammenbruch
des Finanzsystems und auch dafür
bin ich ungenügend vorbereitet,
da ich bisher dachte,
es wäre nur für den einen Zweck zu gebrauchen und
das ist falsch.
Schon wieder verkehrt gedacht.
Wenn aber auch, während des Matches, die Spielregeln geändert werden,
dann ist das nicht besonders gewinnbringend.
Jedenfalls für meine Bekannten und mich.
Wer, zum Teufel…
EINKAUFSEXPEDITION INS K-LAND
Eiche, den 28.03.2020, 10.28 – 11.37 Uhr,
10 Grad Celsius, sonnig
Das obere Parkdeck,
wohl wegen der üblichen Menschenfülle im Fahrstuhl,
hinab und herauf,
ist gesperrt.
Zeitschriften-Kioske, die Apotheke, der Drogeriemarkt,
das K-Land selbst sowie,
zur Verbesserung der allgemeinen Gemütslage,
die Räumlichkeit für die feinsten Schokoladen.
Die Tagespresse berichtet von…
Die Regale für die Illustrierten sind reichhaltig befüllt,
Hochglanzerzeugnisse eignen sich auch wirklich nicht gut für…
Vor allem die Reise-Magazine locken mit traumhaften Erlebnissen
an fernen, exotischen Gestaden,
zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern,
das ist eine von Helmut Kohls blühenden Landschaften.
Wir werden später unseren Enkeln davon berichten können.
Wer denn hat.
Der Einkauf gestaltet sich,
in leicht gedrückter Atmosphäre, problemlos.
Nur ein paar sehr kleine Kinder plärren gut hörbar.
Gesellschaftsspiele sind eben nicht jedermanns Sache.
Auch in diesem März werde ich kein Skorbut bekommen,
mich waschen und cremen können,
genügend warme Sachen für den sonntäglich angedrohten Wintereinbruch
habe ich sowieso.
Habe noch zwei Paar Söckchen sowie einen Dreier-Pack Slips erstanden.
Man weiß ja nie…
Auf dem Rückweg, Höhe Apotheke,
kamen mir Mutter und Tochter, ungefähr 50 und 30 Jahre alt,
entgegen.
Beide aus diesem typischen, organischen,
Hellersdorfer Weich-Granit von geradezu
unangenehm herausfordender Üppigkeit nach allen Seiten.
Eindeutig ein raum- und gehörfordernder Prozess,
sich in Kampfstimmung bringend, gegenseitig,
aber auch für alle Unschuldigen im Umkreis von 100 Metern,