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Kaiserliche Bodyguards Fast 350 Jahre lang waren sie die Elitetruppe des römischen Militärs und übten enormen Einfluss auf die Politik und die Regenten Roms aus: Die Prätorianer. Sie besaßen die Macht, Kaiser auszurufen, deren Leben in ihren Händen lag, denn Die Prätorianer entschieden mitunter über den Tod dessen, den sie eigentlich schützen sollten. Von den Anfängen unter Kaiser Augustus bis hin zur Auflösung der Prätorianer durch Konstantin den Großen beschreibt der Autor die Entwicklung der antiken Garde und analysiert die Funktion ihrer Befehlshaber und deren Rolle in der römischen Politik. Den Leser erwarten spannende Geschichten zu Intrigen am kaiserlichen Hof begleitet von archäologischen Befunden und antiken Zitaten als materiellen und literarischen Zeugen. Das Bildmaterial besticht durch die in Handarbeit nachkolorierten Reliefs, die Die Prätorianer als kaiserliche Leibgarde im Zentrum der Macht lebendig werden lassen.
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Seitenzahl: 368
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152 Seiten mit 60 Abbildungen
Titelbild: Ausschnitt aus dem Cancelleria-Relief A
Umschlagbild hinten: Relief vom Konstantinsbogen in Rom
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2014 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein
ISBN 978-3-943904-52-9
Konzeption und Layout: Vollnhals Fotosatz
Satz: Noch & Noch GbR Satz- und Reprotechnik
Lektorat: Annette Nünnerich-Asmus, Mascha Schnellbacher, Frauke Itzerott
Gestaltung des Titelbildes: Gerald Habel, Scancomp GmbH
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.
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Ritchie Pogorzelski
Die Prätorianer
Folterknechte oder Elitetruppe?
„ … und die Garde, die man auch als Prätorianer bezeichnet; diese leisteten dem gesamten übrigen Heer tapfer Widerstand, da sie körperlich die größten und Elitesoldaten waren; die gesamte übrige Menge aber stritt für Antoninus (Elagabal).“
(Herodian V, 4, 8)
Cover
Impressum
Titel
Zitat
Einleitung
Die Prätorianer
Die Prätorianer im 1. Jh. n. Chr. – eine kaiserliche Leibgarde
Die Aufgaben der Prätorianer
Organisation
Der Aufbau der Truppe
speculatores augusti
evocati augusti
statores augusti
cohortes urbanae – die städtischen Kohorten
cohortes vigilum – die Wachkohorten
Die Peregrini
Die Ausrüstung der Prätorianer
Das Friedensgewand
Das Festgewand
Die Paradeuniform
Der „kleine Dienstanzug“
Die Kampfausrüstung
Besondere Merkmale der Uniformen
Abzeichen
Signa und Tierfelle
Waffen und persönliche Ausrüstung
Die Helme
Die Schilde
Das Pilum
Die Ausbildung der Prätorianer
Die Bezahlung
Die Ränge
Die Kaiser des 1. Jhs. n. Chr. und ihre Prätorianerpräfekten
Augustus und sein Vermächtnis
Tiberius
Lucius Aelius Seianus und die Verschwörung
Idistaviso und der Angrivarierwall
Die castra praetoria
Friedhof der Prätorianer
Caligula
corona exploratoria
corporis custodes
Claudius – Kaiser von Prätorianergnaden
Nero
Die Pisonische Verschwörung
Die Krönung des Tiridates in Rom
Die Künstlerreise Neros nach Griechenland
Galba
Otho
Vitellius
Die zweite Schlacht bei Cremona
Vespasianus
Titus
Domitianus
Die Cancelleria-Reliefs
Nerva
Die Kaiser des 2. Jhs. n. Chr. und ihre Prätorianerpräfekten
Traianus
equites singulatores augusti: die kaiserliche Reitergarde
Der große traianische Schlachtenfries
Hadrianus
Antoninus Pius
Die Pätorianer und die Säule des Antoninus Pius
Lucius Aurelius Verus und Marcus Aurelius
Der erste Markomannenkrieg
Commodus
Pertinax
Didius Julianus
Die Kaiser des 3. Jhs. n. Chr. und ihre Prätorianerpräfekten
Septimius Severus
Caracalla
Macrinus
Elagabalus
Severus Alexander – und das Ende der kaiserlichen Dynastien
Maximinus Thrax – die Zeit der Soldatenkaiser
Gordianus I
Gordianus II
Pupienus und Balbinus
Gordianus III
Philippus Arabs
Decius
Trebonianus Gallus
Aemilianus
Valerianus und Gallienus
Gallienus
Das Gallische Sonderreich (Imperium Galliarum)
Postumus – Kaiser des Gallischen Sonderreichs
Claudius II
Victorinus – Kaiser des Gallischen Sonderreichs
Quintillus
Aurelianus
Ulpia Severina und Tacitus
Florianus
Probus
Carus
Carinus – Kaiser im Westen und Numerianus – Kaiser im Osten
Die Zeit der Tetrarchie
Diocletianus und die große Reform
Maximianus
Die Kaiser des 4. Jhs. n. Chr. und ihre Prätorianerpräfekten
Constantius Chlorus und Galerius und Severus
Licinius
Maximinus Daia
Maxentius – der verkannte Kaiser
Constantinus – man nennt ihn auch den Großen
Das Ende der Prätorianergarde – die Schlacht an der Milvischen Brücke
Schlussbetrachtung – Revision eines überkommenen Bildes
Glossar
Literatur
Abbildungsnachweis
Der Begriff Prätorianer ist seit ihrer Gründung mit einem eher negativen Bild verbunden. Kaisermörder und Kaisermacher sind nur zwei Begriffe, mit denen wir heute die Prätorianer bezeichnen. Doch woher kommt dieser negative Bekanntheitsgrad? War ihr Ruf wirklich so schlecht? Vielleicht hängt es mit ihrer Rolle als ausführendes Organ der kaiserlichen Macht zusammen? Schließlich waren die Prätorianer die einzige Möglichkeit des Kaisers, seine Macht direkt im Zentrum des Imperiums durchzusetzen, was sie oft wie Folterknechte des jeweiligen Kaisers aussehen lässt. Aber auch ihr Wandel von einer Ordnungsmacht zu einer Inthronisierungstruppe hat viel zu ihrem Negativimage beigetragen. Im Folgenden wird sich zeigen, dass die Prätorianer nicht nur Salonoffiziere, die in Rom ein durch Dekadenz und Luxus geprägtes Leben führten, sondern eine schlagkräftige und bestausgebildete Elitetruppe waren.
Wenn man sich die Anzahl der Kaiser ansieht, die durch die Prätorianer tatsächlich getötet wurden, und sie der Gesamtzahl aller römischen Kaiser gegenüberstellt, so wird schnell deutlich, dass Mord nur in sehr seltenen Fällen vorkam. Oftmals wird die komplette Garde als Mörder bezeichnet, obwohl die Tat in den meisten Fällen nur von einer kleinen Gruppe geplant und durchgeführt wurde. Oft waren es nur die Präfekten, die sich als Mörder betätigten und den Rest vor vollendete Tatsachen stellten. Wie wir sehen werden, waren es im 1. Jh. n. Chr. zwei, im 2. Jh. n. Chr. nur einer und im durch Krisen gekennzeichneten 3. Jh. n. Chr. sechs Kaiser, die durch die Hände der Prätorianer getötet wurden. Darunter waren Persönlichkeiten wie Caligula oder Domitian, die in der Geschichtsschreibung häufig negativ skizziert und als wahnsinnig oder grausam bezeichnet wurden. Dem gegenüber steht die weit größere Zahl von Herrschern, die durch Soldaten der Legionen zu Tode kamen. Durch die große Machtfülle ihrer Präfekten konnte die Garde schnell in politische Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Der Ehrgeiz einzelner Präfekten sorgte oft für eine ungewollte Teilnahme der gesamten Garde am politischen Sturz bestimmter Kaiser. Die Garde war an sich nicht an der Politik, sondern vielmehr am Geld interessiert. Regierte ein in den Augen der Prätorianer eher geiziger Kaiser, griffen diese mitunter auch in die Politik ein. Jedoch bewies die Garde gerade bei guten und starken Kaisern absolute Loyalität.
„ …; darüber hinaus erhielten die Prätorianer pro Kopf 1.000 Denare, weil sie sich Sejan nicht angeschlossen hatten, …“
(Sueton, Tiberius, 48)
Von der Regentschaft Vespasians bis zum Tode des Commodus vergingen über 120 Jahre, in denen die Prätorianer dem jeweiligen Kaiserhaus treu ergeben waren. Nur bei „schlechten“ und schwachen Kaisern zog die Garde bzw. Teile von ihr die Konsequenzen und setzte ihre Macht ein, um einen neuen aus ihrer Sicht fähigeren Kaiser auf den Thron zu setzen. Auf Caligula folgte z.B. Claudius und auf Elagabalus Severus Alexander. Der Ruf der Prätorianer ist weitaus schlechter als ihre Taten in Wirklichkeit waren. Gerade unsere jüngere Vergangenheit und, nicht zu vergessen, Hollywood haben diesen Ruf erst geschaffen bzw. verstärkt und so zu unserem heutigen Verständnis beigetragen. Denn alle Leibgarden von Diktatoren oder anderen Despoten wurden über die Jahrhunderte automatisch mit den Prätorianern gleichgesetzt. Mit dem vorliegenden Band soll Licht in die bisher dunkle Geschichte dieser Garde gebracht und gezeigt werden, dass diese Soldaten nicht nur Folterknechte, sondern die Elitetruppe des römischen Heeres waren.
Abb.1: Münze des Galba mit adlocutio-Szene. Galba steht auf einem Podest vor seinen Liktoren und Prätorianern. Der vorderste Soldat trägt einen rechteckigen Schild mit einem Umbo in Form eines Kopfes. Es scheint sich um das Gesicht Galbas zu handeln. Hierdurch sollte die enge Verbindung zu ihm verdeutlicht werden. (Fundort unbekannt, Privatbesitz). Aufnahme: Andreas Pangerl, www.romancoins.info.
Um das Problem gleichzeitig agierender kaiserlicher Protagonisten und ihrer Prätorianer aufzulösen und die teilweise eng miteinander verwobenen Geschicke der einzelnen Personen adäquat darzustellen zu können, hat sich der Autor zu einer konsequent chronologischen Darstellung der Kaiser und ihrer Prätorianerpräfekten entschieden.
Wie schon im ersten Band des Autors „Die Traianssäule in Rom – Dokumentation eines Krieges in Farbe“ wurden auch hier die Reliefs farbig gefasst, um eine größtmögliche Anschaulichkeit zu gewährleisten. Farbreste an Grabsteinen und Reliefs, literarische Hinweise über Farben der römischen Kleidung sowie die große Anzahl an Wandmalereien und bunten Mosaiken haben hierbei als Vorlage gedient.
Die malerischen Arbeiten von Angi Delrey waren dem Verfasser eine wertvolle Hilfe, mit der es möglich wurde, einen Großteil der hier abgebildeten Reliefs farbig darzustellen.
Für die Entstehung dieses Bandes dankt der Autor vor allem dem Nünnerich-Asmus Verlag für alle im Vorfeld notwendigen Arbeiten, um diesen Band erscheinen zu lassen, dem archäologischen Institut in Köln für die Möglichkeit der Recherche, Herrn Andreas Pangerl und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) für die freundliche Bereitstellung von Abbildungsmaterial. Einen Großteil der Informationen über die castra praetoria verdankt der Autor der Arbeit von Frau Alexandra W. Busch, die in ihrem Werk „Militär in Rom“ den archäologischen Befund zusammengefasst hat.
Außerdem sei Holger von Grawert für die Unterstützung beim Entstehen des Bandes gedankt.
Ganz besonders herzlich möchte der Autor sich bei seinen Kindern Janina und Nicolas bedanken, die oft auf ihren Vater verzichten mussten, damit dieser die für diesen Band notwendigen Arbeiten durchführen konnte. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.
Die Prätorianer (lateinisch: praetoriani) waren keine Leibwächter, sondern eine Leibgarde. Die Leibgarde unterscheidet sich in einem wichtigen Aspekt von einer Wache: Sie steht nur einem Souverän zu. Als wichtigste Truppe in Rom war die Leibgarde das Instrument des Kaisers, um Verschwörungen und Rebellionen zu verhindern und Unruhen niederzuschlagen. Ihre Angehörigen waren der Kern der kaiserlichen Macht, konnten allerdings auch seine tödlichsten Feinde werden. Bei einer Garde hat es sich schon immer um eine Elitetruppe gehandelt, deren Mitglieder nach strengen Kriterien aus der Armee ausgesucht wurden. Die Anforderungen, die an einen Gardisten gestellt wurden, waren außer einer bestimmten Mindestgröße auch Treue dem Herrscher gegenüber, Loyalität, militärische Disziplin, Fitness, Pflichterfüllung bis zur Aufopferung, ein gutes Erscheinungsbild und Intelligenz. Dies konnte nur von den Besten erfüllt werden. Über all dem stand der Korpsgeist als ideologischer Überbau.
Prätorische Kohorten bestanden schon in der Römischen Republik. Bei der Belagerung Numantias im Jahr 133v.Chr. war es der römische Feldherr Scipio Aemilianus, der die bisherige Militärtradition wandelte. Auf seinen Befehl hin wurde eigens zu seinem persönlichen Schutz eine komplette Kohorte aufgestellt, die weder aus Liktoren noch aus Extraordinarii bestand. Somit ist sie schon während der Auseinandersetzungen der Republik das Leibregiment des Befehlshabers, des praetors. Mehr als alle anderen Einheiten war sie auf den Feldherrn eingeschworen. Der Begriff Prätorianer rührt vom Hauptplatz des Legionslagers mit dem Zelt des Feldherrn her, dem Praetorium. Es war Gewohnheit vieler römischer Generäle, aus den Rängen eine private Truppe von Soldaten auszusuchen, die als Leibgarde des Zeltes oder seiner eigenen Person agierten. Diese Truppe bestand sowohl aus Infanterie als auch aus Kavallerie. Die z.B. von Scipio auserwählten Männer fungierten ausschließlich als seine persönliche Leibgarde und wurden daher von nun an als prätorianische Garde bezeichnet. In Zukunft folgten viele andere Feldherren Scipios Beispiel und so wurde dieses spezielle Garderegiment, das man cohors praetoria nannte, auch von namhaften Männern wie etwa Iulius Caesar, Marcus Antonius oder Augustus während des Krieges eingesetzt (Abb.2). Die prätorianische Garde war damit zu einem festen Bestandteil in der Armeestruktur sowie zu einem Statussymbol der jeweiligen Feldherren geworden. Im Jahr 25v.Chr. wurden die Salasser von Terentius Varro besiegt. Der beste Teil ihres Landes wurde an einige Prätorianer verschenkt, wo später die Stadt Augusta Praetoria, das heutige Aosta, entstand. Nach der Seeschlacht bei Actium am 2. September 31v.Chr. wurden viele Einheiten aufgelöst und die Veteranen zur Besiedlung der Kolonien Gunugu und Aosta verwendet.
Abb.2: Denar des Marcus Antonius. Die Münze wurde zum Gedenken an die Unterstützung seitens der prätorischen Kohorten im Bürgerkrieg geschlagen (Fundort unbekannt, Privatbesitz). Aufnahme: Andreas Pangerl, www.romancoins.info.
Augustus entschied im Jahr 27v.Chr., dass eine derartige Einheit nicht nur im Krieg, sondern auch in der Politik nützlich sein könne und rekrutierte aus den Rängen der Legionen und den meist italischen Gebieten Etrurien, Umbrien, Latium sowie den altrömischen Koloniestädten die Prätorianergarde. Daneben wurden nach Cassius Dio auch Gallier und Germanen rekrutiert. Das besondere Verhältnis der Gefolgschaft zu ihrem Feldherrn wurde nun auf die absolute Loyalität gegenüber dem Princeps erweitert. Die ursprüngliche Truppe unterschied sich erheblich von der späteren Garde. Während Augustus Schutz in der Innenpolitik benötigte, war er gleichzeitig darauf bedacht, den republikanischen Anschein seines Regimes zu wahren. Seit der Zeit der Gracchen kam es in Rom immer wieder zu regelmäßigen Straßenkämpfen konkurrierender Parteimitglieder. Sullas Marsch auf Rom im Jahr 88v.Chr. oder der Konflikt zwischen Pompeius und Cäsar im 1. Jh. v. Chr. trugen dazu bei, dass das sakrale Gebiet, das Pomerium, für politische Zwecke kein Hindernis mehr darstellte. Bisher gab es Vorschriften, nach denen sich kein Heer innerhalb dieses Bereichs aufhalten durfte. Ausnahmen bildeten nur die Tripumphzüge, bei denen die Soldaten aber unbewaffnet im Zug marschierten.
Durch die Truppen der einflussreichsten Persönlichkeiten der Stadt kam es immer wieder zu regelrechten Straßenschlachten. Es existierte kein Gegengewicht, welches die innere Sicherheit aufrechterhalten konnte. Daher erlaubte Augustus die Aufstellung von neun Kohorten mit je 500 Männern, von denen nur drei gleichzeitig ihren Dienst in der Hauptstadt absolvieren durften. Diese dauerhafte Stationierung von Soldaten in Rom markierte einen entscheidenen Wendepunkt zwischen Republik und Prinzipat. Die restlichen sechs Kohorten und eine geringe Anzahl von Kavallerieeinheiten (turmae) wurden außerhalb der Stadt Rom aufgestellt. Dort begann das imperium militae. Während sie unauffällig im Palast und in größeren Gebäuden patrouillierten, waren die Übrigen in den Städten der Umgebung Roms stationiert, sodass von diesen einzelnen Kohorten keine Bedrohung ausgehen konnte. Durch die Einsetzung von zwei Prätorianerpräfekten (Quintus Ostorius Scapula und Publius Salvius Aper) im Jahr 2v.Chr. wurde dieses System nicht wesentlich verändert, sondern lediglich die Organisation und das Kommando verbessert. Die Prätorianergarde galt als ranghöchste Abteilung und Elitetruppe des römischen Heeres, besonders in Bezug auf die Ausbildung und die Ausrüstung. Auch ihre Dienstzeit war erheblich kürzer. Statt der im Jahr 13v.Chr. üblichen 16 Jahre mussten sie nach Cassius Dio nur zwölf Jahre dienen. Bereits im Jahr 5n.Chr. war die Dienstzeit der Legionäre auf 20 und die der Prätorianer auf 16 Jahre erhöht worden. Bei ihrer Entlassung erhielten sie wie die kaiserliche Reitergarde (equites singulares augusti) und die Hilfstruppen ein Bronzediplom. Diese wurden nur wegen des Heiratsrechts benötigt, da eine Heirat während der Dienstzeit nicht möglich war. Die Fundorte der Diplome deuten darauf hin, dass nur diejenigen Prätorianer ein Diplom erhielten, die in den Grenzländern eine Nichtbürgerin heiraten wollten. In Rom selbst brauchte ein Prätorianer kein Diplom, da alle Unterlagen bei der Truppe vorhanden waren. Selbst nach Caracallas allgemeinem Bürgerrechtserlass im Jahr 212n.
Nach Augustus’ Tod am 19. August 14n.Chr. verlas Tiberius eine Lobrede. Beim anschließenden Leichenzug waren nicht nur Senat und Ritterschaft anwesend, sondern auch die gesamte Prätorianergarde.
„ …, dann liefen sämtliche Berittene, nicht nur jene, die dem ordo equester angehörten, sondern auch der gesamte Rest und das Fußvolk der Garnison um den Scheiterhaufen und warfen all ihre Auszeichnungen, sofern einige dergleichen jemals von ihm für eine Großtat empfangen hatten, darauf. Anschließend ergriffen nach Senatsbeschluss Centurionen Fakeln und steckten das Holzwerk von unten her an.“
(Cassius Dio, Buch 56, 42, 2–3)
Der Tod des Augustus bedeutete auch das Ende des Friedens bei den Prätorianern. Durch die Intrigen ihres Präfekten Lucius Aelius Seianus wurde die Garde aus den italischen Kasernen nach Rom selbst verlegt. Im Jahr 23n.Chr. überzeugte der Präfekt Kaiser Tiberius von der Notwendigkeit eines Lagers für die Prätorianer, das knapp außerhalb Roms errichtet wurde. Der Kaiser verfügte fortan über die gesamte Garde, war aber ebenso ihrer Gnade ausgeliefert. Das Ergebnis wurde im Jahr 31n.Chr. deutlich, als Tiberius gezwungen war, sich gegen Seianus auf die Stadtwachen der vigiles zu stützen. Obwohl die Prätorianergarde ihre Treue unter Beweis stellte, wurde in diesem Moment ihr politisches Gewicht offenkundig.
Die Garde zog unter Tiberius erstmals 14n.Chr. ins Feld, als er sich mit Meutereien unter seinen Armeen am Rhein und in Pannonien konfrontiert sah, die sich über ihre Dienstbedingungen beklagten. Die Legionen in Pannonien zerschlug Tiberius jüngerer Bruder Drusus, den zwei Kohorten Prätorianer, ein großer Teil der Prätorianerreiter und die germanische Leibwache (corporis custodes) begleiteten. Auch der Gardepräfekt Aelius Seianus war darunter. Die Rebellion der Rheinlegionen schlug Tiberius Neffe Germanicus nieder, der damals die Legionen und Abteilungen der Garde in einer Invasion Germaniens befehligte. Ein Mitglied der Garde, Cassius Charea, der sich später durch die Ermordung des Kaisers Caligula in der Nachwelt einen Namen machte, tat sich dadurch hervor, dass er sich mit dem Schwert einen Weg durch die ihm entgegenstehende bewaffnete Menge bahnte.
Die Hauptaufgabe der Prätorianer war die Bewachung des Kaisers, seiner Familie und des kaiserlichen Palastes. Für die Bewachung des kaiserlichen Palastes wurde täglich eine ganze Kohorte zum Wachdienst abgestellt.
„Nero trat, begleitet von Burrus, heraus und vor die Kohorte, die nach militärischer Sitte die Wache bildete.“
(Tacitus, 12, 69)
„Doch dem stand entgegen, dass man auf die Kohorte Rücksicht nehmen musste, die zu diesem Zeitpunkt Dienst tat; sie sollte nicht noch mehr Haß zu tragen haben, weil sie es auch gewesen war, die damals auf Posten gestanden hatte, als Caius getötet und Nero im Stich gelassen worden war.“
(Sueton, Otho, 6, 1)
Auf dem Palatin wurde die Unterkunft der Prätorianer an der Südseite der Domus Tiberiana, nahe der Casa di Livia, lokalisiert. An den Wänden fanden sich Grafitti, die mit den Soldaten in Verbindung gebracht wurden.
Sie begleiteten die kaiserliche Familie nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen, zogen mit dem Kaiser in den Krieg und nahmen daran aktiv teil. Unter Nero fuhren die Prätorianer den Nil hinauf und kamen laut Seneca sogar bis Meroe. Durch die Reisetätigkeit Hadrians quer durch die Provinzen kamen sie fast durchs gesamte Imperium. Zudem übten sie eine Art Polizeidienst aus.
„ … wurde der Auftrag (für Ruhe und Ordnung zu sorgen) an die Brüder Scribonius abgetreten (zwei kaiserliche Legaten Neros). Diesen wurde eine prätorische Kohorte zur Verfügung gestellt. Die Angst vor ihr und einige Hinrichtungen stellten die Eintracht unter der Einwohnerschaft wieder her.“
(Tacitus, 13, 48)
„Als einmal die Volksmasse von Pollentia den Leichenzug für einen Primipilar nicht eher vom Marktplatz hatte sich in Gang setzen lassen, bis sie den Erben durch die Androhung von Gewalt die Veranstaltung eines Gladiatorenspiels abgetrotzt hatte, ließ er eine Kohorte von Rom aus, eine weitere aus dem Königreich des Cottius losmarschieren, ohne mit dem Grund für den Marsch herauszurücken; plötzlich zeigten sie sich in voller Bewaffnung und die Signale zum Angriff ertönten, da ließ er sie in die Stadt einrücken; ein Großteil der Volksmasse und der Gemeinderäte ließ er lebenslänglich ins Gefängnis werfen.“
(Sueton, Tiberius, 37)
„Als aber nun das Volk Agrippina zum ersten Male ohne Begleitung der Prätorianer sah, da hütete sich die Mehrzahl, auch nur zufällig mit ihr zusammenzutreffen, und wenn irgendeiner ihr dennoch unbeabsichtigt begegnete, dann pflegte er hastig und ohne ein Wort zu verlieren, aus dem Wege zu gehen.“
(Sueton, Buch 61, 8, 6)
Auch für die Bekämpfung von Aufständen wurden die Prätorianer eingesetzt. In Tiberius Regierungszeit drohte in Italien ein Sklavenaufstand, der durch den Prätorianertribunen Staius und seiner starken Garde im Keim erstickt wurde. Sie scheinen auch die Gladiatoren in der Umgebung von Rom bewacht zu haben. Im Sommer 64n.Chr. unternahmen die Gladiatoren der Stadt Praeneste (Palestrina), ca. 38km südöstlich von Rom gelegen, einen Ausbruchsversuch aus ihrer Kaserne. Während das Volk schon von Spartacus und den alten Sklavenaufständen sprach, wurden die Gladiatoren jedoch durch die dort stationierten Prätorianerabteilungen unter Kontrolle gebracht. Die Soldaten wurden außerdem bei Zeremonien eingesetzt, wie uns Tacitus berichtet. Unter Kaisern wie Caligula verrichteten sie zudem Dienste als Henker, Folterknechte, Steuereintreiber und – allseits gefürchtet – als geheime Staatspolizei.
„Neue unerhörte Steuern ließ er zuerst durch Steuerpächter, dann, weil diese zu hohe Gewinne machten, durch die Centurionen und Tribunen der Prätorianerkohorten eintreiben.“
(Sueton, Caligula, 40)
Kaiser Caracalla ließ die Garde sogar gegen das Volk vorgehen:
„Als er nämlich einmal dem Wettrennen zuschaute, verspottete das Volk einen Wagenlenker, auf den er große Stücke hielt. Dies nahm er als eine persönliche Beleidigung auf, und gab der Leibgarde den Befehl, in das Volk zu fallen, es auseinander zu jagen, und diejenigen, welche auf den Wagenlenker geschimpft hatten, niederzuhauen. Die Soldaten ergriffen begierig diese Gelegenheit zu Vergewaltigung und Raub, und ohne zu untersuchen, wer die vorlauten Schreier gewesen, ergriffen sie schonungslos jeden, der ihnen in die Hände fiel, schleppten sie fort und töteten sie, oder schenkten ihnen erst, nachdem sie ihnen alles, was sie hatten, als Lösegeld abgenommen hatten, das Leben.“
(Herodian, IV, 6)
Allerdings führten die Prätorianer nicht alle ihnen aufgetragenen Aufgaben aus, wie folgendes Zitat beschreibt:
„Burrus erwiderte, die Prätorianer hätten dem ganzen Haus der Caesaren den Treueid geleistet und würden in der Erinnerung an Germanicus dessen Tochter keinesfalls ein Leid antun: Anicetus solle das zu Ende führen, was er versprochen habe.“
(Tacitus, Buch XIV, 7)
Im Feld waren die Prätorianer jeder Einheit der römischen Armee gleichgestellt. Vom ersten Kaiser nur selten eingesetzt, waren sie ab der Regierungszeit des Tiberius (14–37n.Chr.) häufiger in Schlachten aktiv. Sie kämpften am Angrivarierwall erfolgreich gegen Arminius und in der ersten Schlacht von Bedriacum für Otho, unter Domitian und Traian in Dakien und Mesopotamien, während sie unter Marcus Aurelius Jahre an der Donaufront verbrachten. Obwohl die Prätorianer Ähnlichkeiten mit den Legionstruppen aufwiesen, gab es doch einige Unterschiede. Ihre Kohorten waren ab Septimius Severus größer, der Sold und die zusätzlichen Leistungen waren besser und auf ihr militärisches Geschick war Verlass und sie erhielten höhere Geldgeschenke (donativa) von den Kaisern als die regulären Truppen. Wie bei den anderen Legionen war aber auch bei den Prätorianern nur ein kleiner Teil im Fall von Kriegshandlungen sofort einsetzbar.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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