19,99 €
Weg vom Symptom hin zur Ursache – der ganzheitliche Ratgeber gegen Schmerzen Oft greifen wir bei Schmerzen als erstes zur Tablette. Das muss nicht sein: Steffen Barth, renommierter Experte für Physiotherapie und Rehabilitation, bietet eine revolutionäre Alternative für die Selbsthilfe bei Schmerzen. Er kombiniert bewährte Methoden aus der Reha mit TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Sein ganzheitlicher Ansatz lindert Schmerzen wirksam und sorgt dafür, dass wir schneller wieder gesund und fit werden. Und das ganz bequem von zu Hause aus. Schmerzen und Verletzungen selbst behandeln mit den wirkungsvollsten Übungen Die innovative Schmerztherapie von Physiotherapeut Barth steht ganz im Zeichen der Selbsthilfe. In diesem Ratgeber finden Sie praktische Tipps zur Behandlung von vielen Beschwerden wie: - chronische Schmerzen, - Schmerzen nach Verletzungen, - Schmerzen und Beschwerden nach OPs. Die einfachen und kurzen Übungen lassen sich leicht in den Alltag integrieren. Sie erfordern keine speziellen Geräte und können überall durchgeführt werden. Anleitungen und Tipps, Übungsfotos und Links zu anschaulichen Videos ergänzen den Ratgeber optimal für eine einfache Umsetzung zu Hause. Zusätzlich gibt der Gesundheitsratgeber einfache Maßnahmen für Erste Hilfe in Notfällen an die Hand. Mit dem Ansatz von Steffen Barth können Sie nicht nur Schmerzen schnell und effektiv lindern. Sie lernen auch Ihren Körper besser kennen und gelangen so zu langfristiger Gesundheit und Wohlbefinden. Nehmen Sie Ihre Genesung in die eigene Hand und entdecken Sie, wie Sie Ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern können!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 359
Veröffentlichungsjahr: 2025
Steffen Barth
Schmerzen verstehen und sich selbst davon befreien
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Weg vom Symptom hin zur Ursache – der ganzheitliche Ratgeber gegen Schmerzen
Oft greifen wir bei Schmerzen als erstes zur Tablette. Das muss nicht sein: Steffen Barth, renommierter Experte für Physiotherapie und Rehabilitation, bietet eine revolutionäre Alternative für die Selbsthilfe bei Schmerzen. Er kombiniert bewährte Methoden aus der Reha mit TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Sein ganzheitlicher Ansatz lindert Schmerzen wirksam und sorgt dafür, dass wir schneller wieder gesund und fit werden. Und das ganz bequem von zu Hause aus.
Schmerzen und Verletzungen selbst behandeln mit den wirkungsvollsten Übungen
Die innovative Schmerztherapie von Physiotherapeut Barth steht ganz im Zeichen der Selbsthilfe. In diesem Ratgeber finden Sie praktische Tipps zur Behandlung von vielen Beschwerden wie:
chronische Schmerzen,
Schmerzen nach Verletzungen,
Schmerzen und Beschwerden nach OPs.
Die einfachen und kurzen Übungen lassen sich leicht in den Alltag integrieren. Sie erfordern keine speziellen Geräte und können überall durchgeführt werden. Anleitungen und Tipps, Übungsfotos, Illustrationen der Meridiane und TCM-Punkte sowie Links zu anschaulichen Videos ergänzen den Ratgeber optimal für eine einfache Umsetzung zu Hause.
Mit dem Ansatz von Steffen Barth können Sie nicht nur Schmerzen schnell und effektiv lindern. Sie lernen auch Ihren Körper besser kennen und gelangen so zu langfristiger Gesundheit und Wohlbefinden. Nehmen Sie Ihre Genesung in die eigene Hand und entdecken Sie, wie Sie Ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern können!
Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de
Weg vom Symptom – hin zur Ursache!
Mit Herzblut Unmögliches schaffen
I. Das SB-01-Konzept: ganzheitlich, innovativ, nachhaltig
Wissenswertes rund um das Konzept
Schmerzen verstehen und sich davon befreien
Was es mit den SB-01-Übungen auf sich hat
Bewegung als Therapie
Altes Wissen und neue Denkmodelle: Meridiane und TCM-Punkte im SB-01-Konzept
Die Rolle der Meridiane
Wirksame Reiztherapie nach dem SB-01-Konzept
Wenn Punkte sprechen könnten
Die TCM-Punkte zur Selbstanwendung
Selbstanwendung leicht gemacht
Noch ein Wort in eigener Sache
II. Schritt für Schritt gesund mit dem SB-01-Konzept
Der Fuß: Fundament unseres Körpers
Hier wird Teamwork großgeschrieben
Die gängigsten Fußbeschwerden
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren
Das Knie: Wunderwerk der Natur
Unser zentrales Gelenk für Kraft und Beweglichkeit
Die gängigsten Kniebeschwerden
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren
Die Hüfte: unser vielseitiges, kraftvolles Körperzentrum
Ein anatomisches Meisterwerk
Die gängigsten Hüftbeschwerden
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen: bei Hüftgelenksarthrose und Schleimbeutelentzündung
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei Hüftgelenksarthrose und Schleimbeutelentzündung
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Kapselmuster aller Grade, prä- und postoperativ
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Kapselmuster aller Grade, prä- und postoperativ
Die Wirbelsäule: unser Rückgrat
Der untere Rücken – geplagt und leidgeprüft
Vom Hexenschuss und anderen Plagegeistern
Bandscheibenvorfall und Fußheberschwäche
Bewährte Übungen: bei akuten (pseudo)radikulären Beschwerden
Zusatzübungen bei beginnender Besserung
Die richtigen Meridiane ziehen: bei pseudoradikulären Beschwerden
Die richtigen Meridiane ziehen: bei radikulärem Bandscheibenvorfall und Fußheberschwäche
Die wirksamsten TCM-Punkte für (pseudo)radikuläre Beschwerden aktivieren
Die Brustwirbelsäule – mehr als nur unsere stützende Mitte
Die gängigsten BWS-Beschwerden
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen: bei der Rippenköpfchengelenk-Blockierung
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei der Rippenköpfchengelenk-Blockierung
Die richtigen Meridiane ziehen: bei Interkostalsyndrom und -neuralgie
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei Interkostalsyndrom und -neuralgie
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Rundrücken
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Rundrücken
Die Halswirbelsäule – ein prächtiger Halt für unseren Kopf
Die gängigsten HWS-Beschwerden
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen: bei HWS-Beschwerden
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei HWS-Beschwerden
Die richtigen Meridiane ziehen: bei einer Atlasblockade
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei einer Atlasblockade
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Schleudertrauma
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Schleudertrauma
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Bandscheibenvorfall und postoperativ
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Bandscheibenvorfall und postoperativ
Schulter, Ellenbogen und Hand: perfektes Zusammenspiel von Kraft und Flexibilität
Die Schulterpartie – unser Multitalent
Die gängigste Beschwerde in der Schulterpartie
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren
Der Ellenbogen: Dreh- und Angelpunkt des Arms
Die gängigste Beschwerde im Ellenbogen
Bewährte Übungen
Die richtigen Meridiane ziehen
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren
Die Hand: Präzisionswerkzeug par excellence
Die gängigsten Beschwerden der Hand
Bewährte Übungen: bei der Sehnenscheidenentzündung
Die richtigen Meridiane ziehen: bei der Sehnenscheidenentzündung
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: bei der Sehnenscheidenentzündung
Bewährte Übungen: beim Schnappfinger
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Schnappfinger
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Schnappfinger
Bewährte Übungen: beim Karpaltunnelsyndrom
Die richtigen Meridiane ziehen: beim Karpaltunnelsyndrom
Die wirksamsten TCM-Punkte aktivieren: beim Karpaltunnelsyndrom
Dank
Anhang
Übungsvideos mit Steffen Barth
Sachregister
Immer wieder wurde ich gefragt, wann es denn endlich so weit sei. Wann man oder frau mit einem Buch rechnen könne, in dem alle meine Tipps und Tricks für ein beschwerdefreies Leben stünden. Wie man seine Schmerzen endlich loswerde und warum ich dazu immer noch nichts geschrieben hätte. Schließlich beantwortete ich ja auch online alle Gesundheitsfragen.
Ob nun meine Followerinnen und Follower auf TikTok und YouTube oder die Patientinnen und Patienten in meinen Rehazentren – auch ehemalige Spitzensportlerinnen und -sportler, die ich über einen langen Zeitraum betreut hatte, ließen nicht locker –: Alle stellten die immer gleichen Fragen. Und dabei wurde mir so langsam bewusst, dass ich mein Wissen, meine jahrzehntelange Praxiserfahrung, gern weitergeben würde, sie nicht verloren gehen soll – der Jüngste bin ich auch nicht mehr, wenngleich noch immer topfit …
Und klar, ein weiterer Anlass war und ist natürlich unser Gesundheitssystem, in dem wegen Fallkostenpauschalen und Fachkräftemangel stets weniger Zeit für Patientinnen und Patienten bleibt und sie zusehends allein gelassen werden: Oft höre ich von ihnen, sie seien aus der Arztpraxis – selbst aus der Reha – entlassen worden, ohne genauere Instruktionen, was nun zu tun wäre … Immer häufiger erreichen mich auch Hilferufe von Menschen, die keinen rechtzeitigen Termin bei Fachärzten und -ärztinnen, zur Rehabilitation oder in der Physiotherapie bekommen haben. In unserer Apparatemedizin, in der jede Minute zählt, können die meisten Hilfesuchenden vom Fachpersonal weder ganzheitlich betrachtet, geschweige denn allumfassend therapiert oder auf Augenhöhe aufgeklärt werden. Und ich behandle nun mal weder Röntgen- noch MRT-Bilder, sondern Menschen mit Seele: Während bei manchen die Wirbelsäule auf den Aufnahmen einem Trümmerhaufen gleicht, sie dennoch Schwerstarbeit verrichten können, sieht sie bei anderen aus wie im Bilderbuch – und sie kommen trotzdem fast um vor Schmerzen.
Und so zieht eine Verletzung immer auch Begleiterscheinungen nach sich, es kommt zu sogenannten Synergieeffekten: Ein verletztes Knie etwa sollte nie isoliert betrachtet werden – und das gilt für alle betroffenen Gelenke, Gefäße und Organe. Manche verletzen sich auch öfter als andere, und keiner weiß, warum.
Ob nun bei akuten Beschwerden, chronischen Schmerzen, nach Verletzungen oder auch Operationen, das richtige Behandlungskonzept entscheidet in meinen Augen über eine schnelle Genesung und langfristige Schmerzlinderung. Von Rückenschmerzen berichten beispielsweise 61,3 Prozent. Das muss man sich mal vorstellen: Über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung hierzulande leidet innerhalb eines Jahres an derartigen Beschwerden.1 Und die beeinträchtigen das tägliche Leben enorm, genauso wie Gelenkschmerzen – eigentlich Schmerzen jeglicher Art –, die weltweit ebenfalls einen gewaltigen Anstieg zu verzeichnen haben. Ähnlich lauten die Zahlen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO im ersten globalen Statusbericht erhoben wurden, bei denen heute mehr als 80 Prozent der Jugendlichen und 27 Prozent der Erwachsenen nicht das von der WHO empfohlene Maß an körperlicher Betätigung erreichen.2 Und das wirkt sich nicht nur auf den Einzelnen im Laufe seines Lebens aus, sondern stellt auch eine gravierende finanzielle Belastung für die Gesundheitsdienste und die Gesellschaft als Ganzes dar.
Das alles hat mich dazu bewogen, aktiv zu werden. Anfangs noch digital und aus purem Zufall: Nachdem ich seit über vierzig Jahren in der Physiotherapie und Rehabilitation arbeite, behandle ich Menschen mittlerweile fast über den halben Globus hinweg. Und so erreichte mich eines Tages ein Anruf, dass sich jemand auf einem Segelschiff mitten im Pazifik die Hand gequetscht hätte, Not an der Frau sei und ob ich ein paar wirkungsvolle Tipps wüsste. Kurz und gut: Innerhalb von 30 Minuten erstellten mein Reha-Team und ich ein Video, wie die Hand gelagert werden sollte, die Schwellung abgebaut und der Schmerz reduziert werden könnte – natürlich mithilfe der Meridiantherapie und Akupressur. Das alles klappte so wunderbar und wie am Schnürchen, dass einer meiner Mitarbeiter auf die Idee kam, diese und weitere Videos online zu stellen, damit alle davon profitieren. Das taten wir dann auch. Und innerhalb von sechs Wochen besaßen wir eine lebendige Community auf TikTok und YouTube. Die Videos erreichten Millionen von Klicks, wir bekamen Tausende Kommentare mit sehr viel Lob und anerkennenden Worten – und schon waren die ersten digitalen Mini-Ratgeber geboren.
Aber nicht jeder ist auf Social Media unterwegs und nicht immer kann man so in die Tiefe gehen, wie es bei der ein oder anderen Beschwerde vielleicht vonnöten wäre. Deshalb haltet ihr nun diesen Gesundheitsratgeber in Händen, in dem ich euch verschiedene Bausteine meines ganzheitlichen SB-01-Konzepts vorstelle – ein innovativer Ansatz zur Selbsthilfe: Er kombiniert bewährte Rehabilitationspraktiken, Übungen fürs Leben – wie etwa die Kniebeuge – mit den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Altes Wissen gepaart mit den modernen Erkenntnissen aus der mitteleuropäischen Welt, eine umfassende und ganzheitliche Behandlung für jedefrau und jedermann – für zu Hause und unterwegs. Die SB-01-Methode ist dabei nicht nur für Junge gedacht, sondern auch für Menschen fortgeschrittenen Alters.
Das SB-01-Konzept ist eine hocheffiziente Therapie für sämtliche Knochen, Gelenke, Bänder, Muskeln, Sehnen, Organe und Nerven. Seit mehr als vierzig Jahren behandle ich mit der von mir entwickelten Methode in meinen verschiedenen Rehazentren äußerst erfolgreich und nachhaltig Unfall- und Sportverletzte sowie Schmerzpatienten. Im Gegensatz zu anderen gängigen Therapieformen wird beim SB-01-Konzept auf Medikamente, Spritzen, schmerzhafte Therapien oder andere Hautverletzungen gänzlich verzichtet. Ziel ist, Operationen möglichst zu vermeiden, dabei folgt es einer simplen, aber schlüssigen Philosophie, nämlich: »Weg vom Symptom – hin zur Ursache!«
In der Reha-Revolution bekommt ihr nicht nur fundierte Informationen über einzelne Beschwerdebilder, sondern erfahrt auch, wie ihr langfristig akute und chronische Beschwerden ganzheitlich lindern könnt. Wie ihr euer Wohlergehen in die eigenen Hände nehmt. Die einfachen und mit Fotos gut angeleiteten Übungen, die praktischen Tipps und bewährten TCM-Techniken – ebenfalls illustriert – lassen sich leicht in den Alltag integrieren, da sie keine speziellen Geräte erfordern und überall durchgeführt werden können.
Gesundheit ist kein Zufall, sie resultiert meist aus der richtigen Pflege und Fürsorge. Lasst euch also von diesem Ratgeber inspirieren und findet den Weg zurück in ein schmerzfreies und aktives Leben.
Euer Reha-Experte
PS: Ich freue mich, euch auf eurem Weg zu einem gesünderen Ich begleiten zu dürfen – auch medial. Bleibt also auf dem Laufenden und vergesst nicht, live über unsere Social-Media-Kanäle wie TikTok und YouTube die neuesten Entwicklungen mitzuverfolgen. Dort findet ihr eine Vielzahl hilfreicher Videos mit praktischen Übungen, informativen Vorträgen und Tipps für einen gesunden Lebensstil. Den crossmedialen Anfang macht dieser Gesundheitsratgeber, in dem ich euch durch die QR-Codes die vorgestellten Übungen – von mir persönlich »vorgeturnt« – zur Verfügung stelle.
»Wer mit Herzblut Unmögliches sinnt, der gewinnt!« Das war und ist immer meine Devise, mit der ich bislang erfolgreich durchs Leben navigiert bin. Denn wer mit Leidenschaft etwas beginnt, der stellt auch einiges auf die Beine – Rückschläge natürlich mit eingerechnet. Und wenn ich so auf mein Leben zurückblicke, muss ich sagen: Ich würde alles wieder genauso machen! Würde wieder den gleichen Beruf ergreifen und meine sportliche Karriere auch dementsprechend vorantreiben. Denn der Spitzensport hat mich dorthin gebracht, wo ich heute stehe.
Schon als Jugendlicher hat es mich interessiert und fasziniert, wie man verletzte Muskeln möglichst schnell »repariert« und einsatzfähig bekommt – gerade als Ringer (olympischer Ringkampf) und als Gewichtheber (olympisches Gewichtheben) im deutschen Nationalteam war das für mich von immenser Bedeutung. Aber von vorn, denn wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich schon so einiges erlebt …
Meine Eltern kommen beide aus dem Leistungssport: Als Primaballerina war meine Mutter genauso sportlich unterwegs wie mein Vater, der in der Auswahl der Feldhockeymannschaft für Deutschland spielte. Auch die übrige Familie war nicht gerade einfallslos. Mein Onkel, ein Erfinder, baute nicht nur an der ersten Eisernen Lunge mit, sondern auch am Kunstherz. Ein weiterer war Schäfer, der ein naturheilkundliches Buch über die Wirkweise verschiedener Kräuter geschrieben hatte – und so weiter. Aufgewachsen bin ich mitten im Ruhrpott, in Wattenscheid. Sport zu treiben, körperlich aktiv zu sein und auch herausgefordert zu werden, gehörte immer schon zu meinem Leben dazu und so wurde ich mit sechzehn Jahren jüngster Bundesligasportler: In der 1. Liga trat ich im Gewichtheben an, in der 2. beim Ringen und in die Nationalmannschaft wurde ich ebenfalls aufgenommen. Thomas Kono – zweimaliger Olympiasieger und sechsmaliger Weltmeister, überhaupt einer der erfolgreichsten Gewichtheber aller Zeiten – war damals mein Trainer: Von 1969 bis 1972 trainierte er die deutsche Gewichtheber-Nationalmannschaft. 1972 wurde ich sogar in den Olympiakader der Bundesrepublik Deutschland im Gewichtheben der früheren 90-Kilo-Klasse berufen.
Natürlich kann man die damaligen Verhältnisse im Leistungssport nicht mit denen des heutigen Spitzensports vergleichen – wir wurden bei Weitem nicht so umfassend betreut und gefördert. Es gab weder Kraftmaschinen, Fitnessstudios noch Trainingspläne. Wir wuschen uns mit kaltem Wasser aus Zinkeimern, hatten nur drei Hanteln – Berghanteln – und natürlich auch eine ganz andere Technik. Was aber dazu führte, dass wir als Sportler lernten, wie man bandagiert, die Wirbelsäule schützt und auch stützt. Wir wussten, wie man richtig dehnt, wie man die Muskulatur austrainiert – auch bei Verletzungen. Wir kannten uns aus mit unseren Muskeln, Gelenken, Bändern und Sehnen, von daher war der Sprung in die Therapie für mich danach naheliegend: Erst absolvierte ich eine Ausbildung zum Heilmasseur und medizinischen Bademeister, mit dem ich mich 1983 selbstständig machte, weiter ging es mit dem Physiotherapeuten, Manualtherapeuten, Chiropraktiker, Heilpraktiker für Physiotherapie und vielen zusätzlichen Ausbildungen.
Seither habe ich nicht nur die moderne Rehabilitation mit aufgebaut und Medizinprodukte realisiert, sondern bin auch in der Forschung tätig – anscheinend ist die Kreativität meines Onkels auf mich übergesprungen: Neben verschiedenen Laser- und Photonenlichtgeräten, die Wunden schließen – vor allem bei wund gelegenen Patienten –, leistete ich Pionierarbeit bei der Laserpunktur, entwickelte ein nicht-invasives Regulationskonzept (NIR) namens »SB 01«, das Spezialpflaster »Sanotape« zur Unterstützung bei orthopädischen, chirurgischen und traumatischen Verletzungen, arbeite mit kaltem Plasma zur Wundbehandlung und halte weltweit Vorträge über all das.
Bereits 1983 gründete ich mit »Physiomed« in Hagen das erste ambulante und teilstationäre Rehazentrum, in dem Laser zur Therapie eingesetzt wurde. Europaweit folgten weitere Rehazentren, ob nun in Oberstdorf der Stützpunkt Sportfördergruppe Sonthofen/Oberstdorf, in der Schweiz oder auf Mallorca – ich behandelte und behandle internationale Profisportler, Olympiasieger, mehrfache Weltmeister in allen Disziplinen, angefangen beim Gewichtheben und Tennis über den Handball, Fußball, Basketball bis hin zum Skirennsport, das Kunstturnen – auch die Kampfsportarten sind für uns kein unbeschriebenes Blatt wie etwa Taekwondo oder Ringen … Die Aufzählung könnte ich beliebig fortführen, da ich stets mit dem Deutschen Olympischen Sportbund kooperierte, aber genauso Größen aus Wirtschaft, Politik und Kunst therapierte.
Auch das Rehazentrum in Hagen besitzt die Zulassung als therapeutischer Betreuer und Berater für die Olympiastützpunkte Westfalen Dortmund sowie Sonthofen und erfüllt mit der BAR-Zertifizierung (Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, BAR) zudem den höchsten Standard der Krankenkassen. Wir behandeln hier seit vierzig Jahren mit einem mittlerweile fünfzig Mann und Frau starken interdisziplinären Team aus Fachärzten und Fachärztinnen, speziell ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten nach dem SB-01-Konzept. Verfügen über eine eigene Heil-, Hilfsmittel- und Rehabilitationsabteilung, denken und arbeiten ganzheitlich, auch mit verschiedenen Universitäten zusammen wie Witten/Herdecke, Hamburg-Eppendorf oder der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und haben diverse Studien mit unseren Fachärzten und Fachärztinnen sowie speziell ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten des Rehazentrums veröffentlicht.
Ja, die Liste ist lang, und ich könnte noch so einiges aus meinem Leben berichten – langweilig war und ist es mir bisher noch nie gewesen –, aber es geht hier ja um eure Gesundheit: wie ihr mit den Bausteinen des ganzheitlichen SB-01-Konzepts, der innovativen Behandlungsmethode, die das Wissen aus der jahrtausendealten Traditionellen Chinesischen Medizin mit einschließt, wirksam eure Schmerzen lindern und den Genesungsprozess vorantreiben könnt – und zwar von unterwegs und/oder zu Hause. Was es mit dem SB-01-Konzept sonst noch auf sich hat und woher der Name überhaupt stammt, könnt ihr unter vielem anderem im folgenden Kapitel nachlesen. Denn angesichts der steigenden Zahl von Menschen, die sich daheim selbst rehabilitieren müssen, soll dieses Buch ein unverzichtbarer Begleiter für alle sein, die ihre Genesung selbst in die Hand nehmen wollen. Und denkt daran: »Wer mit Herzblut Unmögliches sinnt, der gewinnt!«
Grundlage all meiner Behandlungserfolge – neben dem Einsatz moderner Technik und einem umfassenden Know-how – ist das von mir entwickelte SB-01-Konzept: Es legt einen klar strukturierten Ablauf jeder therapeutischen Maßnahme fest und ist damit integraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Nicht nur die Kolleginnen und Kollegen orientieren sich bei ihrer Arbeit in den Rehazentren an diesem Konzept, nein, auch die gesamte Infrastruktur, die räumliche Gestaltung und die technische Einrichtung folgen ihm. Denn das SB-01-Konzept dient nur einem Zweck: dem Wohl des Patienten. Ihr steht bei uns im Mittelpunkt. Und da euch dieser Ratgeber zur Selbsthilfe motivieren soll, habe ich alle notwendigen und möglichen Bausteine des SB-01-Konzepts bei den einzelnen Beschwerden integriert – angefangen bei den Dos und Don’ts über die Übungen, das Meridianeziehen bis hin zu den TCM-Punkten –, die ihr in Teil II »Schritt für Schritt gesund mit dem SB-01-Konzept« findet.
Das SB-01-Konzept beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz zur Förderung von Gesundheit, Mobilität und Wohlbefinden. Anfang der Achtzigerjahre entwickelt, kombiniert es wie gesagt Erkenntnisse aus der Meridianlehre und Akupressur der TCM, aber auch aus der ägyptischen Heilkunde, mit modernen wissenschaftlichen Methoden und innovativen Techniken wie die der Lasertherapie und Laserreiztherapie. Der Kern des Konzepts liegt in der allumfassenden Betrachtung des Körpers – vom Scheitel bis zur Sohle und wieder zurück: Beschwerden werden nicht isoliert behandelt, sondern immer im Zusammenhang mit anderen körperlichen und energetischen Prozessen gesehen. Das Konzept berücksichtigt sowohl physische als auch emotionale und energetische Aspekte der Gesundheit. Die zentralen Bestandteile des Konzepts umfassen dabei nichtinvasive Behandlungsansätze, die ich für euch zusammengestellt habe:
Gewinnbringende Verhaltensregeln: Im Praxisteil bekommt ihr mit den »Dos« und »Don’ts« hilfreiche Maßnahmen bei akuten oder chronischen Beschwerden an die Hand, erfahrt aber auch, was ihr tunlichst unterlassen solltet.
Bewährte Übungen: Die auf die Beschwerden passgenau zugeschnittenen Bewegungsabfolgen fördern die Durchblutung, mobilisieren, lösen Blockaden und optimieren die Körperhaltung, Koordination, Kraft und Ausdauer.
Passende Meridiane: Als Energieleitbahnen spielen Meridiane eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Körperfunktionen, aber jede Beschwerde erfordert andere Meridiane, die stimuliert werden müssen, weshalb sie in Teil II dieses Buches detailliert beschrieben werden.
Wirksame TCM-Punkte: Die gezielte Aktivierung der spezifischen Punkte entlang der Meridiane harmonisiert den Energiefluss im Körper und löst Blockaden. Welche TCM-Punkte ihr bei welchen Beschwerden behandeln müsst, könnt ihr ebenfalls in den Beschreibungen des zweiten Teils dieses Buches nachlesen.
Moderne Technologien: Der Einsatz von zellaufbauenden fotodynamischen Lasern, kaltem Plasma, speziellen Stromformen, Magnetfeldern, modernen Kompressions- und Tapetechniken – wie etwa der Sanotape-Technologie – ergänzen die manuellen osteopathischen Vorgehensweisen. Dieser letzte Punkt kommt natürlich nur bei einer persönlichen Behandlung in Betracht, wenn ich euch live und in Farbe sehe. Wobei ihr die Sanotape-Technologie bei der ein oder anderen Beschwerde sicherlich selbst anwenden könnt.3
Eine Ferndiagnose und -behandlung kann ich nicht durchführen – so weit reichen meine telepathischen Fähigkeiten tatsächlich nicht. Dennoch: Alle anderen Bausteine des SB-01-Konzepts wurden von mir den jeweiligen hier vorgestellten Beschwerden angepasst und sind speziell für eine Selbstanwendung geeignet.
Ziel des SB-01-Konzepts ist es, die Selbstheilungskräfte eures Körpers zu aktivieren, eure Beschwerden zu lindern und langfristig gesund und vital zu bleiben – und zwar von der Muskulatur über die Gelenke bis hin zum gesamten Organismus. Dabei geht es nicht darum, dreimal die Woche in einem Fitnessstudio zu trainieren. Das könnt ihr zwar auch tun und es schadet sicher nicht, solange ihr das Pensum durchhaltet. Viel effizienter ist jedoch ein täglich kurzes, aber regelmäßiges Training an euren Schwachstellen: dort, wo die Muskeln verhärtet sind, sie sich in Disbalance befinden. Wenige Minuten reichen meist aus, um euch wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wichtig ist, dass ihr täglich trainiert, es ritualisiert und in euren Alltag integriert – und zwar ein Leben lang. Schließlich putzen wir unsere Zähne auch mindestens einmal täglich, und wer sie nicht regelmäßig pflegt, dem fallen sie mit der Zeit wohl irgendwann aus …
Ja, der Name des Konzepts »SB 01« liest sich schon fast wie die Nummer des berühmten Geheimagenten James Bond, aber so geheimnisumwittert ist das Konzept gar nicht. Die Bezeichnung entspringt eher einer pragmatischen Herangehensweise an eine etwas bizarre Situation: Anfang der Achtzigerjahre war ich infolge meiner therapeutischen Erfolge deutschlandweit so bekannt, dass die Patienten und Patientinnen im Rehazentrum Hagen bis über den Bürgersteig Schlange standen – auch das Wartezimmer war teilweise überfüllt wie eine Bahnhofshalle, wenn mal wieder ein Zug ausfiel.
Das waren wirklich verrückte Zeiten. Ich kam überhaupt nicht mehr durch die Gänge meiner Einrichtung, ohne dass ich aufgehalten und um Rat gefragt wurde. Irgendein Mitarbeiter meinte schließlich, so gehe das nicht weiter, wir bräuchten eine Art Code, damit die Leute nicht immer gleich wüssten, wo ich mich gerade aufhielt. So wurde ich zu »01«. Mein Künstlername, wenn ihr so wollt.
Irgendwann haben die Patienten natürlich herausgefunden, wer sich dahinter verbirgt, aber die Ziffer stand schließlich Pate für das Regulationskonzept: Steffen Barth wurde mit »SB« abgekürzt – und schon war die Konzeptbezeichnung auf den Punkt gebracht.
Aber kommen wir aus dem fast schon filmreifen Geschehen zurück in unsere etwas schmerzhafte Realität und versuchen wir, sie mit den SB-01-Übungen zu lindern: Ich habe sie entwickelt, damit Menschen mit akuten oder chronischen Rücken- oder Gelenkproblemen, nach Verletzungen oder Operationen auch selbst dazu beitragen können, ihre Beschwerden zu bewältigen.
Damit dies gelingt, sind alle Übungen ausgeklügelt und mit viel Mühe und Verstand auf die jeweiligen Beschwerden ausgerichtet. Dabei geht es nicht nur um reine Symptombekämpfung, sondern um eine Ausbalancierung des gesamten Organismus. Deshalb bestehen die Übungen meistens nicht nur aus dem Dehnen, vielmehr wirken sie gleichzeitig auch kräftigend und stoffwechselfördernd. Mit jeder Übung erreicht ihr mehrere Ziele, beispielsweise die hintere Beinseite aufzudehnen, die vordere Seite zu kräftigen, die Koordination zu trainieren und so weiter.
Wir brauchen uns nur einmal die Bauch-Beckenboden-Übung anzuschauen, die bei vielen Beschwerden das Mittel der Wahl ist: Durch die Pumpbewegungen wird der Stoffwechsel in den Wirbelsegmenten erreicht, die Bauch-Beckenboden-Muskulatur gekräftigt, die oberen Bauchmuskeln werden aufgebaut, die Halswirbelsäule (HWS) erfährt eine Entlastung, Muskelverspannungen im gesamten Schultergürtel und der hinteren HWS werden abgebaut, Engpasssyndromen der seitlichen Wirbelsäule wird vorgebeugt, die Verdauung gefördert und manches mehr. Ihr erledigt sozusagen alles »in einem Aufwasch«!
Wichtig zu wissen ist für euch, wie ihr die Übungen ausführen sollt, nämlich in allererster Linie isokinetisch und achsengerecht! Was es mit exzentrischen, konzentrischen und isometrischen Bewegungsarten auf sich hat, erfahrt ihr gleich hier, denn sie beanspruchen Muskeln, Gelenke und Sehnen auf unterschiedliche Weise und wirken dementsprechend spezifisch.
Jede Übung, die ich euch auf den folgenden Seiten zusammengestellt habe, solltet ihr langsam – also in Zeitlupe! – und kontrolliert ausführen. Und das bedeutet auch schon der aus dem Griechischen abgeleitete Begriff »isokinetisch«: eine Bewegung mit gleichbleibender Geschwindigkeit durchzuführen, unabhängig davon, wie viel Kraft ihr aufwenden müsst.
Der Begriff wird oft im Zusammenhang mit dem Training und der Rehabilitation verwendet, insbesondere bei Geräten, bei denen die Bewegungsgeschwindigkeit eingestellt werden kann – in diesem Fall aber gleich bleibt –, während der Widerstand je nach Kraftaufwand variiert. Das heißt, bei isokinetischen Übungen, etwa mit einem speziellen Trainingsgerät, bleibt die Geschwindigkeit, mit der der Muskel arbeitet, konstant, selbst wenn der Widerstand sich ändert. So wird die Muskulatur gezielt und gleichmäßig trainiert, was bei Verletzungen besonders förderlich ist.
In der Reha-Revolution führt ihr die Übungen allerdings ohne Geräte durch – nur selten werden Hilfsmittel wie etwa ein Zugband benötigt.
Eine exzentrische Bewegung tritt auf, wenn ihr beispielsweise aus dem Stand eine Kniebeuge nach unten ausführt oder bergab geht: Diese Abwärtsbewegung wird durch den Muskel kontrolliert abgebremst und dabei verlängert sich unter der Anspannung euer Muskel. Als »exzentrische Kontraktion« wird also jede Bewegung bezeichnet, die einen Muskel verlängert, während er gleichzeitig kontrahiert wird. Viele sprechen in diesem Zusammenhang auch von einer »Negativbewegung«, einem »Negativtraining« oder »einer negativ-dynamischen Bewegung«.
Exzentrisches Training ist besonders effektiv, um Muskeln und Sehnen zu stärken und so Verletzungen vorzubeugen. Oft erfordert es mehr Kraft, da der Muskel gegen die Schwerkraft arbeiten muss.
Bleiben wir beim Beispiel der Kniebeuge: Bei einer konzentrischen Bewegung komme ich aus der Hocke wieder zurück in den Stand. Der Muskel verkürzt sich unter Anspannung – er erzeugt Kraft, um eine Bewegung zu initiieren oder eine Last zu heben. Das kann auch im Liegen gegen einen Widerstand erfolgen, wie etwa beim Hochdrücken aus dem Liegestütz. Konzentrische Bewegung bedeutet also, »eine Last zu überwinden«, sie fördert den Muskelaufbau sowie die Kraftentwicklung und wird auch gern als »positiv-dynamisch« bezeichnet.
Konzentrische und exzentrische Bewegungen werden häufig kombiniert – wie etwa bei der Kniebeuge. Das Training könnte allerdings ineffektiv sein, wenn ein Teil der Bewegung, wie beispielsweise das Absenken, nicht gezielt ausgeführt wird.
Womit wir gleich beim nächsten wichtigen Schlagwort wären, nämlich der achsengerecht durchgeführten Übung.
Hier wird eine Bewegung oder Übung so umgesetzt, dass die Gelenke – etwa Knie, Hüfte und Schultern – in ihrer natürlichen Ausrichtung bleiben und nicht verdreht oder überlastet werden. Die Gelenkachsen werden belastet, wie es die Anatomie vorgibt.
Ein gutes Beispiel dafür ist auch hier die Kniebeuge, bei der die Schultermitte und der Mittelfuß eine Linie bilden sollen; diese Vorgehensweise wird bei dieser »Übung fürs Leben« später noch detailliert beschrieben. Denn bei achsengerechten Bewegungen findet eine gleichmäßige Kräfteverteilung statt, sodass Muskeln und Bänder optimal zusammenarbeiten können. Das ist nicht nur weniger verletzungsanfällig, sondern auch wesentlich effektiver.
Eine isometrische Übung beschreibt eine Muskelanspannung ohne Bewegung, das heißt: Ihr haltet eine Position über einen definierten Zeitraum, wie es etwa hier bei der »Atlasübung im Liegen« der Fall ist oder beim Liegestütz. Dabei steht der Muskel unter Spannung, wird aber weder kürzer noch länger, weshalb sich isometrisches Training hervorragend zur Verbesserung von Stabilität, Haltekraft und muskulärer Kontrolle eignet. Es ist oft Teil von Rehabilitationsprogrammen und kann bei Knie-, Hüft- und weiteren Beschwerden, aber auch vor und nach Operationen durchgeführt werden.
Auf was basieren die SB-01-Übungen sonst noch? Auf dem Prinzip, die vorgegebenen Bewegungen hauptsächlich dann auszuführen, wenn die Beschwerden akut sind, es also wehtut – bei starken Schmerzen natürlich nur nach therapeutischer oder fachärztlicher Abklärung und Freigabe. Denn Lethargie führt meist nicht zu einem schnelleren und besseren »Heilungsergebnis«, weshalb eine Ruhigstellung über einen längeren Zeitraum eigentlich immer – auch bei einem Supinationstrauma (Umknicken) – vermieden werden sollte. Den Betroffenen beispielsweise in einen Rollstuhl zu setzen, was ich bereits häufig gesehen habe, kommt einer Katastrophe mit meist schwerwiegenden Folgen gleich. Kein Gewebe »heilt« in Ruhe schneller – ganz im Gegenteil. Wer anderslautende Beweise hat oder dementsprechende Studien kennt, dem höre ich gern zu.
Patientinnen und Patienten, die bei Schmerzen ihre jeweiligen SB-01-Übungen in einer bestimmten Geschwindigkeit (isokinetisch) und im beschwerdefreien Bereich (!) durchführen, profitieren von einer Automobilisation, Kräftigung, Dehnung und optimalen Durchblutung. Hier wird funktionell bewegt; das heißt, die verletzte Struktur wird bei einer Bewegung ausgeklammert, aber die umgebenden Strukturen werden aktiviert. Dadurch bilden sich Botenstoffe – auch Glückshormone –, die ebenfalls zu einer erfolgreichen Genesung beitragen. Das alles führt wiederum zu einer Dynamik, die die Übenden in einer positiven Spirale »nach oben« befördert.
Sich mehr zu bewegen, ist generell das Gebot der Stunde, denken wir nur an den bereits erwähnten Statusbericht der Weltgesundheitsorganisation, dem zufolge mehr als 80 Prozent der Jugendlichen und 27 Prozent der Erwachsenen nicht das von der WHO empfohlene Maß an Bewegung erreichen. Hauptziel des dafür geschaffenen »Global Action Plan on Physical Activity (GAPPA)« ist daher eine körperliche Aktivitätssteigerung der Gesellschaft: Der Bewegungsmangel soll in der Bevölkerung bis 2030 um 15 Prozent reduziert werden.4 Denn in unserem Informationszeitalter verkümmert verstärkt eine Vielzahl an Bewegungsabläufen: Fast die Mehrheit verbringt den größten Teil des Arbeitstags und auch der Freizeit im Sitzen und das bekommen vor allem die Gelenke und Wirbelsegmente zu spüren. Dadurch fehlt es an Spannung und einer aufrechten Körperhaltung, was wiederum dazu führt, dass sich nicht dehnfähige und abgeschwächte Muskeln ausbilden und es schließlich zu Muskeldisbalancen kommt.
Dabei ist bei den Frauen in der Regel die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur im Verhältnis zur Rückenmuskulatur weniger entwickelt als bei den Männern. Letztere neigen hingegen zu ausgeprägten Verkürzungen der hinteren Beinmuskulatur, der sogenannten Hamstrings. Und so nimmt bei den Frauen die »Bauch-Beckenboden-Übung« eine zentrale Rolle ein, um beschwerdefrei im Rücken zu bleiben, während bei den Männern unter anderem die »Telefonübung« unerlässlich ist. Letztere hat ihren Namen übrigens aus einem bestimmten Anlass erhalten: Damit das Trainieren der Hamstrings nicht aufgeschoben wird, können sie bei jedem Telefonat gedehnt werden. Wie? Das könnt ihr bei besagter Übung der jeweiligen Beschwerde nachlesen.
Im Zusammenhang mit den SB-01-Übungen spreche ich online oft von den 3-mal-8-Sekunden-Übungen, die Teil des Konzepts sind. Wie der Name schon sagt: Es ist ein minimaler Zeitaufwand erforderlich, aber bei konsequenter Durchführung sind die Maßnahmen äußerst effektiv. Viele der Übungen, die ihr hier findet, sind ebenfalls nach dieser Zeiteinteilung durchzuführen. Bei manch anderen habe ich bewusst ein anderes Timing gewählt, je nachdem, welche Intensität die jeweilige Beschwerde erfordert. Aber keine Sorge, viel mehr Zeit müsst ihr nicht investieren – und die jeweiligen Angaben sind immer zum Schluss jeder einzelnen Übung aufgeführt. Kombiniert mit zwei weiteren Bausteinen aus dem SB-01-Konzept – nämlich dem Meridianeziehen und der Aktivierung der TCM-Punkte, die ich euch auf den nächsten Seiten vorstelle –, steht eurem Genesungsprozess also nichts mehr im Wege.
Die seit Jahrtausenden bewährte Heilkunst der Traditionellen Chinesischen Medizin betrachtet den menschlichen Körper als energetisches System. Krankheit bedeutet hier eine Störung des Energieflusses – und die nimmt in der kleinsten Zelle ihren Anfang –, Gesundheit hingegen einen einwandfreien Energiefluss. Bis der Mensch ein Symptom wahrnimmt, durchläuft die Krankheit eine sogenannte »Inkubationszeit« (ein Bandscheibenvorfall etwa entwickelt sich über Jahre bis hin zu Jahrzehnten), weshalb ein frühzeitiges Erkennen einer »energetischen« Störung durchaus sinnvoll ist. Eine zentrale Stellung in der TCM nimmt die Meridianlehre ein, die die Grundlage für Behandlungsmethoden wie Laserpunktur, Akupunktur, Akupressur und viele andere Techniken bildet. Sie basiert auf der Vorstellung, dass eine Lebensenergie namens »Qi« (ausgesprochen »Tschi«) durch ein Netzwerk von Energieleitbahnen – ebendie Meridiane – fließt. Kann das Qi frei durch sie strömen, spricht man von einem harmonischen Energiefluss, der Körper, Geist und Seele gesund hält. Blockaden oder Ungleichgewichte können hingegen zu Beschwerden oder Krankheiten führen. Ziel aller TCM-Therapien ist, den Energiefluss zu regulieren und so den Körper wieder in sein Gleichgewicht zu bringen.
Die unsichtbaren Energieleitbahnen durchziehen den Körper und dienen als Orientierungsbahnen, auch dadurch, dass sie jeweils einen Anfangs-, End-, Quell-, Sedierungs-, Alarmpunkt et cetera haben: die allseits bekannten Akupunkturpunkte. Nach der traditionellen Lehre gibt es zwölf Hauptmeridiane, die jeweils einem bestimmten Organ oder einer Funktion im Körper zugeordnet sind und dazu beitragen, dass die Balance der entgegengesetzten Kräfte Yin und Yang gewahrt bleibt. Die sechs Yin-Meridiane verlaufen auf der Körpervorder- und -innenseite von unten nach oben (von kaudal nach kranial) und sind für die blutspeichernden Organe wie Herz, Leber, Lunge und Milz zuständig: Blut, Wasser und Energie fließen bei Kälte ins Körperinnere, um den Organismus zu wärmen. Die sechs Yang-Meridiane wiederum befinden sich auf der Körperrück- und -außenseite und führen von oben nach unten (von kranial nach kaudal). Sie sind für die Hohlorgane – wie etwa Magen, Dünn- und Dickdarm – und somit für die Kühlung verantwortlich. Einzige Ausnahme bildet hier der Magenmeridian, der zwar zu den Yang-Meridianen gehört, jedoch auf der Körpervorderseite von oben nach unten gezogen wird.
Herz-Meridian (»He«)
Nieren-Meridian (»Ni«)
Kreislauf-Sexus-Meridian (»Ks«)
Leber-Meridian (»Le«)
Lungen-Meridian (»Lu«)
Milz-Pankreas-Meridian (»MP«)
Dünndarm-Meridian (»Dü«)
Blasen-Meridian (»Bl«)
Dreifach-Erwärmer-Meridian (»3E«)
Gallenblasen-Meridian (»Gb«)
Dickdarm-Meridian (»Di«)
Magen-Meridian (»Ma«)
Hinzu kommen zwei weitere wichtige Energieleitbahnen: das Lenker- (»LG«) und das Konzeptionsgefäß (»KG«), die eng mit den Hohl- und blutspeichernden Organen sowie der Funktion des gesamten Organismus verbunden sind. Sie beeinflussen direkt oder indirekt die Hohl- und blutspeichernden Organe, indem sie den Energiefluss steuern und die Yin- und Yang-Kräfte harmonisieren.
Während das Konzeptionsgefäß entlang der Vorderseite des Körpers von der Mitte des Schambeins über den Bauch und die Brust bis zur Unterlippe verläuft, beginnt das Lenkergefäß dort, wo das Konzeptionsgefäß endet – nämlich auf der Oberlippe. Es führt weiter mittig über den Kopf, entlang der Wirbelsäule bis in die Steißbeinregion. Einen guten Überblick über sämtliche Meridiane und ihre dazugehörigen TCM-Punkte erhaltet ihr auf den Bildern von Seite 26. Orientiert euch aber bitte nicht an diesen, sondern an den einzelnen Meridianabschnitten, die ich euch bei den Beschwerden zusammengestellt habe.
Behandelt ihr die Meridiane, wird nicht nur das Qi ins Gleichgewicht gebracht, sondern mittels der mechanischen Reize – die durch das Ziehen der Meridiane auf der Haut gesetzt werden – lockert sich das Bindegewebe genauso, wie sich die Muskulatur entspannt. Das wiederum stärkt Blutgefäße und Organe.
Da jeder Meridian einem Organ zugeordnet ist, können bei der Aktivierung auch Emotionen ausgelöst und gelöst werden. So habe ich in meiner Praxis schon einige Gefühlsausbrüche miterlebt. Was normal und völlig in Ordnung ist. Nicht umsonst spricht der Volksmund davon, dass einem die Galle überläuft, etwas über die Leber gelaufen ist, an die Nieren geht, einen Stich ins Herz gibt, sich jemand die Lunge aus dem Hals schreit und so weiter. Und bei der Meridiantherapie verläuft der Weg über den sogenannten »Hautorganreflex«: Erst wird der Impuls über die Haut zum Organ, dann weiter ans Gehirn geleitet.
Da die TCM stets um Ausgleich bemüht ist, könnt ihr mittels Meridianeziehen euer Qi aktivieren und den Genesungsprozess unterstützen. Wie erkennt ihr nun auf der Haut, ob das Qi harmonisch durch die Meridiane strömt oder der natürliche Energiefluss gestört wird? Das ist gar nicht so schwer und funktioniert wunderbar mittels Dermografie, der »Hautschrift«. Das Einzige, was ihr dazu benötigt, ist ein geeigneter Metallgegenstand, da er am besten leitet. Ich empfehle immer einen Löffel mit langem Stiel – mit dem Stiel eines Eislöffels etwa erreicht ihr noch so weit entfernte Körperstellen –, aber eine Gabel oder ein Esslöffel sind auch geeignet. Genauso wie ein Schlüssel oder eine Euromünze, falls ihr unterwegs seid und der Besteckkasten außer Reichweite ist. Einen eigens für diesen Zweck vorgesehenen Meridianstab könnt ihr ebenfalls verwenden; ihn gibt es oft als Multifunktionsstift, der auch zur Aktivierung der Punkte dient (siehe dazu weiter unten den Abschnitt »TCM-Punkte zur Selbstanwendung«). Und keine Sorge, dabei kann man nichts verkehrt machen – die Meridiantherapie arbeitet regulativ, weshalb es nie ein Zuviel oder Zuwenig gibt, auch wenn die Behandlung natürlich umso erfolgreicher ist, je genauer man die Meridiane zieht. Solltet ihr zu Beginn nicht gleich den richtigen erwischen, sondern etwas danebenliegen, ist das nicht weiter tragisch. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Welche Meridiane ihr bei welcher Beschwerde ziehen müsst – und vor allem, wie oft –, findet ihr im Teil II (»Schritt für Schritt gesund mit dem SB-01-Konzept«) bei der jeweiligen gesundheitlichen Einschränkung beschrieben.
Zieht ihr nun einen Meridian vom Beginn bis zu seinem Ende, so reagiert die Haut im normal versorgten Bereich erst mit einer weißen Verfärbung der Linie, die sich innerhalb von Sekunden in Rot verwandelt. Im Idealfall zeigt sich hier der Meridian vom Anfangs- bis zum Endpunkt mit einer sauberen roten Linienführung – sowohl am Rumpf als auch an Armen oder Beinen. Bei einer Störung des Energieflusses beziehungsweise einem mäßigen Stoffwechsel kann es zu verschiedenen Abweichungen kommen:
Nach dem Meridianeziehen verfärbt sich die weiße Linie nicht durchgehend rot, sondern sie wird immer wieder von weißen Linien unterbrochen.
Der Meridian reagiert erst mit einer weißen Linie, die dann zu einem weiß verschwommenen Strich wird. Diese Anzeichen verraten oft Wasseransammlungen im Bindegewebe und zeigen sich gern an den Beinen.
Genauso kann sich ein erst weißer Meridian im Anschluss mit roten Quaddeln zeigen – die Areale sind dabei erhaben und sehen fast aus wie Blasen. Das ist aber nicht weiter beängstigend (siehe QR-Code Seite 315).
Die Linienführung des Meridians kann aber auch nur schwach ausgeprägt sein. Das ist häufig der Fall, wenn es euch kalt ist oder ihr euch in einem kühlen Raum befindet: Hier sind oft nur Reaktionen im Rumpfbereich sichtbar, an den Armen oder Beinen meistens nur wenige bis gar keine.
Wo ein Meridian eine unterbrochene Linie aufzeigt, nur weiß wird oder gar nicht sichtbar wird, solltet ihr die mechanischen Reize so lange aktivieren, bis sich eine rote Linie zeigt.
Die in Teil II des Buches beschriebenen Meridianverläufe sind auf Selbstanwendende – also auf euch und eure Beschwerden – zugeschnitten, weshalb die Meridiane teilweise nicht ganz, sondern nur abschnittsweise gezogen werden. Aus diesem Grund befinden sich in diesem Ratgeber auch wesentlich mehr Yin-Meridiane, also solche, die die Körpervorderseite entlanglaufen. Praktikabilität geht hier vor Theorie! Denn was nutzt es, wenn ihr von einem Hexenschuss niedergestreckt wurdet, aber nicht mal im Traum daran denken könnt, einen Meridian komplett durchzuziehen? Ich jedenfalls habe in meiner langjährigen Praxiserfahrung damit sehr gute Ergebnisse erzielt. Dafür braucht ihr den Meridianabschnitt einfach mit etwas mehr Druck – natürlich beidseitig – entlangzufahren. Wie oft, sagt euch die Angabe bei der jeweiligen Übung.
Nachdem ihr nun die zwölf Hauptmeridiane, ihre beiden erweiterten Energieleitbahnen und ihren Einfluss auf den Energiefluss des Körpers kennengelernt habt, werfen wir einen Blick auf die einzelnen Punkte, die diese Bahnen so besonders machen.
Jeder Meridian hat einen Anfangs-, End-, Sedierungs-, Quellpunkt und so weiter, die sich alle strategisch entlang der zwölf Hauptmeridiane von Kopf bis Fuß verteilen – die außerordentlichen Meridiane weisen ebenfalls ihre speziellen Punkte auf. Es sind die Energiezugänge entlang dieser Bahnen.
Sämtliche TCM-Punkte sind nummeriert, erzählen ihre ganz eigene Geschichte, wirken spezifisch und bieten uns so die Möglichkeit, gezielt auf Ungleichgewichte und damit auf Beschwerden einzuwirken. Insgesamt gibt es 365 klassische TCM-Punkte – so viele, wie das Jahr Tage hat –, die in verschiedene Kategorien aufgeteilt sind. Einige erfüllen dabei mehrere Funktionen. So kann beispielsweise ein Punkt sowohl Yuan- als auch Luo-Punkt sein. Ich sage immer: »¡Muy complicado! Um all das auswendig zu lernen, reicht ein ganzes Leben nicht aus.« Aber keine Sorge, bei den jeweiligen Beschwerden findet ihr genaue Anleitungen, welche Punkte zu aktivieren sind. Wer sich trotzdem einen Überblick verschaffen möchte, findet eine Darstellung der Meridiane und ihrer dazugehörigen Punkte auf Seite 26.
Alle dieser 365 Punkte entlang der Meridiane sind kleine, aber feine Tore zur Harmonisierung des Qi, zur Stärkung der inneren Balance und Förderung der Selbstheilung. Dabei hat jeder seine eigene Bedeutung und besondere Wirkung – zugleich verbirgt sich hinter jeder Bezeichnung eine interessante Geschichte. Drei dieser Punkte, Dickdarm 1 (Di 1), Magen 36 (Ma 36) und SB 01, der Punkt außerhalb der Meridiane (SB 01), möchte ich euch kurz vorstellen: Während der eine (Di 1) durch seine Verbindung zu den Atemwegen eine verstopfte Nase befreien kann, gilt der andere (Ma 36) als Lebensquell, der Körper und Geist stärkt und ein langes Leben verspricht. Der Dritte im Bunde (SB 01) liegt außerhalb der Meridiane und ist ein Tausendsassa.
Wenn es euch in der Nase juckt, sie verstopft ist oder ein dicker Popel die Atmung erschwert: Was macht ihr in diesem Fall beziehungsweise was trauen sich nur noch kleine Kinder in der Öffentlichkeit? Genau, einen Finger in die Nase zu stecken. Aber welchen? Meistens doch den Zeigefinger, oder?
Das hat auch einen Grund, denn am äußeren Nagelfalzwinkel des Zeigefingers liegt der Anfangspunkt des Dickdarmmeridians (Dickdarm 1 oder Di 1). Sobald ihr also den Finger in die Nase steckt, wird der TCM-Punkt massiert und damit aktiviert. Um diese Geschichte abzurunden, fehlt natürlich noch ein guter Schluss: Wo, glaubt ihr, endet wohl der Dickdarmmeridian? Genau, am seitlichen Nasenflügel mit dem TCM-Punkt Di 20. Um euren Schnupfen loszuwerden, müsst ihr euch aber nicht im hintersten Eck verstecken und in der Nase bohren, sondern könnt einfach mit einem Metallgegenstand den TCM-Punkt Di 1 beidseitig massieren. Womit? Mit einem Metallgegenstand? Ja! Mit welchem, steht auf Seite 28.
Einer der bekanntesten und am häufigsten verwendeten Punkte in der TCM ist Magen 36 (Ma 36), der Lebensenergie, Vitalität und Ausdauer symbolisiert. Er wird neben seiner Bezeichnung als Punkt der »Drei Dörfer« auch oft »Punkt des langen Lebens«, »Drei Meilen des Fußes« oder »Dritter Weiler am Fuß« genannt und mit verschiedenen Legenden in Verbindung gebracht.
Meine Version spielt im chinesischen Kaiserreich, in dem sich ein Trupp Soldaten in einer kriegerischen Auseinandersetzung befindet. Die Soldaten sind von langen Märschen und unzähligen Kämpfen erschöpft, haben – um siegreich nach Hause zu kehren – jedoch noch eine entscheidende Mission vor sich: drei Dörfer einzunehmen. Von ihrem Oberbefehlshaber werden die entkräfteten Soldaten angehalten, als sie sich auf dem Boden sitzend ausruhen, den TCM-Punkt unterhalb der Kniescheibe 4 Fingerbreit in Richtung Unterschenkelaußenseite zu suchen und zu massieren. Er verspricht ihnen, so würden sie die Kraft finden, um ihre Mission zu beenden. Der Überlieferung zufolge schöpfen die Soldaten durch die Stimulation von Ma 36 neue Energien und fühlen sich derart gestärkt, dass es ihnen gelingt, die drei Dörfer zu erobern. Und so verkörpert dieser Meisterpunkt nicht nur körperliche Stärke, sondern auch Willenskraft und die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden.
Der wirksamste Punkt, der sich außerhalb der Meridiane (PaM) befindet und einen enormen Leitwert besitzt, aber in keinem Fachbuch steht, ist der Punkt SB 01 »Befreiender Engpass«, den ich (SB) vor Jahren entdeckt habe. Dass bei ihm der Hautleitwert am höchsten ist, kann man mittels eines Akupunktur-Elektromessgeräts über den Hautwiderstand nachprüfen. Das Ganze grenzt jedoch noch lange an kein Wunder, verlaufen doch an diesem Punkt der elfte Hirnnerv (Nervus accessorius), die Halsschlagader und weitere Blutgefäße, die den Kopf mit Sauerstoff versorgen. Aber nicht nur sie sind dort angesiedelt, sondern auch die Skalenuslücke – ein Engpass, der von Halsmuskeln gebildet wird – sowie das Schlüsselbein und die erste Rippe, die sich hier kreuzen.
Wird nun beispielsweise die erste Rippe aufgrund von Muskelverhärtungen unter das Schlüsselbein gezogen, funktionieren beide quasi als Schere: Sie quetschen die darunter befindlichen Nervengeflechte, Blutgefäße und andere Weichteile ab, womit wichtige Anteile nicht mehr mit genügend sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Das können der obere Quadrant der Brust sein, aber auch das Ohr, der Kopf sowie die Arme bis hin zur Hand und den Fingern.
Ihr findet den Punkt SB 01, indem ihr die Schultern hochzieht und vom Ende des Ohrläppchens zur Einbuchtung eurer hochgezogenen Schulter geht. Dort seid ihr dann goldrichtig. Die Schultern müsst ihr beim Behandeln des Punkts aber wieder sinken lassen!
Und so stellt sich der SB 01 als Punkt der Befreiung bei Beschwerden dar wie Arthrosen, Bluthoch- und -niederdruck, Drehschwindel, Ellenbogenschmerzen – auch Bursitis (Schleimbeutelentzündung) –, Fibrosierungen des Bindegewebes hinterm Ohr, Gleichgewichtsstörungen, Karpaltunnelsyndrom, Kopfschmerzen, Migräne, Schnappfinger, Schulterschmerzen (Engpasssyndrom), Sehnenscheidenentzündung, Tinnitus