Die Reise-Bibel - Harald Braun - E-Book

Die Reise-Bibel E-Book

Harald Braun

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Beschreibung

Von Marco Polo, Last Minute und der heimlichen Suche nach dem Altbewährten - nur bei besserem Wetter.    Wenn es Sonne und Meer ganzjährig auch an der Emschermulde oder in Uelzen gäbe, wer würde dann schon verreisen. So aber wird in diesem Buch eine Menge über Adria-Freuden und Azoren-Krisen, Badetücher auf Liegestühlen, überschätzte Reisemythen, Trinkgeld- Bräuche, komisches Essen und viel zu viele Engländer zu lesen sein. Auch darüber, wie der deutsche Tourist sich im Ausland so benimmt, worüber er sich am liebsten beschwert und wer der »König von Mallorca« ist, wird Sie diese amüsante Fibel nicht im Unklaren lassen.  

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Seitenzahl: 194

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Harald Braun

Die Reise-Bibel

»Das ist doch niemals Rio de Janeiro«

Deutscher Taschenbuch Verlag

Originalausgabe 2009© Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, MünchenDas Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.Rechtlicher Hinweis §44 UrhG: Wir behalten uns eine Nutzung der von uns veröffentlichten Werke für Text und Data Mining im Sinne von §44 UrhG ausdrücklich vor.eBook ISBN 978-3-423-40402-0 (epub)ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-21147-5Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de

Inhaltsübersicht

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten. Reise-Fakten (Teil 1)

Weise Worte. Misanthropen auf Tour

Reise-Helden. Die Globetrotter (Teil 1)

Reise-Szenen (Teil 1). Ein junges Paar bucht eine Reise (und erlebt eine Überraschung)

Service – Der kleine Reise-Beziehungshelfer. Für die schönsten Tage des Jahres (ohne böse Überraschungen!)

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten. Reise-Fakten (Teil 2)

Weise Worte. Spötter auf Tour

Kulturreisen (Teil 1). Hauptsache unterwegs! Die besten Roadmovies der Kinogeschichte

Beruflich reisen (1). Was denken die Profis? Susanna Heim

Reise-Helden. Die Globetrotter (Teil 2)

Urlaubstypen (Teil 1). Frühbucher, Globetrotter und andere Reisefreunde

Reise-Szenen (Teil 2). Familie Glowaczki checkt ein (und gerät in Schwierigkeiten)

Weise Worte. Mit Schlaumeiern auf Tour

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten. Reise-Fakten (Teil 3)

Reise-Helden. Die Globetrotter (Teil 3)

Reise-Szenen (Teil 3). Dr. Constantin Megrette fliegt Holzklasse (zum ersten Mal)

Kulturreisen (Teil 2). Der perfekte Ort zum Leben? … und ein paar andere Reisefragen mehr, die Ihnen durch die Lektüre der folgenden Bücher beantwortet werden

Weise Worte. Mit Optimisten auf Tour

Urlaubstypen (Teil 2). So verhalten sich Japaner, Deutsche und der Rest der Welt in der Sommerfrische

Entdecker oder Stubenhocker? Das kleine Reise-Bibel-Quiz

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten. Reise-Fakten (Teil 4)

Weise Worte. Mit Fatalisten auf Tour

Reise-Helden. Die Globetrotter (Teil 4)

Reise-Szenen (Teil 4). Dr. Constantin Megrette trinkt Rotwein (was er besser nicht getan hätte)

Beruflich reisen (2). Was denken die Profis? Stefanie Hellge

Weise Worte. Mit Komikern auf Tour

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten. Reise-Fakten (Teil 5)

Reise-Helden. Die Globetrotter (Teil 5)

Weise Worte. Mit Philosophen auf Tour

Beruflich reisen (3). Was denken die Profis? Matthias Politycki

Kulturreisen (Teil 3). Der Sound der Sehnsucht. Die beste Musik für Reisende in aller Welt – und für Daheimgebliebene

Reise-Szenen (Teil 5). Swimming Fools (oder: Die Handtuch-Krise)

Glossar. 50 wichtige Begriffe aus der Welt der Globetrotter

Ziele, Zahlen, Merkwürdigkeiten

Reise-Fakten (Teil 1)

Die beliebtesten deutschen Reiseziele

(Übernachtungen in Millionen)

Bayern 76,3

Baden-Württemberg 42,4

Nordrhein-Westfalen 40,4

Niedersachsen 35,9

Hessen 26,9

Mecklenburg-Vorpommern 26,3

Schleswig-Holstein 23,6

Rheinland-Pfalz 19,9

Berlin 17,3

Sachsen 16,1

Brandenburg 9,9

Thüringen 9,1

Hamburg 7,4

Sachsen-Anhalt 6,5

Saarland 2,3

Bremen 1,5

Quelle: Statistisches Bundesamt, Tourismus 2007

Die beliebtesten Verkehrsmittel bei Urlaubsreisen

PKW/Wohnmobil 47,1Prozent

Flugzeug 34,6Prozent

Bus 9,3Prozent

Bahn 4,9Prozent

Schiff 1,6Prozent

Quelle: Tourismusverband, 2007

Reiseziel Deutschland

(Besucher aus den genannten Ländern in Millionen)

Niederlande 3,367

USA 2,123

Großbritannien 2,067

Schweiz 1,732

Italien 1,440

Frankreich 1,184

Österreich 1,155

Dänemark 1,039

Belgien 1,001

Schweden 0,871

Spanien 0,812

Japan 0,662

Polen 0,511

China 0,462

Russland 0,411

Quelle: Statistisches Bundesamt, Tourismus 2007

Nebel & Schatten

Die unglücklichsten Länder der Welt

Simbabwe

Swasiland

Burundi

Demokratische Republik Kongo

Ukraine

Quelle: New Economics Foundation (Studie vom Juli 2006, in der Zufriedenheit der Bevölkerung, Lebenserwartung und Umgang mit der Umwelt bewertet wurden)

Alles eine Frage der Organisation

So verreisen die Deutschen

Pauschalreisen: 43Prozent

Teilleistungen, einzeln gebucht: 36Prozent

Nichts vorher gebucht: 17Prozent

Baustein-/Modulreise: 4Prozent

Quelle: Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V. (Reiseanalyse 2007; Basis: 64,42Millionen Reisen)

Prioritäten

Was ist den Fernreisenden wichtig?

Sicherheit 592

Klima 487

Preis 482

Hotel 363

Strände 311

Quelle: Urlaub perfekt (Umfrage bei 942Reisebüros, bis zu drei Nennungen)

Die besten Billigflieger

In Europa

Air Berlin, Deutschland

Vueling, Spanien

Easyjet, Großbritannien

Weltweit

Jet Blue, USA

Air Berlin, Deutschland

Virgin Blue, Australien

Quelle: Skytrax (Umfrage von 2004 bis Mai 2005 unter 12334283Passagieren aus 94Ländern)

Der beste Service

First Class Fernstrecke

Cathay Pacific, Hongkong

Singapore Airlines, Singapur

Malaysia Airways, Malaysia

Business Class Fernstrecke

British Airways, Großbritannien

South African Airways, Südafrika

Virgin Atlantic, Großbritannien

Economy Class Fernstrecke

Malaysia Airways, Malaysia

Emirates, Dubai

Singapore Airlines, Singapur

Quelle: Skytrax (Umfrage von 2004 bis Mai 2005 unter 12334283Passagieren aus 94Ländern)

Das beste Essen

First Class Fernstrecke

Gulf Air, Bahrain, Oman

Cathay Pacific, Hongkong

Swiss, Schweiz

Business Class Fernstrecke

Gulf Air, Bahrain, Oman

Continental, USA

bmi British Midland, Großbritannien

Economy Class Fernstrecke

Thai Airways, Thailand

Austrian Airlines, Österreich

Saudi Arabian, Saudi Arabien

Quelle: Skytrax (Umfrage von 2004 bis Mai 2005 unter 12334283Passagieren aus 94Ländern)

Aber bitte mit Beten

Die sieben beliebtesten Pilgerreiseziele

Altötting (Bayern)

Lourdes (Frankreich)

Rom (Italien)

Fatima (Portugal)

Jakobsweg/Santiago de Compostela (Spanien)

Loreto (Italien)

Mariazell (Österreich)

Urlaub vor Gericht

Absurde Klagen von Urlaubsgästen

Ein Mann klagte vor einem Klever Gericht über »nicht ordnungsgemäße Mischverhältnisse bei Mixgetränken« und »zu lange Schlangen vor dem Büffet«. Die Klever Richter fanden diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten hinnehmbar und die Klage nicht nachvollziehbar. Kein Geld zurück.

Ein Paar hatte in seinem Urlaub auf Menorca keinen Verkehr oder jedenfalls keinen ausreichenden. Die Verantwortung für diesen Missstand allerdings suchten die hormonell erloschenen Urlaubsgäste in der Ausstattung ihres Zimmers: Sie hatten nur zwei Einzelbetten statt eines Doppelbettes vorgefunden, ein Zusammenschieben der beiden Betten habe wegen des rutschigen Bodens nicht funktioniert und den Verkehr amtlich beeinträchtigt. Auch dieses Paar kam mit seiner zugegeben originellen Klage vor dem Mönchengladbacher Amtsgericht nicht durch.

Ein Paar aus Köln fühlte sich in ein Kriegsspiel versetzt, als es bei einem Badeurlaub in Kenia feststellen musste, dass im Hotel außer ihnen auch noch rund 1000Soldaten untergebracht waren, die säbelrasselnd durch die Lobby und an den Strand zogen. Man klagte, so habe man sich den Urlaub aber nicht vorgestellt – und erhielt Recht. Kölner Richter sprachen den verschüchterten Afrika-Besuchern gleich 40Prozent des Urlaubspreises zu, mit der Begründung, dass man ja wohl vor Ort Gleichgesinnte erwarten dürfe und kein aktives Militär.

Ein grünes Wunder erlebte eine Dame auf Mallorca, als sie den hoteleigenen Pool besuchte und beim Ausstieg aus dem kühlen Nass feststellen musste, dass sich ihr wasserstoffblondes Haar grün verfärbt hatte. Offenbar war vorher zu viel Chlor in den Pool geraten, der Urlaub der besagten Dame sei so grün gebrandmarkt kein angenehmer mehr gewesen. Homburger Richter sahen das Problem nicht und belehrten die falsche Blondine, dass eine Badekappe wahre Wunder vollbracht hätte. Immerhin 10Prozent der Urlaubssumme erhielt das Pool-Opfer zurück – das sollte für einen Friseurbesuch ausreichen.

Urlauber in Angst

Wovor sich Touristen im Urlaub am meisten fürchten

Probleme mit der Unterkunft: 50,4Prozent

(Individualreisende: 48,2)

Unfall/Panne 48,1 (72,5)

Krankheit/Tod 44,9 (43,6)

Diebstahl 39,1 (42,9)

Gepäckprobleme 28,8 (25,4)

Überbuchung 16,4 (9,3)

Unruhen/Terror im Zielgebiet 13,3 (11,4)

Quelle: Elvia Versicherungen

Weise Worte

Misanthropen auf Tour

Wer durch Reisen klüger werden will,

darf sich nicht selbst mitnehmen.

Sokrates

Wie wenigen Menschen

ist das Talent verliehen, Reisende zu sein!

Ludwig Tieck

Erst die Fremde lehrt uns,

was wir an der Heimat haben.

Theodor Fontane

Manche Menschen reisen

hauptsächlich in den Urlaub,

um Ansichtskarten zu kaufen,

obwohl es doch vernünftiger wäre,

sich diese Karten kommen zu lassen.

Robert Musil

Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss, oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind.

Kurt Tucholsky

Reisen sollte nur ein Mensch, der sich ständig überraschen lassen will.

Oskar Maria Graf

Der verborgene Sinn des Reisens ist es, Heimweh zu haben.

Erich Kästner

Früher zeichnete man auf Reisen, um sich erinnern zu können, wo man war. Heute filmt man auf Reisen, um zu erfahren, wo man gewesen ist.

Albert Camus

Man reist nicht, um andere Orte kennenzulernen, sondern um sich anderen Situationen auszusetzen. Die meisten reisen nur, um wieder heimzukommen.

Michel de Montaigne

Reise-Helden

Die Globetrotter (Teil 1)

Andersen, Hans Christian

Wer Märchen schreibt, braucht Phantasie. Und Reisen regt die Phantasie an. Wenn es einen Beweis gebraucht hätte, um diese These zu unterfüttern, dann liefert sie der Märchenerzähler, Dichter und Reiseschriftsteller Andersen. Als er von der Schwester eines Freundes, in die er sich verliebt hatte, einen Korb erhielt, zog der Sohn eines verarmten Schuhmachers hinaus in die Welt: insgesamt 30 große Reisen unternahm Andersen. Die führten den Dänen nach Deutschland, England, Italien, Spanien und in das Osmanische Reich – und zu den Eindrücken, die er in seinen weltberühmten Märchen von der ›Prinzessin auf der Erbse‹ bis zur ›Kleinen Meerjungfrau‹ verarbeitete.

Bach, Dirk

Wenn man so aussieht wie Dirk Bach, dann hat man genau zwei Optionen: Lebenslange Treffen mit einem Therapeuten oder eine Karriere in der deutschen Comedylandschaft. Er entschied sich für Variante B und lebt jetzt als kleinster gemeinsamer Nenner aus Hüpfball und Lachsack ganz ordentlich von seiner speziellen »Begabung«. Mental ist der bekennende Homosexuelle stark: »Ich war mal als Prometheus nackt an einen Felsen gekettet. Mit ist also nichts peinlich.« In dieses Buch gehört der Mann schon aus folgendem Grund: Er hat als Moderator des ›Dschungelcamps‹ dazu beigetragen, dass Millionen von Zuschauern glauben, im australischen Outback säßen hauptsächlich alternde Schlagersänger, Ex-Pornoblondinen und Fußballtorhüter einträchtig beieinander und würden Schlangen, Kakerlaken oder Wühlmäuse verspeisen. Vermutlich sorgt der klumpige, stets vergnügte Gnom (in Zusammenarbeit mit Co-Moderatorin Sonja Zietlow) also indirekt dafür, dass das Kantinenessen in mallorquinischen Hotels mit ganz anderen Augen gesehen wird, als das noch vor der ersten Staffel der Trash-Tourist-TV-Serie ›Ich bin ein Star – holt mich hier raus!‹ der Fall war.

Baedeker, Karl

In Jacques Offenbachs Operette ›La Vie Parisienne‹ gibt es eine Textzeile, die lautet so: »Kings and governments may err, but never Mr.Baedeker (Könige und Regierungen können sich irren, aber nie Herr Baedeker). Tja, so war er, der Reiseführer-König Baedeker: akribisch genau und absolut verlässlich, wenn es um Angaben ging, ohne die der gemeine Tourist im Ausland aufgeschmissen gewesen wäre. Der begeisterte Reisefreund Karl Baedeker eröffnete 1827 in Koblenz eine Verlagsbuchhandlung und machte sich schnell einen Namen durch seine penibel korrekten Reiseführer, die der Chef zuweilen noch selbst recherchierte. Überliefert ist die Anekdote, dass Karl Baedeker beim Besteigen des Mailänder Doms die Stufen zählte und alle 20Stufen als Gedächtnisstütze eine Erbse in der Hosentasche verstaute, um die Stufenplage in seinem Reiseführer schließlich korrekt benennen zu können. Daher stammt der Begriff »Erbsenzähler« – kann ja sein, dass Sie sich das mal gefragt haben… Karl Baedeker gilt heute als einer der Begründer des Massentourismus, weil er mit seinen Büchern das Reisen zum einen als modernen Lifestyle positionierte und es darüber hinaus auch für den Normalbürger sehr viel einfacher machte, sich in der Fremde zurechtzufinden. Selbst in der Literatur adelte man seine Arbeit. So schrieb Jules Verne in seinem Roman ›Clovis Dardentor‹ 1896: »Wenn man ein Land nicht kennt, tut man am besten, seinen Baedeker zu Rate zu ziehen, oder im Fall, dass man dieses treffliche Büchlein nicht zur Hand hat, sich einen lebenden Führer zu nehmen.«

Billep, Klaus

Dass diesen Namen hierzulande nur ein paar Dutzend Menschen kennen, liegt nicht allein daran, dass der Mann vor einigen Jahrzehnten nach Kalifornien ausgewandert ist. Billep leitet nämlich als Vereinsvorsitzender auch einen Laden, der sich eine gewisse Exklusivität auf die Fahnen geschrieben hat: den »Traveler’s Century Club«, eine Vereinigung von Menschen, die gerne reisen. Aber was heißt »gern«. Es darf schon ein wenig mehr als nur ein Hobby sein. Mitglied kann nur werden, wer mindestens 100Länder bereist hat. Wer alle Plätze bereisen will, die es auf der Welt gibt – oder jedenfalls das, was der TCC zum eigenständigen Land erklärt–, der hat genau 319Ziele abzuhaken. Angeblich haben 14Extremreisende das bereits geschafft.

Bongers, Hans M.

Vermutlich haben Sie den Namen dieses Pioniers der Luftfahrt noch nie gehört. Trotzdem dürften Sie schon Nutznießer seines Lebenswerks gewesen sein: Der 1898 in Itzehoe geborene Bongers war maßgeblich am (Wieder-)Aufbau der deutschen Lufthansa beteiligt… 1923 trat er in die Unternehmensführung der neu gegründeten Junkers Luftverkehr AG ein, nach dem Krieg, 1954, wurde er zum Direktor und Ersten Vorstandsmitglied der wiedergegründeten Deutschen Lufthansa AG berufen. So begleitete Hans M.Bongers den Aufstieg der westdeutschen Lufthansa zu einer der bedeutendsten Fluggesellschaften der Welt: Sechs Wochen nach Wiederaufnahme des innerdeutschen Flugverkehrs wurde am 15.Mai 1955 die Linie nach Madrid eröffnet, einen Tag später folgte London, kurz darauf Paris. Am 8.Juni 1955 fand der erste Nordatlantikflug– Ziel New York – statt. Wenige Jahre später starteten die ersten Linienflüge in Richtung Asien und Afrika. Wer mehr über die Anfänge der deutschen Zivilluftfahrt aus kompetenter Quelle erfahren will: Hans M.Bongers veröffentlichte 1971 seine Erinnerungen ›Es lag in der Luft‹.

Bryson, Bill

Man kann mit diesem Herrn ein Land erkunden, das ganze Leben besser verstehen oder einfach nur eine gute Zeit im heimischen Sessel haben, ohne jemals seine eigenen vier Wände zu verlassen, egal. Bill Bryson ist ein Reiseschriftsteller für alle Fälle. Viele behaupten, er sei der beste der Welt. Der Autor dieser Zeilen unterstützt diese Haltung, denn Bryson hat alles, was ein guter Reiseschriftsteller braucht: Er ist extrem neugierig und überaus gebildet, er hasst es, seine Leser zu langweilen, trinkt gerne und ausgiebig und verfügt über ein gerüttelt Maß an Selbstironie. Im Grunde hält sich der zauselbärtige Bryson selbst für einen fröhlichen Halunken, dem die Welt ein Rätsel ist, und dessen selbst gestellte Aufgabe es ist, sie wenigstens ein kleines bisschen besser zu verstehen. An diesen Prozessen lässt er die Leser teilhaben – die sich oft auf seine Kosten vergnügen und gar nicht merken, dass sie beiläufig mit mehr Informationen gefüttert werden als in einer gesamten Jahresstaffel von ›Wer wird Millionär‹. Eigentlich stammt Bryson aus Des Moines in den Staaten, aber er kann sich, seitdem er 1973 zum ersten Mal als Rucksacktourist nach England kam, nicht entscheiden, ob er nun in seiner Heimat oder doch besser in Großbritannien leben soll. Sein erster großer Bucherfolg war dementsprechend auch ›Reif für die Insel‹, in Deutschland ist er vor allem mit dem beeindruckenden Welterklärer-Kompendium ›Eine kurze Geschichte von fast allem‹ bekannt geworden. Ein Klassiker auch seine extrem amüsante Auseinandersetzung mit Australien: ›Frühstück mit Kängurus‹. Selten so gelacht.

Chatwin, Bruce

Ebenfalls einer der berühmtesten Reiseschriftsteller der Welt. Seine Losung: »Des Menschen wahres Haus ist nicht das Haus, sondern der Weg, und das Leben selbst ist eine Reise, die zu Fuß zurückgelegt werden muss.« Chatwin verstand sich als Nomade, als Mensch ohne festen Wohnsitz, eine Lebensform, die ihm behagte. Mit den bürgerlichen Zielsetzungen hatte der selbstbewusste Chatwin früh abgeschlossen: »In der Schule war ich ein hoffnungsloser Fall. Rechnen konnte ich auch nicht (…) Es war eine altsprachliche Erziehung, die Dummköpfe hervorbringt.« Seine Anstellung als Redakteur der ›Sunday Times‹ in jungen Jahren endete angeblich mit einem lapidaren Telegramm: »Bin für vier Monate fort nach Patagonien.« Da blieb er dann sogar ein halbes Jahr, um den Brontosaurus zu suchen, erkundete später auch Australien. Seine Auseinandersetzung mit den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, mündete in ›Traumpfade‹ (›Songlines‹ im Original), seinem wohl bekanntesten Buchtitel. Unumstritten war der Engländer nie, Kritiker werfen ihm vor, die von ihm beschriebenen Kulturen gar nicht richtig verstanden zu haben. 1986 erkrankte der offen zu seiner Bisexualität stehende Chatwin an AIDS, 1989 verstarb er in Südfrankreich.

Reise-Szenen (Teil 1)

Ein junges Paar bucht eine Reise (und erlebt eine Überraschung)

»Na ja, das kommt darauf an…« Tobis Halbsatz endet im Ungefähren. Frau Dammrath seufzt leise auf.

»Aber Sie müssen doch eine ungefähre Vorstellung davon haben, wohin Sie fahren möchten? So die grobe Richtung, wenigstens.«

Elli lacht nervös auf.

»Es wird unsere erste gemeinsame Reise!«

»Oh, herzlichen Glückwunsch. Das ist doch sehr schön. Wie wäre es dann vielleicht mit ein paar Tagen Venedig? Sehr beliebt bei jungen Paaren! Und sehr romantisch…« Frau Dammrath lächelt das junge Glück warm an. Tobi verdreht die Augen.

»Das nun gerade nicht. Ich meine, wir wollen ja nicht gleich heiraten. Wir kennen uns kaum vier Monate!«

Elli blickt ihn leicht verwundert von der Seite an. Klar, sie ist seiner Meinung, so prinzipiell. Aber wie er das sagt. Als ob man ihm eine Heizdecke verkaufen wollte. Sofort beginnt sie mit einer Verteidigungsrede.

»Ich will gar nicht nach Venedig. Außerdem kann ich diese italienischen Kitscharien mit den Gondeln und diesen Zuckerbäckergebäuden gar nicht ausstehen, und diese vielen Touristen, total überlaufen. Haben Sie nichts Ruhigeres?«

Kaum hat sie das alles ausgesprochen, bereut sie es bereits. In Wahrheit findet sie Venedig gar nicht sooo kitschig. Im Gegenteil. Die Bilder, die sie von der Lagunenstadt kennt, haben sie angesprochen und eine Seite in ihr zum Klingen gebracht, die sie selten zulässt. Tja. Nach diesem Auftritt wird ziemlich viel Überzeugungsarbeit notwendig sein, um Tobi beizubringen, dass sie sich durchaus eine Reise nach Venedig vorstellen kann. Eines Tages. Später.

»Wie wäre es dann mit einer Woche Juist? Ich hätte hier ein Angebot einer Hotelkette, die kompetent unterstützte Wellness-Wochen für junge Paare anbietet. Vier gemeinsame Anwendungen inklusive!« Frau Dammrath hat die prekäre Situation erkannt und gleich umgeschaltet. Allerdings ohne viel Erfolg.

»Och nee, kein Wellness. Das ist doch Schwuchtelkram!«

Tobi spielt Fußball in einem Verein und obwohl er eigentlich ein ganz umgänglicher, patenter Mensch mit soliden Ansichten ist, gehört eine gewisse Homophobie zu seiner charakterlichen Grundausstattung. Seine Freundin greift seinen Unterarm und reckt ihren Kopf leicht vor, sie übernimmt:

»Wo liegt Juist denn überhaupt?«

Elli ist praktisch veranlagt, und gegen Wellness hat sie nichts einzuwenden. Außerdem weiß sie durch die regelmäßige Lektüre von Frauenmagazinen, dass Anti-Aging auch mit 23Jahren kein Teufelswerk sein muss.

»Juist ist eine kleine ostfriesische Insel, ein Luftkurort. Sehr charmant.«

Tobi lässt hörbar Luft ab.

Frau Dammrath, die laut Namensschildchen auf der blauen »High-Fly«-Agenturweste offenbar nur M. heißt, merkt gleich, dass mit dem Attribut »charmant« bei diesem jungen Kunden keine Punkte zu machen sind.

»Juist ist besonders eine Insel für sportliche Urlauber«, legt sie nach. »Kein Autoverkehr, kilometerlange Sandstrände – ein Paradies für Fahrradfahrer und Wanderer!«

Jetzt schaut auch Elli skeptisch. Sie will doch nicht stundenlang durch ein menschenleeres Kaff rennen, wenn sie sich mal eine ›Gala‹ besorgen will. Auch Tobi wischt Juist endgültig vom Tisch.

»Nee, klingt nach Langweile. Haben Sie nichts Günstiges mit viel Sonne und Strand?«

Frau M.Dammrath nickt.

»Selbstverständlich. Allerdings müssten wir uns dann etwas weiter wegbewegen, wenn wir im April bereits Sonnengarantie haben wollen. Türkei oder Griechenland, das wäre schon möglich. Oder die Kanaren.«

»Au ja, Ibiza! Ibiza ist super!«

Tobi war schon mal da mit ein paar Freunden, gleich nach dem Abitur. Wilde Zeiten, von denen er Elli bereits ausschweifende Zusammenfassungen gegeben hat. Dementsprechend begeistert ist sie. So mittel, Tendenz abwärts.

»Erst mal gehört Ibiza zu den Balearen«, verbessert die angehende Haupt- und Realschullehrerin ihren Freund und lächelt M.Dammrath– Monika? Maren? – dabei verschwörerisch an, »und außerdem finde ich es ganz schön arm, den ersten gemeinsamen Urlaub auf einer Insel zu verleben, die hauptsächlich für Drogen, Discos und Fahrstuhlmusik bekannt ist. Das ist doch ein wenig phantasielos, oder?«

Sie schaut immer noch die Reiseverkehrsfrau an, adressiert ist diese etwas zu forsch geratene Bemerkung allerdings eindeutig an Tobi und dessen vermeintliche Geschmacksunsicherheiten.

»Was soll das denn heißen?« Tobis Stimme zittert leicht. »Was ist denn an Ibiza verkehrt? Was ist so phantasielos daran? Willst du lieber auf Juist mit den ollen Ömchen sitzen und am Nachmittag ein Kännchen Kaffee und einmal Torte mit Sahne wegschaufeln? So eine Veranstaltung kannst du dir für die Rente aufheben, bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit!«

Elli wird jetzt richtig sauer.

»Ich will doch gar nicht nach Juist, hör mir doch mal zu!«

»Was willst du dann? Wenn du alles scheiße findest, können wir auch hierbleiben.« Die vorfreudige Urlaubsstimmung ist jetzt endgültig im Keller. Von dem fröhlichen, unbeschwerten Paar, das vor einer Viertelstunde das Reisebüro betreten hat, in der Hoffnung, die romantischen Gefühle füreinander durch die harmonische Wahl eines gemeinsamen Reiseziels zu manifestieren, ist wenig mehr übrig als ein Paar, das sich halt erst vier Monate kennt und noch Überraschungen miteinander erlebt. Diese hier ist unschön. Auch Frau Dammrath hyperventiliert schon beinahe. Diese Verkaufsveranstaltung läuft gar nicht gut. Sie greift wieder ein.

»Ach, das ist doch ganz normal, dass man sich im ersten Anlauf nicht gleich einigen kann«, sagt sie beruhigend, schenkt dem inzwischen arg spitzlippigen Paar einen Kaffee nach und deutet fröhlich auf ein paar Schokohasen.

Elli und Tobi lehnen ab.

»Haben Sie denn schon einmal über eine Städtereise nachgedacht? Für so junge aufgeweckte Menschen wie Sie dürfte das eine interessante Möglichkeit sein, mit vielen kulturellen Angeboten, aber auch einem abwechslungsreichen Nachtleben!«

Wenn Frau Dammrath nervös wird, klingt sie manchmal wie einer der bunten Prospekte, die vor ihr liegen, im Originalton.

»Städtereise…«, wiederholt Tobi leise und etwas abschätzig, wie Elli heraushört. »Wahrscheinlich auch gleich noch Paris!«

»Was ist denn gegen Paris einzuwenden?«, fragt Elli schnippisch zurück. »Was ist denn damit schon wieder verkehrt? Oder gefällt es dir nicht, dass Paris als die ›Stadt der Liebe‹ gilt? Passt das nicht zu so einem harten Typen wie dir? Möchtest du lieber nach Pamplona zum Stierkampf, ein bisschen Hemingway lesen und dir jeden Tag einen amtlichen Whiskey-Rausch antrinken? Wär das männlich genug für dich, John Rambo?« Elli ist mit jedem Wort ein wenig lauter geworden, den letzten Satz schreit sie beinahe.

Frau Dammrath greift ihr beruhigend an den Ellbogen, doch an den roten Flecken am Hals ist zu sehen, dass auch sie von dieser unschönen Szene in Mitleidenschaft gezogen wird.

»Jetzt bleib doch mal ruhig«, sagt Tobi mit einem Gesichtsausdruck, als lutsche er seit Minuten auf einer bitteren Mandel herum.

»Wir können uns sicher auch ganz sachlich auf ein Reiseziel einigen, nicht wahr, Elli. Mein Schatz.« Sein »Schatz« klingt nach der Bezeichnung für einen Salatkopf aus dem All, jedenfalls nach etwas, das man mit einer Mischung aus Abscheu und Vorsicht genießen sollte. Auch diese Botschaft kommt bei Elli an.

»Du kannst mich mal, du Arsch!«

In vier Monaten haben sich Elli und Tobi nur ein-, zweimal gestritten, kurze Momente der Disharmonie, Beschimpfungen und Flugspucke exklusive. Die Reisebüro-Krise ist der Tiefpunkt ihrer jungen Allianz. Beide schauen starr nach vorn, zwei Satelliten auf völlig unabhängigen Flugbahnen. Frau Dammrath– Mascha? Miranda? – zückt ihre letzte Waffe.

»Ach, das ist doch alles halb so wild«, sagt sie etwas ziellos und schiebt ihren unglücklichen Kunden dabei gleichzeitig einen großen Stapel Kataloge hinüber. »Jetzt schauen Sie sich mal ein paar Minuten die verschiedenen Städtereisen von Metropolis an, das sind auch preislich sehr interessante Arrangements in Designhotels, der Anbieter hat zwölf europäische Großstädte in seinem Portfolio. Vielleicht hilft Ihnen ja eine visuelle Anregung, bei mir selbst funktioniert das auch immer, wenn ich mich mal wieder gar nicht entscheiden kann.«

Elli kaut energisch auf ihrer Unterlippe herum, auch Tobi sieht aus, als ob er fürs Kiefermalmen bezahlt würde. Unentschlossen greifen beide nach den Prospekten, wortlos nimmt Elli die Hälfte des Stapels und schiebt sie ihrem Freund vor die Nase, den Rest übernimmt sie. Gemeinsame Lektüre ist momentan keine Option. In diesem Moment öffnet sich die Tür des Reisebüros, Auftritt: Familie Glowaczki. Helga Glowaczki im gelben Hosenanzug schiebt ihren Mann Heiner wie ein sperriges Möbel in den Laden, hinter den beiden trotten zwei halbwüchsige Kinder der Familie mit gelangweilter Miene und iPod-Stöpseln in den Ohren. Frau Dammrath atmet auf. Endlich eine Chance, das unglückliche Paar einen Moment sich selbst zu überlassen.