Momente eines Jägers - Harald Braun - E-Book

Momente eines Jägers E-Book

Harald Braun

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Beschreibung

Dem Autor geht es letztlich um die Begeisterung und Leidenschaft zur Jagd. Es geht ihm stets um mehr als nur um das Erlegen des Wildes. Mehr das Auge und das Herz mit auf die Jagd nehmen, das Drumherum, das Beobachten und Nachstellen des Wildes und auch die Jagdkultur, das Brauchtum und die weid- gerechte Jagd sind ihm wichtig. Mal nachdenklich, auch kritisch, aber wieder humorvoll - so erlebt der Leser spannende Jagden mit viel Jagdfieber. Nur Jäger aus Berufung vergessen niemals, dass das Wort Geschöpf von Schöpfer kommt. Ich betrachte es als eine Pflicht den folgenden Generationen meine Erfahrungen weiterzugeben. Es ist für mich immer beglückend, wenn ich einem Jungjäger etwas aus meinem langen Jagdleben beibringen darf. Es ist ein Buch, das man nicht nur Jägern ans Herz legen kann, sondern gerade denen, die bisher nichts von der Jagd verstanden haben.Vielleicht spüren dann auch sie, dass Jagd nicht irgendein Brauch aus der Steinzeit ist, sondern ein leidenschaftliches Lebensgefühl.

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Seitenzahl: 80

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die heiligen Tauben

Blattzeit oder Blatttage

Karwendel Gams

Der König von Masuren

Mondnächte

Schlesische Tage

Hasen und Fasane

Bienen und Jägerhonig

Der Wald

Wertschätzung

Legende – Jägersprache

Dank

Zum Autor

Vorwort

Jagd!

Welch eine Faszination liegt in diesem Wort!

Über hunderte von Jahren hing das Überleben der Familie, der Sippe, der Gemeinschaft vom Erfolg des Jägers ab. Dann im Mittelalter, der Neuzeit, war die Jagd den Königen, den Gutsbesitzern, dem Bürgertum vorbehalten.

Heute kann sich jeder der Jagd widmen und trotz einer guten Ausbildung, ist in weiten Teilen der Bevölkerung ein negatives Bild vom Jäger entstanden.

Ein Vorurteil?

Steigende Abschusszahlen und der Einsatz von Nachtsichtgeräten, tragen dazu bei.

Gute Jagderzählungen vermögen den Jäger in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken. Überwiegend schreiben Jäger die Jagderlebnisse anderer Jäger nieder, aber dabei fehlt das Bekenntnis zur Jagd. Für viele Politiker, Künstler und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist die Jagd eine Passion, eine Leidenschaft die sie als Privatangelegenheit betrachten und oft geheim halten. Einem Nichtjäger ist es sicherlich nicht leicht zu vermitteln, dass Begeisterung für die Jagd, die große Jagdpassion, nicht unbedingt an das Erlegen und Erbeuten eines Wildtieres gebunden ist. Jäger zu sein bedeutet für mich aktiv eingebunden sein in das vielfältige Leben in Wald, Flur und auf dem Land. Jagen heißt für mich Begegnungen zu haben mit Tieren und Menschen und dabei zu spüren, dass man ein kleiner Teil dieses wunderbaren Ganzen ist. Ich liebe die bodenständige Jagd, die für mich ein wichtiger Teil meiner Heimat und Lebens ist.

Ich möchte mit diesem Büchlein zu meiner Passion, meiner Leidenschaft Stellung nehmen, und mit großem Herzen die schönen Momente und Erlebnisse aus meinem Jägerleben erzählen. Es soll eine Botschaft sein, ein Fenster zum Natürlichen, hinaus ins grüne Revier.

Ich habe es wie ein Jäger durchstreift, auch ohne Büchse, dafür mehr mit den Augen betrachtet und das Herz niemals vergessen. So offenbarten sich mir die Stunden des Pan!

Ich würde diesem Buch gerne einen Umschlag mit rauer Baumrinde geben, denn es ist draußen entstanden, unter des Herrgotts freiem Himmel. Und beim Öffnen der Seiten, soll dem Leser der Erdgeruch des Waldes und der Nadelduft der Bäume entgegenwehen,

Denn dann sind sie da – die "Momente eines Jägers"!

Harald Braun, in Coronazeiten 2020

Abendsonne vor dem Jagdhaus.

Die heiligen Tauben

Ich sitze auf der Bank vor meinem Jagdhaus und beobachte fasziniert den Sonnenuntergang. Mein Blick schweift über die Griesfelsen des Steinbucks vor dem südlichen Ortseingang des Dorfes Rehau, fünf Kilometer vom Zentrum der Kleinstadt Monheim in Bayern entfernt, wo ich meine Wurzeln habe. Dieses Naturdenkmal liegt inselartig zwischen den Ries-Trümmermassen und den Monheimer Höhensanden und umfasst 2,5 Hektar Halbtrockenrasen, der von Kiefern und Wachholderbüschen bewachsen ist. Hier kann ich mich ausruhen, meine Gedanken sortieren und meine Seele baumeln lassen. Es ist mein Rückzugsgebiet vom Alltag!

Ich denke an meine Kindheit, als ich im Dorfweiher Karpfen fing. An den Duft des frischen Erdbeerkuchens meiner Mutter, den ich auf der Terrasse am Jagdhaus, mit reichlich Sahne genüsslich verspeiste. Träumen ist schön! Ich höre den Vögeln in den Bäumen zu, beobachte einen Habicht, der sich vom Aufwind über die Baumwipfel treiben lässt und Tauben, die in der Abenddämmerung zu ihrem Unterschlüpfen fliegen. Und spontan fällt mir eine Geschichte ein, die sich, als ich ein junger Bub war, mit dem Stadtpfarrer von Monheim zugetragen hat. Die Welt erlebte die erste Mondlandung. Richard Nixon wurde zum 37. Präsidenten der USA, und Willy Brandt zum Bundeskanzler in Deutschland gewählt. Es war das Jahr 1969.

Mit meinen dreizehn Jahren war ich schon oft mit meinem Vater im Jagdrevier auf die Pirsch gegangen. Zu meinem Geburtstag hatte er mir, was heute undenkbar wäre, ein Kleinkalibergewehr Marke Anschütz geschenkt. Damit erlegte ich schon häufig Ringeltauben und Eichelhäher, also schießen war kein Problem für mich.

An jenem Sommertag nun, saß ich in der Küche bei den Schulaufgaben, als der Herr Stadtpfarrer zu uns nach Hause kam und meinen Vater sprechen wollte.

„Am Sonntag kommt der Bischof“, aufgeregt redete der Pfarrer auf meinen Vater ein. „Er macht einen Antrittsbesuch in unserer Pfarrgemeinde. Da soll doch alles sauber sein.“

„Ja und“, fragte mein Vater, „wo ist das Problem?“

„Die Tauben, die Tauben auf dem Kirchendach, die scheißen mir das Portal voll. Der Dreck liegt auf dem Pflaster und überall im Hof“, fuhr der Priester fort. „Du musst sie herunterschießen!“

Ich hörte aufmerksam zu, hatte keinen Sinn mehr für meine Schulaufgaben. Das Problem des Pfarrers beschäftigte mich. Ich ging nicht gern zur Schule und Hausaufgaben waren nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Am liebsten war ich draußen in der freien Natur, spielte Fußball, lief mit Freunden über die Wiesen und ging heimlich auf Taubenjagd.

Mir viel ein, dass der Kaplan uns im Religionsunterricht, davon erzählt hatte: Papst Paul VI hatte im Mai 1968 Alois Brems zum neuen Bischof von Eichstätt ernannt. Und jetzt, ein Jahr später wollte dieser die berühmte Stadtpfarrkirche St. Walburga, der ehemaligen Benediktinerinnen-Abtei, in Monheim, besuchen.

Die Männer redeten noch eine Weile miteinander und ich wartete bis der Stadtpfarrer gegangen war. Dann holte ich aus dem Waffenschrank mein Gewehr und eine Schachtel Munition. Mein Vater kam mir entgegen.

„Du willst zur Kirche, wegen den Tauben?“, fragte er und lächelte.

„Ja, wenn du nichts dagegen hast.“

Er legte mir die Waffe über die Schulter, ich setzte meinen Jagd Hut auf und ich ging los, am helllichten Tag, die Kirchengasse entlang. Man kann sich das heute kaum vorstellen, dass sowas mal möglich war. Wir wohnten nicht weit von der Kirche entfernt und ich hatte mein Ziel schnell erreicht.

Am Pfarrhaus angekommen, klingelte ich an der Türe und der Pfarrer kam freudestrahlend heraus.

„Aha, du bist es Harald!“, begrüßte er mich. „Schickt dein Vater dich wegen den Tauben.“ Ich nickte. „Da schau nur“, er zeigte mit dem ausgestreckten Arm zur Dachrinne. „Dort sitzen sie, und verscheißen die schöne Kirche. Das geht doch nicht!“

„Natürlich, das geht nicht“, bestätigte ich erfreut, während ich schon das Magazin mit fünf Schuss Munition in das Gewehr schob.

„Schau nur, da sitzen die Tauben den ganzen Tag und machen alles dreckig“, jammerte der Priester weiter. „Schieß sie alle herunter. Ich habe noch in der Kirche was zu erledigen. Du hast ja Zeit!“ „Ja“ sagte ich, „den ganzen Tag“. Und hastig verschwand er mit wehender Soutane im Gotteshaus.

Da saßen sie, fünfzehn heilige Tauben und ich sollte ihnen den Garaus machen. Eine ältere Frau kam vorbei, schaute mich erstaunt an. Ich grüßte höflich und sie verschwand kopfschüttelnd in der Kirche. Ich wartete, bis das Portal ins Schloss gefallen war, dann peitschte der erste Schuss, dann der zweite und dritte, die Vögel fielen vom Dach und jetzt erst flogen die anderen davon, zogen eine Runde über den Häusern der Stadt und setzten sich schließlich wieder auf die Dachrinne. Sie saßen dort, wie auf dem Schießstand. Zwei Frauen kamen die Straße entlang, unterhielten sich und ich wartete bis sie in der Kirche waren. Und wieder peitschte ein Schuss aus dem Kleinkaliber im Kal 22lfb. durch die Luft und eine weitere Kirchentaube fiel zu Boden.

Ihren Unterschlupf hatten die Vögel im benachbarten Raiffeisenlager für Agrartechnik, die heutige BayWa. Der Inhaber war damals der Bürgermeister der Stadt und ein Freund meines Vaters. Zur Weihnachtszeit brachte er unserer Familie immer ein paar Tauben zum Festmahl. Meine Mutter bereitete sie dann auf ostpreußische Art zu und sie schmeckten hervorragend. Ich dachte nicht daran, dass ich mit meiner Taubenjagd diese Tradition in diesem Jahr verhindern würde, und schoss weiter die Tauben vom heiligen Kirchdach.

Plötzlich stand der Herr Stadtpfarrer wieder neben mir und freute sich, als er sah, dass ich schon acht Tauben zur Strecke gebracht hatte.

„Lass mich doch auch mal einen Schuss machen“, bat er mich und griff nach dem Gewehr. Ich zeigte ihm, wie er zielen sollte.

„So Herr Stadtpfarrer, schauen Sie durchs Zielfernrohr, da sehen Sie den Zielstachel und wenn Sie die Taube im Visier haben, drücken's ab!“

Der Schuss peitschte durch die Luft und die Kugel zerschlug ein paar Dachplatten. Die Tauben flogen aufgeregt davon, kreisten wieder über den Häusern.

„Jetzt mach du weiter“, sagte er, „es ist schon ein weites Ziel bis da oben, und meine Augen sind nicht mehr so gut. Komm Harald, schieß noch ein paar `runter, dann ist es gut, und sie kommen nicht wieder.“ Dann ging er ins Pfarrhaus, ließ mich in Ruhe weiterjagen.

Ich musste lachen, denn ich wusste, dass der Pfarrer sich mit vielen Dingen auskannte und auch schießen konnte. Nach einer Viertelstunde nahmen die drei letzten Tauben wieder ahnungslos gurrend auf der Dachrinne Platz. Einmal schoss ich noch, quasi für den Herrn Pfarrer, weil er nicht getroffen hatte, dann legte ich die Tauben zur Strecke neben dem Tomatengärtchen des Pfarrhauses. Stolz klingelte ich an der Tür.

„Mensch Harald, jetzt haben wir endlich Ruhe von den Viechern und der Bischof kann kommen“, freute sich der Gottesmann. Ich bot ihm an, die Tauben zu rupfen, aber er sagte, seine Pfarrköchin würde das schon erledigen. Da kam sie auch schon durch die Tür, eine kleine untersetzte grauhaarige Frau mit roten Backen, so ein Inge Meisel Typ. Lächelnd sammelte sie die toten Tauben ein.

„Darf ich denn eine mit nach Hause nehmen?“, fragte ich den Pfarrer.

„Nein, Harald, das geht nicht. Der Bischof kommt doch am Sonntag mit seinem Gefolge. Die haben allen großen Hunger, da brauchen wir die Tauben. Aber warte, ich habe ein Geschenk für dich.“ Er ging ins Haus und brachte mir eine kleine Bibel mit. „Hier, als Dank für deine Hilfe für die Kirchengemeinde“, sagte er und drückte mir das Buch in die Hand.