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Schamanismus: Ein praxistauglicher, zeitgenössischer und geschichtsbewusster Wegweiser zum schamanischen Leben in der Gegenwart Sie haben das Gefühl, zwischen Job, Hobbys, Freunden & Co. fehlt in Ihrem Leben letztlich ein tieferer Sinn? Sie sind auf der Suche nach Spiritualität und Verbundenheit? Die großen Religionen bieten nicht das, was Sie suchen? Dann könnte der Schamanismus das fehlende Lebens-Puzzleteil sein und mit diesem Ratgeber begeben Sie sich auf die Spurensuche! Seit Jahrtausenden lebten Kulturen auf der ganzen Welt in Einklang und tiefer Verbundenheit mit der Natur, dem Kosmos und seiner unergründlichen Mystik: Schamanen waren für sie die Brückenbauer zwischen physischer und spiritueller Welt und der Schamanismus Quelle eines ganzheitlichen Systems von Moral, Lebenssinn und auch Heilkunst – und auch im 21. Jahrhundert können Sie Ihr Leben ganz einfach nach schamanischen Prinzipien gestalten. Dieses Buch macht Sie zunächst mit den Grundlagen des Schamanismus rund um Geschichte, zentrale Vorstellungen von Körper, Geist, Seele und Energie sowie den Prinzipien der Heilkunst vertraut, um Sie anschließend auf dem Praxispfad zu begleiten. Mit zahlreichen Übungen, Ritualen, Selbstbeobachtungsstrategien und vielem mehr nähern Sie sich Schritt für Schritt Ihren eigenen schamanischen Kräften an und lernen, diese zu kultivieren, zu stärken und anzuwenden. Sie haben keine spirituelle Erfahrung? Brauchen Sie nicht! Denn die leicht verständlichen Erläuterungen und sofort umsetzbaren, präzisen Anleitungen nehmen Sie einfühlsam an die Hand und erlauben Ihnen spirituelle Entwicklung nach Ihren Bedürfnissen. Einführung in den Schamanismus: Geschichtliche Entwicklungen, Gegenwartsschamanismus, bedeutende Schamanen und Grundlagen zur Ritualführung – machen Sie sich in kürzester Zeit mit den wichtigsten Basics vertraut. Alles ist Energie: Finden Sie heraus, wie Körper, Geist & Seele zusammenhängen und was die Aura ausmacht, und steigen Sie in die Themen Bewusstseinsveränderung, Trance und Kontakt zur geistigen Welt ein. Heilprinzipien: Ob Kraft der Elemente, Naturgeister, schwarze Magie, heilender Atem des Drachen oder Essen als Schwingungsmedizin – entdecken Sie die vielfältigen Heilmöglichkeiten im Schamanismus. Geistheilung für Fortgeschrittene: Lernen Sie fortgeschrittene Techniken wie schamanische Extraktion, Seelenintegration und mehr kennen und erfahren Sie, welche machtvolle Wirkung sich damit erzielen lässt. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie die uralte Weisheit des Schamanismus zeitgemäß und authentisch in Ihrem Alltag leben können. Mit dem zusätzlichen Schamanen-Orakel im Bonusteil gelangen Sie zudem zu wertvollen Erkenntnissen und können auf Ihrem schamanischen Weg Weisheit und spirituellen Reichtum sammeln. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "Jetzt kaufen mit 1-Click" und freuen Sie sich auf ein Leben in nie dagewesenem Einklang mit allen Kräften der Natur!
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Seitenzahl: 249
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Für Fragen und Anregungen:
Auflage 2024
Inhalt
Initiation
Das große Mysterium Schamanismus
Ein Blick in die Geschichte
Schamanismus heute
Ritualmeister und seine Werkzeuge
Bedeutende Schamanen
Körper, Geist und Seele: Ein tanzendes Zusammenspiel
Die uralte Stimme des Herzens
Die Aura – Ihr Energiefeld
Bewusstseinsveränderung und Trance
Kontaktaufnahme zur geistigen Welt
Heilprinzipien auf dem Pfad der Schamanen
Schamanentherapie
Die Elemente und ihre heilende Kraft
Richtiger Umgang mit Naturgeistern
Schwarze Magie, Dämonen und negative Energie
Der heilende Atem des Drachen
Essen als Schwingungsmedizin
Geistes Heilen für Fortgeschrittene
Schamanische Extraktion
Seelenintegration
Magische Schutzschilde
Zwischen Licht und Schatten
Bonus: Schamanen-Orakel
Abschlusszeremonie
Quellenverzeichnis und weiterführende Literatur
I
n einer Welt, die von unzähligen äußeren Einflüssen und Ablenkungen geprägt ist, steht unser Bewusstsein vor einer gewaltigen Herausforderung: die Balance und das Gleichgewicht unserer Seelen zu finden und zu bewahren. Der Schamanismus bietet mit seinem tiefen Eintauchen in die Kerninhalte unserer Existenz ein entscheidendes Werkzeug, um der drohenden Gefahr der Entfremdung von uns selbst und unserer natürlichen Umwelt entgegenzuwirken. Er leitet uns in einen transformativen Prozess, der nicht nur für unsere persönliche Entwicklung von Bedeutung ist, sondern auch das Potenzial birgt, heilend auf unseren Planeten zu wirken. In der stetig voranschreitenden Welt, in der die Räume zwischen Wissenschaft, Spiritualität und den tiefen Ebenen unseres Bewusstseins immer mehr verschmelzen, steht das vorliegende Buch als ein Leuchtfeuer des Wissens und der Erkenntnis. Mit dem Schamanismus öffnet sich uns eine Tür zu den alten Weisheiten und Geheimnissen, die in der modernen Gesellschaft allzu oft in Vergessenheit geraten sind. In einer Zeit, in der der äußere Lärm unseren inneren Ruf übertönt, bringt uns dieses Werk zurück zu den Wurzeln unserer Existenz, zu den essenziellen Fragen unseres Daseins und zu den unerforschten Pfaden unseres Geistes.
Die Reise, zu der Sie eingeladen sind, ist eine der Transformation und Erweckung. Sie führt uns durch die mystischen Landschaften des Schamanismus – einer Praxis, die so alt ist wie die Menschheit selbst und doch in der heutigen Zeit eine tiefgreifende Relevanz besitzt. Dieses Buch ist mehr als nur eine Sammlung von Wissen; es ist ein Wegweiser, der die Brücke zwischen den alten Traditionen und unserem zeitgenössischen Streben nach Sinn und Heilung schlägt. Es lädt uns ein, über die Grenzen des Bekannten hinauszublicken und eine Welt zu erkunden, in der alles miteinander verbunden ist und in der Energie, Geist und Materie in einem ewigen Tanz miteinander verwoben sind.
Mit großer Sorgfalt und tiefem Respekt vor der uralten Mystik führen wir Sie durch die vielfältigen Aspekte des Schamanismus, von seinen historischen Wurzeln bis hin zu seiner Anwendung in der heutigen Zeit. Sie werden erfahren, wie schamanische Praktiken Sie dabei unterstützen können, Ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden, Ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und eine harmonische Beziehung zu Ihrer Umwelt und dem Universum aufzubauen. Es offenbart sich Ihnen die Kraft der Intention, die Magie der Rituale und die unermessliche Weisheit der Natur, die nur darauf wartet, von Ihnen entdeckt und verstanden zu werden.
Sie sind eingeladen auf eine Reise des Bewusstseins und der persönlichen Entwicklung und herausgefordert, die Schönheit und Komplexität des Lebens in all seinen Formen zu erkennen und zu ehren. Dieses Buch ist eine Anrufung, die Pfade zu beschreiten, die unsere Ahnen gegangen sind, und dabei die unendlichen Möglichkeiten zu entdecken, die sich uns eröffnen, wenn wir lernen, mit dem Herzen zu sehen und zu verstehen.
Möge diese Reise für Sie ebenso bereichernd sein wie für jene, die vor uns gegangen sind, und mögen die Erkenntnisse, die Sie hieraus gewinnen, Licht in die Schatten bringen und Führung auf Ihrem Weg bieten. Willkommen auf dem Pfad des Schamanen – einer Reise, die nicht nur eine Rückkehr zu unseren Wurzeln, sondern auch ein Voranschreiten in eine bewusstere und verbundenere Existenz ist.
D
as Mysterium des Schamanismus wurzelt in der tiefen Verbundenheit des Menschen mit der Natur und dem Universum. Dieses uralte Wissen, ein ewiger Teil unseres Seins, hat seinen Ursprung in den Praktiken und Bräuchen der Naturvölker aus verschiedenen Regionen der Welt. Schamanismus ist nicht nur eine spirituelle Praxis oder eine Heilkunst; es ist eine Lebensweise, die ermöglicht, über die sichtbare Welt hinauszublicken und in die tiefsten Schichten der Existenz einzutauchen.
Lange bevor die monotheistischen Hauptreligionen die spirituelle Landschaft der Menschheit prägten, war der Schamanismus in den naturverbundenen Gemeinschaften von zentraler Bedeutung. Seit dem Morgengrauen der Menschheit, als wir uns zum ersten Mal die Sinnfrage stellten und darüber sinnierten, woher wir kommen, diente der Schamanismus als Quelle für Moralvorstellungen, Lebenssinn und Heilverfahren. Die Gesellschaft formte sich nach den Visionen der Schamanen – den Spiritisten, die den Stimmen der Pflanzen und Tiere lauschten, sich von den Geistern der Natur leiten ließen und aus der Vielfalt der Flora, darunter zahlreiche giftige Kräuter, die richtigen Zusammenstellungen für Heilmittel und Jagdwerkzeuge fanden. Diese schamanischen Praktiken bildeten das Fundament für das tiefe Verständnis der natürlichen Welt und ihrer heilenden Kräfte. Schamanen dienten als Brückenbauer zwischen der physischen Welt und der spirituellen Ebene, vermittelten Weisheit und Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Ihre Fähigkeit, mit der Natur in Einklang zu leben und deren Zeichen zu deuten, war essenziell für das Überleben und das Wohl ihrer Gemeinschaften.
Mit der Ausbreitung der christlichen, jüdischen und islamischen Religionen änderte sich die spirituelle Landschaft vieler Kulturen, doch einige blieben von diesen Einflüssen unberührt. Die indigenen Völker und die Ureinwohner des amerikanischen Kontinents verkörpern bis heute das lebendige Bild des Schamanismus, das viele von uns im Geiste haben. Diese Kulturen bewahren ihre einzigartigen schamanischen Traditionen, die tief in ihrem Verständnis von ihrer Beziehung zur Welt verwurzelt sind. Sie erinnern uns an die universelle Wahrheit, dass alles Leben miteinander verbunden ist und dass der Respekt vor dieser Verbundenheit der Schlüssel zu Heilung, Harmonie und Verständnis ist.
Die Samen, oder auch Lappen genannt, ein Volk, das in den weiten und rauen Landschaften des nördlichen Skandinaviens und Russlands zu Hause ist, bieten uns ein faszinierendes Beispiel für die Vielfalt und Tiefe schamanischer Traditionen. Die Samen zählen zu den ältesten Kulturen Europas, mit einer Geschichte, die sich in der Region des nördlichen Skandinaviens über 2.000 Jahre nachweisen lässt – dies belegen archäologische Entdeckungen und historische Aufzeichnungen.
Die Anfänge der samischen Kultur könnten jedoch bis zu 10.000 Jahre zurückliegen, was sie in eine Zeit kurz nach dem Ende der letzten Eiszeit und den einsetzenden klimatischen Veränderungen, die eine Besiedlung dieser Regionen erst möglich machten, datieren würde.
Über die Jahrhunderte hinweg standen die Samen vor zahlreichen Herausforderungen – wie politische Prozesse, die Expansion nationalstaatlicher Grenzen, die Assimilation und die industrielle Erschließung ihrer angestammten Ländereien. Trotz dieser Widrigkeiten ist es ihnen gelungen, ihre kulturelle Identität, ihre Sprachen und ihre Traditionen aufrechtzuerhalten. Heute wird die Bevölkerung der Samen auf ungefähr 80.000 bis 100.000 Menschen geschätzt, obgleich die exakte Zahl ungewiss ist. Dies liegt unter anderem daran, dass sich nicht alle Samen bei nationalen Volkszählungen zu ihrer ethnischen Zugehörigkeit bekennen.
Sie sind bekannt für ihren Joik, ein einzigartiger und tief emotionaler Gesang, der mehr ist als nur eine musikalische Ausdrucksform – er ist ein integraler Bestandteil ihrer schamanischen Praxis. Der Joik verkörpert die Essenz von Personen, Tieren oder Landschaften, nicht durch direkte Beschreibung, sondern durch das Einfangen ihrer spirituellen Essenz. Diese Form des Gesangs ermöglicht es den Samen, eine tiefe Verbindung zum Geist der Welt um sie herum herzustellen. Ihr Schamanismus, reich an Ritualen und Praktiken, zeichnet sich besonders durch die Kommunikation mit Geistern und die Nutzung von Trommeln für spirituelle Reisen aus. Diese Trommeln sind nicht nur musikalische Instrumente; sie dienen als Karten des Kosmos, auf denen Welten, Geister und heilige Symbole dargestellt sind. Durch den rhythmischen Klang der Trommel können die Schamanen der Samen in Trance fallen und Reisen in andere Welten antreten, um Heilung, Weisheit und Schutz für ihre Gemeinschaft zu erbitten. Die Praktiken der Samen erinnern uns daran, dass Schamanismus eine lebendige, atmende Tradition ist, die sich über Jahrtausende entwickelt hat und noch immer eine zentrale Rolle im spirituellen Leben vieler indigener Völker spielt. Durch das Verständnis und die Anerkennung dieser Praktiken können wir nicht nur unsere Sichtweise auf die Welt erweitern, sondern auch unsere eigene Verbindung zur Natur und zum Universum vertiefen.
Besonders die Navajo-Indianer, auch bekannt als Navaho oder Diné, wie sie sich selbst nennen, bewahren und praktizieren eine der faszinierendsten Formen des Schamanismus in den südwestlichen Vereinigten Staaten. Archäologische Funde und historische Dokumente deuten darauf hin, dass die Vorfahren der Navajo bereits um 1.400 n. Chr. oder sogar noch früher in das Gebiet des heutigen Südwestens der USA eingewandert sind.
Diese Wanderbewegungen sind verknüpft mit kulturellen sowie sozialen Umwälzungen, die während der präkolumbianischen Epoche im amerikanischen Südwesten vor sich gingen. Heute stellt die Navajo-Nation mit einer Bevölkerung von über 300.000 Menschen die zweitgrößte von der US-Regierung offiziell anerkannte Stammesnation dar – nur übertroffen von der Cherokee-Nation. Sie haben damit eine eindrucksvolle demografische Präsenz und spielen eine bedeutende Rolle im kulturellen und gesellschaftlichen Geflecht der Vereinigten Staaten. Ihre Geschichte und Kultur sind ein lebendiges Zeugnis der Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft indigener Völker im Angesicht historischer Herausforderungen.
Im Herzen ihrer spirituellen Praxis stehen Heilungsrituale, darunter die außergewöhnlichen Sandmal-Zeremonien. Diese Zeremonien sind Teil eines weitreichenden Systems spiritueller Überzeugungen und Heilungspraktiken, die darauf ausgerichtet sind, Harmonie und Gleichgewicht zwischen dem Individuum, der Natur und dem gesamten Universum wiederherzustellen. Die Sandmalereien der Navajo sind temporäre, heilige Kunstwerke, geschaffen aus farbigem Sand und gelegentlich anderen natürlichen Materialien wie Pollen, Rinde, zerstoßenen Blumen und Steinen. Diese Kunstform ist tief in der Überzeugung verwurzelt, dass Schönheit und Ordnung der Sandmalerei Heilung des Individuums unterstützen können, indem sie die Harmonie mit der Welt um sie herum widerspiegeln.
Die Erstellung einer Sandmalerei ist jedoch nur ein Teil einer umfassenden Zeremonie, die sich über mehrere Tage erstrecken und eine Vielzahl von Ritualen beinhalten kann, einschließlich Gesängen, Gebeten und des Einsatzes von Heilkräutern. Die Navajo-Indianer glauben, dass Krankheiten und Leiden oft durch ein Ungleichgewicht zwischen dem Menschen und der natürlichen oder spirituellen Welt verursacht werden. Die Sandmalzeremonie dient dazu, die Hilfe der Geister oder heiligen Wesen anzurufen, um dieses Gleichgewicht wiederherzustellen und den Weg zur Heilung zu ebnen. Nach Abschluss der Zeremonie wird die sorgfältig geschaffene Sandmalerei zerstört. Dieser Akt ist weit mehr als eine Geste des Abschlusses; er dient dazu, die Krankheit oder das Ungleichgewicht, das im Mittelpunkt der Heilungszeremonie stand, symbolisch mit sich zu nehmen. Die Auflösung der Sandmalerei verkörpert die Vergänglichkeit des Lebens und die stetige Veränderung, die allen Existenzformen innewohnt. Der feine Sand, der einst Teil eines heiligen Bildes war, wird anschließend an einem heiligen Ort verstreut. Diese Geste unterstreicht die Rückkehr der Harmonie, den Glauben an die zyklische Natur des Lebens und der Heilung. Durch die Rückführung des Sandes zur Erde wird ein Kreislauf des Gebens und Nehmens mit der Natur vollzogen, ein tiefes Eingeständnis, dass alles, was aus der Erde kommt, zu ihr zurückkehrt, um neues Leben zu ermöglichen.
Ebenso leben im Herzen des Amazonasgebiets verschiedene indigene Völker, wie die Shipibo, Achuar und Yanomami, die für ihre reichhaltigen schamanischen Traditionen bekannt sind. Diese Traditionen zeichnen sich besonders durch die Verwendung von halluzinogenen Pflanzen wie Ayahuasca (im weiteren Verlauf gehen wir im Kapitel „Ritualmeister und seine Werkzeuge“ näher darauf ein) aus. Die Shipibo stechen dabei hervor. Die genaue historische Zeitspanne der Shipibo-Kultur zu bestimmen, ist aufgrund der begrenzten schriftlichen Aufzeichnungen vor der europäischen Kontaktaufnahme leider nicht möglich. Archäologische Funde und ethnografische Studien legen jedoch nahe, dass die kulturellen Wurzeln der Shipibo und verwandter Ethnien im Amazonasgebiet mehrere tausend Jahre zurückreichen könnten. Heute ist die Shipibo-Conibo-Gemeinschaft lebendig und aktiv, mit einer Bevölkerung, die schätzungsweise zwischen 25.000 und 35.000 Menschen umfasst.
Die Shipibo-Stämme besitzen eine atemberaubende Kultur, nicht nur durch ihre spirituellen Praktiken, sondern auch durch ihre kunstvollen, komplexen geometrischen Muster, die sie auf Textilien, Keramik und ihre Körper malen oder tätowieren. Diese Designs sind mehr als nur Kunst; sie sind tiefgreifende Ausdrücke der kosmologischen Sichtweisen der Shipibo und spielen eine zentrale Rolle in ihren spirituellen Zeremonien, insbesondere bei denen, die Ayahuasca involvieren.
Die Icaros, die heiligen Gesänge der Shipibo, sind ein wesentlicher Bestandteil ihrer spirituellen Praxis sowie der Ayahuasca-Zeremonien. Gesungen von den Schamanen, oder auch Onaya genannt (die das Wissen anwenden), dienen die Icaros dazu, Heilung zu fördern, Geister zu rufen oder zu vertreiben und Visionen zu offenbaren. Diese Gesänge sind eng mit den heiligen geometrischen Mustern (Kené) verbunden, für welche die Shipibo berühmt sind. Es wird angenommen, dass die Melodien und Rhythmen der Icaros Manifestationen dieser Muster sind sowie die Kraft besitzen, die Realität direkt zu beeinflussen. In Trancezuständen werden die Muster über und um den gesamten Körper des Menschen wahrgenommen und könnten sogar als ein paralleles Konzept zur modernen Theorie der Aura verstanden werden. Die Icaros und die geometrischen Muster stehen in einer wechselseitigen Beziehung zueinander; die Muster dienen ebenfalls als visuelle Darstellungen der Icaros, ähnlich wie Noten in der Musik. Jede Linie und Kurve in diesen Mustern dirigieren bestimmte Rhythmen, Tönen und Tonlagen, die wiederum spezifische Veränderungen und Einflüsse auf die Aura des Menschen haben können. Diese Praxis zeigt die tiefgreifende Fähigkeit der Shipibo, durch ihre Kunst und ihre Gesänge eine direkte Kommunikation zwischen der menschlichen und der spirituellen Welt zu etablieren und Heilung zu fördern.
Auch in den tiefen Wäldern und den weiten Landschaften Deutschlands finden wir Spuren einer reichen, schamanischen und naturverbundenen Vergangenheit. Trotz der langen kulturellen Entfremdung durch verschiedenste äußere und interne Einflüsse, die auf die nordische Kultur einwirkten und dadurch die Quellen zunehmend verwässerten, existieren heute noch immer aussagekräftige Instanzen der Weisheit. Leider sind direkte Belege in der nordischen Kultur rar, während sich altägyptische Phänomene oft präziser datieren, beschreiben und durch Quellen belegen lassen. Es wäre unfair, zu behaupten, die Germanen hätten nicht schreiben können. Tatsächlich pflegten sie hauptsächlich eine mündliche Kultur und entwickelten Schrifttraditionen wie Runen. Dies erfolgte allerdings in weit geringerem Maße als beispielsweise bei der ägyptischen Zivilisation, weshalb deren Weisheiten und kulturelle Beschaffenheit so schwer zu finden und historisch zu datieren sind. Dennoch gibt es einzelne Perlen des Wissens, welche uns schamanische Einsichten aus der längst vergangenen Welt der nordischen Kultur vermitteln.
Die Spiritualität unserer Vorfahren, insbesondere während der Wikingerzeit zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert, war eng mit der Umwelt verflochten. In der germanischen und nordischen Tradition dieser Zeit fanden sich schamanenähnliche Figuren, bekannt als Seiðr-Praktizierende. Diese bemerkenswerten Individuen waren Meister in der Kunst der Trance und fähig, in andere Dimensionen zu reisen, um Wissen und Macht zu erlangen, die sie zum Wohl ihrer Gemeinschaften einsetzten.
Die Völvas, oft Seherinnen in der nordischen Tradition, waren zentrale Figuren in der Anwendung schamanischer Praktiken wie Seiðr. Sie nutzten diese Techniken, um in andere Welten zu reisen und visionäre Einsichten zu erlangen, was möglicherweise zur Überlieferung der berühmten Edda-Schriften beigetragen hat. Während die Edda-Texte selbst nicht direkt als Handbücher für schamanistische oder Seiðr-Praktiken dienen, ist es plausibel, dass die in ihnen enthaltenen Geschichten und Konzepte von Personen überliefert wurden, die in der Tradition des Sehens und der visionären Praxis standen. Die Edda-Schriften, welche die mythologischen und heroischen Erzählungen der altnordischen Kultur festhalten, spiegeln das komplexe spirituelle und kosmologische Weltbild wider, das für die Menschen dieser Zeit lebendig war. Diese Geschichten, die von Göttern, Helden, der Schöpfung der Welt und dem Schicksal nach dem Tod berichten, waren tief in der Kultur und im täglichen Leben verwurzelt. Sie boten Erklärungen für die natürlichen und übernatürlichen Aspekte der Existenz und waren mehr als bloße Fiktionen; sie waren integraler Bestandteil des spirituellen Verständnisses der Welt.
Die Verbindung zwischen den Seiðr-Praktiken und der nordischen Mythologie, insbesondere der Idee des Weltenbaums Yggdrasil, der als kosmische Achse dient und die verschiedenen Dimensionen des Universums verbindet, unterstreicht die tiefgreifende spirituelle Sichtweise der nordischen Kultur. Durch die Praktiken der Ekstase und des Sehens konnten sie auf Yggdrasils Pfade treten und zwischen den Welten reisen. Sie konnten die frostigen Landschaften von Niflheim erkunden, die glorreichen Hallen von Asgard betreten und sogar mit den Bewohnern dieser Welten – Göttern, Riesen, Zwergen und Elfen – in Kontakt treten. Diese Reisen ermöglichten nicht nur Einblicke in das Schicksal und die Geheimnisse des Kosmos, sondern stärkten auch die Bindungen zwischen den Welten und ihren Bewohnern.
Yggdrasils
Auch das Konsultieren der Nornen, der Schicksalsgöttinnen, die am Fuße Yggdrasils das Schicksal der Menschen webten, ist ein weiteres faszinierendes Beispiel für die tiefen schamanischen Fähigkeiten innerhalb der nordischen Mythologie. Diese mächtigen Wesenheiten, bekannt dafür, das Leben jedes Einzelnen zu formen, verkörpern die komplexe Beziehung zwischen chicksal und freiem Willen. Ihre Existenz und Funktion werfen Licht auf die Überzeugung, dass das Leben zwar von kosmischen Kräften geleitet wird, aber auch Raum für persönliche Entscheidungen und Handlungen lässt. Die Begegnungen mit den Nornen, oft aufgesucht von jenen, die durch schamanische Praktiken in andere Welten reisen konnten, boten nicht nur Einsicht in das eigene Schicksal, sondern auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und um Führung sowie Unterstützung zu bitten. Diese Interaktionen verdeutlichen die Vorstellung, dass das Weben des Schicksals kein starrer Prozess ist, sondern einer, der durch Weisheit, Einsicht und sogar menschliche Einflüsse gestaltet werden kann. In der Betrachtung dieser Praktiken und Überzeugungen eröffnet sich eine tiefere Auseinandersetzung mit den Themen Schicksal und Selbstbestimmung. Die nordische Mythologie bietet eine reiche Quelle der Inspiration, um zu erkunden, wie alte Kulturen die Mysterien des Lebens und der menschlichen Existenz angegangen sind.
Prosa-Edda von Snorri Sturluson
Prosa-Edda: Auch bekannt als „Snorra Edda“, verfasst von Snorri Sturluson um 1220. Ein Lehrbuch der Dichtkunst, das zugleich eine Einführung in die nordische Mythologie bietet.
Snorri Sturluson (1179–1241):
Beruf: Isländischer Historiker, Dichter und Politiker.
Bedeutung: Snorri ist eine der Schlüsselfiguren der isländischen Geschichte und Literatur. Seine Werke sind entscheidend für das Verständnis der skandinavischen Vorgeschichte.
Inhalt der Prosa-Edda:
Gylfaginning: Erzählt die Schöpfung der Welt und die Geschichten der Hauptgötter bis zur Ragnarök.
Skáldskaparmál: Handbuch der Dichtkunst, bietet Kenntnisse über die Kenningar und die Verwendung mythologischer Themen in der Poesie.
Háttatal: Ein Gedicht von Snorri selbst, das verschiedene Versmaße demonstriert.
Wissenswertes:
Die Prosa-Edda wurde ursprünglich für junge Dichter und Leser geschrieben, um sie mit den traditionellen Geschichten und Dichtungsformen vertraut zu machen.
Diese alten Weisheiten laden uns ein, über die Grenzen unseres modernen Verständnisses hinauszudenken sowie die Verbindungen zwischen uns, der natürlichen Welt und dem kosmischen Gefüge zu erkennen und zu ehren.Es ist jedoch wichtig, eine Unterscheidung zwischen den literarischen Quellen, wie den Eddas (Handschriften und Dichtungen), und den tatsächlichen spirituellen Praktiken, wie Seiðr, zu treffen. Die Eddas, insbesondere die Prosa-Edda von Snorri Sturluson, einem christlichen Gelehrten, wurden in einer Zeit verfasst, als das Christentum bereits in Skan-dinavien etabliert war. Sie sind daher nicht nur Ausdruck der altnordischen spirituellen Praxis, sondern auch ein Produkt der kulturellen und religiösen Synthese sowie der literarischen Ziele ihrer Autoren. Diese Texte fusionieren mündliche Überlieferungen und in Stein gehauene Sagen zu literarischen Werken, die ein reiches Erbe an Wissen und Weisheit hinterlassen, das die nordische Kultur und Mythologie bis heute fasziniert.
Weitere historische Textquellen, wie die im 13. Jahrhundert niedergeschriebenen Isländersagas, berichten von Seiðr und anderen magischen Praktiken, die belegen, dass solche Traditionen zu dieser Zeit noch lebendig und in Ausübung waren. Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass die Traditionen des Seiðr und ähnlicher schamanistischer Praktiken im Geheimen fortgeführt wurden, selbst als die Gesellschaften des Nordens zunehmend unter den Einfluss der Christianisierung gerieten. Diese Perspektive öffnet eine faszinierende Tür zur Erkundung, wie schamanistische Elemente in die Stoffe unserer kulturellen Identität eingewoben sind.
Das Weihnachtsfest beispielsweise, wie wir es heute feiern, ist ein lebendiges Mosaik aus Traditionen und Bräuchen, die weit über die Grenzen des Christentums hinausreichen und tief in den heidnischen Kulturen und Naturvölkern Europas verwurzelt sind. Diese Verschmelzung verschiedener kultureller Praktiken spiegelt sich in vielen Aspekten des Festes wider, die bis heute fortbestehen und die moderne westliche Kultur bereichern. Der geschmückte Weihnachtsbaum, ein zentrales Symbol des Weihnachtsfestes, hat seine Ursprünge in den heidnischen Winterfesten. Immergrüne Pflanzen und Bäume wurden von antiken Völkern verehrt und symbolisierten ewiges Leben sowie die Hoffnung auf die Rückkehr des Frühlings. Diese Tradition, die von den Römern mit Lorbeerzweigen während des Saturnalia-Festes (zu Ehren von Saturn, dem Herrscher des Goldenen Zeitalters) und von den germanischen Stämmen mit der Ehrung des Weltenbaumes Yggdrasil begonnen wurde, fand im 16. Jahrhundert durch deutsche Christen ihren Weg in die Weihnachtsfeierlichkeiten und verbreitete sich von dort aus in die ganze Welt.
Die Praxis des Singens während der Wintersonnenwende und anderer heidnischer Feste transformierte sich im Laufe der Zeit in die Tradition der Weihnachtslieder, die heute die Geburt Jesu feiern. Ursprünglich als Volksgesänge außerhalb der kirchlichen Liturgie gesungen, wurden sie im 19. Jahrhundert offiziell in die Feierlichkeiten integriert und sind nun ein fester Bestandteil der weihnachtlichen Tradition. Auch die Dekoration von Häusern und Tempeln mit speziellen Schmuckstücken hat ihre Wurzeln in heidnischen Bräuchen. Von den Römern, die ihre Häuser während des Saturnalia mit Girlanden und Lichtern schmückten, bis hin zur Verwendung von Misteln, Efeu und anderen immergrünen Pflanzen, die aus vorchristlichen Zeiten stammen, zeigen diese Praktiken die tiefe Verbindung zwischen den Feierlichkeiten der Wintersonnenwende und dem heutigen Weihnachtsfest. Insbesondere die Mistel, von den Druiden als heilige Pflanze verehrt, symbolisiert Heilung und Fruchtbarkeit und ist ein weiteres Beispiel für die Verschmelzung von Traditionen. Diese reichen und vielschichtigen Ursprünge des Weihnachtsfestes erinnern uns daran, dass viele unserer heutigen Feierlichkeiten auf einem Fundament von Bräuchen aufbauen, die lange vor der Etablierung des Christentums existierten. Indem wir diese Wurzeln erkunden und wertschätzen, können wir eine tiefere Verbindung zu den Traditionen herstellen, die die Jahreszeiten und das menschliche Leben seit Jahrtausenden markieren und feiern.
Ein weiteres Fest und Ritual, das eng mit dem Lauf der Jahreszeiten verknüpft ist und möglicherweise Elemente des Seiðr enthielt, findet sich innerhalb der reichhaltigen nordischen Tradition. Dieses könnte für Praktizierende dieses spirituellen Weges von besonderer Bedeutung gewesen sein. Ein herausragendes Beispiel für ein solches Ereignis ist das Julfest (Yule), das zur Zeit der Wintersonnenwende zelebriert wird. Dieses Fest, tief verwurzelt in der nordischen Kultur, war nicht nur eine Feier des Lichts in der dunkelsten Zeit des Jahres, sondern auch eine Zeit der Ehre und Kommunikation mit den Ahnen und den Geistern der Verstorbenen. Die Seiðr-Praktizierenden, die in der nordischen Gesellschaft eine Rolle als Vermittler zwischen den Welten einnahmen, könnten während des Julfests spezielle Rituale durchgeführt haben. Diese Rituale dienten dazu, Kontakt zu den Geistern aufzunehmen und um Schutz und Segen für das kommende Jahr zu bitten. Die Fähigkeit, mit den Ahnen und den spirituellen Wesenheiten zu kommunizieren, wurde als essenziell für das Wohlergehen und den Schutz der Gemeinschaft angesehen.
Tiefgreifende spirituelle Praktiken, wie die Kommunikation mit Ahnen und das Reinigen destruktiver Energien durch den Kontakt mit naturverbundenen Gottheiten und Naturelementen, spielen in der heutigen Zeit eine weit weniger zentrale Rolle als in vergangenen Epochen. Diese uralten Rituale, die einst als heilig betrachtet wurden, haben im Laufe der Jahrhunderte durch die Ausbreitung des Christentums an Sichtbarkeit und Präsenz verloren. Aus der Perspektive des Christentums wurden viele dieser lang gehegten Traditionen und Zeremonien als Götzenanbetung abgetan. Dieser Wandel in der Wahrnehmung und Ausübung spiritueller Praktiken markiert einen tiefgreifenden Einschnitt in der kulturellen und spirituellen Geschichte vieler Gesellschaften. Die Verschiebung von einer vielfältigen spirituellen Landschaft, die reich an Ritualen und Praktiken zur Ehre der Natur, der Ahnen und der elementaren Kräfte war, hin zu einer homogenisierten religiösen Perspektive, die solche Praktiken ablehnt, hat die Art und Weise, wie wir mit unserer Umwelt und unserem Erbe interagieren, stark verändert. Die Herausforderung in der heutigen Zeit besteht darin, zwischen dem reichen Erbe alter Traditionen und den spirituellen Suchen der modernen Welt Brücken zu bauen. Es gilt, Wege zu finden, die es ermöglichen, vergessene oder verdrängte Praktiken wiederzuentdecken und in einen Kontext zu setzen, der sowohl die Tiefe als auch die Bedeutung dieser Rituale für das gegenwärtige spirituelle Verständnis neu bewertet.
Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, zu denken, dass der Schamanismus der Vergangenheit angehört; als wären die Seelenmeister, die einst die Kultur ihrer Stämme prägten und damit die Grundlage unserer Gesellschaften legten, heute ohne zeitgenössisches Äquivalent. Doch dieser Eindruck trügt. Subtile Relikte, wie das Entzünden einer Kerze, die im Dunkeln für eine behagliche Atmosphäre sorgt, negative Einflüsse vertreibt und unsere Herzen erwärmt, sind ebenso ein Erbe dieser Traditionen wie andere, gewichtigere Elemente und Konzepte, die häufig übersehen oder ignoriert werden.
Ein genauerer Blick auf die Werkzeuge schamanischer Rituale – Musik, Tanz / Trance und Schauspiel – kann zunächst als einfache Mustererkennung erscheinen; bei eingehender Betrachtung jedoch eröffnen diese Praktiken ein Tor zu einer beeindruckenden Erweiterung des geistigen Horizonts. Was wir landläufig als Popmusik, Konzerte, Filme oder den Besuch in Tanzclubs abtun und vorschnell unter „Unterhaltung“ kategorisieren, kann sich bei genauerem Hinsehen als ein signifikanter Indikator für unser Selbstverständnis und unsere Denkweise entpuppen, der tief in den schamanischen Traditionen verwurzelt ist.
Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass Werbeslogans oder eingängige Melodien sich unerwartet in unseren Köpfen festsetzen oder dass wir, selbst in einem fortgeschrittenen Alter, noch Phrasen und Ausdrücke aus Filmen unserer Kindheit im Alltag verwenden. Diese Augenblicke der Erkenntnis enthüllen die starke Wirkung, die solche Einflüsse auf uns ausüben, und bestätigen, dass die einstigen Werkzeuge der Seher und Weisen der Naturvölker noch immer eine bedeutende Auswirkung in unserem Leben haben.
Diese Facetten unserer modernen Existenz reflektieren die Resonanzphänomene des Schamanismus – eine kulturelle Interaktion, die bis in die heutige Zeit ihre Spuren hinterlässt und unser Sein unbewusst mitgestaltet. In dem Augenblick, in dem Sie sich auf der Tanzfläche einer Diskothek verlieren, sich der Trance des Tanzes hingeben und alles um Sie herum vergessen, wenn Sie in der Einheit mit der umgebenden Menge aufgehen, erleben Sie einen Zustand, der als eine moderne, unbewusst gelebte Form des Schamanismus interpretiert werden kann. Dieses Erlebnis, das Sie am nächsten Morgen – trotz eines möglichen Katers – doch freier und auf gewisse Weise inspiriert fühlen lässt, verkörpert die grundlegende Idee. Das Singen mit vollem Herzen und das Erreichen eines Punktes, an dem man sich voll und ganz im Hier und Jetzt befindet, eröffnet eine Erfahrung der Beseeltheit. „Beseelt“ beschreibt treffend diesen Zustand, denn auf ähnliche Weise nutzten Schamanen in alten Kulturen Tanz, Gesang und theatralische Vorführungen, um Geister, Ahnen sowie Gottheiten zu beschwören und eine tiefe Verbindung mit ihrer Seele herzustellen. Schauspiel und Filme spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle in der Welt des Schamanismus. Bereits in der antiken griechischen Kultur, besonders während der Dionysien – einem Fest zu Ehren des Gottes Dionysos –, hatten Tragödien und Komödien nicht nur einen Unterhaltungswert, sondern dienten auch kathartischen und rituellen Zwecken. Diese Aufführungen zielten darauf ab, die Zuschauer emotional zu reinigen und eine Verbindung zur göttlichen Sphäre zu schaffen. Ähnliche Ziele verfolgten die Riten des Orpheus, die durch Hymnen sowie ekstatische Gesänge gekennzeichnet waren und die Teilnehmer auf eine spirituelle Reise mitnehmen sollten, um ihnen eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung zu bieten – ein Prinzip, das auch in anderen schamanischen Traditionen durch theatralische Aufführungen umgesetzt wird.
Der Heyoka, als Medizinmann eine Figur von großer Bedeutung in der Kultur der Lakota-Indianer, wird auch als „heiliger Narr“ oder „Umgekehrter“ bezeichnet. Als Schamane verkörpert er durch sein Verhalten, das oft bewusst dem erwarteten Normverhalten der Gemeinschaft entgegengesetzt ist, tiefe Einsichten und einen neuen Blickwinkel auf die Welt.
Häufig nutzt er schauspielerische Elemente, um die negativen Verhaltensmuster seines Stammes durch sich hindurch zu kanalisieren, zu reflektieren und den Mitgliedern einen Spiegel vorzuhalten, wodurch er die Ego-Masken entlarvt. In seinen spielerischen Handlungen und Performances fordert der Heyoka seine Mitmenschen heraus, alte Denkmuster zu überdenken, und eröffnet somit den Weg zu einer erweiterten Wahrnehmung und Selbsterkenntnis. Durch den bewussten Bruch mit Konventionen und die Einbeziehung humorvoller Elemente zeigt der Heyoka, dass Wachstum oft durch die Offenheit für unkonventionelle Perspektiven sowie den Mut zur Selbstreflexion erreicht wird. Dies ist heutzutage oft gleichbedeutend mit Kabarett und Satire, falls diese spirituelle Kunstform nicht unterdrückt und in fragwürdigen Moralvorstellungen eingesperrt wird.
Es ist also nicht verwunderlich, dass das Schauspiel auch heute noch eine immense Faszination auf uns ausübt. Und falls Sie sich noch daran erinnern können, wie intensiv Sie bei Ihrem ersten Film als Kind mitgefiebert hatten, wird deutlich, wie sich dort Realität und Fiktion vermischten und wie mächtig diese Werkzeuge sind.
Wenn man die alten Konzerte der Beatles betrachtet, bei denen junge Frauen in solch eine Ekstase gerieten, dass sie vor Erregung „ihre Seelen herausschrien“, in Aufregung urinierten und in Ohnmacht fielen, wird die anhaltende Kraft dieser schamanischen Techniken offensichtlich. Diese Ereignisse zeigen, wie Praktiken aus der Vergangenheit, die einst als heilige und verantwortungsvolle Werkzeuge genutzt wurden, in unserer modernen Zeit oft zu Quellen der profanen Unterhaltung degeneriert sind. Es liegt in unserer Verantwortung, diese tief verwurzelten Traditionen zu erkennen und sie auf eine neue, bewusstere Weise zu nutzen. Auch wenn wir uns erst im späteren Verlauf des Buches näher mit der praktischen Anwendung des Schamanismus beschäftigen werden, ist schon jetzt zu unterstreichen, wie entscheidend eine bewusste Aufmerksamkeit ist. Alles, was durch unseren Bewusstseinskanal fließt, trägt eine bestimmte Frequenz, die wiederum andere Frequenzen anzieht.