Die Revolution der Geldanlage - Gottfried Heller - E-Book
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Die Revolution der Geldanlage E-Book

Gottfried Heller

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Beschreibung

ERFOLGREICH ANLEGEN OHNE VIEL AUFWAND! Geld bringt keine Zinsen mehr – wie also können Sie als Privatanleger Ihre Ersparnisse besser anlegen? Gottfried Heller, langjähriger Partner der Börsenlegende André Kostolany, ist seit 50 Jahren in der Vermögensverwaltung erfolgreich tätig. Er deckt auf, wie Sie ohne viel Aufwand und kostengünstig Aktien in Ihre Anlagestrategie einbauen können. Denn die "Revolution der Geldanlage" mit Indexfonds im Mittelpunkt bietet Ihnen ungeahnte Möglichkeiten, Ihr Geld risikoarm und gleichzeitig ertragsstark anzulegen. Noch machen Anleger zu wenig Gebrauch von Indexfonds und deren Vorteilen. Das liegt vor allem daran, dass Banken und Finanzdienstleister sie selten empfehlen, weil sie zu wenig daran verdienen. Gottfried Heller zeigt, in leicht verständlicher Sprache, mit welch einfachen Methoden jeder seine Vermögensbildung und Altersvorsorge ganz unkompliziert in die Tat umsetzen kann. Das gilt sowohl für großes als auch für kleines Geld – für bestehende Portfolios als auch für Sparprogramme.

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Seitenzahl: 396

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Für meine Frau Margaret

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2018

© 2018 by FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Korrektorat: Hella Neukötter

Umschlaggestaltung: Manuela Amode, München

ePub by Konvertus

ISBN Print 978-3-95972-078-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-130-1

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-131-8

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

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INHALT

Vorwort

1.Schöne neue Börsenwelt – Privatanleger sind die großen Gewinner

Einleitung

Meine Jahre in den USA – eine prägende Zeit und wichtige Weichenstellung

Deutschland – eine Börsenwüste

Ein kurzer Blick zurück auf die alte Börsenwelt

Die neue Börsenwelt

Die letzten 50 Jahre: trotz Krisen und Krächen neue Höchststände

Von den Großen lernen

Die Scheinwelt der »Neuen Ökonomie« und eine gigantische Börsenblase

Was einen guten Vermögensverwalter auszeichnet

2.Die Ängste und Sorgen der Deutschen

Die Angst vor Digitalisierung und Roboterisierung

Die Angst vor dauerhaften Nullzinsen beim Banksparen

Die Angst vor Verlusten mit Lebensversicherungen

Die Angst vor der Altersarmut

Die Angst vor dem Schuldenkollaps

Die Angst vor der Inflation

Die Angst vor den Populisten

3.Das Märchen von den reichen Deutschen

4.Der Euro – vom Wunschtraum zum Alptraum

Sprengfalle Währungsunion

Transfergeschenke für den Süden

Drei Zukunftsszenarien für den Euro

Europa muss sich neu erfinden

5.Kein Leben ohne Risiko: über Risiko und Belohnung

Verluste tun richtig weh

Wie kann man Risiko messen?

So minimieren Sie als Anleger Ihre Risiken

6.Anlegen in Zeiten der Nullzinsen

Diese Sparformen können Sie nutzen – eine Übersicht mit Kurzcheck

An Aktien führt kein Weg vorbei

Die drei langfristig überlegenen Aktienklassen

7.ETFs – die Revolution der Geldanlage

Ein Glücksfall – entstanden aus einer Enttäuschung

Der große Vorteil der ETFs

ETFs in Deutschland

Nur wenige aktive Fonds bringen mehr Rendite als der Index

Anlegen mit unschlagbaren Kostenvorteilen

Weniger Risiko dank breiter Streuung der Anlagen

Mein Rat: Faulenzen und Fremdgehen

Zwei wichtige Erkenntnisse für die Anlage in ETFs

8.So investieren Sie klug mit ETFs

Einmalanlage oder Sparplan?

Das müssen Sie bei einem ETF-Depot beachten

Substanzaktien glänzen mit hohen Renditen

Mit ETFs ist es leicht, in Emerging Markets zu investieren

Dividendenstarke ETFs sorgen für attraktive Erträge

Viele unterschiedliche Strategien mit ETFs

Auch für Zinspapiere gibt es ETFs

Die Schwachstellen der ETFs

Die Zukunft der aktiven Investmentfonds

9.Vermögensaufbau fürs Alter – privat vorsorgen, aber richtig

Die Rente wird nicht reichen

Der Staat fördert die falschen Vorsorgeprodukte

Die Riester-Rente – ein Stück aus dem Berliner Tollhaus

Rentenprobleme gibt es überall – aber Deutschland steht besonders schlecht da

Ein Plädoyer für die Aktie

10.Wie Sie die Revolution der Geldanlage am besten nutzen

Vier einfache Regeln für ein optimales Depot

Beispiele für die Gestaltung von ETF-Portfolios und Sparplänen

Die Bausteine eines erfolgreichen ETF-Portfolios

Die zehn goldenen Regeln für Ihren Börsenerfolg

Schlusswort

Großartige Zeiten für Anleger!

Über den Autor

Danksagung

Literatur

Glossar

Stichwortverzeichnis

VORWORT

Ende 2017 hat die Europäische Zentralbank (EZB) weitreichende Beschlüsse gefasst, die den Leitzins von null Prozent bis mindestens Mitte 2019 festschreiben. Nach meiner Einschätzung könnten die Null-Prozent-Jahre sogar bis 2020 dauern. Für Anleger und Sparer sind das denkbar schlechte Nachrichten, bedeuten sie doch, dass ihre Leidenszeit noch lange anhalten wird. Sie bekommen für den Großteil der Ersparnisse, die in Bank- und Versicherungsprodukten angelegt sind, so niedrige Zinsen, dass damit der Kaufkraftverlust durch die Inflation bei weitem nicht ausgeglichen wird. Die Anleger und Sparer werden auf diese Weise schleichend enteignet.

Trotzdem halten die meisten Deutschen eisern an ihren Spargewohnheiten fest und legen den Großteil ihrer Ersparnisse unverändert in zinsabhängigen Produkten an. Dieses Verhalten ist vor allem in der privaten Altersvorsorge brandgefährlich, weil mit Minizinsen ein finanzieller Ausgleich für das schrumpfende gesetzliche Rentenniveau damit unmöglich ist. Deshalb ist es höchste Zeit, endlich umzudenken und einen Teil der Gelder in Aktien anzulegen. Ohne Aktie ist keine vernünftige Vorsorge möglich. Jetzt noch weniger als in »normalen« Zeiten. Sie ist langfristig die mit Abstand ertragreichste Anlageklasse. Das hat sie sogar in den letzten beiden Jahrzehnten bewiesen. Obwohl in dieser Zeitspanne so viele Finanzkrisen und Kurseinbrüche wie nie zuvor die Börsen und die Anleger erschüttert haben, konnten Aktienanleger per saldo attraktive Renditen aus Kursgewinnen und Dividenden erzielen.

Dabei gibt es für Sie als Privatanleger seit einigen Jahren so einfache und außerordentlich kostengünstige Möglichkeiten wie noch nie. Selbst mit geringen Beträgen kann ein weltweit breit gestreutes und damit wenig risikoanfälliges Wertpapierdepot aufgebaut werden: Mit ETFs, die einen Börsenindex wie den DAX oder den Dow Jones nachbilden, und die man so bequem und unkompliziert wie eine einzelne Aktie kaufen kann.

Die börsengehandelten Indexfonds, wie ETFs in der deutschen Übersetzung heißen, verschaffen Ihnen die gleichen Chancen wie Investmentprofis, die Milliarden verwalten. Eigentlich sogar bessere, weil Sie als Privatanleger nicht unter Erfolgszwang und dem Druck staatlicher Regulierung stehen. Das ist eine großartige »Demokratisierung« der Geldanlage.

In diesem Buch möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, aufzeigen, mit welch einfachen Methoden Sie diese »Revolution« zum Aufbau eines Vermögens und zu dessen Mehrung nutzen können. Dazu stelle ich Ihnen leicht verständliche und bequem nachzuvollziehende Strategien zur Risikominimierung und zur Renditesteigerung vor, die sich während meiner 50 Jahre an der Börse erfolgreich bewährt haben. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf die brennende Frage, wie man mit kluger Vorsorge den Ruhestand komfortabel gestalten kann.

Für diese revolutionären Möglichkeiten der Geldanlage mittels ETFs brauchen Sie als Anleger kein besonderes Börsenwissen. Der gesunde Menschenverstand reicht.

München, im Januar 2018

Gottfried Heller

1. SCHÖNE NEUE BÖRSENWELT – PRIVATANLEGER SIND DIE GROSSEN GEWINNER

Geld anlegen ist nicht annähernd so schwierig, wie es aussieht. Erfolgreich investieren erfordert lediglich, ein paar Dinge richtig zu machen und gravierende Fehler zu vermeiden.

John Bogle, »Erfinder« von Indexfonds für Privatanleger

EINLEITUNG

In der Börsenwelt findet seit Jahren eine lautlose Revolution statt. Die größten Opfer dieser Revolution sind die Halbgötter der Wall Street. Manche von ihnen haben das aber bis heute noch nicht so richtig begriffen. Als ich 1967 in New York an einer Hochschule Abendkurse über Börse und Wertpapieranalyse besuchte, ging es vor allem um Stock Selection – also um die richtige Auswahl von Aktien – durch fundamentale Analyse sowie auch mit Hilfe von Charts. Die Auswahl von Aktien war jedenfalls damals das A und das O des Investierens. Ich war in der Zeit, als ich Abendkurse besuchte, tagsüber als Ingenieur bei einer Management-Consulting-Firma in New York tätig. Damals wohnte ich schon seit vier Jahren in Amerika und hatte den schockierenden Mord an Präsident John F. Kennedy 1963 miterlebt.

In den USA wird man tagein, tagaus in den Medien mit Börsennachrichten konfrontiert. Für einen Deutschen wie mich war es auch neu, dass meine Kollegen in Aktien investiert waren und sich laufend für Börsennachrichten interessierten. Deshalb blieb es nicht aus, dass ich schon bald vom Börsenbazillus infiziert war. Der damalige Grund für mein Abendstudium war, dass ich ein Stellenangebot bekommen hatte, in München die Leitung einer Investmentvertriebsgesellschaft zu übernehmen. Der Börsenlehrgang bot mir zumindest teilweise das Rüstzeug für meine spätere Vermögensverwalterkarriere.

In jenen Tagen standen Analysten hoch im Kurs und jeder Broker, wie etwa Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley oder Lehman Brothers – um nur einige der Großen zu erwähnen –, beschäftigte große Stäbe, die nur mit dem Herausfiltern von Aktien beschäftigt waren. Die Analysten waren spezialisiert auf Branchen, etwa die Automobil-, Chemie-, Stahl-, Computer-, Pharmazie- oder die Versicherungsbranche. Einzelne Analysten konzentrierten sich sogar auf nur wenige Unternehmen. Monatlich wurden in den Zeitungen und Zeitschriften ausführliche Tabellen mit der Reihenfolge der besten bis schlechtesten Analyseteams veröffentlicht. Natürlich gab es auch die Star-Analysten, deren Trefferquoten in der Aktienauswahl besonders hoch waren. Diese Stars waren auch in der Presse sehr gefragt und brachten es häufig in die Schlagzeilen. Sie wurden oft für teures Geld von anderen Investmentbanken abgeworben, manchmal gleich auch ganze Teams.

Kurz: Es ging in der Finanzbranche so ähnlich zu wie heute im Fußball, nur mit dem Unterschied, dass die Transfersummen nicht so astronomisch hoch waren, wie sie heute im Fußball üblich sind. Jedenfalls ist man im Rückblick auf die 1960er Jahre geneigt zu sagen, es sei die gute alte Zeit gewesen. Die Wall Street sonnte sich im Glanz ihrer überragenden Bedeutung in der Businesswelt Amerikas und strotzte vor Selbstzufriedenheit.

Doch dann kam einer, der die Halbgötter an der Wall Street herausforderte. Es war kein Geringerer als Paul A. Samuelson. Professor Samuelson war im Jahr 1970 der erste amerikanische Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften, zudem hat er das einflussreichste Lehrbuch der Ökonomie geschrieben. Heute gilt er als der größte Ökonom des vorigen Jahrhunderts. In einem vorsätzlich provokativen Essay schrieb er im Jahr 1974, dass ein Fonds, der einfach einen Index nachbildet, eigentlich die beste Lösung für Anleger sei. Er erklärte, die meisten Investmentmanager sollten doch einfach verschwinden: »Werden Sie Klempner oder lehren Sie Griechisch oder arbeiten Sie bei einem Unternehmen, das etwas Nützliches herstellt«, empfahl er den Halbgöttern.

Denn wenn man die Gebühren abziehe, seien fast alle Aktien- und Anleihemanager nicht in der Lage, den Gesamtmarkt zuverlässig zu schlagen. Und daher wäre die Welt besser daran, wenn die Analysten endlich aufhörten, es zu versuchen. Und er schlug vor, jemand sollte ein Aktien-Portfolio mit niedrigen Kosten auflegen, das ganz einfach den Standard & Poor’s 500-Index nachbildet, das wichtigste Aktienbarometer der USA.

Dieser Artikel brachte Professor Samuelson keine Freunde an der Wall Street ein. Jedoch ein Fondsexperte namens John Bogle, der gerade im Begriff war, die Investmentgesellschaft Vanguard (auf Deutsch: »Vorhut«) zu gründen, fand die Idee von Paul Samuelson faszinierend und startete prompt am 31. August 1976 den ersten Indexfonds der Welt. Sozusagen die Vorhut der Revolution in der Geldanlage.

John Bogle wurde an der Wall Street als Narr verlacht. Doch heute ist dieser Indexfonds mit einem Volumen von 341 Milliarden US-Dollar (Ende August 2017) der größte Aktienfonds der Welt. In des Wortes wahrster Bedeutung gilt hier der Spruch: »Wer zuletzt lacht, lacht am besten«. Professor Samuelson schrieb später begeistert: »Ich messe Bogles Erfindung die gleiche Bedeutung bei wie der Erfindung des Rads, des Alphabets, Gutenbergs Buchdruck und gutem Wein und Käse: ein Publikumsfonds, der Bogle nie reich machte, der aber die langfristigen Renditen von Fondsanlegern anhob. Etwas Neues unter der Sonne.«

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum der Indexfonds seinen Erfinder John Bogle nicht reich gemacht hat, obwohl das von ihm gegründete Unternehmen Vanguard mehrere Billionen Dollar managt und zum zweitgrößten Vermögensverwalter der Welt aufgestiegen ist, hier die Erklärung: Vanguard ist voll und ganz im Besitz der in den USA aufgelegten ETFs und klassischen Indexfonds und gehört damit indirekt den Anlegern dieser Fonds. Vanguard ist also keine Aktiengesellschaft, sondern eine Art Genossenschaft, und John Bogle war und ist wie jeder andere Anleger nur über die Vanguard-Fonds beteiligt, die er besitzt. Diese uneigennützige Eigentümerstruktur gilt übrigens als ein Grund dafür, dass Vanguards ETFs und Fonds bei den Anlegern so beliebt sind. Sie wissen, dass das Unternehmen nur ihren und sonst gar keinen Interessen verpflichtet ist.

Mit der Etablierung der Indexfonds begann der erste Teil einer Revolution an der Wall Street, aber sie war noch nicht existenzbedrohend für das Heer der Analysten. Denn für Indexfonds gibt es, wie bei anderen Publikumsfonds, nur einmal pro Tag einen Kurs, zu dem man Anteile kaufen oder verkaufen kann. Erst als der zweite Teil der Revolution folgte, wurde es für die Eliten an der Wall Street ernst.

Das war, als im Jahr 1993 die State Street Corporation in Boston, die älteste Bank Amerikas, gegründet 1792, eine moderne Form der Indexfonds, die ETFs, erfand. Das Akronym ETF bedeutet Exchange Traded Fund – zu Deutsch börsengehandelter Fonds –, dessen Kurs fortlaufend bestimmt wird und der jederzeit wie eine Aktie an der Börse gekauft oder verkauft werden kann. Danach schossen die Indexfonds wie Pilze aus dem Boden.

Darauf folgte ein für die traditionelle Investmentwelt niederschmetternder Tiefschlag: Die Forschungen der Finanzwissenschaft ergaben, dass über 90 Prozent der Rendite und ebenso 90 Prozent des Risikos eines Portfolios von den in ihm enthaltenen Aktienklassen bestimmt werden. Weniger als zehn Prozent der Rendite und des Risikos sind demnach der Auswahl einzelner Wertpapiere (Stock Picking) und dem Markt-Timing zuzuschreiben.

Aus der Investmentpraxis kamen exakt die gleichen, für die Investmentgilde schockierenden Ergebnisse: Die Dimensional Fund Advisors, eine Fondsgesellschaft in Kalifornien, untersuchten die Ergebnisse von 44 Pensionsfonds mit einem Volumen von etwa 450 Milliarden Dollar. Die umfangreiche Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass über 96 Prozent der Erträge allein den Anlageklassen in den Portfolios zu verdanken waren. Nur gerade einmal vier Prozent waren der Aktienauswahl und dem Timing von Käufen und Verkäufen zuzuschreiben. Das war der finale Tiefschlag für die altehrwürdige Königsdisziplin der Finanzwirtschaft.

Es war fast so wie die revolutionäre Entdeckung des Astronomen Nikolaus Kopernikus, dessen Studien ihn zu der Überzeugung führten, dass nicht die Sonne die Erde umkreise, sondern dass die Sonne im Mittelpunkt des Weltalls ruhe und dass – genau umgekehrt – die Erde und die Planeten sich in Kreisen um sie bewegten. Sein großes Werk Über das Kreisen der Himmelskörper leitete, auch wenn nicht alle seiner Annahmen richtig waren, eine neue geistige Epoche der Menschheit ein, die so genannte kopernikanische Wende. Aus Angst vor der Reaktion der Kirche ließ er sein brisantes Werk erst kurz vor seinem Tod drucken.

Die Wende in der Anlagepolitik beschrieb der Finanzwissenschaftler William Bernstein so: »Ihre Investmentperformance wird fast vollständig durch einen einzigen Faktor bestimmt – Ihre Asset-Allokation über breite Assetklassen hinweg. Aktien- oder Fonds-Picking sowie Markt-Timing – die Faktoren, von denen traditionell angenommen wird, sie würden den Anlageerfolg bestimmen – sind tatsächlich fast irrelevant.«

Dieses kategorische Urteil, dass die weltweit von einem Heer von Analysten praktizierte, aufwändige und mühevolle Suche nach den besten, ertragsreichsten und sichersten Aktien und Anleihen von geringem Nutzen und praktisch irrelevant sei, ist etwa so niederschmetternd, wie wenn jemand zehn Semester Theologie studiert hat und dann am Ende erfährt, dass es eigentlich ganz einfach nur auf die Zehn Gebote ankommt.

Der berühmte Investor Warren Buffett hat diesen Vergleich gewählt. Und so geht es auch mir: Bis vor gut 15 Jahren habe ich nach den Methoden der alten Börsenwelt gearbeitet. Obwohl schon im fortgeschrittenen Alter, bin ich jedoch noch so wissbegierig, lernbereit und flexibel, um auch neue, unkonventionelle Wege zu gehen. Vorausgesetzt sie führen auf einfache und sichere Art und Weise zum Ziel und sie nützen vor allem den Anlegern und nicht der Finanzbranche.

Dieses Buch zeigt Ihnen auf, natürlich neben einigen anderen Themen, wie Sie mit Indexfonds Ihr Geld auf einfache Weise anlegen können und warum diese Methode für kleines wie großes Geld, für Sparprogramme oder Einmalanlagen erfolgreich anwendbar ist. Die wesentlichen Merkmale eines solchen ETF-Portfolios sind:

mühelos investieren

mit simplen Indexfonds,

höchstmögliche Sicherheit

durch breite globale Diversifikation,

deutliche Kostenminderung

durch geringe Gebühren und Umschichtungen,

passgenaue Vermögensanlage

, je nach individuellem Risikobedürfnis,

übersichtliches, transparentes Depot

mit wenigen Einzelpositionen.

Die Vorteile des Indexinvestierens gegenüber den herkömmlichen Investmentmethoden sind enorm. Indexanlagen liefern Ihnen die durchschnittliche Marktrendite, abzüglich geringstmöglicher Kosten. Als Indexanleger geben Sie sich folglich »nur« mit einer »mittelmäßigen« Rendite zufrieden. Jedoch nur scheinbar. Sie erzielen zwar konstant »nur« die durchschnittliche Marktrendite, damit liegen Sie aber immer noch auf lange Sicht über dem Durchschnitt aller aktiv gemanagten Fonds, weil diese mal über, aber öfter unter dem Durchschnitt liegen, dort allerdings höhere Kosten anfallen.

In unzähligen Studien wurde nachgewiesen, dass aktiv gemanagte Fonds durchschnittlich unter der Marktrendite liegen und es keine Konstanz in der Wertentwicklung gibt. Indexieren ermöglicht zudem eine passgenaue Festlegung des Risikos entsprechend Ihrer Risikotragfähigkeit. Und schließlich sind Indexinvestments nervenschonender, weil sie schwankungsärmer sind, da ein ETF-Depot breiter diversifiziert ist als herkömmliche Depots.

Es ist erfreulich, dass über die Jahre durch technologischen Fortschritt und Innovationen Instrumente geschaffen wurden, die den Anleger auf Augenhöhe mit den Banken bringen. Diese neuen Angebote können Sie mit Strategien kombinieren, die es ermöglichen, Risiken immer weiter zu minimieren. Auch über diese erprobten Strategien schreibe ich in diesem Buch. Die Zeiten für Anleger waren noch nie so vielversprechend wie heute. Mit einfachen Mitteln, wenig Zeitaufwand und niedrigen Transaktionskosten kann sich heute jedermann an der Börse engagieren und den Grundstock zu seinem nachhaltigen privaten Wohlstand legen.

Das unterscheidet unsere heutige Zeit von jener des letzten Jahrhunderts. Wohlstand ist nun einfacher machbar, auch ohne Spezialwissen und ohne vermeintlich besserwissende Bankberater. Auch sind die Konditionen für Otto Normalverbraucher heute nicht viel anders als jene, die Superreiche von den Geldhäusern eingeräumt bekommen. Die Revolution in der Geldanlage hat sich also zum Wohl des normalen Anlegers entwickelt und nicht nur zum Nutzen einer privilegierten Schicht.

Mein Buch zeigt auf, wie Sie langfristig Ihr Geld sicher vermehren können. Die hier beschriebene Anlagestrategie mit ETFs ist leichter zu verstehen und umzusetzen als konventionelles Investieren und erfordert weniger Zeitaufwand für die Überwachung und die Betreuung. Sie erzielt auf lange Sicht – besser als jeder andere Investmentansatz – mit größerer Wahrscheinlichkeit Anlageergebnisse, die im Bereich der erfolgreichsten zehn bis 20 Prozent aller Anleger liegen.

Und schließlich sollten Sie noch an den wichtigsten Aspekt denken, nämlich an Ihre Lebensqualität. So wie Ihr Leben sollten Sie auch Ihre Finanzdinge ohne Angst und Zittern gestalten und gut mit Ihrer materiellen Vorsorge leben und schlafen können. Die von mir beschriebene Anlagemethode ist nicht nur den Gutbetuchten vorbehalten, sondern sie ist anwendbar für großes und kleines Geld, zum Aufbau eines Vermögens mittels eines Sparplans oder zur besseren Gestaltung eines vorhandenen Vermögens. Es ist in meinen Augen die Demokratisierung des Investmentwesens. Endlich herrscht Chancengleichheit: Jeder kann davon Gebrauch machen.

Warum schreibe ich dieses Buch und warum gerade jetzt? Ich bin schon um Jahre übers Rentenalter hinaus, bin nicht mehr beruflich eingespannt – und ich bin materiell versorgt. Insofern kann ich vollkommen unabhängig informieren. Das ist mir wichtig. Hinter mir steht keine Bank, ich vertrete nicht die Interessen einer Versicherung, kein Verband nimmt Einfluss auf meine Sichtweise. Nach 50 erfolgreichen Jahren an der Börse und nach über 80 Jahren in diesem Leben muss ich niemandem nach dem Mund reden. Kurz: Ich bin völlig unabhängig und ungebunden, ich muss keine Rücksicht nehmen und kann mich offen und freimütig äußern. Dazu habe ich jetzt die Zeit und den inneren Abstand und kann meine gesammelten, vielseitigen Erfahrungen und mein breites Wissen weitergeben.

Von Hause aus bin ich kein Ökonom, sondern Ingenieur. Ich habe meine Profession in meinem Berufsleben meist als Vorteil erlebt. Meine Ausbildung erlaubt mir, akribisch und planvoll der Geldanlage gegenüberzutreten, ohne ideologische Scheuklappen und rechthaberischen Ballast. Viele erfolgreiche Börsenprofis sind keine Volkswirte oder Betriebswirte, sondern Ingenieure, Physiker, Mathematiker, Historiker, Philosophen. Jeder kann an die Börse. Gesunder Menschenverstand reicht als Grundlage vollkommen. Und Warren Buffett fügt hinzu: Die vier Grundrechenarten genügen.

MEINE JAHRE IN DEN USA – EINE PRÄGENDE ZEIT UND WICHTIGE WEICHENSTELLUNG

Sechs Jahre lang, von 1963 bis 1969, habe ich in den USA gelebt. In New York bin ich als Ingenieur für eine Management-Consulting-Firma tätig gewesen. Vor meiner Ausreise war ich bei einer Unternehmensberatungsfirma in Deutschland beschäftigt. Mein Job in den USA war mit vielen Reisen verbunden, meist per Flugzeug, ein Leben aus dem Koffer im Hotel, in jenen Jahren kam ich viel herum.

Als ich mit meinem Kollegen Dan an einem gemeinsamen Auftrag bei einer Firma in Chicago arbeitete, fiel mir Folgendes auf: Jeden Morgen begann Dan mit einem etwa halbstündigen Telefonat. Am anderen Ende der Leitung war sein Broker in New York, der meinen Kollegen über die Börsenlage informierte und ihm berichtete, welche Transaktionen er getätigt hatte. Das war und ist nicht untypisch für Amerika. In den USA wird tagsüber ständig über die Geschehnisse an der Wall Street, dem Sitz der Börse des New York Stock Exchange, ausführlich berichtet. Obwohl nur eine kleine Straße, ist die Wall Street als Zentrum der Finanzindustrie von früh bis spät in allen Medien präsent.

Im Gegensatz dazu führt die Börse in Deutschland ein Schattendasein. Sie wird als Stiefkind behandelt und darf vor den Abendnachrichten gerade einmal zwei Minuten zu Wort kommen. Den Deutschen fehlen die Jahrzehnte einer Aktienkultur, weil durch die schrecklichen Hitler-jahre die meist jüdische Börsenelite außer Landes getrieben wurde. So wundert es wenig, dass die amerikanischen Anleger viel besser informiert sind und demzufolge ihre Ersparnisse viel rentabler in Aktien oder Aktienfonds angelegt haben als die schlecht informierten, unerfahrenen deutschen Anleger, die brav, wie von alters her, das Gros ihrer Ersparnisse in heute renditelose Zinsanlagen gesteckt haben. Ein Armutszeugnis!

Da ich als Management Consultant beruflich viel unterwegs gewesen bin, konnte ich in viele Firmen hineinschauen. Eine Schuhfabrik in Cincinnati, ein Fabrikant von Kinderwagen und Autokindersitzen in Philadelphia, ein Großversandhaus für die Elektronikindustrie, einer der größten US-Versicherer in Boston oder eine Strickwaren- und Unterwäschefirma in Minneapolis. So konnte ich gründlichen Einblick erhalten in Firmen aus ganz unterschiedlichen Branchen.

Es war eine intensive und wunderbare Zeit in den USA, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Meine spätere Ehefrau Margaret, eine Britin, habe ich dort in New York kennengelernt. Ein-, zweimal im Jahr reisen wir noch heute in die Staaten. Die Vereinigten Staaten haben mich stark beeinflusst, kulturell und politisch. Für Robert Kennedy habe ich 1968 nebenbei in New York in der Bronx Wahlkampf gemacht.

Besonders geprägt haben mich die USA jedoch vor allem in Sachen Aktienkultur. Und dank der reichhaltigen Einflüsse, denen ich in Wirtschaft und Finanzen sechs Jahre lang ausgesetzt war, konnte es nicht ausbleiben, dass ich schon in jungen Jahren vom Börsengeschehen tief fasziniert war – und ich habe dann die Welt der Aktie zu meinem Beruf gemacht.

DEUTSCHLAND – EINE BÖRSENWÜSTE

Im Jahr 1969 kehrte ich von New York zurück nach Deutschland und fing in München als Chef einer Investmentvertriebsgesellschaft an. Damals herrschte in der deutschen Investmentbranche Goldgräberstimmung. Eine US-Fondsgesellschaft namens IOS (Investors Overseas Services) hatte in Deutschland das Börsenfieber entfacht und ihre teilweise sehr spekulativen Fonds massenhaft – auch an Kleinanleger – verkauft. Bald kam es zu betrügerischen Machenschaften und so sah sich die Bundesregierung gezwungen, ein Gesetz zum Schutz der deutschen Anleger zu erlassen.

Um den Vertretern der Investmentbranche die Bestimmungen des neuen Gesetzes zu erläutern, kam ein Ministerialbeamter aus dem Finanzministerium zu einer Veranstaltung nach München. Er hob unter anderem hervor, dass ein Investmentfonds es auch Kleinanlegern ermögliche, in Aktien mit der nötigen Risikostreuung zu investieren. Dabei verglich er Investmentfonds mit einem Omnibus, mit dem ein Kleinanleger genauso zum Ziel komme wie ein Großanleger, der mit einem Auto fahre.

Als er den Omnibus-Vergleich brachte, fiel mir ein kleiner älterer Herr mit randloser Brille und ungarischem Akzent auf. Der fragte, ob der Gesetzgeber denn überhaupt wisse, ob die ausländischen Omnibusfahrer über einen Führerschein verfügten. Das Publikum lachte. Ich erkannte den Frager als den Mann, der im Monatsmagazin Capital regelmäßig eine Finanzkolumne schrieb. Nach der Veranstaltung ging ich auf ihn zu und fragte ihn, ob er bereit wäre, mit mir in einer gemeinsamen Firma im Portfoliomanagement sein Know-how einzubringen. Hierdurch könnte er mithelfen, das Defizit der Deutschen in Sachen Börse zu beseitigen.

Er gab mir spontan zur Antwort, dass er hierzu mit den richtigen Partnern gerne bereit wäre. Schon im Herbst 1970 fassten wir den Beschluss, eine Depotverwaltung zu gründen, was formell am 22. April 1971 geschah. Das war der Beginn unserer gemeinsamen Aktivitäten – heute würde man sagen: unseres »Joint Ventures«. Als André Kostolany diese, seine zweite Karriere begann, war er mit 65 Jahren schon im Pensionsalter. Unsere Zusammenarbeit war sehr erfolgreich und dauerte fast 30 Jahre bis zu seinem Tod.

Schon bald nach der Gründung der FIDUKA entstand die Idee, Börsenseminare abzuhalten. Das erste Kostolany-Börsenseminar fand im Oktober 1974 in München statt. Es war das erste seiner Art in Deutschland. Die Börsenstimmung war zu dieser Zeit jedoch miserabel: vervierfachter Ölpreis, galoppierende Inflation, Flucht in Gold und Sachwerte. Der breite US-Aktienindex Standard & Poor’s 500 hatte 50 Prozent verloren. Das Wort vom Ausverkauf des Westens an die Ölscheichs und Erinnerungen an den großen Börsencrash von 1929 machten die Runde. Es herrschte Endzeitstimmung.

Doch was bei diesem ersten Seminar vom Podium herunterdrang, war alles andere als verzweifelt. »Jetzt allmählich anfangen zu kaufen«, sagten wir. Der Rat erwies sich als gut. Schon zwei Monate später begann der Börsenaufschwung, in dessen Verlauf der Standard & Poor’s-Index bis Mitte Juni 1975 von 577 auf 890 Punkte – also um mehr als 50 Prozent – stieg.

Seit dem ersten Seminar in München sind weit über 100 weitere in verschiedenen Städten Deutschlands, Österreich und der Schweiz gefolgt. Wir können mit Stolz sagen, dass unser Börsen- und Anlegerseminar das älteste in Deutschland, wenn nicht in Europa ist. Dabei haben wir unermüdlich die große Bedeutung der Börse und besonders der Aktie einerseits für die deutsche Volkswirtschaft und andererseits für die Vermögensbildung und Altersvorsorge der Privatanleger hervorgehoben. Natürlich haben wir auch betont, dass es einem an der Börse nicht immer gelingt, Erfolg zu haben. Man kann auch kräftig Lehrgeld bezahlen.

Auch ich habe dies mehr als einmal erlebt. Ich kann dazu folgendes Beispiel anführen: Noch früh in meiner Karriere in der Vermögensverwaltung schlug mir ein freundlicher Investmentbanker vor, in amerikanische Zinsterminkontrakte zu investieren. Damals steckte die Welt in einer Hochzinsphase und diese Spekulation setzte auf fallende Zinsen. Mit diesen Kontrakten konnte man mit geringem Kapitaleinsatz viel gewinnen, wenn die Spekulation aufging. Wenn nicht, konnte man aber viel verlieren.

Letzteres geschah dann: Ich verlor Geld, denn zunächst stiegen die Zinsen noch weiter. Die Spekulation ging zwar auf, aber erst später, als ich schon mit Verlust ausgestiegen war. Im Rückblick jedoch war dies meine beste Investition, weil sie mein Risikobewusstsein bis zum heutigen Tag geprägt und mich gelehrt hat, bei jeder Anlage nicht zuerst an Gewinne zu denken, sondern daran, wie ich Verluste vermeide. Es war eine wertvolle Erfahrung für meine Tätigkeit als Vermögensverwalter.

Der chinesische Philosoph Konfuzius hat es in einer Weisheit treffend formuliert: »Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.« Ich habe in meinem Leben schon alle drei Wege beschritten.

EIN KURZER BLICK ZURÜCK AUF DIE ALTE BÖRSENWELT

Meine Karriere als Vermögensverwalter begann in der alten Börsenwelt. Das war, verglichen mit heute, besonders im rückständigen Deutschland, wie im Mittelalter. Die Informationen flossen langsam und spärlich. Zu den Privatanlegern kamen sie zuletzt und zudem waren sie auch noch teuer.

Die Banken besaßen das »Königswissen«. Erst handelten sie die Aktien für ihren eigenen Aktienbestand, dann gaben sie Infos an ihre bevorzugten Kunden, an Großanleger und an reiche Privatanleger weiter und erst am Ende der Informationsnahrungskette kamen die restlichen Privatanleger. Es war nicht unüblich, dass der Börsenhändler einer Bank, der den Kaufauftrag einer großen Stückzahl einer bestimmten Aktie in seinem Orderbuch hatte, gleich bei Börseneröffnung für sich selbst vorkaufte in dem Wissen, dass der Kurs steigen würde, sobald er die Großorder in den Handel geben würde. Danach verkaufte er seine eigenen Stücke mit Gewinn. Da war das Mittagessen schon gesichert. Es war ein Spiel mit gezinkten Karten.

Wirtschaftsnachrichten waren in Presse, Funk und Fernsehen kaum vertreten, und Börsennachrichten gab es, mit Ausnahmen wie das Handelsblatt und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, erst recht nicht. Anleger konnten sich über ihre Aktienkurse größtenteils nur im Bankenaushang oder abends über eine Bandansage per Telefon informieren. Die Kursinfos erschienen meist erst am Abend, obwohl die Börse schon um 13.30 Uhr geschlossen hatte.

Kleinanleger wurden auf vielerlei Art benachteiligt: Sie wurden nicht am laufenden Börsenhandel beteiligt. Für sie gab es in der Regel nur den Kassakurs gegen 12.30 Uhr. Das war sozusagen die Resterampe, über die alle Kleinaufträge abgewickelt wurden. Außerdem waren die Handelskosten, sowohl von den Börsen als auch von den Banken, sehr hoch. Dazu galten noch Mindestauftragsgrößen von 3.000 bis 5.000 DM, die sich viele Kleinanleger nicht leisten konnten. Bei Unterschreiten wurden dann meistens fixe Mindestgebühren erhoben. Auch der Kauf von Fonds war teuer. Es gab vorneweg den so genannten Ausgabeaufschlag von vier bis sechs Prozent der Anlagesumme und keine Rabatte wie heute.

Früher dominierte der Präsenzhandel, das heißt, der Börsenhandel fand in einem Börsensaal zwischen Menschen statt. Es ging zu wie auf dem Jahrmarkt, mit viel Geschrei, und es galt das gesprochene Wort. Heute findet der Großteil des Handels lautlos zwischen Computern statt. Direktbanken und Discount-Broker kamen erst in den 1990er Jahren mit dem Internet auf.

Nie war ich als Börsenhändler tätig. In diesem Metier hätte ich von meinem Naturell her nicht arbeiten können. Ich stand auf Seiten der Privatanleger, meiner Kunden. Die umfangreiche Produktpalette, die von Banken angeboten wurde – angefangen von den Börsengängen am Neuen Markt, überkomplexen, intransparenten Investmentzertifikaten, illiquiden und steuerbegünstigten »geschlossenen Fonds«, die in Containerschiffen, Windparks, Gewerbeimmobilien und, man glaubt es kaum, in Hollywoodfilme investierten und dann häufig pleitegingen, um nur einige zu nennen –, habe ich stets strikt gemieden. Mir war vieles davon zu halbseiden.

DIE NEUE BÖRSENWELT

Heute kann sich jedermann, ob Groß- oder Kleinanleger, dank des Internets einfach und unmittelbar – in Echtzeit – über die Entwicklung der globalen Wirtschaft und der Finanzmärkte informieren. Allerdings besitzt diese neue Börsenwelt auch ihre Tücken: Heute ist es nicht mehr der Informationsmangel, unter dem die Privatanleger leiden, sondern die Informationsflut, aus der sie die relevanten Dateien herausfischen müssen.

Es heißt immer wieder, Privatanleger hätten am Aktienmarkt keine Chance gegen Großanleger. Aber das stimmt überhaupt nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Kleinanleger haben es viel leichter als die Profis von Investmentfonds, Versicherungen oder Hedgefonds. Oder gar als die Trader. Denn Sparer unterliegen fast keinen Zwängen, wie sie der Staat, die Öffentlichkeit und die Kunden den Fondsmanagern und anderen Profis in Hülle und Fülle auferlegen. Deshalb können sie die langfristigen Vorzüge von Aktien weitaus besser nutzen als Großanleger.

Das fängt schon damit an, dass sie keinerlei Performancedruck unterliegen. Während die Fondspreise jederzeit zu verfolgen sind und eine Flut von monatlichen, vierteljährlichen und jährlichen Vergleichen in den Medien die Manager unter Druck setzen und zum Handeln zwingen, können sich Frau und Herr Anleger bequem zurücklehnen. Ihr Depotstand heute oder morgen ist ihre eigene Sache, der interessiert niemand.

Privatanleger müssen auch keine teuren Rechenschaftsberichte verfassen und drucken, Windowdressing (Schönfärberei) am Quartals- und Jahresende haben sie ebenso wenig nötig. Sie müssen nicht die Aufsichtsbehörden wie die BaFin oder die EZB mit detaillierten Informationen versorgen und sie müssen sich nicht laufend rechtfertigen, wie das bei Spezialfonds oder Pensionsfonds der Fall ist, wenn die Ergebnisse trotz des vielen Tradens und der hohen Kosten zu wünschen übrig lassen. Und dies tun sie bei den meisten Profis langfristig, schließlich gelingt es nachweislich nur einer kleinen Minderheit von Fondsmanagern, die jeweilige Benchmark zu schlagen, also besser abzuschneiden als die entsprechenden Vergleichsindizes.

Der Privatanleger, der langfristig in ein Depot einzahlt, das breit gestreut ist und solide Einzelaktien, Anleihen und/oder preiswerte Produkte wie Indexfonds (ETFs) umfasst, weiß von vorneherein, dass er in etwa so abschneiden wird wie die Indizes – und damit insbesondere nach Kosten weitaus besser als die meisten der kurzatmigen Profis. Dazu brauchen viele nicht einmal Anlageberater und auch keine automatisierte Anlageberatung, also Robo-Advisor. Die Revolution der Geldanlage macht es möglich.

DIE LETZTEN 50 JAHRE: TROTZ KRISEN UND KRÄCHEN NEUE HÖCHSTSTÄNDE

Wenn ich heute die letzten 50 Jahre Revue passieren lasse, so kann ich feststellen, dass ich so ziemlich alle Höhen und Tiefen an den Finanzmärkten erlebt habe. Es waren wahrlich Jahre der Exzesse, sei es bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Öl, Gold, Inflation, Währungen oder Zinsen. Nehmen wir beispielsweise die Zeit von 1980 bis 1985. Es war die erste Amtsperiode von US-Präsident Ronald Reagan. Während die Inflationsrate heute (Ende 2017) bei etwa 1,5 bis 2,0 Prozent steht, betrug sie damals in den USA das Zehnfache, nämlich 15 Prozent. Die Ökonomen haben dafür einen populären Ausdruck geprägt: galoppierende Inflation.

Wie bei einem galoppierenden Pferd muss man die Zügel stramm anziehen, um es zum Stehen zu bringen. Ähnliches erfolgte auch in der Wirtschaft: Der Diskontsatz in den Vereinigten Staaten wurde auf sage und schreibe 20 Prozent hochgeschraubt. Welch ein Unterschied zu den null Prozent der letzten Jahre! Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen stand bei 16 Prozent, die höchste Rate in der US-Geschichte. Die Wirtschaft fiel in die Rezession. Die drakonischen Zinsen forderten ihren Tribut, auch bei den Aktien. Der Dow Jones brach um 22 Prozent ein. Jedoch die Zinsrosskur zeigte Wirkung: Im August 1982 startete weltweit für viele überraschend eine der längsten Aufschwungphasen der Geschichte. Sie hielt, mit Unterbrechungen, bis zum Jahr 2000 an und katapultierte den Dow Jones von 780 Punkte auf 11.700 Punkte, also um das 15-Fache. Das entspricht, inklusive Dividenden, einer Rendite von 13 Prozent pro Jahr und dies trotz aller Krisen, Kriege und Börsenkräche!

Diesen abrupten Trendwechsel im August 1982 hatte ich so nicht erwartet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass inmitten einer einschneidenden Rezession die Aktienkurse so kräftig steigen könnten. Deshalb hielt ich den plötzlichen Anstieg für ein kurzlebiges Intermezzo und wartete darauf, dass die Kurse bald wieder fallen würden. Denkste! Mit Staunen musste ich zusehen, wie die Aktienkurse stiegen und stiegen. Und ich war nicht in vollem Umfang investiert. Schließlich kapitulierte ich zähneknirschend und musste zu höheren Kursen einsteigen – ein Gräuel, besonders für mich als Schwabe. Erst später fand ich die Erklärung für den Höhenflug der Aktien: Die Rezession endete zwar erst im Januar 1983. Die Börse nahm jedoch den Konjunkturaufschwung schon sechs Monate vorweg.

Zwei Lehren konnte ich daraus ziehen. Zum einen: Die Börsen sind voreilig. Das heißt, die Wirtschaft ist nicht der Frühindikator der Börse, sondern umgekehrt, die Börse ist der Frühindikator der Wirtschaft. Zum anderen: Timing funktioniert auf Dauer nicht. Mal klappt es, aber meist klappt es nicht. Timing – die Kunst, den richtigen Zeitpunkt des Ein- und Ausstiegs zu treffen – ist vergebliche Liebesmüh. Ich werde später darauf zurückkommen, wie man ohne die meist fruchtlosen Timing-Versuche viel Zeit sparen und dabei viel erfolgreicher anlegen kann.

Der Schmerz, beim unerwarteten Börsenaufschwung nicht von Anfang an voll teilhaben zu können, wurde allerdings dadurch gemildert, dass wir für unsere Kundendepots massenhaft die zehnjährigen US-Staatsanleihen gekauft hatten. Man nannte sie nach dem Vornamen des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan salopp »Ronnie Bonds«. Anfänglich wollte sie niemand haben, obwohl sie eine Rendite von 16 Prozent boten. Für uns war es aber ein Geschenk des Himmels. Wir machten damit für unsere Kunden saftige Gewinne.

Der nächste Akt im Börsendrama passierte dann in den Jahren 1986 bis 1988: Die Inflationsrate, die zuvor dank der Zinskeule kräftig gefallen war, stieg von einem auf fünf Prozent, der US-Dollar fiel dramatisch zur Deutschen Mark von 3,45 auf 1,69 – eine glatte Halbierung. Besitzer amerikanischer Aktien erlitten schmerzhafte Währungsverluste, auch wir. Aber die Aktienbörse lief heiß. Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, fiel der Dow Jones am 19. Oktober 1987 um 23 Prozent an einem einzigen Tag. André Kostolany wurde nach dem Crash von einem Journalisten gefragt: »Herr Kostolany, haben Sie bei dem Crash auch viel Geld verloren?« Seine trockene Antwort: »Wieso, ich habe ja nicht verkauft.«

Kostolany war ein erfahrener, »hartgesottener« Börsianer, der schon den Jahrhundertcrash von 1929 erlebt hatte. Er war 1987 bereits 81 Jahre alt und hatte fast 60 Jahre Börsenerfahrung gesammelt, zuerst als »Agent de Change« – zu Deutsch Börsenmakler – in Paris und während des Zweiten Weltkriegs sechs Jahre lang in New York.

VON DEN GROSSEN LERNEN

Besonders viel habe ich durch das Zusammentreffen mit erfolgreichen Investoren gelernt, zum Beispiel mit dem legendären Investmentfondsgründer John Templeton, den ich einige Male getroffen habe und mit dem ich öfter sprechen konnte. Bei einer dieser Gelegenheiten habe ich ihn gefragt, ob er nicht noch erfolgreicher sein könnte, wenn er seine Investmentmethode, nach billigen, unterbewerteten Aktien zu suchen, noch mit Timing ergänzte. Das heißt bei steigenden Kursen voll investiert zu sein und bei rückläufigen Kursen wenigstens teilweise den Aktienbestand vorher reduziert zu haben.

John Templeton antwortete mir: »Ich habe über 50 Jahre lang nach jemandem Ausschau gehalten, der mit mehr als 60 Prozent in seinen mittelfristigen Prognosen zum Timing richtigliegt, aber ich habe leider keinen gefunden.« Und er fügte hinzu: »Wenn es Ihnen gelingt, einen zu finden, zahle ich Ihnen eine hohe Prämie.« Die Prämie habe ich natürlich nicht bekommen, denn eine Person, die mit ihren Prognosen immer goldrichtig liegt, ist mir nie über den Weg gelaufen. Ich habe daraus den Schluss gezogen, dass die Kunst, den richtigen Zeitpunkt zum Ein- und Ausstieg aus Aktien zu erwischen, regelmäßig nur einer Gattung von Menschen gelingt: den Großmäulern und Schwindlern.

Mitte der 1980er Jahre wurde ich von einem Investmentseminarveranstalter – The Money Show – als Referent zu dessen Investmentkonferenzen eingeladen. In den USA bin ich in Fort Lauderdale, Orlando und San Francisco aufgetreten und in Europa in Lausanne, Zürich, Wien und London. Wiederholt traf ich dabei – unter vielen anderen Investmentexperten und Fondsmanagern – wiederum auch John Templeton. John ist eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen, weil er ein untypischer und auch unkonventioneller Fondsmanager gewesen ist. Er ist tiefreligiös gewesen, mit festen Prinzipien und auf der anderen Seite doch sehr innovativ und geschäftstüchtig, hat er doch aus dem Nichts eine der renommiertesten Investmentgesellschaften der USA geschaffen.

Im Jahr 1986 bin ich auch in Hongkong aufgetreten. Anschließend habe ich mit einer amerikanischen Gruppe einen Abstecher nach Peking gemacht, zu einer Zeit, als China sich für ausländische Touristen noch nicht sehr aufgeschlossen zeigte. Zu den Reisehöhepunkten gehörte natürlich der Besuch der »Verbotenen Stadt«, jahrhundertelang – bis 1949 – die Paläste der chinesischen Kaiser. China hat mich auf der Stelle fasziniert. Und das gleich in doppelter Hinsicht: einerseits als Land mit seiner jahrtausendalten Geschichte und Kultur, andererseits als Schwellenland im Aufbruch zur modernen Industriewelt. Von da an habe ich mich als Investmentstratege und Fondsmanager für die Emerging Markets allgemein interessiert. Das gipfelte darin, dass ich schon 1993 einen globalen Schwellenländerfonds gründete. Damit befand ich mich in der noch kleinen Schar von Investoren, die beispielsweise in Aktien aus China, Korea, Thailand, Brasilien, Mexiko, Tschechien oder Ungarn investierte.

Andere bemerkenswerte Börsenexperten, von denen ich eine Menge gelernt habe, waren Warren Buffett sowie dessen Lehrmeister Ben Graham. Beide haben eine reichhaltige, lange Liste von Börsenweisheiten hervorgebracht, die ihre Aktualität bis heute nicht verloren haben. Auch Peter Lynch hat mich ungemein beeindruckt. Peter, den ich in München getroffen habe, hat den Magellan Fund bei Fidelity gemanagt, einen der größten und erfolgreichsten Fonds weltweit.

Natürlich habe ich besonders profitiert von dem großen Erfahrungsschatz meines väterlichen Freundes und Partners, des legendären Börsenaltmeisters André Kostolany, mit dem ich 30 Jahre zusammengearbeitet habe. Er hatte ja in seiner langen Börsenkarriere, auch durch schmerzliche Verluste, viele Erfahrungen gesammelt. Kosto hat einmal gesagt: »Was ich über Wirtschaft und Börse weiß, habe ich nicht an den Universitäten oder aus Fachbüchern, sondern in der Praxis an der Börse gelernt. Meine Erfahrung lässt sich nicht mit Gold aufwiegen.« In der Tat: Seine 70 Jahre als aktiver Investor an den Weltbörsen bildeten einen großen Erfahrungsschatz.

André Kostolany war ja rund 30 Jahre älter als ich. Er stütze sich, meinte er immer, ganz wesentlich auf seine Erfahrung und seine Fantasie und weniger auf fundamentale Faktoren. Ich hingegen, urteilte er, sei mehr der Typ des konservativen, vorsichtigen Anlegers, der über die Wertpapiere rund um die Welt mehr wisse als er. Aber diese unterschiedlichen Eigenschaften ergänzten sich vorteilhaft und halfen uns, gemeinsam erfolgreich zu werden.

Ich kann jedenfalls Kostolanys Worte nur bestätigen: Erlebte und erlittene Erfahrung ist ein Mehrfaches mehr wert als angelesenes Wissen. Deshalb kann ich heute Börsensituationen viel schneller einschätzen und einordnen: Wo ergeben sich Parallelen, wo finden sich Unterschiede zu früheren Situationen? Dabei bin ich heute auch bei allem Tohuwabohu an den Börsen viel gelassener, emotionsloser und entspannter als früher.

DIE SCHEINWELT DER »NEUEN ÖKONOMIE« UND EINE GIGANTISCHE BÖRSENBLASE

Die 1990er Jahre standen unter dem Eindruck des Falls der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung, der politischen wie wirtschaftlichen Öffnung des Ostens und der Globalisierung. Und dann folgten die Verheißungen einer schönen neuen Welt, der so genannten New Economy, die an der Börse überschwänglich gefeiert wurde. Eine riesige Kursblase bildete sich, besonders in den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation.

Der DAX und der S&P 500 wurden mit dem 33-fachen Gewinn bewertet. Das ist doppelt so viel wie in normalen Börsenzeiten. Einzelne Aktien, wie die Deutsche Telekom, gar mit einem astronomischen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 100. In Deutschland wurde dann im Jahr 1997 nach dem Vorbild der amerikanischen NASDAQ der Neue Markt für junge Unternehmen aus der Taufe gehoben. Dort herrscht bald grenzenlose Euphorie. Börsenneulinge ohne jede Substanz verdoppeln ihren Ausgabekurs bereits am ersten Handelstag. Manche Neugründungen mit erbärmlichem Umsatz, hohen Verlusten und ohne tragfähiges Geschäftsmodell waren auf einmal teurer als die soliden Substanzwerte im DAX.

Ich hatte schon früh im Jahr 1998 und in den folgenden Jahren unablässig in meinen Kolumnen im Anlegermagazin Börse Online und in der Tageszeitung Die Welt das völlig irrationale, von blanker Gier getriebene Börsengeschehen scharf kritisiert und gewarnt, dass es ein böses Ende nehmen werde. Und so geschah es dann auch. Der Knall kam plötzlich und heftig. Ab März 2000 entwich die heiße Luft aus der dicken Blase. Der Neue Markt brach um über 90 Prozent ein und wurde bald darauf, nach nur sechs Jahren, wieder eingestellt. Selbst der DAX büßte über 70 Prozent ein.

Eine kleine Anekdote hierzu: Als Vermögensverwaltungsinstitut wurde die FIDUKA, ähnlich wie eine Bank, auch regelmäßig von der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, einer Prüfung unterzogen. Dabei wollte der Prüfer auch einige meiner veröffentlichten Kolumnen unter die Lupe nehmen. Er wollte prüfen, ob ich darin auch Tipps gegeben und spekulative, marktenge Titel empfohlen hatte. Wenn die Leser solche Tipps befolgen und die Titel kaufen, treiben sie automatisch die Kurse hoch. Der Tippgeber verkauft dann schnell, danach stürzen die Kurse ab und die naiven Käufer stehen mit Verlusten da. Der Prüfer fand natürlich nichts, denn wenn ich schon einzelne Aktien empfohlen hatte, was ich ungern tat, waren es immer marktbreite, hoch liquide Standardwerte, deren Kursentwicklung kaum durch ein paar Käufe beeinflussbar waren.

Ich präsentierte danach dem Prüfer über ein Dutzend Kolumnen, in denen ich vor dem wilden, teils sogar betrügerischen Treiben am Neuen Markt gewarnt hatte, und fragte ihn dann, was denn die BaFin getan habe, um die naiven Anleger zu warnen und dem Unwesen ein Ende zu bereiten. Er fand darauf keine Antwort. Ich sagte ihm: »Nun, Ihre Behörde hat geschlafen.« Bei späteren Prüfungen fragte man nicht mehr nach meinen Kolumnen.

Die Baisse hielt drei Jahre an, bis März 2003. In diese Zeit fielen auch die Terroranschläge in den USA sowie deren Folgen, die unglückseligen Kriege in Afghanistan und dem Irak. Die Scheinwelt der »neuen« Ökonomie wurde zu Grabe getragen.

Schon wenige Jahre danach folgte ein neues Desaster in Übersee. In den USA hatte sich eine Immobilienblase von gigantischem Ausmaß gebildet. Angefeuert wurde diese Blase vor allem von einer überaus laxen Praxis bei der Kreditvergabe an Erwerber von Wohneigentum. Dabei erhielten auch Interessenten ohne festes Einkommen und ohne jegliches Eigenkapital Kredite. Aus diesen faulen Hypothekenkrediten entstanden dann die so genannten Subprime-Anleihen. Im Klartext: Schrottanleihen. Besonders gern wurden sie von deutschen Banken und Versicherungen gekauft. Als durch Bündelung vieler Darlehen diese Blase im Jahr 2008 platzte, wurden sogar einige Großbanken zahlungsunfähig und mussten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von anderen Banken übernommen oder vom Staat gerettet werden. Einige Marktteilnehmer, wie beispielsweise die Investmentbank Lehmann Brothers, gingen sogar pleite. Das gesamte Finanzsystem erlitt einen schlimmen Infarkt, der weltweite Geldkreislauf kam zum Stillstand, die Weltwirtschaft blickte – ähnlich wie 1929 – einen kurzen Augenblick in den Abgrund.

Die Katastrophe war in Ausmaß und Heftigkeit so groß wie 80 Jahre zuvor, aber die Reaktion der Staaten und Notenbanken unterschied sich wie Tag und Nacht: Die Feuerwehren waren sofort zur Stelle und löschten volles Rohr den Weltbrand, stützten oder fusionierten strauchelnde Finanzinstitute und überfluteten die Kapitalmärkte mit milliardenschweren Geldspritzen. Dank dieser massiven Interventionen in allen bedeutenden Volkswirtschaften wurde der Absturz verhindert. Es blieb bei einem drastischen Börseneinbruch. Auch die Wirtschaft brach weltweit ein, aber »nur« für ein Jahr. Eine Wirtschaftsdepression blieb aus, anders als in den Jahren 1929 bis 1931. Auch die Baisse an der Börse dauerte »nur« 14 Monate, DAX und Dow halbierten sich allerdings in dieser kurzen Zeit.

Ich hatte bei einer Reihe von Vorträgen im November und Dezember 2008 eindringlich geraten, jetzt Aktien zu kaufen. Viele Papiere waren so tief gestürzt, dass die Dividendenrendite von soliden Aktien zehn bis zwölf Prozent betrug. Ich war mir aber sicher, dass nur wenige meiner Zuhörer den Mut zum Kauf hatten. Allerdings war es ein guter Rat, denn ab März 2009 drehte die Börse steil nach oben. Mit Kursgewinnen und Dividenden konnte man allein im Jahr 2009 bei Standardwerten wie BASF, Daimler oder Bayer satte Gewinne erzielen.

Wer Anfang 2009 als Daueranleger, anstatt schnell den Gewinn »mitzunehmen«, wie es üblicherweise (und damals besonders) von Banken empfohlen wird, bis heute auf einer Chemieaktie wie BASF sitzen blieb, der hat per November 2017 eine Gesamtrendite, einschließlich Dividenden, von 375 Prozent in knapp 19 Jahren erzielt. Das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von 19 Prozent pro Jahr. Ähnlich gut lief es für Langfristanleger in Bayer (13,8 Prozent pro Jahr), Allianz (16,7 Prozent pro Jahr), Daimler (15,4 Prozent pro Jahr) und Deutsche Post (19,4 Prozent pro Jahr). Ein Daueranleger konnte diese Renditen erzielen, ohne einen Finger zu krümmen.

WAS EINEN GUTEN VERMÖGENSVERWALTER AUSZEICHNET

Hektische und oft krisenhafte Zeiten stellen hohe Anforderungen an jeden Vermögensverwalter. Er muss vor allem fähig sein, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten und daneben natürlich eine solide fachliche Grundlage besitzen, um vernünftige Entscheidungen treffen zu können. Das ist umso schwieriger, wenn es um die Verwaltung von fremdem Geld geht, das einem treuhänderisch anvertraut wird. Da muss man eingedenk der Ängste und Sorgen seiner Kunden besonders vorsichtig zu Werk gehen, um Verluste so weit wie möglich zu vermeiden und eine akzeptable Rendite zu erwirtschaften. Keine leichte Aufgabe.

Daher habe ich für mich und meine Firma Leitlinien aufgestellt, die dafür sorgen, dass riskante Geschäfte vermieden werden und Risiken so gut wie möglich überschaubar sind: Für Kunden habe ich nur Geldanlagen getätigt, in die ich auch selbst investiert hätte oder investiert habe. Ich investiere nur, nachdem ich die Anlage sorgfältig geprüft und auch verstanden habe. Komplizierte Angebote, wie schwer durchschaubare Zertifikate oder komplexe Derivate, habe ich nie angefasst. In so genannte Subprime-Obligationen (vulgo: Schrottanleihen) habe ich keinen Cent investiert. Im Gegensatz zu vielen Banken – darunter auch deutsche Bankhäuser –, die sich in verantwortungsloser oder gar krimineller Weise an der wilden Spekulation beteiligt haben und die dann vom Staat mit Steuergeldern vor dem Ruin bewahrt werden mussten.

Ich habe auch immer darauf geachtet, dass die von mir getätigten Anlagen kurzfristig verkäuflich, also liquide sind. Geschlossene Fonds aller Art (Immobilien, Medien, Schiffe oder Ähnliches) habe ich daher strikt gemieden. Ich habe darüber hinaus nie in Anlagen investiert, deren Nutzen vorrangig in einer Steuerersparnis bestand. Man nannte ja solche Anlagen landläufig »steuerbegünstigte Abschreibungsanlagen«. Sie wurden von Banken und Vermittlern verhökert, die sich dabei fette Provisionen verdienten. Ich habe mich davon nicht verlocken lassen, obwohl meine Firma gerade in den Anfangsjahren diese leicht verdienten Provisionen gut hätte gebrauchen können. Diese Investitionen wurden sehr oft ihrem Namen gerecht: Man musste sie am Ende abschreiben – als Totalverlust.

In Geldanlagen, die gerade groß in Mode waren, seien es exotische Aktien, spekulative Fonds oder kunstfertige Zertifikate, die es heute für jeden Schnickschnack gibt, habe ich auch nicht investiert. Dazu war ich immer zu bodenständig. Ich bin in einem Dorf bei Backnang in der Nähe von Stuttgart auf einem Bauernhof aufgewachsen. Unsere Familie ist sehr religiös gewesen; dass ich einmal bei der Vermögensverwaltung landen würde, war mir nicht in die Wiege gelegt. Jedoch wusste man in unserer Familie stets den Wert von hart erarbeitetem Geld zu schätzen.

Ich war mir immer meiner Verantwortung bewusst und habe immer im besten Interesse meiner Kunden gehandelt. Über eine Anerkennung, die mir vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung