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Viele Rückenschmerzpatienten sind gefangen in einem System aus Schmerzmitteln, Physiotherapie und letztlich OP-Empfehlungen, ohne dass die wahre Ursache erkannt wird. Prof. Dr. Musa Citak kennt diesen Teufelskreis – nicht nur als Arzt, sondern aus eigener Erfahrung: Zehn Jahre lang litt er selbst unter chronischen Rückenschmerzen. Dies führte ihn zur Entwicklung der 6-Quadranten-Methode, einer innovativen Diagnostik, die dort ansetzt, wo klassische Verfahren versagen. Sein Buch vereint medizinisches Fachwissen mit persönlicher Erfahrung und zeigt, wie man Schmerzauslöser präzise lokalisiert – und gezielt ausschaltet. Ein einzigartiger Ratgeber, der Betroffenen endlich den Weg in ein schmerzfreies Leben ebnet.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 238
Veröffentlichungsjahr: 2025
Rezeptregister
Vorwort
DEUTSCHLAND HAT RÜCKEN
Was will dieses Buch?
Meine persönliche Geschichte
Volkskrankheit Rückenschmerzen
Gefährliche Fehleinschätzungen
Anatomie: Was Sie über den Rücken wissen sollten
DIE SECHS- QUADRANTEN- METHODE
Vier Punkte, die Sie kennen sollten
Selbstbehandlung in der Sechs-Quadranten-Methode
Quadrant 1: die kleinen Gesäßmuskeln
Quadrant 2: der große Gesäßmuskel
Quadrant 3: der lange Rückenstrecker
Quadrant 4: Muskeln zwischen Hüfte und Knie
Quadrant 5: die Adduktoren
Quadrant 6: die Lendenmuskeln
SO HELFEN IHNEN DIE SPEZIALISTEN
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Checkliste für den Arztbesuch – so bereiten Sie sich richtig vor
Unnötige Ops vermeiden
Welche Therapien gibt es?
Alternative Heilmethoden
Große OP oder kleiner Eingriff?
Schnelltest: Brauche ich eine Operation?
DIE HÄUFIGSTEN RÜCKENKRANKHEITEN
Arthrose
Ischias
Verspannungen im Rücken
Osteoporose und Wirbelsäulenbrüche
Skoliose
Fehlstatik als Ursache für Rückenschmerzen
Myofasziale Triggerpunkte
Sehnenentzündungen
Faszien
Blockierungen der Wirbelsäule
Hexenschuss
Psychogene Rückenschmerzen
Bandscheibenvorfall
Morbus Scheuermann und Bechterew
Seltene Ursachen für Rückenschmerzen
NOCH MEHR BENEFITS FÜR DEN RÜCKEN
Was Sie selbst sonst noch tun können
Probleme beginnen oft schon in der Kindheit
Sport und Rückenschmerzen
Gesund essen gegen Rückenschmerzen
Diese Lebensmittel sollten Sie meiden
Sieben Tipps für eine rückengesunde Ernährung
Rezepte
Impressum
Hinweis zur Barrierefreiheit
Dieses eBook wurde barrierefrei gestaltet, um Leserinnen und Lesern mit Seh- oder Lesebeeinträchtigung den Zugang zu erleichtern. Symbole und strukturgebende Elemente sind für Screenreader optimiert, bedeutungstragende Bilder mit Alternativtexten versehen. Visuelle Nutzererlebnisse bleiben davon unberührt.
In diesem Register finden Sie alle Rezepte alphabetisch aufgelistet, jedoch ohne feste Seitenzahlen, da sich diese je nach Schriftgröße und Anzeigeeinstellungen Ihres E-Readers ändern können.
Um ein bestimmtes Rezept schnell zu finden, nutzen Sie einfach die Suchfunktion Ihres Geräts. Geben Sie den Namen des Rezepts ein, und Sie gelangen direkt zur entsprechenden Stelle im Buch.
A
Apfel
Apfel-Zimt-Porridge
Bratapfel-Crumble mit Rosinen
Avocado: Vollkornbrot mit Avocado und Kichererbsen
B
Bananenkuchen mit Blaubeeren
Blaubeeren
Bananenkuchen mit Blaubeeren
Blaubeer-Chia-Pudding
Blumenkohl: Feel-Good-Pizza mit Blumenkohlteig
Bohnen, weiße: Proteinsalat mit weißen Riesenbohnen
Bratapfel-Crumble mit Rosinen
C
Cashews: Gemüsequiche mit Cashewcreme
Chiasamen: Blaubeer-Chia-Pudding
D
Dinkelflocken: Apfel-Zimt-Porridge
E
Eintopf mit Sellerie und Zucchini
F
Feel-Good-Pizza mit Blumenkohlteig
Fenchelsalat mit Orangen und Walnüssen
Frühstücksmuffins mit Gemüse, pikante
G
Gemüsequiche mit Cashewcreme
Gurke: Möhren-Gurken-Salat mit frischer Minze
H/J
Haferflocken
Bananenkuchen mit Blaubeeren
Bratapfel-Crumble mit Rosinen
Joghurt: Kartoffelsalat mit Joghurtdressing, grüner
K
Kartoffeln
Kartoffel-Gemüse-Pfanne mit grünem Spargel
Kartoffelsalat mit Joghurtdressing, grüner
Zucchini-Lachs-Auflauf mit Kartoffeln
Kichererbsen: Vollkornbrot mit Avocado und Kichererbsen
Kürbiskerne: Vollkornpasta mit Kürbiskernpesto
L/M
Lachs: Zucchini-Lachs-Auflauf mit Kartoffeln
Minze: Möhren-Gurken-Salat mit frischer Minze
Möhren-Gurken-Salat mit frischer Minze
N
Nudeln
Eintopf mit Sellerie und Zucchini
Vollkornpasta mit Kürbiskernpesto
O/P
Orangen: Fenchelsalat mit Orangen und Walnüssen
Proteinsalat mit weißen Riesenbohnen
R/S
Rosinen: Bratapfel-Crumble mit Rosinen
Sellerie: Eintopf mit Sellerie und Zucchini
Spargel, grüner: Kartoffel-Gemüse-Pfanne mit grünem Spargel
V
Vollkornbrot mit Avocado und Kichererbsen
Vollkornpasta mit Kürbiskernpesto
W
Walnusskerne: Fenchelsalat mit Orangen und Walnüssen
Z
Zimt: Apfel-Zimt-Porridge
Zucchini
Eintopf mit Sellerie und Zucchini
Zucchini-Lachs-Auflauf mit Kartoffeln
Ich weiß, wie sich Rückenschmerzen anfühlen – nicht aus Büchern oder Studien, sondern aus eigener Erfahrung. Über zehn Jahre lang war ich selbst betroffen. Ich suchte nach Lösungen, durchlief sämtliche schulmedizinische Standardverfahren: Schmerzmittel, Physiotherapie, schließlich die Empfehlung zur Operation. Und als all das nicht half, blieb nur noch eine Botschaft: „Damit müssen Sie leben. Der Schmerz hat sich in Ihr Schmerzgedächtnis eingebrannt. Das geht nie wieder weg.“
Diese Erfahrung veränderte mein Leben. Sie führte dazu, dass ich meine Karriere als Chirurg hinter mir ließ und mich der Schmerzforschung widmete. Denn ich erkannte: Die Schulmedizin folgt einem starren Schema, das in vielen Fällen nicht zu echter Heilung führt. Noch gravierender war die Erkenntnis, dass bildgebende Verfahren wie MRTs oder Röntgen zwar Gewebeschäden zeigen, aber oft nicht die wahren Ursachen des Schmerzes aufdecken.
Ich werfe der Schulmedizin einiges vor – für ihre Arroganz, mich zehn Jahre lang leiden zu lassen. Denn sie hat nicht nur mich im Stich gelassen, sondern auch Millionen andere Menschen, die täglich die ernüchternde Erfahrung machen, dass ihre Schmerzen nicht ernst genommen, sondern in ein vorgefertigtes System aus Standardtherapien gepresst werden.
Fast jeder hat im Laufe seines Lebens Rückenschmerzen. Manchmal gehen sie schnell vorbei, aber häufig ziehen sie sich quälend lange über Jahrzehnte hin. Warum ist es bloß so schwierig, das Volksleiden in den Griff zu kriegen? Ich habe eine einfache, aber ehrliche Antwort darauf: Rückenschmerz ist leider nicht gleich Rückenschmerz. Es gibt extrem viele Gründe für das Kreuz mit dem Kreuz – und ebenso viele Therapien. Was dem einen hilft, kann für den anderen lebensgefährlich sein. Und umgekehrt. Die Lösung liegt in der Ursachenforschung, denn nur wenn man die Ursache kennt, kann man bei unspezifischen Rückenschmerzen wirklich helfen.
Deshalb habe ich eine andere, neue Herangehensweise entwickelt: die Quadrantenmethode. Sie ermöglicht eine präzisere Untersuchung und hilft, chronische und wiederkehrende Rückenschmerzen besser zu verstehen und gezielt zu behandeln.
Dieses Buch ist das Ergebnis meiner eigenen Reise durch den Schmerz – und meines wissenschaftlichen Weges zu einer effektiven Therapie. Ich möchte Ihnen zeigen, dass es einen anderen, besseren Weg gibt. Einen, der nicht nur Symptome bekämpft, sondern die wahren Ursachen Ihrer Rückenschmerzen aufdeckt und behandelt.
Wagen Sie mit diesem Buch den Blick über den Tellerrand.
Ihr
Prof. Dr. med. Musa Citak
Bei der Behandlung von Rückenschmerzen gibt es nicht nur eine erfolgversprechende Methode. Oft besteht die Therapie aus verschiedenen Maßnahmen, die Sie nach und nach ausprobieren sollten. Lesen Sie im ersten Teil dieses Buches, wie ich auf einem langen Weg zu meiner Sechs-Quadranten-Methode gelangt bin.
Ob Physiotherapie, mehr Bewegung, spezielle Übungen, Schmerzmedikamente oder Behandlungsstrategien aus der Naturmedizin – jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile, aber keine Heilungsgarantie. Wichtig ist deshalb, sich nicht zu früh auf eine festzulegen.
Sie haben im Vorwort dieses Buches erfahren, wie schwierig eine effektive Therapie gegen Rückenschmerzen sein kann. Es gibt leider nicht die eine Wahrheit, die sich auf alle Probleme übertragen und einheitlich anwenden lässt. Selbst 50 verschiedene Rückenübungen fürs Wohnzimmer helfen manchen Patienten nicht, während andere ihr Leiden schon loswerden, wenn sie regelmäßig nur drei machen. Viele erfolgreiche Methoden existieren schon seit Jahrhunderten; sie werden nur von Zeit zu Zeit mit anderen Namen wiedergeboren. Bestimmt finden Sie die eine oder andere auch in diesem Buch. Ich werde sie Ihnen aber nie als Heilungsgarantie anbieten. Es geht mir nicht darum, die eine Therapie gegen eine andere abzuwägen oder herauszuarbeiten, ob die Schulmedizin besser ist als die Naturmedizin oder umgekehrt. Aus meiner langjährigen Praxiserfahrung kann ich nur sagen, dass beide gut sind, aber gefährlich werden, wenn man sich zu stark auf eine Richtung festlegt und die andere Seite verteufelt oder einfach außer Acht lässt.
Die Ursachen sind fächerübergreifend
Es gibt sehr viele und höchst unterschiedliche Gründe für Rückenschmerzen. Die Ursache kann ebenso eine Zyste in der Gebärmutter wie ein Bandscheibenvorfall sein. Die Ursachen sind also fächerübergreifend. Dazu kommt, dass jeder Patient und jede Patientin Rückenschmerzen anders definiert. Das reicht von Beschwerden im Hinterkopf bis zu Schmerzen im Oberschenkel.
Ärzte und andere Therapeuten haben ihre Schwerpunkte und kümmern sich fast ausschließlich darum. Wer über den Tellerrand hinausblickt, verliert meist Zeit und Geld. Also bleibt jeder bei seinem Spezialgebiet. Die häufigsten Gründe für Rückenschmerzen sind Probleme im Bereich der Muskeln, Faszien und Sehnen. Diese sogenannten Weichteile sind enorm wichtig, können aber in der Regel nicht einheitlich allein mit Faszienrolle, Physiotherapie oder Osteopathie erfolgreich behandelt werden.
Gute Therapien an der falschen Stelle helfen nicht
Die meisten Patientinnen und Patienten, die mit Rückenschmerzen in meine Praxis kommen, haben schon eine lange Odyssee von Ärztin zu Arzt, Therapeut zu Therapeutin und von einem angeblichen Spezialisten zum nächsten hinter sich. Aber nichts hat ihnen geholfen. Die Schwierigkeit besteht gar nicht darin, dass einzelne Therapien schlecht sind, sondern dass sie an der falschen Stelle zum Einsatz kommen. Dann passt der Patient nicht zur Therapie und umgekehrt die Therapie nicht zum Patienten. Wer sich zu sehr auf eine Richtung verlässt und einfach weitermacht, auch wenn sich keine Besserung zeigt, kommt an einen Point of no Return. Es geht dann einfach nichts mehr weiter. Zeigt sich nach spätestens drei Monaten keine Besserung, sollte die Therapie verändert werden.
Fehlinformationen für Klicks
Die Suche nach Antworten auf drängende Fragen führt die meisten Menschen in Deutschland heute ins Internet. Youtube und andere soziale Medien versprechen große Erkenntnisse und Enthüllungen („was dein Arzt dir nicht verrät“) in ein paar Sekunden. Unglaubliche Überschriften („Mit diesen fünf Übungen hast du nie wieder Rückenschmerzen“) und Titelbilder von durchtrainierten Menschen, die mit Begeisterung über Stock und Stein springen, verleiten zum Draufklicken. Und schon ist man drin im Algorithmus der künstlichen Intelligenz, der dafür sorgt, dass uns möglichst genau das angeboten wird, was wir suchen. Automatisch tauchen immer mehr Filmchen zu ähnlichen Themen auf. Ohne es zu merken, sind wir gefangen in Weltanschauungen und subjektiven Betrachtungsweisen. Nach ein paar Tagen scheint es klar zu sein: Die ganze Welt denkt so wie ich.
Klammern an jeden Funken Hoffnung
Wir merken dabei nicht, dass alle Videos ähnliches Gedankengut verbreiten – und zwar nicht, weil diese Gedanken so gut sind oder sich bewährt haben, sondern weil sie möglicherweise alle aus der gleichen oder zumindest aus ähnlichen Quellen stammen. Wie soll ein Laie gerade in der Medizin eine Diagnose stellen, nur weil er über ein paar Symptome etwas gelesen oder davon gehört hat?
Es ist wichtig zu wissen, dass solche Videos nicht primär das Ziel haben, Menschen zu informieren, sondern Klickraten zu erhöhen. Das Geschäftsmodell der Youtuber ist ähnlich wie das einer Sekte. Je mehr Anhänger jemand hat, desto mehr Geld kann er verdienen. Da wird man schnell zum falschen Propheten. Denn es ist oft leichter, Menschen mit Behauptungen oder Spekulationen zu überzeugen als mit wissenschaftlich belegten Fakten. Aus meiner Zeit als Schmerzpatient kenne ich die Verzweiflung, die entsteht, wenn man das Gefühl hat, dass einem keiner helfen will und man sich selbst engagieren muss, um in irgendeine Richtung weiterzukommen. Schmerzpatienten und -patientinnen sind vielleicht nicht so leichtgläubig wie Menschen, die am Telefon oder auf Phishingmails hin ihre Bankdaten herausrücken, aber sie sind in Not. In der Hoffnungslosigkeit klammern sie sich an jeden Funken Hoffnung, um nicht unterzugehen.
Im Internet gezielt nach Übungen suchen
Natürlich sind nicht alle Videos schlecht oder reißerisch; es gibt auch gute, die nützliche Informationen liefern. Doch wie soll ein Patient die herausfiltern und wissen, welche Übungen für ihn geeignet sind und welche nicht? Das Problem lässt sich recht leicht lösen, wenn Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammenarbeiten. Wenn ich zum Beispiel in meiner Praxis einen bestimmten Muskel als Ursache für Schmerzen diagnostiziert habe, rate ich den Betroffenen, im Internet nach Übungen für genau diesen Muskel zu suchen. Dann werden sie schnell erfolgreich sein und auf sinnvolle Übungen stoßen – gleichgültig, von welchem Kanal sie kommen.
Nicht nur Patienten, auch Ärzte und Medizinstudenten können sich in Gedankenspiralen hineinsteigern, wenn sie sehr viel über eine Krankheit lesen, bis sie echte Hypochonder sind und immer vom Schlimmsten ausgehen, wenn sie selbst etwas haben. Als ich noch Student war, rief mich mal ein besorgter Kommilitone an. Er war sicher: „Ich habe Gebärmutterkrebs.“ Nun ja, Krebs an einem Organ, das ein Mann gar nicht hat? Er war auf meine Rückfrage vorbereitet und verteidigte seine These sofort: „Ich weiß, dass es nicht geht, aber ich verstehe das einfach nicht. Denn ich habe alle Symptome.“ Wir einigten uns darauf, dass er erst einmal eine Lernpause einlegen und die Fachbücher zuklappen sollte. Das half. Er muss aber seitdem damit leben, dass ich mich bis heute bei jedem Treffen nach dem Zustand seiner Gebärmutter erkundige.
Die Ursache steht nicht im Mittelpunkt des Interesses
Zurück zum Thema Rückenschmerzen. Viele Behandler verlieren mit der Zeit den Blick für die Vielfalt der Ursachen. Wer nur eine Methode beherrscht, beginnt irgendwann, jedes Problem mit genau dieser einen Technik lösen zu wollen. Ob Osteopathie, Chirotherapie oder Akupunktur – wenn das Werkzeug festgelegt ist, wird der Patient zur passenden Form gemacht. Auch die Diagnose wird oft so formuliert, dass sie zur gewohnten Therapie passt. Jeder Schmerz wird dann zum blockierten Wirbel, zur Faszienverklebung oder zu einer „gestörten Energiezirkulation“. Das Symptom wird behandelt, aber nicht verstanden. Die eigentliche Ursache bleibt im Dunkeln. Im schlimmsten Fall handelt es sich um einen tumorbedingten Schmerz – und während man therapiert, wächst der Krebs unbemerkt weiter. Wahre Heilung beginnt nicht mit der Methode, sondern mit der Frage: Warum?
Offen für verschiedene Therapien bleiben
Dieses Buch richtet sich an Menschen, die sich nicht blind auf einen oder mehrere Therapeuten verlassen möchten, sondern bereit sind, selbst mitzudenken, eigenständig aktiv zu werden und eine unbequeme Wahrheit zu akzeptieren. Die lautet: Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Das klingt jetzt vielleicht etwas banal und Sie werden möglicherweise denken: „Na, darauf wäre ich auch selbst gekommen.“ Wenn das so ist, herzlichen Glückwunsch! Denn dann haben Sie schon einen wichtigen Schritt gemacht und sollten gleich den nächsten gehen. Der besteht darin, dass Sie offen bleiben und sich frei von Vorurteilen gegenüber der einen oder der anderen Medizin machen.
Bewährte Methoden aus meiner Praxis
Damit kommen wir schon zu einem weiteren Problem: Es gibt so unendlich viele Behandlungsmöglichkeiten bei Rückenschmerzen, dass das Angebot unüberschaubar ist. Jeder Mensch hat das Recht auf Schmerzfreiheit, ohne dauerhaft Schmerzmittel zu nehmen. Womit soll ich anfangen? Wann ist es besser, etwas anderes zu probieren? Welche Alternativen gibt es? Und was hat sich überhaupt bewährt? Ich habe für dieses Buch die wichtigsten Methoden herausgearbeitet, mit denen ich in meiner Praxis sehr gute Erfolge gesehen habe.
Um herauszufinden, was möglicherweise am besten bei Ihrem individuellen Problem hilft, gehe ich als Arzt systematisch vor. Das können Sie ebenfalls, denn ich erkläre Ihnen, was ich tue, und Sie können Ihre Schmerzen damit selbst diagnostizieren, um dann eine Methode auszuprobieren, bei der die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass sie wirkt.
Im Selbsthilfeteil dieses Buches stelle ich Ihnen diese Strategien vor. Sie reichen von Akupunktur, Faszientraining, Taping und Schröpfen über Übungen, die Sie zu Hause selbst machen können, bis zu Rezepten mit antientzündlicher Wirkung, die Ihre Gesundheit fördern.
Die Karriere als Rückenschmerzpatient begann für mich mit merkwürdigen Schmerzen, die ich zuerst ignorieren wollte. Doch das ging nicht. Mehr als zehn Jahre lang machten mir höllische Beschwerden zu schaffen und zeigten vor allem eins: Es gibt keine Therapie, die garantiert hilft. Trotzdem darf man nicht aufgeben. Lesen Sie hier, wie ich schmerzfrei wurde.
Der Tag begann merkwürdig. Beim Aufstehen spürte ich, dass etwas mit meinem Rücken nicht stimmte. Es war kein akuter Schmerz, sondern nur ein Gefühl, das ich bis dahin nicht kannte. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Daran bestand kein Zweifel. Obwohl ich als Arzt an der Medizinischen Hochschule Hannover wusste, dass ich etwas tun musste, verdrängte ich die Gedanken an meinen Rücken erst einmal. Doch die Spannung im Kreuz wuchs. Mehrere Wochen lang jeden Tag ein bisschen. Ich konnte sie eigentlich nicht mehr ignorieren, tat es aber trotzdem. Denn ich hatte immer die Hoffnung, dass das Problem sich von allein erledigen würde. Bis mein Rücken plötzlich dicht machte. Hexenschuss. Ein reißender Schmerz schoss mir ins Kreuz und blieb. Ich konnte mich nur noch unter Qualen bewegen und kam kaum noch aus dem Bett. Zum Glück hatte ich Urlaub. Mir blieb die große Schmach erspart, unter Schmerzen ins Krankenhaus zu gehen. Als Orthopäde wohlgemerkt, nicht als Patient. Niemand sollte mitbekommen, wie es mir ging. Als Arzt ist es für mich nicht schwer, an Schmerzmittel zu gelangen. Also schluckte ich eine Woche lang alles hinunter, was half. Ich konnte wieder arbeiten – und tat es auch.
Was ich seinerzeit nicht wusste: Das war der Anfang meiner Karriere als Rückenschmerzpatient, die letztendlich zehn Jahre dauerte. Drei Monate nach dem Hexenschuss kehrte das seltsame Gefühl im Kreuz zurück. Und kurz danach knallte es erneut. Wieder konnte ich kaum eine schmerzfreie Bewegung machen. Mein Urlaub war aufgebraucht; ich musste mich krankschreiben lassen. Diesmal kam ich nicht mehr mit Abwarten und Schmerztabletten durch.
Ich hatte einen Bandscheibenvorfall. Mir gingen schlimme Gedanken durch den Kopf. Was würde mit mir passieren? Konnte ich überhaupt noch weiter als Chirurg arbeiten? Entstand daraus möglicherweise eine Querschnittslähmung? Drohte mir ein Leben im Rollstuhl? Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Kollegen aufzusuchen.
Auf Empfehlung zu einem Spezialisten
Aber welchen? Ich hörte mich um und ließ mir schließlich einen Spezialisten für Rückenschmerzen empfehlen. Vielleicht weiß der mehr als ich selbst, dachte beziehungsweise hoffte ich. Mein Experte hatte sich angeblich als absoluter Könner auf dem Gebiet der amerikanischen Chirotherapie erwiesen. So ein „Doctor of Chiropractic“ muss in den USA ein mehrjähriges Studium an einer Universität absolvieren und soll sanft heilen. Die Vorstellung erschien mir angenehm.
Bevor der Arzt mich in seiner Praxis überhaupt angesehen hatte, musste ich schon an der Empfangskasse 100 Euro zahlen, um im Wartezimmer Platz nehmen zu dürfen. Eine freundliche Mitarbeiterin bat mich in den Untersuchungsraum zu einem Doktor mit einem ebenfalls freundlichen und sehr sympathischen französischen Akzent. Ich erklärte meine Beschwerden und lieferte die Diagnose Bandscheibenvorfall mit MRT-Bildern als Beleg gleich mit. „Das interessiert mich nicht“, sagte der Doc jetzt etwas weniger freundlich.
Wow, bis dahin war ich davon ausgegangen, dass ein MRT der Goldstandard für die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls ist. Der Fachmann für amerikanische Chirotherapie wollte aber nichts davon wissen. Er schaute mich kurz an und ließ mich ein wenig turnen. Arme hoch, Arme runter, Zehenspitzengang und Seitneigung. Aus der Art, wie ich mich bewegte, hatte er mein Problem offenbar erkannt und forderte mich auf: „Legen Sie sich seitlich auf die Liege.“
Verschobene Wirbel, verkrampfte Muskeln, Haltungsfehler, falsche Bewegungsabläufe – es gibt einiges, was Rückenschmerzen verursachen kann. Blockaden übertragen sich auf Nerven und die wiederum verursachen neue Beschwerden. Dazu gehören Kopf- oder Nackenschmerzen, Schwindel, Taubheitsgefühle und auch Bluthochdruck oder Probleme mit der Verdauung. Ich staunte, wie schnell er über mich Bescheid wusste, ohne mich nach meiner Vorgeschichte zu befragen. Der Experte trat an mich heran, machte ein paar Handgriffe an meiner Wirbelsäule und renkte mich ein. Ich stand auf. Meine Schmerzen waren weg. Vorher konnte ich mich kaum bewegen und nun war ich fast geheilt.
Ich staunte Bauklötze. Dieser Mann musste ein Zauberer sein. Er hatte aber keine höheren Mächte gerufen, sondern offenbar ganz handwerklich solide meine herausgerutschte Bandscheibe wieder an ihren Platz zurückgeschoben. „Die ist wieder drinnen”, sagte er zufrieden und lächelte freundlich. Ich bedankte mich herzlich. Das war Wahnsinn. Ich war ihm zutiefst dankbar und hätte für diese Wunderheilung auch liebend gern 10.000 Euro gezahlt. Ich konnte wieder arbeiten.
Ich musste mich krumm durch den Tag schleppen
Leider nicht lange, denn bald kehrte das mittlerweile bedrohliche Gefühl in meinem Rücken zurück. Anfangs wieder harmlos. Ohne starke Schmerzen, aber mit der Sicherheit „Da stimmt etwas nicht“. Kann nicht sein, sagte ich mir, denn die Bandscheibe war ja „wieder drinnen“, wie der Meister es mir erklärt hatte. Entweder stimmte es nicht. Oder sie war wieder herausgerutscht. Jedenfalls wachte ich eines Morgens wieder mit massiven Schmerzen auf und musste mich krumm durch den Tag schleppen.
Ich machte einen neuen Termin bei meinem Wunderheiler und fuhr während der Mittagspause in Dienstkleidung mit dem Taxi zur Erlösung. Ein paar Handgriffe, und ich war schnell wieder eingerenkt. Offenbar alles Routine. Diesmal gab es noch ein Paar Einlagen für weitere 100 Euro dazu, denn jetzt waren meine Füße die angeblichen Übeltäter und Verursacher meiner Rückenschmerzen. Wieder eine neue Erkenntnis, die mir als Facharzt und als Patient in dieser Eindeutigkeit neu war. Prima, dass ich jetzt schlauer war und gesünder im Schuh stand. Mein Meister bat mich, ihn kurz zu begleiten. Natürlich konnte ich diesem Genie keinen Wunsch abschlagen. Ich ging mit ihm in einen Nebenraum seiner Praxis, in dem mehrere Menschen an einem großen Tisch saßen, denen er mich vorstellte: Dr. Citak von der Medizinischen Hochschule Hannover. Meine Anwesenheit erfüllte ihn wohl mit Stolz. Er erkannte das Potenzial für Werbung in eigener Sache und erklärte seinem Publikum: „Sehen Sie, zu mir kommen sogar Universitätsärzte, um behandelt zu werden.“ Da stand ich wie ein Tier im Zoo. Alle starrten mich an. Ob die jetzt einen Vortrag oder eine Lobeshymne auf den Guru erwarteten? Ich war nicht vorbereitet. Das Ganze war mir unangenehm. Mehr als ein schüchternes Hallo brachte ich nicht heraus. Zum Glück reichte das. Der Mann mit den magischen Händen bedankte sich und lotste mich wieder hinaus.
Ich wurde Stammkunde beim Einrenker
Ich verdrängte die Peinlichkeit und beschloss, mich lieber über meine neuen Einlagen und die wiedergewonnene Schmerzfreiheit zu freuen. Das war leider wieder zu früh. Denn bald stellte ich fest, dass der Fachmann für Rückenschmerzen mir indirekt so etwas wie einen Abovertrag untergejubelt hatte. Meine Schmerzen kamen zurück. Ich schaffte meinen Alltag nur, wenn er mich dafür zurechtrenkte. Ich besuchte ihn fast jede Woche und wurde zwangsläufig sein Stammkunde. Nach einem Jahr war ich um mehrere Tausend Euro ärmer, aber um eine Erkenntnis reicher: Diese Therapie ist nicht nachhaltig.
Später machte ich selbst eine Ausbildung in Manueller Medizin und lernte dabei einen neuen Namen für die Wunderheilertechnik: Eine-Million-Dollar-Rolle. Der kam zustande, weil viele Chiropraktiker in den USA damit Millionäre wurden. Ich ärgerte mich nicht nur über die vertane Zeit, sondern auch über das Prinzip: Hier machen Ärzte und Therapeuten einfach stumpfsinnig eine Sache, die sie gelernt haben und gut können, um sich daran zu bereichern. Das ist Scharlatanerie. Sie ziehen den Patienten nicht nur das Geld aus der Tasche, sondern machen ihnen auch falsche Hoffnungen. Und das ist ihnen gleichgültig. Leider gibt es die auch heute noch. Viele Menschen glauben ihnen genauso, wie ich es früher getan habe.
Ich hatte kürzlich eine Patientin, die zwei Jahre lang jede Woche zu einem Osteopathen ging, bis sie insolvent war. Für ein paar Tage ohne Schmerzen und die große Hoffnung, dass das dauerhaft bleibt, hatte sie ihr ganzes Geld ausgegeben und nicht einmal gemerkt, dass sie Opfer war.
Selbst ernannte Experten können machen, was sie wollen
Heutzutage muss man nicht mal mehr Medizin studieren. Es reicht, sich weiß anzuziehen und Videos auf Youtube einzustellen, auf denen man sich unkontrolliert als Spezialist für alles Mögliche ausgeben kann. Die Ära der Youtube-Paramedizin hat längst begonnen. Das Schlimme daran: Ein selbst ernannter Experte kann tun und lassen, was er will. Er muss keine Verantwortung übernehmen und wird für nichts zur Rechenschaft gezogen. Die Kunden und Käufer angeblicher Wunderprodukte, also Schmerzgeplagte, die nach jedem Strohhalm greifen, machen willig mit, weil die Schulmedizin ihnen nicht geholfen hat oder weil der Internetstar falsche Hoffnungen weckt.
Wenn ich mich heute an meine eigene Leidensgeschichte erinnere, kann ich gut verstehen, wie hilflos man sich als Patient fühlt. Nachdem ich mein Abo beim Einrenker gekündigt hatte, fehlte mir ein neuer Plan. Ich hielt mich mit einer Mischung aus Schmerztabletten und Krankschreibungen über Wasser. Das bedeutete aber nur Durchhalten und keineswegs Besserung. Ich rechnete ständig mit dem nächsten Knall, der tatsächlich nicht lange auf sich warten ließ. Eines Tages riss ein Schmerz wie ein Schuss mir plötzlich die Beine weg. Mitten in der Stadt auf einem Gehweg. Etwas harmlosere Varianten dieser Attacken kannte ich bereits. Sie hatten mich sonst aber nur in der Wohnung heimgesucht. Ich wusste: Du musst jetzt 30 bis 40 Minuten liegen bleiben. Dann geht es wieder.
Ich lag auf der Straße und wartete
Mir blieb nichts anderes übrig, als diese Form der vorübergehenden Heilung auf der Straße durchzuziehen. Da lag ich und betete: Möge bloß niemand vorbeikommen und mich so sehen. Und wenn doch, möge er mich für einen Betrunkenen halten, zu dem man besser auf Abstand bleibt. Also keine Aufmerksamkeit erregen. Ich wagte kaum zu atmen. Aber das reichte nicht. Eine Frau sah mich und bot sofort Hilfe an. Das war nett gemeint, brachte mir aber garantiert nichts. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Alles sei gut, ich müsse nur ein wenig liegen bleiben. So viel Gelassenheit nahm sie mir nicht ab. Sie machte Anstalten, mich hochzuziehen, was mich wiederum in Panik versetzte. Ich wusste: Eine falsche Bewegung, und meine Schmerzen würden in die Kategorie „Höllenschmerzen“ aufsteigen.
„Lassen Sie mich, ich habe Rückenschmerzen und muss nur kurz liegen, dann komme ich allein wieder auf die Beine.“ Meine Bitte beeindruckte sie wenig. Wer helfen will, lässt sich nicht so leicht abweisen. Sie wollte zumindest einen Rettungswagen rufen. Jetzt hatte ich nur noch eine Idee. Ich bekannte: „Ich bin selbst Notarzt. Wenn meine Kollegen mich hier abholen, mache ich mich zum Gespött.“ Das glaubte sie mir und ging weiter. Nach kurzer Liegezeit konnte ich tatsächlich wieder aufstehen.
Neuer Versuch mithilfe der Schulmedizin
Einmal mehr wurde mir klar: So kann es nicht weitergehen. Jetzt wollte ich der Sache wissenschaftlich auf den Grund gehen: also wieder ein MRT und diesmal die Hilfe eines Schulmediziners in Anspruch nehmen. Der Radiologe und ich erkannten zwei Bandscheibenvorfälle und einen Riss in der Bandscheibe. Ich traute meinen Augen nicht. Wo kam denn der zweite Vorfall her? Bisher kannte ich nur einen. Der Radiologe zeigte mir auf dem MRT-Bild, wo die Bandscheibe auf die Nerven drückte. Das sah sehr logisch aus. Warum hatte ich mich nicht gleich von Profis behandeln lassen? Dann hätte ich vielleicht zumindest nur einen Vorfall und nicht zwei. Auf den Bildern sahen wir noch mehr. „Warum habe ich eine Knochenauflösung im Wirbel? Ist das vielleicht ein Tumor?“, fragte ich. „Nein, Herr Kollege, das ist ein Hämangiom. Und das ist von Geburt an da.“
Zum Hintergrund: Unter einem Hämangiom versteht man in der Medizin nicht nur die relativ bekannten Blutschwämmchen („Storchenbiss“) bei Babys. Der Begriff beschreibt auch häufig gutartige Tumore in der Wirbelsäule, die etwa jeder Zehnte hat. Sie verursachen kaum Symptome und werden nur selten gefunden. Probleme machen sie kaum.
Was mir allerdings komisch vorkam: Auf meinem ersten MRT, das seinerzeit zwei Jahre alt war, gab es noch kein Hämangiom. Oder hatte ich es übersehen? Wir luden die alten Bilder hoch. Tatsächlich war nichts zu sehen. „Machen Sie sich keine Sorgen“, riet mein Kollege. Der Satz beruhigte mich ein wenig, ich ging aber trotzdem mit einem komischen Gefühl im Bauch nach Hause.
Fango, Massage, Übungen – das war schön
Neue Erkenntnisse, neuer Experte: Ein niedergelassener Orthopäde riet mir zur Physiotherapie und gab mir gleich einen Haufen Rezepte mit auf den Weg. Fango, Massage, Übungen – die Behandlung war schön. Ich ging regelmäßig hin und kam immer zufrieden zurück. Es tat gut. Nach so viel Wellness war ich angenehm müde und ging mit wohligen Gefühlen ins Bett. Also arbeitete ich die Rezepte ab, wie sie mir verschrieben worden waren. Was mir allerdings auffiel: So angenehm die Therapie auch war, meine Schmerzen gingen nie richtig weg. Es blieb immer ein Grundrauschen im Rücken. Zwar ohne nennenswerte Spitzen, aber auch ohne Unterbrechung. Nach ein paar Monaten hatte ich einen Rückfall.
Da die Physiotherapie ja eigentlich recht effektiv war, wollte ich sie nicht so einfach aufgeben und wechselte die Praxis. Ich hatte von einem Spezialphysiotherapeuten gehört, der sogar Mannschaften der Fußballbundesliga behandelte. Dass das wenig bis gar nichts bedeutet, erfuhr ich erst später. Es ist und bleibt zumindest eine Möglichkeit, um Patienten in die Praxis zu locken. Ich ging also hin.
In Sachen Selbstbewusstsein wurde der neue Physiotherapeut mein Vorbild. Er war so von sich überzeugt, dass er einen Großteil unserer Sitzung mit Reden verbrachte. Also mit Reden über sich selbst. Er erkundigte sich nicht nach meinem Befinden, sondern unterzog mich erst einmal einer Prüfung mit Fragen aus der Anatomie. Ich sollte Muskeln benennen, bis es mir zu blöd wurde und ich zurückfragte: „Den Namen habe ich vergessen. Wissen Sie ihn noch?“ Na klar, er ratterte lateinische Bezeichnungen für Muskeln herunter wie Vokabeln und genoss die Macht der Überlegenheit. Nebenbei erzählte er mir, wen er alles schon behandelt hatte. Mir wurde klar, dass er viel Lob brauchen würde, damit wir länger miteinander auskamen. Unausgesprochen einigten wir uns auf eine Mischung aus Abfragen und Loben. Das war reines Spielchen spielen. Aber was sollte es? Mir ging es relativ gut. Selbst die einstündige Autofahrt zu ihm konnte mich nicht abschrecken.
Warum kann er Sportstars helfen, aber mir nicht?