Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens - Markus Elsässer - E-Book

Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens E-Book

Markus Elsässer

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Beschreibung

Bestseller-Autor Dr. Markus Elsässer ist schon viel herumgekommen und hat viel erlebt. Aufgewachsen in London, Honkong und Paris, hat er später als Topmanager lange Jahre in Sidney und Singapur gearbeitet. Als selbständiger Investor und Ratgeber ist er seit mehr als 25 Jahren erfolgreich. Mit seinen Büchern "Des klugen Investors Handbuch" und "Dieses Buch ist bares Geld wert" hat er längst Kult-Status erreicht. Amüsant und intelligent lässt Elsässer den Leser nun auch in seinem dritten Buch an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Niemand wüsste besser als er, wie man sich erfolgreich durchs Leben navigiert. Ob privat oder beruflich, Elsässer hat für jede Lebenslage die richtigen Tipps, Kniffe und Verhaltensregeln parat. So hilft er seinen Lesern auf zugleich unterhaltsame und lehrreiche Weise, den Fallstricken des Lebens geschickt auszuweichen, und mit Freude und Begeisterung das Beste aus sich zu machen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 256

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DR. MARKUS ELSÄSSER

Die sechs entscheidenden Lektionen des Lebens

Was ich in 50 Jahren gelernt habe und wie auch Sie davon profitieren können

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Originalausgabe, 1. Auflage 2023

© 2023 by FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Desiree Simeg

Korrektorat: Silke Panten

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagfoto: Markus Elsässer/Marc Bernot

Portraitfoto des Autors: Markus Elsässer/Maigut Media

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-503-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-953-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-954-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Inhalt

Vorwort: Aus der Werkstatt

Auf Wunsch meines Verlegers

Einleitung

Lektion 1: Ausbildung

Es hapert am System

Bloß keine falsche Orientierung

Die Zauberformel »Talent + Neigung«

Beschreiten Sie andere Wege

Nach der ersten Euphorie

Lektion 2: Bildung

Es geht um Ihr Niveau

Lücken und Defizite

Den Horizont erweitern

Ihre persönliche Aufholliste

Kleine Patzer, schlimme Folgen

Menschliche Schwächen

Vier pragmatische Vorschläge

Lektion 3: Leistung

Grundkonstitution und Biorhythmus

Die richtige Einstellung zur Arbeit

Die Frage der Effizienz

Leistung und Gemütslage

Verlockungen am Wegesrand

Verleihen Sie Ihrer Sache mehr Nachdruck

Lektion 4: Wille

Willens und bereit zur Leistung?

Mittels Selbstanalyse auf das richtige Gleis

Von Bremsklötzen und dem Gefühl der Freiwilligkeit

Schranken setzen

Der Wille versetzt Berge

Keine Angst vor Niederlagen

Lektion 5: Geschäftsmodell

Freie Fahrt voraus

Auf die feinen Töne achten

Bleiben Sie bei der Stange

Das Ausschlussprinzip

Zwölf Punkte als Maßstab

Der beste Vertreter Ihrer Interessen – als Angestellter

Angestelltenkarriere – mit mehr Kreativität

Geheimagenda – das Endziel im Visier

Wie lange braucht es zum Ziel?

Passion ja – aber wofür?

Scheitern Sie nicht von vornherein

Unbedingt abzuklopfen

Lektion 6: Werteordnung

Schaffen Sie Ihre eigene Werteordnung

Mit Rückgrat und einer aktiven Reißleine

Moralische Werte als Ansporn

Streichen Sie das Wort »wenn«

Das Du kommt vor dem Ich

Geben und Danken

Der Sinn für das Spirituelle

Die Kostbarkeit der Zeit

Schlusswort

Über den Autor

Zuschriften zum Buch Des klugen Investors Handbuch

Zuschriften zum Buch Dieses Buch ist bares Geld wert

Meinen Söhnen Leonard und Julian

Vorwort

Aus der Werkstatt

Das Schreiben dieses Buches ist mir nicht in den Schoß gefallen. Als Autor meiner beiden Bestseller Des klugen Investors Handbuch (erschienen im Jahr 2016 – Themen rund um die Börse) und Dieses Buch ist bares Geld wert (erschienen im Jahr 2020 – Tipps für das Leben) wusste ich, wie anstrengend es sein kann, ein gutes Buch zu schreiben. Auch diesmal ging es mir darum, Ihnen Teile meines Wissens und meiner Erfahrungen zu vermitteln. Das Lesen soll Ihnen Freude machen. Ich halte nichts von trockenen Fachbüchern; reine Theorie konnte ich noch nie leiden. Ich hoffe, es ist mir gelungen, Erkenntnisse mit praktischem Nutzen für Sie zu Papier zu bringen.

Im Laufe der letzten 50 Jahre habe ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Ich bin interessanten Menschen begegnet, von denen ich viel lernen durfte. Dabei sind mir meine Erfahrungen nicht einfach zugeflogen und manche berufliche Station oder Entscheidung hätte ich mir rückblickend betrachtet auch leichter machen können. Aber es hat sich gelohnt, denn ich habe gelernt, meine Wünsche und Visionen zu verwirklichen. Auf diese Reise möchte ich Sie mitnehmen. Profitieren Sie von meinen Erfahrungen. Mit dem Buch DieSechs entscheidenden Lektionen des Lebens gebe ich Ihnen die Quintessenz für einen erfolgreichen Lebensfahrplan an die Hand. Lesen Sie sie in Ruhe und ohne Erwartungsdruck.

Mit diesem Buch werde ich mir sicherlich nicht nur Freunde machen, denn unangenehme Wahrheiten und klare Worte werden nicht von allen gerne gehört. Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, um den heißen Brei herumzureden und Tabuthemen zu meiden. Auf allergische Reaktionen bin ich gefasst, doch auf solche Empfindsamkeiten kann ich keine Rücksicht nehmen, dazu ist das Thema des persönlichen Erfolgsfahrplans zu wichtig.

Manche von Ihnen haben vielleicht schon resigniert; ich werde mich daher bemühen, Ihnen Wege aus dem Dunkel aufzuzeigen. Diese Vision hatte ich beim Schreiben immer vor Augen. Ich bin mir sicher, dass Sie nach der Lektüre in Ihrem Alltag neue Akzente setzen können. Vielleicht erhalten Sie sogar einen Anstoß, Ihrem Leben eine ganz neue Wendung zu geben.

Auf Wunsch meines Verlegers

Ich habe das vorliegende Buch mit viel Passion und Liebe geschrieben. Dazu gibt es eine kleine Geschichte und mein Verleger hat mich gebeten, diese mit Ihnen zu teilen.

Vor etwa zehn Jahren führte mich eine Englandreise in die Grafschaft Hampshire und dort in die kleine Ortschaft Chawton. Ziel meiner Exkursion war das Haus der Schriftstellerin Jane Austen (1775–1817). Es ist ein bescheidenes Häuschen mitten im Ortskern mit niedriger Deckenhöhe und kleinen Zimmern. In einem Erker im Parterre steht ein rundes Holztischlein, wirklich winzig und wackelig. Dort hat Jane Austen alle ihre berühmten Werke mit der Hand geschrieben – Tausende von Seiten! Ich war zutiefst ergriffen und beeindruckt.

Als ich beginnen wollte, das vorliegende Buch zu schreiben, und dazu meinen Laptop aufklappte, kamen mir plötzlich Jane Austen und der kleine Tisch wieder in den Sinn. Nicht dass ich mich mit ihr vergleichen möchte, aber auf einmal spürte ich die Ruhe dieses Hauses in Chawton und konnte die Hingebung nachempfinden, mit der sie ihre Bücher geschrieben hat. In diesem Moment wurde mir klar: »Das machst du auch so! Du hast so viel zu sagen. Das muss sitzen. Das erfordert die größtmögliche Sorgfalt.« Im Englischen heißt es with tender love and care – mit liebender Umsicht und Behutsamkeit.

Ich machte also den Laptop wieder zu, warf meine Zeitplanung über den Haufen und fuhr an einen ruhigen Ort in Schweden. Ich besorgte mir einen Stapel DIN-A4-Papier und schrieb die erste Version des Manuskripts mit meinem Füllfederhalter, von der ersten bis zur letzten Seite. Dabei erlebte ich eine Art von Produktivität, die ich so nicht erwartet hatte.

Bei einem Buchprojekt hat man einen Berg an Arbeit vor sich. Typischerweise ist man ungeduldig und nervös. Beim Schreiben mit dem Füllfederhalter ging es aber nicht so schnell. Die Schrift musste ordentlich bleiben, sonst würde alles unleserlich. Ich musste mich also zwangsläufig zügeln, ob ich wollte oder nicht. Während des langsamen Schreibens flogen mir weitere Gedanken zu. Gerade weil ich langsam unterwegs war, konnten diese sich Raum verschaffen. Die Kunst bestand darin, meinen angefangenen Satz zu Ende zu bringen und gleichzeitig den neuen Gedanken nicht zu verlieren. Ebenso musste ich die geplante Abfolge der weiteren Sätze im Auge behalten. Das war für mich ein unerwartetes geistiges Training, eine wahre Mobilisierung der Gehirnzellen.

Warum erzähle ich Ihnen das? Aus zweierlei Gründen: Zum einen bin ich Investor und Finanzexperte von Beruf und kein gelernter Schriftsteller. Haben Sie also bitte Nachsicht, wenn meine Formulierungen nicht immer den Anforderungen eines perfekten Schreibstils entsprechen. Daran sehen Sie, dass hier kein Ghostwriter am Werk war. Auch auf den Einsatz eines Künstliche-Intelligenz-Roboters wurde verzichtet. Zum anderen soll es Ihnen als Anregung dienen, falls Sie eines Tages etwas Anspruchsvolles niederschreiben wollen und Ihr Kopf vor lauter Wissen und Ideen geradezu überquillt. Denken Sie an mich und diese kleine Anekdote, bevor Sie mit einem Affenzahn in die Tastatur hauen. Halten Sie stattdessen kurz inne. Vielleicht ist dies ein Moment, in dem auch Sie sich den Luxus leisten sollten, es langsamer angehen zu lassen – zum Beispiel mit Füllfederhalter und Papier. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!

Stockholm, im Frühjahr 2023

Mit den besten Wünschen

Ihr

Dr. Markus Elsässer

Einleitung

Allen Menschen steht es offen, einen erfolgreichen Lebensweg einzuschlagen. Das ist kein Privileg einiger weniger. Ich möchte Ihnen mit einem pragmatischen Erfolgsfahrplan aufzeigen, wie Sie Ihre beruflichen Perspektiven, ja Ihren gesamten Lebenszuschnitt, in eine andere Dimension führen können. Warum ist er so wichtig? Damit Sie das Steuerrad Ihres Lebens auf der Kommandobrücke fest in die Hand nehmen. So haben Sie beste Chancen, ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen.

Dieses Thema ist viel brisanter, als Sie vielleicht vermuten. In den Schulen und an den Universitäten wird das Fach »Mein Lebensfahrplan und seine Regeln« nicht gelehrt. Die meisten Menschen treten also so unvorbereitet in das Abenteuer Leben wie in ein Minenfeld.

Es kommt nicht von ungefähr, dass der weltweite Tablettenkonsum in horrender Weise angewachsen ist. Immer mehr Menschen greifen auf Antidepressiva und Schlaftabletten zurück.

Mit einem klugen Lebensfahrplan bestehen gute Chancen, nicht in solche Abhängigkeiten zu geraten und auch von dem Besuch beim Psychoanalytiker abzusehen.

Lassen Sie sich nicht irritieren: Eine Industrie des Rumrührens im Leid hat sich etabliert. Das Schuldsuchen für die Gründe von Unwohlsein und Misserfolg ist zu einem Volkssport geworden. Die eigene Opferrolle wird schicksalsgläubig hingenommen. Die Aussichten, mit einer solchen Haltung zu einer Lösung der Lebensprobleme zu kommen, sind schlecht. Kraft, Zeit und Geld werden verschwendet. Aus meiner Sicht muss das nicht so sein. Es ist mein Anliegen, einfache und klare Wege aufzuzeigen, die auf alternativem Wege aus Miseren führen können.

Der Bankier Hans J. Bär (Schweiz, 1927–2011), der auf dem internationalen Parkett ein und aus ging und über Jahrzehnte Erfahrungen bei der Beurteilung von Menschen aus verschiedenen Kulturen gesammelt hat, nennt in seiner Autobiografie Seid umschlungen, Millionen vier grundlegende Kriterien, die unseren Lebensweg bestimmen:

Ausbildung

Bildung

Leistung

Wille

Sie bilden das Fundament, alles Weitere folgt danach. Ich kann Hans J. Bär nur beipflichten, seine Schlussfolgerungen decken sich mit meinen Erfahrungen. Sicherlich haben Sie von diesen vier Kriterien bereits gehört. Aber sind Ihnen die Tragweite und der Zusammenhang hinsichtlich Ihres Werdegangs bewusst?

Ehrgeizige Ziele für einen erfolgreichen Lebensweg nützen gar nichts, wenn es an einem der vier genannten Kriterien hapert. Sie müssen sich das wie ineinandergreifende Zahnräder vorstellen. Wenn ein Zacken fehlt, funktioniert das Räderwerk nicht. Es hat also keinen Sinn, sich nur auf eines der Kriterien zu konzentrieren und die anderen zu vernachlässigen. Ich habe sie daher alle als Lektionen in diesem Buch aufgegriffen und um Geschäftsmodell und Werteordnung erweitert. Diese werden in den Lektionen 5 und 6 behandelt.

Machen Sie es sich jetzt gemütlich. Eine spannende Lektüre erwartet Sie. Ich nehme Sie an die Hand und werde Sie nun Schritt für Schritt zu Ihrem Erfolgsfahrplan führen.

Lektion 1

Ausbildung

Es hapert am System

Kaum etwas ist so wichtig wie die Berufswahl. Während Ihrer aktiven Jahre werden Sie die meiste Zeit im Berufsleben verbringen. Anders als in der Privatsphäre können Sie bei der Arbeit nur in Ausnahmefällen frei entscheiden, mit wem Sie es tagein, tagaus zu tun haben. Nur selten können Sie sich Ihre Patienten, Schüler, Kunden, Lieferanten, Kollegen oder Vorgesetzten aussuchen. Doch diese Menschen bestimmen in hohem Maße Ihren Tagesablauf und haben großen Einfluss auf Ihr Wohlbefinden.

Egal, für welchen Berufsweg Sie sich entscheiden, ausschlaggebend ist die Wahl der bestmöglichen Ausbildung. Hier stelle ich ein totales Versagen des Schulsystems fest. Ich frage mich, was in den Köpfen der Lehrer vorgeht. Und womit verbringen die Beamten in den Schul- und Kultusministerien eigentlich ihre Zeit? Den Schülern wird viel überflüssiges Lehrmaterial über einen zu langen Zeitraum eingetrichtert. Die jungen Menschen werden nicht richtig auf die Berufswahl vorbereitet. Es kümmert das Schulsystem auch wenig, wie die Schulabgänger einen optimalen Ausbildungsweg finden sollen. Seit Jahrzehnten ist das gesamte Schulcurriculum obsolet. Es entspricht nicht den Anforderungen der Zeit.

Auch in den meisten Familien beobachte ich einen oberflächlichen und unprofessionellen Umgang mit dem Thema Ausbildung. Hier einige Beispiele familiärer Fehlentwicklungen, die mir über die Jahre aufseiten der Eltern aufgefallen sind.

Bockende Jugendliche

Der Nachwuchs bockt schlicht und einfach, sobald darüber gesprochen wird, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen soll. Beim kleinsten Widerspruch zucken die Eltern zurück und werfen das Handtuch. Um des lieben Friedens willen wird das Thema nach ein oder zwei gescheiterten Anläufen gemieden.

Ich verstehe das Bedürfnis nach Harmonie in familiärer Runde, doch ich rate von dieser ausweichenden Haltung ab. Spätpubertäre und unreife Fehlsteuerungen bei Schulabgängern sind nicht ungewöhnlich, bei der Wahl einer Ausbildung und eines Berufes jedoch inakzeptabel. Es bleibt Ihnen in solchen Fällen nichts anderes übrig, als den Betroffenen in den Schwitzkasten zu nehmen. Einen Dank werden Sie für Ihre Beharrlichkeit allerdings (zunächst) nicht ernten.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Nichte ein Jahr vor dem Schulabschluss zu jedem Sonntagskaffee in die Zange genommen wurde. An ihrer Entschlusslosigkeit sind ihre Eltern geradezu verzweifelt. Solche Gespräche tragen nicht gerade zu einer fröhlichen Stimmung bei. Trotzdem muss der Einsatz von den Erziehungsverantwortlichen geleistet werden. Es geht um zu viel. Ein gesamtes Berufsleben steht zur Disposition. Die jungen Menschen können in der Regel die Tragweite der Ausbildungsentscheidung nicht abschätzen.

Fantastereien

Auch hier sollte man am Ball bleiben. Konkreten, aber unsinnigen Spintisierereien Ihres Zöglings hinsichtlich seines Berufsweges dürfen Sie keinesfalls blind zustimmen. Lassen Sie den jungen Menschen nicht ins offene Messer laufen. Sie ersparen sich zwar heute unangenehme Diskussionen, wenn Sie sich heraushalten, die Zeche zahlt Ihr Kind aber später im Leben. Es wird Ihnen dann womöglich schwere Vorwürfe machen.

Auf Nummer sicher

Aus Angst vor einer ungewissen Zukunft raten manche Eltern zu vermeintlich sicheren Jobs: »Geh doch am besten zum Finanzamt oder zur Stadtverwaltung. Da kann dir nichts passieren.« Auch mein Vater hatte mir 1981 aus Sorge um mein Wohlergehen zu einer Anstellung in der Innenrevision der Deutschen Bundesbank geraten. Wenn ich daran nur denke! Hüten Sie sich also davor, Ihr Kind zu manipulieren.

Engstirnigkeit

Viele Eltern haben einen eingeschränkten Blick auf das Berufsuniversum. Sie kennen nur ihr eigenes Berufsumfeld und einige wenige klassische Berufe wie Schreiner, Bäcker, Arzt, Lehrer, Anwalt, Ingenieur, Steuerberater und so weiter. In völliger Unkenntnis anderer Metiers lassen sie eine Vielzahl an beruflichen Alternativen außer Acht. So wird mit Scheuklappen schlechter Rat erteilt. Liebe und ein tiefes Mitgefühl dem eigenen Nachwuchs gegenüber ist die eine Seite der Medaille, eine passende Ausbildung professionell auszuwählen und die nötigen Schritte anzugehen, die andere.

Unangebrachte Zurückhaltung

»Meine Jüngste ist vor Kurzem 18 Jahre alt geworden. Sie muss sich jetzt selber um ihre Berufswahl kümmern. Sie ist alt genug. Mir hat damals auch keiner geholfen. Ich musste mich alleine durchschlagen. Soll sie doch machen, was sie will.« Das ist eine weitere Haltung, vor der ich warnen möchte. Da werden die lieben Kleinen jahrelang umsorgt, das ganze Familienleben dreht sich um die Erziehung. Viel Mühe wird in die Auswahl des richtigen Kindergartens, der Schulen und der Nachhilfelehrer gesteckt. Auch in die sportlichen oder musischen Aktivitäten wird viel Zeit investiert. Jahrelang rollt an Nachmittagen und Wochenenden der Familien-Chauffeurdienst. Und nun, gegen Ende der Schulzeit, lassen viele Eltern ihre Schutzbefohlenen im Regen stehen. Das ergibt doch keinen Sinn.

Ich plädiere nicht für das Helikoptereltern-Syndrom, bei dem Sie Ihrem Kind überfürsorglich alles abnehmen. Natürlich muss es zu einer (schrittweisen) Abkoppelung kommen, ansonsten ist die gesamte Erziehung verfehlt. Drei kleine Beobachtungen dazu:

Der Kosmopolit Sir Peter Ustinov (Schweiz, 1921–2004) hat dazu eine schöne Geschichte. Nach einem gemeinsamen Konzertbesuch lädt er seinen Begleiter auf einen Schlummertrunk an die Bar ein. Sein Freund schaut traurig drein und lehnt ab. »Sehr lieb von Ihnen, verehrter Ustinov. Das würde ich zu gerne. Aber es ist schon spät und ich muss nach Hause zu meiner Mutter.« Ustinov bemerkt dazu mit einem süßen Lächeln: Sein Freund sei 76 Jahre alt.

In Italien hat sich die traditionell enge Mutter-Sohn-Verbindung bis in die Neuzeit als nationales Problem gehalten. Es ist gar nicht so selten, dass der Sohnemann auch noch mit 36 Jahren zu Hause bei Mama wohnt. Viele junge Männer stehen dermaßen unter dem Pantoffel, dass sie es nicht wagen, eine Heiratskandidatin zu präsentieren. Der Tod der Mutter wird lieber abgewartet.

Geschäftsführer großer Unternehmen und deren Personalverantwortliche berichten mir, dass die Zahl der Bewerbungen mit etwa folgendem Wortlaut beständig steigt: »Meine Tochter, 17 Jahre alt, würde sich für eine Praktikantenstelle bei Ihnen interessieren.«

Abkoppelung hin oder her, ins kalte Wasser werfen oder nicht, eines sollte Ihnen als Eltern bewusst sein. Rabbi Schneerson aus Brooklyn (1902–1994) brachte es bei einem Gespräch mit einem (schon alten) Vater auf den Punkt: »Wie, Sie sind sich nicht im Klaren, ob Ihr Sohn das oder jenes tun sollte? Denken Sie immer daran: Wenn es um Ihr Kind geht, sind Sie immer involviert. Auf die eine oder andere Weise bleiben Sie gefordert. Und wenn Ihr Sohn 119 Jahre alt wird.« Dieser Gedanke hat mir immer gut gefallen.

Nun, kehren wir zur generellen Ausgangslage zurück. Warum ist die Ausbildungsfrage eigentlich für alle so wichtig? Da wir so viel Zeit unseres Lebens mit dem Beruf verbringen, ist es für unser Lebensglück von fundamentaler Bedeutung, dort gut aufgehoben zu sein. Die Weichenstellung beginnt früh mit der Wahl des Ausbildungsweges.

Die Ausbildungsschritte und das Berufsziel müssen idealerweise übereinstimmen. Dennoch führen bekanntlich viele Wege nach Rom. Es ist eine Frage der Lebensumstände und der persönlichen Möglichkeiten, wie sich Ihr Ausbildungsweg gestalten wird. Manchen von Ihnen gelingt es, schnell auf einem geraden Weg voranzukommen. Andere beschreiten immer wieder Umwege. Aber auch aus Sackgassen führt ein Weg heraus.

Entscheidend für Ihre Ausbildungsüberlegungen sind zwei Fragen:

Stehen Sie eines Tages mit einem Rucksack voller Fachwissen und nützlicher Erfahrungen da oder müssen Sie konstatieren, dass das Erlernte und Erlebte nicht ausreicht?

Können Sie die Erfolgsleiter erklimmen oder ist Ihnen der Weg nach oben versperrt?

Bloss keine falsche Orientierung

Seit über 25 Jahren konsultiert meine Familie eine erfahrene Berufsberaterin, wenn es um Ausbildungsfragen geht. Bei jedem Besuch wird Folgendes überprüft: Führt die angestrebte Ausbildung zu einem Beruf, mit dem der junge Mensch gute Aussichten hat, für die Miete, die Krankenkassenbeiträge, die tägliche Ernährung und sonstige Lebenshaltungskosten ein Leben lang aufzukommen?

Das ist der Ausgangspunkt aller Ausbildungsüberlegungen und daran darf auch ein großes Familienvermögen nichts ändern. Ebenso ist der Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung der Zöglinge im Vergleich zweitrangig.

Das hört natürlich niemand gerne. Gerade bei diesem Punkt knicken viele Eltern ein: »Oh nein, so eine altmodische Einstellung. Also, das brauchen wir für unsere Kinder doch nicht in den Vordergrund zu stellen. Bei dem finanziellen Rückhalt, den wir haben.« Das wird zwar nicht laut ausgesprochen, aber so denken viele. Sehenden Auges lassen sie zu, dass ihre Kinder fragwürdige Studienfächer wählen. Worauf das Studium beruflich hinauslaufen könnte, ist dabei unklar. Trotzdem fördern und unterstützen viele Eltern einen solchen Weg. Mit einem großzügigen Monatssalär und einer teuren Wohnung wird der Student verwöhnt. Die Devise lautet: Hauptsache an die Universität. Voller Stolz wird dann im Bekanntenkreis verkündet, man habe einen angehenden Akademiker in der Familie.

Das richtige Stichwort muss lauten: Qualifikation. Die Zeit vergeht rasend schnell. Eben noch ein Schulabgänger, grün hinter den Ohren, und ehe man sichs versieht, ist das Bachelorstudium absolviert. Kurz darauf ist auch der Masterstudienabschluss in der Tasche. Genauso schnell geht eine Ausbildung vorbei und im Handumdrehen ist die Meisterklasse abgeschlossen.

Dann stellt sich die unbarmherzige Frage nach der Brauchbarkeit des Erlernten, eben die Frage der Qualifikation. Was kann der nunmehr erwachsene Mensch, was er vor Kurzem noch nicht konnte? Wer sich echtes Know-how und nützliches Wissen angeeignet hat, kann mit einer gewissen Unangreifbarkeit im Berufsleben rechnen. Ganz gleich, ob er als Angestellter oder als Selbstständiger arbeiten wird.

Die Arbeitswelt teilt sich in zwei Gruppierungen:

In der ersten Berufskategorie treffen wir auf Menschen mit konkreten Befähigungen. Sie können beispielsweise einen vereiterten Fußnagel behandeln. Sie sind als Unfallsanitäter im Rettungswagen unterwegs. Sie reparieren Heizungen und bringen tropfende Wasserhähne zum Stillstand. Vor Gericht erstreiten sie die Rechte ihrer Mandanten, im Notariat erstellen sie komplizierte Kaufverträge und Urkunden. Es sind aber nicht nur handwerkliche oder fachbezogene Kenntnisse, welche den Vorsprung für diese Menschen ausmachen. Manchmal kommen andere Faktoren zum Zuge, wie Sprachkenntnisse oder eine gewinnende Persönlichkeit, auf denen der Erfolg basiert. Dazu ein Beispiel:

Ein mittlerweile verstorbener Freund meiner Familie wurde als junger Exportkaufmann nach dem Zweiten Weltkrieg in einem altehrwürdigen Handelshaus eingestellt. Die früheren Geschäftsinteressen in einer afrikanischen Kolonie mussten reaktiviert werden. Diese waren kriegsbedingt teils eingefroren, teils verloren gegangen.

Unser Freund war der Einzige im Kontor, der perfekt Französisch sprach. Ohne viel Federlesens wurde er mit einem One-Way-Ticket in der Tasche per Dampfer, ohne Hotelbuchung, auf den Weg geschickt. Dank seiner ausgezeichneten Sprachkenntnisse und seiner sympathischen Art gelang es ihm, private Geschäftsverbindungen zu wichtigen Persönlichkeiten des Landes aufzubauen. Diese Kontakte pflegte er ein Leben lang mit großem Einsatz.

Im Laufe der Jahre wurde er zu einem der erfolgreichsten deutschen Afrikakaufleute und brachte es zu großem Wohlstand. Als normaler Büroangestellter in der Firmenzentrale in Bremen wäre er sicher verkümmert.

Mit der zweiten Gruppierung der Berufswelt verhält es sich folgendermaßen: Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber wenn ich mir Universitätsfächer wie English Studies, Soziologie, Politologie und Ähnliches anschaue, stelle ich mir die Frage: Wo ist das Fundament für eine nachhaltige Lebensgrundlage? Was ist mit einer krisenresistenten Beschäftigung? Sicher gibt es Ausnahmen, aber grundsätzlich sehe ich hier ein enormes Risiko. Studienabsolventen solcher Fächer liefern sich den Faktoren »Zufall« und »glückliche Umstände« aus. Es handelt sich um Ausbildungen, die ihre Berechtigung in einer Wohlfahrtsgesellschaft haben. Der Arbeitsplatz basiert in vielen Fällen auf staatlichen Stellenprogrammen. Das ist eine gefährliche und einseitige Abhängigkeit.

Bei allem Optimismus, mit dem ich in die Zukunft schaue, kann ich Ihnen eines versichern: Jede Generation wird mindestens eine gewaltige Krise zu überstehen haben. Das lehrt uns die Geschichte. Auch in Ihrem Leben und dem Ihrer Kinder wird das so sein. Im Laufe eines langen Lebens werden Sie sich substanziellen Veränderungen und gesellschaftlichen Erschütterungen ausgesetzt sehen. Dann kommt die Berufsfrage auf den Tisch: Was können Sie eigentlich? Wozu können Sie beitragen? Warum sollte ein Unternehmen gerade Sie einstellen?

Spielen wir den Gedanken einmal durch. Im Chaos eines ökonomischen Zusammenbruchs funktionieren nur noch Tauschhandel und Schwarzmarkt. Das ist in allen Kulturen so. Diejenigen, die solche Zustände nicht erlebt haben, können es sich nur schwer vorstellen:

Der Zahnarzt erhält Nahrungsmittel für das Einsetzen einer Zahnfüllung.

Wer das Dach des Steuerberaterbüros repariert, bekommt dafür die Steuererklärung ausgefertigt.

Dem Optiker wird für das Anpassen einer neuen Brille die Bettwäsche geflickt.

Einer meiner Vorfahren hatte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs einen Keller voller Schuhleisten. Diese hatte er als Vergütung im Gegenzug für den Wiederaufbau einer zerbombten Fabrikhalle erhalten. In der damaligen Notlage und nationalen Unterversorgung war dieser Bestand von hohem Wert im Tauschhandel.

Klären Sie frühzeitig ab, wohin Sie Ihre gewählte oder absolvierte Ausbildung führen kann. Schauen Sie dabei mit dem linken Auge kritisch in eine ungewisse Zukunft. Endet es damit, dass Sie zur großen Manövriermasse der Bevölkerung gehören werden, abhängig von einem gesellschaftlichen System der Versprechungen? Nun, dann würde ich mir an Ihrer Stelle noch einmal ein paar Gedanken machen. Mit einem Federstrich der Weltgeschichte, mit technischen Neuerungen oder mit politischen Veränderungen kann Ihre Lebensplanung ansonsten wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.

Beispiele solch trauriger Schicksale erlebte ich auf einer Delegationsreise in St. Petersburg im Jahr 1992. Ich begegnete einst mächtigen Ministern des Sowjetregimes, die arbeitslos und finanziell angeschlagen kaum über die Runden kamen. Ihr noch kürzlich begehrtes Sowjetpolitwissen war nun nichts mehr wert.

Die Zauberformel »Talent + Neigung«

Gehen wir nun einen Schritt weiter und betrachten das Thema Ausbildung und Beruf aus der Perspektive Ihrer individuellen Persönlichkeit. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer einfachen und logischen Überlegung. Bei Ihrer Berufswahl und den dazu passenden Ausbildungsschritten müssen zwei Kriterien in Übereinstimmung gebracht werden:

Ihr Talent (Ihre Begabung) und

Ihre Neigung (Ihr Charakter/Ihre Natur)

Das ist das A und O, quasi die Zauberformel. Bei Menschen, die scheinbar federleicht und erfolgreich durchs Leben schreiten, sind in der Regel diese beiden Punkte erfüllt.

Finden Sie heraus, wo Ihr Talent und Ihre eigentliche Natur liegen. Es lohnt sich, diese beiden Wesenszüge genauer zu betrachten. Einigen Menschen fällt das leicht. Sie besitzen instinktiv eine sichere Wahrnehmung ihrer selbst oder sind in den Genuss einer umsichtigen Erziehung gekommen. Vielleicht sind sie aber auch in einem feinfühligen Umfeld aufgewachsen. Der Modezar Karl Lagerfeld (Hamburg/Paris, 1933–2019) ist in der Beziehung zu seiner weitsichtigen und großzügigen Mutter hier ein gutes Beispiel. Den meisten Menschen fällt jedoch die Analyse ihrer selbst schwer. Sie sind dazu nicht erzogen worden, sie empfinden den Zugang zu ihrer Persönlichkeitsstruktur als Buch mit sieben Siegeln. Diese Menschen brauchen mehr Zeit, wahrscheinlich bedürfen sie sogar professioneller Hilfe.

Das ist im Übrigen keine Fragestellung, die nur Schulabgänger und Berufseinsteiger betrifft. Es lohnt sich, alle 10 bis 15 Jahre die Frage nach Ihrem Talent und Ihrer eigentlichen Neigung erneut zu beantworten. Die Bewältigung mancher Lasten führt zu einer tieferen Selbsterkenntnis. Vielleicht werden Sie feststellen, dass Sie sich in manchen Punkten über die Zeit verändert haben.

Einen Ausbildungsweg anzutreten, ohne Ihre Zauberformel »Talent + Neigung«, also Ihre Begabung und Ihren Charakter, gründlich untersucht zu haben, ist ein nicht vertretbares und noch dazu unnötiges Risiko. Bei der Wahl Ihres Berufes ist es eine Sünde, diesen Aspekt außer Acht zu lassen. Ich kann nur jedem empfehlen, bei diesem Thema Hilfe in Anspruch zu nehmen, es ist eine der besten Investitionen.

Es geht dabei nicht so sehr darum, ob Sie Ihren Job einigermaßen bewältigen können, sondern vielmehr um die Frage, ob Sie ein Leben lang beruflich im tiefsten Inneren happy, also zufrieden, sein werden. Ihren Beruf souverän ausüben zu können, ohne Verkrampfung und Selbstzweifel, das ist die Herausforderung. Schauen wir uns das anhand von ein paar Beispielen näher an:

Ein junger Verwandter von mir hatte alle Voraussetzungen zum Beruf des Flugzeugpiloten. Körpergröße, Gesundheit und Intelligenz, alle Faktoren passten. Es stellte sich jedoch heraus, dass er einen sehr extrovertierten Charakter besaß. Im Laufe der Jahre wäre er im engen Cockpit – festgeschnallt und abgekapselt mit einem Co-Piloten – regelrecht vereinsamt.

Mein Neffe war auf dem besten Weg, ein Veterinärstudium zu beginnen. Das Schulpraktikum beim örtlichen Tierarzt hatte er mit Bravour gemeistert. Eiter, Blut, Gestank und der Besuch im Schlachthaus machten ihm nichts aus. Doch bei der Analyse seiner charakterlichen Grundeinstellung kam heraus, dass seine Fähigkeit zur Empathie extrem niedrig ausgeprägt war. Dieser Charakterzug hätte die intrinsische Motivation des Helfens für ein Leben als Veterinär untergraben. Er wäre als Tierarzt zwar zurechtgekommen, auf Dauer aber nicht glücklich geworden.

Menschen mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis sollten keine Laufbahn als Scheidungsanwalt oder als Leiter einer Reklamationsabteilung anstreben. Als Standesbeamte beispielsweise wären sie auf einem besseren Terrain.

Von Natur aus ungeduldige Menschen werden auf Dauer bei der Laborarbeit in der Grundlagenforschung nicht glücklich. Als Immobilienmakler in einer quirligen Metropole könnte das schon anders aussehen.

Bedächtigen Sanguinikern würde ich zu einer gutachterlichen Tätigkeit raten. Von einer Karriere im Außendienst eines Waschmittelkonzerns mit strengen Verkaufsvorgaben und einem vollen Terminkalender sollten sie eher die Finger lassen.

Ich glaube, Sie verstehen nun, warum dieses Duo – Talent und Neigung – so wichtig ist. Es ist tragisch, dass es bei der Berufswahl so selten berücksichtigt wird.

Individualität

Das System, wie Menschen generell an das Thema ihrer Lebensplanung herangeführt werden – sei es von der Familie oder von der Schule aus –, ist grundverkehrt aufgezäumt. Die komplexe Struktur der Individualität des Einzelnen wird zu wenig ins Kalkül miteinbezogen. Stattdessen landen viele Menschen unversehens in Schablonen und uniformen Mustern, ohne es zu merken. Sie bekommen im Beruf eine Jacke übergestülpt, die nicht auf ihrem Wunschzettel stand. Und aus dieser kommen sie nur schwer heraus – wenn es ihnen überhaupt gelingt.

Es verwundert nicht, dass es in so vielen Lebensläufen zum Kladderadatsch kommt. Die Symptome können vielfältiger Art sein:

Auf einmal mangelt es den Menschen an Energie.

Sie empfinden ihren Alltag als schwer, die Leichtigkeit ist dahin.

Sie bekommen auf ganz anderen Ebenen Probleme, zum Beispiel in der Gesundheit oder im Privatleben.

Ein schwammiges Unwohlsein schleicht sich bei ihnen ein.

Sündenböcke müssen her: Der ekelhafte Vorgesetzte oder die hinterlistige Kollegin werden zum Dauerthema beim Abendbrot.

Das unbefriedigende Privatleben, das mangelnde Verständnis des Lebenspartners, die Enttäuschung über die Undankbarkeit der Kinder, solche Emotionen beginnen auf der Seele zu lasten.

Doch dies hat nichts mit der Außenwelt zu tun. Frust und Kummer haben diese Menschen sich selbst zuzuschreiben. Ihre Verärgerung ist das Ergebnis der Missachtung der beiden entscheidenden Komponenten. Falsch positioniert, haben sie ihr Talent und ihre eigentliche Natur ignoriert. Und nun wird ihnen die Quittung präsentiert.

Rat einholen

Selbst wenn Sie sich bei der Berufswahl Ihrer Sache sicher sind, sollten Sie sich vor Ihrer endgültigen Entscheidung für einen bestimmten Ausbildungs- und Berufsweg Rat einholen.

Ich selbst bin das beste Beispiel dafür, wie man es hätte besser anstellen können. In meinem Fall schien von Kindesbeinen an alles klar. Bei mir gab es keinen Beratungsbedarf. So meinte ich jedenfalls, denn ich hatte von klein auf ein Faible für die Welt der Finanzen. Die Banklehre und das anschließende Studium samt Promotion fielen mir nicht schwer. In den Jahren nach dem Studium entwickelten sich manche Träume und ich beschritt viele berufliche Irr- und Umwege. Das hat mich viel Zeit gekostet; zumindest habe ich das so empfunden.

Aus heutiger Sicht bin ich mir sicher, dass eine gründliche Analyse meiner Persönlichkeitsstruktur damals zu einem optimaleren Berufsweg geführt hätte: bloß nicht studieren, sondern gleich nach der Lehre in die Börsenabteilung einer Bank und von da aus schnurstracks in die Welt der Investments.

Ich hatte das Glück, dass ich dank eines guten Schicksals immer wieder zu meinem eigentlichen Talent und meiner Neigung – dem Investieren als unabhängiger Privatier – zurückgeführt wurde. Stets meiner inneren Stimme folgend, hatte ich den Mut, mich auf meinen verschiedenen Berufsstationen nicht korrumpieren zu lassen. Ich habe meine eigentliche Berufung nie aus den Augen verloren, egal, wie viel Kraft es mich gekostet hat und wie schwierig es auch war.

Als ich mich meinem New Yorker Geschäftsfreund, dem prominenten Investor Guy Wyser-Pratte (82 Jahre) im Jahre 2001 anvertraute, wie traurig es doch sei, dass ich mich erst im Alter von 42 Jahren als Investor selbstständig gemacht hatte, war er überhaupt nicht überrascht. Angesichts meines familiären Umfelds bestehend aus Beamten und Juristen war für ihn der Fall eindeutig: »Es war schwer für dich, du hattest ja nicht den richtigen Rat.«

Unternehmen Sie als Berufsanfänger jede Anstrengung, der Zauberformel »Talent + Neigung« auf die Spur zu kommen. Beschäftigen Sie sich mit der Thematik. Falls Sie beruflich schon weiter fortgeschritten sind: Auch für Sie ist das ein Muss!

Beschreiten Sie andere Wege

Schauen wir uns nun die Zeit direkt nach dem Schulabschluss an.

Nach dem langen Drücken der Schulbank ist es ein Gebot der Stunde, die Praxis draußen in der Welt kennenzulernen. Dazu reichen Praktika von wenigen Wochen nicht aus. Wenn es nach mir ginge, sollten junge Menschen zunächst eine Lehre absolvieren, denn das Ausbildungsangebot ist vielfältig:

Büroberufe aller Art (Schreibtischberufe)

Außendienst- und Vertriebstätigkeiten

Handwerksberufe »unter Dach« oder an der freien Luft

Arbeiten in der Natur

technische Berufe mit Maschinen und den verschiedensten Materialien

IT- und Softwarespezialisten

Pflegedienstleistungen und medizinisch orientierte Tätigkeiten

Schädlingsbekämpfer

Berufe, die mehr kopfbetont oder körperlich betont sind