Des klugen Investors Handbuch - Markus Elsässer - E-Book + Hörbuch

Des klugen Investors Handbuch Hörbuch

Markus Elsässer

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Beschreibung

Die meisten Geldanleger und Sparer stehen im Regen. Den richtigen Umgang mit Geld und Kapital lehren weder Schulen noch Universitäten. Aus dem Bankensystem heißt es »Nein, das kannst du nicht, dazu brauchst du uns!«. Eine Lüge, weiß Dr. Markus Elsässer. Er ist seit über 40 Jahren erfolgreich an der Börse unterwegs, hat auf drei Kontinenten gelebt und mit Exnationalspieler Simon Rolfes zusammen eine Firma aufgebaut. Er kennt die Welt der Börse wie kaum ein anderer. »Des klugen Investors Handbuch« ist die Essenz einer Karriere, die schon in jungen Jahren mit dem Titel »Deutschlands Jungmanager des Jahres« begann. Auf amüsante Weise lernt der Leser, mit welchen Familien-Großaktionären man sich ins Bett legen darf, was nicht in der Bilanz steht (aber dafür umso wichtiger ist) und warum man sich vor Gorillas auf dem Börsenparkett in Acht nehmen sollte. »Des klugen Investors Handbuch« unterstützt dabei, ein erfolgreicher Investor zu werden — unabhängig von Alter, Ausbildung und Beruf.

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Zeit:5 Std. 8 min

Sprecher:Peter Wolter

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

6. Auflage 2021

© 2016 by FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Ulrike Kroneck

Korrektorat: Sonja Rose

Umschlaggestaltung: Marco Slovik, München

Umschlagabbildung: Vasya Kobelev/Shutterstock.com, Reinhold Leitner/Shutterstock.com, Lonely Walker/Shutterstock.com

Satz: Satzwerk Huber, Germering

ISBN Print 978-3-89879-996-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-935-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-936-7

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter

www.m-vg.de

INHALT

Vorwort zur 4. Auflage

Vorwort von Simon Rolfes

I. Der Investor – die eigene Psyche berücksichtigen

1. Am Anfang steht die Frage: Spekulant oder Investor?

2. Nicht jeder ist ein Warren Buffett

3. Langfristig investieren – im Schlafwagen reich werden

4. Einfach nichts tun – eine gute Börsenregel

5. Das meiste Geld verdient man mit dem Wort »Nein«

6. Bei der Geldanlage: Immer nur in Prozent denken

7. Aufbau von Vermögen: das Zehn-Prozent-Modell

8. Schulden machen kann gefährlich sein

9. Antizyklisches Investieren – leicht gesagt

10. Im Alltag nach den Perlen suchen

11. Nur eine Kiste am Tag – die innere Balance finden

II. Das Portfolio – Unkraut nicht stehen lassen

1. Kluge Investoren haben immer Cash

2. Die Messlatte höher hängen – die Super-Profit-Aktien

3. Spekulation mit System – der »Verzehnfacher«

4. Als konservativer Investor – von sechs auf 29 Euro

5. Währungen: Nicht alle Schiffe auf einer See

6. Die Kraft der Dividenden

7. Die Zauberformel beim Vermögensaufbau: Re-investieren

8. Wie baue ich eine Aktienposition auf?

9. Der eigene Radarschirm gegen den Dämmerschlaf

10. Exit-Strategie – eine Kunst

11. Unbeirrt an der Börse disponieren – Tagesmeldungen ignorieren

12. Das Vermögen nicht zu häufig zählen

13. Jeder Investor braucht seinen eigenen Krisenfahrplan

14. Der fatale Herdentrieb

15. Die psychologische Seite des Verkaufens

16. Gehört Ethik ins Aktiendepot?

III. Die Börse – Fundgrube der großen Chancen

1. Hinein ins Risiko – ein unvermeidlicher Schritt

2. Vorsicht vor den Gorillas – Pensionsfonds

3. Langzeit-Irrtümer und Fehlbewertungen

4. Vom Zauber der stillen Reserven und verborgenen Schätze

5. Herrlich: Endlich ein Skandal

6. »Besondere Gelegenheiten« besser doppelt prüfen

7. Der klassische IPO-Effekt

8. Schlechte Nachrichten für Teamplayer

9. Ideal: nur wenige Spieler in der Branche

10. Zwei Aktiengattungen: mit und ohne Stimmrecht

11. Montag früh – besser nicht an der Wall Street

12. Hausse oder Baisse – »up or down«

IV. Die Geschäftswelt – die Realität sieht anders aus

1. Das Buch der Bücher: der Geschäftsbericht

2. Wozu ist die Investor-Relationsabteilung gut?

3. Ich liebe »Cash-Maschinen« an der Börse

4. Sind Konglomerate an der Börse noch zeitgemäß?

5. Kann sich der Aktionär auf den Aufsichtsrat verlassen?

6. Familien-Großaktionäre – mit wem geht man ins Bett?

7. Die Grundsatzfrage: Innovator oder Imitator?

8. Der CEO sitzt an der Ruderpinne

9. Der Finanzvorstand – der Botschafter der Aktionäre

10. Dimensionen des Weltgeschäfts

11. Die Bedeutung der Bruttomarge – ein Blick genügt

12. Was nicht in der Bilanz steht – Kundenzufriedenheit

Schlusswort

Meinen Söhnen Leonard und Julian

VORWORT ZUR 4. AUFLAGE

Es war mir von Anfang an ein Herzensanliegen, meine Lebens- und Berufserfahrung aus der Welt der Finanzen und internationalen Wirtschaft mit anderen Menschen zu teilen. Das große Interesse, welches wir bei den Lesern gefunden haben, hat mich dennoch überrascht. Seit der ersten Auflage im Jahr 2016 hat sich das vorliegende Buch Des klugen Investors Handbuch zu einem Bestseller gemausert. Wir gehen nun in die 4. Auflage. 

Der überwältigende Erfolg und der viele Zuspruch zeigen eines deutlich: die Themen „Geld, Kapital, Vermögenserhalt/Vermögensmehrung und Altersversorgung“ treffen den Nerv der Zeit. Viele Menschen fühlen sich auf diesem Terrain verloren.

Es fragt sich natürlich, ob sich seit der Erstauflage 2016 wesentliches verändert hat? Die Antwort lautet: leider nein. Ganz im Gegenteil, es ist geradezu erschreckend, wie aktuell das vorliegende Buch heute im November 2019 ist. Nach wie vor fällt es den Eltern, Familien, Lehrern und Professoren schwer, junge Menschen frühzeitig an das wichtige – ich möchte sogar sagen „lebenswichtige“ – Thema heranzuführen. Es ist wirklich jedem anzuraten, das Steuerrad selbst in die Hand zu nehmen und die Angst vor dem Komplex „Geld und Vermögen“ abzulegen. Mit der Lektüre meines Buches machen Sie einen Schritt in die richtige Richtung, hin zu weniger Sorgen, mehr Selbstsicherheit und Ruhe, wenn es um Ihr Geld geht.

Noch eine kleine Bitte: wenn Sie am Ende des Buches angekommen sind, und es Ihnen gefallen hat, dann empfehlen Sie es bitte weiter. Wir unabhängigen Denker müssen uns gegenseitig unterstützen.

Ihr

Markus Elsässer

VORWORT VON SIMON ROLFES

Schon als kleiner Junge habe ich mich um meine Ersparnisse gekümmert. Mit elf Jahren habe ich meine erste Silbermünze gekauft und ich habe sie noch heute. Später dann, zu Anfang meiner Profi-Fußballkarriere, habe ich jeden Monat Geld zur Seite gelegt. Gleichzeitig fing ich an, Bücher über Finanzen und Kapitalanlagen zu lesen. Besonders der Ansatz von Warren Buffett aus Omaha mit seiner Berkshire Hathaway Holding hat mich fasziniert.

Im Lauf der Jahre war ich mit der Art und Weise, wie meine Bank mit meinem Geld umging, immer weniger zufrieden. Im Jahr 2007 wurde mir dann klar, dass das auf Dauer nicht gut ausgehen würde. Ich musste etwas unternehmen und aktiv werden. Allein kam ich aber nicht weiter und deshalb machte ich mich auf die Suche nach einem Experten in Sachen Finanzen. Ein Bekannter empfahl mir, den Kontakt mit Dr. Markus Elsässer aufzunehmen.

Das erste Treffen verlief ganz anders als ich es erwartet hatte. Statt einem üblichen Beratungsgespräch unterhielten wir uns etwa fünf Stunden lang. Völlig ungestört und in aller Seelenruhe brachte mir Dr. Elsässer seine Sicht der Finanzen näher. Statt gleich Aktientipps zu besprechen, konzentrierten wir uns im Gespräch auf die weite Sicht der Dinge.

Ich verstand, dass kluges Geldanlegen mit fundamentalen Entscheidungen über den weiteren Weg des eigenen Lebens zu tun hat. Die langfristigen Ziele mussten erst einmal definiert werden.

Auf das erste Gespräch folgten weitere intensive Sitzungen. Für mich hat es sich gelohnt. Wir beschlossen eng zusammenzuarbeiten.

Das war im Jahr 2008. Den großen Finanz-Crash habe ich daraufhin ohne Probleme überstanden und die Entwicklung meiner Finanzen ist seither überdurchschnittlich gut. Ich habe meine neue Sicht auf das Kapitalanlegen konsequent umgesetzt.

Dr. Elsässer hat mich von Anfang an mit seiner Passion für den sorgsamen Umgang mit Kapital beeindruckt. Messerscharf analysiert er als unabhängiger Profi-Investor das Finanzgeschehen. Seine Erfahrung in der internationalen Industrie sowie sein Verständnis für die Mechanismen und die Psychologie der Börse sind das Ergebnis einer lebenslangen Arbeit.

Ich freue mich sehr, dass er sich entschlossen hat, dieses Buch zu schreiben. Er gibt sein Wissen mit Engagement an den Leser weiter. Die Börse ist kein Buch mit sieben Siegeln. Jeder kann seine Ausgangslage verbessern. Sie werden sehen, die Lektüre des »Handbuchs« wird sich für Sie lohnen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen,

Ihr

Simon Rolfes

I. DER INVESTOR – DIE EIGENE PSYCHE BERÜCKSICHTIGEN

Sie brauchen kein Studium zu absolvieren, um ein erfolgreicher Investor zu werden. Es gibt auch keinen Grund, sich vom Fachchinesisch der sogenannten »Finanzexperten« abschrecken zu lassen.Standardisierte Patentrezepte gibt es allerdings nicht.

Fangen Sie mit sich selbst an. Finden Sie heraus, was für ein Typ Sie überhaupt sind, wenn es um Ihr Geld geht. Die Art und Weise, wie Sie mit Aktien und der Börse umgehen, sollte ganz auf Ihre Persönlichkeit abgestimmt sein. Wenn Sie ehrlich mit sich selbst ins Gebet gehen, haben Sie eine gute Chance, dauerhaft erfolgreich Ihr Kapital zu vermehren.

1. AM ANFANG STEHT DIE FRAGE: SPEKULANT ODER INVESTOR?

Viele Geldanleger wundern sich, warum ihnen an der Börse im Verlauf der Zeit so wenig gelingt. Falsches Timing, zu spät eingestiegen, zu früh verkauft … immer das Gleiche. Worauf es ankommt, ist eine klare Positionierung: Bin ich ein Investor oder bin ich ein Spekulant? Dazwischen gibt es nichts. Aber was macht einen Spekulanten aus? Und was ist eigentlich der Unterschied zum Investor?

Ein Investor beschäftigt sich mit der Beurteilung des Unternehmens, in welches er an der Börse gedenkt zu investieren. Er bildet sich eine Meinung über die Qualität der Firma und ihrer Produkte. Ihn beschäftigen die Ertragslage und die Bilanz, die Marktstellung, die Firmenkultur und die Zukunftsaussichten des Unternehmens.

So kommt er schließlich zu seiner Investmententscheidung: Kaufen oder die Finger davon lassen. Schwankende Börsenkurse lassen ihn dann meist kalt. Ihn interessiert seine eigene Einschätzung des Wertes der Firma – und nicht die der Börsianer. Langfristig wird sich seine Berechnung des Wertes auch an der Börse im Kurs widerspiegeln.

Der Spekulant hingegen hat den Börsenkurs im Auge. Er kalkuliert und sinniert, wie sich der Kurs der Aktiengesellschaft entwickeln wird. Wie es mit dem Unternehmen im Einzelnen steht, ist für ihn mehr oder minder unerheblich. Oft wissen Spekulanten nicht einmal, was die Firma überhaupt herstellt, wie der CEO heißt oder wo sich die Firmenzentrale befindet. Der Spekulant muss sich mit den Finanzmärkten und der Börsen-Massen-Psychologie gut auskennen; nicht mit der einzelnen Aktiengesellschaft.

Der berühmte Financier B. Baruch, der den großen Crash an der Wall Street 1929 erfolgreich überlebte, hat das Wesen des Spekulanten schon vor langer Zeit treffend erfasst. Der wahre Spekulant ist ein Mensch, der Prognosen stellt und der handelt, bevor das betreffende Ereignis eintrifft. Er muss wie ein Chirurg imstande sein, eine Masse komplizierter und widersprechender Einzelheiten zu erforschen, ehe er die wichtigen Faktoren feststellt. Dann muss er imstande sein, mit kühlem Kopf geschickt auf der Grundlage dieser Faktoren zu operieren. Die Aufgabe, an der Börse die Faktoren festzustellen, ist deshalb so schwierig, weil wir zu dem Zweck einen dichten Schleier menschlicher Affekte durchdringen müssen. Die Kursschwankungen werden nicht von unpersönlichen wirtschaftlichen Kräften und wechselnden Ereignissen bewirkt, sondern von den Reaktionen der Menschen auf diese Geschehnisse. Das ständige Problem des Spekulanten besteht darin, die harten wirtschaftlichen Tatsachen von den warmen Gefühlen der Menschen, die mit diesen Faktoren zu tun haben, zu trennen. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

Das bedeutet für den Börsenerfolg: Entweder mache ich mich auf und bemühe mich, ein profunder Investor zu werden, oder ich strebe an, ein gewiefter Spekulant zu sein. Wer auf seinem eingeschlagenen Weg konsequent Kurs hält, der hat gute Chancen. Eines führt aber garantiert zum Misserfolg: Einmal Spekulant »zu spielen«, dann den »weisen« Investor zu markieren, je nach Lage und Stimmung, mal so oder so – das endet im Abseits.

2. NICHT JEDER IST EIN WARREN BUFFETT

Bevor Sie den Fuß auf das Börsenparkett setzen, sollten Sie wissen, was für ein Anlegertyp Sie eigentlich sind. Das Thema ist wichtiger, als Sie denken. Das Problem: Dabei hilft Ihnen kein Bankberater.

Es gibt Investoren, die ihr Geld langfristig in Aktien anlegen. Sie ignorieren Kursschwankungen und bleiben über viele Jahre und Jahrzehnte in einer Aktie engagiert. Sie glauben an Sachwerte und vermeiden Papiergeld und Bonds als Kapitalanlage.

Doch nicht jedem Geldanleger ist diese Art des Investierens zu empfehlen. Mancher hat einfach nicht den Langmut und die Nerven, Aktienpositionen so lange zu halten. Anderen ist es viel zu langweilig und es juckt ihnen in den Fingern, auch mal Aktien zu verkaufen. Sie möchten im Lauf der Zeit auch lieber andere Aktienchancen wahrnehmen. Wiederum andere brauchen das Erfolgserlebnis, sich mit realisierten Kursgewinnen brüsten zu können.

Hier geht es nicht so sehr darum, welche der beiden Strategien zu mehr Erfolg führt: also echter Langfrist-Anleger versus de facto Kurzfrist-Spekulant. Jedem Geldanleger ist dringend anzuraten, herauszufinden, zu welcher Kategorie er gehört. Dabei muss er in der Selbstanalyse ehrlich mit sich umgehen. Es hilft nichts, erfolgreiche oder prominente Großinvestoren nachzuahmen oder deren Mantra nachzubeten.

Ein gutes Beispiel hierzu ist der »Fall« Warren Buffett aus Omaha. Mit seiner Langfrist-Strategie, über Jahrzehnte engagiert zu bleiben und nur selten Aktienblöcke oder Unternehmen zu verkaufen, hat er eine fantastische Lebensleistung hingelegt. Er wird von vielen Kleinaktionären und Investoren geradezu verehrt. Seinen Worten wird andächtig gelauscht. Zur Hauptversammlung ins abgelegene Omaha pilgern Tausende. Sie alle versuchen, ihm nachzueifern, um auch solch ein kluger Investor zu werden.

Doch nicht jeder besitzt das Psychogramm eines Warren Buffett. Und da kann der andächtige Investor 20-mal nach Omaha reisen, er wird nie das gleiche Nervenkostüm besitzen, wie das »Orakel von Omaha«. Buffetts Berkshire Hathaway Portfolio lässt sich nicht eins zu eins ins eigene Depot übertragen.

Vor allem aber ist auf Warren Buffett Verlass. Er verfügt über unangreifbares Eigenkapital. Trotz seiner überragenden Erfolge hat er kein Ego-Problem. Er lässt seinen Beteiligungen unternehmerisch freie Hand. Seit 55 Jahren hat er dies bewiesen. Das hat weltweiten Seltenheitswert.

Es klingt natürlich gut, wenn man sich als weiser Investor gibt, der – genau wie Buffett – besonnen und langfristig sein Kapital verwaltet. Dem die Börsenturbulenzen nichts ausmachen. Der auch 2008 immer ruhig geschlafen hat. Der sich im Sommerurlaub August 2015 nicht über die plötzlich fallenden Kurse geärgert hat.

Doch die Frage ist: Sind Sie wirklich so gestrickt? Vor allem Geldanleger aus angesehenen Berufen oder vornehmen Kreisen, tun sich schwer, sich zu »outen«. Welcher Steuerberater oder Rechtsanwalt gibt gerne zu, dass er ein nervöser Zocker ist? Welcher Generalbevollmächtigte einer Industriellenfamilie bekennt mit Freude, dass er besonders von den unseriösen Spekulationen fasziniert ist?

Nach meiner langjährigen Erfahrung steht für mich fest: Es spielt keine Rolle, ob Sie dabei sind, ihre erste Aktie zu kaufen oder schon seit Jahren mit mäßigem Erfolg »hin und her wurschteln«. Eine Selbstanalyse ist das A und O. Und da hilft ihnen kein Bankberater oder Vermögensverwalter. Diese Leute werden Ihnen nicht schonungslos den Spiegel vorhalten. Wer an der Börse auf Dauer mit Freude und Erfolg sein Kapital investieren möchte, muss genau wissen, mit wem er es »auf der Kommandobrücke« zu tun hat. Sie selbst sind das eigentliche Risiko. Ihre Anlagestrategie muss mit ihrem Charakter und ihrer Natur übereinstimmen. Wenn Sie das schaffen, werden Sie sich in Ihrer Haut viel wohler fühlen. Und es würde mich gar nicht überraschen, wenn sich plötzlich auch Ihre Performance verbessert. Nur so werden Sie konsequent und systematisch Geld anlegen können. Andernfalls werden Sie immer wieder mit den Börsenstürmen aus der Kurve getragen werden.

Mein Tipp: Wenn Sie die Selbsterforschung ganz allein einfach nicht schaffen, dann laden Sie mal jemanden zu einem vertraulichen Gespräch ein, der Sie noch gut aus Ihrer Kindergarten- oder Grundschulzeit kennt. Damals waren Sie nämlich noch so, wie Sie wirklich sind. Erst danach fing es an, dass Sie »verbogen« wurden.

Tja, die Börse ist doch für vieles gut.

3. LANGFRISTIG INVESTIEREN – IM SCHLAFWAGEN REICH WERDEN

Vermögen basieren meist auf klugen Langfrist-Strategien und Durchhaltevermögen. Doch mit dem langfristigen Denken ist es nicht so einfach.

An der Börse genießen die erfolgreichen Langfrist-Investoren einen guten Ruf. Sie werden wie Dinosaurier betrachtet, die in einer fernen Zeit die Gunst der Stunde nutzen konnten. »Ja, damals in den 80er- und 90er-Jahren, ja da waren die Aktien noch billig zu haben.«

Dabei wird völlig übersehen, dass eine langfristige und konsequente Anlagepolitik ganz grundsätzlich die Chance auf einen Vermögenszuwachs deutlich erhöht. Dies ist leider in Vergessenheit geraten. Das Finanzsystem der Großbankenindustrie bevorzugt eher das kurzfristige Agieren bis zum nächsten Lattenzaun.

Wann hat Ihr Bank- oder Finanzberater Ihnen das letzte Mal zugeraten, eine attraktive Aktie oder einen erstklassigen Fonds mindestens zehn oder 20 Jahre im Depot zu behalten? Auch in Zeiten der Finanzturbulenz? Hat man Ihnen die schönen Erfolgsbeispiele aufgezeigt, wie sich solche Langfrist-Investmentansätze in jüngster Zeit für andere Anleger ausgezahlt haben? Noch nie? Es würde mich gar nicht wundern.

Dabei liegen die Erfolgsgeschichten auf der Hand. Schauen Sie sich die Kursentwicklungen über lange Zeiträume an und machen Sie sich klar, wie schnell diese Zeitabschnitte letztendlich vergangen sind. Ich möchte hier nur zwei Beispiele exemplarisch erwähnen.

Die Nestlé-Aktie notierte im April 2003 bei 18 Euro und ist bis zum April 2016 auf 65 gestiegen. Und an der Frankfurter Börse hat sich die Darmstädter Merck KGaA mit einem Wertzuwachs von 23 Euro auf 104 Euro ebenfalls außerordentlich gut entwickelt, in der Zeit vom März 2003 bis zum April 2015.

Dieses Muster gilt seit dem Zweiten Weltkrieg in Etappen von zehn bis 20 Jahren. Exorbitante Vermögenszuwächse dieser Art sind also keine Ausnahmeerscheinung der Jahre 2003 bis 2016. Neben den erfreulichen Kursanstiegen hat es zusätzlich bei vielen Aktien auch noch einen warmen Dividendenregen gegeben. Und zwar mit jährlich steigender Tendenz.

Viele Geldanleger wollen dies einfach nicht wahrhaben. Das gut gehütete Geheimnis wird nur selten gelüftet: Das geduldige Aussitzen in erstklassigen Werten war und ist die beste Methode, um mit seinem Kapital stressfrei voranzukommen. Ein Value-Investor-Freund von mir nennt es so: »Im Schlafwagen reich werden«.

Es erfordert ein Umdenken. Ziehen wir eine alte Formel zu Hilfe. Bei der Bestimmung der Aktienquote galt früher die Faustregel: »100 minus Alter«. Wer also 30 Jahre alt war, der sollte 70 Prozent seines Vermögens in Aktien anlegen. Wer 60 Jahre alt war, hingegen einen Aktienanteil von nur 40 Prozent halten. Analog wurde zum Thema »Haltedauer« gedacht.

Schon seit 20 Jahren empfinde ich uns als Pioniere im statistischen Niemandsland. In Zeiten einer immer besseren medizinischen Versorgung, bei einer Lebenserwartung, die durchaus die 100-Jahre-Grenze überschreiten kann, interpretiere ich das Wort »langfristig« anders als in meiner Jugend. Ich plädiere umso mehr für Langfrist-Perspektiven bei der Geldanlage, seit das Festzinseinkommen quasi auf »null« gesetzt worden ist.

Im bisherigen Schema ist es der typische Geldanleger gewohnt, lediglich im Lebensabschnitt von 40 auf 60 Jahre (unter Umständen) langfristig zu denken. Doch heute ist auch dem Sechzigjährigen anzuraten, erneut mit einer 20-Jahresperspektive zu investieren. Denn 80 Jahre alt zu werden, ist heutzutage keine Kunst.

Ich würde, gerade angesichts einer unsicheren staatlichen Rentenversorgung, grundsätzlich meine Anlagestrategie langfristig ausrichten. Unabhängig von meinem Alter. Auf dem Weg in eine echte finanzielle Unabhängigkeit reist es sich im Schlafwagen einfach bequemer.

4. EINFACH NICHTS TUN – EINE GUTE BÖRSENREGEL

Die alten Börsianer haben es schon immer gewusst: »Hin und her, macht die Taschen leer.« Die Broker- und Börsenbranche ist jedoch auf möglichst viele Transaktionen aus. Kluge Investoren zeichnen sich durch Besonnenheit und Ruhe aus. Sie befolgen einen Rat, den sie selten von Bankern zu hören bekommen: Einfach nichts tun!

Warren Buffett (85 Jahre) sagte einmal in Omaha: »Es gibt Zeiten an der Börse, in denen sich der brillante Investor durch Nichtstun auszeichnet.« Und auch sein Weggefährte Charlie Munger (91 Jahre) aus Kalifornien stellte fest: »Eine wirklich gute Aktie ist die, auf der man lange Jahre sitzen kann.« Das hat nichts mit einem Plädoyer für die Faulheit zu tun. Es wird aber meist verkannt, dass ein Vermögen nicht über Nacht entsteht. Es muss heranreifen. Statt nervös täglich die Börsenkommentare zu studieren, kann der besonnene Anleger mit seiner Zeit Besseres anfangen: lesen, Musik hören, etwas für die Gesundheit tun.

Der Aufbau eines Vermögens hat nichts mit Aktionismus zu tun. Es bedarf einer langfristigen Strategie. Es läuft auf eine einfache Formel hinaus: Vermögen bilden ist gar nicht so schwer, aber recht langweilig. Und es gibt auch heute noch solche Aktien, die dieses Langfrist-Potenzial bieten. Schauen Sie sich die Fielmann AG-Aktie mal an. In den vergangenen elf Jahren hat sich der Wert mehr als verfünffacht!

Der Jugendfreund meiner Großmutter, Walter Beiler, war in den Wirtschaftswunder-Jahren ein bekannter Freimakler mit Sitz an den Börsen in Frankfurt und Düsseldorf. »Was im Wald der Keiler, ist an der Börse Walter Beiler«, so wurde er in der Presse bezeichnet. Als junger Mann besuchte ich ihn 1973 in seinem Börsenkontor auf der Galerie des Düsseldorfer Börsensaals. Bedächtig und leise wies er mich auf einen Kollegen im Nachbarbüro hin, und sagte zu mir: »Pass auf, das ist ein wirklich großer Könner mit den Aktien. Der macht oft gar nichts.« Damals wunderte ich mich über diese Aussage. Heute, mehr als 40 Jahre später, weiß ich seinen Rat zu schätzen.

5. DAS MEISTE GELD VERDIENT MAN MIT DEM WORT »NEIN«

Innere Unruhe und Tagesnachrichten sind schlechte Ratgeber. Die Angst dominiert. Dabei ist der Schlüssel zum Geldverdienen leicht zu finden: das Wort »Nein«.

Ob man nun kauft oder verkauft. Die Versuchungen liegen am Wegesrand. Bombardiert von Tagesnachrichten aus der Finanzwelt lassen sich viele Geldanleger immer wieder in die Irre führen.

Dabei liegen die Quellen des Übels auf zwei Gebieten. Zum einen, getrieben von der Angst, Chancen zu verpassen, juckt es den Geldanlegern ständig in den Fingern, auf fahrende Züge aufzuspringen. Zum anderen werden die Investoren, durch die lauernde Sorge vor Verlusten, immer wieder zum Verkaufen und zum unnötigen Ausstieg aus Engagements verleitet. Aus Engagements, die es wert gewesen wären, langfristig zu behalten. Überall sind diese Phänomene zu beobachten: ein Aktionismus mit fatalen Folgen für das Ersparte. So lässt sich nichts Großes aufbauen.

Der alte Börsenspruch »Hin und her macht die Taschen leer« hatte schon seine Berechtigung. Nach wie vor basiert das meiste Einkommen in der Broker- und Börsenbranche auf Transaktionsgebühren. Das heißt: Je mehr gekauft und verkauft wird, umso mehr verdient die Branche. Ganz besonders ausgeprägt ist das in den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort erhalten die meisten angestellten Broker kein festes Monatsgehalt. Sie bekommen lediglich einen Prozentsatz von den Transaktionsgebühren, die ihre Kunden erwirtschaften. Deshalb ist es auch völlig sinnlos, von wenigen Ausnahmen abgesehen, einen Wertpapierberater zu fragen, ob man eine bestimmte Aktie verkaufen oder kaufen sollte. Das ist so, als wenn Sie ins Frisörgeschäft gehen und fragen, ob Sie wohl einen Haarschnitt haben sollten.

Ich habe das Glück, seit zwei Jahrzehnten mit Bankiers in der vierten Generation geschäftlich befreundet zu sein. Es sind zwei Brüder, in Paris und in der Schweiz aufgewachsen, die auch heute noch mit ihrer Privatbank voll umfänglich haften, auch mit ihrem Privatvermögen. Solche Geschäftsleute sind nur noch selten in unserer Zeit anzutreffen. Sie haben sich von jeher für internationale Qualität und Unabhängigkeit entschieden. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sie 60 Mitarbeiter, heute sind 62 Leute in der Bank. Mit Umsicht und viel Engagement betreiben sie ihr Bankgeschäft. Nicht weiter verwunderlich: Die Lehmann-Krise im Jahr 2008, der zahlreiche Banken zum Opfer gefallen sind und in der andere Institute nur durch die Hilfe von Politikern überlebt haben, ist an ihnen unbeschadet vorübergegangen.

Von klein auf haben sie zu Hause, sozusagen am Frühstückstisch, bei Gesprächen ihres Vater und Onkels mit spitzen Ohren zugehört. So bekamen sie mit, was in der Bankenwelt schlecht und gut lief. Eines der Prinzipien, das ihnen immer wieder nahegelegt wurde, war: »Boys, never forget, we make more money, saying – no«. Dieser simple Satz hat es in sich und trifft den Nagel auf den Kopf. Für den Investor ist es nun mal so: Dauerhaft erfolgreiche Geldanleger und Unternehmer vermeiden schlechte und mittelmäßige Geschäfte. Sie konzentrieren sich auf ein Gebiet. Dort wächst ihr Fachwissen und ihre Kompetenz. Und dort halten sie auch durch. Stehvermögen mit Know-how ist am Ende das, was den Unterschied ausmacht.

Nach meiner langjährigen Beobachtung liegt die Wurzel des schlechten Geldanlegens häufig im beruflichen oder privaten Umfeld. Besonders Menschen, die einem Beruf nachgehen, der oft als repetitiv oder langweilig betrachtet wird, sind stark gefährdet. Zahnärzte und Notare beispielsweise, um nur zwei Berufe zu nennen, sind an ihre Praxis- oder Büroräumlichkeiten gebunden. Nach ein paar Jahren im Beruf fehlt es ihnen an echten Herausforderungen. Das Einerlei des Tagestrotts ermüdet.

Da bietet sich das Geldanlegen, das Spekulieren, sozusagen als Flucht in eine andere Welt an. Der Nervenkitzel eines Finanzabenteuers wird unterbewusst regelrecht gesucht. Auch zu Hause ist nicht selten folgendes Szenario anzutreffen: Nach vielen Jahren des Familienlebens wird am Abendtisch von den Familienmitgliedern wenig Interesse an der beruflichen Tagesleistung gezeigt. Lob und Anerkennung gibt es kaum noch. Wie wohltuend sind da doch die Telefonate mit dem Anlageberater oder dem Vermögensverwalter. »Ja der, der hat noch Verständnis, der weiß noch zu schätzen, was ich hier so täglich leiste.«

Und so driftet mancher Erfolgsmensch als Dauer-Amateur ins Finanzgeschehen ab. Und in der Regel ist das Endergebnis immer das Gleiche: Im Boom kauft er mit vollen Backen auf hohen Kursen zu. Und im Crash, so 2008 und 2009, wird er ganz nervös und steigt schließlich genau zum Markttief aus. Er fühlt sich wie ein geschlagener Hund, ungerecht und schlecht behandelt.