Die Selbstwertmanufaktur - Carsten Stier - E-Book

Die Selbstwertmanufaktur E-Book

Carsten Stier

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Beschreibung

„Die Sprache des Glaubens ist in der [´blu:boks] BERLIN neben dem diakonischen Handeln immer die bedingungslose Annahme des Einzelnen, die einzige Sprache, die unsere Kinder verstehen." Torsten Hebel [´blu:boks] BERLIN – Die Selbstwertmanufaktur ist ein tragfähiges Konzept einer sozial-kulturellen Organisation, die durch eine „Kultur der Wertschätzung" das Selbstwertgefühl von jungen Menschen zwischen 5 und 17 Jahren stärken möchte. Indem ihre kreativen Begabungen in kostenlosen Workshops ans Licht gebracht und gefördert werden, erfahren sie vor allem Anerkennung, Respekt und Wertschätzung. Das Buch – Die Selbstwertmanufaktur von [´blu:boks] Leiter Carsten Stier gibt einen tiefen Einblick in die Entstehung, das Konzept und die Arbeit der [´blu:boks] BERLIN. Damit vermittelt es ein Modell, wie soziale Not gelindert und eine neue Art der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aufgebaut werden kann, die auf den Werten des christlichen Glaubens basiert. Es zeigt mutmachende Schritte auf, wie Menschen an ihrem Ort Veränderung bewirken und authentische Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen aus sozial-benachteiligten und religionslosen Kontexten aufbauen können.

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Seitenzahl: 169

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Carsten Stier

Die Selbstwertmanufaktur

['blu:boks] BERLIN: ein sozial-kulturelles Projekt zur Förderung von Kindern und Jugendlichen - das Konzept für eigene Projekte

buch+musik

In unseren Veröffentlichungen bemühen wir uns, die Inhalte so zu formulieren, dass sie Frauen und Männern gerecht werden, dass sich beide Geschlechter angesprochen fühlen, wo beide gemeint sind, oder dass ein Geschlecht spezifisch genannt wird. Nicht immer gelingt dies auf eine Weise, dass der Text gut lesbar und leicht verständlich bleibt. In diesen Fällen geben wir der Lesbarkeit und Verständlichkeit des Textes den Vorrang. Dies ist ausdrücklich keine Benachteiligung von Frauen oder Männern.

Dieser Titel entstand in Zusammenarbeit mit WERTESTARTER*, Stiftung für Christliche Wertebildung, Christliche Wertebildung gGmbH

Impressum

© 1. Auflage 2016

buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart

All rights reserved.

ISBN Buch 978-3-86687-170-0

ISBN E-Book 978-3-86687-171-7

Lektorat: Punkt.Landung, Mirja Wagner, Marburg

Umschlaggestaltung: buch+musik – Claudia Siebert, Kassel

Gestaltung und Satz: Benjamin Funk, Gan Ner, Israel

Bildrechte Umschlag: © PongsakornJun, iStock

Bildrechte Inhalt: ['blu:boks] BERLIN

Bildrechte Autorenfoto: Christiane Meyer

www.ejw-buch.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Hartmut Hühnerbein und Martin Knispel

Der Blick von außen von Germo Zimmermann

Die ['blu:boks] BERLIN

1. Das Leitbild, das Fundament und die Werte der Arbeit

1.1 Eine Einführung

1.2 Die christliche Ausrichtung der ['blu:boks] BERLIN

1.3 Die sechs Grundwerte der ['blu:boks] BERLIN

1.4 Denkanstöße

1.5 Erlebnisbericht

Von der NOT zur VISION zur KONZEPTION

2. Wie entstand die ['blu:boks] BERLIN?

2.1 Interview mit Torsten Hebel, dem Gründer der ['blu:boks] BERLIN

2.2 Denkanstöße

2.3 Erlebnisbericht

Von der KONZEPTION zur METHODE

3. Was macht die ['blu:boks] BERLIN?

3.1 Das Menschenbild

3.2 Die Kontextanalyse

3.3 Die sozialpädagogischen Inhalte

3.4 Die Wahrnehmungs- und Willkommenskultur

3.5 Die ästhetische Bildung

3.6 Denkanstöße

3.7 Erlebnisbericht

Von der METHODE zur PRAXIS

4. Wie arbeitet die ['blu:boks] BERLIN?

4.1 Leitungsstruktur

4.2 Mitarbeiterstruktur

4.3 Workshopstruktur

4.4 Regeln des Zusammenlebens

4.5 Räumlichkeiten

4.6 Sonderprogramme

4.7 Öffentliche Aufführungen

4.8 Elternarbeit

4.9 Finanzierung

4.10 Dokumentation

4.11 Öffentlichkeitsarbeit

4.12 Denkanstöße

4.13 Erlebnisbericht

Von der PRAXIS LERNEN

5. Welche Zwischenbilanz zieht die ['blu:boks] BERLIN?

5.1 Erfolge und Niederlagen

5.2 Fünf Stolpersteine auf dem Weg zum Erfolg

5.3 Erfahrungen aus den Bühnenproduktionen

5.4 Erlebnisberichte

… von Eltern
… von Mitarbeitenden
… von Ämtern und Schulen
… von Teilnehmenden

Vom WORT zur TAT

6. Warum es sich lohnt anzufangen!

Anhang

Verwendete und weiterführende Literatur sowie Links

Über den Autor

Danksagung

Alle Namen und Angaben zu den Teilnehmenden wurden aus Gründen des Schutzes ihrer Privatsphäre geändert.

Vorwort

Singen, Spielen, Tanzen, Werken, Musizieren, damit das Leben schöner und reicher wird. Diese Konzeption zur musischen Bildung passt auf die Rückseite einer Streichholzschachtel und beschreibt das musisch-kulturelle Konzept der ['blu:boks], das wir in dieser Starthilfe vorstellen.

Die Stiftung für Christliche Wertebildung (WERTESTARTER*) unterstützt einerseits Träger und Initiativgruppen, die in den Bereichen christliche Kindergärten, Schulen, Jugendarbeit und Mitarbeiterqualifizierung tätig werden wollen. Andererseits haben wir es uns auch zur Aufgabe gemacht, gelungene Beispiele bekannt zu machen, damit sie Nachahmer und Nachahmerinnen finden. Auch die Selbstwertmanufaktur in Berlin-Lichtenberg ist zwar ein Berliner Projekt, könnte aber auch in Köln, in München, in Düsseldorf und auch im ländlichen Raum zur Umsetzung kommen. Viele Christen sind initiativ und wollen helfen, das Bild unserer Gesellschaft durch Bildung und Ausbildung, die an christlichen Werten orientiert ist, zu verändern. Das Wollen ist das eine. Häufig bleibt eine hohe Motivation im Sand stecken, weil man nicht weiß, wie es geht. Das war für unsere Stiftung die Motivation, die Publikationsreihe „Starthilfe“ zu schaffen. Unsere Starthilfen kommen aus der Praxis und sind für die Praxis bestimmt. Carsten Stier ist Praktiker. Er hat jahrelang als pädagogischer Mitarbeiter in der ['blu:boks] mitgewirkt und ist seit 2016 der pädagogische Leiter. Pläne, Checklisten, pädagogische Fragen, Rechtsfragen, Anleitung der Mitarbeitenden – all diese Themen hat er selbst durchgemacht und sie nun beschrieben. Die wertvollen Denkanstöße, die er hier gibt, helfen bei der Verwirklichung eines eigenen Projektes, egal welcher Größe.

Der Initiator der ['blu:boks] ist Torsten Hebel, der 2009 mit dieser Arbeit unter benachteiligten jungen Menschen in Lichtenberg, einem Stadtteil Berlins, begann. Eine grundlegende Erkenntnis, die zu dieser Arbeit geführt hat, war die Tatsache, dass Kinder kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und ihre Entwicklung gefährdet ist, wenn sie nicht erkennen, dass sie wertvolle, geliebte und bejahte Menschen sind. Ein Schlüsselzitat von Albert Schweitzer lautet: „Wer den Weg kennt, der muss ihn auch gehen.“ Und so begann Torsten Hebel mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diesen Weg zu gehen, um jungen Menschen die Erfahrung der bedingungslosen Annahme zu vermitteln. Jeder darf in die ['blu:boks] kommen, wie er ist, niemand wird ausgeschlossen. So ist das Gebot der christlichen Nächstenliebe in diesem Projekt zur Tat geworden. Einer unserer Schlüsselbegriffe ist „Würde“. Jeder Mensch hat eine unverlierbare Würde. Gesunde und Starke, ebenso Bedürftige und Schwache, auch Ungeborene und Sterbende – jeder Mensch ist Gottes Ebenbild und hat eine eigene unveräußerliche und unantastbare Würde. Als WERTESTARTER* achten wir die Würde jedes Menschen, treten für sie ein und helfen mit, dass Menschen Chancen bekommen, die ihnen andere nicht geben: durch Erziehung und Bildung, durch Förderung und Begleitung. In der ['blu:boks] haben viele junge Menschen durch eine Kultur der Wertschätzung ihre Würde zurückbekommen, die ihnen die Lebensumstände, schwierige Verhältnisse, Ausgrenzung und Missachtung genommen haben. Wenn man die ['blu:boks] besucht, mit den Mitarbeitenden und den jungen Menschen spricht, stellt man fest, dass es eine Basis des Vertrauens gibt. Ohne Vertrauen ist Leben fast nicht denkbar. Wir leben vom Vertrauen zueinander und ohne Vertrauen kann der Mensch nicht leben. Vertrauen wird in der Kindheit gelebt und prägt das ganze Leben. Urvertrauen ist die Grundlage des Lebens. Und wenn dieses Vertrauen zerstört wird, dann führt es oft zur Resignation, zur Hoffnungslosigkeit und zu einer Reihe von Fehlverhalten. In jedem aggressiven und gewalttätigen Verhalten von jungen Menschen begegnet uns auch immer ein Hilfeschrei. Es ist ein langer Weg, bis junge Menschen ihre Würde wieder zurückgewinnen und ihr zerstörtes Vertrauen wieder neu aufgebaut ist. Mit dieser Starthilfe wollen wir als Stiftung Mut machen, dass Menschen den Weg der ['blu:boks] auch an anderen Orten gehen. Mit dieser Starthilfe wollen wir aber auch Danke sagen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen schwierigen und oft auch steinigen Weg gegangen sind, damit junge Menschen eine Perspektive gewinnen für ein gelingendes Leben.

Das Projekt ['blu:boks] ist mit dem Wertestern 2016 ausgezeichnet worden. Damit hat diese sozial-kulturelle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Würdigung und Anerkennung gefunden – herzlichen Glückwunsch.

Hartmut Hühnerbein

Vorstandsvorsitzender Stiftung für Christliche Wertebildung

Martin Knispel

Geschäftsführer

Die WERTESTARTER*, Stiftung für Christliche Wertebildung

Als Anstifter für mehr Werteorientierung hilft die Stiftung mit, dass in Deutschland und darüber hinaus der christliche Bildungsauftrag erfüllt wird. Insbesondere fördert die Stiftung die Gründung von christlichen Kitas und Schulen, sie unterstützt außerschulische Bildung und ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende in Gemeinden und Werken.

Mehr dazu unter: www.wertestarter.de

Der Blick von außen

Anerkennung, Respekt und Wertschätzung zu vermitteln und auf diese Weise den Selbstwert von jungen Menschen aus sozial benachteiligten Lebenslagen nachhaltig zu stärken – das ist das Anliegen der sozial-kulturellen Jugendarbeit ['blu:boks] BERLIN.

Seit nunmehr sieben Jahren engagiert sich die ['blu:boks] BERLIN für junge Menschen in sozialen Brennpunkten der Bundeshauptstadt Berlin. Ihrer Selbstbezeichnung nach versteht sie sich als „Selbstwertmanufaktur“. „Hybris“ wird der eine denken, „professioneller Marketing-Claim“ ein anderer. Doch wer die Angebote und die Atmosphäre der ['blu:boks] BERLIN einmal vor Ort erlebt hat, wird eines Besseren belehrt: Hier engagieren sich Menschen aus dem christlichen Glauben heraus für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen. Und das mit einer Liebe und positiven Ausstrahlung, die Hoffnung macht.

Wer diese Starthilfe zur Hand nimmt und aufmerksam liest, wird in dreierlei Hinsicht von der Lektüre profitieren:

Erstens bietet das Buch einen tiefen, offenen und ehrlichen Einblick in die Entstehung, den Aufbau, das Konzept und die Angebote der ['blu:boks] BERLIN.

Das erleichtert das Kennenlernen dieses „Best-Practice-Beispiels“ der sozial-kulturellen Jugendarbeit in unserer Hauptstadt. Gleichzeitig zeigt das Buch auf, wie ausgehend von der Vision eines Einzelnen eine Bewegung entstanden ist, die nachhaltig das Leben von jungen Menschen positiv beeinflusst. Das macht Mut, selbst die eigenen Visionen in den Blick zu nehmen, zu schärfen und in die Tat umzusetzen. Unterstützt wird dies durch Statements von Teilnehmenden, Eltern und Mitarbeitenden der städtischen Verwaltung. Auf diese Weise zeichnet der Autor Carsten Stier als neuer Leiter der ['blu:boks] BERLIN auf, welches Potenzial entfaltet werden kann, wenn jungen Menschen Raum für Wachstum und die nötige Unterstützung gegeben wird.

Zweitens ist das Buch eine Starthilfe im eigentlichen Sinn.

Durch die Darstellung der einzelnen Konzeptelemente der ['blu:boks] BERLIN und der Konkretion anhand von Erlebnisberichten, Interviews und Statements von Teilnehmenden wird exemplarisch aufgezeigt, wie soziale Not gelindert werden kann. Der klare Aufbau, der sich an den W-Fragen einer Projektentwicklung orientiert, erleichtert den Einstieg in das Buch. Für die Entwicklung von Sozialprojekten an anderen Standorten in Deutschland und darüber hinaus ermöglichen Reflexionsfragen am Ende der Kapitel als „Denkanstöße“ den Transfer für den Start einer eigenen Arbeit vor Ort. Damit verbleibt die Starthilfe nicht in einer Darstellung eines Best-Practice-Beispiels, sondern ermöglicht ein exemplarisches Lernen und die reflektierte Anwendung für eigene Projekte in Vereinen, Kirchengemeinden oder der Gesellschaft. So werden hilfreiche Tipps zur sozialräumlichen Kontextanalyse ebenso aufgezeigt wie konkrete Ideen für ein Fundraisingkonzept.

Drittens zeigt die ['blu:boks] BERLIN mit ihrem Konzept gewissermaßen eine neue Art der christlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auf:

Denn wie kann und soll die Botschaft des christlichen Glaubens jungen Menschen vermittelt werden, die in einem oftmals religionslosen Kontext aufwachsen? Der Ansatz, über praktizierte Nächstenliebe als „Kultur der Wertschätzung“ jungen Menschen zu begegnen und aus dem christlichen Glauben heraus zu handeln, ist für manche sicher herausfordernd. Gleichzeitig folgt dies der Weisheit: „Dein Leben redet mehr als das, was du sagst.“ Dem christlichen Glauben, der den Menschen als einzigartiges Geschöpf Gottes mit Talenten, Begabungen und Potenzial ausgestattet sieht, durch die Vermittlung von Anerkennung, Respekt, Wertschätzung, Liebe und Hoffnung zu begegnen, fragt nach der Sichtbarkeit des individuellen Glaubens der Mitarbeitenden in der Praxis.

Dass die vorliegende Starthilfe ebenfalls aufzeigt, wie sich die ['blu:boks] BERLIN seit ihrer Entstehung ständigen dynamischen Handlungsprozessen unterworfen sieht und zum Teil auch kurz vor dem Scheitern stand, verdeutlicht, dass es nicht das eine Patentrezept gibt, sondern ausgehend von der Vision immer wieder geprüft werden muss, wie diese unter den aktuellen Gegebenheiten, mit den derzeitigen finanziellen Ressourcen, Mitarbeitenden und Teilnehmenden Realität werden kann. Jede Vision gewinnt Gestalt durch den ersten mutigen Schritt einer einzelnen Person. Mit dem vorliegenden Buch wird dieser Schritt realistischer.

Prof. Dr. Germo Zimmermann

CVJM-Hochschule Kassel

1. Das Leitbild, das Fundamentund die Werte der Arbeit

1.1 Eine Einführung

Die ['blu:boks] BERLIN ist eine sozial-kulturelle Kinder- und Jugendeinrichtung mit Hauptsitz in Berlin. Sie entdeckt und fördert die kreativen Begabungen junger Menschen, die wenig Zugang zu kultureller Bildung haben.Ihr Ziel ist es, das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen zu entwickeln und zu stärken, damit sie auf dieser Grundlage aktive und hoffnungsvolle Mitgestaltende der Gesellschaft werden.„Wir sind davon überzeugt: Jeder hat ein Talent, das gefunden und gefördert werden möchte“, lautet die Kernaussage der ['blu:boks] BERLIN.

Die Arbeit

Die ['blu:boks] BERLIN bietet Kindern und Jugendlichen ab 8 Jahren wöchentliche, kostenlose Workshops in den Bereichen Musik, Tanz, Schauspiel, Kostümdesign, Musikproduktion, bildende Künste und Multimedia an. In diesen Workshops entwickeln die Teilnehmenden mit professionellen Künstlern und Künstlerinnen Projekte wie Rap-Songs, Musikvideos, Kostüme, Theaterstücke, Hörspiele und Choreografien. Die Ergebnisse dieser Projekte fließen in die Entwicklung und Aufführung einer abendfüllenden Bühnenproduktion ein, die auf einer professionellen Berliner Theaterbühne zur Aufführung kommt. Da der Grundstein für die Entwicklung des Selbstwertgefühls eines Kindes früh gelegt wird, hat die ['blu:boks] BERLIN als Zusatzangebot für jüngere Kinder von 5 bis 7 Jahren ein eigenes erlebnispädagogisches Bewegungs- und Spielangebot konzipiert, das Gruppenerfahrungen wie gemeinsames Singen, Kochen und Spielen beinhaltet.

In allen Angeboten steht die Wertschätzung der Kinder und Jugendlichen im Vordergrund. Der Betreuungsschlüssel zwischen Teilnehmenden und Mitarbeitenden ist hoch und ihre Arbeit auf Kontinuität, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit angelegt. Der Aufbau und die Intensivierung der Beziehung zu den Teilnehmenden ist neben den kreativ-künstlerischen Aspekten ein gleichwertiger Teil der Arbeit. Um den Kindern und Jugendlichen bei persönlichen Problemen zu helfen, sind „Lifecoaches“, ausgebildete Pädagogen und Pädagoginnen, jederzeit ansprechbar. Sie begleiten die Kinder bzw. Jugendlichen in den Workshops, auf den Freizeitcamps und bei Problemen im Alltag.

Sechs hauptamtliche Mitarbeitende, sieben Honorarkräfte und zwanzig Ehrenamtliche sind für die Einrichtung tätig, welche sich ausschließlich durch Spenden und Förderungen finanziert.

Der Name

Die „Blue Box“-Technik ist ein Verfahren in der Film- und Fernsehproduktion, das ermöglicht, Gegenstände oder Personen nachträglich vor einen anderen Hintergrund zu setzen. Die ['blu:boks] BERLIN verändert den Hintergrund von Kindern und Jugendlichen durch persönliche Begleitung, ästhetische Bildung und kreative Förderung. Ein neuer Hintergrund von Werten und vor allem Liebe wird somit nachträglich in die Biografien der Kinder und Jugendlichen eingearbeitet, damit diese einer hoffnungsvolleren Zukunft entgegensehen können.

Der Ort

Die ['blu:boks] BERLIN arbeitet im Stadtteil Fennpfuhl des Berliner Bezirks Lichtenberg, der als sozialer Brennpunkt gilt. Lichtenberg ist der am zweitdichtesten besiedelte Stadtteil Berlins. 45% der unter 15-Jährigen sind von Kinderarmut betroffen. 46% der unter 18-Jährigen haben in diesem Stadtteil einen Migrationshintergrund.

Viele Kinder und Jugendliche, die in die ['blu:boks] BERLIN kommen, wohnen in Sozialwohnungen. Die meisten Familien dieser Kinder und Jugendlichen bestreiten ihren Lebensunterhalt aus Sozialleistungen. Sie sind von Arbeitslosigkeit betroffen oder verdienen ihr Einkommen auf dem Niedriglohnsektor. Der Anteil der alleinerziehenden Elternteile ist hoch, was teilweise mit Überforderung bei der Erziehung und starkem finanziellen Druck einhergeht. Jugendliche, die die Schule verlassen, sind oft nicht ausreichend auf die Ausbildungs- und Berufswelt vorbereitet und haben starke Defizite in den Bereichen der emotionalen und der sozialen Kompetenzen. Künstlerische und kreative Bildungsangebote in den Schulen sind rar. Kostenpflichtige Alternativangebote können von den Eltern aus finanziellen oder anderen Gründen oft nicht ermöglicht werden.

1.2 Die christliche Ausrichtung der ['blu:boks] BERLIN

„Wir wollen Lobbyarbeit für die Menschen leisten, die keine Lobby haben. Denn genau das hat Jesus getan.“

Martin Schaefer, Geschäftsführer der ['blu:boks] Kinder- und Jugend gGmbH

Die ['blu:boks] BERLIN ist eine Einrichtung, die von Christen geleitet wird. Dreh- und Angelpunkt der Arbeit ist der vom christlichen Glauben her begründete Zuspruch von Liebe und Hoffnung und praktisch erlebbare Annahme eines jeden.

Torsten Hebel, Gründer der Arbeit, schreibt dazu in seinem Buch „Freischwimmer“: „Viele Christen sind sich einig, dass die Kirche, und damit meinen sie eigentlich den Glauben, in einer großen Krise steckt. Vor allem in einer Relevanz- und Wertekrise. Das Paradoxe an diesem Zustand ist, dass das Bedürfnis nach Orientierung in unserer Gesellschaft stetig und global wächst. Überall auf der Welt sind aus diesem Grund fundamentalistische und radikale Strömungen auf dem Vormarsch.Ich habe mit der ['blu:boks] BERLIN den Versuch gestartet, christliche Werte wie Vertrauen, Liebe und Hoffnung in jungen Menschen wachsen zu lassen. Denn ich bin davon überzeugt, dass diese Kinder dann später als Erwachsene Vertrauen, Liebe und Hoffnung verkörpern. Die Liebe ist der wichtigste dieser drei Werte. Aber um lieben zu können, muss ich zunächst einmal Liebe erfahren haben. Lieben setzt geliebt werden voraus!Doch wie erleben Kinder und Jugendliche Liebe? Was brauchen sie, um sich geliebt zu fühlen? Liebe und dabei gelebte Anerkennung und Wertschätzung ihrer eigenen Person. Und genau diese Wertschätzung wird mir durch Jesus vor Augen geführt.“1Die ['blu:boks] BERLIN orientiert sich in ihrer Ausrichtung am biblischen Zeugnis des Wirkens von Jesus Christus und seinem Umgang mit den Menschen der damaligen Zeit:„Seine Wertschätzung und Anerkennung drücken sich ganz unterschiedlich aus. (...) er macht sich Mühe, in ihrem System zu argumentieren, und begegnet ihnen auch hier mit Wertschätzung und Anerkennung.“2

Das Fundament der Arbeit wurde vor allem anhand des biblischen Verständnisses von ganzheitlicher und karitativer Annahme hin konzipiert. Hebel erklärt im Gespräch: „Wer uns einmal besucht hat, wird erkennen, in welchem Maße die ['blu:boks] BERLIN christlich geprägt ist.Uns ist wichtig, dass Menschen in einen Lebensstil der Heilung, der Liebe und der Wertschätzung hineinwachsen und sie so zu hoffnungsvollen Mitgestaltern dieser Gesellschaft werden. Für uns sind die Schlagwörter Heilung, Befreiung und Hoffnung auf einen ganzheitlichen Lebensstil zurückzuführen. Denn jeder Mensch, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung oder religiösem Bekenntnis ist von Gott geliebt und hat Hoffnung verdient. Es geht für uns beim Christsein nicht um bloße verbale Bekenntnisse, sondern auch um ein Bekennen, welches sich in einem Lebensstil der bedingungslosen Liebe, Annahme und Vergebung widerspiegelt. Es geht letzten Endes beim Christsein immer um die hoffnungsvolle, ganzheitliche Gestaltung des Lebens.“

Die ['blu:boks] BERLIN sieht sich als ein Refugium für Kinder und Jugendliche, in dem sie Hoffnung tanken können. Diese Hoffnung ist darauf zielgerichtet, dass das Leben gelingt. Damit sehen sich die Mitarbeitenden der ['blu:boks] BERLIN in dem Rahmenauftrag des Evangeliums: Menschen zu befähigen, so zu leben, wie Jesus gelebt hat! Der Auftrag einer christlichen Gemeinde oder einer Kirche geht darüber hinaus. Aber die ['blu:boks] BERLIN ist keine Kirche. Sie ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und hat sich in diesem Kontext an bestimmte Rahmenbedingungen zu halten. Hier spielt die Religionsmündigkeit laut Gesetzgebung eine große Rolle. Hebel erklärt: „Darüber hinaus hat mich aber immer die Frage beschäftigt, wie der Glaube an Jesus für religionslose Menschen, und damit haben wir es in überwiegender Mehrheit in unserem Kiez zu tun, erlebbar gemacht werden kann. Die Sprache des Glaubens ist in der ['blu:boks] BERLIN neben dem diakonischen Handeln immer die bedingungslose Annahme des Einzelnen, die einzige Sprache, die unsere Kinder verstehen. Wir schaffen Erlebnisräume, in denen die religiös aufgeladenen Begriffe wie Glauben und Vertrauen, Buße (in der eigentlichen Bedeutung von „Sinnesänderung“), Hoffnung (als gelebter Optimismus in die Zukunft) und Sünde (im Sinne von Zielverfehlung) ganzheitlich begriffen und erlebt werden können. All diese Voraussetzungen braucht es, um Liebe zu erfahren, zu leben und weiterzugeben.“

Die ['blu:boks] BERLIN setzt voraus, dass jeder Mensch lernen muss, sich selbst zu lieben, damit diese Liebe auch an andere weitergegeben werden kann. Junge Menschen, denen aufgrund von gesellschaftlichen Systemen und familiär schwierigen Situationen der Glaube an sich selbst und ihr eigener Wert rudimentär genommen wurden, brauchen einen Ort, an dem sie Wertschätzung und Anerkennung erfahren, um in die Lage versetzt zu werden, sich mit dem Leben allumfassend auseinandersetzen zu können.

Die ['blu:boks] BERLIN zielt genau hierauf ab. Sie schafft ein niederschwelliges, sozialräumlich orientiertes und kulturelles Angebot, in welchem die Mitte so attraktiv ist, dass sie junge Menschen automatisch anzieht und nachhaltig prägt.

In einem Vortrag in Berlin im November 2014 stellte Professor Dr. Rüdiger Gebhardt, Rektor der CVJM-Hochschule Kassel, zehn Thesen zur Diskussion, die die Wertegrundlage der ['blu:boks] BERLIN sehr gut widerspiegeln:

Zehn Thesen als Grundlage zur Diskussion3

1. Der christliche Glaube befindet sich in unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation in einer dreifachen Krise: in einer Traditionskrise, in einer Relevanzkrise und in einer Wertekrise.

2. Zugleich steigt der Orientierungsbedarf: Tragfähige Werte werden mehr denn je gebraucht und ersehnt.

3. Auf diesem Hintergrund ist es Zeit für eine christliche Bildungsoffensive, die sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich: Orientierungswissen zu generieren.

4. Orientierung wird vor allem dort möglich, wo christliche Werte in Form von „Herzensbildung“ vermittelt werden.

5. Christliche Werte sind: Glaube, Liebe, Hoffnung, aber die Liebe ist der größte von ihnen.

6. Lieben setzt Geliebt-Werden voraus. Christliche Werte-Bildung basiert deshalb auf erfahrener Wert-Schätzung. Wert-Schätzung braucht als allererstes „erlebte Wertschätzung“ der eigenen Person.

7. Christliche Werte werden in Bildungsprozessen nicht nur kognitiv, sondern vor allem affektiv und erfahrungsbezogen angeeignet.

8. Ebenso bedeutsam für werteorientierte Bildungsprozesse ist daher eine ausgewogene Theorie-Praxis-Balance.

9. Gute christliche Bildungsarbeit ist daher immer implizit missionarisch.

10. Bildung durch christliche Werte hat transformative Kraft und ist insofern eine Hoffnung für unsere Gesellschaft.

Genau diese transformative Kraft der Gesellschaftsveränderung strebt die ['blu:boks] BERLIN mit ihrer Arbeit in Berlin-Lichtenberg an. Ziel ist es, mit Kindern und Jugendlichen Leben einzuüben, das wertebasiert ist und Orientierung gibt.

1.3 Die sechs Grundwerte der ['blu:boks] BERLIN

Die Einrichtung hat sich sechs Grundwerte für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als Maßstab gesetzt. Diese Werte durchdringen alle Arbeitsbereiche und das Miteinander. Jeder Arbeitsbereich und jedes Angebot werden anhand dieser Werte regelmäßig überprüft. Auch das Zusammenleben in der Mitarbeiterschaft sowie darüber hinaus das Auftreten gegenüber den Repräsentanten und Repräsentantinnen im Stadtteil, dem Jugendamt und Kooperationspartnern werden in diese Grundwerte mit eingeschlossen.

Respekt

Wir behandeln jedes Kind und jeden Jugendlichen / jede Jugendliche sowie jeden Mitarbeiter / jede Mitarbeiterin mit Respekt.

• Unsere respektvolle Haltung schließt bedenkenloses egoistisches Verhalten aus.

• Wir schauen von uns selbst weg auf unsere Kinder und Jugendlichen.

• Wir stellen Fragen, statt Antworten zu geben.

• Wir unterstellen erst einmal Gutes.