Die Sexquelle und andere heiße Erotik-Kurzgeschichten - LUST authors - E-Book

Die Sexquelle und andere heiße Erotik-Kurzgeschichten E-Book

LUST authors

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  • Herausgeber: LUST
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

"Mark drückt mich sanft auf den Rücken. Sein Körper liegt schwer und warm auf meinem Körper. Marks Schultern sind breit, die Arme stark. Meine Finger tasten über seinen Rücken und finden die weiche Kluft zwischen den Schulterblättern. Unsere Körper bewegen sich im Takt. Wie zwei Blätter im Wind. Unberechenbare Böen haben uns hierhin und dorthin geweht, und jetzt sind wir hier, zusammen."Die junge Maya ist gerade erst nach Kopenhagen gezogen. Es fällt ihr schwer, sich in der neuen Stadt zurechtzufinden, und sie kommt nur schwer mit Männern in Kontakt. Rastlos und voller Sehnsucht bewegt sie sich durch die Straßen auf der Suche nach Leidenschaft und Liebe ...Diese Sammlung enthält diese und die folgenden erotischen Kurzgeschichten:Vakuum Die Panne Der Chefin zu Diensten Der Sündenberg Die Sex-KreuzfahrtDer Lehrer Spiel mit dem Feuer Gute Nachbarschaft Sommersonnenwende Miss Sexy In aller Freundschaft Die Überraschung Vier gewinnt Ein Whirlpool und drei Champagnergläser Riskantes Verlangen Die Sexquelle Q -

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Seitenzahl: 426

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LUST authors

Die Sexquelle und andere heiße Erotik-Kurzgeschichten

Übersetzt von LUST translators

Lust

Die Sexquelle und andere heiße Erotik-Kurzgeschichten

 

Übersetzt von LUST translators

 

Titel der Originalausgabe: Die Sexquelle and Other Steamy Erotic Short Stories

 

Originalsprache: Schwedisch

Coverimage/Illustration: Shutterstock

 

Copyright ©2022, 2023 LUST Autoren und LUST

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728407776

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung des Verlags gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Vakuum - Erotische Novelle

Mark stellt sich hinter mich und vergräbt seine Nase in meinem Haar.

„Du hast ja eine schöne Aussicht“, sage ich.

„Was kann man denn von deinem Fenster aus sehen?“

„Nur den Artillerivej, Autos und Asphalt. Ich wohne nun mal nicht so weit oben wie du.“

Die alte Strandwiese des Amager Fælled sieht aus, als sei sie unendlich. Wie ungezähmt erstreckt sich die Natur bis zum Horizont und darüber hinaus. An einem der ersten Tage nach meinem Einzug hatte ich einen Spaziergang unternommen. Eigentlich sollte es nur ein kleiner Abstecher werden, nachdem ich im Supermarkt einkaufen war, aber ich verlief mich und irrte stundenlang herum, während die Griffe der Plastiktüte sich tiefer und tiefer in meine Handfläche gruben. Irgendwann rissen die Griffe. Die Tiefkühlpizza war angetaut und floss geradezu aus ihrer Pappschachtel.

Ich erreichte einen Hügel, fast schon einen kleinen Berg, und von dessen Gipfel konnte ich ganz Kopenhagen sehen. Mir wurde bewusst, wie winzig klein ich war und wie viele Kopenhagenerinnen und Kopenhagener es gab. Doch ich fühlte mich auch als ein Teil von etwas Größerem. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich sei ein Baum. Dass meine Füße sich im Boden verwurzeln und mich auf ewig hier binden würden – an den Gipfel dieses Hügels. Ich weiß nicht, wie lange ich so dagestanden hatte. Offensichtlich zu lange, denn plötzlich legte ein Spaziergänger mit Hund die Hand auf meine Schulter und fragte, ob denn alles in Ordnung sei.

Mark massiert meine Schultern. Mein Hals wird länger, und Mark küsst ihn zärtlich. Seine Bartstoppeln kratzen, seine Lippen sind weich, er atmet tief durch die Nase ein und wieder aus, und die warme Luft ergießt sich wie ein Wasserfall über mein Schlüsselbein und über meinen Busen. Ich schließe die Augen. Für eine Viertelsekunde drängt Jakob sich in meine Gedanken – wie eine Fliege, die mich ärgert, sich auf meiner Haut niederlässt und unangenehm kitzelt. Ich schüttele den Kopf, und der Gedanke verflüchtigt sich.

***

Die Tür zu Jakobs Wohnung stand bereits einen Spalt breit offen, als ich die Treppe heraufkam. Ich trat die Schuhe auf der Fußmatte ab und räusperte mich, während ich überlegte, ob er wohl davon ausging, dass ich stehen blieb und wartete oder ob ich einfach hineingehen und zuvor die Sandalen ausziehen sollte. Bietet er mir wohl etwas zu trinken an und hofft insgeheim darauf, dass ich ablehne? Sollte er fragen, würde ich sein Angebot sowieso dankend ausschlagen. Ich würde mich cool geben. Unbeschwert cool, das Haar zu einem widerspenstigen Dutt zusammengebunden. Ich trug das geblümte Kleid, das es Jakob schwer machte, klar zu denken. So hatte er es selbst ausgedrückt, als er mich zum ersten Mal darin gesehen hatte – unmittelbar, bevor er es anhob und seine Hand in mein Höschen schob. Es war erst ein paar Wochen her, aber es kam mir vor, als sei ein ganzes Jahr vergangen.

„Maya … Was machst du denn hier?!“ Es war Ulrike, eine von Jakobs Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern, die endlich bemerkt hatte, dass ich in der Tür stand.

Ich hielt die Einkaufstüte hoch. „Jakobs Sachen“, sagte ich.

Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und schob die Unterlippe vor. Ich rang mir ein Lächeln ab.

„Jakob!“, rief sie. „Du hast Besuch!“ Sie warf mir einen letzten mitleidigen Blick zu und schlurfte in die Küche.

Irgendetwas stimmte hier nicht ganz. So kam es mir immer vor, wenn ich in Jakobs Wohngemeinschaft auftauchte. Jedes Mal beschlich mich der Eindruck, ich würde einen alten Schwarzweißfilm ansehen, der nachträglich koloriert worden war. Oder als würde ich einem sehr schlechten Coversong lauschen.

Die Wohnung befand sich in einer alten Villa. Stuck zierte die Decken, es gab große Fenster und gebohnerte Holzböden – und bewohnt wurde sie von fünf Studierenden, von denen keiner einen ausgeprägten Sinn für Ordnung besaß. Ausgestattet war das Ganze mit sperrigen Möbeln in verschiedenen Varianten von schmutzigem Ikea-Weiß. Sobald ich die Wohnung betrat, ergriff das Gefühl Besitz von mir, besser auf der Hut zu sein.

Im Nachhinein betrachtet ging es in Wirklichkeit vielmehr darum, dass Jakob vergessen hatte, mir zu sagen, schon mit jemandem zusammen zu sein. Dieses Detail erschien ihm erst jetzt wichtig, nachdem er sein Studium in Aarhus zu Ende gebracht hatte und nach Kopenhagen zurückgekommen war.

Es hat nichts mit dir zu tun, hatte er mir in einer langen Nachricht ganz ohne Emojis versichert: Wirklich, du bist ein ganz fantastischer Mensch! Und es tut mir leid, dass es auf diese Weise endet.

Ich dachte mir bloß: Bla, bla, bla.

Unsere Beziehung war für einen solch klischeehaften Abschied, wie er uns jetzt bevorstand, einfach zu kurz gewesen. Es war erst drei Monate her, dass wir uns an einem Samstagabend in einer verrauchten Kneipe über den Weg gelaufen waren. Unsere Freundinnen und Freunde mussten alle nacheinander dem Abend Tribut zollen, und auf einmal saßen wir alleine da, und hinter einem schmutzigen Fenster irgendwo am Rande von Nørrebro ging die Sonne auf. Wir kauften Croissants im 7 Eleven und gingen zusammen die heruntergekommene Nørrebrogade entlang. An der Dronning Louises Bro trennten sich unsere Wege. Er gab mir einen Kuss auf die Wange, und ich gab ihm meine Telefonnummer. Es vergingen zwei Wochen, bevor er schrieb: Hej Maya, ich bin’s, Jakob. Erinnerst du dich noch an mich? An der Königin-Louise-Brücke trennten sich unsere Wege. Hast du heute Abend schon was vor? Wollen wir uns treffen?

Und ich antwortete innerhalb von fünf Minuten.

 

„Hej, Maya.“ Endlich ließ Jakob sich in der Tür blicken. Ich hatte ihn größer in Erinnerung. In dem verwaschenen T-Shirt wirkten seine Schultern ein wenig schmal, nichtsdestotrotz spürte ich ein Ziehen in der Magengegend.

„Hej“, krächzte ich.

In der Küche lachte jemand. Ulrike und eine der anderen, Signe wahrscheinlich. Ich hatte mir die ganzen Namen nie merken können. Beide schauten wir in Richtung Küche. Ich hatte eingeübt, was ich sagen würde und hatte mich dabei sogar mit dem Handy gefilmt. Ich hatte genau geplant, an welcher Stelle ich leichthin mit den Achseln zucken würde, um zu signalisieren, dass es wirklich keine große Sache war.

Dass er mir nicht besonders wichtig war, aber wir beide immerhin Spaß gehabt hatten. Dass ich nicht davon geträumt hatte, wir beide würden in ein paar Jahren der Stadt den Rücken kehren und in einer Holzhütte am Strand leben. Dass ich mir nicht ausgemalt hatte, wie wir Freunden und Bekannten meine erste Schwangerschaft kundtaten – vielleicht mithilfe eines dieser Bilder mit zwei großen Sicherheitsnadeln und in der einen davon eine kleine Sicherheitsnadel … Vielleicht war das auch ein bisschen zu kopflastig – und außerdem kitschig. Vielleicht sollten wir beide unsere Oberteile anheben – ich zeige stolz meine schwangere Kugel, und bei ihm schreiben wir: In Jakobs Bauch ist nur Lasagne. Oder so ähnlich.

Also es war wirklich keine große Sache. Ich fühlte mich nicht abgewiesen oder fallen gelassen oder wie ein beschissener Pausenclown, mit dem er sich die Zeit vertrieb, während die Liebe seines Lebens damit beschäftigt war, Selfies von sich mit Regenbogenhintergrund am Dach des Aarhuser Kunstmuseums ARoS zu machen, ohne auf irgendwelche beschönigenden Filter angewiesen zu sein.

Keine große Sache. Ich hatte alles geplant: Achselzucken, ein kurzes leichtes Lachen und dann die platonische Umarmung, bevor ich mich umdrehen würde, sodass er ein letztes Mal den Rückenausschnitt meines Kleides bewundern und es schwer haben konnte, klar zu denken.

 

„Willst du reinkommen?“, fragte er.

„Nein, nein. Ich bin sofort wieder weg. Ich wollte nur deine Sachen abliefern.“

Jakob nahm die Tüte. „Danke“, sagte er. „Ich dachte eigentlich, ich hätte dir gesagt, dass du das T-Shirt behalten kannst. Aber danke.“

„Keine Ursache“, sagte ich und machte eine seltsam mechanische Bewegung, die mehr an ein unfreiwilliges Zucken als an die Demonstration meiner Einstellung Keine große Sache erinnerte.

„Und sonst? Geht’s dir gut?“, fragte er.

„Ja“, sagte ich. „Ja. Es gibt nicht viel Neues. Oder doch. Ich habe eine Wohnung gefunden.“

„Ah, klasse.“

„Ja. Ein Zimmer. Am Bryggen.“

„Der Bryggen ist gut, echt.“

„Ja.“

„Man denkt immer, dieses Viertel sei ein ganzes Stück weg, aber das stimmt gar nicht. Man muss nur über die Langebro.“

„Ganz genau.“ Ich nickte.

„Echt cool, hinter der Straßenbrücke, nur sechs Spuren“, sagte er.

„Und wie läuft’s bei dir?“, fragte ich.

Seine WG-Genossinnen lachten wieder, und ich biss mir auf die Zunge und schluckte alles runter, was ich mir zu sagen vorgenommen hatte.

Dass ich dankbar für unsere gemeinsame Zeit sei. Dass ich ihm nur das Beste wünschte und mich für ihn freute, dass er und seine Ex wieder zusammen waren. Dass ich schon klarkäme. Dass ich angefangen hatte, wiederverwertbare Untersetzer zu häkeln, der Umwelt zuliebe, und dass ich versuchte, selbstständig Inhalt und Sinn in mein Leben zu bringen und diese Verantwortung nicht irgendwelchen dahergelaufenen Männern zu überlassen, denen ich zufällig begegnete – Letzteres hatte ich in der Frauenzeitschrift ALT for damerne in einem Artikel gelesen, den meine Mutter über Facebook mit mir geteilt hatte.

 

„Gut“, sagte er. „Bei mir läuft’s gut.“

Und wir dachten beide anscheinend dasselbe. Natürlich lief’s nicht gut, es lief glänzend. Seine Freundin war wieder eingezogen. Auf Instagram hatten sie ein Bild hochgeladen. Ich hatte es gelikt, weil ich offenbar starke masochistische Tendenzen in mir trug, und es dann dislikt, weil ich ihnen die Freude lieber doch nicht machen wollte. Schließlich hatte ich mich dazu entschieden, Größe zu zeigen und das romantische Bild zu liken, aber nicht auf eine selbstzerstörerische Art und Weise, sondern mehr aus dieser Haltung heraus: Lass die Kinder doch, sie wollen nur spielen, und ich stehe über den Dingen. Aber als wir uns Tür in Tür gegenüberstanden – peinlich bewusst, dass seine Mitbewohnerinnen mithörten –, war ich mir nicht mehr so sicher, ob die Botschaft hinter meinem Like klar zu erkennen war.

„Na dann“, sagte ich.

„Ja“, sagte er. „Und danke für die Sachen.“

„Schönes Wochenende noch“, sagte ich, meinte aber Schönes Leben noch.

„Danke“, sagte er. „Auch noch mal für die Sachen.“ Tatsächlich meinte er: Jetzt ist es aber echt an der Zeit, dass du die Kurve kratzt. So langsam wird’s peinlich.

Ich drehte mich um und ging und immerhin wusste ich, dass meine Rückenansicht eine fantastische Aussicht bot, die es ihm schwer machte, klar zu denken.

***

„Aber es ist schon ein bisschen klischeehaft“, sage ich.

„Was meinst du?“, fragt Mark.

„Dich meine ich.“

Er lacht und wartet darauf, dass ich mehr sage. Wir sitzen in seinem Bett. Ich habe seine Decke über meine Beine gezogen, und er reicht mir noch eine Weintraube. Seine Finger bleiben einen Augenblick lang an meinen Lippen hängen. Sie schmecken nach Salz, Schweiß und Haut und … Mann. Ich beiße die Weintraube in der Mitte durch, und süßsaurer Saft ergießt sich über meine Zunge.

Die Falten an seinen Augen werden tiefer, wenn er lächelt. Ich mag diese Krähenfüßchen, denn sie erzählen von all den Dingen, über die er gelacht hat. All seine guten Zeiten spiegeln sich in seinem Gesicht, und ich kann sie mit meinen Fingern streicheln.

„Diese ganze Älterer-Mann-jüngere-Frau-Geschichte. Vielleicht hast du eine Midlife-Crisis?“

„Vielleicht“, sagt er. „Keine Ahnung.“

„Du mästest mich verdammt noch mal mit Weintrauben.“

Er zuckt mit den Achseln und fingert noch eine Frucht vom Stiel. „Immerhin haben wir uns nicht über Tinder kennengelernt.“

Da hat er recht. Es ist anders als mit Jakob. Anders als mit Vincent. Anders als mit all den anderen. Wenn Mark mich berührt, fasst er nur mich an. Es gibt keinen Schutzschirm zwischen uns, keinen Filter. Fast noch nicht einmal Haut. Das, was zwischen uns steht, ist Zeit – die Jahre, die Mark gelebt hat und die noch vor mir liegen. Und wenn Mark die Decke anhebt und über mein Knie streichelt, über meine Schenkel, meine Hüfte, dann scheint die Zeit wiederum stillzustehen. Dann ist da nichts außer zwei Menschen in irgendeinem Bett irgendwo in Kopenhagen.

„Ich mag Klischees“, sage ich.

***

Nachdem ich die Villa mit Jakobs WG verlassen hatte und draußen in der Sonne stand, packte mich die Unruhe und trieb mich an. Schweiß trat mir auf die Stirn, es fühlte sich klamm und feucht an und sammelte sich in meinen Achselhöhlen und zwischen meinen Schenkeln. Nachdem ich in drei Läden gewesen war und die Kleiderständer durchwühlt hatte, ohne darauf zu achten, welche Materialien und Farben durch meine Hände glitten, kaufte ich mir ein Slush-Eis und trank das knallbunte Wassereis so hastig, dass ich Kopfschmerzen bekam. Schließlich ließ ich mich auf einer Bank nieder und notierte Vincents Nummer wieder in meinen Kontakten.

Den Eintrag Vincent hatte ich schon vor einiger Zeit gelöscht, sicher aus einem triftigen Grund, den ich aber inzwischen vergessen hatte. Hingegen konnte ich mich an seine Telefonnummer problemlos erinnern. Ich konnte sie auswendig, hatte sie so oft eingegeben und wieder gelöscht, dass meine Finger sie tippten, ohne dass ich auch nur einen Moment lang hätte überlegen müssen.

Hej Vincent. Musste gerade an dich denken. Wie es dir wohl geht und so. Kuss

 

An den Nachmittag kann ich mich nur noch undeutlich erinnern. Ich gestehe es mir selbst auch nur ungern ein, aber die nächsten Stunden verbrachte ich mit nichts anderem, als auf eine Antwort von Vincent auf meine SMS zu warten.

Mit dem Rad fuhr ich zurück zum Bryggen. Hielt auf der Langebro an und machte ein Bild von der Aussicht von dieser Stadtautobahn übers Wasser. Ging ins Kaufhaus und besorgte mir eine Tüte Chips und eine Cola.

Zu Hause öffnete ich einen der Umzugskartons und glotzte auf die Sachen, die darin lagen. Eine feine Staubschicht bedeckte die Bücher, die Leselampe und die mich dauerhaft anlächelnde Wackelfigur des Hoptimisten, den ich von meinen Eltern bekommen hatte, als ich vor drei Sommern Studentin geworden war. Ich wohnte jetzt seit fast zwei Wochen hier, hatte aber noch nicht ausgepackt, abgesehen von meinen Anziehsachen, die in zwei Haufen vor meinem Bett lagen – einer mit schmutziger und einer mit sauberer Wäsche. Mein Bett war übrigens noch kein Bett, sondern eine Boxspringmatratze ohne Beine. Ich ließ mich darauf fallen und hielt das Telefon am ausgestreckten Arm über meinen Kopf. Wartete darauf, dass es vibrieren würde. Starrte abwechselnd auf meinen Facebookfeed und meine nackten Zimmerwände.

So verging wohl eine Stunde, vielleicht mehr. Irgendwann kam Paula nach Hause, in deren Wohnung sich mein Zimmer befand. Wir kannten uns noch gar nicht richtig. Ich hatte auf ein Angebot geantwortet, das sie auf einer Internetseite für Wohnungssuchende eingetragen hatte. Sie hatte zurückgeschrieben, ich klänge irgendwie nice, und für den Anfang könnte ich das Zimmer für sechs Monate mieten, als Probezeit sozusagen, mit der Möglichkeit zu verlängern, falls die Chemie stimmt und so weiter.

„Bist du zu Hause?!“, rief sie.

Ich stemmte mich von der Matratze hoch und brachte meine Haare in Ordnung.

„Hast du geschlafen?“, fragte sie, als ich kurz darauf in die Küche kam.

„Nur ein bisschen ausgeruht.“

Sie öffnete das Fenster. „Machst du bei dir im Zimmer bitte auch mal das Fenster auf?“

Ich nickte.

„Dann haben wir Durchzug, weißt du. Hier ist es etwas stickig.“

„Ja, klar.“

Sie lächelte. Ich kannte sie nicht, konnte also nicht wissen, ob es ihr normales Lächeln war, aber mit den zusammengepressten Lippen und der kleinen Falte über der Nasenwurzel kam es mir schon etwas künstlich vor. Jedes Mal, wenn sie mich so anlächelte, stellte ich mir vor, wie sich in ihrem Kopf ein Countdown abspulte, bis sie sich endlich eine neue Mitbewohnerin suchen konnte: noch fünf Monate und drei Wochen. Noch fünf Monate und zwei Wochen. Es war ein beständiges Problem in meinem Leben, dass ich im Internet viel nicer zu wirken schien, als ich es in Wirklichkeit war. Die Leute reagierten enttäuscht, wenn sie mir dann tatsächlich begegneten.

„Ach, übrigens hatte ich Zeit im Waschkeller reserviert, brauche sie aber jetzt doch nicht“, sagte sie. „Willst du sie übernehmen oder soll ich runtergehen und meinen Eintrag durchstreichen?“

Über die Schulter warf ich einen Blick auf die beiden Wäschehaufen in meinem Zimmer. „Nein, lass nur, ich übernehme!“

„Super. Morgen Vormittag um zehn. Falls noch Platz ist, könntest du die Spültücher mit in die Maschine stopfen“, fügte sie noch hinzu und verschwand in ihrem Zimmer. „Ach ja, schönes Kleid!“, rief sie durch die geschlossene Tür.

***

Die Zeit steht still. Wir hören auf zu existieren. Wir sind nicht mehr Mark und Maya. Wir sind kein älterer Mann und eine junge Frau. Wir sind zwei Körper, bis wir auch das nicht mehr sein werden. Ich setze mich rittlings auf ihn. Er legt die Stirn an mein Schlüsselbein. Meine Finger streichen durch seine silbergrauen Locken. Er hat einen besonderen Duft an sich. Nach Rauch, Salz und etwas, für das ich kein Wort finde. Junge Männer duften nicht so. Mit einer Hand umfasst er eine meiner Titten. Mein Herz pocht in seiner Hand. Die andere Hand tanzt über meine Rückenwirbel nach unten, als seien sie eine Treppe.

Ich küsse Mark auf die Stirn. Küsse die beiden tiefen Falten, die quer darüber verlaufen − all die Gedanken, die er gedacht hat. All die Bücher, die er gelesen hat. All die Frauen, die ihm schlaflose Nächte bereitet haben. Und jetzt bin ich hier. Jetzt dringt er in mich ein. Jetzt stöhnen wir simultan, jetzt flimmert es vor meinen Augen und vor seinen Augen. Woher sollen wir wissen, ob es etwas ist, das in uns passiert oder ob sich die Welt um uns herum tatsächlich auflöst?

***

Vincent antwortete gegen 19.00 Uhr: Haha. Hätte nicht damit gerechnet, noch mal von dir zu hören. Willst du ficken, oder was? ☺

Ich schaffte es nicht einmal, beleidigt zu sein. Aber immer doch, antwortete ich, und zehn Minuten später radelte ich wieder über die Langebro, dieses Mal in die andere Richtung.

Vincent trug eine Jogginghose und ein verwaschenes T-Shirt und sah trotzdem aus wie ein Filmstar. Haar und Augen verfügten über den exakt identischen Braunton, was dazu führte, dass er immer gestylt wirkte, egal welche Klamotten er anhatte. Und die waren meistens nicht einmal sehr stylish. An diesem Abend standen seine Haare in alle Himmelsrichtungen ab, als sei er eben erst aufgewacht. Mit der Hand fuhr er sich durch die verwuschelte Frisur und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Mit dir hätte ich echt nicht gerechnet“, sagte er wie zur Bestätigung seiner SMS.

„Du hast umgeräumt“, entgegnete ich.

Er blickte sich um, als bemerke er gerade zum ersten Mal, dass an der Decke im Flur eine Lampe angebracht worden war und ein Regal und ein Plakat irgendeiner Ausstellung im Louisiana Museum of Modern Art den Eingangsbereich verschönerten. „Bist du echt schon so lange nicht mehr hier gewesen?!“

Ich ließ mich an dem kleinen Klapptisch in der Küche nieder, und er machte sich daran, Nudeln zu kochen. Er entschied sich für ein Glas Pesto. Mit einem Löffel entfernte er eine Schicht Schimmel, bevor er die Nase in das Glas steckte und mit den Achseln zuckte.

„Ich habe keinen Hunger“, sagte ich.

„Sicher?“

Ich überlegte, etwas Witziges über die offensichtliche Gefährdung seiner eigenen Gesundheit zu sagen, die damit einherging, verschimmelte Speisen zu sich zu nehmen, war aber nicht in der passenden Stimmung. Vincent hingegen lächelte verschmitzt in sich hinein, während er aß. Ich nippte an meinem Wasser.

„Was grinst du so?“, fragte ich.

„Ich hatte nur einfach nicht damit gerechnet, dich noch mal zu sehen“, sagte er.

„Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber ist“, sagte ich.

„Nein, nein, nun sei mal nicht gleich sauer“, antwortete er. „Ich bin nur überrascht, weiter nichts. Positiv überrascht.“

Während er seinen Teller auf die Spüle stellte, legte ich mich in sein Bett. Das Fenster war gekippt, und ich konnte hören, wie sich unten auf der Straße zwei Männer anbrüllten. Allerdings konnte ich nicht ausmachen, ob es sich um einen ernsthaften Streit oder um derben Humor handelte. Ich schloss das Fenster und legte mich wieder hin.

Er erschien in der Tür und lächelte mich an. „Gut, dass du dich gemeldet hast. Das hier habe ich echt vermisst“, sagte er.

Vincent hob mein Kleid an und zog es mir über den Kopf. Ähnlich einem Fallschirm oder einer seltenen geblümten Qualle landete es auf dem Boden und breitete sich aus. Er küsste mich auf den Hals und auf die Schulter. Dann küsste er meinen Busen, nahm einen meiner Nippel in den Mund und legte seine Hände auf meine Taille. Es wirkte beinahe wie ein einstudierter Tanz.

Ich drehte mich um, und er drang von hinten in mich ein. Es kam mir vor, als würde der alte Skoda meiner Mutter auf dem Schotterparkplatz vor dem Sommerhaus der Familie vorfahren, als würde ich den Schlüssel unter der Keramikschildkröte auf der Terrasse hervorholen und die gewohnte Bewegung mit dem Handgelenk machen, die nötig war, um den verrosteten Türgriff zuerst nach oben und dann nach unten zu bewegen – eine Bewegung, über die ich nie nachdenken musste, ganz gleich wie viel Zeit seit dem letzten Besuch im Sommerhaus vergangen war.

Vincent prustete in mein Ohr, und ich überlegte, wie oft ich das Geräusch schon gehört hatte. Es erinnerte mich an das Gefühl, das mich überkam, wenn er und ich einen der gängigen Hollywoodfilme angeschaut hatten und mir es etwa zur Mitte des Films so vorgekommen war, als hätte ich das alles schon einmal gesehen, nur um dann festzustellen, dass ich den Streifen tatsächlich schon kannte.

Ich legte den Kopf auf sein Kissen. Es roch nach Spülmittel, und Vincents Mutter fiel mir ein, der ich einmal kurz begegnet war. Ich hatte ihre Hand gedrückt und gehofft, es bedeute etwas, dass wir uns im Flur ihres Sohnes begrüßten. Wie sich später herausstellte, war das nicht der Fall. Jedes Mal, wenn Vincent in mich stieß, schlug mein Kopf gegen die Wand, und auf eine bestimmte Art gefiel es mir. Wieder prustete er, und ich bemühte mich, als Reaktion darauf einen genussvollen weiblichen Laut von mir zu geben. Erschöpft und verschwitzt sank er über meinem Rücken zusammen, küsste meine Schulterblätter und zog sich dann aus mir zurück.

„Bist du gekommen?“, fragte er.

„Ja“, log ich.

Unten auf der Straße war immer noch Gebrüll zu hören. Von irgendwo weit weg drang die Sirene eines Krankenwagens zu uns.

„Was jetzt?“, fragte er.

„Ich bin etwas müde“, sagte ich.

„Du kannst gerne hier schlafen“, sagte er.

„Cool“, sagte ich.

„Jetzt?“, fragte er.

„Was jetzt?!“, fragte ich wieder.

„Willst du dich jetzt gleich hinlegen und schlafen? Oder wollen wir uns erst noch einen Film ansehen?“

„Schlafen, wenn das für dich okay ist?“

„Ich dachte nur, weil du den Code für Netflix geändert hast“, sagte er.

„Was?“, fragte ich.

„Ab und zu habe ich mir noch was über deinen Account reingezogen, aber auf einmal ging das nicht mehr.“

„Du hast über meinen Account Netflix geschaut?“

„Ja, aber dann hast du den Code geändert, nehme ich jedenfalls mal an. Du könntest dich doch jetzt einfach einloggen, und wir könnten uns noch irgendwas ansehen.“ Er lächelte mich an. Sein Mund war breit und seine Lippen weich. Mit dem Zeigefinger strich er mir über die Wange und spielte mit ein paar meiner Haarspitzen, und ich loggte mich mit meinem neuen Code ein.

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich, noch bevor er mir Frühstück anbieten konnte. In der Küche gab es sowieso nichts Essbares mehr, und vielleicht verabschiedete ich mich in Wirklichkeit, bevor sich zeigte, dass er mir nichts anbieten würde – oder bevor er mich fragen konnte, ob ich nicht schnell etwas einkaufen gehen wollte. Das war kein hypothetisches Szenario, genau das hatte er einmal getan!

 

Paula saß in der Küche, als ich nach Hause kam. Als ich sie sah, wurde mir bewusst, dass ich gestern vergessen hatte durchzulüften, aber sie sagte nichts. Sie sah von ihrem Computer auf, über den sie irgendwelchen Jazz abspielte, und zwinkerte mir zu.

„Wo warst du denn die ganze Nacht? Bei Jakob?“

Ich schüttelte den Kopf. „Mit Jakob ist es aus. Seine Ex ist wieder aufgetaucht.“

„Seine Ex?!“

„Ich war bei Vincent“, sagte ich.

„Wer ist das denn? Denk an die Reservierung im Waschkeller!“, sagte sie.

„Ja, alles unter Kontrolle“, antwortete ich.

Ich stopfte den Haufen Schmutzwäsche in zwei Ikea-Taschen und nahm die Hintertreppe, drei Stufen auf einmal.

Als ich in den Waschkeller kam, war ein Mann gerade dabei, Waschmittel in die Maschine zu kippen. Er war alt, vielleicht im Alter meiner Eltern, das graue Haar zurückgekämmt, und hatte einen dichten Bart im Gesicht. In seinen Augen glomm ein jungenhaftes Funkeln. Etwas Derartiges hatte ich bei meinen Eltern oder deren Freunden nie bemerkt. Auf einigen alten Fotos, die sie zeigten, als sie noch jung gewesen waren, konnte ich es zwar noch sehen, aber irgendwann war es plötzlich erloschen.

Ich hatte mich im Spiegel betrachtet, um zu sehen, ob das Funkeln denn in meinem Blick leuchtete. Hatte ich es noch? Wann würde es bei mir erlöschen? Oder durfte ich es für immer behalten? Bevor ich dem Mann im Waschkeller begegnete, hatte ich angenommen, Letzteres sei unmöglich. Das Funkeln gehört der Jugend gehörte, glaubte ich. Aber jetzt stand der Typ da und hatte zweifellos ein silbriges Glimmen im Blick.

Ich ließ die Ikea-Taschen auf den Boden fallen, und er sah mich an.

„Hattest du die Maschine reserviert?“, fragte er.

„Ja, das hatte ich tatsächlich“, sagte ich.

Er schaute auf die Uhr. „Tja, eigentlich ist es ja so, dass die Reservierung verfällt, wenn man mehr als zehn Minuten zu spät kommt …“

„Ich bin noch nicht zehn Minuten zu spät!“, erwiderte ich.

„Ach?!“, sagte er. „Das scheint mir aber schon der Fall zu sein.“

Beide blickten wir zur Uhr an der Wand. Genau in diesem Augenblick rückte der Zeiger mit einem gleichgültigen Seufzer eine Stelle nach rechts.

„Siehst du“, sagte er.

„Aber ich war ja schon da“, hielt ich dagegen. „Wenn du mich nicht aufgehalten hättest, hätte ich es noch geschafft.“

Er schob die Hände in die Taschen seiner Leinenhose und sah von mir zur Maschine und wieder zu mir zurück. Die Strahlen der Vormittagssonne fielen zum Fenster herein, das sich direkt unter der Kellerdecke befand, und färbten sein Haar blond. Er sah gut aus. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig. Als Kunstwerk wäre er zwar eine mit hitzigen Linien zu Papier gebrachte Bleistiftzeichnung gewesen, aber doch lag etwas Sanftes in seinem Blick. Eine Empathie und eine Vertrautheit, wie man sie normalerweise nur bei jemandem findet, den man gut kennt.

Er trat näher an mich heran, die Hände weiter in den Hosentaschen vergraben, das Kinn ein wenig angehoben und den Rücken durchgedrückt, sodass ich einen Eindruck von den grauen Haaren auf seiner Brust unter dem weißen T-Shirt mit V-Ausschnitt bekam. Er hob den Arm in meine Richtung, und einen Moment lang stand ich wie angewurzelt da und starrte ihn an, bis mir aufging, dass er mir die Hand geben wollte. Seine Hand war warm und groß und hielt meine fest.

„Du gewinnst“, sagte er. „Die Zeit gehört dir.“ Länger als notwendig sah er mir in die Augen, stand dichter vor mir, als man es normalerweise tat. Ich spürte seinen Atem auf meiner Stirn, und wahrscheinlich spürte auch er meine Atemzüge. Mir wurde bewusst, dass ich meine Zahnbürste bei Vincent vergessen hatte und es wohl vierundzwanzig Stunden her sein musste, dass ich mir die Zähne geputzt hatte. Ich fuhr mit der Zunge über die Vorderzähne und schluckte.

„Danke“, sagte ich und hob die Ikea-Taschen vom Boden auf.

„Darf ich?“, fragte er mit einer angedeuteten galanten Verbeugung, nahm mir die Tüten ab und füllte die Trommel mit meinen Sachen.

„Danke“, sagte ich noch einmal.

Er richtete sich auf, blieb mir gegenüber stehen und lächelte abwartend.

„Ich sagte danke“, sagte ich.

„Das habe ich wohl gehört. Lässt du mich bitte vorbei?“

„Ach so.“ Ich gab die Tür frei, und er schob sich an mir vorbei.

„Ich glaube, ich kenne dich bisher gar nicht“, sagte er.

„Ich bin erst vor Kurzem eingezogen. Zimmer acht.“

„Ich wohne hier schon seit zwanzig Jahren. Zimmer vierzehn, zweite Etage rechts.“

 

Er war nicht da, als ich die Sachen aus der Waschmaschine holte. Ich war mir nicht ganz darüber im Klaren, ob ich gehofft hatte, er würde sich im Keller aufhalten. Jedenfalls hatte ich mir die Zähne geputzt und Mascara aufgelegt. Während ich die Wäsche auf die Leine hing, kam mir sein Apartment in den Sinn. Ich dachte darüber nach, warum er mir seine Zimmernummer genannt hatte. Verband er damit eine Einladung? Wofür? Zum Tee? Ich lächelte und fragte mich, wie alt er wohl sein mochte. Bekam man mit 50 noch einen hoch? Nun ja, es gab Viagra, aber ob solche Typen, die in Leinenhosen herumliefen, Viagra brauchten? Oder benutzten sie stattdessen irgendein ätherisches Öl? Es konnte ja sein, dass er auf dieses Tantragetue stand … Ich kicherte und ließ eine Wäscheklammer an meiner Fingerkuppe zuschnappen.

Im Trockenraum war es dunkel und kühl. Die Stille wirkte zerbrechlich und geheimnisvoll auf mich – der Trockenraum war in meinen Augen eine Art Nichtraum. Hier gab es buchstäblich nichts. Auch keine Erwartungen an mich. Ich schloss die Augen, lehnte die Stirn an die kühle Kellerwand und zögerte die Begegnung mit dem grellen Sonnenlicht ein wenig hinaus, das mich auf der anderen Seite der Kellertreppe erwartete.

 

Ich schaute mir einen Porno an, kam aber nicht richtig in Stimmung. Immer wieder verkleinerte ich das Fenster auf dem Bildschirm und öffnete ein anderes. Die Tonspur lief weiter, während mich auf Facebook ein schier endloser Strom aus Clickbaits und Urlaubsbildern auf Zielseiten zu locken versuchte, deren Zugriffszahlen in die Höhe getrieben werden sollten – gleichzeitig das heisere Stöhnen und ein künstliches „Oh yeah, baby“. Schließlich nahm ich die Hand unter der Decke hervor und klappte den Computer zu. Ich roch an meinem Zeigefinger. Ein säuerlicher Duft aus meinem Innersten stieg mir in die Nase, aus Langeweile und Geilheit.

Es war Samstag. Es war Sommer. Jakob und seine Freundin hielten sich vielleicht am Strand auf oder sie nippten irgendwo an ein paar Drinks. Oder waren sie bei einem Open-Air-Konzert? Auf ihren Instagram-Profilen gab es nichts Neues, also lagen sie vielleicht einfach in der Kiste und vögelten.

Unten auf der Straße hatte man eine Großleinwand aufgestellt, und die Schlachtrufe und die grölenden Gesänge der Fußballfans riefen etwas in mir wach. Ein in meinem Bauch schlummerndes Tier schüttelte den Kopf und reckte den Hals. Es sehnte sich danach, den Mond anzuheulen. Ich schrieb eine Nachricht an meine Freundinnen – also an die Personen, die ich Freundinnen nannte. Einige andere von der Uni eben. Und einige vom Gymnasium, die ebenfalls nach Kopenhagen gezogen waren. Eine, mit der ich gemeinsam ein paar Schichten geschoben hatte, als wir in der Bäckerei gejobbt hatten, tickerte ich an: Hej Süße, lange her. Vermisse dich, Herzchen. Wollen wir uns irgendwo treffen und ein Bier trinken? Heute Abend. Kuss

Die meisten antworteten erst gar nicht. Die anderen schrieben allesamt, so kurzfristig bekämen sie das nicht hin, aber ein anderes Mal wirklich gerne.

„Fuck“, fluchte ich schließlich. Ich malte meine Lippen rot an und befreite meine Haare aus der Hochsteckfrisur.

„Willst du noch weg?“, fragte Paula.

„Nur ein kurzer Spaziergang“, sagte ich. „Kommst du mit?“

Sie schüttelte den Kopf. „Bringst du Chips mit, wenn du zurückkommst?“

„Auf meinem Bett liegt noch eine halbe Tüte.“

***

Mark drückt mich sanft auf den Rücken. Sein Körper liegt schwer und warm auf meinem Körper. Marks Schultern sind breit, die Arme stark. Meine Finger tasten über seinen Rücken und finden die weiche Kluft zwischen den Schulterblättern. Unsere Körper bewegen sich im Takt. Wie zwei Blätter im Wind. Unberechenbare Böen haben uns hierhin und dorthin geweht, und jetzt sind wir hier, zusammen. Ich küsse ihn flüchtig. Unsere Nasenrücken stoßen aneinander.

Unsere Blicke verflechten sich. Wie ein Spiegel in einem Spiegel, in einem Spiegel in einem Spiegel, in einem Spiegel. Blau, braun, blau, braun, blau, braun, blau, braun.

Ein Orkan bläst aus seinen Augen in Richtung meines Blicks – ein Tornado, der Bäume entwurzelt, Häuser zerstört, der uns in Schluchten stürzt, bis alles flimmert. Ich schreie. Ich klammere mich an seine Schulterblätter.

Gleich reißt der Sturm mich fort.

Aber ich glaube, ich verirre mich nicht noch einmal.

***

Ich mischte mich unter verschwitzte Männer, die sich die dänische Nationalflagge auf die Wange gemalt hatten, und versuchte, ihre Gesänge mitzujohlen. Als es mir endlich gelang, zu einem von ihnen Blickkontakt aufzunehmen, neigte ich den Kopf etwas zur Seite und lächelte verführerisch – so meinte ich jedenfalls, aber anstatt mein Lächeln zu erwidern, lachte er lauthals los und spuckte dabei etwas Bier auf sein beiges Polyester-T-Shirt.

„Zu wem hältst du?“, fragte ich.

Als Antwort deutete er auf das Wappen auf seinem T-Shirt.

„Ah, klar“, sagte ich. „Ich auch. Wollt ihr zum Public Viewing, um euch das Spiel anzusehen?“

Er tätschelte meine Schulter. „Ja, genau, das Spiel wollen wir uns ansehen, Schätzchen. Ist wirklich wichtig heute, und da darf die Fanbase sich nicht ablenken lassen. Ich fürchte, du wirst kein Glück haben bei dem, was du vorhast.“

„Wie bitte?! Was habe ich denn vor?“, fragte ich.

„Nun stell dich mal nicht dumm.“

„Was? Also mal ehrlich. Das Einzige, was ich zu dir gesagt habe, ist Hej!, jedenfalls fast. Glaubst du etwa, alle Frauen, die Hej zu dir sagen, wollen Sex mit dir?“

„Öh …?“ Der Mann blinzelte überrascht. „Du wirkst nur so … Du weißt schon …“

Ich stemmte die Hände in die Hüften und zog die Augenbrauen hoch. „Nein, ehrlich gesagt weiß ich nicht, aber ich bin wirklich neugierig darauf, wie du diesen Satz zu Ende bringst.“

Ein paar seiner Freunde klopften dem Kerl auf die Schulter.

„Findet ihr das etwa witzig?!“, fragte ich, und zu meiner Überraschung traten mir Tränen in die Augen. „Findet ihr es wirklich witzig, dass ein erwachsener Mann eine junge Frau so behandelt? Ich könnte deine … Tochter sein. Hast du mal daran gedacht? Hm? Redest du mit deiner Tochter auch so? Nein, wohl kaum. Aber danke, immerhin hast du mir den Abend und das Spiel versaut.“

Der Mann breitete die Arme aus. „He, warte mal, du hast mich falsch verstanden … Oder ich hab dich falsch verstanden … oder …“

Ich hielt den ausgestreckten Mittelfinger hoch und marschierte mit feuchten Wangen gegen den Strom aus Fußballfans in knallbunten Trikots. Am liebsten hätte ich geheult, so richtig wie früher als Kind. Oder wäre mitten auf der Straße stehen geblieben und hätte laut geschrien − geschrien, bis mir die Stimme versagt oder bis irgendein Erwachsener meine Hand genommen und etwas gesagt hätte wie: „Hast du deine Eltern verloren, mein Kleines? Wir werden sie schon finden. Schsch, alles wird gut.“

Ich verspürte den Drang, etwas kaputtzuschlagen. Eine Autoscheibe? Ein Fahrrad? Ich hatte Lust zu ficken. Nicht so wie mit Vincent oder Jakob. Ich wollte Sex, ohne dabei den Bauch einzuziehen, ohne dabei an den vermeintlich richtigen Stellen orgastische Laute auszustoßen, die nach einer Amateurornithologin klangen, die Vogelrufe imitiert. Es war, als stülpte ich jedes Mal einen Filter über alles, wenn ich mit jemandem schlief. Ich wischte meine Sexpartner mit leichten, unbekümmerten Fingerstrichen in mein Leben, und jedes Mal fühlte es sich so an, als würden sie mich genauso leicht wieder wegwischen. Dass sie mittendrin aufhörten, einfach so. Sich aus mir zurückzogen und mich mit einer wischenden Handbewegung aus ihrem Bett teleportierten. Mich in mein einsames Zimmer am falschen Ende der Stadt beamten – weil mein Bauch nicht flach genug war, weil mein Höhepunkt nicht orgastisch genug rüberkam.

 

Erst als ich am Apartment Nummer acht vorbeiging, ohne überhaupt stehenzubleiben, wurde mir klar, wohin ich wollte. Nummer vierzehn, zweite Etage rechts. „Mark“ stand an der Türklingel. Mark. Ich flüsterte den Namen, als ich auf die Klingel drückte.

„Hallo?“, krächzte seine Stimme aus der Sprechanlage.

„Öh, ja … Ich bin’s, Maya. Die Nachbarin aus dem Keller. Also aus dem Waschkeller, du weißt schon.“

„Ah“, murmelte er, als hätte ich ihm die Pointe eines Witzes erklärt.

Die Wände auf seiner Etage waren orange gestrichen, auf meiner waren sie blau. Auch die Aussicht war eine andere. Ich blieb auf dem Treppenabsatz zur zweiten Etage stehen und schaute aus dem Fenster auf das ungezähmte Grün des Amager Fælled.

„Kaffee?“, fragte Mark, als ich etwas später in seiner Küche stand.

„Tee, falls du welchen hast.“

Er sah über die Schulter und lächelte mich an, während er kochendes Wasser über einen Teebeutel in einer Tasse goss. Dampf stieg vor den Fliesen mit den orientalischen Mustern zu den Pflanzen auf, die in Blumenampeln von der Decke hingen, und ich fühlte mich wie zu Hause.

***

Und jetzt sitzen wir hier, an seinem Küchentisch. Der Tee ist kalt geworden. Wir schauen beide aus dem Fenster, schauen auf die im Wind schwankenden Bäume und einen Schwarm Vögel, der mit krächzendem Geschrei abhebt und davonfliegt.

„Bist du eigentlich mal auf dem Hügel gewesen?“, fragt Mark.

Ich nicke. „Ja, die Aussicht ist ganz fantastisch.“

„Und danke für …“, sage ich und hebe die Teetasse. Ich nehme den Beutel heraus und gieße die dunkle Flüssigkeit in den Abguss der Spüle.

„Gehst du schon?“, fragt er.

Ich küsse ihn. „Ich muss jetzt nach Hause.“

 

Und so fühlt es sich an, als ich den Schlüssel ins Schloss schiebe. Nach zu Hause.

„Das war aber ein langer Spaziergang“, sagt Paula.

„Ja. Ich habe etwas gesucht“, lächele ich.

„Und was hast du gesucht?“

Ich überlege, ob ich Mich selbst antworten soll, aber es erscheint mir viel zu platt. „Ich packe dann mal aus“, sage ich stattdessen.

Sie steht in der Tür zu ihrem Zimmer und nickt. Kurz bevor die Tür zufällt, frage ich: „Willst du mir helfen?“

Das will sie, sogar sehr gerne.

Die Panne

Anna fuhr über die Strassen und saß am Steuer ihres Lastzugs: einem riesigen Monstrum, mit dem sie von Kanada bis nach Texas fährt. Sie fährt diese Strecke jede Woche seit drei Jahren und sie liebt es. Sie ist eine der wenigen weiblichen Truckerinnen. Sie überrascht noch weit mehr durch ihre Erscheinung: athletisch, aber dennoch klein und schlank und durch ihren beruflichen Hintergrund: eine Bildhauerin, die an der Kunstakademie studiert hat, eine Umschulung zur LKW-Fahrerin gemacht hat – so etwas sieht man nicht alle Tage.

Aber Anna liebt den physischen Kontakt mit Gegenständen, mit dem Leben. Und einen 10 Rad-LKW zu fahren, Amerika von Nord bis Süd alleine und an Bord ihres Metallmonsters zu durchqueren und dabei die Landschaft auf beiden Seiten vorbeiziehen zu sehen: das gibt ihr ein besonderes Gefühl. Da ist auch diese Solidarität unter den Truckern, die sie schätzt. Die Stimmen, die sie nachts im Kurzwellenradio hört, die ihr Nachrichten überbringen, sich nach ihrer Stimmung und ihrer Gesundheit erkundigen und ihr schnelle Hilfe garantieren, falls unverhofft etwas schiefgehen sollte.

Der einzige Nachteil ist das Fehlen einer physischen Präsenz, wenn sie das Bedürfnis danach verspürt. Freiheit und Einsamkeit leisten einander Gesellschaft, meint sie manchmal zum Spaß, aber ein Paar Arme und ein Anflug von Liebe von Zeit zu Zeit, haben doch ihren unbestreitbaren Reiz. Es gibt Momente, wie hier, jetzt, in denen sie eine Art Brennen in ihrem Intimbereich hat. Sie würde gerne ein kräftiges Glied in sich spüren. Oder die warme Liebkosung der Zunge einer Frau auf ihrer Klitoris. Das Eine oder das Andere, sagt sie sich. Anna liebt Frauen genauso wie Männer und sieht keinerlei Logik darin, Barrieren rund um das Thema des sexuellen Vergnügens zu errichten. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt: in einer dieser Raststätten, in denen Trucker gerne übernachten, schafft sie es generell, Gesellschaft zu finden. Sie ist Mitte Dreißig, nicht gerade schön, aber sie hat eines dieser Gesichter mit unbestreitbarem Charisma und Energie, was die Blicke auf sich zieht. Ihr kurzes Haar ist schwarz gefärbt und bringt ihre strahlend blauen Augen auf einzigartige Weise zur Geltung. Sie rutscht auf ihrem Sitz herum. Die Idee, eine Pause zu machen, um zu Masturbieren, gefällt ihr immer besser. Wir sehen uns dann an der nächsten Raststätte!

Plötzlich rattert der Motor und Rauch entweicht aus der massiven Motorhaube. Anna stößt eine Reihe von Flüchen zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen aus. Eine Panne an diesem verlorenen Ort? Das wäre eine einzige Katastrophe! Keine einzige Tankstelle mit einem kompetenten Mechaniker, um ihren Zehnrad-LKW anschauen zu lassen, vor der nächsten Stadt...und die ist fünfzig Kilometer entfernt. Sie tobt, als sie aus dem Fahrerhaus steigt, und tritt gegen einen der Reifen. Sie stößt ein "Aua" aus vor Schmerz, was ihren Frust auch nicht mindert. Währenddessen parkt eine Patrouille ihren Wagen vor dem Lkw. Eine Frau in Uniform steigt aus, einen großen runden Hut auf dem Kopf, eine Pistole an der Hüfte. Sie ist groß, ein bisschen rundlich, aber mit Brüsten und einem Gesäß, die Anna trotz der Umstände positiv auffallen. Die Polizistin hat eine üppige Mähne aus kastanienbraunem Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden ist, und ihr freundliches Gesicht gefällt der Truckerin. Das Gesicht der Gesetzesvertreterin aus Indiana bleibt teilnahmslos, aber Anna hat das Gefühl, ihr ebenfalls zu gefallen.

Aber hey, die Arbeit hat Vorrang und sie muss sich zuerst um den Lkw kümmern. Nach einem kurzen Austausch auf Englisch versteht Anna, dass es vielleicht eine Möglichkeit gibt, dem Warten auf einen speziellen Abschleppwagen zu entgehen. Drei Kilometer weiter führt die Autobahnausfahrt zu einer kleinen Werkstatt, deren Besitzer, ein ehemaliger Fahrer von Schwerfahrzeugen bei der US-Armee, sich mit Lastwagen auskennt. Julie Connors, der Name der Polizistin steht auf einem Schild an ihrem Hemd, meint sogar zu wissen, dass er Spezialausrüstung für Zugmaschinen aufbewahrt hat.

Anna ist erleichtert. Ihr massives Fahrzeug sollte in der Lage sein, die drei Kilometer zurückzulegen, die sie von einer möglichen Reparatur trennen. Als sie geht, fügt die Polizistin hinzu, dass Sam, der Mechaniker, ein vertrauenswürdiger Mann ist. "Er ist ein bisschen seltsam", sagt Julie Connors, "aber er ist sehr nett."

Die Polizistin entfernt sich, während Anna wieder ins Fahrerhaus steigt. Sie fühlt, dass sie feucht ist. Während des Gesprächs konnte sie nicht umhin, sich vorzustellen, wie Julies Lippen über ihren Bauch wandern, auf ihrer Muschi landen und sie lecken, während die langen, schlanken, manikürten Finger der Polizistin in ihre Vagina eindringen. Bebend setzt sie sich auf die Sitzbank, bringt den LKW in Gang und erreicht, halb träumend, die Autobahnausfahrt mit ihrem hickernden, rauchenden Metallriesen.

 

Sie biegt auf einen kleinen Waldweg ab, der vom Verkehr wegführt und zwischen grossen Bäumen hindurch zu einer kleinen Werkstatt ein paar hundert Meter weiter führt. Anna ist enttäuscht. Es fällt ihr schwer zu glauben, dass ein so bescheidener Ort die Bedürfnisse ihrer riesigen Maschine befriedigen kann. Sie sieht einen Mann, der auf einem hölzernen Schaukelstuhl sitzt, wie es Amerikaner manchmal zu tun pflegen, mit seinen Füße auf der rostigen Hälfte eines Metallfasses.

Während Anna vom Lastzug steigt, nähert sich der Mann ganz nonchalant. Er ist mittelgroß, hat aber breite Schultern und kräftige Unterarme, gewohnt, schwere Lasten zu heben. Er trägt eine alte Jeanshose und ein ölverschmiertes Hemd, das älter aussieht als die Werkstatt, und dessen Knopfreihe, deren Knöpfe größtenteils fehlen, seinen kräftigen Oberkörper und seine glänzende Haut entblössen. Ein ovales Abzeichen mit dem Vornamen "Sam" ist darauf genäht. Der besagte Sam bleibt vor Anna und dem Lastzug stehen und schaut beide abwechselnd an, ohne ein Wort zu sagen: Sein Gesichtsausdruck ist teilnahmslos. Aber die Truckerin bemerkt das kantige Gesicht mit seltsamen, aber warmen braunen Augen und den schlecht geschnittenen braunen Haarschopf: Als ob dem Werkstattbesitzer sein Aussehen egal wäre. Was wahrscheinlich auch der Fall ist, denkt Anna. Er muss auf die Vierzig zugehen, stellt sie ebenfalls fest.

Mit einer seltsamen, tiefen und rauen Stimme sagt Sam langsam auf Englisch:

"Ventil und Vergaser."

- "Wie bitte?", fragt Anna überrascht.

Der Mechaniker mustert sie einen Moment lang, bevor er in einem plötzlich sehr geschliffenen Englisch antwortet:

"Ich meine, dass die Beschwerden, die Ihr Fahrzeug betreffen, unterschiedlicher Natur sind: Es gibt ein Ventilproblem im Motor und ein anderes mit dem Vergaser."

Dann beschließt Sam zu lächeln und plötzlich hellt sich sein Gesicht auf, als wäre ein inneres Licht in ihm angegangen.

Anna ist verwirrt und weiß nicht, wie sie die Person einschätzen soll. Sam scheint amüsiert zu sein. Er hält ihr die Hand hin:

"Sam", sagt er einfach und kehrt zu seinem minimalistischen Stil zurück.

Anna nimmt die breite Hand, die einen festen Druck hat.

"Anna", antwortet sie ebenso kurz und bündig.

Sam winkt ihr zu, ihm zu folgen, während er in Richtung Werkstatt geht.

"Ich habe Ihren LKW fast schon von der Autobahn aus gehört. Das Geräusch eines Motors ist für die Ohren eines Mechanikers wie der Herzschlag im Stethoskop eines Arztes. Und die Symptome dieses Lastwagens", sagt er und deutet mit dem Daumen über seine Schulter, "sind eindeutig."

- "Können sie ihn reparieren?", fragt Anna besorgt.

- "Das sollte möglich sein", antwortet Sam leise, als sie die Werkstatt betreten.

Die Truckerin kann einen Schrei der Überraschung nicht unterdrücken.

"Nein, also sowas!", ruft sie aus.

So beunruhigend das heruntergekommene Äußere auch scheint, funkelt das Innere nur so vor Werkzeugen, Hebebühnen und ordentlich gelagerten Materialien, und, wie Anna erleichtert feststellt, sind viele der Werkzeuge nicht nur auf dem neuesten Stand der Technik, sondern auch für Lastwagen geeignet.

"Ich habe im Irak in einer Einheit für schweres Gerät gedient und gelernt, wie man Lastwagen repariert", sagt Sam, ohne dass man ihn fragt.

Anna hat den Eindruck, dass Sam ihr damit signalisieren will, dass er sie als Kundin akzeptiert. Sie hat nicht den geringsten Zweifel daran, dass Sam die Art von Mensch ist, der sich aussucht, mit wem und für wen er zu arbeiten bereit ist.

Neugierig fragt die Truckerin:

"Sie sind also ausgebildeter Mechaniker?"

Sam sieht sie kurz an und seufzt dann, während er seine Werkstatt betrachtet.

"Ich wollte Medizin studieren. Ich hatte gute Schulnoten, aber kein Geld. Sagen wir, dass die US-Armee mich in einen Chirurgen der rollenden Mechanik verwandelt hat. Ich repariere aber keine Panzer", fügt er mit einem amüsierten Lächeln hinzu, während er Anna anschaut.

Anna fühlt sich mit Sam immer vertrauter. Es ist offensichtlich, dass der Werkstattmeister eine Ausbildung und einen Sinn für Humor hat, die der gewöhnliche Mechaniker nicht besitzt. Sam weist ihr den Weg zu einem kleinen Gabelstapler mit einer langen Plattform an der Rückseite. Er lädt einige Ausrüstungsgegenstände darauf, bittet Anna aufzusteigen und verlässt dann mit dem kuriosen Fahrzeug die Garage in Richtung Lkw. Als er am Lkw angelangt ist, betätigt er einen Hebel und die Plattform hebt sich bis über die Motorhaube. Anna, die von der Genialität des Verfahrens überrascht ist, muss nur noch an Bord klettern und die Motorhaube mechanisch öffnen.

Sams Geschicklichkeit verblüfft die Truckerin immer weiter, denn bevor er sich über den Motor beugt, installiert er auf beiden Seiten der Plattform zwei starke Scheinwerfer, die den Motor derart beleuchten, als befände er sich mitten in einem Operationssaal. Ein Mechanik-Chirurg: Sam hat in keinster Weise übertrieben, als er sich so beschrieben hat. Eine halbe Stunde später ist der Motor repariert, die Plattform ist in die Garage zurückgekehrt und aufgeräumt, und Sam hat zwei Bier aus einer Eisbox geholt. Er reicht Anna eines, die zufrieden einen großen Schluck nimmt. Sie ist Sam dankbar, dass er ihr so schnell und kompetent ihre Sorgen um den Lkw genommen hat.

 

Von dieser Sorge befreit, betrachtet sie ihn mit von ihrem Verlangen nach Sex erneuertem Interesse, das seit Julie Connors Weggehen in den Hintergrund getreten war. Sie stellt sich die großen Hände auf ihren Hüften, auf ihren Brüsten vor; einen imposanten, harten Penis, der in sie eindringt. Vielleicht hat Sam ihren Gedanken aufgeschnappt, denn er stellt seine Flasche ab, geht langsam auf sie zu und sieht sie an. Anna hält seinem Blick stand, ohne etwas zu sagen, und legt dann ihre Arme um seine kräftige Taille. Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, um den Werkstattbesitzer zu küssen, der sich seinerseits zu ihr hinunterbeugt. Ihre Lippen treffen sich, Sams Zunge streichelt die ihre, während seine Hände sich auf ihrem Gesäß niederlassen und es umfassen. Sie schiebt ihre Finger unter das Hemd und streichelt den breiten Rücken. Das Gefühl der prallen Muskeln unter ihren Fingern erregt sie noch mehr.

Sie wandert mit ihrem Mund über seine Brust, während ihre Hand den Reißverschluss öffnet und den erigierten Penis findet. Sie lässt ihn in ihre Hand gleiten, streift mit den Fingerspitzen über die seidige Haut, bevor sie ihn fest in die Hand nimmt und in ihrer Handfläche vor und zurück bewegt.

Der Genuss lässt den Mechaniker aufseufzen, der in der Zwischenzeit Annas Hose geöffnet und seine Finger in die feuchte Vulva eingeführt hat, die er streichelt, bevor er an der erigierten Klitoris verweilt.

Mit der anderen Hand knöpft er Annas Hemd auf, löst ihren BH, bevor er die Brüste der Truckerin umgreift, während sie stöhnt.

Sie stößt einen Lustschrei aus, als zwei von Sams Fingern in sie eindringen und ihre Vagina auf und ab gleiten, was Anna, von der Euphorie dieser köstlichen Liebkosungen überwältigt und erobert, erschüttert. Sam küsst ihren Hals, ihre Brüste, saugt abwechselnd an den erigierten Nippeln, während er weiterhin die Vagina der Truckerin streichelt, die das pralle Glied, das sie umfasst, in sich haben will.

Sie schleudert ihre Hose weg und fleht schließlich Sam mit ihren Blicken an, der den Wink versteht. Er hebt Anna mit seinen starken Armen an und setzt sie auf seine Hüften. Mit überraschender Zärtlichkeit küsst er sie, während er in sie eindringt. Anna schreit vor Vergnügen auf, als die Fleischsäule jeden Zentimeter ihrer Vagina streichelt, und sich etwas zurückzieht, um dann erneut noch tiefer vorzudringen, wieder und wieder, wobei jeder Stoß ein fiebriges Gefühl auslöst, das sie in einen Vulkan verwandelt. Sie schreit immer mehr, verzehrt von einer fast schon irrealen Ekstase, ihre Nägel an Sams Rücken gekrallt und er, schwitzend, vom gleichen Fieber erfasst, stöhnt im Rhythmus ihrer Bewegungen und erfüllt Anna mit einer ungeheuren Lust, die sie in einen gewaltigen Orgasmus stürzt. Sam wird seinerseits vom Orgasmus mitgerissen, der sie beide kurzzeitig keuchend und vollkommen von Schweiß und Säften durchnässt zurücklässt.

Beide sinken zu Boden und der Kontakt mit dem kühlen Zement macht die Truckerin wieder munter. Anna löst sich und fängt an, Sams Körper zu lecken, beginnt an den Pobacken, die sie beknabbert. Dann labt sie sich an seiner Brust und gleitet mit ihren Lippen und ihrer Zunge an seinen Hals. Sie wandert hinunter zu seinen Hüften und Schenkeln, die sie mit ihrer Zunge säubert, bevor sie auf seinem Geschlechtsteil verweilt, das sich unter dem Feuer ihrer Liebkosungen erneut aufrichtet. Anna kreist darum herum, ersetzt das Sperma mit ihrem Speichel, ihr Mund streichelt die Eichel, während der Penis zu einer Säule aus verhärtetem Fleisch wird. Sam stöhnt auf, als sie ihn in den Mund nimmt, dann das Glied langsam, fast vollständig verschlingt und sich auf und ab bewegt, wobei sie ihre Lippen bei jeder Passage enger um die Eichel zusammenzieht.

Sam hat seine Finger auf die Pobacken der Truckerin gelegt und führt einen Finger in ihren Anus ein, während sein Mund auf ihrer Muschi landet, an den Lippen entlang fährt und mit der Zunge über den Kitzler streicht und den Druck je nach Annas Stöhnen verringert oder erhöht.