DIE SIZILIEN-AFFÄRE - Ronald M. Hahn - E-Book

DIE SIZILIEN-AFFÄRE E-Book

Ronald M. Hahn

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Beschreibung

1943: Italien verhandelt hinter Hitlers Rücken mit den Alliierten. Der Pilot Italo Gasponi gerät während der Geheimgespräche in Schwierigkeiten: Die Mafia-Brüder einer Signorina, mit der er sich Jahre zuvor verlustiert hat, wollen im Auftrag der US-Regierung den Weg für die Invasion Siziliens ebnen. Gasponi wird in eine sizilianische Bergfestung verschleppt. T.N.T. Smith und Rick Blaine gehen mit einem Kommando exilierter US-Gangster in Sizilien an Land und stoßen auf den Unsterblichen René Demarest. Als angeblicher Abgesandter Grosvenors bittet Smith ihn um Hilfe bei der Rettung eines "Kollegen", damit dieser nicht der ebenfalls in Sizilien tätigen SS in die Hände fällt. Kaum ist man in die Mafia-Bergfestung eingedrungen, wird sie vom SS-Kommando "Ragnarök" und einer Wehrmachtseinheit gestürmt... T.N.T. SMITH. Die beinharte Science Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.

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RONALD M. HAHN

T.N.T. Smith, Band 9:

Die Sizilien-Affäre

Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DIE SIZILIEN-AFFÄRE 

 

Das Abenteuer geht weiter! 

 

Das Buch

1943: Italien verhandelt hinter Hitlers Rücken mit den Alliierten. Der Pilot Italo Gasponi gerät während der Geheimgespräche in Schwierigkeiten: Die Mafia-Brüder einer Signorina, mit der er sich Jahre zuvor verlustiert hat, wollen im Auftrag der US-Regierung den Weg für die Invasion Siziliens ebnen. Gasponi wird in eine sizilianische Bergfestung verschleppt. T.N.T. Smith und Rick Blaine gehen mit einem Kommando exilierter US-Gangster in Sizilien an Land und stoßen auf den Unsterblichen René Demarest. Als angeblicher Abgesandter Grosvenors bittet Smith ihn um Hilfe bei der Rettung eines „Kollegen“, damit dieser nicht der ebenfalls in Sizilien tätigen SS in die Hände fällt. Kaum ist man in die Mafia-Bergfestung eingedrungen, wird sie vom SS-Kommando „Ragnarök“ und einer Wehrmachtseinheit gestürmt...

T.N.T. SMITH. Die beinharte Science Fiction-Serie spielt vor der atemberaubenden Kulisse des Zweiten Weltkriegs und führt den Leser in rasanten Abenteuern um die ganze Welt.

Der Autor

Ronald M. Hahn, Jahrgang 1948.

Schriftsteller, Übersetzer, Literaturagent, Journalist, Herausgeber, Lektor, Redakteur von Zeitschriften.

Bekannt ist Ronald M. Hahn für die Herausgabe der SF-Magazine Science Fiction-Times (1972) und Nova (2002, mit Michael K. Iwoleit) sowie als Autor von Romanen/Kurzgeschichten/Erzählungen in den Bereichen Science Fiction, Krimi und Abenteuer.

Herausragend sind das (mit Hans-Joachim Alpers, Werner Fuchs und Wolfgang Jeschke verfasste) Lexikon der Science Fiction-Literatur (1980/1987), die Standard-Werke Lexikon des Science Fiction-Films (1984/1998, mit Volker Jansen), Lexikon des Horror-Films (1985, mit Volker Jansen) und das Lexikon des Fantasy-Films (1986, mit Volker Jansen und Norbert Stresau).

Für das Lexikon der Fantasy-Literatur (2005, mit Hans-Joachim Alpers und Werner Fuchs) wurde er im Jahr 2005 mit dem Deutschen Fantasy-Preis ausgezeichnet. Insgesamt sechsmal erhielt Hahn darüber hinaus den Kurd-Laßwitz-Preis – dem renommiertesten deutschen SF-Preis - , u.a. für die beste Kurzgeschichte (Auf dem großen Strom, 1981) und als bester Übersetzer (für John Clute: Science Fiction – Eine illustrierte Enzyklopädie, 1997).

Weitere Werke sind u.a. die Kurzgeschichten-Sammlungen Ein Dutzend H-Bomben (1983), Inmitten der großen Leere (1984) und Auf dem großen Strom (1986) sowie – als Übersetzer – der Dune-Zyklus von Frank Herbert.

Ronald M. Hahn lebt und arbeitet in Wuppertal.

 

Ronald M. Hahn

DIE SIZILIEN-AFFÄRE

 

 

1. Kapitel 

 

Rom, Italien, Juli 1943 

 

Im Januar haben sich der britische Premier Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt in Casablanca zu einer Konferenz getroffen und den Beschluss gefasst, das Deutsche Reich zur bedingungslosen Kapitulation zu zwingen. Im Februar hat Josef Goebbels, der deutsche Minister für Volksaufklärung und Reichspropaganda unter dem Gebrüll einer begeisterten Menge im Berliner Sportpalast den „Totalen Krieg“ ausgerufen. Im April kommt es im Warschauer Getto zu einem blutigen Aufstand. Im Mai kapituliert das Deutsche Afrikakorps unter Generaloberst von Armin in Tunesien. Die Reste der italienischen Truppen in Afrika werfen das Handtuch. Am 11. und 12. Juni besetzen die Alliierten die westlich von Sizilien liegenden italienischen Inseln Pantelleria und Lampedusa. 

Im Juli 1943 rumort es in hinter den italienischen Kulissen: Das Land bereitet sich darauf vor, sich von den Achsenmächten zu lösen. Am 25. Juli 1943 lässt König Viktor Emanuel Benito Mussolini verhaften und ernennt Marschall Badoglio zum neuen Ministerpräsidenten. 

An diesem Tag wacht Italo Gasponi mit einer prächtigen Morgenlatte neben der nackten 19jährigen Schauspielerin Sofia in einem großen weichen Bett auf und denkt voller Freude an die wollüstigen Stunden, die er in der Nacht mit ihr verbracht hat. Die schwarzhaarige Nymphe hat sich als gelehrige Schülerin und Praktikantin seiner Lüste erwiesen und ihn fast vergessen lassen, dass er eigentlich nur auf die großen bella biondas aus dem Norden abfährt. Als sein Blick auf den drallen Hintern seiner Gespielin fällt und er sich fragt, ob es ihr vielleicht gefiele, wenn er sie jetzt auf eher unkonventionelle Weise erneut bestiege, hört er ein Geräusch, das ihm zu denken gibt: Ein leises Knirschen und Knarren, wie von menschlichen Füßen, die sich heranschleichen und bemühen, lautlos zu sein. 

Italo Gasponi ist nicht nur dafür bekannt, dass es ihm schwerfällt, angesichts wohl gerundeter Evastöchter die Finger bei sich zu behalten. Man kennt ihn auch als „den Mann, der ständig auf der Flucht ist“. Vor eifersüchtigen Ehemännern zum Beispiel, oder den Versuchen seines mächtigen Verwandten Benito Mussolini, der trotz seiner Verdienste um Volk und Vaterland alle naselang versucht, ihn aus dem Weg räumen zu lassen. Doch diesmal, so sagt Gasponis gewitzter Verstand, muss es etwas anderes sein. 

Ehe er zu seiner Waffe greifen kann, dringen durch Fenster und Tür zwei kleine, drahtige, stark pomadisierte junge Männer mit schwarzem Haar in sein Zimmer ein und stürzen sich mit Gebrüll auf ihn. 

Gasponi hat die beiden Kretins noch nie im Leben gesehen. Während Sofia kreischend hochfährt, mit einem Satz aus dem Bett ist und mit wippenden Titten auf der Suche nach ihren Kleidern im Raum umher hüpft, springt Gasponi auf und setzt sich zur Wehr: Er hat zwar keine Ahnung, was die Kerle von ihm wollen, doch da Sofia zwei Jahre zuvor mit einem gerade auf Dienstreise befindlichen hohen Beamten der Stadtverwaltung den Bund fürs Leben geschlossen hat, kann er nicht ausschließen, dass sie Brüder ihres Gatten sind, die über ihren Lebenswandel und ihre Ehre wachen. Im Nu hat er die Kerle am Hals, und die Fäuste fliegen. Gasponi tritt wild um sich und erkennt, dass es auch von Vorteil sein kann, wenn man sich nackt mit zwei Angezogenen rauft: die Glätte seiner Haut verhindert, dass die Angreifer ihn zu fassen kriegen, und so semmelt er erst dem einen, dann dem anderen einen Haken unters Kinn. Während die Kerle zurücktaumeln und in ihre Jacketts greifen, um blauschwarz glänzende Kanonen zu ziehen, reißt Gasponi eine große Blumenvase an sich und schleudert sie dem ihm an nächsten stehenden Mann an den Schädel. Die Vase zerbirst in tausend Stücke, der Killer verdreht die Augen, und sein Partner, der ihm ziemlich ähnlich sieht, schreit „Andrea!“ 

Andrea gibt zunächst für diverse Sekunden seinen ohnehin nicht sonderlich großen Verstand an der Garderobe ab, so dass Gasponi sich seinem Partner zuwenden kann, von dem er erst viel später erfahren wird, dass er auf den schönen Namen Luigi hört. Sein rechter Fuß schießt vor, trifft Luigi ins Gemächt und lässt ihn zusammenklappen wie ein Taschenmesser. 

Irgendwie, denkt Gasponi, kommen diese Visagen mir bekannt vor. 

Dann fällt ihm ein, dass sie Don Vito Casagrande aus New York wie aus dem Gesicht geschnitten sind und geht davon aus, dass es sich um zwei seiner sieben Söhne handeln muss. Während er sich auf den wankenden Luigi wirft, dessen Hals umfasst und ihn würgt, bis er blau wird, erinnert er sich an den März 1938 in Kabul. Damals hat er im Auftrag gewisser römischer Kreise, nach deren Identität man lieber nicht fragt, so einem seine Gesundheit lieb ist, von Vito Casagrande einen Sack Koks erworben. Zuvor jedoch haben die Leibwächter des Drogen-Dons ihn mit der geilen Lolita bei einem ziemlich unzüchtigen Treiben im Bett erwischt. Lolita ist, so hat sich gezeigt, die einzige Tochter des Dons, und so war guter Rat teuer. Gasponi hat sich den schießwütigen Leibwächtern damals per Flucht entzogen, und außerdem ist sein alter Freund T.N.T. Smith zu seiner Rettung heran geeilt. 

Damals ist er den Casagrandes entkommen. Aber heute? Sofia kreischt noch immer wie am Spieß, so dass Andrea, als er wieder zu sich kommt, ihr erst mal fest eine aufs Maul haut, so dass sie greinend zu Boden geht. Dann hängt er sich wie eine Klette von hinten an Gasponi und schreit „Du wirst Lolita auf der Stelle heiraten, du Sackratte, sonst schneid ich dir Eier ab!“ 

Gasponi lässt den inzwischen violett angelaufenen Luigi los, so dass dieser seiner Schwäche endlich nachgeben und ächzend zu Boden sinken kann, um seine Kräfte zu regenerieren. Gasponi wirbelt herum, so dass Andreas Beine sich vom Boden heben und er, wie an einem Karussell hängend, durch den Raum wirbelt. 

„Ich kenn gar keine Lolita“, lügt er frech und lauscht dem herzerwärmenden Ka-bumsti, das ertönt, als Andreas Hände nachgeben, er sich vom Hals seines Gegenspielers löst und gegen die Wand knallt, an der er langsam und vor Schmerz mit den Zähnen knirschend zu Boden sinkt. 

Als er sich gerade erneut Luigi zuwenden will, hat dieser plötzlich eine dicke Beretta in der Hand und richtet sie auf seinen Dödel. 

„Eine Bewegung“, sagt Luigi Casagrande, und seine Augen sprühen Funken, „dann ist dein Sack beim Teufel.“ 

„Na schön, ihr habt mich überredet.“ Gasponi hebt zögernd die Hände. Sofia richtet sich auf, rafft ihre Sachen zusammen und wetzt zur Tür. 

„Mach bloß, dass du Land gewinnst, du Schlampe“, zischt Luigi ihr böse zu. „Und wenn du ein Wort von dem sagst, was du hier gesehen hast...“ Sein rechter Zeigefinger fährt in einer allgemein verständlichen Geste über seinen Hals. 

Sofia nickt schnell, und raus ist sie. 

Andrea, der sich inzwischen aufgerappelt hat, tritt neben seinen Bruder. 

„Zieh dich an.“ 

„Na schön“, sagt Gasponi. Dann hat er eine Idee. Er deutet auf sein nun nicht mehr sonderlich prächtiges Gehänge. „Habt ihr was dagegen, wenn ich erst noch mal pieseln gehe?“ 

Die Brüder gaffen ihn verdutzt an. Dann wird ihnen klar, dass sie ihren Gegenspieler am frühen Morgen im Bett überrascht haben, und da sie Männer sind, haben sie für seinen Wunsch vollstes Verständnis. Andrea schaut sich in der Toilette um, öffnet den Glasschrank, um nachzusehen, ob dort eventuell eine Waffe deponiert ist und gibt Gasponi dann einen Wink. 

Als Gasponi allein im Bad ist, entwickelt er hektische Aktivitäten. Er entnimmt den Schränkchen blitzschnell den Augenbrauenstift, den irgendeine abgelegte Geliebte bei ihm hinterlassen, kritzelt rasch eine Nachricht für Rick Blaine, den er an diesem Tag erwartet, auf ein Stück Toilettenpapier und klemmt dieses zwischen die Schranktüren. Dann geht er, „That Old Black Magic“ pfeifend zu den Brüdern Casagrande ins Schlafzimmer und zieht sich an, um mit ihnen fortzugehen. 

Als gewitzter Lebemann weiß Gasponi natürlich genau, was ihn erwartet: Wäre er irgendein dahergelaufener Stecher gewesen, hätten die Brüder ihn zu einer Autofahrt eingeladen und in irgendeinem Wäldchen kurzen Prozess mit ihm gemacht – beziehungsweise lupara bianca. Sie hätten ihn spurlos beseitigt, damit seiner Familie nicht mal der Trost geblieben wäre, zu wissen, wo sich sein Grab befindet. Doch da er mit dem Duce verwandt, finanziell relativ gut gestellt und möglicherweise auch – wer weiß das schon? – mit irgendwelchen Leuten verwandt ist, die für Don Vito oder einen anderen Paten tätig sind, braucht er zwar nicht um sein Leben zu fürchten, aber um seine Freiheit. Und dieser Gedanke behagt ihm gar nicht. 

Per Ehe in die famiglia eines Dons gezwungen zu werden, ist ganz und gar nicht nach seinem Geschmack: denn auch der dralle Leib der lüsternen Lolita, die ihm, zugegeben, damals in Kabul große Lust geschenkt und Freude bereitet hat, vermag den Fakt nicht ausgleichen, unter der Aufsicht der Mafia zu stehen, die natürlich in diesem Falle mit Argusaugen darüber wachen würde, dass er sich als Schwiegersohn Don Vitos keine Sperenzchen mit fremden Damen leistet. 

Oh, nein, denkt Gasponi, auf so etwas kann ich mich nicht einlassen! Und außerdem: Welcher Mann aus seinen Kreisen würde schon ein Mädchen heiraten, dass schon fünf Minuten nach ihrer ersten Begegnung seinen quadrello in den Mund genommen hat? Mit solchen Mädchen, so lautet Gasponis Einstellung, verlustiert man sich, aber heiraten tut man sie nicht. 

„Nun mach schon“, sagt Luigi Casagrande, während er dem Delinquenten ungeduldig beim Binden der Krawatte zuschaut. „Unser Papa erwartet dich!“ 

„Wohin geht die Reise?“, fragt Gasponi leutselig, greift zu seinem weißen Panamahut und setzt ihn in einem kecken Winkel auf sein gewelltes schwarzes Haar. 

„Das erfährst du schon noch“, nölt Andrea Casagrande und schwenkt ungeduldig seine Beretta. 

Sie verlassen zusammen das Schlafzimmer und durchqueren den Korridor. Andrea geht voran, Gasponi ist hinter ihm, Luigi bildet die Nachhut. Andrea will gerade an die Türklinke fassen, als es klopft. Er verharrt auf der Stelle. 

Rick!, denkt Gasponi erfreut. 

„Erwartest du Besuch?“, flüstert Luigi ihm von hinten ins Öhrchen und richtet den Lauf seines Schießprügels auf Gasponis Hinterkopf. 

„Si. Einen Freund. Er kommt aus Südfrankreich. Wollte mich heute besuchen kommen...“ 

Erneut wird geklopft, diesmal heftiger. Gasponi bildet sich ein, im Treppenhaus ein gedämpftes Gemurmel zu vernehmen. Kann es sein, dass Rick nicht allein gekommen ist? Hat er etwa den alten Smith mitgebracht? Seine Laune steigt, denn er weiß, dass Rick und Smith gewiefte Haudegen sind und schon ihre Klappe ausreicht, manchen Gegner an Rückzug denken zu lassen. 

Andrea und Luigi tauschen einen Blick. Sie sind unverkennbar wütend, haben offenbar nicht mit Schwierigkeiten gerechnet. Andererseits sind sie aber auch echte New Yorker Mafiosi, und Gasponi möchte lieber nicht darüber nachdenken, wie viele Menschen sie schon umgelegt, mit Betonschuhen versehen und im Hudson River versenkt haben. Ihnen ist durchaus zuzutrauen, dass sie seine Freunde vor seinen Augen in die ewigen Jagdgründe schicken. 

Andrea zieht seine Kanone und nickt seinem Bruder zu.