Die Sonne, die mir lacht - Karl-Heinz Becker - E-Book

Die Sonne, die mir lacht E-Book

Karl-Heinz Becker

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Beschreibung

Spannend und originell erzählen die kurzen Geschichten von Freude und Abenteuern, von Festen und Lachen, von kindlichem Glück und erlösenden Taten. Kuriositäten, Überraschungen und kleine Wunder beleben den Alltag. Wer genau hinschaut, entdeckt noch weit mehr: den großen Trost, dass wir nicht allein sind. In Lachen und Weinen ist da eine Hand über uns. Segnend, anspornend. Eine Hand, die den Schmerz nicht gescheut hat; eine Hand, die uns hält.

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Seitenzahl: 92

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Karl-Heinz Becker

Die Sonne, die mir lacht

Kurze Geschichten für flotte Christen

© 2020 Karl-Heinz Becker

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

 

Paperback:

978-3-347-05832-3

Hardcover:

978-3-347-05833-0

e-Book:

978-3-347-05834-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Die Sonne, die uns allen lacht

Der dunkle Schatten

Schiedsrichter oder Engel?

Offene Kirche

Onkel Johnny oder Die Sonne, die mir lacht

Das Geschenk

Das Mai-Wunder

So ihr nicht werdet wie die Kinder

Der Kommissar-Trick

Erste Version

Der Kommissar-Trick

Zweite Version

Dennis Holm

Ein traumhafter Fund

In der Tiefe gefunden

Nerven

Die Ketchup-Waffe

Notizen vom Schlachtfeld

Überschäumende Freude

Heiligabend in der „Kornschleuder“

Plan-los oder Was geht im Alter?

Schlaflos vor dem großen Knall

Die ungefähren Vorlesezeiten finden Sie als Angaben in Minuten vor den Seitenzahlen

Die Sonne, die uns allen lacht …

schenkt Wärme, erhellt das Leben und durchdringt uns mit Lebenskraft.

Das wollen auch die Geschichten dieses Buches. Sie erzählen von Freude und Abenteuern, von Festen und Lachen, von kindlichem Glück und erlösenden Taten. Kuriositäten wechseln mit Spannung, Wunder beleben den Alltag.

Wer genau hinschaut, entdeckt noch weit mehr: den großen Trost, dass wir nicht allein sind. In Lachen und Weinen ist da eine Hand über uns. Segnend, anspornend. Eine Hand, die den Schmerz nicht gescheut hat; eine Hand, die uns hält.

Der dunkle Schatten

Wenn du denkst, es geht nicht mehr

Es war ein kühler Sommerabend. Fröhlich hüpfend befanden sich die neunjährige Julia und ihre fünfjährige Schwester Hannah auf dem Weg nach Haus. Julia hatte Hannah von einem Kindergeburtstag abgeholt. Die letzte Strecke war ein bewaldeter Parkweg, den auf der einen Seite stark belaubte Bäume und auf der anderen ein still dahinfließender Bach mit dichtem Gebüsch umgaben. Im Sommer drang das Tageslicht nur schwer hindurch, zumal dann nicht, wenn der Himmel wie heute bedeckt war. Das Wetter war nicht verlockend. So lag der Weg entlang des Baches menschenleer vor den beiden Schwestern.

Während Julia und Hannah fröhlich voran sprangen, erzählte die Kleine aufgeregt von der Geburtstagsfeier. Stolz trug sie einen Ball im Arm, den sie auf dem Fest gewonnen hatte. Plötzlich wurden beide durch ein knackendes Geräusch zwischen den dicht stehenden Bäumen aufgeschreckt. Von Buschwerk verdeckt, schien sich neben ihnen etwas zu bewegen. Ruckartig blieben die Mädchen stehen. Parallel dazu herrschte auch zwischen den Bäumen plötzliche Stille. Zaghaft gingen Julia und Hannah einige Schritte weiter. Sofort war auch neben ihnen wieder Bewegung zu vernehmen. Erneut blieben die Schwestern stehen und drückten sich fest aneinander. „Ich hab Angst“, flüsterte die Kleine und zog den Ball fest an sich. Ihre große Schwester war nicht sehr viel mutiger. Das wollte sie aber nicht zeigen. „Weißt du noch, als Mama und Papa heute Morgen gebetet haben, dass der liebe Gott auf uns aufpasst“, versuchte Julia die kleine Hannah und auch sich zu trösten. Aber wohl war ihr trotzdem nicht. Als sie langsam weitergingen, knackte es wieder im Unterholz. Diesmal kräftiger als zuvor. Mit einem lauten „Huuu…“ tauchten unerwartet zwei ältere Jungen vor ihnen auf. Sie mochten zwölf, 13 Jahre alt sein. Breitbeinig bauten sie sich vor den Mädchen auf. „Na, ihr Angsthasen. Gebt uns mal den Ball!“, forderten sie. „Nein“, rief die Kleine, „der gehört mir.“ - „Den kriegt ihr nicht“, fauchte ihre große Schwester. Die Jungen lachten. „Dann nehmen wir ihn uns.“ Kaum gesagt, hatte einer Hannah schon den Ball entrissen und warf ihn lachend seinem Kameraden zu. „Euer Pech. Zur Strafe bekommt ihr ihn nicht wieder!“ „Ihr seid gemein“, schrie Julia. „Ja“, echote ihre kleine Schwester und begann zu weinen. „Der liebe Gott hilft uns!“, schrie die Große plötzlich wütend die verdutzt wirkenden Jungen an. - „Ja, das haben Mama und Papa gesagt“, schluchzte die kleine Hannah mehr, als dass sie rief. Die Jungen lachten. „Dann soll Gott euch doch den Ball wiederbringen“, höhnten sie, drehten sich um und begannen mit der bunten Kugel davonzulaufen.

Weit waren sie nicht gekommen, als ein plötzliches, mächtiges Knacken im Buschwerk entlang des Baches sie abrupt stoppen ließ. Mit großen Augen erblickten die Balldiebe einen dunklen Schatten, der aus den Sträuchern hervorbrach. Ein hoch gewachsener Hund jagte plantschend durch das Gewässer, schüttelte sich kurz die Nässe aus dem Fell und sprang auf die Bengel zu. Wie versteinert blieben sie stehen. Hannah und Julia drückten sich ängstlich aneinander. Die Mädchen schien das Tier jedoch nicht zu bemerken. Knurrend baute es sich vor den Jungen auf. Es schien, als habe der Hund nur den Spielball im Blick. Die beiden Burschen zitterten. Zu herrisch war der Eindruck des mächtigen Vierbeiners. Ängstlich ließen sie den Ball fallen. Als der Hund nicht reagierte, begannen die Jungen sich langsam, Schritt um Schritt, zurückzuziehen. Argwöhnisch wurden sie von dem Hund beobachtet, als wolle er jede ihrer Bewegungen genau kontrollieren. Als die Burschen sich schließlich weit genug entfernt hatten, drehten sie sich um und rannten blitzschnell auf das Wegende an der verkehrsreichen Straße zu.

Eine Weile blickte der Hund ihnen nach, senkte dann den Kopf, schnupperte am Ball und stieß die Kugel mit der Schnauze, wie einen Abschiedsgruß, zu den Mädchen hin. Dann sprang er davon und verschwand auf der anderen Seite des Weges zwischen den Bäumen.

Mit Tränen in den Augen lösten Julia und Hannah sich aus ihrer Erstarrung. „Der Hund hat uns geholfen“, stöhnte die Große erleichtert, während ihre kleine Schwester sich die Tränen aus den Augen wischte. Dann griff Julia den Ball, säuberte ihn, nahm Hannah an die Hand und lief mit ihr das letzte Wegstück bis nach Hause.

Dass jenseits der dichten Baumreihe auf einer großen Wiese der Hund von einer jungen Frau herzlich umfangen wurde, konnten die Mädchen nicht sehen. „Du bist ja ganz nass. Wo warst du denn wieder, du Stromer?“, sprach die Besitzerin. „ Ich habe dich gesucht. Hoffentlich hast du keinen Unfug angestellt.“

Zuhause angekommen, plapperten die Schwestern fast gleichzeitig los: „Mama, Papa, gemeine Jungs haben uns angehalten“, rief Julia ganz außer Atem. – „Und meinen, meinen Ball wollten sie klauen“, trompetete die kleine Hannah, während sie noch nach Luft schnappte. „Aber dann kam ein großer Hund“, übernahm wieder ihre ältere Schwester den Bericht. „Der hat sie verjagt.“ „Ja, und das war der liebe Gott“, tönte es überzeugt aus Hannahs Mund, die sich die Arme in die Seiten stemmte. Schmunzelnd berichtigte Julia sie: „Nein, das war er nicht, aber er hat ihn geschickt.“ „Und, wem gehört der Hund?“, fragte Papa. „Niemand. Der lief da ganz allein herum.“

Später trafen sich alle vier zum Abendgebet am Bett der Mädchen. Julia, die Große, begann: „Danke lieber Gott, dass dein Hund uns geholfen hat…“ Weiter kam sie nicht, weil die kleine Schwester ihr ins Wort fiel: „Ja, lieber Gott, aber nimm ihn bitte wieder an die Leine, damit andere Kinder keine Angst vor ihm bekommen.“

Schiedsrichter oder Engel?

Fairness auf der Fähre

Es war Freitagabend. Spät verließ Jürgen die Redaktion. Tief die frische Luft einatmend, machte er sich auf zum Hafenanleger an den Landungsbrücken. Obwohl es sehr windig war, tat ihm der längere Fußmarsch nach dem Sitzen in der verbrauchten Luft gut. Wie immer erreichte er eine der letzten Fähren, um über die Elbe zu setzen. Um diese Uhrzeit gab es viele freie Plätze. Diesmal zog es Jürgen allerdings nicht auf das offene Oberdeck, dort war es ihm zu windig. Er suchte er sich einen geschützten Platz unter Deck. Allerdings hatte Jürgen eine Eigenart, die seine Frau neckisch als Spleen bezeichnete. Nicht selten nämlich bevorzugte er Sitzreihen, in denen unangenehme Gestalten sich tummelten und andere zu belästigen drohten. Jürgen selbst sah diesen Drang als ein Erbe seines Vaters an. Der hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besessen, was ihn auf Bürgersteigen mit Vorliebe durch breit angelegte Menschenreihen hindurch führte, die ohne Rücksicht auf Entgegenkommende den gesamten Gehweg einnahmen. Wie der Vater so der Sohn. Jürgen war sich dessen bewusst. Nicht selten hatte er sich schon mit Personen angelegt, die in ihrer Rücksichtslosigkeit anderen, vor allem alten und behinderten Menschen, entweder vor die Füße liefen, Türen vor der Nase zufallen ließen, oder Kinder in Bus und Bahn anpöbelten. Auch dumme oder beleidigende Bemerkungen gegenüber Frauen, Mädchen und Migranten brachten ihn in Rage.

Jürgen war gewiss kein Held, auch kein Draufgänger – aber rüpelhaftes oder diskriminierendes Benehmen, nein, das konnte er nicht ertragen. Er wusste selbst, dass sein Verhalten hin und wieder übersteuert war. Trotzdem hatte es ihm in der Kirchengemeinde den Spitznamen „Der Gerechte“ eingebracht. Jürgen war mittelgroß und als ehemaliger Kugelstoßer und Diskuswerfer zudem kräftig gebaut. Nur, „du bist kein junger Mann mehr“, versuchte seine Frau den Mittfünfziger auf dem Boden der Realität zu halten. Nicht bange war Jürgen auch an diesem Abend, als er sich unter Deck einen Platz suchte. In einer Ecke saß ein jüngerer, unruhiger Mann mit einer Bierflasche in der Hand. Ein Teil des Flascheninhalts hatte sich am Boden zu einer übel riechenden Pfütze ausgebreitet, die hin und her schwappte. Die müde klappernden Augenlider des jungen Mannes, rote Wangen und ein beeinträchtigter Gleichgewichtssinn zeugten vom Grad seiner Trunkenheit. Wie magisch angezogen, denn da war sie wieder, die Erbmasse, setzte Jürgen sich ihm gegenüber.

Der junge Mann nahm kaum Notiz von dem neuen Fahrgast. Wippte hin und her, stöhnte, sprang dann – von erkennbar innerer Hitze getrieben – auf und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, das Fenster zu öffnen. Dabei verunreinigten weitere Spritzer aus seiner Bierflasche die Sitzbänke. Der junge Mann bemerkte es nicht, aber Jürgen umso mehr. Eine Weile schaute der sich das Treiben seines schwankenden Gegenübers an. Als der Betrunkene sich dann jedoch auf den Sitz stellte und mit seinem ganzem Körpergewicht an der Fensterverriegelung zog, wurde es Jürgen zu viel. „Nun ist aber gut“, rief er energisch. Erkennbar beleidigt drehte der Angesprochene sich zu ihm um. „Was willst du denn?“, maulte er verärgert. „Sie müssen ja nicht das Fenster kaputt machen“, entgegnete Jürgen. „Scheißegal,“ lautete die kurze Antwort des Betrunkenen. Dann erhob er sich, verließ seinen Platz und stellte sich in Jürgens Rücken. Dem Journalisten war nicht wohl. Er ahnte, was kommen würde. Abrupt blickte er sich um, sah die abwärts geneigte Bierflasche über sich, sprang auf und entkam so dem ihm zugedachten Bierschwall. Wütend stand er dem Trunkenbold gegenüber, der sich nun auch voll aufgerichtet hatte. „Mist, er ist bedeutend größer als ich“, dachte Jürgen. Damit nicht genug. Der angetrunkene Mann fasste nun die Flasche am Hals und drohte sie als Schlaginstrument zu benutzen. Jürgens inneres Flehen, „o Gott“, blieb im Ansatz stecken.