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Sie sind im Vollstress und der erstbeste Rat ist, einfach mal durchzuatmen und im herabschauenden Hund zu verharren. Sind Sie das auch leid? Dann werden Sie das neue Buch der Bestsellerautorinnen Anna Funck und Vanessa Blumhagen lieben. Denn diese Frauen bieten echte Hilfe für den Alltag. Der tägliche Wahnsinn aus Job, Familie, Straßenverkehr, Verpflichtungen und Sorgen kann einen nämlich ganz schön aus der Bahn werfen! Dazu hängen wir alle noch permanent am Handy oder Tablet und versuchen, uns zu ent-stressen, indem wir Dinge tun, die uns nur noch mehr von uns selbst entfernen. Zeit für handfeste Tipps ohne Sitzkreis und Klangschale, denn die beiden Journalistinnen mögen keine Symptombehandlung, sondern gehen immer an die Ursachen ran. Frei nach dem Motto »Mehr Tankstellen – weniger Baustellen« ergründen sie in jedem Kapitel ihres Buches ein anderes Problem, das uns stresst oder dessen Auslöser Stress ist: von Migräne und grauen Haaren über Wechseljahresbeschwerden bis hin zu Verdauungsproblemen und Allergien. Und auch unsere Kinder sind schon betroffen und strampeln mit im Hamsterrad. Funck und Blumhagen werfen ihren Leserinnen den Rettungsring der Erkenntnis zu, damit sie in ihrem eigenen Leben nicht ertrinken.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 295
Veröffentlichungsjahr: 2025
Anna FunckVanessa Blumhagen
DieStress
Managerinnen
So kommen Sie entspannt durch den Wahnsinn des Alltags
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.de abrufbar.
Für Fragen und [email protected]
Wichtige Hinweise
Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung und Ernährungsberatung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und die Autorinnen haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.
Originalausgabe
2. Auflage 2025
© 2025 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.
Redaktion: Ulrike Hollmann
Umschlaggestaltung: Maria Verdorfer
Umschlagabbildung: Michael de Boer
Satz: feschart print- und webdesign, Michaela Röhler, Leopoldshöhe
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-7474-0681-6
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98922-105-5
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.mvg-verlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Vorwort
Stress – was ist das eigentlich?
Oder: Warum der Steinzeitmensch keinen Burn-out kannte
Stress und die Haut
Was tun, wenn die Epidermis blüht und ausschlägt?
Stress und graue Haare
Wenn man Ärger und Sorgen auf dem Kopf sieht
Stress und Hormone
Was tun, wenn Progesteron und Östrogen verrutschen?
Stress und Kopfschmerzen
Wieso haben wir Fifty shades of »Migräne«?
Stress und Allergien
Wie Sie Ihre Mastzellen an die Kette legen
Stress und die Psyche
Wenn zu viel Trubel unglücklich macht – oder: Die Lösung liegt in dir!
Stress und die Zähne
Der Mund – eine völlig unterschätzte Problemzone
Stress und Verstopfung
Wie bringen wir in das unsexy Thema wieder Schwung rein?
Stress und Epigenetik
Liegt’s an den Genen oder sind wir selbst dran schuld?
Stress und Entzündungen
Henne oder Ei: Was war zuerst da?
Stress und Umweltschadstoffe
Wenn die schöne neue Welt uns krank macht
Stress und your daily Gift
Was alles über unsere Haut ins Blut geht
Stress und Viren
Wenn kleine Übeltäter uns mächtig ärgern
Stress und Borreliose
Wer ist der unbekannte Feind in meinem Körper?
Stress und Kinder
Wie wir die Kleinsten entspannen
Stress und intermittierendes Fasten
Echte Geschlechterungerechtigkeit
Stress und Ernährung
Was essen, wenn’s brennt?
Stress und Adaptogene
Die kleinen Helfer gegen Anspannung
Stress und Eisbaden
Ice, Ice, Baby – Was ist dran am kalten Stresskiller?
Stress und Erdung
Wie Sie barfuß jeden Brandherd austreten!
Annas und Vanessas persönliche Anti-Stress-Tipps
Unsere Experten
Danksagung
Buchtipps, Web- und Bezugsadressen
Quellen
Die Autorinnen
Vorsicht, nicht erschrecken! Wir steigen mal etwas anders in dieses Buch ein, als Sie es wahrscheinlich sonst gewöhnt sind. Gehen Sie doch mal gedanklich zu Ihrer Zunge. Wo ist die gerade? Klebt sie angespannt an Ihrem Gaumen? Dann lassen Sie sie los und entspannt in Ihren Unterkiefer fallen. Und der Unterkiefer: Ist der fest und angespannt? Versuchen Sie, auch ihn locker zu lassen. Und jetzt eine Etage tiefer zu den Schultern. Sind die hochgezogen Richtung Ohren? Atmen Sie doch mal hörbar aus und lassen sie einfach alles los. Oder wie Vanessas Yogalehrerin Judith immer sagt: Relaaaaaaax.
Keine Angst, Sie sind nicht der/die Einzige, die so gestresst und körperlich verspannt ist. So geht es heutzutage allen. Uns auch! Oft werden wir gefragt, wie wir es schaffen, noch nebenbei Bücher zu schreiben. Und meistens stehen wir dann achselzuckend da und denken: Wissen wir auch nicht. Einfach zwischen Kinderabholen, Gassigehen, Terminen, Zoomcalls und Feriengästebetreuung. Weil wir immer wieder gerne Neues ausprobieren und unser Wissen nicht für uns behalten wollen.
Hinzu kommt natürlich der Spaß, den wir miteinander währenddessen haben: Wir rufen uns immer ganz high nach den Interviews an und erzählen uns, was wir gelernt haben. Denn unser größtes Hobby ist einfach das schöne Leben. Und das hat man ja nur, wenn man gesund und entspannt ist. Natürlich gehört auch Stress dazu, zumindest der gute, der andere macht uns leider krank. Wenn wir uns so umschauen, kommt kaum eine der Frauen in unserem Umfeld mehr runter. Gilt auch für die Männer, aber wir Frauen packen uns die To-do-Listen einfach noch voller. Und man kann es sich nicht mehr schönreden: Wir sind eine chronisch überstresste Gesellschaft und müssen dringend etwas tun.
Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben, um uns, Ihnen und Ihren Lieben zu helfen. Unsere Bitte: Behalten Sie nichts von dem Wissen für sich! Denn je entspannter wir als Gesellschaft sind, desto schöner wird unser aller Alltag. Insofern ist auch dieses Buch wieder ein absoluter Herzenswunsch. Die Idee sprang uns an, als wir aus einer Lesung in Hamburg kamen. Es war ein sehr grauer Tag, aber wir gingen lächelnd auseinander. Da wir beide parallel zu unserem Schreibprozess unglaublichen Stress bekamen, sind wir auch wieder mal die idealen Testkarnickel gewesen. Annas Leben änderte sich schlagartig durch eine Grundschule, die ihre Schüler offenbar für Oxford ausbildet, und Vanessas süßer Hund Enna wurde leider schwer krank. Insofern waren wir beide plötzlich fremdbestimmt und hätten eigentlich gerne einen 48-Stunden-Tag gehabt. Sie können also versichert sein: Es ist alles hardcore erprobt, was wir Ihnen zwischen Cover und Rückseite erzählen. Genau wie bei unserem ersten Buch »Gesund, stark, schön«.
Damals ging es um die Gesundheit, für die wir Frauen als Familienmanagerinnen Verantwortung tragen. Und jetzt lassen Sie uns zusammen dem Stress an den Kragen gehen!
Herzlichst, Ihre
Anna Funck und Vanessa Blumhagen
Lassen Sie uns mal ganz, ganz weit zurück in die menschliche Geschichte gehen: sozusagen in die Höhle. Da sitzen wir mit unseren Mithöhlenbewohnern, unserer Familie, eingehüllt in wärmende Felle, gemütlich am prasselnden Lagerfeuer. Und ob Sie es glauben oder nicht: Hier sitzen wir evolutionstechnisch immer noch. In unserem Körper hat sich seitdem nicht viel verändert. Vielleicht haben wir ein bisschen weniger Haare rundherum. Gut. Mag sein.
Unsere Vorfahren hatten ein entspanntes Leben. Kein stressiger Job. Kein blaues Licht aus Handy und TV. Keine Dauererreichbarkeit. Keine Verpflichtungen im Sportverein, keine Kindertermine und kein Ärger im Straßenverkehr. Keine schlechten Nachrichten von Krieg und Inflation. Wussten Sie übrigens, dass wir heute an einem Tag mit so vielen Informationen konfrontiert werden wie die Menschen vor 150 Jahren in ihrem ganzen Leben? Kann man sich schon vorstellen, dass das unserem Nervensystem nicht guttut.
Der einzige Stress bei den Steinzeitmenschen war zu überleben. Sicher, das kann schon mal den Tag füllen, und im Winter war es sicher auch nicht so lustig, hungrig und ohne Anorak ums Überleben zu kämpfen. Wenn der Säbelzahntiger hinter einem her war, tobten die Stresshormone auch in unseren Vorfahren. Diesem Bild werden Sie im Lauf des Buches noch öfter begegnen. Viele Experten nutzen es, um zu verdeutlichen, was bei uns heutzutage schiefläuft.
Aber erst mal zurück zu den haarigen Vorfahren: Cortisol steigerte auch im Neandertaler den Blutdruck, beschleunigte die Atemfrequenz und ließ sein Herz schneller pumpen. Zudem sorgte es dafür, dass sich die Herren und Damen Höhlenmenschen ihre Kräfte besser einteilen konnten und nicht zu schnell erschöpften. Es machte kurzfristig leistungsfähiger. Mister Flintstone war also besser gewappnet, um dem bösen Raubtier entkommen und lebend zur Sippe zurückzukehren zu können. Der Vorteil: War die Flucht vorm Gefressenwerden vorbei, lief man schnurstracks zurück zur Family, wurde gepflegt, bekam im besten Fall etwas zu essen und hatte erst mal Pause. Für ein paar Stunden, Tage oder Monate. Und genau das ist der Unterschied zu heute: Wir haben keine Pause. Oder besser: Wir gönnen uns keine!
Unser Säbelzahntiger ist praktisch immer da: Handy, Koffein, zu wenig nahrhaftes Essen, Verpflichtungen, Job, Freizeitstress, High Intensive Sport, Sorgen, zu wenig qualitativ guter Schlaf, Mikronährstoffmängel, nicht Nein sagen können, zu viel Zucker ... Die Liste könnte unendlich weitergehen. Wir lassen unser System einfach nicht runterfahren. Und genau dafür sind wir Menschen nun mal nicht gemacht. Dauerhaft erhöhtes Cortisol sorgt nämlich unter anderem für:
•Störungendes Schlaf-Wach-Rhythmus
•Haarausfall
•Bluthochdruck
•Ein- undDurchschlafstörungen
•schlechte Wundheilung
•Wassereinlagerungen
•Nachtschweiß
•Gewichtszunahme (vor allem am Bauch)
•Erschöpfung
•Konzentrationsstörungen
•Magengeschwüre
•Gedächtnisstörungen
•Verdauungsprobleme (Durchfall oder Verstopfung)
•Libidoverlust
•Unfruchtbarkeit
•Blähungen
•Übelkeit
•Herzstolpern
•erhöhten Blutzuckerspiegel
•Knochenabbau
•verkümmernde Muskulatur
•Zahnfleischprobleme
•Verspannungen
•verfrühte Alterung,zum Beispiel Falten
•innere Unruhe
•Anspannung
•Arthritis
•verstärkten Körpergeruch
•Angstzustände
•Dämpfung des Immunsystems
•Überforderungsgefühl
•chronische Erschöpfung/Burn-out
•hormonelle Störungen
•erhöhtes Risiko für Tumore
•Gedächtnisstörungen
•Diabetes Typ 2
•Ängste
•Autoimmunerkrankungen
•Depressionen
•Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Sie denken jetzt: Die Liste liest sich wie die Aufzählung unserer gängigen Zivilisationskrankheiten. Na, woher das wohl kommt?
Übrigens können sich auch schon vorhandene Beschwerden verschlimmern, wenn das Stresslevel steigt. Bei meiner Hashimoto triggert es den Autoimmunprozess, sprich die Entzündung in der Schilddrüse. Und auch einen leaky gut, eine löchrige Darmschleimhaut, konnte ich erst ausheilen, als ich den größten Stressfaktor in meinem Leben – zweimal die Woche um 3 Uhr in der Früh aufstehen fürs Sat.1-Frühstücksfernsehen – hinter mir gelassen hatte. Anna hat die Vermutung, dass ihre Parasitenbelastung, die sich bei ihr durch Hautprobleme zeigt, mit mehr Trouble im Alltag in Verbindung steht.
Wenn wir es mit der Belastung übertreiben, gehen die Nebennieren (unsere Stressorgane, die auf den Nieren als kleine Kappen sitzen) langfristig in die Knie. Die können einfach nicht mehr. Und ohne Hormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin läuft in unserem Leben nichts mehr rund. Schon das Aufstehen am Morgen wird zur Qual. Nennt sich Nebennierenschwäche oder neudeutsch Burn-out. Urlaub oder ausschlafen hilft da nicht mehr. Da müssen härtere Erholungsgeschütze aufgefahren werden. Eine komplette Änderung des Lebensstils, eine regelmäßige Schlafroutine, jede Nacht mindestens neun Stunden ruhen, strenges Koffeinverbot, ein salziges, eiweißreiches Frühstück (unsere Nebennieren lieben gutes Ursteinsalz, weil hier über 80 Mineralien enthalten sind), kein Sport (spazieren gehen und leichtes Stretching sind natürlich erlaubt) und die fehlenden Vitamine, Mineralien und Spurenelemente auffüllen. Aber das Wichtigste: Man muss dem »Ich muss unbedingt noch das und das und das erledigen«-Teufelskreis entkommen. Und ich wage mal zu orakeln, dass das das Schwierigste an der ganzen Sache ist. Der Vorteil einer Nebennierenschwäche: Sie können gar nicht anders. Aber wer will schon gezwungen werden, etwas für sich zu tun? Freiwillig ist viel schöner, oder?
Stress macht unglücklich!
Unser Körper kann sehr lange sehr viel ausbalancieren. Aber irgendwann läuft das Fass über, und wir spüren, dass etwas nicht stimmt. So auch beim Thema Stress, der uns auf die Stimmung schlägt. Genauer gesagt, stört das ständig erhöhte Stresshormon Cortisol die Balance von Dopamin und Serotonin, den Neurotransmittern im Gehirn, die unsere Stimmung steuern. Wir fühlen uns dauerhaft ängstlich, entmutigt, gereizt und erschöpft. Einfach unglücklich! Auf den Alltag übertragen, sieht das dann so aus:
•genauso müde aufwachen, wie man ins Bett gegangen ist
•Dinge, die uns mal erfreut haben, nehmen wir nur noch so hin
•lieber zu Hause bleiben als ausgehen
•Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen
•regelmäßig stundenlang Netflix schauen
•emotional abgestumpft sein
•ohne nachvollziehbaren Grund aus der Haut fahren
•und ohne Anlass traurig sein
•auf dem Handy rumscrollen, bis einem die Augen zufallen
•von einer Aufgabe zur nächsten hüpfen, ohne etwas zu Ende zu bringen
•kleinste Unannehmlichkeiten fühlen sich an wie eine riesige Katastrophe
•tägliche Aufgaben werden plötzlich zu unüberwindbaren Hindernissen
•keine Motivation und Energie mehr haben
•mal sehr hungrig, mal komplett appetitlos sein
•Schlafprobleme
•Verspannungen und Bauchschmerzen
Was sich anfühlt, als wäre etwas mit uns nicht in Ordnung, ist nur eine Fehlschaltung unserer Hormone, die wir selbst mit unserem Lebensstil verursachen. Wenn wir den Stressknopf wieder ausschalten, kommen Serotonin und Dopamin wieder ins Gleichgewicht und unsere Laune gleich mit! Wie das geht, lesen Sie in den folgenden Kapiteln.
Jetzt kommt die große Frage: Warum trifft es vor allem uns Frauen? Warum sind vor allem wir eher überstresst als die Männer? Weil wir, wie schon im Vorwort angedeutet, immer mehr und mehr schultern wollen, um Kinder, Job, Familie, Freunde, Freizeit und Verpflichtungen unter einen Hut zu kriegen. Dazu kommt unser Dauerbegleiter Handy, das uns ständig erreichbar sein lässt. Übrigens alles mit ein Grund (neben dem komplexen Hormonsystem und genetischer Vorbelastung), warum Frauen viermal häufiger an Autoimmunerkrankungen leiden als Männer. Der Stress triggert das Immunsystem, das sich fälschlicherweise gegen den eigenen Körper richtet.
Bei Hashimoto Thyreoiditis zum Beispiel ist es die Schilddrüse (geschätzt über acht Millionen Betroffene allein in Deutschland, Verhältnis Frauen/Männer: 9:1). Andere Autoimmunerkrankungen, die immer häufiger vorkommen, sind die Autoimmungastritis (Entzündung der Magenschleimhaut), Autoimmunhepatitis (Leberentzündung), Colitis ulcerosa (Darmentzündung), Guillain-Barré-Syndrom (Nervenentzündung), Morbus Basedow (auch eine Entzündung der Schilddrüse wie Hashimoto, allerdings mit der Folge einer Schilddrüsenüberfunktion), Psoriasis (Hauterkrankung), Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) und Zöliakie (Dünndarmentzündung, ausgelöst durch Gluten). Oft kommen sie auch im Doppelpack oder sogar als Trio vor. 40 Prozent der Hashimoto-Patienten haben zum Beispiel gleichzeitig eine Autoimmungastritis. Ist erst einmal eine dieser Krankheiten ausgebrochen, steht der nächsten leider Tür und Tor offen. Und immer ist Stress einer der Haupttrigger – neben Umweltgiften, Traumata, Mikronährstoffmängeln. All das – Sie werden es im Lauf des Buches lesen ‒ stresst unseren Körper!
Zu dem ganz normalen Wahnsinn im Alltag kommt bei vielen Frauen ein Zuhause, in dem sie sich nicht sicher fühlen. Oft ausgelöst durch eine unglückliche Partnerschaft, Geldsorgen, das Gefühl der absoluten Überforderung. Oder auch durch die ständigen Nachrichten von Krieg und Wirtschaftsabbau. Die Natur hat es aber dummerweise so angelegt, dass wir erst richtig entspannen können (und schwanger werden), wenn wir uns geborgen, wohl, beschützt, einfach sicher fühlen. Fragen Sie mal die Feng-Shui-Kollegen aus Asien: Schon eine unaufgeräumte Wohnung kann uns da komplett aus der Fassung bringen. Solche Dinge hat kaum einer auf dem Zettel, wenn es um das Thema Stress geht. Ich kann Ihnen versprechen, Sie werden an der einen oder anderen Stelle in diesem Buch denken: »Warum hat mir das vorher niemand gesagt?« Wir mussten auch erst tolle Experten befragen, bis wir das ganze große Bild auf dem Tisch liegen hatten, das wir Ihnen jetzt stolz präsentieren können.
Wir Frauen müssen lernen, dass Ausruhen etwas Produktives ist. Im Flugzeug lautet die Ansage zu Beginn ja auch: »Ziehen Sie erst sich selbst die Atemmaske über und helfen Sie dann den Mitreisenden.« Und so läuft es auch in unserem Leben. Erst wenn wir auf uns achten, können wir auch ganz für die anderen da sein. Und dabei geht es gar nicht nur um Ausruhen im klassischen Sinn. Hinlegen und Füße hoch. Nein! Heutzutage müssen wir neben der körperlichen Erholung auch auf mentale, emotionale, soziale, kreative und, wenn Sie möchten, auch auf spirituelle Ruhe achten. Denn in all diesen Bereichen erfahren wir ein Zuviel, oder anders ausgedrückt: Stress.
Schon allein wegen der erschreckenden Liste der körperlichen und seelischen Folgen dieser Dauerbelastung (siehe oben) wollten Anna und ich nicht so weitermachen und haben uns auf die Suche nach Hilfe zur Selbsthilfe gemacht. Herausgekommen sind 256 Seiten voller neuer Einsichten, spannender Zusammenhänge, toller Tipps und diverser Aha-Momente. Denn Stress ist kein Schicksal, dem Sie und wir hilflos ausgeliefert sind. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht auch hinbekommen könnten, bei all dem, was wir sonst schon so alles wuppen. Also los: Lassen Sie uns dem Stress den Kampf ansagen!
Entspannung aus der traditionellen chinesischen Medizin
In der TCM geht man davon aus, dass ständige Anspannung und Stress im Kiefer gespeichert werden. Passend dazu kann man heutzutage beobachten, dass immer mehr Menschen knirschen und nachts die Zähne zusammenpressen, was bei einer Beißkraft von 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter schwere Schäden am Gebiss verursachen kann, dazu Kopf- und Nackenschmerzen. Und man wacht komplett gerädert auf – egal, wie lange man geschlafen hat. Dr. Harold Eymer erzählt im Kapitel rund um die Mundgesundheit noch mehr darüber.
Zum Glück haben die alten Chinesen eine schnelle Lösung für uns stressgeplagte Westler. Den Akupunkturpunkt TB17. Sie finden ihn unter dem Ohrläppchen an der Stelle, an der Ihr Unterkiefer am Oberkiefer »aufgehängt« ist. Hier trifft der wichtige Gallenblasenmeridian auf andere Meridiane (die Energiebahnen in unserem Körper). Ist der Punkt fest und schmerzempfindlich, hat das oft nicht nur etwas mit Anspannung zu tun, sondern auch mit über Jahren angestauten Emotionen wie Ärger und Frustration.
Massieren Sie den Punkt auf beiden Seiten mit ihren Zeigefingern mit so viel Druck, dass es noch aushaltbar ist, und öffnen und schließen Sie dabei immer wieder Ihren Mund. So können Sie den Stress und alte Gefühle loslassen und die Energie kann wieder ungehindert fließen. Laut TCM können so Nackenprobleme, Kopf- und Zahnschmerzen, Hörverlust und sogar Tinnitus verbessert werden. Und man soll sogar besser schlafen können. Man muss natürlich regelmäßig unterm Ohrläppchen rumdrücken und dazu einen Fisch auf dem Trockenen nachmachen, um solche Ergebnisse zu erzielen. Besser als Schmerztabletten einzunehmen ist es aber auf jeden Fall.
Zusammenfassung
•Wir sitzen evolutionstechnisch noch immer in der Steinzeithöhle am Lagerfeuer. Kurzfristige Stresssituationen wie die Flucht vorm Säbelzahntiger können wir gut ausbalancieren.
•Das andauernde Cortisol-High aber, dem wir heutzutage permanent ausgesetzt sind, führt nicht nur langfristig zum Burn-out, sondern auch zu Gewichtszunahme, Hormonchaos, frühzeitiger Alterung, Blutzuckerproblemen, Schlafstörungen, psychischen ebenso wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielem mehr. Zusätzlich steigt das Risiko für Autoimmunerkrankungen.
•Wir Frauen müssen uns sicher fühlen, um richtig entspannen zu können. Dem stehen Geldsorgen, Beziehungsprobleme und schlechte Nachrichten entgegen.
•Entspannungsübungen können uns helfen, dem Stress zu entkommen und besser unser tägliches Leben zu bewältigen.
Was meine Epidermis und ich miteinander durchgemacht haben, geht wirklich auf keine Kuhhaut! Das wurde mir bei meinen Recherchen zu diesem Kapitel klar: Als Teenie war ich tatsächlich ein blühendes Beispiel für einen Weizen-Kuhmilch-Junkie. Pickel sprossen bei mir wie die Blumen auf der Liebeswiese in »Twilight«, sodass ich mein ganzes Taschengeld zur Kosmetikerin schleppte. Ich fand es dort hervorragend investiert. Dass es neben dem Hormonstress in meinem Körper einen Zusammenhang mit meiner Ernährung geben könnte, hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Von Blutzuckerspitzen durch Kuhmilch, die dafür sorgen, dass meine Leber Wachstumshormone produziert, die wiederum meine Talgproduktion so richtig schön ankurbeln, hatte ich noch nie etwas gehört. Genauso wenig wie von Weißmehl, das meine Darmwände attackiert, hochentzündlich ist und ebenfalls die Pickelproduktion anwirft. Und so mampfte ich weiter fleißig Kinderschokolade, Cornflakes und Croissants. Das Gewicht war nicht mein Thema, und alles andere war in den 90ern ja nur ein optisches Problem, solange die Levi’s saß und man samstags eine Fahrgemeinschaft in die Eisdisco hatte.
Dann verschrieb mir ein »findiger« Gynäkologe die Pille für ein noch schöneres Hautbild. Nahmen damals alle, wollte ich natürlich auch. Meine Haut wurde rein, schließlich war sie ja die einer Scheinschwangeren mit viel künstlichem Progesteron im Blut, und ich war sehr zufrieden. Was die Pille eigentlich für ein gefährliches Medikament ist, war mir damals überhaupt nicht klar. Belana, Diane, Petibelle und Yasmin gehörten bei all meinen Freundinnen zum Alltag wie Zähneputzen.
Viele Jahre und etliche Pillenwechsel später kamen dann das Fernseh-Make-up, Sendestress und ein Vielfliegerstatus hinzu. Alles zusammen Gift für die Haut, denn das Make-up verstopft die Poren und die trockene, klimatisierte Luft über den Wolken entzieht der Haut Feuchtigkeit. Inzwischen kannte ich mich mit gesunder Ernährung ganz gut aus, aber gegen die HD-Pampe, also das Fernseh-Make-up, die die Kamera einforderte, kam ich selbst damit nicht an. Trauriger Höhepunkt war eine Maskenbildnerin in Bologna, die mich mit einem dreckigen Schwamm schminkte, weshalb ich am nächsten Tag aussah wie ein platzendes Sofakissen. Irgendwann hatte ich die Idee, mich am Flughafen vor dem Fliegen abzuschminken, aber machen Sie das mal, wenn die Kunstwimpern noch kleben, als bekämen sie Extrastunden bezahlt, eine Riesenschlange vor der Damentoilette wartet und das Flughafenpersonal Sie kurz vor dem Abflug in nahezu ganz München ausruft.
Als ich zwischendurch immer mal wieder schwanger war, war meine Haut nah dran an »Babypopo«, einfach schön, die Hormone regeln’s dann schon, kennt man ja. Eine bessere Durchblutung, mehr Östrogen, mehr Progesteron … in meinem Gesicht herrschte auf jeden Fall Ruhe. Drei Kinder später kündigte sich dann irgendwann die Überwucherung mit einem Parasiten an, der die Hausregeln nicht kannte, meine Haut wieder blühen ließ und über dessen Bekämpfung ich in unserem Buch Gesund, stark, schön berichte. Da kam ich das erste Mal an den Punkt, an dem ich dachte: Ich kann nicht über 40 sein und noch herumlaufen, als wäre ich in der ewigen Pubertät. Hinzu kam noch die Tatsache, dass meine Haut irgendwie gar nicht mehr mitmachte: Im Gesicht war sie unrein, sehr blass und bräunen wollte sie gar nicht mehr. Und wir reden nicht von einem Kapstadt-Teint, sondern nur von einer zarten norddeutschen Sommerbräune. Ging nicht mehr. Den Parasiten hatte ich besiegt, da regte sich nichts mehr; zur Kontrolle esse ich immer mal wieder ein paar Papayakerne. Mögen die Biester nämlich gar nicht. Aber irgendwas stimmte immer noch nicht.
Sind Sie noch mitgekommen? Warum ich Ihnen das alles erzähle? Damit Sie wissen, dass ich schon immer an meiner gestressten Epidermis herumexperimentiere. Frau Blumhagen kann da leider nicht mitreden. Sie kennt keine vergrößerten Poren, Pickel oder Speckschwartenglanz, wie auch immer Sie das hinbekommen hat bei dem ganzen Fernsehrummel. Und wenn Sie meine Freunde fragen, werden die sagen, ich übertreibe. Nur haben die mich jahrelang immer nur zugespachtelt gesehen und das sah natürlich ganz hervorragend aus. Es gibt wunderbare hormonverändernde Chemiekeulen, die fast alles wegzaubern. Sie machen uns nur leider krank und das wollen wir nicht.
Ein Augenöffner war meine Kosmetikerin, Frau Rohrbach, die ich auch liebevoll meine »Hexenkosmetikerin« nenne. Nicht weil sie eine Warze auf der Nase hätte oder mit dem Besen zur Arbeit flöge, sondern weil sie so spirituell und klug ist und nur durch Druckpunktmassage Miniliftings zaubert und Energien fließen lässt, dass man fitter als vorher von ihrem Kosmetikstuhl steigt. Als ich das erste Mal zu ihr kam, hatte ich meine Ernährung schon lange umgestellt. Milch überließ ich den Kälbern, Gluten hatte ich bis zur Schmerzgrenze reduziert, soweit das mit drei pastaobsessten Kindern geht, aber meine Haut muckte trotzdem noch auf.
»Sie nehmen am besten nur noch Naturseife. Und zwar für den ganzen Körper. Die besteht nur aus Olivenöl und kaltgepresstem Kokosöl und stellt den natürlichen pH-Wert wieder her. Ihre Haut entgiftet dadurch, das Hautbild wird klarer und die Beine werden dann auch wieder braun«, erklärte mir Frau Rohrbach. Seitdem bin ich ein Mensch mit Seifenschalen. Und zwar im ganzen Haus, denn auch meine Reibeisenhände, die mir die Coronazeit beschert hatte, wollte ich wieder loswerden. Das Problem: Meine Seifen aus der Apotheke hatten den pH-Wert meiner Haut ruiniert, jetzt stellte ich ihn wieder her ‒ sowie die Selbstfettung. Es war irre, wieder weiche Hände zu haben! Handcreme brauche ich inzwischen gar nicht mehr oder höchstens in der Winterzeit. Übrigens, wer hätte es gewusst? Unsere Körperpflege war früher grundsätzlich basisch, haben wir nur irgendwie vergessen: Basische Seifen, Asche, Milch und Natron waren quasi unser L’Oréal, weil wir uns das wert waren. Säuren und Stoffwechselprodukte konnten wir so über die Haut, unsere »Hilfsniere«, loswerden und Hautpilze und Entzündungen hatten im basischen Milieu nie eine Chance. Irgendwann kam dann die Chemieindustrie und schleuste schön Mikroplastik, Mineralöl und Silikone ein.
Auch meine Beine bräunten jetzt wieder im Sommer, und zwar so schön, dass ich des Öfteren gefragt wurde, welcher Selbstbräuner das denn sei. Im Gesicht verschwand das Spannungsgefühl, das mich über Jahre beim Fernsehen begleitet hatte, und nur ab und zu – zur Periode oder wenn es doch mal Pizza sein musste –, gab es ein paar Pickelchen am Kinn. Im Wechsel mit einer basischen Seife nahm ich dann hin und wieder eine milde Öl-Reinigung zur Erhöhung der Hautfeuchtigkeit. Chemiefrei mit Brokkolisamenöl, Kamillenblütenöl und Squalan, einem Auszug aus Olivenöl. Zusätzlich gab’s noch ein Probiotikum auf die Haut. Ich war völlig baff! Die ganzen Feuchtigkeitscremes aus der Parfümerie, von denen ich jahrelang während meiner TV-Zeit dachte, dass ich ohne sie nicht auskäme, brauchte ich gar nicht mehr. Ich hatte meine Haut durch sie nur ausgetrocknet und süchtig nach noch mehr Cremes gemacht. Langfristig hätte ich mit ihrer Hilfe vermutlich früher und mehr Falten bekommen. Ich lief den ganzen Sommer ungeschminkt herum und fand mich klasse. Vorher absolut undenkbar.
Inzwischen ist meine äußere Pflegeroutine »Kräuterhexe next level« – und ich liebe es. Zum einen, weil ich weiß, dass ich mich nicht vergifte und meinen Hormonhaushalt nicht durcheinanderbringe, und zum anderen, weil es sich einfach super anfühlt. Gegen Entzündungen träufele ich partiell Benediktenkrautextrakt auf meine Baustellen, auf die Lippen kommt nur noch Sheabutter und neuerdings experimentiere ich mit Bio-Rindertalg. Unter Insidern auch Tallow genannt. Ja, ich weiß, das klingt schwierig für den einen oder anderen Veganer, aber es ist der Talg von gesunden grasgefütterten Bio-Rindern aus artgerechter Haltung vom Bodensee. Die ersten Experimente damit haben vor 2000 Jahren die Römer, Griechen und Chinesen gemacht, wobei es denen in erster Linie um Wundheilung ging. Aber die Vitamine und die Fette, die unserem Hautfett ähneln, sollen auch noch mehr können, nämlich stärken und straffen und Hautprobleme bekämpfen. Ebenfalls ein absoluter Gamechanger – allerdings von innen – war die Leberreinigung nach Andreas Moritz, Vanessas »Geheimrezept« seit vielen Jahren. Und egal, wie sehr ich mich dagegen wehrte, sie ließ zum Glück nicht locker. Abführen, einen sexy Einlauf machen, Bio-Olivenöl plus Grapefruitsaft einnehmen und ab ins Bett mit Wärmflasche war nicht nur super für meine Leber, sondern auch eine große Verbesserung im Hautbild. (Die genaue Anleitung haben wir in Gesund, stark, schön beschrieben.) Der Grund: Ist die Leber überlastet, fungiert die Haut als Ersatzventil zum Entgiften. Die Folge: Hautausschläge, Pickelchen und Ekzeme. Auch Gefühle setzen der Leber zu – deshalb am besten öfter mal von innen feucht durchwischen.
Ja, Sie merken es schon, meine Reise ist noch lange nicht zu Ende. Auf dem Weg trifft man jede Menge spannende und interessante Menschen wie Autorin und Hautpflege-Entwicklerin Mareike Peters, die in einer 12-Quadratmeter-Studentenbutze mit dem Selbstrühren begann, um dann das Unternehmen Naturkosmetik München (nkm) mit 60 Mitarbeitern aufzubauen. Ich habe sie getroffen und ihr ein paar kluge Tipps entlockt.
Du hast angefangen, deine eigene Hautpflege zu entwickeln und selbst anzurühren. Warum?
Ich wollte einfach eine Hilfe zur Selbsthilfe entwickeln. Als Kind hatte ich immer Neurodermitis und das Gefühl, mit mir stimmt etwas nicht. Hautprobleme stechen ja immer sofort ins Auge und ich habe mich unwohl gefühlt.
Dazu kam dann eine Kontaktdermatitis (eine entzündliche, nicht infektiöse Reaktion der Haut auf äußere Substanzen und Einflüsse) und eine Akne mit 16. Ich habe natürlich alles ausprobiert, was die Drogerie hergegeben hat, aber geholfen hat nichts. Für mich war also klar: Ich gehe auf Ursachenforschung! Und so wurde das Ganze zu meiner größten Leidenschaft. Ich liebe es, an Rezepturen zu friemeln und ein direktes Ergebnis zu erzielen. Ich weiß inzwischen, dass ich zu viel vom Stresshormon Cortisol produziere und ich an meinen Nebennieren arbeiten muss, die für eine Talgüberproduktion sorgen. Ich nehme viele Nahrungsergänzungsmittel, lasse alle drei Monate ein Blutbild machen, gehe das Problem von innen an, aber ohne richtige Hautpflege sehe ich schlimm aus. Ich bin ein Routinemensch, und ich weiß inzwischen ganz genau, wie ich meinen Körper in einen Zustand bringen muss, damit es mir gut geht. Hautpflege ist bei mir der Schlüssel zum Glück!
Was stresst unsere Haut?
Wir machen jetzt ein Fass auf: Die Haut ist ein Organ, und zwar unser größtes sichtbares, und gleichzeitig der Spiegel der Seele. Sie ist ein Ausscheidungsorgan, das von Stress angeregt wird, aber sie scheidet eben auch nicht alles aus. Und man muss ganz klar unterscheiden: Was stresst unsere Haut durch inneren Stress, den wir im Kopf aufbauen, und was stresst sie von außen durch Umwelteinflüsse oder falsche Pflege, die ich zu den externen Stressoren zähle?
Okay, fangen wir mit dem inneren Stress an.
Da gibt es sehr viele Gründe: Wenn wir gestresst sind, reagiert unsere Haut häufig auf unsere veränderte Routine. Wir ernähren uns schlecht, schlafen weniger, der Körper regeneriert nicht so gut wie gewohnt. Und was ist die neuroimmunologische Reaktion? Klar: Pickel! Das ist die Immunantwort unseres Körpers, denn das Immunsystem wirkt auf die Haut. Nennt man HPA-Achse, das ist der Fachbegriff. Und dann arbeiten die Schilddrüse und die Nebennieren auf Hochtouren, produzieren schön weiterhin Stresshormone, der Cortisolwert steigt und kurbelt unter Umständen auch gern noch bestehende Hautkrankheiten an: Neurodermitis, Psoriasis, atopische Dermatitis, Schuppenflechte oder Rosazea. Da ist Stress nämlich ein klassischer Triggerfaktor.
Und was kommt von außen noch dazu?
Zwei Faktoren. Zum einen sind es die Verhaltensveränderungen. Wir fummeln zum Beispiel aus Nervosität mehr im Gesicht herum. Dann hast du nicht mehr so die Zeit, auf dich zu achten, und lässt deine Routinen schleifen. Andere externe Stressoren sind die falschen Stoffe, die wir uns auf die Haut schmieren. Silikone, PEGs und Erdöl sollte man natürlich unbedingt vermeiden. Mein Lieblingsbeispiel aus der Naturkosmetik ist immer die Ringelblume, auch Calendula genannt. Ringelblume ist eine krasse Red Flag, weil sie mehr Reizpotenzial als Wirkung hat. Deshalb bevorzuge ich immer Pflanzen wie Kamille, bei denen die Wirkung das Reizpotenzial überwiegt. Wir können sehr viel verkehrt machen bei der Hautpflege. Am besten lässt man nur die Zusammensetzung auf seine Haut, die man molekular verstehen kann. Bitte auf keinen Fall Duftstoffe! Gute Hautpflege sollte nie duften! Keine Sensibilatoren wie Geraniol oder Linalool oder eben Duftkomponenten auf Alkoholbasis. Ob sie synthetisch oder natürlich sind, ist eigentlich egal. Wichtig ist, dass es molekular zur Haut passt. Und was wir auch nicht vergessen dürfen, ist das blaue Licht, dem wir uns ständig aussetzen, wenn wir unsere Smartphones und Laptops benutzen. Auch da kann man mit verschiedenen Ölen arbeiten, die den Stress auf der Haut reduzieren. Heidelbeersamenöl hilft super, den oxidativen Stress zu reduzieren.
Was sind deine SOS-Tipps für gestresste Haut?
Für mich und in der Kosmetikwissenschaft ist immer entscheidend: Neigt der Mensch zu einer Überproduktion oder Unterproduktion an Talg? Danach richtet sich, welche Stoffe seiner Haut guttun. Vitamin B3 in Form von Niacinamid ist ein Gamechanger, wenn unsere Haut Stressanzeichen zeigt. Es hilft bei Rötungen, verbessert die Feuchtigkeit und wirkt Entzündungen entgegen. Das ist für jeden Hauttyp geeignet.
Was man ebenfalls wissen muss: Wenn man Stress hat, hat man eine erhöhte Freisetzung an freien Radikalen. Das sind oxidative Prozesse. Sprich: Man sieht schneller alt aus, die Strukturproteine und das Elastin bauen sich ab, das macht Falten. Deshalb brauchen wir Antioxidantien mit Vitamin C, zum Beispiel aus der Aroniabeere. Das Problem ist: Die Zelle vergisst nicht so fix. Hautzellen haben einen epigenetischen Marker, wo gespeichert wird, dass es uns einmal nicht gut ging. Und das funktioniert im Körper dann wie eine Kettenreaktion: Die freien Radikale ziehen quasi die Bausteine weg. Das ist der gleiche Effekt wie bei sich gegenseitig selbst aktivierenden Mausefallen. Deshalb müssen wir mit Hautpflege morgens präventiv Antioxidantien nutzen, denn sie dienen als Stoppschild für diese zerstörerischen Kettenreaktionen. Sie geben gerne ihre Elektronen ab, um die freien Radikale unschädlich zu machen. Bekannte Antioxidantien sind Vitamin C, Vitamin E (Tocopherol), Beta-Carotin oder das Coenzym Q10, weshalb man sie häufig in guten Hautpflegeprodukten findet.
Und wenn ich bei Stress ständig glänze wie eine Speckschwarte?
Dann bist du der Hauttyp mit der Talgüberproduktion. Der trockene Hauttyp neigt im Gegensatz eher zur Schuppung. Da kommt wieder die oben erwähnte HPA-Achse ins Spiel. Dann hilft die richtige Hautpflege. Und das ist in diesem Fall tatsächlich Öl, auch wenn es erst mal komisch klingt. Ölige Haut pflegt man am besten mit Öl. Die Emulgatoren, die Wasser und Fett zusammenhalten, sind in unserem Hauttalg bereits enthalten. Wir haben so quasi aus Wasser, Öl und Hauttalg eine Pflegecreme! Die Pflege mit Öl signalisiert dazu: Alles ist gut. Kannst runterfahren. Dafür eignen sich alle Öl-Arten mit einem hohen Linolsäuregehalt wie Distelöl, Traubenkernöl oder naturbelassenes Sonnenblumenöl. Kommen noch Pickel dazu, hilft Panthenol oder die Kieselsäure aus dem Beikraut Ackerschachtelhalm. Am Ende ist natürlich alles ein Zusammenspiel aus verschiedenen Komponenten: Ernährung, Lebensstil und »Was trage ich auf die Haut auf?«.
Offenbar machen wir eine Menge falsch. Gibt es noch weitere typische Fehler, die wir vermeiden können?
Ja, wir können auf das Hautmikrobiom achten und so dafür sorgen, dass wir gleich die guten Bakterien züchten und die schlechten sich nicht so vermehren. Eigentlich leben wir in einer Symbiose mit unseren Bakterien, sie ernähren sich von uns und wir brauchen sie. Wie im Darm. Kommt es allerdings zu einem Ungleichgewicht, haben wir ein Problem. Akne-Bakterien und Hefepilze sind auch Teil des Mikrobioms, aber nur ein kleiner Bestandteil. Wenn wir viel Talg produzieren und viele falsche Stoffe auf die Haut geben, wächst der Malassezia-Hefepilz, der sich hervorragend von der falschen Balance ernährt. Die kann schon entstehen durch zu viel Waschen, durch ständiges Seifen und falsches Duschgel. Die Haut soll auf keinen Fall quietschsauber sein. War ja mal »in«, ist nur einfach grundfalsch: Unser pH-Wert ist dann nämlich irgendwann bei 9. Gut wäre aber 5,5, denn da nehmen die schlechten Bakterien sofort Reißaus. Man bringt alles durcheinander. Ein Beispiel dafür ist es auch, wenn man in der Sonne nicht mehr bräunt: Melanozyten fühlen sich nicht mehr wohl. Die produzieren einfach keine Pigmente, kein Melanin mehr. Und deshalb wird man auch im Sommer nicht mehr braun.
Ein weiterer Fehler ist: Wir machen zu viel mit der Haut. Ein schönes Beispiel: mechanische Peelingkörner. Bedeutet: unkontrolliertes Abschleifen. Das ist gar nicht gut. Dann lieber mit Fruchtsäure arbeiten, die löst die Verbindung zwischen Hautschüppchen und Haut. Im Trend sind ja Kaffeesatz, Zucker, Sugar Scrubs, mit denen man den ganzen Körper abrubbelt. Da habe ich aber gar keine Kontrolle, wie viel ich runterrubbele. Ich rate dringend davon ab. Das Gute ist ja: Wir können jederzeit unsere Routine hinterfragen und viele Probleme können durch den richtigen Umgang mit der Haut im Zusammenspiel reguliert werden.
Kommen wir noch einmal auf den Kopf und die Kopfhaut zu sprechen. Durch Stress, zu häufiges Haarewaschen, Pilze oder hormonelle Veränderungen entstehen Schuppen. Doch wer möchte schon wie Frau Holles Bettwäsche herumlaufen? Wie werden wir die kleinen Biester wieder los?
Um Schuppen effektiv loszuwerden, muss man zuerst bestimmen: Liegt eine Irritation durch Trockenheit oder ein bakterielles Ungleichgewicht vor? Dadurch können wir die richtige Pflege geben, die die Kopfhaut beruhigt und ihr hilft, das natürliche Gleichgewicht wiederzufinden. Wenn man an den Haaren schüttelt: Rieseln kleine Schuppen herunter, ist sie trocken und/oder irritiert, kleben größere Flocken am Ansatz, ist es eher bakteriell. Die richtige Pflege mit speziellen Kopfhautseren, die entweder mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen wie Malvenblüten und Allantoin Feuchtigkeit spenden und Irritationen lindern, oder regulierende Wirkstoffe wie Hopfen und Glycolsäure gegen bakterielle Schuppen, helfen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die Haare nicht über 38 °C zu waschen und Shampoos zu reduzieren, die die Kopfhaut austrocknen. Milde, pH-neutrale Produkte eignen sich gut. Mit der richtigen Pflege und etwas Geduld kann man die Schuppen langfristig in den Griff bekommen und die Kopfhaut erholt sich Schritt für Schritt.
Die Pflege von innen ist ja genauso wichtig wie von außen. Das Mikrobiom auf der Haut muss stimmen, aber eben auch im Darm. Hast du noch ein paar Ernährungstipps für ein schönes Hautbild?
Ja, das Zusammenspiel zwischen Haut und Darm ist wirklich wichtig. Wenn das Mikrobiom im Darm aus dem Gleichgewicht gerät, kann das auch Hautprobleme verstärken. Eine entzündungshemmende Ernährung kann hier eine große Rolle spielen. Besonders Omega-3-Fettsäuren aus Quellen wie Chia- oder Leinsaat helfen dabei, die Haut ins Gleichgewicht zu bringen, da sie Entzündungen reduzieren.