Gesund, stark, schön - Vanessa Blumhagen - E-Book + Hörbuch

Gesund, stark, schön Hörbuch

Blumhagen Vanessa

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Beschreibung

Morgens schon dicke Augen, nach jedem Essen ein Blähbauch, keine Nacht mehr richtig durchgeschlafen und die Nerven zum Zerreißen gespannt: Viele Frauen sind weit entfernt von ihrem besten Selbst. Die SPIEGEL-Bestsellerautorinnen Anna Funck und Vanessa Blumhagen haben genau das durchgemacht. Die Journalistinnen haben auf der Suche nach Lösungen spannende Ärzte, Heilpraktiker und Gesundheitsexperten interviewt und das gesammelte Wissen in ihrem neuen Buch zusammengetragen. Es ist gar nicht so schwer, wieder zu sich und seiner Natur zurückzufinden, sich großartig zu fühlen und dabei toll auszusehen. Jede Frau kann das. In diesem unterhaltsamen wie fundierten Buch zeigen die Autorinnen, dass wir uns nicht mit den Problemen abfinden müssen. Und das Beste: Die Umsetzung ist einfach. Denn allein die richtige Reihenfolge beim Essen schützt vor Übergewicht und Erschöpfung, Vitalpilze ohne Nebenwirkungen bringen uns wieder in Balance und ein fitter Darm sorgt für mehr Gelassenheit im Alltag.

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Zeit:7 Std. 31 min

Sprecher:Vanessa Blumhagen

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VANESSA BLUMHAGEN ANNA FUNCK

GESUND STARK SCHÖN

VANESSA BLUMHAGEN ANNA FUNCK

GESUND STARK SCHÖN

So geht Frauengesundheit heute

Nie wieder Gewichts probleme, Verdauungs störungen, dicke Augen & Co.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und die Autorinnen haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Originalausgabe

1. Auflage 2023

© 2023 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

D-80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Redaktion: Ulrike Hollmann

Umschlaggestaltung: Maria Verdorfer

Umschlagabbildung: Michael de Boer

Satz: Müjde Puzziferri, MP Medien, München

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7474-0555-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96121-940-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96121-941-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.mvg-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort VON PROFESSOR SPITZ

Unser Vorwort

DarmDas unterschätzte Organ für Wonderwoman

LeberDie stille Leidende

SchilddrüseWenn der Schmetterling im Körper Probleme macht

NebennierenWenn Miniorgane über Ihre Power bestimmen

HormoneDie heimliche Macht in unserem Körper

VerhütungIrgendwie ist es kompliziert geworden

ZahnstörfelderWie man so manchem Problem auf den Zahn fühlen kann

Noch mehr Störfelder

EssenLiebste Sünde, größte Freude

SchlafKriegen Sie genug davon?

StressWenn alles zu viel wird

BlutzuckerspiegelDas Auf und Ab, das krank macht

ParasitenDa ist der Wurm drin!

HistaminWenn Erdbeeren, Rotwein und Tomaten Probleme machen

Ein heißes EisenDer ewige Ärger mit dem Ferritin

JodWas Sushi mit Intelligenz zu tun hat

Omega 3Fischöl makes you beautiful

Lebendiges WasserLeider keine saubere Sache

ÜbersäuerungDer Ursprung aller Krankheiten

KPU/HPUWenn der Körper schlecht entgiftet

VitalpilzeDie Alleskönner

ElektrosmogEine Tiefkühltruhe mit WLAN braucht man nicht wirklich!

AugenringeEs liegt nicht nur an zu wenig Schlaf

SonnencremeCremst du noch oder sonnst du schon?

Gesund lebenSo machen wir’s

Unsere Experten

Danksagung

Buchtipps, Web- und Bezugsadressen

Quellen

Die Autorinnen

Für Sascha und Jan

Wen anders als die Natur können wir fragen, um zu wissen, wie wir leben sollen, um wohl zu leben.

Christoph Martin Wieland

Vorwort VON PROFESSOR SPITZ

Wissen ist Macht – und Unwissen ist Ohnmacht!

Diese aus dem Businessbereich stammende Grundregel trifft auch auf unsere Gesundheit zu. Nachdem Deutschland zu den weltweit führenden Ländern in Sachen technische Entwicklung und Wohlstand gehört, bin ich lange Zeit davon ausgegangen, dass wir über eine hervorragende Gesundheitskompetenz (das heißt Gesundheitswissen) verfügen. Die Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus: Die Gesundheitskompetenz der Menschen ist grottenschlecht!

Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, worauf dieses »bedauerliche Prädikat« zurückzuführen ist. Der Grund für die Misere ist nicht die naheliegende Bequemlichkeit unserer Mitbürger, sondern wenig erhellende Informationen in den Medien, die die immer gleichen Experten alter Schule zu Wort kommen lassen.

Hinzu kommt, dass eine altbewährte Informationsquelle, nämlich die Weitergabe von wertvoller Lebenserfahrung von Generation zu Generation, unterbrochen wurde. Die von den Medien hochgejubelten »Singles« als ideale Lebensform ist eine fatale Entwicklung der modernen Gesellschaft, die lediglich dazu dient, das Konsumverhalten weiter zu steigern.

Was können wir tun? Nun, genau das, was dieses Buch tut: wertvolle und für unsere Gesundheit unerlässliche Informationen zu verbreiten! Allerdings reicht das Wissen alleine nicht aus, wir müssen auch ins Tun kommen. Die neuesten Forschungsergebnisse dieses Jahrhunderts zeigen uns nicht nur die wissenschaftlichen Zusammenhänge hinter den altbewährten Gesundheitsregeln, sondern auch den Weg aus der Misere: Jeder ist gehalten, bei sich selbst mit der Umsetzung anzufangen, dort jedoch nicht stehen zu bleiben, sondern sich sozial zu vernetzen und dadurch unter anderem eine Schwarmintelligenz zu entwickeln.

Wenn uns die gezielte Vernetzung gelingt, sind wir in der Lage, eine Interessengemeinschaft für Gesundheit, eine Gesundheitslobby, aufzubauen und auf diese Weise eine neue Gesundheitskultur in der Gesellschaft zu entwickeln. Ich bin sicher, dass dieses Buch ein gutes Stück dazu beitragen wird.

Schlangenbad im Mai 2023

Prof. Jörg Spitz

Unser Vorwort

Jedes Buch verändert den Autoren. Das wissen wir, da wir beide schon ein paar davon geschrieben haben. Aber dieses Buch war für uns wie eine Rakete: Nachdem wir im Januar 2023 angefangen hatten, schrieb es sich wie im Überschallflug. Unsere Experten, unsere Neugier, unser Wissensdrang waren einfach ein super Treibstoff. Und natürlich die Tatsache, dass wir zusammen schreiben konnten, uns gegenseitig begleitet haben. Das waren sehr viele WhatsApp-Sprachnachrichten, die hin- und hergeflogen sind, das können wir Ihnen sagen, viele aufgeregte Telefonate (»Gott, war das Interview spannend, ich bin immer noch ganz geflasht!«) und viele Blaufilterbrillen-Momente (Stichwort Nachtarbeit). Dann waren da noch die Titel-Findung und unser Cover-Shooting ‒ auch das ist jedes Mal wie eine Geburt. Aber wir zwei wussten gleich, welches Foto es werden würde. Nämlich das mit dem Look, den jede Frau trägt und mit dem sie sich identifizieren kann. Denn genau wie unsere Leserinnen (wie Sie!) waren wir ja in unserem Alltag Suchende, die einfach mehr wollten. Mehr Gesundheit. Mehr Wohlbefinden. Mehr Selbstbewusstsein. Und daraus resultierend: mehr gutes Aussehen.

Unser erstes Fazit: Zu zweit macht’s einfach mehr Spaß. Also, zumindest Bücher recherchieren, schreiben und sich gemeinsam motivieren, gesünder zu leben. Und das zweite (noch viel wichtiger): Wir leben heutzutage gegen unsere Natur. Es wird Zeit für ein Zurück. Zurück zur Natur, zum Licht, zu unserem Biorhythmus, zu natürlichem Essen und sauberem Wasser – und zu weniger Stress. Alle Ansätze, die wir verfolgen, sind ganzheitlich. Denn wenn’s hinten zwackt, muss man vorne behandeln, wie Vanessa gerne die klugen Chinesen frei zitiert. Und wie wunderbar ist es, seinen entrückten Körper einfach wieder in Balance zu bringen, anstatt mit der Chemiekeule draufzuhauen. Wir haben dabei Unglaubliches erlebt, Erfolge gefeiert und Ideen verfolgt, die leicht umzusetzen sind – egal, wie viele Kinder und wie viel Business an unsere Badezimmertür klopfen. Und das können Sie auch.

Nur bitte vielleicht nicht alles auf einmal. Wir haben die Dinge, über die wir in diesem Buch berichten, teilweise über Jahre ausprobiert ‒ aus Leidensdruck oder Neugier ‒, aber wir haben mit Sicherheit nicht alles parallel gemacht. Das bringt auch keinen Spaß. Und wenn die gute Laune flöten geht, macht die beste Veränderung keinen Sinn.

Vielleicht schlafen sie momentan auch noch wie ein Baby, und das ändert sich erst später. Oder Sie haben plötzlich morgens dicke Augenlider oder Augenringe, nach dem Essen immer diesen Blähbauch oder fühlen sich ständig müde und erschöpft und rätseln, woher das jetzt kommt. Oder Ihrer besten Freundin, dem Ehemann oder der Mama geht es auf einmal so. Dann erinnern Sie sich vielleicht an das eine oder andere Kapitel aus unserem Buch und haben eine Idee, wie Sie das Problem ganzheitlich angehen könnten.

Eins ist jedenfalls sicher: Sie können Ihre Lebensqualität ganz einfach verbessern, denn genau so war es bei uns. In diesem Sinne: viel Spaß dabei!

Ihre

Vanessa Blumhagen & Anna Funck

PS: Damit Sie beim Lesen wissen, wer von uns beiden gerade ihre persönlichen Erfahrungen und Recherchen mit Ihnen teilt, haben wir unsere Beiträge mit unseren Initialen gekennzeichnet.

Darm

Das unterschätzte Organ für Wonderwoman

Das erste Mal Bekanntschaft mit meinem Darm machte ich 2004. Ich hatte Ängste, die ich mir nicht im Traum hätte ausmalen können. Aber der Reihe nach: Ich war kurz davor, meinen ersten RTL-Vertrag anzutreten, und total euphorisch. Nach unzähligen Castings lag der Vertrag bereits seit zwei Jahren in meiner Schublade, und ich freute mich wie Bolle, endlich Fernsehen machen zu dürfen. Der erste Schritt war auch eine neue Wohnung, denn als Volontärin verdiente ich mein erstes Geld und wollte raus aus der Studenten-Einzimmerbutze. Zwei Zimmer sollten es werden, mit Holzdielen und Schlauchbad, wie es sich in Hamburg gehört. Und mit einem Balkon, bei dem meine Eltern Zweifel hatten, dass er absturzgefährdet sein könnte, aber das fand ich einfach nur charmant.

Das Seltsame war: Kaum waren die Kisten abgeladen, alles ausgepackt und eingerichtet, überfiel mich eine Angst, wie ich sie bislang nicht kannte. Ich ging nicht mehr aus dem Haus. Gut, nach einer Erkältung und schließlich Antibiotikagabe wegen endloser Nebenhöhlenprobleme war ich noch nicht superfit, aber um den neuen Stadtteil zu erkunden, hätte es locker gereicht. Ich traute mich aber nicht. Die Angst, mich zu verlaufen ‒ total absurd ‒, rankte sich in mir hoch wie Efeu an wilden Eichen und bewirkte, dass ich gar nicht erst losging. Dass sich hinter dieser irrationalen Angst mein Darm in Disbalance befindet, wusste ich damals noch nicht. Ich riss mich zusammen und ging raus, aber es kostete mich so viel Überwindung, als hätte mich jemand gedrängt, eine Schlagernacht zu besuchen oder mir eine Schrankwand mit Swarowski-Schwänen zuzulegen. Ich wand mich wie ein Aal das Treppenhaus runter. Hätte ich nur zu dem Zeitpunkt schon mal meine Darmbakterien checken lassen. Das hätte mir eine Menge selbstzweiflerischer Fragen ersparen können.

Fakt ist: Unser Darm ist ein spannendes und hochsensitives Organ, aber wenn er fehlbesiedelt ist, kann er mal richtig nerven. Er kann Ängste auslösen, Depressionen, Heißhungerattacken, Allergien, Pickel, Blähungen … und dann beherbergt er oft auch noch Untermieter. Aber auf die gehen wir in einem anderen Kapitel ein.

Was war also mit mir los? Ganz einfach: Die Darm-Hirn-Achse hatte Alarm geschlagen. Denn das Nervensystem des Darms und das des Gehirns sind durch den Vagusnerv und das Rückenmark wie eine Schnellstraße miteinander verknüpft. So schicken sie sich permanent Infos wie Vanessa und ich WhatsApp-Nachrichten, wenn Prinz Harry Interviews über seine Familie gibt. Nur benutzen sie keinen Messenger, sondern Botenstoffe. Und die Darmflora, also das Mikrobiom, mischt da ordentlich mit. Was besonders spannend ist: Der Darm sitzt offenbar mehr im Sattel als unser Hirn, denn, wer hätte es gedacht, rund 90 Prozent aller Infos gehen von unten nach oben und nicht umgekehrt. In short: Meine Darmbakterien hatten meinen Gemütszustand beeinflusst, und zwar im übelsten Sinn. Signal ans limbische System: Angst. Wohlbefinden und Selbstbewusstsein? Anna from the block? My new hood? Fehlanzeige!

Denn der Darm ist auch Produktionsfabrik für etwa 90 Prozent des Serotonins (die Hormone, die dir das Gefühl vermitteln: Yay, das Leben ist schön! Bist so erwachsen mit zwei Zimmern und Bröckelbalkon!) und auch des Dopamins (die Hormone, die dir das Gefühl geben: Ich schaffe das, ich finde immer einen Weg nach Hause!). Beides sind Stoffe, die für unsere Gemütslage zuständig sind. Und so sitzt man plötzlich wie das Häschen vor der Schlange und kapiert nicht, warum, weil man ja eigentlich weiß: Ich liebe es, neue Stadteile zu erkunden. Es ist Hamburg und nicht New York. Ich habe einen Mund zum Fragen. Und schlimmstenfalls finden mich meine Freunde im Fundbüro wieder oder ich nehme mir ein Taxi. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen in dieser Situation zum Psychologen rennen und sich jahrelang in Verhaltenstherapien ausschütten oder ihr inneres Kind überwinden wollen. Schlimmstenfalls auch mit Psychopharmaka. Dabei sind sie geistig-seelisch völlig gesund. Der Darm war’s. Erst Jahre später wurde mir klar: Ich hätte mich so viel leichter getan, hätte ich nur sofort meine Darmflora wieder aufgebaut. Aber 2004 hatte mich diese Info noch nicht erreicht. Dass unsere Darmbakterien versteckte Alchemisten sind, die entscheiden, ob wir gute Nerven haben, moppelig werden oder im Asienurlaub Algen verdauen können, dass man an der Zusammensetzung sogar sehen kann, ob wir alt, jung oder jung geblieben sind ‒ an diesem Punkt war ich noch nicht. Und selbst heute steckt die Forschung zu diesem Thema immer noch im Kindergarten-/Vorschulalter, wie mir neulich ein Fachmann verriet, weil ständig neues Wissen hinzukommt.

Grob kann man sagen, dass es drei große Gruppen von Bakterien in unserem Darm gibt. Die Bacteroides bilden in europäischen Därmen die größte Fraktion, sie sind die Chefs in Sachen Kohlenhydrataufspaltung, kümmern sich um Fleisch und Fett, verarbeiten Steak, den letzten Gin Tonic oder Salatblätter. Gerne arbeiten sie auch zusammen mit den Parabacteroides. Ihr Spezialgebiet: die Biotin-Produktion. Geht es ihnen nicht gut, sieht man uns das an Haut, Haaren und Nägeln an. Dann gibt es noch die Kollegen der Gattung Prevotella. Von denen haben meist hippe Vegetarier etwas mehr. Werden wir zittrig und vergesslich, muss man hier schauen, ob genug von den kleinen Kerlchen im Darm hocken, denn sie produzieren mit anderen Bakterienfamilien zusammen Vitamin B1 für Hirn und Nervenzellen. Und die dritte Bakterienbande heißt Ruminococcus. Zumindest vermutet man sie dort. Die Wissenschaft legt sich fest: Könnte es geben, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht gibt es auch noch mehr. Viele Unterarten ohne Namen, um die 2000 neue Bakterien hat man schon wieder neu identifiziert. Wofür sie gut sind, weiß kein Mensch. Und wenn Sie das hier lesen, sind womöglich noch mal ein paar Tausend dazugekommen, heißen alle Hildegard oder leben noch inkognito auf unseren Darmzotten. Was ich damit sagen will: Es kommen ständig neue Informationen hinzu. Aber eins wissen wir jetzt bereits ganz sicher: im Zweifel lieber den Darm untersuchen und aufräumen als Kosmetika auf die Epidermis schmieren. Hat man wesentlich mehr von, denn alles, was uns von außen ereilt wie etwa Falten, Flecken, Pickel oder plattes Haar, kommt von innen. Selbst ein müdes Gesicht kann ein Hinweis auf einen Darm in Dysbiose und Vitaminmangel als Folge davon sein. Genauso wie Depressionen, Ängste, Migräne, ständige Infekte und – ganz klassisch ‒ Verdauungsstörungen jeglicher Art, die kein Mensch braucht. Aber darauf haben mich schlussendlich erst Vanessa und ein paar schlaue Ärzte und Heilpraktiker wie Henning Pless, die Marie Kondo des Darms von Kiel, gebracht. Henning hält gern launige Vorträge mit Gedärmrucksack, redet auch gerne über die schmutzigen Seiten des Lebens und hilft einer Riesenfangemeinde auf Instagram, ihren Ausgang besser zu verstehen.

Eigentlich kenne ich niemanden, der nicht über Probleme klagt. Angefangen bei Unverträglichkeiten über Bauchschmerzen bis hin zu Magenschmerzen. Was ist los mit unserem modernen Darm?

Der Grund ist ganz einfach: Wenn wir nichts essen, verhungern wir. Also stecken wir etwas ins Darmrohr hinein, und unsere Geschmacksrezeptoren entscheiden, ob das lecker ist. Schönes Beispiel ist unsere Muttermilch. Süßlicher Geschmack plus Wohlgefühl. Das hätten wir am liebsten wieder. Bis heute wird bei der Nahrungsaufnahme das gleiche Areal im Gehirn angesprochen. Nun soll der Darm urteilen: Ist das gut für mich? Und dann steckt der moderne Mensch so viel geschmacklich Aufbereitetes in den Mund, das nur durch Zusätze, Farbstoffe und Geschmacksverstärker schmeckt. Unsere Darmbakterien sind nicht mehr glücklich, der Stuhl kommt dann auch nicht mehr so nett daher, sondern ist schmierig, klebrig, schleimig und stinkt. Und das will ja keiner sehen, also guckt auch keiner mehr in die Schüssel. Früher haben wir uns hingehockt und nachgeschaut. Seit der Ära der Tiefspüler ist das vorbei.

Erinnert mich an den Kontrast, wenn meine Kinder in Hundehaufen treten, die ihre Besitzer nicht in Plastik mitgenommen haben, und Pferdeäpfel. Das eine riecht so übel, dass mir schlecht wird, das andere empfindet man als Pflanzenreste.

Genau. Früher war Stuhl natürlich. Deine Hunde bekommen vermutlich Dosenfutter, deswegen ist das sehr unappetitlich. Den Kot würdest du auch nie auf ein Rosenbeet streuen, den von Pferden schon. Generell müssen wir Menschen wieder zum Natürlichen zurück, auch im Umgang mit uns selbst: einfach mal den Stuhl unter die Lupe nehmen. Alles zwischen dreimal am Tag und alle drei Tage ist statistisch okay. Gesundheitlich wünschenswert ist aber schon jeden Tag. Wenn mal ein Tag überschlagen wird, auch okay, aber eigentlich hat die Natur das so eingerichtet: Wenn oben frische Ware geliefert wird, mach hinten mal das Lager frei. Kennen alle Mütter von ihren Babys. Und den Reflex sollte man auch nutzen.

Wie geht man das Thema Darm denn an, wenn man den Verdacht hat, da ist etwas im Argen und die Bakterien tanzen Samba?

Das Erste ist die manuelle Untersuchung. Der Darmverlauf wird schlicht und ergreifend abgetastet. Der Bauch sollte schön weich sein. Bei Erwachsenen ist das selten so. Jeder hat irgendwo immer schmerzhafte Stellen, und das ist nicht gesund. Dabei muss es sich nicht gleich um eine verkehrte Flora handeln, es kann auch ein Muskelkater in der Muskulatur durch einen falschen Lebensstil sein. Es gibt zum Beispiel das Roemheld-Syndrom, bei dem Gasansammlungen in Darm und Magen so aufblähen, dass es aufs Herz drückt. Infolgedessen kann sich das Zwerchfell dann nicht richtig runterschieben, häufig ist man kurzatmig oder denkt, dass man ein Problem mit der Pumpe hat.

Sowohl meinen weiblichen als auch männlichen Patienten erkläre ich das vergleichend mit den zunehmenden Atemproblemen einer Frau während der Schwangerschaft: Je größer das Kind im Bauch wird, desto mehr Platz fordert es. Dabei wölbt sich nicht nur der Bauch nach vorne heraus, auch das Zwerchfell wird nach oben gedrückt und die Atmung fällt nicht mehr so leicht. Wenn die Lunge Platz haben möchte, dann geht das effektiv nur nach unten. Und dafür muss das Zwerchfell in den Bauchraum heruntergedrückt werden, denn rundum befinden sich ja die relativ harten Rippen und oben sitzt der Kopf. Platz gibt es also nur nach unten in Richtung weiches Gedärm. Das Kind wächst und das Problem wird von Monat zu Monat größer. In Schwangerschaftskursen wird daher immer besonders die Atmung ins Becken hinein geübt.

So, nun zurück zum Darm: Bilden sich in diesem zu viele Gase, dann sind wir praktisch »luftschwanger« – und das betrifft in diesem Fall tatsächlich beide – Frau und Mann. Dabei gilt die Regel: je mehr Gase, desto mehr Probleme. Verlassen die Gase den kleinen Darm in die große weite Welt – die Fachwelt nennt das »Flatulenzen«, der Laie nennt es »Pupsen« –, ist das Problem plötzlich deutlich geringer. Aber so einfach ist das nicht. Bei vielen Menschen sitzen die Gase im Darm fest und drücken eben nach oben. Und genau dieses Symptom hat Herr Roemheld einst beschrieben, welches wir als Therapeuten bei der körperlichen Untersuchung leicht ertasten können. Was ist die Lösung dafür? Erstens: wieder bewusst atmen, was bei vielen, die stundenlang am Schreibtisch sitzen, nicht so einfach ist. Zweitens: schauen, welche Lebensmittel besonders gasbildend sind. Das ist häufig das moderne Getreide. Und drittens kann man den Darm auch noch genauer untersuchen, ob zum Beispiel die Drüsen genügend Säfte produzieren und die Bakterien im Darm im Gleichgewicht sind.

Viele Frauen kennen das ja auch: Morgens steht man auf, alles ist fein, die Jeans sitzt wie eine Eins. Dann fängt man an zu essen und sieht aus wie im achten Monat.

Da gibt’s meine »Take home message«: Wenn es dir morgens noch gut geht, der Bauch ist flach, im Laufe des Tages wirst du dann aber zu einer Tonne – dann hast du oben die falschen Sachen reingeschmissen. Selbst pubertierende Jungs sagen manchmal, sie fühlen sich abends wie im siebten Monat. Das muss noch kein Ungleichgewicht im Darm sein, aber an den Speiseplan muss man ran.

Und wenn der nicht stimmt, kann man sich auch eine Moppeldarmflora anfuttern?

Genau. Falsche Bakterien binden sich an die Leber und fördern, dass Fett eingelagert wird und alles schön als Bauchspeck und Oberschenkelpolster angelegt wird. Dazu dann noch jede Menge Gluten, neue »stille Entzündungen«, ein Mangel an Östrogenen – und das alles wiederum beeinflusst dann auch das Sättigungsgefühl.

Ein Teufelskreis. Was essen wir denn jetzt idealerweise? Vor allem für den Darm?

Es gibt keine Dogmen. Jeder ist anders. Aber es gibt ein paar Tatsachen, die gelten für alle: Das moderne Getreide ist nicht mehr das, was Jesus in der Kirche verteilt hat. Durch Züchtung wurde es massiv verändert, und es ist nicht mehr vergleichbar mit dem, was unsere Vorfahren von den Halmen abgestreift haben. Sinnvoll bei Darmproblemen ist daher: als Test eine Woche kein Gluten mehr essen und gucken, wie es einem damit geht. Es gibt ja Hirse, Buchweizen, Reis, Quinoa, Saatenbrote. Wenn das Resultat ist: Mir ging es vorher nicht schlecht, aber jetzt geht es mir besser, dann hat man etwas zum Nachdenken. Gluten verklebt rein mechanisch die Darmzotten bei jedem. Dann kommt das Immunsystem und sagt: Das muss weg. 60 bis 70 Stunden dauert das. Deshalb würde ich allen Leserinnen empfehlen: Wenn du das am Sonntag liest, lass doch ab Montag mal eine Woche Gluten weg. Aber das klappt auch von Dienstag bis Dienstag.

Dann gibt es natürlich das Thema Milch …

Genau. Wir Menschen sind ja auch Säugetiere, daher wissen wir ja, dass die Milch immer fürs Kind produziert wird. Gleiches gilt für die Kuh. Und jetzt trinken wir Menschen-Säugetiere am Euter der Kuh das, was fürs Kälbchen bestimmt war. Du denkst: »Na und? Milch ist Milch!« Es gibt aber schon Unterschiede zwischen einem Baby und einem Kalb, oder? Während der Mensch ja erst mal möchte, dass das Gehirn wächst, soll das Kalb aber schnell die Beine hochdrücken und mit der Herde mitlaufen. Sprich: Diese Milch hat ganz andere Infos. Und hinzu kommt: Wir trinken nicht mehr die Milch einer Kuh, sondern die Mischung aus 5000 Eutern, die in den Molkereien zusammengerührt wurde. Man möchte gar nicht wissen, wie viele unterschiedliche Hormone da drin sind, welche Kuh in welchen Bullen verliebt war, gerade an PMS litt und wie viel Stress sie hatte. Wenn Milch, dann bitte im Hofladen mit einem Stall abholen. Ansonsten gilt: Milch so weit wie möglich reduzieren, und wenn es sein muss, dann besser die verarbeiteten Produkte wie Joghurt oder Käse. Da wurde schon mal außerhalb unseres Körpers etwas quasi vorverdaut, fermentiert.

Gilt ansonsten: je bodenständiger, desto besser?

Die Grundregel lautet: Der Brokkoli braucht keine Zutatenliste. Wenn du die Zutatenliste liest und über Stoffe stolperst, die du nicht verstehst, dann solltest du die Finger davon lassen, denn dein Darm kennt diese Mischung auch nicht aus den letzten zwei Millionen Jahren. Vorsicht auch bei Ersatzprodukten: Die bestehen oft aus Mischungen wie Reis-Mais-Kombinationen bei Glutenersatz oder Fleischersatz-Bratlinge mit unendlich viel miesem Gluten, die so in der Natur nie vorkommen würden. Und die Veganer denken, sie essen etwas Gesundes dabei. Dazu gesellt sich noch Chemie und dann sind die Probleme vorprogrammiert.

In den letzten Jahren ist die Diagnose Leaky Gut auf dem Vormarsch. Gefühlt kommt jeder damit nach Hause, der seinen Darm näher untersuchen lässt. Was ist das genau?

Alles, was wir in den Mund stecken und hinunterschlucken, wird zunächst als Feind behandelt und ist noch lange nicht wirklich in unserem Körper. Den Verdauungsschlauch vom Mund bis zum Po muss man sich quasi wie einen Tunnel durch einen Berg vorstellen. Erst wenn etwas die Wand durchquert, ist es in uns. Eine Murmel, zum Beispiel, kommt ja auch hoffentlich wieder heraus, wenn wir sie versehentlich herunterschlucken. Sprich: Es muss also Türen im Darm geben, damit etwas aufgenommen werden kann. Die heißen tight junctions – enge Kreuzungen. Sie haben die knifflige Aufgabe, Nährstoffe wie Eiweiße, Fette, Zucker, Mineralstoffe oder Vitamine aufzunehmen. Knifflig deshalb, weil sie gleichzeitig verhindern müssen, dass Bakterien, Pilze, Viren oder Schadstoffe aus der Umwelt in die Innenwelt, also in unseren Körper, gelangen. Und diese kleinen Kontrollstellen bestehen aus Eiweiß. Bei vielen Menschen funktionieren sie nicht mehr richtig. Dann sprechen wir vom Leaky Gut – dem löchrigen oder zu durchlässigen Darm.

Und wieso haben das so viele? Gefühlt häuft sich die Diagnose heutzutage sehr …

Unsere Bubble, in der wir leben, ist voll von Lösungsmitteln, Glyphosat, Weichmachern, Kunststoffen, Medikamenten und Schwermetallen. Egal, wie gesund man lebt, wir können uns diesen Einflüssen leider nicht immer entziehen. Und damit kann der Darm nicht umgehen. Lösungsmittel lösen auch die guten Eiweiße und Fette. Ein Beispiel: Reste von Geschirrspültabs auf deinem Teller, die du mitisst, reinigen dich auch. Vier bis fünf Geschirrspülmitteltabs schlucken wir in einem Leben, die unter anderem stille Entzündungen, silent inflammations, sagt der Fachmann, auslösen. Und die zu bekämpfen kostet viel Energie. Früher hat das Hormon-, Nerven- und Immunsystem darauf reagiert, aber heute kommt es nie zur Ruhe. Die Folgen sind Allergien, Autoimmunerkrankungen, chronische Entzündungen, die dann in die Gelenke gehen. Und an was man zunächst gar nicht denkt: Auch das leidige Thema Übergewicht hängt damit zusammen.

Kann ich mich selbst therapieren beim Leaky-Gut-Syndrom, etwa mit guten Darmbakterien?

Nein, besser zu einem Experten gehen. Der Darm kann nämlich nicht mehr unterscheiden zwischen Freund und Feind. Die Security-Mannschaft muss erst mal wieder ihren Job machen. Der Boden muss bereitet werden. Die Schleimhaut muss wieder stabil sein, die dann auch Heimat für die guten Bakterien sein soll, die du dann gezielt zuführst. Da solltest du dir nicht irgendetwas in den Mund stecken, was dann nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten losgeht …

Selbst wenn die richtige Darmsanierung professionell begleitet werden sollte, können wir doch über die Ernährung schon einiges selbst tun. Hier eine Liste von dem, was wir essen sollten.

Ballaststoffe

Ballaststoffe sind lösliche und unlösliche Bestandteile aus Pflanzen. Sie sind förderlich für unseren Darm und die Bakterien im Darm. Pflanzliche Lebensmittel enthalten Ballaststoffe, tierische Lebensmittel nicht.

Ballaststoffe binden Flüssigkeit im Darm und erhöhen durch Quellung das Volumen. So bekommen sie eine »Putzwirkung« im Darm. Die Zahl der Bifido- und Laktobazillen kann so verbessert werden.

Präbiotika

Präbiotika sind keine Bakterien, sondern spezielle Ballaststoffe, die besonders gut für unseren Darm sind. Dazu gehören insbesondere:

Flohsamen, Leinsamen, Chiasamen

Erbsen, Linsen, Bohnen und Soja

Nüsse

Lauch, Kohlgemüse, Zwiebeln, Schwarzwurzeln, Spargel, Artischocken, Topinambur

Erst gekochte und dann abgekühlte Kartoffeln, Reis oder Nudeln (es entsteht dabei sogenannte resistente Stärke)

Hafer

Beeren, Äpfel, Quitten oder Birnen

Probiotika

Lebensmittel können durch Fermentation jede Menge gute Bakterien enthalten. Viele Gemüsesorten lassen sich fermentieren. Bei der Vergärung der Lebensmittel entstehen Milchsäurebakterien, die sogenannten Laktobakterien. Besonders enthalten in:

Sauerkraut und anderem fermentierten Obst und Gemüse

Kimchi, Tempeh

Sojasauce

Sauerteigbrot

Omega-3-Fettsäuren

Unser Darm liebt Omega-3-Fettsäuren. Eine gute Versorgung mit dieser Fettsäure erhöht im Darm die Vielfältigkeit der Bakterien, man spricht dann von Diversität. Eine große Diversität wird mit mehr Gesundheit in Verbindung gebracht. Gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind:

Algen- und Fischöl

Leinsamen

Hanfsaaten und -öl

Chiasamen

Walnüsse

Achtung Glutenfallen!

Für alle, die mal ganz konsequent sein wollen, Achtung bei:

Pommes (Weizenmehlpanaden von der Bude enthalten oft Gluten)

Würzmischungen, Ketchup

Eis

Bier

Chips (gibt solche und solche)

Light-Produkte (sollte man ohnehin meiden, aber bei light ist oft Klebereiweiß im Spiel)

Würstchen

Kartoffelpuffer

Trockenobst (bemehlte Fließbänder in der Produktion)

Fertig-Sushi

Schokoladen (zum Beispiel mit Keks)

Glutenalternativen

Buchweizen

Hirse

Teff

Glutenfreie Haferflocken (müssen so ausgezeichnet sein, ansonsten können sie bei der Verarbeitung kontaminiert sein. Hafer an sich ist glutenfrei.)

Amaranth, Quinoa

Reis

Leinsamen

Mais (ist meistens genetisch verändert, daher nicht empfehlenswert)

Chiasamen

Erdmandeln

Alle Nuss-, Mandel-, Kastanien-, Sonnenblumen- und Kürbiskernmehle

Hanf

Kichererbsenmehl

Tapiokastärke

Kartoffelstärke

Lupinenmehl

Kokosmehl

Colon-Hydro-Therapie

Einmal innen durchwischen, bitte!

Ich war ungefähr 20 Jahre alt, als mich eine damalige Yoga-Freundin fragte, ob ich für sie das Versuchskaninchen spielen würde. Sie machte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und durfte bei einem befreundeten Arzt das Colon-Hydro-Gerät zum Üben benutzen. Ich, komplett ahnungslos, worauf ich mich einlasse, fuhr da hin und los ging’s. Ein bisschen ungewohnt war es schon, sich 25–41 Grad warmes Wasser über ein Rohr durch das Gedärm laufen zu lassen und dabei zuzuschauen, was so alles wieder rauskommt. (Den genauen Ablauf lesen Sie in Annas Erstversuch weiter unten.) Nach einer knappen Stunde waren wir fertig und ich stand von der Liege auf. Hoppala! Da war mir doch mein Kreislauf ein wenig abhandengekommen. Ansonsten ging es mir gut und der Schwindel verschwand auch relativ schnell wieder.

Wer schon mal gefastet hast, kennt Einläufe. Die Home-Version der professionellen Colon-Hydro-Therapie. Hydro heißt Wasser. Colon ist ein Teil des Dickdarms auf Lateinisch. Ob man jetzt Hydrocolon oder Colon-Hydro-Therapie sagt, ist dabei ganz egal. Schon mit einfachen Einläufen (die Menschen seit Tausenden von Jahren machen) mit haushaltsüblichen Gerätschaften aus der Apotheke kann man wahre Wunder vollbringen: ein Liter körperwarmes Wasser langsam in den Darm laufen lassen, dabei immer wieder die Seitenlage ändern, möglichst lange versuchen, alles in sich zu behalten – und mit dem Gang auf die Toilette nicht nur den Darminhalt loswerden. Erkältungen im Anfangsstadium kann man mit einem Einlauf gerade noch so verhindern. Ganz zu schweigen von den ganzen Altlasten, die man damit loswird, und dem Push, den man der ganzen Verdauung damit gibt.

Besser und stärker in der Wirkung ist natürlich die Pro-Version beim Heilpraktiker oder Arzt. Da kommen schon mal Essensreste zutage, die man länger nicht mehr in sich vermutet hätte. In den USA werden Krebspatienten oft zu Beginn der Therapie ein paarmal zur Colon-Hydro-Therapie geschickt, damit der (Dick-)Darm und damit auch das Immunsystem wieder die Chance haben, normal zu arbeiten und die Krankheit mit aller zur Verfügung stehenden Macht zu bekämpfen. Nach und nach werden alte Verkrustungen auf der Darmschleimhaut abgetragen (sorry für das Kopfkino!). Damit können die Darmzotten ihrem Job wieder nachgehen, die lebenswichtigen Nährstoffe aus dem Speisebrei rausfiltern und über das Blut in den Körper abgeben. Schädliche Bakterien wie Hefepilze werden ausgespült, der Darm erhält die Chance für einen Neuanfang.

Allgemein kann man sagen, dass Menschen mit Neurodermitis, Akne, Allergien, Rheuma, Migräne, Müdigkeit, geschwächtem Immunsystem, Verdauungsproblemen, Gewichtsproblemen von der Colon-Hydro-Therapie profitieren. Wobei heutzutage fast jeder zu einer dieser Gruppen gehört und jedem die Darmdusche guttut.

Nach der Sitzung fühlt man sich leichter, die Verdauung und damit die Entgiftung werden angekurbelt. Und man hat wieder Lust auf gesundes, frisches Essen und Bewegung. Meine Freundin Ilona, die Heilpraktikerin, bei der ich seit Jahren regelmäßig zur Darmdusche gehe, erzählt immer wieder von Patienten, für die die Colon-Hydro-Therapie der Kickstart für ein neues Leben war. Verrückt, oder? Und dabei so einfach. Und gerade noch so zu bezahlen. Um die 100 Euro kostet eine Behandlung zurzeit in Hamburg. Ob die Krankenkassen einspringen, muss man im jeweiligen Fall selbst herausfinden. Meine private Krankenversicherung zahlt den Luxuseinlauf leider nicht, egal ob von einem Arzt oder Heilpraktiker durchgeführt.

Und auch wenn ich die Kosten selbst tragen muss: Ich stehe jedes Mal mit einer rosigen Babyhaut im Gesicht von der Liege auf und kann richtig gut durchatmen. Sonst sind die Nasennebenhöhlen immer ein wenig dicht. Die Angst vieler, man könne seinen Darmbakterien schaden, ist unbegründet. Ganz im Gegenteil: Entfernt man die toxische Belastung aus dem Darm, kann dieser regeneriert und aktiviert werden, und das natürliche Mikrobiom baut sich wieder besser auf. Und da man höchstens alle paar Wochen zur Colon-Hydro-Therapie geht, muss man sich auch keine Sorgen machen, dass man zu viel Elektrolyte verliert, wie zum Beispiel bei einem lang anhaltenden Durchfall.

Das, was unserem Darm und dabei unserer Gesundheit wirklich schadet, sind Fast Food, zu viel Zucker, künstliche Zusätze im Essen wie Farb- und Süßstoffe, zu viele Antibiotika, zu wenig gutes Wasser, gesunde Ballaststoffe und zu wenig Bewegung. Aber da die Lebensmittelindustrie und vor allem die Pharmafirmen so wunderbar an ungesundem Essen, Getränken und Abführmitteln verdienen, macht man eben lieber jahrtausendealte, natürliche Therapien schlecht, damit der jährliche Milliardenumsatz nicht ins Wanken gerät. Aber das ist ja bei vielen Dingen heutzutage so. Deshalb: Immer das kritische Hirn einschalten!

Übrigens tun sich – wenig überraschend – vor allem Männer schwer, den Schritt zum Rohr im Po zu wagen. Keine Sorge, Männer: Tut nicht weh. Es schaut keiner zu (außer dem Therapeuten). Und die Colon-Hydro-Therapie wird immer mehr zum gesunden Trend. Ihr könntet also zum coolen Vorreiter werden. Traut euch! Euer Darm wird es euch danken.

Erfahrungsbericht einer Colon-Hydro-Einsteigerin

Es ist 10 Uhr, Hamburg zeigt sich noch nassgrau und ich war selten so aufgeregt. Grund: Ich bin auf dem Weg zu Heilpraktikerin Mana Ilona und meiner ersten Colon-Hydro-Therapie. Im Gepäck so dezente Fragen wie: Könnte das unappetitlich werden? Oder peinlich? Man lässt sich ja nicht jeden Tag von einer fast unbekannten Person einen Schlauch einführen? Und was sehen wir, wenn mein Darminhalt uns zuwinkt? Eigentlich möchte ich fast wieder losfahren, als ich einparke, aber die Neugier sitzt auf dem Beifahrersitz. Außerdem schwärmen so viele von der After-Dusche und einmal untenrum so richtig feucht durchwischen kann ja nicht verkehrt sein. Gwyneth Paltrow würde es bestimmt auch sofort machen, wenn es gerade »in« wäre, und dann überall das Netz vollschwärmen. »Testing the waters so you don’t have to«, sage ich nur. Bin also heute eure Gwyn – fürs Hintertürchen.

Nüchtern, vorbereitet durch zweitägigen Fleisch- und Glutenverzicht (schwer verdaulich) und ausgestattet mit dicken Socken, betrete ich die Praxis von Ilona. Während ich noch einen Fragebogen ausfülle, fällt mir die Begegnung mit einer Fußballergattin ein. Eine hübsche Frau, aber eines Morgens kam sie noch einmal wesentlich schlanker und mit einem deutlich besseren Hautbild in den Kindergarten. Natürlich hatte sie auch ihre Ernährung umgestellt, aber sie schwärmte von Einläufen und dass auch ihr Mann das regelmäßig machen würde, um mehr Energie fürs Spiel zu haben. Ich war etwas entsetzt, und immer, wenn ich ihn sah, hatte ich Badezimmerassoziationen mit langen Schläuchen in Hochhaltung – aber da war ich noch nicht so weit. Nur dass ich beeindruckt war, wie viel besser sie aussah. Dann las ich auch noch jobbedingt ein Interview mit einer Pornodarstellerin, die für ihre wilden Kameraeinstellungen und die lieben Kollegen untenrum duschen lässt und es liebt, dass ihr Bauch danach perfekt pornoflach sei. So viel also zu meiner Motivation: Werde jetzt also auch tutti-frutti-fein. Und wer drei Kinder bekommen und sich monatelang in jede Körperöffnung hat gucken lassen, der wird ja wohl eine kleine kilometerlange Analdusche aushalten.

Erster Schritt: unten blankziehen, Socken an und ein langes Hemd anziehen. Nackt fühle ich mich nicht. Dann kommt der Teil, vor dem sich vermutlich alle am meisten gruseln: das Spekulum – eine steril verpackte Eintagsfliege, kriegt ja jeder immer ein neues, wird eingecremt und eingeführt. Dafür drehe ich mich auf die Seite und dann ist es auch schon passiert. Keine Schmerzen, kein großer Widerstand meinerseits, dabei bin ich alles andere als entspannt. Wer hätte es gedacht, sogar Hinsetzen ist möglich, allerdings mit angewinkelten Beinen. Nun lässt Ilona das Wasser einströmen. Das Ganze in Schüben, mal mehr, mal weniger, mal kalt, mal warm. Verrückterweise fühlt sich das kalte Wasser besser an und tendenziell eher wärmer als das kalte. Das Gerät, das nun mein Gedärm mit Wasser versorgt und es mit einem Parallelschlauch auch wieder einsaugt, ist ein riesiger Kasten mit lauter Reglern. Ilona ist mein DJ. Sie bestimmt mit mir zusammen den Beat. Das Spannendste ist natürlich das Röhrchen hinter dem kleinen Glasfenster, das anzeigt, was denn nun in meinen Darmzotten Urlaub gemacht hat. Geruch? Fehlanzeige. Wird ja alles weggesaugt. Und erst mal kommt gar nichts, da mein Darm ja erst mal kapieren muss, was er machen soll. Und so heißt es immer wieder: Wasser marsch, Wasser weg und so weiter. Manchmal zwickt und zwackt es ein bisschen, dann stoppt Ilona den Wasserzufluss. Inzwischen unterhalten wir uns, als säße ich bei der Maniküre. Daily Business und so. »Da kommt was!«, stelle ich begeistert fest. Tatsächlich färbt sich das Röhrchen jetzt etwas orange, es wird ein bisschen nebelig hinter dem Glas, und was da hinein- und hinausströmt, erinnert mich an zerkleinertes Herbstlaub.

»Du isst offenbar viele Möhren«, lacht Ilona.

»Und du kaust sehr gut.«

»Echt?«

Ein Anflug von Stolz sitzt mit auf der Liege. Ich muss gestehen, dass ich oft zu lange warte und dann mit Heißhunger mein Essen herunterschlinge. Dachte ich zumindest, aber offenbar machen die Kauleisten immer noch einen guten Job. Wir duschen weiter, und nach einer Weile ist auch mal etwas dabei, was an ein kleines Steinchen erinnert. Unappetitlich ist immer noch nichts. Dann ist die Sitzung auch schon wieder vorbei. 45 Minuten sind rum.

»Dein Darm hat super mitgemacht und ziemlich viel hergegeben. Jetzt müsstest du idealerweise noch drei bis vier Sitzungen dranhängen für ein optimales Ergebnis. Dann löst sich vermutlich noch mehr«, rät Ilona mir noch. Sie entfernt meinen Anschluss, was ich kaum mehr registriere, und empfiehlt mir den Gang zur Toilette. Wohin auch sonst. Jetzt möchte mein Darm natürlich doch noch etwas loswerden. Schwerkraft und so. Aber auch das ist weder peinlich noch komisch und eine sehr smoothe Angelegenheit. Der Frühjahrsputz ist ja schon einmal durch. Gefühl: unendlich leicht. Zufrieden. Etwas müde und gleichzeitig energiegeladen. Würde ich es wieder machen? Ja, auf jeden Fall! Und jetzt bitte erst mal ein leichtes Frühstück!

Kollagen – Mythos oder Wundermittel?

In den letzten zwei Jahren kam kaum einer, der sich für (Darm-)Gesundheit und Schönheit interessiert, an Kollagen vorbei. Schöne Haut, Haare, Fingernägel wurden einem versprochen. Und das praktisch in Überschallgeschwindigkeit. Angeblich soll dieses Kollagen auch einen Leaky Gut heilen. Aber hält das angebliche Wundermittel wirklich, was die Werbung, gerade bei Instagram, verspricht? Wir sind auf die Suche gegangen.

Zuerst müssen wir klären: Kollagen – was ist das eigentlich? Das weiße Pulver wird aus Schlachtabfällen oder – hübscher gesagt – Schlachtnebenprodukten gewonnen. Ich weiß, sehr unappetitlich. Häute, Knochen, Sehnen, Bänder, Flossen, Knorpel werden ausgekocht und daraus Pulver und Kapseln hergestellt. Der Vorteil gegenüber schnöder Gelatine (die nur aus Haut und Knochen gewonnen wird): Kollagen ist geschmacksneutral und löst sich auch in kalter Flüssigkeit. Und trotzdem kippen es alle in den heißen Kaffee! Es gibt Kollagen aus Schwein, Rind und Fisch. Fischkollagen ist für uns Menschen leichter verdaulich, wird besser absorbiert und hat eine höhere Bioverfügbarkeit. Allerdings bekommt man eher Rinderkollagen zu kaufen. Wenn Sie jetzt immer noch nicht abgeschreckt sind, diese wenig leckeren Teile der toten Tiere im Kaffee zu schlürfen, achten Sie auf jeden Fall auf gute Qualität. Das heißt auch bei Kollagen: bio! Am besten aus hormon-, antibiotika- und steroidfreier Züchtung und von Rindern, die nur auf der Weide standen, sprich nur Gras gefressen haben, und kein Soja oder Getreide. Das entspricht nämlich nicht ihrer natürlichen Ernährung. Und: Achten Sie darauf, Kollagenhydrolysat zu kaufen. Hier wird das Kollagen mithilfe von Enzymen in kleine Fragmente (Peptide) zerlegt. Und diese können vom Körper besser und schneller aufgenommen werden. Einen Lichtblick gibt es für Vegetarier: Manchmal bekommt man Kollagen aus Eierschalenmembranen. Allerdings produzieren Pflanzen kein Kollagen. Mit einer veganen Variante können wir also nicht dienen.

Nach diesem teilweise unschönen, aber nötigen Exkurs bleibt die Frage, warum man so etwas zu sich nehmen sollte. Kollagen finden wir nicht nur im Körper von Tieren, sondern auch im menschlichen. Und es ist sogar das am meisten vorkommende Eiweiß und ein sogenanntes Strukturprotein. Haare, Haut, Bindegewebe, Muskeln, Sehnen, Knochen, Faszien, das Zahnbein, der Uterus, Blutgefäße und Teile des Auges bestehen daraus. Jugendliche, gesunde Haut besteht zu 80 Prozent aus Kollagen, aber leider lässt die körpereigene Kollagenbildung ab 25 jedes Jahr um 1,5 Prozent nach. Also muss man das Pulver doch regelmäßig einnehmen oder bringt das gar nichts?

Gesundheitsexpertin Barbara Klein (mehr zu ihr im Kapitel »Blutzuckerspiegel«) sagte mir bei einem Treffen: »Unter meinen Kunden sind viele Seitenschläfer, die morgens mit Schulterschmerzen aufwachen. Wenn sie Kollagen einnehmen, sind die Schmerzen innerhalb von ein paar Wochen weg.« Das hört sich ja schon mal vielsprechend an. Aber: »Wenn ich eine Woche genügend schlafe, keinen Alkohol trinke und mich gesund ernähre, sehe ich besser aus als nach regelmäßiger Kollagen-Einnahme. Man darf die Wirkung nicht überschätzen.« Gegen Falten und müden Teint scheint es schon mal bessere Mittel zu geben.

Weil wir anständige Journalistinnen sind, haben wir weiter recherchiert. Smaints-Chef Maximilian Endtner (unser Vitalpilz-Experte) hat ebenfalls gute Erfahrungen mit Kollagen gemacht und empfiehlt es seinen Kunden. Allerdings nicht aus Schönheitsgründen, sondern für den Darm: »Bis zu 30 Prozent des gesamten Körpers bestehen aus Kollagen: auch die Darmschleimhaut. Und deshalb unterstützt Kollagen die Regenerationsfähigkeit des Darms. Genau genommen sind es Glycin und Glutamin – Aminosäuren und Bestandteile des Kollagens. Diese unterstützen die Regeneration der Darmwand sehr effektiv und können so dem Leaky Gut entgegenwirken. Andere Bestandteile des Kollagens hemmen Entzündungen, deshalb macht es Sinn, Glycin und Glutamin nicht einzeln einzunehmen, sondern zusammen als Kollagen. Wichtig für die Bioverfügbarkeit ist zusätzlich Vitamin C.«