Die Sust in Horgen - Peter Niederhäuser - E-Book

Die Sust in Horgen E-Book

Peter Niederhäuser

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Beschreibung

Die direkt am See gelegene Sust von Horgen war von 1527 bis 1835 ein obrigkeitliches Lager- und Zollhaus für Güter, die teils auf dem See- und teils auf dem Landweg von Zürich über Zug in die Innerschweiz oder in umgekehrter Richtung befördert wurden. Aufgrund ihrer früheren Funktion ist die Sust ein bedeutendes verkehrs- und wirtschaftshistorisches Denkmal. Seit 1957 ist sie öffentlich zugänglich und beherbergt das Horgner Ortsmuseum (heute Sust Museum Horgen). Die aktuelle Baugestalt ist das Resultat einer langen Baugeschichte. Die ältesten Bauteile datieren aus dem 13./14. Jh., 1620 erfolgte eine bedeutende Erweiterung, und in den frühen 1780er- Jahren erhielt die Sust das charakteristische Walmdach. Die frühere Nutzung – Lagerräume im Erdgeschoss und die Wohnung des Sustmeisters in den beiden Obergeschossen – ist heute noch erlebbar, und eine Vielzahl von Baubefunden zeugt vom Wandel der Bau- und Wohnkultur zwischen dem ausgehenden Mittelalter und dem frühen 20. Jh.

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Roland Böhmer · Peter Niederhäuser

Die Sust in Horgen

Kanton Zürich

Bau und Lage

Herrschaft und Verkehr

Sust und Sustmeister

Sust und Warenumschlag

Vom Warenlager zum Ortsmuseum

Baugeschichte

Der Kernbau im Erdgeschoss des Ostteils

Der hölzerne Aufbau des Ostteils 1479 und 1514

Der Bau des Westteils 1620

Der Umbau von 1658/59

Die Sust im 18. Jh.

Bauliche Veränderungen zwischen ca. 1800 und 1950

Der Umbau zum Ortsmuseum 1960/61 und 1965–1967

Der Umbau 2020/21

Beschreibung

Äusseres

Inneres

Das Erdgeschoss

Das erste Obergeschoss

Das zweite Obergeschoss

Das Dachgeschoss

Würdigung

Anhang

ABB. 1 Horgen vom See aus gesehen mit der Haab, der Sust und der Gerberei Hüni. Zwischen den beiden Gebäuden fliesst der Dorfbach in den See. Kolorierte Radierung von Heinrich Bruppacher (1758–1835) nach einer um 1770 entstandenen Zeichnung von Johann Jakob Hofmann (1730–1772). Bruppacher hat die Vorlage aktualisiert, indem er statt der alten Kirche den 1782 vollendeten Neubau darstellte. Die Sust hingegen präsentiert sich im Zustand vor dem Bau des auf 1782 dendrodatierten Walmdachs.

Bau und Lage

Der historische Ortskern von Horgen erstreckt sich vom Ufer des Zürichsees hinauf bis zum Geländeplateau, auf dem sich die Kirche erhebt (ABB. 1). Die Häuserzeilen säumten den heute eingedeckten Dorfbach, dessen Wasser verschiedene Mühlen und Gerbereien antrieb. Wo der Bach in den See mündet, entstand im Laufe der Zeit ein kleines Delta. Hier stehen zwei markante Gebäude: auf der Westseite des Bachs die Sust und auf der Ostseite die ehemalige Gerberei Hüni, deren Geschichte bis ins 17. Jh. zurückzuverfolgen ist. Bis 1850 war die Sust auf drei Seiten vom Wasser umspült und nur von Süden her trockenen Fusses zu erreichen. An der Ostfassade floss der Bach vorbei, auf der Nordseite erstreckte sich der See, und im Westen schloss die Haab (Schiffshafen) an. Die Sust war ein obrigkeitliches Lager- und Zollhaus und bildete das Bindeglied zwischen Wasser und Land. Sie war sowohl auf den Hafen ausgerichtet wie auch auf die Dorfgasse, von deren oberem Ende aus man auf verschiedenen Routen nach Sihlbrugg und weiter nach Zug gelangen konnte. Mit dem Bau der linksufrigen Bahnlinie (1870–1875) entstand eine gänzlich neue Situation; seither ist das Delta vom Dorf abgeschnitten, und die Sust liegt peripher.

Was ist eine Sust?

Das vor allem in der Schweiz gebräuchliche Wort Sust oder Suste ist ein Lehnwort aus dem Alpenromanischen. Es kommt in verschiedenen Dialekten vor (z. B. suosta u. ä. in rätoromanischen Idiomen) und bezeichnet einen Unterstand, einen Schuppen oder ein Warenlager. Das Substantiv ist abgeleitet vom lateinischen Verb substare (standhalten, Halt machen).

In den Susten wurden Transitgüter zwischengelagert, welche die Säumer in Tagesetappen über die Alpenpässe transportierten. Die ältesten bekannten Susten sind diejenigen von Leuk und Martigny, die erstmals 1272 erwähnt sind. Zusammen mit weiteren derartigen Einrichtungen bildeten sie entlang der Simplonroute eine ganze Kette. Die Erwähnungen von Susten am Gotthard und an den Bündner Alpenpässen reichen bis ins 14. Jh. zurück. Noch vor 1400 entstanden Susten auch an den Alpenrandseen, wo der Warenumlad vom Wasser aufs Land oder umgekehrt erfolgte.

Roland Böhmer

Herrschaft und Verkehr

Die erste Erwähnung des heutigen Sustgebäudes datiert von 1527, der mit Horgen verbundene Warenumschlagplatz geht aber sicher ins 14. Jh. zurück, wie sowohl Zeugenaussagen als auch Dokumente zu Sust und Zoll in Zug belegen. Hinter diesem Handelsverkehr stehen die Bemühungen der habsburgischen Landesherren, die Zentralschweiz verkehrstechnisch besser zu integrieren und den Zugangsweg zum Gotthard zu erleichtern. Dieser Passübergang wurde um 1200 erschlossen, blieb aber im Vergleich zu anderen Alpenquerungen von nachgeordneter Bedeutung; wichtiger war der regionale Austausch in die Zentralschweiz. Grundlegend für die Rolle Horgens war der Schiffsverkehr; soweit als möglich wurden Waren über Wasser transportiert. Vom Hafen in Horgen führte eine rund 15 Kilometer lange Landstrasse über den Berg zur Sihl und dann nach Zug, von wo aus per Schiff Immensee und über ein kurzes Landstück Küssnacht erreicht wurde. Dort lag der Hafen für den Wassertransport nach Luzern oder aber nach Flüelen und dem Gotthard. Der Abschnitt zwischen Horgen und Zug erlaubte damit einen vergleichsweise bequemen Verkehr von einem See zum anderen, der problemlos in einem Tag bewältigt werden konnte. Horgen war aber auch deshalb ein attraktiver Hafenort, weil hier gleichzeitig die wichtige Verkehrsachse von den stark begangenen Pässen in Graubünden über den Walen- und Zürichsee limmatabwärts Richtung Basel und Oberrhein durchführte. 1491 erfahren wir von Gütern, die aus Venedig über Horgen nach Luzern transportiert wurden. Diese besondere strategische Lage fand ihre Entsprechung auf politischem Gebiet, bauten doch die Freiherren von Eschenbach im 13. Jh. ihre Herrschaft kaum zufällig gezielt zwischen Zuger- und Zürichsee auf und führten die Habsburger diese Einheit als eigenes Amt weiter, das von der Reuss nach Horgen reichte. 1326 erteilte Herzog Albrecht der Stadt Zug das Privileg, den Zoll für städtische Zwecke zu verwenden, 1359 trat Herzog Rudolf dann den Zoll und das Recht auf eine Sust vorübergehend an den Ort ab – beides sind deutliche Hinweise auf einen Aufschwung des Verkehrs wie auch auf eine Förderung des Transports durch die Habsburger. Als Zug um 1400 dann tatsächlich eine kommunale Sust einrichtete, bezeugten verschiedene Säumer einen schon länger bestehenden Warenverkehr. Jenni Uttinger aus Baar erinnerte sich beispielweise, dass er vor rund 45 Jahren als Säumer Güter von Horgen nach Zug und zurück transportiert habe.

ABB. 2 Zwischen Zürich und Zugersee: Der Weg zwischen Horgen und Zug war die kürzeste Verbindung zwischen den beiden Seen. Ausschnitt aus der nachträglich kolorierten Landkarte von Jos Murer, 1566.