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Viele Tage nach dem Tod des Teala der Dunkelheit, bemerken Miriel und Sirion, dass ihre Welt noch immer dem Untergang geweiht ist. Sie begeben sich auf die Suche nach dem Herrn der Lüfte, der das Wissen des Universums birgt. Miriels Visionen offenbaren ihr, dass das Teala der Dunkelheit wiedergeboren wurde und ihres Schutzes bedarf, denn Lian, Caylens dämonischer Freund, trachtet nach dessen Leben. Wird es ihnen gelingen, Lian von seinem Vorhaben, das wiedergeborene Teala der Dunkelheit zu töten und die Welt ins Chaos zu stürzen, abzuhalten und ein für alle Mal Frieden nach Aeriya zu bringen?
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Inhaltsverzeichnis
PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
EPILOG
DIE TRÄNEN DER
EINHÖRNER
III
DER KREIS DES LEBENS
Stephanie Rose
Copyright © 2019 – Searose Fantasy
Searose Fantasy | Raiffeisenstr. 4, 74360 Ilsfeld, Deutschland | www.searose-fantasy.de
Auflage: Mai 2019
Cover: Searose | www.searose.de
Autor: Stephanie Rose
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Lian warf einen finsteren Blick zurück und murmelte etwas Unverständliches.
In der Ferne konnte er noch immer den Palast erkennen, den er bis vor kurzem noch sein Eigen, sein Zuhause, hatte nennen können.
‚Ihr werdet alle dafür büßen, das schwöre ich!‘, dachte er wütend und ballte die Hände zu Fäusten. Dann zog er sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, um das Sonnenlicht von seiner Haut fern zu halten.
Er achtete darauf, dass kein Zentimeter seiner Haut auch nur einen Moment der Sonne ausgesetzt war, doch für einen Augenblick brannte sie doch auf seine nackte Hand und ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper und ließ ihn das Gesicht zu einer Grimasse verziehen.
Vorsichtig strich er sich über den schmerzenden Handrücken. ‚Verdammt!‘, fluchte er in Gedanken und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. ‚Wie kann es nur sein, dass ich, der große Herrscher meines Volkes, eine solch immense Schwäche aufweise?‘, schoss es ihm schließlich durch den Kopf und er sah zu Boden. ‚Ich, der für kurze Zeit alles besaß und so kurz vor der Erfüllung all seiner Träume stand? Und obwohl ich die geheimsten und dunkelsten Künste studiert habe, war es mir nicht möglich, etwas zu finden, das diese Schwäche beseitigt und mich von diesem Fluch befreit?‘
Wenn er so darüber nachdachte, glich es schon einem Wunder, dass niemand seiner Untertanen auch nur den leisesten Hauch eines Verdachtes geschöpft hatte, und ein schwaches, dämonisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
Er war ein Meister der Täuschung. Seit er sich erinnern konnte, war es ihm immer ein Leichtes gewesen, andere zu täuschen und glauben zu lassen, was immer er wollte. Diese Gabe hatte es ihm auch ermöglicht, seinen unmöglich erscheinenden Plan, den früheren Herrscher des Dämonenvolkes, Inaris, zu stürzen.
Ein stechender Schmerz in seinem Kopf holte ihn schließlich in die Realität zurück und er verzog das Gesicht.
Mit schnellen Schritten setzte er seinen Weg schließlich fort und versuchte, einen schattigen Ort in der kahlen Wüstenlandschaft seiner Heimat zu erspähen, der ihm Schutz bieten konnte, bis der Abend hereinbrach und die Sonne am Horizont verschwand.
Vergebens. Resigniert kam er wieder zum Stehen und ließ den Kopf hängen.
Seine Gedanken glitten erneut in die Vergangenheit davon.
‚Doch meine größte Schwäche warst du …‘, schoss es ihm dann durch den Kopf. ‚… Leyla, … meine Geliebte …‘
Ein betrübter Seufzer ging über seine Lippen, als er an sie zurückdachte. Er hatte alles, was ihm je etwas bedeutet hatte, verloren – all jenes, für das er so hart gekämpft hatte. Über so lange Zeit hatte er sie beschützen können, doch nun war alles verloren. Alles, was ihm geblieben war, waren Erinnerungen, Gefühle und ein unbändiger Hass, der in den vergangenen Tagen seit Leylas und schließlich auch Caylens Tod um ein Vielfaches angewachsen war und der ihn jetzt drohte zu überwältigen.
„Das ist alles deine Schuld, Caylen“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ballte die Hände erneut zu Fäusten. Doch dann wurde ihm klar, dass er ohne Caylen niemals so weit gekommen wäre und die Wut in seinem Innern begann noch heißer zu brennen. Er war wütend auf sich selbst, seine Situation und seine Umgebung, doch am allermeisten verabscheute er die Ungerechtigkeit der Welt.
Wieder und wieder fragte er sich, warum Caylens Schwester und ihre Gefährten so verzweifelt versucht hatten, das einzig Gute, das er in seinem langen Leben vollbringen wollte, zu zerstören.
Er ließ den Kopf hängen und blinzelte sich die Tränen aus den Augen.
Dann sah er wieder auf und starrte mit festem Blick in die Ferne.
„Auch wenn ihr es geschafft haben mögt, das Gleichgewicht wiederherzustellen und all meine Bemühungen ungeschehen zu machen, so werde ich doch einen Weg finden, mein Ziel zu erreichen!“, rief er in die Wüste hinaus. „Diese Welt wird untergehen!“
Sirion starrte gelangweilt aus dem Fenster und betrachtete die einzelnen Wolken, die in unregelmäßigen Abschnitten die Sonne verdeckten und wandernde Schatten auf die Erde warfen.
Seit einigen Tagen fiel es ihm schwer, sich zu entspannen oder gar zu konzentrieren und seinen Aufgaben und Studien nachzukommen. Seine Gedanken begannen, wie schon die Tage zuvor, zu wandern und jedes Mal, wenn er versuchte, diesen eine Richtung zu geben, verblasste alles.
Er ließ den Kopf hängen und zuckte kaum merklich zusammen, als seine Stirn auf das kalte Glas des Fensters traf. Ein leiser Seufzer entrann seiner Kehle, und er wandte sich schließlich von diesem ab.
Seit Therun wiedererrichtet und sein Lehrmeister Rayan zum neuen Leiter ernannt worden war, hatte er begonnen, sich dem Studium der Anderen Welt zu widmen, in der Hoffnung, sich an das zu erinnern, was er vergessen glaubte. Tief in seinem Innern konnte er fühlen, dass sich die Antwort irgendwo in seinen Studien verborgen hielt.
Sein Blick glitt über die weite Ebene, die tief unterhalb der Mauern Theruns lag und sich bis an den Horizont erstreckte. Die fernen Bäume, die mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen waren, verloren allmählich ihr grünes Blätterkleid und nahmen die goldrote Farbe der untergehenden Sonne an.
Sirion runzelte die Stirn, als seine Gedanken sich erneut den vielen offenen Fragen zuwandten, und er ließ resigniert den Kopf hängen.
‚Yasu …‘, dachte er betrübt. ‚Ich wünschte, ich könnte dir all die Fragen stellen, die mir auf der Zunge brennen … Du kennst die Antwort, nicht wahr? Du weißt, wonach ich suche … hilf mir, bitte …‘
„Denkst du schon wieder nach?“, fragte eine freundliche, tiefe Stimme hinter ihm und ließ Sirion erschrocken herumfahren. Beschämt strich er sich das Haar aus dem Gesicht, als er erkannte, dass es nur Meister Rayan war, der zu ihm sprach.
„Ja und nein …“, antwortete er schließlich langsam und wandte sich wieder dem Fenster zu. „… etwas beunruhigt mich … Etwas … nein, ich habe vergessen, was es ist.“ Er schüttelte den Kopf und rieb sich die Stirn. „Meister …“
Sirion verstummte und hielt für einen Moment den Atem an.
‚Nein, ich kann Euch nichts von alledem erzählen …‘, dachte er und seufzte innerlich.
Als er nach Therun zurückgekehrt war, hatte er sich geschworen, alles geheim zu halten, was die Teala oder die Tränen der Einhörner betraf. Je weniger Rayan oder irgendwer sonst darüber wussten, umso besser, fand er.
Rayan schien zu verstehen und schwieg. Er wusste, dass Sirion ein Geheimnis bewahrte und lächelte ihm aufmunternd zu. Auch er kannte das drückende Gefühl, das diese Bürde mit sich brachte.
Sirion strich sich resigniert das Haar aus dem Gesicht und ging dann zu dem kleinen Tischchen hinüber, auf dem eine Handvoll Schriftrollen und dicke, alte Bücher lagen.
„Was studierst du gerade?“, frage Rayan schließlich neugierig und folgte ihm. Sein Blick glitt über die Schriftrollen und er nickte verstehend.
„Du solltest diese Aufzeichnungen nicht so offen herumliegen lassen. Dieses Wissen ist gefährlich. Gib mir bitte keinen Grund zu bereuen, dir Zugang dazu gewährt zu haben.“
Sirion nickte entschuldigend und packte die Bücher und Schriftrollen eilends in seine lederne Tasche zurück. „Ich werde mein Studium in meinem Quartier fortsetzen“, meinte er dann und sah Rayan in die Augen. „Ich danke Euch.“
Er deutete eine Verbeugung an und verließ das Archiv mit schnellen Schritten.
‚Ich ertrage dieses bedrohliche Gefühl nicht!‘, dachte Sirion einen Moment später und schüttelte wild den Kopf.
Zähneknirschend betrat er sein Quartier und warf die lederne Tasche achtlos auf den Tisch zu seiner Rechten, dann trat er ans Fenster hinüber und starrte in die Tiefe.
Der Wasserfall, der unter seinen Füßen in die Tiefe donnerte, trug seine aufgewühlten Gedanken mit sich und gestattete Sirion, wieder zur Ruhe zu kommen.
In den vergangenen Tagen hatte es Lian endlich geschafft, den Aufenthaltsort der Büchse zu ergründen, die er mit Caylen vor Ewigkeiten, wie es ihm schien, in Europa, einem riesigen Land in der Sterblichenwelt, vermutet hatte.
Seine Suche würde nun endlich ein Ende finden, hoffte er.
Wenn er die Macht der Büchse schon nicht kontrollieren konnte, um selbst eine neue, gerechtere Weltordnung zu erschaffen, so wollte er die Welt, wie sie bestand, doch zumindest zu ihrem Ende bringen. Er konnte es einfach nicht ertragen zu sehen, wie Unschuldige ihr Leben lassen mussten, weil sie sich von anderen in ihrer Herkunft oder ihrem Wesen unterschieden. Dem musste er ein Ende setzen.
Mit erwartungsvollen Augen überblickte er das tiefe Tal zu seinen Füßen, das sich bis zum Horizont erstreckte. Hier irgendwo lag die Büchse versteckt.
„Bald ist es getan“, murmelte er zu sich selbst und ein dämonisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. ‚Und dann werde ich dich auf der anderen Seite wiedersehen, geliebte Leyla. Ich werde dich finden und mit dir gemeinsam darauf hoffen, ein neues Leben in einer besseren Welt zu leben. Eine Welt, in der wir alle gleich sind.‘ Mit diesen Gedanken setzte er sich in Bewegung und folgte dem schmalen Gebirgspfad ins Tal hinab.
Der Abstieg war gefährlich und mühsam, stellte er fest, denn der Pfad zu seinen Füßen war an vielen Stellen einfach verschwunden. An seiner statt klafften nun tiefe Löcher, die herabstürzendes Gestein in den Fels gehauen hatten und Lian wurde klar, dass dieser Pfad wohl sehr lange nicht mehr benutzt worden war. Die Büchse konnte sich also nach all dieser Zeit tatsächlich noch immer verborgen an jenem Ort befinden.
Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er den Pfad verließ und schnellen Schrittes über die Ebene ging.
In der Ferne konnte er Bewegungen wahrnehmen, die nicht von Tieren zu stammen schienen. Lian blieb stehen und musste schließlich erstaunt feststellen, dass seine Anwesenheit für Panik zu sorgen schien, denn die Gestalten begannen wild durcheinander zu laufen.
‚Menschen‘, dachte er dann angewidert und setzte seinen Weg wieder fort.
Aus dieser Entfernung konnten die Menschen unmöglich erkennen, wer oder was er war, folglich mussten Fremde in dieser Gegend eine Seltenheit sein, und dies wiederum ließ ihn vermuten, dass sie an diesem Ort ein großes Geheimnis hüteten. Ein Geheimnis, das er ergründen würde.
Fidell blickte gedankenverloren in die Ferne und wünschte sich, die Zeit würde stehen bleiben und diese Momente des Friedens für immer anhalten.
Seit sie mit Maiya in Len’Nenia angekommen war, waren unzählige Tage vergangen, und sie konnte immer deutlicher spüren, wie sich etwas in ihr veränderte. Je mehr Zeit sie bei den Elfen verbrachte, umso mehr wurde sie zu einer der ihren.
Maiya riss sie schließlich aus ihren Gedanken und ließ sie überrascht zu ihr hinüberblicken. Sie hatte nicht bemerkt, wie sie sich ihr genähert hatte und runzelte die Stirn.
„Bald ist es soweit!“, rief diese dann begeistert und klatschte freudig in die Hände. „Bald hast du deine Ausbildung zur Heilerin beendet!“ Sie lächelte voller Freude und legte den Kopf schief, als Fidell keine Anstalten machte, irgendetwas zu erwidern.
Fidell sah zu Boden und nickte schließlich langsam.
Sie erinnerte sich an den Tag zurück, als sie mit Elantris in Ceven angekommen war und diese Cerin bat, sie in der Kunst des Heilens zu unterrichten, ehe sie ihre Ausbildung zur Magierin beginnen wollte. Nun war also der Zeitpunkt gekommen, an dem sie ihre neu gewonnene Familie und Freunde verlassen musste.
Tränen begannen in ihren Augen zu brennen, doch sie schaffte es, sie zurückzuhalten und stattdessen ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
„Freust du dich denn nicht?“, fragte Maiya etwas zögerlich und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie konnte spüren, dass Fidell etwas vor ihr zu verbergen versuchte.
„Natürlich freue ich mich!“, entgegnete diese eilends und klatschte mit einem breiten Grinsen in die Hände. Sie wollte nicht, dass Maiya Verdacht schöpfte und ihren Kummer bemerkte.
„Cerin hat mir erzählt, dass dein Wissen tiefer geht, als das eines jeden anderen Menschen, der je versucht hat, unsere Wege zu verstehen. Es ist fast so, als seist du eine von uns. Du bist wahrlich von Gaia gesegnet.“ Maiyas Augen glitzerten voller Stolz, und sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich wusste schon seit unserer ersten Begegnung, dass du etwas Besonderes bist!“
Fidell errötete leicht und kniete sich schließlich nieder, um sich dem Kräuterbündel zu widmen, das sie zum Trocknen auf einem ledernen Tuch in der Sonne dort ausgebreitet hatte.
Sie wendete die einzelnen Blätter und Blüten und versuchte hierbei, ihre Gedanken wieder zu ordnen und den Kummer zu vertreiben, der ihr Herz erschwerte.
Maiya verstummte kurze Zeit später wieder und Fidell war sich nun sicher, dass sie den Schmerz spüren konnte, den sie in ihrem Herzen unter Verschluss hielt. Seit sie zusammen in Len’Nenia angekommen waren, war das Band der Freundschaft zwischen ihnen immer weiter gewachsen und Maiya war schließlich den Bund mit ihr eingegangen, der sie zu Schwestern machte.
Fidell ließ ihre Gedanken schweifen und erinnerte sich an Cerins überglückliches Gesicht, als er sie nach all der Zeit sicher und wohlbehalten in Len’Nenia begrüßen konnte.
Trotz allem fühlte sie sich noch immer fremd an diesem paradiesischen Ort und je mehr Maiya oder Meera ihr versuchten zu erklären, dass sie willkommen war, desto mehr begann sie daran zu zweifeln.
Sie seufzte innerlich und hoffte, Maiya würde über ihre Gefühle hinwegsehen und sie nicht damit konfrontieren. Dies war etwas, mit dem sie allein klarkommen musste, das wusste sie. ‚Lass mich einfach allein für den Augenblick … ich bitte dich‘, dachte sie betrübt, doch wagte sie es nicht, ihre Gedanken offen auszusprechen.
Sie hob den Blick und sah Maiya an, die sie und ihre Bewegungen eingehend zu beobachten schien, als wolle sie ihre Gedanken lesen. Sie legte den Kopf schief, als Maiya vor ihr niederkniete und ihre Hände auf die Fidells legte.
„Hab‘ ich etwas im Gesicht?“, fragte Fidell schließlich stirnrunzelnd und wischte sich mit der Hand übers Gesicht, doch Maiya schien sich nicht ablenken zu lassen. Ein Lächeln schlich sich schließlich auf ihre Lippen, das Fidell erwiderte.
„Ich weiß, woran du gedacht hast“, meinte Maiya einige Augenblicke später und blickte Fidell tief in die Augen. „Ich kann den Schmerz spüren, den du versuchst zu verbergen. Wir sind jetzt Schwestern, vergiss das nicht. Ich werde immer bei dir sein. Du bist nicht allein.“
Fidell lächelte und strich sich nervös durchs Haar. Sie wusste, dass Maiya recht hatte, doch wusste sie auch, dass sie, um ihre Ausbildung als Magierin beenden zu können, nach Therun zurückkehren musste, und dorthin musste sie allein gehen.
Die Magie der Elfen unterschied sich von der der Menschen und so konnte sie Cerin nicht bitten, sie auch noch in dieser Kunst zu unterweisen. Sie war sich sicher, dass Maiya dies nicht wusste und sie beschloss, es ihr zu verschweigen, bis sie nach Therun aufbrechen musste. Es genügte, wenn sie allein sich dem Kummer hingab, fand sie.
„Lass uns zurückkehren, der Abend wird bald hereinbrechen“, meinte Maiya nach einigen Augenblicken und riss Fidell aus ihren Gedanken. „Komm!“
Lächelnd hielt sie Fidell ihre Hand entgegen, doch diese schüttelte nur den Kopf und warf einen Blick in Richtung der Kräuter, die noch immer auf dem ledernen Tuch vor ihr lagen.
„Noch nicht“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Gib mir noch etwas Zeit. Ich folge dir in Kürze.“
Maiya nickte verstehend und wandte sich zögerlich um.
Sie wusste, dass Fidell die Kräuter nur als Vorwand benutzte, um ihren Gedanken noch etwas länger nachzuhängen und sich ihrem Kummer hinzugeben.
‚Warum sprichst du nicht mit mir über das, was dich bedrückt? Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen …‘, dachte sie traurig, respektierte aber ihren Wunsch und hoffte, sie würde irgendwann von selbst zu ihr kommen.
„Ich warte vor der Höhle auf dich!“, rief sie und ging davon.
Fidell sah ihr nach und wandte sich schließlich wieder dem Tal zu, das sich einige Schritte von ihr entfernt, soweit das Auge blicken konnte, erstreckte.
Die Sonne sank allmählich am Horizont hinab und tauchte alles in goldenes Licht. Fidell schloss die Augen und genoss die letzten Augenblicke der Wärme, die die Sonne auf ihr Gesicht warf. Dann war sie verschwunden und zurück blieb ein tiefroter Himmel, der sich langsam verdunkelte.
‚Ich werde diesen Ort wahrlich vermissen …‘, dachte sie betrübt und seufzte. ‚Doch wird man mich in Therun überhaupt noch willkommen heißen nach allem, was geschehen ist? Wird man sich überhaupt noch an mich erinnern? Wird Sirion mich nach so langer Zeit wiedererkennen?‘ Und plötzlich dämmerte ihr, dass wohl niemand in Therun von Elantris‘ Tod wusste und sie erschauderte.
Tränen begannen in ihren Augen zu brennen und sie blinzelte. Dann schüttelte sie den Kopf und rieb sich die Stirn.
„So darf ich nicht denken …“, flüsterte sie kaum hörbar mit zitternder Stimme. ‚Ich darf Elantris‘ Erinnerung nicht beschmutzen und muss meinen Schwur erfüllen. Ich muss stark sein und meine Ausbildung zu Ende bringen, egal was geschieht. Ich muss lernen, diese Gabe zu kontrollieren, und vielleicht finde ich eines Tages einen Weg, sie sicher einzusetzen und euch alle wieder zu sehen … Mama, Papa … Taia … ich vermisse euch alle so sehr …‘
Eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab und sie schluckte hart, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann wandte sie sich den Kräutern zu und verpackte diese sauber sortiert in kleine Gläschen, die sie schließlich in ihrer ledernen Tasche verstaute.
Sie ließ ihre Gedanken wandern und lächelte schließlich, als sie sich daran erinnerte, wie sie völlig erschöpft mit Maiya auf dem Rücken in Len’Nenia ankam und nicht sicher wusste, ob sie an jenem wundervollen Ort wirklich willkommen war. Zu ihrer Überraschung musste sie allerdings feststellen, dass Maiya wirklich zu ihrem Wort stand und alles daran setzte, dass man sie dort akzeptierte. Doch erst, als sie auf Meera und Cerin traf, wusste sie, dass alles gut werden würde und sie Len’Nenia als ihr neues Zuhause bezeichnen konnte.
Ein betrübter Seufzer ging über ihre Lippen, als sie versuchte, sich vorzustellen, wie ihre Ausbildung in Therun verlaufen würde und hoffte inständig, dort dieselbe Wärme vorzufinden, wie sie es in Len’Nenia tat.
Wieder stiegen Zweifel in ihr auf.
„Denk nicht daran … versuche, dich darauf zu konzentrieren, dein Versprechen einzuhalten … alles andere ist unwichtig …“, murmelte sie kaum hörbar zu sich selbst und fasste sich an die Brust. „Beende deine Ausbildung und du kannst hierher zurückkehren … So schnell es geht …“
‚Ja … so soll es sein‘, dachte sie und fasste den Entschluss aufzubrechen, sobald sie ihre Ausbildung zur Heilerin beendet hatte. Sie warf einen letzten Blick zum Himmel hinauf, ehe sie sich erhob und auf den Rückweg machte.
Miriel starrte mit großen Augen in die Ferne und versuchte das Zittern, das ihren Körper schüttelte, zu unterdrücken. Tränen brannten in ihren Augen und sie blinzelte.
Es war noch immer nicht vorbei.
‚Warum?‘, dachte sie verzweifelt und fasste sich an die Brust. Ihr Herz raste.
Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt; der Gral war von seinem Fluch befreit und die Welt gerettet worden, doch hatten sie etwas Wichtiges außer Acht gelassen. Etwas, das ihre Bemühungen der Vergangenheit negieren konnte.
Miriel wusste, dass nicht mehr viel Zeit blieb, um das drohende Ende ihrer Welt doch noch abzuwenden und sie beschloss, Sirion ein weiteres Mal um Hilfe zu bitten. Mit ihm an ihrer Seite würde es gelingen, da war sie sich sicher.
Tief in ihrem Innern konnte sie eine leise, trübsinnige Stimme hören, die verzweifelt nach Erlösung schrie. Sie wollte all den Kummer und Schmerz vergessen, den sie auf ihrer Suche nach dem Gral und den Tränen der Einhörner erlitten hatte und nach vorne blicken, doch warf sie ihre Vision zurück in jenes dunkle Loch, aus dem sie in den letzten Tagen mühsam erstiegen war.
Es schmerzte sie. Es schmerzte sie so sehr, dass ihr Herz langsam zu zerbrechen begann und Miriel schluckte hart. Sie wusste, dass eben diese Verzweiflung ihren Bruder Caylen letztlich in den Wahnsinn getrieben hatte und sie erschauderte.
‚Ich fürchte die Zukunft …‘, dachte sie angsterfüllt und wischte sich mit zitternden Händen die Tränen aus den Augen. Langsam beruhigte sie sich wieder und atmete tief durch.
„Was bedrückt dich, Miriel, Wächterin des Lichts?“
Miriel fuhr erschrocken herum und erkannte Raphael, der ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Dieses traurige Gesicht steht dir nicht“, meinte er dann neckisch, als Miriel keine Anstalten machte, etwas zu erwidern.
„Vergib mir“, murmelte sie schließlich bedrückt und sah zu Boden.
Seit sie ihm die Tränen der Einhörner eingeflößt und den Fluch, der ihn beinahe das Leben kostete, gebrochen hatte, war das Band der Freundschaft zwischen ihnen immer weiter gewachsen.
Raphael konnte die tiefen Wunden, die ihr Herz durch die ihr auferlegte Aufgabe erlitten hatte, spüren und hatte es sich nach seiner Genesung zur Aufgabe gemacht, Miriel zu helfen, die Vergangenheit und Caylens Tod zu verarbeiten.
Miriel wandte sich von ihm ab und blickte in die Ferne. Seine Gegenwart gab ihr neue Kraft und ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„Du hattest eine Vision“, bemerkte Raphael schließlich und kniff die Augen zusammen. „Was hast du gesehen?“
Miriel fuhr herum und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Es schien ihr fast so, als konnte Raphael ihre tiefsten Gedanken und Ängste erblicken und sie wie ein offenes Buch lesen.
„Das ist meine Gabe, mein Fluch“, meinte er dann lächelnd und kam näher. „Ich kann deinen Schmerz fühlen.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sanft zu. „Vertrau mir, ich bin auf deiner Seite. Was auch immer du gesehen hast, ich werde dir helfen, das durchzustehen. Du bist nicht allein.“
Miriel errötete leicht und sah verlegen zu Boden. „Ich … danke dir …“, murmelte sie, beschloss dann aber, Raphael in ihre Vision nicht einzuweihen.
Sein sanftmütiges Herz hatte, ebenso wie das ihre, viel Kummer und Leid erfahren, und sie wollte ihm ihren Schmerz nicht ebenfalls auflasten.
Raphael war ihr mittlerweile ein sehr guter Freund geworden und sie wollte ihn vor zukünftigem Kummer bewahren.
„Verzeih, ich kann nicht darüber sprechen“, sagte sie dann bestimmt und trat einen Schritt zurück, ehe sie ihm wieder in die Augen sah.
„Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Deine Gegenwart gibt mir Kraft.“ Sie lächelte, wandte sich von ihm ab und schritt davon. „Wir werden uns wiedersehen, Raphael, Heiler der gebrochenen Herzen.“
‚Herr, ich bitte dich … gib mir Kraft, diesen Weg ein weiteres Mal zu gehen und endlich Frieden in die Welt zu bringen …‘, bat sie und sah mit festem Blick in die Ferne.
Sie würde erneut nach Aeriya aufbrechen und zusammen mit Sirion das Schicksal der Welt, das sie erblickt hatte, ein für alle Mal abwenden.
Schneeweiße Flügel brachen aus ihrem Rücken hervor und sie erhob sich in die Lüfte.
Raphael sah ihr nach und hoffte im Stillen, dass sie die Kraft finden mochte, ihren Weg bis zum Ende zu gehen, ohne wie ihr Bruder der Dunkelheit zu verfallen.
Es war viel Zeit vergangen, seit Miriel zuletzt die Welt ihres Schützlings besucht hatte und noch mehr Zeit war vergangen, seit sie mit ihm gesprochen hatte.
Sie erinnerte sich an ihr letztes Treffen, bei dem Sirion endlich verstanden hatte, wer sie wirklich war und sie ihre Magie nicht länger verstecken musste.
„Miriel?“ Sirion blinzelte überrascht und ein breites Grinsen ging über seine Lippen, als er sie erblickte. „Was führt dich hierher?“
Sein Herz begann höher zu schlagen und er strich sich nervös das lange Haar aus dem Gesicht. Es waren viele Tage, zu viele in Sirions Augen, vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte und er hatte beinahe vergessen, wie sie aussah.
Ihre wunderschönen blauen Augen und die leuchtende Aura, die sie umgab, zogen ihn erneut in ihren Bann und er blinzelte, um sich aus ihm zu lösen.
Er vermisste die alten Zeiten, in denen sie zusammen unterwegs gewesen waren, um die Welt zu retten und er ertappte sich dabei, wie er sich in diese zurückwünschte, nur um Miriel erneut an seiner Seite zu wissen.
Sie musterte ihn eingehend und schloss schließlich die hölzerne Tür seines Quartiers mit einem leisen Knarren. „Es ist viel Zeit vergangen …,“, begann sie schließlich und trat ans Fenster hinüber, „… seit wir die Bedrohung, die unsere Welt zu vernichten drohte, bannten. Doch haben wir etwas Wichtiges außer Acht gelassen.“ Sie schwieg einige Augenblicke. „Ich habe es gesehen, das Ende.“
„Wovon sprichst du?“, fragte er dann verwundert und bedeutete ihr, sich zu setzen, ehe er sich ihr gegenüber niederließ und die Feuerstelle wie durch Zauberhand entflammte und dem Raum zusätzliches Licht und Wärme spendete.
Sirion kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief. Dann presste er die Fingerspitzen aneinander und stützte sein Kinn darauf ab. Kannte sie etwa die Antwort, nach der er so verzweifelt suchte?
„Ich hatte eine Vision. Der Heilige Gral vermag es nicht ewig, das Gleichgewicht zu halten und den Kreis zu schließen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, waren all unser Schmerz, all unsere Opfer umsonst …“ Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie jene Worte sprach und das Bild ihres Bruders schoss vor ihrem inneren Auge vorbei.
„Der Kreis?“ Sirion runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Seine Gedanken rasten, doch wusste er nicht, wovon Miriel sprach.
‚Der Kreis …‘, wiederholte er in Gedanken und einige Augenblicke später weiteten sich seine Augen.
„Der Kreis des Lebens? Ist es das?“ Er nickte verstehend und sein Herz begann zu rasen, als er erkannte, dass es genau die Antwort war, nach der er all die Zeit vergeblich gesucht hatte.
Sie nickte und überlegte, wie sie beginnen sollte.
„Als das Teala der Dunkelheit getötet wurde und …“, sie hielt für einen Moment inne und sah zu Boden, dann atmete sie tief durch und blickte Sirion schließlich direkt in die Augen. „… mein Bruder versuchte, die anderen Teala ebenfalls auszulöschen, wurde das Gleichgewicht von Leben und Tod, der Kreislauf des Lebens wie ihr es nennt, durchbrochen, erinnerst du dich? Damals glaubten wir alles verloren …“ Sie hielt inne und musterte Sirion eingehend.
„Ja, ich erinnere mich …“ Er nickte langsam und rieb sich die Stirn.
‚Wie konnte ich etwas so Wichtiges nur vergessen?‘, dachte er resigniert und seufzte kaum hörbar.
„Ohne ihn vermag kein Wesen wirklich zu sterben oder ein anderes Leben zu geben. Das Chaos, das hieraus folgen wird, wird uns alle letztlich vernichten, denn die Toten werden beginnen, in dieser Welt zu wandeln, und ich denke, du weißt, was das bedeutet.“
Sirion schluckte hart und erschauderte. Miriel hatte recht. Ohne den Kreislauf des Lebens waren sie alle verloren. Er kannte die Geschichten, doch wusste er nicht, was sie tun konnten, um ihr Schicksal zu verändern und ihr drohendes Ende aufzuhalten.
Er trat an das hohe Regal heran und begann, nach einem Buch zu suchen.
„Aber natürlich!“, meinte er dann und wandte sich wieder Miriel zu, als er nicht fand, wonach er suchte. „In all dem Durcheinander und deinem nahenden Tod hab‘ ich das völlig außer Acht gelassen! Ich war einzig und allein darauf fixiert, dich zu retten und die Welt vor ihrem Untergang zu bewahren! Wie konnte ich nur so etwas Entscheidendes außer Acht lassen?“
Empört begann er, im Kreis zu laufen. „Ich hätte mich mehr konzentrieren müssen, mehr darauf achten müssen, was geschah … Es ist meine Schuld, dass es nun so weit gekommen ist“, meinte er dann schuldbewusst. ‚So hätte mich Yasu sicher niemals akzeptiert. Als Herr der Lüfte und Wächter allen Wissens ist es selbstverständlich, all diese Dinge zu bedenken. Ich habe versagt … ich habe mich weder als würdig erwiesen, noch das geschafft, weswegen wir aufgebrochen waren.‘
Resigniert ließ er den Kopf schließlich hängen und kam zum Stehen.
„Was können wir tun?“, fragte er hilflos und sah Miriel an.
„Wir müssen erneut aufbrechen und den Herrscher der Lüfte finden. Ich bin sicher, er kennt die Antwort“, murmelte Miriel dann zögerlich. Sirion schien nicht ganz überzeugt und tiefe Falten durchzogen seine Stirn.
„Sirion, das Wissen des Universums wohnt in ihm, wenn er die Antwort nicht kennt, dann kennt sie niemand. Er ist unsere einzige Hoffnung!“
„Du hast nichts zu befürchten“, versuchte Cerin Fidell zu beruhigen, als er bemerkte, wie sie am ganzen Körper zitterte. „Beruhige dich. Ich habe dich alles gelehrt, was du wissen musst. Du warst eine wunderbare und sehr wissbegierige Schülerin. Ich habe keine Zweifel, dass du meine Fragen ohne große Mühe beantworten kannst.“ Er lächelte, um seine Worte zu untermalen.
Fidell sah ihn verständnislos an und wagte es nicht, den Mund aufzumachen. Nur mit Mühe gelang es ihr, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken, indem sie diese aneinander presste.
Was würde geschehen, wenn sie auf Cerins Fragen keine Antwort wusste? Fidell erschauderte, als sie an die bittere Enttäuschung dachte, die sie mit Sicherheit in Cerins Augen erkennen würde, sollte sie die Prüfung nicht bestehen und sie wünschte sich noch mehr, einfach davonzulaufen.
Maiya hatte sich etwas abseits auf einem kleinen Erdhügel niedergelassen und lächelte Fidell aufmunternd an. Sie wusste, dass sie den Fragen Cerins gewachsen war.
„Es ist ja nicht so, dass du bestraft werden würdest, wenn du eine falsche Antwort gibst“, warf sie dann schließlich ein, als ihr klar wurde, dass Cerins Versuche, Fidell zu beruhigen, allesamt scheiterten und sie stattdessen nur noch nervöser wurde. „Vertrau mir, es wird alles gut werden. Denke einfach daran, was du gelernt hast und du wirst bestehen.“
Fidell warf ihr einen ängstlichen Blick zu, unfähig etwas zu erwidern.
„Setz dich, bitte“, meinte Cerin dann lächelnd und bedeutete ihr, Platz zu nehmen.
Fidell fühlte sich plötzlich an ihre erste Lektion zurückerinnert und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Auch damals hatte sie befürchtet zu versagen, doch Cerins unendliche Geduld hatte sie letztlich vom Gegenteil überzeugt und in ihr den Wunsch geweckt, alles über die Heilkünste der Elfen zu erfahren.
Langsam sank sie zu Boden und atmete tief durch. Ihr Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals, doch gelang es ihr allmählich, sich zu beruhigen.
„Gut so“, sagte Cerin dann und sank ihr gegenüber im Schneidersitz zu Boden. „Wollen wir beginnen?“
Fidell nickte langsam und sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich werde dir Heilkräuter nennen und du sagst mir, wo sie Anwendung finden und wie sie aussehen. Es ist ganz einfach“, erklärte er und überlegte, womit er beginnen sollte.
„Goldblume.“
Fidell dachte einige Augenblicke nach, ehe sie antwortete: „Ihr Stängel und Blätter sind hellgrün und behaart. Die Blüten tragen eine goldgelbe Farbe, deswegen nennt man sie auch Goldblume. Sie reinigt, wirkt Entzündungen entgegen und hilft, die Wundheilung zu unterstützen.“
„Sehr gut“, lobte Cerin sie lächelnd.
„Narden.“
Jetzt konnte Fidell ein Grinsen nicht mehr unterdrücken, denn der Gedanke an ihre erste Begegnung mit Cerin schoss ihr erneut durch den Kopf. Die Nardenblüte war das erste Heilkraut, das sie damals kennengelernt hatte.
„Nardenblüten tragen eine violette Farbe und bilden, ähnlich wie Weizen, eine ährenhafte Form. Ihr Duft wirkt sehr beruhigend und heilsam. Sie hat ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften, allerdings würde ich hier Hamamelis oder Lägenblatt bevorzugen …“ Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass sie Cerins Frage bereits beantwortet hatte.