Die Tränen der Einhörner II: Die Prophezeiung - Stephanie Rose - E-Book

Die Tränen der Einhörner II: Die Prophezeiung E-Book

Stephanie Rose

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Beschreibung

Nachdem Miriel den Gral nach Elysion zurückgebracht hat und die Welt gerettet scheint, beginnt ihr Bruder Caylen sich in seinem Zorn über die Ungerechtigkeit der Welt zu verlieren und strebt nun nach der Vernichtung allen Lebens. Das Chaos, das das Teala der Dunkelheit behütet, soll ihm dabei helfen, seinen Wunsch zu erfüllen eine neue, bessere Welt zu erschaffen. Nun liegt es an Miriel und Sirion ihn daran zu hindern, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und ihre Welt zu retten.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

EPILOG

DIE TRÄNEN DER

EINHÖRNER

II

DIE PROPHEZEIUNG

Stephanie Rose

Copyright © 2019 – Searose Fantasy

Searose Fantasy

Raiffeisenstr. 4, 74360 Ilsfeld, Deutschland

www.searose-fantasy.de

Erste Auflage: Januar 2019

Cover: Searose

www.searose.de

Autor: Stephanie Rose

Die Vervielfältigung und/oder (digitale) Speicherung von Teilen dieser Ausgabe bzw. deren Veröffentlichung durch Druck, Mikrofilm, Bildaufnahmen oder auf sonstige Weise, sei es chemisch, elektronisch oder mechanisch, bedarf immer der vorherigen, schriftlichen und ausdrücklichen Zustimmung des Verlegers.

KAPITEL 1

Seit Miriel verschwunden war, waren viele Tage vergangen. Das Leben in Therun ging wieder seinen gewöhnlichen Lauf und nichts schien darauf hinzudeuten, dass wenige Tage zuvor ihre Welt beinahe ihr Ende gefunden hatte.

Die Beben hatten nachgelassen und Sirion war zu der Überzeugung gelangt, dass Miriel ihre Aufgabe erfüllt haben musste und das Gleichgewicht wiederhergestellt war.

Er hatte den Ältesten gebeten, Fidell trotz ihres Alters eine Chance zu geben, die Prüfungen abzulegen und ihr einen Platz in Therun zu sichern, da sie, wie er glaubte, ein großes Potenzial an Magie besaß. Ein Potenzial, das in seinen Augen nicht vergeudet werden durfte.

Elantris hatte sich schließlich bereit erklärt, Fidell zu prüfen und sich letztlich dazu entschlossen, sie zu ihrer Schülerin zu machen. Sie hatte viel von sich selbst in dem jungen Mädchen wiedererkannt und wollte ihr nach dem Erlebten das Gefühl geben, in Therun einen Ort zu haben, den sie ihr Zuhause nennen konnte.

„Fidell, beeil dich!“, rief Elantris ihr zu und schüttelte gelangweilt den Kopf, dann wischte sie sich ihr lockiges rotes Haar aus dem Gesicht. „Jetzt komm schon.“

„Einen Moment noch, Mei…“ Elantris warf ihr einen bösen Blick zu und Fidell verstummte, als ihr einfiel, dass Elantris einzig und allein bei ihrem Namen genannt werden wollte.

„Was machst du da?“, rief diese schließlich empört, als ihr klar wurde, was Fidell vorhatte. „Ich wollte nur noch mehr Proviant und Lehrmaterial mitnehmen, nichts weiter“, entgegnete sie eifrig und sah ihre Meisterin verwundert an. Jetzt, da sie sich auf eine Reise begaben, auf der sie die Bibliothek Theruns nicht länger nutzen konnte, musste sie ihre Ausbildung doch irgendwie vorantreiben und ihren Wissensdurst stillen.

Elantris konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und ließ sich neben Fidell auf dem Boden nieder. „Die Natur wird uns geben, was wir brauchen. Nichts von alledem hier ist wichtig.“ „Aber …“ Elantris schüttelte bestimmt den Kopf. „Du musst lernen, der Natur zu vertrauen. Höre auf die Stimme tief in deinem Innern. Sie wird dich führen und es wird uns an nichts mangeln, vertrau mir.“ Fidell sah sie mit großen Augen an und nickte schließlich langsam.

Seit sie mit Sirion nach Therun gekommen war, hatte sie viel über die Wege der Magie gelernt, doch sie wollte noch viel mehr erfahren. Warum Elantris sie nun mit der Natur vertraut machen wollte, anstatt sie in der Kunst der Zauberei zu unterweisen, konnte sie nicht verstehen.

Elantris zwinkerte ihr zu. „Bald wirst du es verstehen, vertrau mir einfach.“

Wieder nickte Fidell und sah zu Boden, dann legte sie die Bücher, die sie in ihren Rucksack gepackt hatte, wieder zur Seite.

Die Süßigkeiten, die Sirion ihr geschenkt hatte, wollte sie allerdings nicht zurücklassen und Elantris lenkte nach einer Weile kopfschüttelnd ein. „Na gut, nimm sie mit“, meinte sie lächelnd und strich Fidell durchs Haar. Sie konnte verstehen, dass Sirion, der ihr ein neues Zuhause gegeben hatte, sehr wichtig für sie geworden war und wieder fühlte sie sich an ihr jüngeres Selbst erinnert.

„Und nun komm, unser Weg ist lang.“

Die beiden verließen das Gebäude Richtung Osten und folgten dem schmalen Pfad, der sie in die Wälder des Elfenvolkes führen sollte.

Elantris wollte, dass Fidell zu allererst lernte, die Kräfte der Natur zu verstehen und sich diese zunutze zu machen, ehe sie ihr die Kunst der Zauberei beibrachte.

„Wohin gehen wir?“, fragte Fidell nach einer Weile neugierig. Elantris lächelte und blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen. Sie hatte ein großes Geheimnis um den Ort gemacht, an den sie gehen wollten.

„Siehst du diesen Wald dort?“ Sie streckte die Hand aus und zeigte auf eine Ansammlung großer Bäume, die sich in der Ferne verloren. Fidell nickte und sah ihre Meisterin fragend an. Sie verstand nicht, was sie ihr dort zeigen wollte und runzelte letztlich die Stirn.

„Das ist die Heimat der Elfen des Idha‘hár-Clans. Ich möchte, dass du dort die Kunst des Heilens erlernst. Nicht mit Magie. Du sollst die heilende Kraft der Natur erfahren und es gibt keinen besseren Ort, dies zu erlernen“, fügte Elantris schnell noch hinzu, ehe Fidell etwas einwerfen konnte.

„Aber …“ Fidell sah betrübt zu Boden und trat nervös von einem Bein auf das andere. War sie ihrer Meisterin etwa ein Klotz am Bein?

Elantris legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte sie aufmunternd an. „Keine Angst, ich komme mit dir.“ Plötzlich tat es Elantris leid, nicht gleich erwähnt zu haben, dass sie jenen Ort zusammen aufsuchen würden. „Du bist nicht allein.“

Fidell nickte dankbar und sank zitternd auf die Knie. Sie spürte, wie Tränen ihre Wangen hinabrannen und sie es nicht vermochte, sie aufzuhalten. Mit einem Mal fühlte sie sich an all die Dinge erinnert, die sie verzweifelt versuchte zu vergessen und der stechende Schmerz in ihrem Innern raubte ihr beinahe den Atem.

„Verzeih mir …“, flüsterte Elantris mitfühlend, als sie sah, was sie angerichtet hatte, und ließ sich neben Fidell auf dem Boden nieder. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie so auf ihre Worte reagieren würde, noch das ihre Trauer nach all der Zeit noch immer so lebendig war.

„Ich weiß, …“, sie hielt für einen Moment inne, ehe sie weitersprach, „… was es bedeutet, geliebte Menschen zu verlieren …“ Fidell zuckte bei diesen Worten zusammen und vergrub das Gesicht schließlich in ihren Händen. Sie wollte es nicht hören; sie wollte einfach nur vergessen und dem Schmerz entfliehen, der sie innerlich zu zerreißen drohte.

Elantris sah sich hilflos um, ehe sie es schließlich wagte, Fidell an sich zu drücken und ihr sanft durchs Haar zu streicheln. „Schhhh, ist ja gut, Liebes. Ich bin bei dir. Ich werde immer bei dir sein“, flüsterte Elantris leise.

Sie wusste nur zu gut, dass sie Fidell niemals das geben konnte, was diese verloren hatte und Elantris musste unweigerlich an ihren eigenen Verlust zurückdenken.

„An meine Familie kann ich mich nicht mehr erinnern …“, begann sie dann leise zu erzählen. „Und mein Bruder starb vor meinen Augen in den Flammen, die unser Dorf heimgesucht hatten … Ein Feuer, in dem auch ich den Tod hätte finden sollen …“

Elantris‘ Blick verlor sich in der Ferne. Tränen glitzerten in ihren Augen, doch sie ließ es nicht zu, dass sie die Oberhand gewannen und sich ihren Weg nach draußen bahnten.

„Es tut mir leid …“, flüsterte Fidell schließlich und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Nicht doch“, meinte Elantris und lächelte. „Das ist jetzt so viele Zyklen her, dass ich mich nicht einmal mehr an sein Gesicht erinnern kann … aber er war etwas Besonderes … Ein Wunder, wenn du es so willst …“ Fidell sah sie fragend an. „Das ist eine lange Geschichte und ich fürchte, ich kann sie dir nicht vollständig erzählen, … verzeih.“

Fidell schüttelte den Kopf.

„Vielleicht kann ich ihn eines Tages zu dir rufen …, wenn ich gelernt habe, diese Kraft zu kontrollieren …“, murmelte sie und blickte verträumt in den Himmel. Sie hatte sich dazu entschlossen, Sirions Angebot, nach Therun zu gehen und die Kunst der Zauberei zu erlernen, anzunehmen, in der Hoffnung, eines Tages die Macht zu besitzen, die Toten zu sich zu rufen und ihre Schwester ein letztes Mal zu sehen.

Elantris sah Fidell mit forschendem Blick an. „Es ist verboten, die Toten in diese Welt zu rufen, sei es auch nur für einen Moment. Auch wenn du die Gabe besitzen magst, darfst du sie niemals benutzen. Es würde sicherlich deinen Tod bedeuten … und den Tod so vieler …“ Fidell sah sie an. „Aber …“ „Kein Aber, schwöre mir, es niemals zu versuchen“, drängte Elantris sie mit ernster Miene. „Diese Magie ist zu gefährlich. Sie ist heimtückisch und nicht alle Verstorbenen wünschen, in diese Welt zurückzukehren, weswegen sie vor langer Zeit verboten wurde. Wenn du auch nur den Versuch unternimmst, diese Magie anzuwenden, wirst du getötet werden!“ Fidell zuckte zusammen und schwieg einen Moment, ehe sie langsam nickte. „Ich will dich nicht verlieren, Kleines. Diese Magie ist nichts für dich, glaube mir.“

Fidell schluckte hart. Sie wusste zu wenig um die Magie und ihre Zauber, um die Wahrheit in Elantris‘ Worten zu ergründen, also konnte sie nur darauf vertrauen, dass sie sie nicht anlügen würde. „Ich schwöre es … auch wenn ich nicht verstehe, wozu ich diese Gabe sonst besitze …“ „Das kann ich dir auch nicht beantworten“, meinte Elantris betrübt und sah in die Ferne.

Eine drückende Stille legte sich über die beiden, die Elantris schließlich brach, indem sie sich nach vorn beugte und eine Pflanze betrachtete, die am Wegesrand blühte.

„Sieh dir das an“, meinte sie dann zu Fidell und lächelte.

Fidell folgte ihrem Blick mit Neugierde. „Eine Blume“, entgegnete sie dann tonlos und sah Elantris schließlich verwundert an. „Das ist doch nichts Besonderes. Es gibt doch so viele …“

Elantris hob die Hand und Fidell verstummte.

„Sie ist etwas Besonderes. Sieh sie dir genau an. Was siehst du?“ Fidell betrachtete die Blume eingehender, konnte aber nichts Besonderes an ihr feststellen. „Eine Pflanze wie jede andere“, meinte sie dann schulterzuckend und sah ihre Meisterin verwirrt an. Was wollte Elantris ihr mit dieser Pflanze zeigen? Sie verstand nicht.

„Du hast noch nie etwas von Heilpflanzen gehört, nicht wahr?“, frage Elantris schließlich entgeistert. Fidell schüttelte schuldbewusst den Kopf. Sie hatte sich in ihrer Kindheit nie damit befassen müssen. Ihr waren andere Aufgaben zugedacht worden, immerhin war sie die Nichte des Oberhaupts ihres Dorfes gewesen.

Elantris strich sich verlegen das Haar aus dem Gesicht.

„Nun gut … die Elfen werden es dir schon beibringen, da bin ich sicher. Komm jetzt, ich möchte Ceven erreichen, ehe die Nacht hereinbricht.“

Müde und völlig erschöpft erreichte Nell nach Tagen endlich ihre Heimat.

Es fiel ihr schwer, aufrecht zu stehen oder gar die Augen offen zu halten, so müde war sie.

Eryn trug sie auf ihren Schultern.

Schwer atmend passierte sie die Grenzen des Dorfes, wo sie zusammensackte und unter Eryns reglosem Körper begraben am Boden liegen blieb. Dunkelheit machte sich in ihrem Geist breit und die Ereignisse der vergangenen Tage zogen vor ihrem inneren Auge an ihr vorbei.

Das grelle Licht, dass Meera plötzlich ausgesandt hatte und die Blitze, die diesem Licht folgten, hatten sie alle von den Beinen gerissen und ihnen das Bewusstsein geraubt.

Nell wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, ehe sie wieder zu sich kam, doch konnte sie keine Spur von Meera oder den Nuín entdecken und auch die Erde in ihrer Umgebung konnte ihr die Frage ihres Verbleibs nicht beantworten.

Noch immer benebelt von der Macht jener Blitze, rappelte sie sich schließlich auf und ging zu Eryn hinüber, der reglos am Boden lag. Ihre Knie zitterten unter dem Gewicht ihres eigenen Körpers und sie hatte große Mühe, das Gleichgewicht zu wahren.

Sie kniete sich neben ihm nieder und drehte ihn zur Seite. Erschrocken sprang sie einen Schritt zurück, als sie das getrocknete Blut entdeckte, das den Boden an der Stelle getränkt hatte an dem Eryns Kopf wenige Augenblicke zuvor noch lag.

War er tot?

Sie musterte Eryn eingehend und stellte schließlich erleichtert fest, dass er noch immer am Leben war und das Blut aus einer kleinen Wunde an seinem Hinterkopf stammte, die sich aber bereits geschlossen hatte. Ein leiser, erleichterter Seufzer entrann ihrer Kehle, als sich Eryn nach einiger Zeit rührte und für einen Moment die Augen öffnete. Doch als er versuchte, sich zu erheben, sackte er wieder zusammen. Nell hatte ihn gerade noch rechtzeitig auffangen können, ehe er auf dem Boden aufschlug und sich weitere Verletzungen zuziehen konnte.

Sie hob ihn sich auf den Rücken und stapfte los …

Leise Stimmen riefen nach ihr. Vertraute, besorgt klingende Stimmen.

Was war geschehen?

Ihr Körper fühlte sich schwer an, unendlich schwer, und es schien ihr unmöglich, die Augen zu öffnen. Die Anstrengung, die es sie kostete, sie schließlich doch zu öffnen und sich zur Seite zu rollen, raubten ihr beinahe wieder das Bewusstsein.

„Was ist passiert?“, fragte die besorgte Stimme eines Mannes, dessen Silhouette langsam die Gestalt ihres Heilers Cerin annahm. Nell versuchte zu sprechen, doch es gelang ihr nicht.

Cerin hob ihren Kopf an und bettete ihn in seinem Schoß, dann zog er ein kleines Fläschchen unter seiner Kleidung hervor und flößte es Nell ein.

„Trinkt das“, flüsterte er und lächelte. „Es wird Euch wieder zu Kräften bringen.“

Nell schluckte die klare, kühle Flüssigkeit und spürte, wie wenige Augenblicke später ihre Kräfte zurückkamen.

„Was ist passiert?“, fragte Cerin schließlich erneut und half Nell, sich aufzusetzen.

„Wir wurden angegriffen …“, murmelte sie und sah zu Eryn hinüber, um den Cerin sich nun kümmerte. „Die Nuín haben Meera entführt. Sie vermuten Gaia in ihr.“

„Gaia?“, warf eine der Frauen ein, die sich um sie versammelt hatten. „Unsere Göttin Gaia? Sie weilt unter uns?“ Erstaunt warf sie einen Blick in die Runde und sah dann wieder zu Nell.

„Ich weiß es nicht …“ Sie schüttelte den Kopf und wandte sich an Cerin: „Kannst du ihn heilen? Er ist ein Freund.“

Cerin nickte und breitete ein ledernes Täschchen neben sich aus. Getrocknete Pflanzen und kleine gläserne Fläschchen mit verschiedenen Flüssigkeiten in ihrem Innern kamen zum Vorschein.

„Es wird einige Zeit dauern, bis er wieder bei Kräften ist. Ich spüre eine tiefe Erschöpfung in ihm, die nicht nur auf seine Verletzung zurückzuführen ist“, bemerkte er schließlich mit forschendem Blick und legte eine Handvoll gelber Blüten in ein kleines, steinernes Gefäß. Mit einem Stößel begann er die Blüten zu zerkleinern, die er anschließend auf Eryns Kopfwunde legte.

Cerin seufzte innerlich. Dieser Mann bedurfte weit mehr Zuwendung als nur die Heilung seiner Verletzungen mit Kräutern.

„Gebt ihm ein paar Tage“, meinte er. „Und Euch ebenso. Ich mag zwar Eure Erschöpfung mit Kräutern behandeln können, doch Euer Innerstes müsst Ihr selbst heilen.“

Nell nickte und bedeutete zwei Männern, sich um Eryn zu kümmern, dann erhob sie sich und wankte langsam davon.

Sie erreichten den Rand des Waldes bei Einbruch der Nacht.

Elantris hatte überrascht festgestellt, dass Ceven doch weiter entfernt zu sein schien, als sie es in Erinnerung hatte und Fidell zur Eile angetrieben.

Langsam führte sie Fidell durch den dicht bewachsenen Wald und blieb am Rande des Dorfes stehen. Nichts schien sich verändert zu haben, stellte Elantris erstaunt fest und lächelte beim Gedanken an die Zeit, die sie hier verbracht hatte. ‚Wie viele Zyklen wohl vergangen sein mögen?‘, dachte sie nachdenklich und wandte sich Fidell zu, die hinter ihr unruhig von einem Bein auf das andere trat.

„Es ist unheimlich hier …“, flüsterte sie kaum hörbar und rückte näher an Elantris heran, die bei diesen Worten verwundert eine Augenbraue nach oben zog. Ängstlich sah Fidell sich um, doch war es mittlerweile so dunkel geworden, dass sie es kaum noch vermochte, die Hand vor Augen zu sehen.

„Wer seid Ihr?“

Fidell fuhr erschrocken herum und ein ersticktes Keuchen entwich ihrer Kehle.

„Yaelle, bist du es?“, fragte Elantris schließlich erstaunt und kam näher, als sie die schlanke, hochgewachsene Gestalt zu ihrer Linken entdeckte.

„Ich hatte nicht geglaubt, dich wiederzusehen“, antwortete er lächelnd und kam näher. Sein helles kurzes Haar schimmerte im Licht des Mondes und verlieh seinen Gesichtszügen etwas Magisches.

„Ich kann nichts sehen“, flüsterte Fidell mit zitternder Stimme und verzog ängstlich das Gesicht.

„Verzeih“, entgegnete Yaelle und verbeugte sich entschuldigend vor ihr und Elantris, dann trat er an ihr vorbei auf Fidell zu, die erschrocken einige Schritte zurückwich, als sie spürte, dass sich jemand auf sie zu bewegte.

„Hab keine Angst. Ich befreie dich von dem Zauber, der deine Augen trübt.“

Mit einer Handbewegung wischte er über Fidells Gesicht, woraufhin diese blinzend einen weiteren Schritt zurücktrat, als sie das hübsche Gesicht des Mannes vor sich erblickte. Sie errötete. „Danke“, murmelte sie verlegen und sah zu Boden.

Sie fühlte sich seltsam an jenem Ort. Ein vertrautes Gefühl machte sich in ihr breit und sie erschauderte.

„Verzeih uns diese Magie, doch wir wünschen keine Fremden in unserem Dorf, schon gar nicht die Nuín bei Nacht“, erklärte er schnaubend und riss Fidell schließlich wieder aus ihren Gedanken, die daraufhin nur den Kopf schüttelte und hilfesuchend zu Elantris sah.

„Es sind viele Zyklen vergangen, seit ich dich zuletzt hier sah“, meinte Yaelle dann an Elantris gewandt. „Was führt dich wieder hierher?“

Elantris deutete eine Verbeugung an und nickte Richtung Fidell. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Ich möchte Cerin bitten, sich ihrer anzunehmen. Sie soll die Kunst des Heilens erlernen, ehe ich sie in die Zauberei einweise.“ „Verstehe“, murmelte Yaelle langsam und musterte Fidell von Kopf bis Fuß. „Ist sie nicht ein wenig zu alt, die Magie zu erlernen?“

Fidell warf ihm einen finsteren Blick zu, wagte es aber nicht, etwas zu erwidern. Elantris lächelte und klopfte ihr auf die Schulter.

„Das mag sein, doch ihr Potential ist groß und es sollte nicht verschwendet werden.“ Sie zwinkerte ihr zu. „Außerdem hat sie keinen anderen Ort mehr, an den …“ Als sie bemerkte, was sie eben zu sagen begonnen hatte, brach sie ab und schüttelte entschuldigend den Kopf. Sie wollte Fidell nicht daran erinnern, was sie verloren hatte.

Yaelle schien zu verstehen und fragte nicht weiter nach.

„Ich biete euch ein Quartier für diese Nacht, kommt mit mir.“ Er wandte sich zum Gehen. „Wenn der Tag anbricht, kannst du Cerin einen Besuch abstatten. Er wird sich sicher freuen, dich nach so langer Zeit wiederzusehen.“

Ein Lächeln glitt über Elantris‘ Gesicht, als sie daran dachte, ihrem alten Freund und Lehrer wieder zu begegnen.

Fidell lief ihnen in einiger Entfernung nach und warf immer wieder unbehagliche Blicke in den dunklen Wald hinein. Sie fühlte sich seltsam fremd an diesem Ort und hoffte, ihn schnell wieder verlassen zu können.

Am nächsten Morgen wanderte Elantris in aller Frühe durch den Wald.

Sie hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan und immerzu an Fidells Worte denken müssen. Auch sie wünschte sich nichts mehr, als ihren Bruder ein letztes Mal zu erblicken und ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte und vermisste.

Ein Seufzer ging über ihre Lippen und sie strich sich das wirre rote Haar aus dem Gesicht.

‚Ich sollte mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren …‘, dachte sie betrübt und setzte ihren Weg fort. ‚Was geschehen ist, ist geschehen … ich kann es nicht mehr ändern. Das ist der Lauf der Dinge … Ich dachte, ich hätte dies …‘

Sie blieb überrascht stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den jungen Mann, der vor ihr stand.

Die Zeit schien plötzlich still zu stehen.

„Oh mein …“, flüsterte sie und ein erstickter Laut entrann ihrer Kehle. Elantris schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden.

War dies Wirklichkeit?

Ihr Herz raste und sie fühlte sich in einen Traum versetzt.

„Wie … wie ist das möglich?“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Tränen stiegen ihr in die Augen und rannen schließlich ihre Wangen hinab. „Ich habe dich … sterben sehen … wie …? Du … lebst?“

Sie konnte nicht fassen, wen sie da vor sich sah.

‚Eine Illusion?‘, dachte sie fassungslos und starrte weiter auf den jungen Mann vor sich. ‚Ein Traum, das muss ein Traum sein …‘ Sie schüttelte den Kopf und versuchte, zur Besinnung zu kommen.

„E… ryn? Bist du es wirklich?“, fragte sie dann zögerlich. Obwohl sie geglaubt hatte, nach all der Zeit sein Gesicht vergessen zu haben, war sie sich doch sicher, dass er es sein musste.

Der junge Mann musterte sie eingehend und kam schließlich näher.

Wer war diese Frau?

Sie kannte seinen Namen, dabei war er ihr noch nie zuvor begegnet und er runzelte fragend die Stirn.

„Ich heiße Eryn, ja“, antwortete er schließlich. „Ich kenne dich nicht und doch kennst du meinen Namen … aber wer bist du?“ Elantris schüttelte wild den Kopf und starrte ihn ungläubig an. Hatte er sie vergessen? „Ich bin es, Elantris! Deine Schwester!“, rief sie entsetzt. „Erkennst du mich denn nicht?“

Eryn schüttelte langsam den Kopf. Es tat ihm weh, in das traurige Gesicht dieser Frau zu starren und so wandte er sich letztlich von ihr ab.

„Es tut mir leid …“, murmelte er dann betrübt und entfernte sich von ihr.

„Warte!“, rief Elantris ihm entsetzt nach und sprang auf. „Lass mich nicht allein zurück! All die Zeit dachte ich, du seist in den Flammen ums Leben gekommen und jetzt finde ich dich hier!“

Eryn blieb stehen und wandte sich ihr schließlich wieder zu, dann holte er tief Luft: „Ich sehe dich heute zum ersten Mal. Verzeih mir diese Worte, doch ich habe keine Schwester. Ich habe niemanden, nur Cami, die an meiner Seite ist, und das ist alles, was ich brauche.“

Mit diesen Worten ging er davon und ließ Elantris allein zurück.

Sie sah ihm enttäuscht nach und gab sich schließlich vollkommen ihrer Trauer hin.

Hatte sie sich etwa geirrt? Sie wusste, dass er nicht mehr am Leben sein konnte und doch konnte sie nicht umhin, in diesem jungen Mann ihren Bruder zu erkennen.

‚Nein …‘, dachte sie und blickte wieder zu der Stelle, an der Eryn ihr den Rücken zugekehrt hatte. ‚Er ist mein Bruder … da bin ich sicher … und doch … er war mir so fremd …‘

Wieder vergrub sie das Gesicht in ihren Händen und ließ ihren Tränen freien Lauf.

Cerin, der gerade aus dem Wald zurückgekommen war, kam näher und sank neben Elantris auf die Knie.

„Elantris? Was führt dich denn hierher zurück?“, fragte er und musterte sie neugierig. „Geht es dir nicht gut?“ Hilflos sah er sie an und legte schließlich einen Arm auf ihre Schulter. Er konnte spüren, dass eine tiefe Trauer sich ihres Herzens bemächtigt hatte.

Elantris sah auf und schüttelte den Kopf.

„Er ist hier … er lebt …“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Verstehst du, Cerin? Eryn ist hier! Mein Bruder! Er lebt!“

Cerin zog eine Augenbraue nach oben und tätschelte schließlich ihre Wange.

„So viele Sommer sind vergangen und doch erinnere ich mich an diesen Tag, als wäre es erst gestern geschehen“, entgegnete er leise. „Die Feuer, die dein Dorf heimsuchten, nahmen alles mit sich. Dich konnte ich nur mit Mühe aus den Flammen retten. Glaub mir, niemand sonst hat überlebt … auch nicht dein Bruder … Dieser Mann mag vielleicht denselben Namen tragen, doch seid ihr euch nie zuvor begegnet.“

Elantris schüttelte wild den Kopf und versuchte die Bilder, die vor ihrem inneren Auge vorbeizogen, zu verdrängen. Cerin hatte recht. Ihr Bruder konnte nicht überlebt haben.

Sie hatte seine hilfesuchenden, schmerzverzerrten Schreie vernommen. Sie hatte den Schmerz gespürt, der seinen Körper verschlang, und als seine Rufe letztlich verstummten, fühlte auch sie das Ende nahen.

Die Flammen waren überall und sie wusste, dass auch sie sterben würde, doch dann tauchte Cerin plötzlich wie aus dem Nichts auf und rettete sie.

Er hatte sie nach Ceven gebracht und geheilt. Er hatte sie das Wissen der Elfen gelehrt, sie zu einer der seinen gemacht und ihr ein neues Zuhause gegeben, bis sie schließlich den Entschluss fasste, nach Therun zu gehen, um die Magie zu erlernen.

Elantris nickte. „Verzeih … du hast ja recht …“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und atmete tief durch. ‚Wunschdenken … ja … so sehr ich mir auch wünsche, ihn wiederzusehen, es wird nie geschehen … Ich dachte, ich hätte das verstanden und hinter mir gelassen …‘, dachte sie betrübt und schüttelte schließlich den Kopf. Fidells Worte am vergangenen Tag hatte ihre innersten Wünsche an die Oberfläche gekehrt. ‚Ja, das muss es gewesen sein …‘ Elantris sah zu Cerin auf und versuchte zu lächeln.

„Kannst du meine Schülerin lehren, was du mich gelehrt hast?“, fragte sie schließlich und erhob sich. Cerin legte neugierig den Kopf zur Seite und folgte ihr mit seinem Blick. „Ich möchte, dass sie zu allererst die Magie der Natur verstehen lernt, ehe ich sie in der Kunst der Zauberei unterrichte.“

„Natürlich“, entgegnete Cerin lächelnd und verneigte sich. „Schick sie zu mir. Ich werde sie unterweisen.“

Elantris nickte und ging langsamen Schrittes davon.

„Ich werde sie gleich zu dir schicken!“, rief sie über die Schulter hinweg und hob die rechte Hand zum Abschied.

Nervös näherte sich Fidell der kleinen Hütte, die Elantris ihr beschrieben hatte.

„Meister Cerin?“, rief sie schließlich zaghaft und blieb vor dem Eingang, der durch ein langes Tuch verdeckt war, stehen.

Es dauerte einen Moment, ehe vom Innern der Hütte Geräusche erklangen und Cerin sie bat, einzutreten.

Vorsichtig näherte sie sich der Tür und schob das Tuch zur Seite, dann warf sie einen neugierigen Blick hinein.

Langsam trat sie ein. „Da bist du ja“, begrüßte Cerin sie lächelnd und bedeutete ihr, näher zu kommen. „Elantris hat mich gebeten, dich in der Kunst des Heilens zu unterweisen.“

Fidell nickte zögerlich und trat unruhig von einem Bein auf das andere. Sie war sichtlich nervös.

Cerin nickte ihr aufmunternd zu.

„Hab keine Angst“, meinte er dann mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, als er das Zittern ihrer Hände bemerkte. „Setz dich und trink etwas mit mir.“

Fidell sagte kein Wort und sank schließlich auf eine dicke Baumwurzel nieder, die sich hinter ihr befand, dann beobachtete sie Cerin, wie er ein gläsernes Gefäß aus einer Sammlung verschiedener Gefäße hervorzog.

Im Innern des großen Glases befanden sich kleine violettfarbene Blüten.

Cerin reichte es Fidell und bat sie, es zu öffnen. Sie sah ihn fragend an.

„Nur zu, öffne es“, meinte er lächelnd und sah sie erwartungsvoll an.

Fidell zögerte einen Moment, ehe sie das Gefäß schließlich entgegennahm und es öffnete. Ein süßlicher Duft stieg ihr in die Nase und zauberte ihr unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen.

„Was ist das?“, fragte sie neugierig und reichte das Glas wieder Cerin. „Dieser Geruch ist wundervoll. Er hat so etwas … Beruhigendes an sich.“

Cerin nickte und grinste. Er konnte spüren, wie sich Fidell langsam entspannte.

„Das sind getrocknete Nardenblüten. Eine ihrer Wirkweisen hast du ja eben schon genannt.“ Fidell errötete leicht und sah verlegen zu Boden.

„Trink das.“ Cerin reichte ihr ein kleines hölzernes Gefäß, das ebenso duftete, wie die Blüten zuvor. „Aber sei vorsichtig, es ist heiß.“

Fidell nickte und nahm das Schälchen dankend entgegen.

Sie warf einen neugierigen Blick hinein. Es war mit heißem Wasser gefüllt und auf dem Boden des Gefäßes schwammen eben diese Blüten, die Cerin ihr Augenblicke zuvor gezeigt hatte.

Fidell nippte vorsichtig daran und stellte überrascht fest, dass es ebenso gut schmeckte wie es roch. Wenige Augenblicke später konnte sie spüren, wie sie eine Woge tiefer Ruhe überkam und ein sanftes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Cerin beobachtete sie eingehend, sagte aber kein Wort.

Erst als sie den Blick hob und ihn anlächelte, fragte er sie, ob sie seine Wirkung schon fühlen konnte und begann ihr mehr über die Wirkungsweise und heilenden Kräfte der Nardenblüten zu erzählen. Fidell lauschte seinen Worten voller Neugierde und konnte es schließlich kaum erwarten, mehr über die Kunst des Heilens zu erfahren.

Nach einer Weile beschloss Cerin, in den Wald zu gehen, um Kräuter zu sammeln und er fragte Fidell, ob sie ihn begleiten wolle. Sie nickte freudig und sprang auf, dann verließen sie die kleine Hütte und machten sich auf den Weg.

Cerin führte sie durch den dichten Wald und Fidell musste verwundert feststellen, dass trotz des dichten Blätterdachs und des schwachen Sonnenlichts, das kaum bis zum Waldboden durchdrang, aller Art Pflanzen gediehen.

„Das ist die Macht unserer Göttin“, bemerkte Cerin schließlich verträumt und blieb stehen. „Gaia umfasst alles und schenkt uns allen das Leben. Sie ist überall. In der Luft, der Erde, sogar in uns selbst.“

„Aber warum herrscht hier dann diese drückende Stille?“, flüsterte Fidell verunsichert und sah sich um. Unbehagen stieg in ihr auf und sie konnte fühlen, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten.

Etwas stimmte nicht.

Cerin sah sie an und nickte ernst, antwortete ihr aber nicht. Stattdessen murmelte er etwas in einer Sprache, die Fidell nicht verstand.

Ein sanftes Licht ging nun von ihm aus und ein schwacher Wind kam auf, der ihn in die Luft erhob. Das Rauschen der Blätter in eben diesem Wind klang plötzlich wie der Klang von Musik und ließ Fidell erschaudern.

Fasziniert beobachtete sie das Ganze und wagte es nicht, sich zu rühren oder gar zu atmen.

Wenige Augenblicke später öffnete Cerin die Augen und sah sie mit ernstem, alarmiertem Blick an.

„Deine Ausbildung muss warten. Folge mir!“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren.

Fidell hatte große Mühe, mit ihm mitzuhalten. Doch irgendwie gelang es ihr schließlich, zu ihm aufzuholen.

Völlig außer Atem erreichte sie Ceven und blieb stehen.

Cerin schritt an ihr vorbei und Fidell stellte überrascht fest, dass nicht einmal der kleinste Hauch von Erschöpfung an ihm haftete.

„Nell!“, rief er mit lauter Stimme und blieb stehen. „Nell!“

Es dauerte einen Augenblick, ehe sie aus einer der Hütten hervorlugte und ihn fragend ansah. Sie schob den Vorhang, der den Eingang verdeckte, zur Seite und trat hervor, gefolgt von Elantris.

„Du siehst besorgt aus“, bemerkte sie verwundert und musterte ihn eingehend. Nell kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. Eine dunkle Vorahnung machte sich in ihr breit.

Elantris sah zu Fidell hinüber, die immer noch nach Luft ringend versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

„Was ist geschehen?“, fragte sie dann überrascht und besorgt zugleich. „Was hast du mit ihr gemacht?“ Sie ließ die beiden stehen und ging auf Fidell zu.

„Es geht … mir … gut“, keuchte sie und setzte ein verlegenes Lächeln auf.

„Unsere Welt stirbt, wenn Gaia nicht zurückkehrt“, meinte Cerin dann mit zitternder Stimme und sah Nell mit festem Blick an. Er war sich sicher, dass auch sie es fühlen konnte. „Ich konnte die Furcht spüren, die in ihrem Herzen wohnt und sie davon abhält, ihre Kraft zu kontrollieren. Ihre Macht wird unsere Welt vernichten, wenn sie nicht zur Ruhe kommt!“

Nell schnaubte etwas Unverständliches und schüttelte wütend den Kopf. „Ich werde sie befreien, auch wenn es mein Leben kostet! Diesmal sind die Nuín zu weit gegangen!“

Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder in der Hütte, aus der sie gekommen war.

„Ich werde sie begleiten“, meinte Elantris an Cerin gewandt und nickte ihm zu. Dann sah sie zu Fidell und lächelte gequält. „Kümmerst du dich um Fidell während ich weg bin?“ Ein Lächeln glitt über seine Lippen und er nickte. „Aber natürlich. Ich werde ihre Ausbildung fortsetzen und beendet haben, ehe du zurückkehrst.“ Er legte seine rechte Hand auf sein Herz und verneigte sich tief vor ihr.

„Ich möchte dich aber begleiten!“, rief Fidell und lief ihr nach, als sich Elantris zum Gehen wandte.

Elantris blieb stehen und seufzte.

„Nein“, meinte sie bestimmt und wandte sich ihr wieder zu. „Dein Platz ist hier, bis ich zurückkomme. Es ist zu gefährlich für dich. Du könntest dich nicht verteidigen gegen sie und ich weiß nicht, ob ich die Macht besitze, dich zu beschützen.“ Sie setzte ein gequält wirkendes Lächeln auf. Es schmerzte sie, Fidell anzusehen, die ihre Enttäuschung nicht zu verbergen vermochte, doch sie hatte keine andere Wahl. „Cerin wird sich deiner annehmen. Hab keine Angst, du bist hier willkommen. Du wirst sehen, alles wird gut werden. Und ich verspreche dir, bald zurück zu kommen.“

Fidell senkte den Kopf und sah betrübt zu Boden.

„Ja, Meister …“, flüsterte sie kaum hörbar und versuchte verzweifelt, die Tränen zurückzuhalten, die sich ihren Weg nach draußen suchten.

---ENDE DER LESEPROBE---