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Eine Ernährung nach den 5 Elementen muss keinesfalls kompliziert und zeitaufwändig sein, noch müssen Vegetarier auf Lust und Genuss beim Kochen verzichten. Mit diesem Kochbuch möchten wir die theoretischen Grundlagen einer vegetarischen 5-Elemente-Ernährung vermitteln, so ausführlich wie nötig, zu kurz wie möglich, und leckere Rezepte mit Ihnen teilen, die kein Fleisch und Fisch vermissen lassen.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2021
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ILLUSTRATIONEN:
ULRIKE VON LENNEP
UND CHRISTINA KERPS
FOTOGRAFIEN:
GUIDO KOCH
GESTALTUNG:
ULRIKE JÄGERFELD
Eine Ernährung nach den 5 Elementen muss keinesfalls kompliziert und zeitaufwändig sein, noch müssen Vegetarier auf Lust und Genuss beim Kochen verzichten. Mit diesem Kochbuch möchten wir die theoretischen Grundlagen einer vegetarischen 5-Elemente-Ernährung vermitteln – so auführlich wie nötig, so kurz wie möglich – und leckere Rezepte mit Ihnen teilen, die kein Fleisch und Fisch vermissen lassen. Die meisten Gerichte sind auch für eine vegane Ernährungsweise geeignet!
Die Rezepte sind übersichtlich in die Kapitel Frühstück, Suppen, Dips, Saucen & Aufstriche, Pickles & Salate, Hauptgerichte, Beilagen und Süßspeisen gegliedert, und ein Glossar beantwortet alle Fragen zu Zutaten und deren Verwendung. Praktische Tipps, Querverweise und Vorschläge für Variationen ergeben eine Fülle von Möglichkeiten. Eine Legende bei den Rezepten hilft Ihnen auf einen Blick zu erkennen, welche Elemente unterstützt werden.
VORWORT
ERNÄHRUNG FÜR KÖRPER & SEELE
JEDER JECK IS(ST) ANDERS
Holz-Element: Rosskur mit Rudi
Feuer-Element: Überraschung mit Hanna
Erd-Element: Genießen mit Willi
Metall-Element: Perfekt mit Evi
Wasser-Element: Tiefsinnig mit Detlef
ESSKULTUR IM DIGITALEN ZEITALTER
Goldene Regeln für das Genießen
Regeln mit Ausnahme
Zungenglück und Gaumenqualen
VEGETARISCH SCHLANK
Abnehmen um jeden Preis?
Kochtopf gehört dazu
Kleine Ausrutscher erlaubt
Damit das Fass nicht überlauft
Sehnsucht nach Süßem
Schlank und schön
Wenn Essen Angst macht
Was tut mir gut?
VEGETARISCH FIT
Fleisch – ein Stück Lebenskraft?
Wärme aus dem Kochtopf
Milchprodukte – ein Ersatz für Fleisch?
Pflanzliches Eiweiß ist wichtig
DIE VEGETARISCHE 5-ELEMENTE-METHODE
Äußeres und inneres Klima
Kochen, Würzen und Schmecken
Scharfer Rettich, weißer Blumenkohl
Holz-Element erfrischen
Feuer-Element erfrischen
Erd-Element nähren
Metall-Element unterstützen
Wasser-Element nähren
DER 5-ELEMENTE-TELLER
EINFACHE TIPPS FÜR EINE AUSGEWOGENE ERNÄHRUNG
DIE REZEPTE
REZEPTVERZEICHNIS
GLOSSAR
DANKSAGUNG
Es ist so einfach, wie es klingt: Kochen macht uns Spaß! Seit Jahren kochen und ernähren wir uns nach den 5 Elementen der traditionellen chinesischen Medizin und freuen uns, die Prinzipien dieser jahrtausendealten Lehre in Ernährungsberatungen und Kochkursen weiterzugeben. Dabei liegt unser Fokus auf einer zeitgemäßen und pragmatischen Umsetzung, die sich in jeden Alltag integrieren lässt.
Unsere Kenntnisse stammen alle aus der Praxis, und die Erfahrung der wohltuenden Wirkungen dieser Ernährung gingen einher mit der allmählichen Aneignung der theoretischen Grundlagen. Wir möchten daher allen, die sich bisher noch nicht mit den Hintergründen der 5-Elemente-Ernährung befasst haben, ans Herz legen: Sie brauchen den Theorieteil nicht gleich komplett zu lesen, bevor Sie mit dem Kochen anfangen. Dennoch sind einige theoretische Kenntnisse von großem Vorteil, um die 5-Elemente-Ernährung zu verstehen. Wir haben uns bemüht, diese einfach, anschaulich und mit einer Prise Humor zu vermitteln.
Unsere Rezepte zeigen leckere und sättigende Alternativen zu Fisch, Fleisch und Käse, denn immer mehr Menschen ernähren sich heutzutage vegetarisch und vegan. Soll eine solche Ernährungsweise aber nicht nur ethisch richtig und ökologisch sinnvoll, sondern auch der Gesundheit dienlich sein, so kommt man nicht umhin, sich mit diesem Thema näher auseinanderzusetzen. Andernfalls sind Mangelerscheinungen und Energiedefizite vorprogrammiert. Auch wenn die klassische 5-Elemente-Küche Fleisch und Fisch nicht ausschließt, so bietet sie dennoch die ideale Basis zur Erklärung der Prinzipien einer vegetarischen Ernährung.
Immer wieder erleben wir, wie als „Nebenwirkung“ dieser Ernährung überschüssige Pfunde purzeln und Körper und Seele eine bislang nicht gekannte Unterstützung erfahren. Wie das geht, erfahren Sie in den Kapiteln „Vegetarisch schlank“ und „Vegetarisch fit“.
Unsere Geschichten rund um die 5-Elemente-Typen Rudi, Hanna, Willi, Evi und Detlef zeigen Menschen in ihren natürlichen und vielfältigen Genuss- und Ernährungsgewohnheiten, die es liebevoll zu beachten gilt, wenn man seine Ernährungsweise um stellen will. Die beste Voraussetzung, um dauerhaft abzunehmen und sich ohne Zwang und schlechtes Gewissen gesund zu ernähren, liegt darin, sich selbst gut zu kennen und zu verstehen. Das philosophische und energetische Modell der 5 Elemente gibt Möglichkeiten eines solchen Verstehens, ohne die Menschen in Schubladen zu pressen und in ein starres System zu zwängen. Gleichzeitig bietet uns die 5-Elemente-Ernährung mit ihrem wertvollen Wissen um die Wirkung von Nahrungsmitteln und Kochtechniken die Möglichkeit, unsere Ernährung nicht nach Modetrends und Diäten, sondern nach unseren eigenen individuellen Bedürfnissen auszurichten. Der theoretische Teil dieses Buches will dem Einsteiger einen spielerischen Zugang in die Welt der 5 Elemente ermöglichen und den Fortgeschrittenen einladen, seine Kenntnisse zu erweitern und sich neuen Sichtweisen zu öffnen.
Wir wünschen Ihnen nun viel Freude beim Lesen, Kochen und Genießen und hoffen, dass Sie dabei ebenso viel Spaß haben wie wir! Sooni Kind & Sabine Spielberg
Mag man noch so sehr ein Herz und eine Seele sein – beim Thema Ernährung scheiden sich die Geister. Was dem einen das Wasser im Munde zusammenfließen lässt, kräuselt dem anderen die Nase, was für den einen wohltuend und heilsam ist, verursacht beim anderen Bauchschmerzen. Nicht selten sind wir uns auch selbst ein Rätsel in unseren kulinarischen Vorlieben und Abneigungen und verstehen erst recht nicht, warum uns etwas bekommt oder nicht.
Und beim Thema Abnehmen hat wohl jeder schon den Frust erlebt, dass die Kollegin mit der neuen Superdiät auf wundersame Weise ihre überschüssigen Pfunde losgeworden ist, während sie bei einem selbst das gewünschte Resultat beharrlich verweigerte. Wissenschaftliche Erkenntnisse über das, was gesund oder ungesund, dick- oder schlankmachend sein soll, sind oft widersprüchlich und wechseln schneller als die Mode. Neben dem peniblen Zählen von Kalorien und Addieren von Pünktchen sieht sich der Schlankheitsbewusste zunehmend in der Pflicht, seine Nahrung in Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate zu sezieren und diese je nach Trend zu meiden oder zu betonen.
Im Gesundheitsbereich herrscht eine ähnliche Verwirrung wie im Diätendschungel: die für den einen so gesunde Rohkost kann beim anderen zu Verdauungsproblemen führen, und die angeblich so wundersamen herzfreundlichen Heilstoffe im Rotwein haben schon so manch einem den Blutdruck in die Höhe getrieben. Die verwirrende Bilanz: was dem einen gut tut, kann den anderen krank machen – welche Ernährung ist denn nun richtig?
Natürlich gibt es keine Patentlösung. Wenn jedoch einseitige Diäten immer wieder scheitern, weil Körper, Verstand und Psyche sich gegen rigide Kontrolle und Verzicht sträuben, es aber andererseits sinnvoll ist, auf Gewicht, Ernährung und Gesundheit zu achten, kann es hilfreich sein, den Blick zu öffnen für eine Ernährungsweise, die von ihrem ganzheitlichen Ansatz her eine Verbindung herstellt, die unserem westlichen Denken verloren gegangen ist: der 5-Elemente-Ernährung als einer individuellen Ernährungsphilosophie, die einen Zusammenhang sieht zwischen Körper und Seele.
besagt eine bekannte kölnische Weisheit. Oder anders ausgedrückt: Jeder Mensch ist ein einmaliger Mikrokosmos. Unbeeinflusst und unbeeindruckt von zeitlichen Modeerscheinungen hält die „5-Elemente-Lehre“ der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) einen Schlüssel für uns bereit, diesem seltsamen Phänomen auf den Grund zu gehen. Mit diesem Schlüssel in der Hand können sich nach und nach die Tore zu einem tieferen Verständnis öffnen.
Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass jeder Mensch aus 5 Funktionskreisen besteht, die in alten Zeiten nach den Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser benannt wurden. Aufgrund eines über Tausende von Jahren und von namhaften Medizinern und Philosophen entwickelten Analogiesystems lässt sich das menschliche Wesen in all seinen Erscheinungsformen erfassen.
Die fernöstlichen Weisheitslehren des Tao betrachten den Menschen als Abbild der Natur; der Mensch als Mikrokosmos hat Anteil am Makrokosmos, deren Gesetze er nachbildet und spiegelt. Die Analogiesysteme beruhen auf den Entsprechungen dieser kosmischen Gesetzmäßigkeiten: alle Ausdrucksformen menschlichen Lebens vom Körper über die Psyche bis hin zum Geist finden hier ihre energetische Zuordnung.
Die hinter diesem Konzept stehende Auffassung von der Lebensenergie Qi, die sich in unterschiedlichen Formen zeigen kann, ist keine esoterische Geheimwissenschaft, sondern ein wissenschaftlich fundiertes Konzept auf dem Niveau westlicher Quantenphysik. So besteht das chinesische Schriftzeichen für Qi aus den Symbolen Reis und Dampf. Qi kann sich entweder in seiner materiell verdichteten (Yin) oder in seiner verfeinerten (Yang) Form zeigen. Das entspricht dem Konzept der Quantenphysik von Welle und Teilchen. Aus dem jeweils unterschiedlichen Zusammenspiel von Yin und Yang entsteht das Qi einer jeden Wandlungsphase. Dabei verkörpert Yin eine langsame, absteigende und speichernde und Yang eine dynamische, aufsteigende und aktive Energie. Klimatisch bringt das langsame Yin Kälte und das schnelle Yang Wärme hervor. Yin und Yang haben ihren Ursprung in der taoistischen Philosophie, zusammen mit den 5 Wandlungsphasen prägen sie maßgeblich den Weg des Tao.
Die Lehrmeister der traditionellen Medizin prägten den Begriff der Wandlungsphasen, um den dynamischen Aspekt der 5 Elemente Wu Xing zum Ausdruck zu bringen. Wu heißt 5 und die Übersetzung von Xing ist gehen, sich bewegen. Wenn wir von den Elementen sprechen, meinen wir nichts Statisches, sondern Aspekte eines dynamischen Ablaufs, der als zyklisch erlebt und meist in einem 5-geteilten Kreis im Uhrzeigersinn dargestellt wird. Die Elemente sind durch zyklische Beziehungen, die oft im Vokabular von Verwandtschaften beschrieben werden, miteinander verbunden. Veränderungen in einem Element haben Einfluss auf alle anderen – so ist das Leben ein ständiger Fluss, ein Werden und Vergehen, stetiges Wachstum und Veränderung. Die Art und Weise, wie wir im Laufe eines Tages und im Laufe unseres Lebens diese Zyklen durchlaufen, prägen uns als Mensch und bilden unsere Persönlichkeit aus.
Wenn wir in diesem Kapitel eine kleine Kostprobe des Versuchs geben, Menschen in ihren Lebensäußerungen nach diesem System einzuordnen, so soll dies nicht eine starre Einteilung in Typen bedeuten. Die Beschreibung einzelner Persönlichkeitsmodelle will lediglich unsere Wahrnehmung für die unterschiedlichen Spielarten sensibilisieren, in denen sich die 5 Elemente im Menschen äußern können. Wir wollen Sie dazu ermuntern, diese auf spielerische Weise bei sich selbst und Ihren Mitmenschen kennenzulernen. In Wirklichkeit passt natürlich niemand von uns perfekt in die hier beschriebenen Persönlichkeitsprofile. Doch obwohl wir alle höchst komplexe und spannende Mischungen darstellen, existieren meist dominierende Züge, die wir mithilfe der Analogien zuordnen und verstehen können. Für unser Buch haben wir 5 sympathische Zeitgenossen gefunden, die für charakteristische Eigenschaften der 5 Elemente Modell standen. Dabei können uns Rudi, Hanna, Willi, Evi und Detlef auf der Straße und im Büro über den Weg laufen oder auch vorübergehend als ein Muster bzw. Modus auftreten. Damit erlaubt dieses Modell auch eine Differenzierung im Hinblick auf die Entwicklung einer Person. Es kann immer zu Überschneidungen zwischen den verschiedenen Typen kommen und ein und derselbe Typ kann auch in einen anderen Modus wechseln. Deshalb sollten solche Klassifizierungen immer flexibel und mit einer Prise Humor betrachtet werden.
Aufgrund seiner dynamischen, aber noch vorsichtig und geordnet aufsteigenden Energie wird die Wandlungsphase Holz das kleine Yang genannt. Wir erleben diese Energie in allem, was beginnt: Frühling und Morgen, Geburt und Kindheit, die aus dem Boden sprießende Pflanze und die aufgehende Sonne entsprechen der Energie des Holz-Elements. Seine klimatische Entsprechung ist der Wind, der alles in Bewegung bringt. Das für all diese Energien verantwortliche Organ ist die Leber.
Eine gesunde Leber macht einen Menschen kraftvoll, entscheidungsfreudig und durchsetzungsstark. Sie beherbergt unser Potenzial, um körperlich und psychisch aktiv zu werden. Kreativität und Visionen können hier auf ihre Entfaltung hoffen. Dabei ist die Leber im Gegensatz zum westlichen Verständnis kein kompaktes, herausnehmbares und transplantierbares Organ, sondern ein Funktionskreis, der sich in Leitbahnen, sogenannten Meridianen, durch unseren Körper zieht und wie der Wind das Qi dort sanft bewegt. Dies gilt auch für die „Organe“ Herz, Milz (Darm), Lunge und Nieren in den folgenden Kapiteln. Die Leber bewegt jedoch nicht nur Qi und Blut, sondern auch unsere Emotionen, die der Leberwind Sun in der Weise zum Fließen bringt, dass unsere Gefühle kommen und gehen und wir sie nicht festhalten. Ist der Leberfluss gestaut, kann es zu Problemen im Bereich von Aggression und Wut kommen. Unsere Muskeln und Sehnen, die unsere Bewegungsimpulse umsetzen, werden dem Holz-Element ebenso zugeordnet wie der Drang eines Menschen, Neues zu wagen und in die Tat umzusetzen.
Menschen mit starker Holzenergie sind gute Kämpfer. Das aufwärtsstrebende Leber-Yang treibt sie zum Überwinden von Widerständen und zum Erreichen ihrer Ziele. Diese Energie macht uns zum Abenteurer „Rudi“. In seinem Essverhalten ist Rudi eher konservativ. Nur ungern lässt er sich in seinen Speiseplan hineinreden, Veränderungen seiner Ernährungsgewohnheiten stehen nicht auf seiner Abenteuerliste. Er ist ein großer Anhänger von Brot, Wurst und Fleisch, das er gerne in ausreichender Menge und am Stück vor sich sieht. Das Steakhaus ist das Restaurant seiner Wahl. Kaum steht der Teller auf dem Tisch, greift er auch schon zur Pfeffermühle. Der scharfe Geschmack ist ein Muss, er gibt den richtigen Kick und weckt seine Lebensgeister.
Schon im Kindesalter ist eine solche Vorliebe für Yang-betonte Nahrungsmittel festzustellen. Meine Schwester hat bereits im zarten Alter von einem Jahr meinem Vater die Wurst vom Brot stibitzt. Meine Mutter gab irgendwann ihre Bemühungen auf, meiner Schwester den Verzehr von Obst und Gemüse schmackhaft zu machen. Eines ihrer ersten Worte war „Borscht“ (Wurst). Auch unser Rudi verschiebt das Brokkoliröschen neben dem Steak schon einmal groß zügig auf den Teller seiner Frau. Es ist nicht übertrieben, Rudis Essstil als hastig zu bezeichnen – da wird ein unzerkauter Bissen gerne mit einem Schluck Bier heruntergespült. Die Portionen sind groß und schnell verschlungen.
Nach meiner Erfahrung mögen Rudis nichts Weiches: Schon der Anblick des leckeren Getreidebreis ihrer Frau am frühen Morgen macht ihnen eine Gänsehaut. Langgekochtes süßes Gemüse finden sie „wabbelig“, überhaupt sind Getreide und Gemüse nicht gerade ihre Favoriten. Als sich meine Schwester vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen für die 5-Elemente-Ernährung entschied, habe ich das Gemüse in Aufläufen versteckt, knackig im Wok gebraten oder in einem leckeren Tempurateig frittiert, aus den schwarzen Bohnen habe ich Tempeh hergestellt und den Brei mit knusprigen Kernen getarnt.
Rudi tut gut daran, die Möglichkeiten der 5-Elemente-Küche auszuschöpfen und seinen Bedürfnissen nach einer knackigen und kernigen Konsistenz anzupassen. Ich habe einmal einen kleinen und sehr kranken Rudi beraten, dessen gesundheitlicher Zustand sich binnen kürzester Zeit nach der Ernährungsumstellung verbesserte. Der kleine Knirps war klug und sehr motiviert – aber er kriegte den Brei einfach nicht runter. Wir haben dann gemeinsam Alternativen entwickelt wie Bratreis mit gerösteten Kernen und Pickles oder ein englisches Frühstück mit „baked beans“ – dann ging‘s!
Der Rudi in uns liebt die Rosskur: Zähne zusammen und sich tapfer durch die Diätpläne beißen. Mit seiner Disziplin und Genauigkeit schießt Rudi jedoch oft über das Ziel hinaus. So hatte ich einer Zahntechnikerin vom Typ Rudi Suppen und Eintöpfe zur Stärkung ihrer Nieren empfohlen und vorgeschlagen, aufgrund ihrer rheumatischen Beschwerden auf Fleisch zu verzichten. Obwohl ich diese Vorschläge in ein umfassendes und auf diese Frau zugeschnittenes Ernährungskonzept eingebettet hatte, hat sie im Anschluss an die Beratung sechs Wochen lang ausschließlich Gemüsesuppen gegessen. Natürlich gingen ihre Beschwerden und ihr Gewicht zurück und ebenso natürlich wie unvermeidlich war ihr anschließender Überfall auf eine Wursttheke im Supermarkt; schließlich hatte sie schon beim Löffeln ihrer Suppen vom Leberwurstbrot geträumt.
Oft vergessen wir, wenn wir mit guten Vorsätzen bewaffnet und einem Koffer voller Disziplin in die neue Ernährung starten, dass es einen kleinen Unterschied gibt zu unserem Auto, dem wir schnell mal „Super plus“ in den Tank füllen und das dann begeistert davonbraust.
Durch sein dynamisches Temperament ist Rudi leicht geneigt, zu viel von allem zu tun. Ständiges Arbeiten, zu üppiges Essen und Trinken, verplante und kaum erholsame Freizeit können zu körperlicher und seelischer Erhitzung führen. Im auflodernden Leberfeuer wird Rudi dann schnell ungeduldig, aufbrausend und aggressiv. Auf der körperlichen Ebene verspannen sich die Muskeln im Schulter- und Nackenbereich, der Kopf schmerzt bis hin zu Schwindel und Migräne, nachts knirschen die Zähne und der Schlaf ist nicht mehr erholsam. Rudi schwitzt und fühlt sich wie ein Drucktopf, durch dessen defektes Ventil der überschüssige Dampf nicht mehr entweichen kann. Bei der kleinsten Anstrengung rinnen kleine Schweißperlen über seine rote Stirn, wie bei seiner Frau, die gerade ihre Wechseljahre durchlebt. In der Tat sind die beiden jetzt im selben Ungleichgewicht. Die TCM spricht von Disharmoniemustern, in unserem Fall von Leberhitze. Unser Rudi ist also nicht nur ein Mann aus dem täglichen Leben, sondern steht generell für einen dem Holz-Element zugeordneten Musterkomplex vom stark und kräftig aufsteigenden Leber-Yang mit der Tendenz zu aufflammendem Leberfeuer, Leberhitze und Leber-Qi-Stagnation.
Feuer ist der große Bruder von Holz, und wenn der kleine Bruder in Fahrt kommt, gibt er sein Yang an den großen weiter. Hier dynamisiert sich die Energie des Holz-Elements und steigt auf zum großen Yang. Aus dem Sprössling, der sich im Frühling kraftvoll seine Bahn ins Leben gebrochen hat, ist nun eine Pflanze in der Blüte ihres Lebens geworden. Farbig, prachtvoll und verschwenderisch erweitert sie ihren Aktionsradius, verlässt die zielstrebige und geordnete Energie des Holz-Elements, um sich im Kontakt mit dem Außen zu versprühen und zu verschwenden.
Im täglichen Leben begegnet uns das Feuer-Element im Sommer und am Mittag, in der Jugend und immer dann, wenn wir mit anderen in Kontakt treten. Die klimatische Entsprechung ist die Hitze, die uns temperamentvoll und leidenschaftlich macht und uns dazu führt, dass wir uns spontan und bedingungslos öffnen. Das macht uns liebenswert und zugleich verletzlich.
Im Menschen äußert sie sich als Bedürfnis, in Kontakt zu treten mit dem „Du“, sich am anderen zu erfahren und mit ihm zu verschmelzen. Anders als der holzgeprägte Leitwolf, der Menschen führen und lenken will, empfindet der Feuerbetonte ein Bedürfnis nach dem Einssein mit der Welt. Menschen mit einer starken Feuerbetonung haben ein kraftvolles Herz und sind bezaubernde Kommunikationstalente. Mit großer Leichtigkeit und Unbeschwertheit gehen sie auf andere zu, sie sind wortgewandt, geistreich und voller Lebensfreude.
Oft liegt ihnen das Herz auf der Zunge. Es ist, als trügen sie einen unsichtbaren Ring, der ihnen Menschen und Göttern gewogen macht. Menschen werden zu Wachs in ihren Händen. Ausdruck des Feuers sind Lachen und Freude. Die alten Chinesen sagten: „Im Lachen offenbart sich das Herz des Menschen.“ Nach dem Buch der Riten sollten die Eltern ihrem neugeborenen Kind seinen Namen geben, wenn es zum ersten Mal lacht. Denn im Lachen könne man das wahre Wesen des Kindes erkennen und ihm so den Namen geben, der diesem Wesen entspricht. Beim erwachsenen Menschen mit starker Feuerbetonung hat das spontane und unbekümmerte nach außen Gehen jedoch auch etwas Schutz loses, und wenn die Mitmenschen einmal nicht so positiv wie erwartet reagieren, fallen die Feuerchen in ein tiefes Loch. Das ist wie bei einem Luftballon, dem sofort die Luft ausgeht und der unaufhaltsam zusammenschrumpft, wenn man hineinsticht.