Die verborgene Sehnsucht der Sophie M. - Sophie Morgan - E-Book

Die verborgene Sehnsucht der Sophie M. E-Book

Sophie Morgan

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Beschreibung

Die Wahrheit hinter SHADES OF GREY ... Sophie Morgan erfüllt sich den Traum von Unterwerfung im wahren Leben

Nach intensiven erotischen Erfahrungen und einer tiefen Enttäuschung ist Sophie vorsichtig geworden. Um zu vergessen, stürzt sich die Journalistin wie eine Besessene in ihre Arbeit. Heimlich sehnt sie sich jedoch nach einem dominanten Liebhaber, mit dem sie nicht nur ihre dunklen Leidenschaften genießen, sondern ihr Leben teilen kann. Da taucht Adam auf und erobert Sophies Herz mit lustvoll gefährlichem Spiel ohne jedes Tabu. Bloß keine Beziehung, da sind sich beide einig. Doch plötzlich ahnt Sophie, dass sie den Mann ihrer Träume gefunden hat. Die größte Herausforderung steht dem verliebten Paar also noch bevor ...

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Seitenzahl: 478

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Buch

Sophie Morgan ist fasziniert vom heißen Spiel um Macht und Unterwerfung. In ihrem neuen Buch erzählt sie, was es heißt, rund um die Uhr in einer sadomasochistischen Beziehung zu sein und wie es gelingt, die geheimsten Sehnsüchte zu leben. Denn wie wohlwollend auch immer die devoten Intentionen einer Liebhaberin sein mögen, das Alltagsleben, der Arbeitsdruck und die ganz normalen Probleme im Zusammenleben können schon mal dazu führen, dass man dem Traummann lieber in den Hintern tritt als erwartungsvoll vor ihm auf die Knie zu sinken. In Adam hat Sophie einen fantasievollen S/M-Liebhaber gefunden, der sie immer wieder an ihre Grenzen und darüber hinausträgt. Und das mit Respekt sowie einem verführerischen Sinn für Romantik – für Sophie ein echter Hauptgewinn.

Autorin

Sophie Morgan ist Anfang dreißig. Sie arbeitet als Journalistin und liebt ihren Beruf. Sie hat nicht nur viele Freunde, sondern ist auch von ihrer Familie mindestens so begeistert wie genervt. Sie mag Tiere und die vegetarische Würzpaste Marmite. Und sie gibt zu viel Geld für Bücher, DVDs und Handtaschen aus, meistens in genau dieser Reihenfolge … All das möchte sie mit jemandem teilen, der sexuell dominant ist und zudem in der Lage, bei der sauberen Trennung des Mülls zu helfen. Sophie Morgan lebt im Südwesten Englands.

Im Goldmann Verlag ist von Sophie Morgan außerdem erschienen:

Das geheime Verlangen der Sophie M. ( auch als E-Book erhältlich)

Sophie Morgan

Die verborgene Sehnsucht der Sophie M.

Aus dem Englischen

von Maren Klostermann

Die englische Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel

»No Ordinary Love Story« bei Penguin Books, London.

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe März 2014

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Originalausgabe 2013 by Sophie Morgan

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2014

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagabbildung: FinePic, München

Umschlagabbildung: Omer Knaz (Schmuck: Coco de Mer)

Redaktion: Antje Steinhäuser

KF · Herstellung: Str.

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN: 978-3-641-11956-0

www.goldmann-verlag.de

Für F

mit all meiner Liebe

und Dankbarkeit

1. KAPITEL

Ich war spät dran. Das passiert mir ziemlich oft, und wenn es einmal nicht der Fall ist, habe ich zumindest Angst, zu spät zu kommen. Da ich Journalistin bin, ist Zuspätkommen zwar ein normales Berufsrisiko, doch zugleich gibt es nichts Unverzeihlicheres. (Okay, vielleicht das Abhören von Telefonaten, aber da ich in der Lokalredaktion einer Tageszeitung arbeite, gehört das nicht gerade zu unserem täglich Brot, auch wenn es im Fernsehen anders dargestellt wird.) Außerhalb meines Arbeitslebens finde ich Unpünktlichkeit ärgerlich, ob bei mir oder anderen. Wenn möglich schlage ich lieber fünf Minuten zu früh auf und lungere dann noch ein bisschen herum, nur um das Risiko, zu spät zu kommen, möglichst gering zu halten. Dadurch wirke ich wahrscheinlich manchmal wie eine Stalkerin, aber das nehme ich in Kauf.

Diesmal war die Chance für so ein Manöver gleich null. Als ich in die Kneipe kam, hatten sich meine Freunde Thomas und Charlotte längst eine Nische gesichert und winkten mir übereifrig zu, damit ich zu ihnen herüberkam. Charlotte trug sogar ein Elfenhütchen aus Papier, was nicht so verrückt ist, wie es klingt, denn es war vier Tage vor Weihnachten, und in England gehören verrückte Kopfbedeckungen nun mal zum Feiern. An mir war die Feierlaune allerdings komplett vorübergegangen, teils, weil es in der Redaktion wie im Irrenhaus zuging, und teils, weil mir noch immer die längste Trennung der Welt zu schaffen machte. Ich hatte nur aus einem einzigen Grund zugesagt, mit den beiden etwas trinken zu gehen, nämlich weil ich noch weniger mit den Vorhaltungen fertig geworden wäre, die sie mir im Fall einer Absage gemacht hätten. Zudem lag die Kneipe ganz in der Nähe meiner Redaktion, und Charlotte hatte mir versichert, dass außer mir noch eine Menge anderer Leute kommen würden. Und so hatte ich gehofft, ein schneller Drink und ein kurzes Unters-Volk-Mischen zum Beweis meiner guten Absichten würden ihnen das Maul stopfen und es mir ermöglichen, mich baldmöglichst unauffällig aus dem Staub zu machen. Doch auf dem Weg zu ihrer Nische sah ich, dass sich an ihrem Tisch nur eine einzige weitere Person befand. Sie hatten mich in eine Falle gelockt!

Als Erstes dachte ich – und das beweist, dass er noch immer in meinem Hinterkopf herumspukte –, es handele sich dabei um meinen Exfreund James, auch wenn ich bei klarem Verstand ganz genau wusste, dass Thomas auf keinen Fall trinkend, plaudernd und Käsehäppchen verspeisend mit ihm an einem Tisch sitzen würde. Was mich betraf, so war ich mir auch nicht sicher, ob ich Lust darauf hatte. Doch der Mann, der mir den Rücken zuwandte, drehte sich jetzt um und bestätigte damit, was ich bereits wusste. Im selben Moment fühlte ich, wie eine ungeheure Wut in mir aufstieg. Ich hätte nicht sagen können, auf wen ich eigentlich sauer war – auf mich selbst? Auf die beiden? Auf ihn? Ich hatte letzthin sehr oft eine Stinkwut gehabt. Dabei passte das eigentlich gar nicht zu mir und ging mir allmählich auf den Geist. Außerdem war es anstrengend, und das war ein weiterer Grund, warum ich lieber zu Hause vor der Glotze gesessen und eine Kochsendung geguckt hätte, ganz ohne mit jemandem reden zu müssen.

Damit würde es nun nichts. Meine sogenannten Freunde hatten mich reingelegt. Charlotte zögerte einen Moment, bevor sie mich umarmte, da sie mir meine Verärgerung ansehen konnte; Thomas dagegen kannte keine derartigen Bedenken. Er stürzte sich auf mich und schloss mich ungestüm in die Arme, sodass ich fast das Gleichgewicht verlor.

»Soph! Du hast es geschafft. Wir dachten schon, du kommst nicht mehr, weil du sonst immer überpünktlich bist.«

Ich entzog mich seiner Umarmung und begann, meinen Mantel aufzuknöpfen. »Ja, bei der Arbeit war die Hölle los und die U-Bahn proppevoll.« Ich hatte nicht die Absicht, mich fürs Zuspätkommen zu entschuldigen. Ich unterdrückte ein sarkastisches Lächeln, weil ich mich daran erinnerte, wie ich einmal wegen eines Verkehrsstaus 23 Minuten zu spät bei Thomas aufgekreuzt war und er mich dafür 23 mal mit der Gerte geschlagen hatte. Es kam mir vor, als sei das endlos lange her, in einem anderen Leben. Seither hatte sich viel verändert, doch die Erinnerung löste in mir immer noch eine Aufwallung von Zuneigung aus, was meine Wut ein bisschen besänftigte.

Der-Mann-der-nicht-James-war hatte sich bei meiner Ankunft erhoben und wartete, dass ich näher kam. Als ich mich vorbeugte, um meinen Mantel zu den anderen auf den Haufen zu legen, streckte er mir die Hand entgegen.

»Hallo, Sophie. Ich bin Adam. Schön, dich kennenzulernen, ich habe schon viel von dir gehört.« Dunkles Haar, braune Augen, Brille. Kräftiger Händedruck, angenehme Hände – ich achte auf so etwas; das ist wohl eine Nebenwirkung meiner abartigen Vorliebe fürs Versohlen. Ich muss es meinen Freunden lassen – sie kannten meinen Geschmack recht gut. Schade nur, dass sie mich nicht gut genug kannten, um zu wissen, dass ich in absehbarer Zeit nicht das geringste Interesse an einer Beziehung mit wem auch immer hatte.

»Ach wirklich?« Ich setzte dabei ein Lächeln auf, das aber kaum echt gewirkt haben dürfte. »Von dir habe ich nämlich noch nie gehört.« Ich sah zu Charlotte hinüber, die verlegen zur Seite blickte. Es entstand ein Schweigen, das ich einen Augenblick wirken ließ, bevor ich es mir mit einem Seufzer auf der gepolsterten Bank bequem machte und die Speisekarte zur Hand nahm. Ich verabscheue Konfrontationen und miese Stimmung, das war schon immer so. Ich würde mich ab jetzt zusammennehmen und gute Miene machen. Und sobald ich das eine Stunde lang durchgehalten hätte, könnte ich mich entschuldigen, weil ich berufsbedingt früh aufstehen müsste. Ich entdeckte Glühwein auf der Karte und musste grinsen. Damit würde ich wenigstens ein bisschen in Feierstimmung kommen. »Also, was wollt ihr trinken? Ich hole die Drinks.«

Ich weiß, das hört sich ein bisschen unhöflich an, und ich weiß, dass der arme Adam nichts dafür konnte. Tatsache ist – und mir ist klar, dass es wie aus einem Kitschroman klingt –, dass man mir vor nicht allzu langer Zeit das Herz gebrochen hatte. Nicht absichtlich, denn Leute, die einem mit Absicht das Herz brechen, sind die übelsten Scheißkerle, die man sich denken kann. Doch wenn ich hätte feststellen müssen, dass ich mich in einen Scheißkerl verliebt hatte, wäre es sehr viel leichter gewesen, mich aus der Gefühlsverstrickung zu befreien und mich neu zusammenzusetzen und wieder nach vorn zu blicken. James war es jedoch gelungen, sich fest in meinem Leben einzunisten, sowohl als mein Freund als auch als dominanter Gegenpart zu meinen unterwürfigen Neigungen. Und dann hatte er abrupt Schluss gemacht, und ich war völlig durcheinander zurückgeblieben.

Allerdings war es kein totaler Schluss gewesen, jedenfalls keiner, der mir einen echten Neustart ermöglichte. Wenn ich die Sache nach dem Muster von TV-Serien zusammenfassen würde (»Was bisher in Sophies Leben geschah«), dann könnte es sich vielleicht folgendermaßen anhören: Mann trifft Frau, Mann dominiert Frau, Frau fährt ab auf Schmerz und Erniedrigung und verguckt sich in Mann, der Mann entwickelt Schuldgefühle wegen seines Dominanzverhaltens gegenüber der Frau, die er zu lieben meint, die Frau weist darauf hin, dass sie auf Dominanz steht. Jetzt würde man doch als Nächstes erwarten, dass der Mann sich mit den beiden Seelen in seiner Brust aussöhnt und dem Himmel dankt, dass er eine Frau gefunden hat, die dermaßen gut zu ihm passt – aber leider, leider war das nicht passiert. Nach Wochen voller Mails – hektischen Zuneigungsbekundungen und gefühlsbetontem Geplapper, was die jeweils darauf folgende Funkstille nur umso schlimmer machte – hatte ich beschlossen, es sei höchste Zeit, damit aufzuhören, wenn ich nicht den Verstand verlieren wollte. Ich stellte ein allerletztes Mal die Frage, ob noch etwas zwischen uns möglich war. Sein neuerliches Schweigen nahm ich als eindeutige Antwort, besorgte mir eine neue Telefonnummer und installierte einen Filter auf meinem E-Mail-Account, sodass eventuelle Nachrichten von ihm umgehend im Papierkorb landeten. Nach etwa zwei Wochen hörte ich sogar damit auf, dreimal am Tag zu checken, ob es irgendwelche automatisch gelöschten Mails gegeben hatte. Wenn das kein Fortschritt war!

Ich bemühte mich, wenn auch sehr langsam, nach vorn zu blicken. Aber es tat weh. Und ich kam mir blöd vor. Saublöd. Daher war ich vorläufig nur allzu glücklich, auf mich allein gestellt zu sein. Es hatte zumindest den Vorteil, dass so wenige Leute wie möglich mitbekamen, wie blöd ich gewesen war.

Es war mir jetzt mehr denn je bewusst, dass mein Vorliebe für sexuelle Unterwerfung etwas war, das für mich unbedingt zu einer Beziehung gehört – zugegeben, es ist nicht alles, doch wenn diese grundlegende Übereinstimmung fehlt, dann konnte aus der Sache nichts werden. Nachdem mir das einmal klar geworden war und ich dann von James so schwer enttäuscht wurde, indem er sich in emotionaler Hinsicht als unterentwickelt erwies, war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es angebracht war, mich eine Weile zurückzuhalten. Sexuelle Übereinstimmung war zwar ein wichtiger Aspekt einer Beziehung, wie ich sie mir vorstellte, aber sie war auch Teil eines größeren Pakets – ich wünschte mir nämlich einen Mann, der liebevoll, clever und witzig war, der meine Fernsehsucht (und die davon zeugenden DVD-Stapel) tolerieren konnte, der seinen eigenen Job genügend liebte, um sich nicht darüber aufzuregen, wie viel Zeit und Energie ich in meinen steckte, und der ähnliche Langzeit-Vorstellungen vom Leben hatte – also, dass man eines Tages heiraten und Kinder kriegen würde.

Okay, ich weiß – ein Griff nach den Sternen. Einen Typ zu finden, bei dem ich in viele dieser Kästchen ein Häkchen setzen kann (natürlich nicht bei allen, so unverschämt bin ich auch wieder nicht), der dominant ist und eine Frau wie mich haben möchte, na ja, das ist dasselbe, als ob du den Jackpot im Lotto gewinnst. Im Moment, nach meiner Enttäuschung mit James, wollte ich jedenfalls nicht einmal ein Jahrmarktlos kaufen, um nicht wieder enttäuscht zu werden. Wobei ich nicht gerade bis zu den Knöcheln in dominanten Typen wate. Falls es so etwas wie einen Perversitäten-Radar gibt, besitze ich den nämlich beim besten Willen nicht, und trotz meiner sexuellen Vorlieben beabsichtigte ich auf keinen Fall, irgendwelche Typen auf gut Glück zu fragen, ob sie vielleicht Spaß daran hätten, mir wehzutun. Sowieso würden die Typen, die darauf mit Ja antworteten, wahrscheinlich zu der Sorte Mann gehören, bei der du lieber die Straßenseite wechseln solltest, wenn einer dir entgegenkommt. Ich hatte zwar schon früher SM-Websites besucht, um mit Leuten zu chatten und neue Freunde zu gewinnen, aber ich war noch nicht so weit, dort mit der zeitraubenden und gelegentlich nervtötenden Suche nach einem Date zu beginnen – auch wenn Thomas, einer meiner besten Freunde und Exdom, seine derzeitige Flamme dadurch gefunden hatte.

Nein, ich holte mir letzthin meine Kicks hauptsächlich mittels eines mit Erotika vollgestopften Kindle, und das genügte mir vollkommen. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass meine Energie für irgendetwas darüber hinaus ausreichte, insbesondere nicht jetzt, in der hektischen Vorweihnachtszeit. Meine Pläne dafür standen bereits fest. Ich hatte mir so viele Überstunden aufgeladen, wie es nur ging, indem ich bei zahlreichen, sich bis in die Nacht hinziehenden Stadtratssitzungen bis zum Schluss ausharrte – etwas, das sich kein vernünftiger Mensch je antun würde. Außerdem hatte ich mir die Feiertage frei genommen, um meine Eltern zu besuchen. Und für Silvester und Neujahr hatte ich mich zum Dienst gemeldet. Mein Leben war mit Arbeiten, Lesen und Schlafen ausgefüllt, und das war gut so.

Leider schienen Charlotte und Tom das anders zu sehen.

Ich versuchte, meinen Glühwein so schnell wie möglich auszutrinken, ohne mir die Zunge zu verbrennen. Dann entschuldigte ich mich, um zur Toilette zu gehen, und übte auf dem Rückweg noch einmal meine Ausrede, warum ich so früh schon wieder fortgehen musste. Aber als ich zum Tisch kam, stand dort bereits ein neuer Glühwein, den Charlotte mir spendiert hatte. Ich bedankte mich bei ihr mit zusammengebissenen Zähnen, und sie konnte mir nicht in die Augen blicken. Doch selbst in meinen unhöflichsten Augenblicken wäre ich nicht dazu fähig gewesen, das Glas einfach stehen zu lassen und abzuhauen. Ich trank also diesmal langsamer und fand mich damit ab, der Unterhaltung der anderen zuzuhören.

Adam war interessant. Witzig. Clever. Humorvoll. Selbstironisch. Er konnte sich wunderbar ausdrücken und hatte Spaß an Wortspielen, nun, er war ja auch Texter von Beruf. Und er war genau die Art Mensch, mit der ich gern meine Zeit verbringe – normalerweise. Aber nicht heute. Ich weiß, das ist ganz schön stur, doch auch wenn er mir gefiel, hatte ich keineswegs die Absicht, dass er oder, was noch wichtiger war, dass Charlotte und Thomas das mitbekamen. Die beiden bildeten sich anscheinend ein, sie wüssten besser als ich, was gut für mich war, und schienen an einem Anfall dieser nervigen Krankheit zu leiden, bei der ein Pärchen fest entschlossen ist, seine Single-Freunde unter die Haube zu bringen. Mochte Adam damit einverstanden sein, ich jedenfalls nicht!

Er erwies sich allerdings wirklich als unterhaltsam. Die Runde war jetzt beim Thema Fernsehen angelangt, und alle empfahlen sich gegenseitig Serien, wobei er mir vorschlug, ich sollte mir die DVDs von The Shield – Gesetz der Gewalt holen, einem Polizeikrimi, der völlig an mir vorübergegangen war, der aber von einem der Macher von Lie to Me stammt, einer von mir hochgeschätzten Serie. Dann erzählte er eine irre Geschichte, die sich während einer Wahlkampagne ereignet hatte, bei der er mitgearbeitet hatte, und eh ich es mich versah, fühlte ich mich dazu angeregt, auch allerlei Anekdoten von Events, über die ich geschrieben hatte, zu verbreiten. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich mich im Eifer des Erzählens weit zu ihm hinüberbeugte, und sofort nahm ich mich zusammen und lehnte mich zurück, um Gleichgültigkeit vorzutäuschen.

Schließlich war mein Glas leer, und ich brach auf. Meine Wut auf Charlotte und Thomas hatte sich etwas gelegt, doch ich war immer noch ziemlich distanziert, als ich sie zum Abschied umarmte. Im Gehen winkte ich Adam locker zu, denn ich hatte keine Lust, ihre Einmischung in meine Angelegenheiten noch zu unterstützen, indem ich auch ihn mit einem Wangenkuss bedachte.

Als ich schließlich zu Hause angekommen war und mich im Pyjama auf meinem Sofa mit einem Becher Tee zu den Spätnachrichten zusammengekuschelt hatte (meine derzeit liebste Entspannungsposition), hatte mein Handy bereits mehrmals Ping gemacht.

Charlotte und Thomas hatte mir beide bereits eine SMS geschickt, angeblich um nachzufragen, ob ich gut nach Haus gekommen war, aber beide hatten etwas in der Art von »tut mir leid, wenn dir das wie ein Überfall vorkam« geschrieben. Ich hatte nicht vor, ihnen das so schnell zu verzeihen. Außerdem hatte ich eine Facebook-Benachrichtigung bekommen: Adam hatte meine Anschrift herausgefunden und mir eine Message geschickt.

Ich brummte widerwillig ein bisschen vor mich hin, als ich sie auf meinem Phone aufmachte. Das war genau die Art von Gedöns, auf die ich gut verzichten konnte.

Von: Adam

An: Sophie

Ich schreibe dir nur kurz, um mich für vorhin zu entschuldigen. Nicht für unser Kennenlernen (das hat Spaß gemacht), sondern dafür, dass du eindeutig nicht erwartet hattest, mich dort vorzufinden.

Ich habe mich kürzlich von meiner Freundin getrennt, und ich glaube, Charlotte wollte mich in ihrer bekannt taktvollen Art dazu ermuntern, mir eine neue Freundin zu suchen. Ich versichere dir, dass ich nicht zu den Leuten gehöre, die sich unter falscher Flagge ein Date verschaffen. Entschuldigung für eventuelle Peinlichkeiten.

Viele Grüße

Adam

Plötzlich war mir alles klar. Ich hätte Charlotte in den Hintern treten können. Sie muss gedacht haben, es sei eine brillante Idee, zwei von ihren Single-Freunden miteinander zu verkuppeln – aber jetzt wurde es erst recht peinlich. »Viele Grüße«? Autsch. Wider Willen musste ich über meine Egozentrik lachen – so viel dazu, dass ausgerechnet ich so ein toller Fang sein sollte!

Von: Sophie

An: Adam

Charlotte kann mich mal! Tut mir wirklich leid. Ich hab überhaupt nicht dran gedacht, dass es auch für dich peinlich sein könnte. Ich glaube, du hast es besser auf die Reihe gekriegt. Ich hab sicher ein klitzekleines bisschen missgelaunt gewirkt. Sorry. Es war definitiv nicht persönlich gemeint.

Ich hoffe, Charlottes Versuch, dir zu »helfen«, hat die miesen Gefühle nach einer Trennung nicht noch verstärkt.

Sophie

PS: Keine Angst, du siehst nicht aus, als wenn du es nötig hast, Dates mit fremder Hilfe zu kriegen.

Seine Antwort kam schnell, war verblüffend und stellte klar, dass er ebenso wenig an mir interessiert war wie ich an ihm.

Von: Adam

An: Sophie

Die Trennung war schon lange überfällig und so schmerzlos, wie es eben geht. Wir waren ziemlich genau ein Jahr zusammen und hatten viel Spaß, aber im Grunde wollten wir total verschiedene Dinge – sie reist wahnsinnig gern und wollte jobbend durch Amerika ziehen. Ich mag zwar Urlaub, auf die Dauer wollte ich allerdings lieber in der Nähe bleiben wg. Heiraten, Kindern etc. So ist das eben. Sie hat mir übrigens gerade gemailt. Im Moment arbeitet sie als Empfangsdame in einem Tätowierungsstudio irgendwo in San Francisco. Es ist für uns beide okay. So ist das nun mal mit Trennungen – alle gehen davon aus, dass du sofort wieder eine Beziehung haben willst. Aber manchmal ist es auch schön, eine Pause zu machen.

A

PS: Du warst tatsächlich ein wenig missgestimmt. Das fand ich aber irgendwie liebenswert. Habe es nicht persönlich genommen.

Ich musste schmunzeln.

Von: Sophie

An: Adam

Was die Trennungsarie angeht, verstehe ich dich. Das Leben ist manchmal einfacher, wenn man Single bleibt.

Soph.

Ich klappte meinen Laptop zu und war mir ziemlich sicher, dass dies das letzte Mal war, dass ich von ihm hörte. Ich war befriedigt, klargestellt zu haben, dass ich kein Interesse an irgendwelchen Annäherungsversuchen hatte, falls die überhaupt kommen sollten. Tja, erstens kommt es anders …

Am nächsten Morgen schickte er mir eine Message mit einem Link zu einer Meldung, die den Politiker betraf, über den wir am Vorabend gesprochen hatten. Ohne darüber nachzudenken, tippte ich eine kurze Message zurück. Er antwortete und fragte mich, ob vielleicht eine kleinlautere Charlotte von sich habe hören lassen (was geschehen war), woraufhin ich zurückfragte, ob er vielleicht etwas mit ihren neu entdeckten Reuegefühlen zu tun habe (hatte er). Plötzlich mailten wir mindestens zweimal am Tag.

Es war harmlos. Es war simpel. Die Themen waren unverfänglich: zum Beispiel die dank des Internets immens aufgeblähte Urlaubsplanung meiner Mum (kriegerische Invasionen waren nichts dagegen) oder seinen Ausflug nach Yorkshire anlässlich der Hochzeit einer entfernten Cousine. Ich suchte, fand und guckte (zugegeben, manchmal nur durch ängstlich vor die Augen gehaltene Finger hindurch) einige Folgen von The Shield, das er mir so warm empfohlen hatte, und war total begeistert. Da ich sonst niemanden hatte, der die Serie kannte und mit dem ich meine Begeisterung hätte teilen können, begeisterte ich mich mit ihm gemeinsam. Außerdem empfahl ich ihm ein paar Politiker-Biografien, von deren Existenz er nichts mitgekriegt hatte. Insgesamt war es erstaunlich unterhaltsam, mit ihm zu chatten.

Darüber hinaus nutzte ich aus (bitte nicht schelten!), dass seine persönlichen Daten bei Facebook nicht so verschlüsselt waren wie meine, und sah mir sein Profil an. Ich betrachtete ein paar von seinen Fotos (hauptsächlich von Ferien, Ausflügen mit der Familie und Partys) und überflog seine neuesten Updates – meist Links zu Nachrichten mit der dazugehörigen Phrasendrescherei, Kommentare zu Fernsehshows und Filmen, die er gerade gesehen hatte, sowie komische Internet-Phänomene – das alles fand ich sehr interessant, wagte aber nicht, irgendetwas als »gefällt mir« anzuklicken, weil ich vermeiden wollte, dass Charlotte oder Thomas es sehen und falsch deuten könnten. Ebenso war natürlich der erste Schritt zu einer modernen Interaktion – sich als sein Freund auf Facebook zu bewerben – total ausgeschlossen.

Eines späten Abends änderte sich der Ton allerdings. Inzwischen chatteten wir per Messenger nach Feierabend, wenn wir beide Zeit hatten – okay, wenn er Zeit hatte, weil ich mich in meiner Freizeit immer noch unter freiwilligem Hausarrest befand. Es war um einen weiteren Versuch von Freunden von ihm gegangen, ihn zu verkuppeln, diesmal mit einer Studienrätin mit Fach Physik. Ich hatte über seinen unverhohlenen Horror vor dem unbeholfenen Small Talk lachen müssen, als mir plötzlich ein Abschnitt seiner Mitteilung ins Auge sprang.

Adam: Es ist nun mal so, dass es überhaupt keine gute Art gibt, darüber zu reden, ob man zueinander passt, oder? Als Charlotte uns damals zusammenbrachte, hat sie immerhin gewusst, dass wir uns auf dem Gebiet ergänzen würden!

Ich setzte mich auf, und mein Herz klopfte schneller. Meine Finger zappelten in der Luft herum und hörten schließlich ganz auf. Meinte er das, woran ich dachte, oder war ich nur besonders hellhörig? Selbstverständlich wusste Charlotte, dass ich devot war, genau genommen aus erster Hand. Aber hätte sie das tatsächlich einem Typen erzählt, den ich nicht kannte? Ich war hin- und hergerissen – wollte ihn einerseits gern um Aufklärung bitten, fürchtete andererseits, mich aus Versehen zu outen, weil Charlotte ihm in Wahrheit gar nichts erzählt hatte. Schließlich überwog meine Neugier.

Sophie: Ergänzen inwiefern?

Seine Antwort bestätigte meine Befürchtungen.

Adam: Ich meine sexuell. Das ist zwar keine Grundvoraussetzung für eine Beziehung, doch es gehört absolut zu den Sachen, auf die ich achten würde, wenn ich mich wieder nach jemand umsehen würde.

Ich neige dazu, dass gelegentlich meine Fantasie mit mir durchgeht. Dagegen lässt sich nichts machen. Am Ende siegt zwar immer die Vernunft, aber vorläufig schwirrte mir der Kopf. Er wusste also, dass ich eine Sub bin! Hatte es von Anfang an gewusst. Handelte es sich womöglich um so eine lächerliche Langzeit-Werbungs-Geschichte? Dachte er, dass ich mich nur absichtlich zierte? Wie konnte Charlotte ihm das von mir erzählen, ohne mich zu fragen! Ich war fuchsteufelswild.

Das plötzliche Schweigen meinerseits sprach anscheinend Bände.

Adam: Sophie?

Ich schob meinen Laptop zur Seite, um mir etwas zu trinken zu holen, denn ich wusste nicht, was, wenn überhaupt, ich darauf antworten sollte. Als ich wiederkam, war der Bildschirm total zugetextet.

Adam: Es ist dir hoffentlich nicht unangenehm, dass ich das erwähnt habe, oder? Es ist nicht wichtig, ehrlich. Charlie hat nur mal nebenbei erwähnt, dass sie uns beide unabhängig voneinander am selben Ort kennengelernt hat, sonst hat sie mir nichts weiter von dir erzählt. Aber ich hab mir gedacht, dass sie uns nur zusammenbringen würde, wenn du devot oder switch wärest. Entschuldige, falls ich dir zu nahe getreten bin.

Thomas und ich waren Charlotte zum ersten Mal bei einem sogenannten Munch begegnet – eine Art geselliges Beisammensein für BDSM-Interessierte (keine Angst, es gab weder Leder noch Ketten, es war bloß so ein Treffen in einem Pub). Falls er sie auch dort kennengelernt hatte … Oh.

Plötzlich wirbelten mir viele Fragen im Kopf herum – ich war neugierig geworden, da ich bei Adam nie an so etwas gedacht hatte. Ich glaube, man muss wirklich vorsichtig sein, wenn man Mutmaßungen über Leute anstellt. Jetzt wusste ich, dass er dominant sein musste, denn sonst hätte er nicht angenommen, dass ich devot oder switch sei (jemand, der sowohl dominant als auch unterwürfig ist).

Sophie: Schon okay, es ist mir nicht unangenehm. War nur überrascht, dass du Bescheid weißt. Ich hab das von dir nicht gewusst. War nur einen Augenblick irritiert. Alles gut.

Ich fragte mich, ob ich zu dick aufgetragen hatte. Selbst für meine Ohren hörte es sich nicht »gut« an. Aber egal! Diese verdammte Charlotte. Und scheiß auf meine unselige Neugier, denn jetzt wollte ich unbedingt mehr über ihn wissen.

Sophie: Warst du schon oft bei einem Munch?

Okay, okay. Ich bin ’ne richtige Schnüfflerin, taktlos. Aber ich wollte wirklich gern Genaueres wissen, vor allem, weil ich ihn gar nicht als besonders dominant empfunden hatte. Ich habe also wirklich kein Kinky-Radar (wie wär’s mit der Kurzform »K-dar«?), kein ausgeprägtes Gefühl für diesen abgedrehten, irgendwie durchgeknallten BDSM-Lifestyle, andererseits hatte ich, als wir uns kennenlernten, keinerlei sexuelle Hintergedanken bezüglich seiner Person, trotz der seelenvollen Augen.

Adam: Zeitweilig ja. Ich hab da auch Kathryn, meine Ex, kennengelernt. Sie war devot. Jetzt bin ich allerdings schon länger nicht mehr da gewesen. Falls du dir Gedanken machst, ob ich wieder auf der Suche bin, nein, bin ich nicht, im Gegenteil. Tut mir leid, dass ich das Thema aufs Tapet gebracht habe, wenn es dir unangenehm ist.

Plötzlich hatte ich einen lichten Moment: Charlotte hatte ihm keine intimen Details erzählt über die Sachen, die wir zusammen angestellt hatten. Und damit war es wirklich gut für mich.

Sophie: Es ist mir nicht unangenehm. Alles okay. Ich war nur überrascht, das ist alles. Charlotte hat nichts davon gesagt.

Seine Antwort kam umgehend.

Adam: Sie ist schrecklich. Aber sie meint es gut.

Ich wusste, dass er recht hatte, hatte jedoch immer noch große Lust, sie zur Rede zu stellen. Aber bevor ich antworten konnte, pingte eine weitere Message durch.

Adam: Bevor wir auf Nicht-SM-Themen zurückkommen, eine letzte Frage, sofern das für dich okay ist?

Sophie: Bin nicht sicher, ob ich darauf antworten sollte, aber frag ruhig …

Adam: Also, was bist du? Sub oder switch? Wissbegierige Menschen müssen so was wissen;)

Es war wohl unvermeidlich, dass dies nicht das letzte Mal war, bei dem wir über kinky Sex sprachen. Im Laufe der nächsten Wochen, und zum ersten Mal nach langer Zeit, ergab es sich, nach und nach, dass ich über D/S – Dominanz und Submission bzw. Unterwerfung – chattete, ohne dass sich darin ein Subtext verbarg. Keiner von uns hatte irgendwelche Erwartungen. Wir blieben dabei, dass wir keine Beziehung wollten. Nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas daraus werden sollte oder dass wir zusammenkommen würden. Es war einfach nur nett, sich mit jemandem auszutauschen, für den diese Seite der Sexualität nichts Ungewöhnliches hatte – man konnte es ganz nebenbei erwähnen, ohne dass es eine große oder entscheidende Sache war.

Er sagte mir, dass er viel kinky Sex mit seiner Freundin gehabt habe, doch ihre Beziehung sei zu Bruch gegangen, weil sie außer ihrem Interesse an Sex sonst nicht viel gemeinsam hatten. Ich erzählte ein bisschen darüber, was mit James gewesen war. Adams Verständnis und seine Freundlichkeit waren Balsam für meine verwundete Seele.

Manchmal waren unsere Chats auch flirtiger – vor allem spätabends. Dann redeten wir über unsere Erfahrungen. Nicht in allen Einzelheiten, mehr im Allgemeinen, aber es ging doch so weit, dass ich zu gern gewusst hätte, was für eine Art Dom er war. Anscheinend hatte er viel mehr Erfahrung als ich auf dem D/S-Sektor, wobei sein Interesse mindestens so sehr dem mentalen Aspekt der Dominanz galt wie dem Zufügen von physischen Schmerzen. Ich fand das faszinierend. Ich fand ihn faszinierend. Unglaublich, wie sehr er zugleich Gentleman blieb. Er war stets respektvoll und aufmerksam, ob wir nun über alltägliche Dinge sprachen oder über tiefgründige emotionale Themen.

Immer mal wieder machte einer von uns die Bemerkung, wir sollten uns gelegentlich zu einem Drink treffen, wir kriegten es nur nie geregelt – wobei wir anfänglich die arbeitsintensive Zeit um Neujahr als Entschuldigung benutzten, dabei war es inzwischen bald Mitte Januar! Ich deutete seinen Mangel an Initiative als Zeichen dafür, dass er in dieser Hinsicht nicht an mir interessiert war. Das hätte natürlich eine Erleichterung sein sollen, so fühlte es sich jedoch durchaus nicht immer an. Eigentlich gab es keinen Grund, deshalb eingeschnappt zu sein, aber – typisch, dieser Widerspruch! – ich war es, kein Zweifel.

Warum hegte er keine romantischen Gefühle für mich? He, warum werde ich ignoriert?

Ich weiß, ich bin verrückt. Es war auch nur so ein Gedanke – den ich im Übrigen für mich behielt. Aber eines Tages unterhielten wir uns über Charlottes neuesten Versuch, ihn dazu zu bringen, mit ihr und Tom zu einem Munch zu gehen. Was war eigentlich los mit ihr, dass sie ihn andauernd verkuppeln wollte?

Adam: Ich hab ihr gesagt, ich sei nicht interessiert, aber sie versuchte mich davon zu überzeugen, dass es sich lohnt mitzugehen, und sei es nur, um jemanden zu finden, mit dem man mal Dampf ablassen kann.

Sophie: Mit jemandem »Dampf ablassen«? Klingt ein bisschen technisch.

Adam: Ich weiß. Versteh mich nicht falsch, manchmal gefällt mir die Vorstellung, einfach nur Spaß zu haben ganz ohne weitere Verpflichtungen, ich möchte jedoch, dass es mit einer Frau ist, zu der ich zumindest irgendeinen menschlichen Bezug habe und von der ich weiß, dass sie es locker sieht. Ich möchte nicht bei einer landen, bei der ich das Gefühl habe, dass ich sie nur zum Sex benutze.

Sophie: Du möchtest mit jemandem Spaß haben, der auch keine Beziehung will und dem du deshalb nichts vormachen musst?

Adam: Genau.

Sophie: Eine Frau, deren Gefühl du nicht versehentlich verletzen könntest, weil sie schließlich doch mehr von dir will?

Adam: Ja.

Sophie: Eine, die dieselben Sachen gut findet wie du, die offen für Experimente und Spiele ist, die trotzdem ihr eigenes Ding macht?

Adam: Ja, richtig.

Ich wette, Sie können sehen, wo das hinführt. Ich nicht. Ich war mir nicht mal bewusst, dass sich meine Finger bewegten, bis ich die Message getippt und auf »Senden« gedrückt hatte.

Sophie: Eine wie ich?

Mist. Kaum hatte ich das gesagt, wünschte ich, ich könnte die Wörter zurücknehmen. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht? Klar, ich hatte seit Monaten mit niemandem irgendeine Art von Sex gehabt, ganz zu schweigen von D/S-Spielen, aber in dieser Hinsicht interessierte er sich ja nicht für mich. Mist. Also das war jetzt peinlich. Ich fing an, irgendetwas zu tippen, sodass es klingen würde, als hätte ich nur einen Witz gemacht. Bevor ich allerdings den Satz beenden konnte, erschien seine Antwort schon auf dem Schirm.

Adam: Ja, genau wie du.

Oh.

2. KAPITEL

Etwas im Eifer des Gefechts zu sagen und den Mut aufzubringen– oder es auch nur ins Auge zu fassen–, es wirklich zu tun, sind zwei Paar Schuhe. Zugegeben, als ich Adams Antwort las, musste ich grinsen, und zugleich wurde mir etwas schwindelig, nicht zuletzt, weil sie bewies, dass die wachsende textbasierte Anziehung zwischen uns keine bloße Einbahnstraße war. Das bedeutete allerdings noch lange nicht, dass wir umgehend unsere Laptops zuklappten und er fliegenden Schrittes zu mir eilte, um auf fünfzehn verschiedene Weisen bis Sonntag mit mir zu vögeln. Nicht, dass ich moralische Bedenken hegte– nein, wir hatte so reichlich gechattet, dass wir uns mit Sicherheit besser kannten als die Pärchen, die sich sonnabends im Club kennenlernen und alsbald zum One-Night-Stand aufbrechen. Ich war dennoch vorsichtig. Und, wie mir jetzt klar wurde, Adam ebenso. Auch wenn es sich vielleicht verrückt anhört– das beruhigte mich, besonders nachdem ich damals auf James so schnell und so heftig geflogen war.

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