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die versprengung – Gedichte von Wolfgang Hilbig, die existenzielle Grenzen sprengen Die Gedichte in die versprengung von Wolfgang Hilbig entstanden vor allem in den frühen achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts und begleiten den Autor auf seinem Weg vom unbekannten Arbeiter in eine schriftstellerische und öffentliche Existenz. Dieser Übergang erweist sich durchaus als ein Gang in "die versprengung". Hilbigs Gedichte sind expressiv und obsessiv, jede Form und jeden Inhalt sprengend. Sie zeugen von einem "Schreiben bei Gewitterlicht" (Karl Krolow), dessen Widerschein auf diesen Seiten glüht. Die Lyrik in diesem Gedichtband ist geprägt von einem rasenden Wortrausch und einer ungeheuren Intensität, die kein Entkommen erlaubt. Hilbigs Verse sind existenzielle Gebilde, die tief in die menschliche Seele blicken lassen und die Grenzen des Ausdrucks ausloten. Ob in Form von Sonetten oder Monologen, die Gedichte in die versprengung beeindrucken durch ihre sprachliche Kraft und ihre schonungslose Ehrlichkeit. Dieser Gedichtband ist ein unverzichtbares Werk für alle Liebhaber moderner und zeitgenössischer Lyrik, die sich von der expressiven Wucht und der existenziellen Tiefe von Wolfgang Hilbigs Poesie mitreißen lassen wollen.
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Seitenzahl: 43
Veröffentlichungsjahr: 2014
Wolfgang Hilbig
gedichte
Diese Gedichte, entstanden vor allem in den frühen achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, begleiten Wolfgang Hilbig auf seinem Weg vom unbekannten Arbeiter in eine schriftstellerische und damit öffentliche Existenz – ein Weg, der sich durchaus als ein Gang in »die versprengung« erweist. Wolfgang Hilbigs Gedichte sind existenzielle Gebilde, expressiv und obsessiv, jede Form und jeden Inhalt sprengend. Es ist ein »Schreiben bei Gewitterlicht« (Karl Krolow), dessen Widerschein auf diesen Seiten glüht: ein rasender Wortrausch, dessen ungeheure Intensität kein Entkommen erlaubt.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Covergestaltung: Buchholz / Hinsch / Hensinger
Coverabbildung: Horst Hussel
Erschienen bei FISCHER E-Books
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2014
Die Originalausgabe erschien 1986 im S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403250-4
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I
der eingang
ankerlos lautlos schmerzlos …
diese von lichtahnen überkommene …
land aus geruch: wie es fliegt …
schwarzäther blutäther …
feuerverwobenes blutgemisch …
erinnerung. chemie. ein eingeweide …
die stimme eines wesens rief mich …
das glück zahlt summen …
ich wollte mein brandmal …
so nichtsbeladen daß mein schweigen …
sprachgeflacker …
traumverdunsten …
bekränzt uns. kalte …
absenzen. aprilmeere …
mich kettet grenzenloses …
war das gedicht der rabe …
II
verse um an frühere zu erinnern
passere
advent in den kneipen
die namen
déjà vu
fermes
nature morte
die sommersee
monolog vier
die demarkationslinie
inkubus
tedeum
notwendiger ort
die versprengung
der poet und die wüste
die situation
die spaltung
merigarto
fragwürdige rückkehr (altes kesselhaus)
absence de l’amertume
sonett
zwischen den paradiesen
solo für beischläfer
zeugung
evokation
berlin. flaneur de la nuit
die ruhe auf der flucht
eine art abschied
wie regen
vorgegebenes lied
sprache
revenant
III
medium medea. chöre (fragment)
Anmerkungen
für s.
seife
aus dem mond zwischen uns. geld
am himmel. und ich werde bis aufs blut gereinigt
kalt rasiert bis auf mein skelett unter gestirnten
bäumen die im mark verrotten. wo ich verwandelt
werde ins negativ eines rendez-vous: o warten
welch eine traurige karriere …
schreckliches bürgertum das mich nicht treffen will
ich habe es um dich betrogen
du liebst
mein knochenuniversum das der wirklichkeit entgegensteht
die sich aus der gewißheit meines daseins fortstahl.
fort … denn das dasein bleibt uns nur gewiß
um uns noch einmal zu beflecken mit der finsternis
um nicht in unschuld zu vergehen in dem loch
von gnadenloser reinheit …
aus dieser lichten grube fort
auf die ganz ohne lust und zorn ich zukroch
in wirklichkeit verwandelt in ergebenheit
in der ich war um nichts zu sein als dieser: ort
ankerlos lautlos schmerzlos gehörlos
so kaum gestuftes material des siebten tags der schöpfung:
als er uns glaubte daß es gut war führten
wir diesen harten marmor auf
zu formen uns
nach seinem bild auf sinkenden terrassen
mit dem die riesennächte seines schattens schliefen
hinabgetürmt ins eis … sonnen monden aller ufer
preisgegeben
standbilder die (gestaltlos wie sein name
unglaube schleift
vor treppen in die flut gestürzt
umspült vom irrlicht das sein greises aug erfand
diese von lichtahnen überkommene nacht
wird dunkler dunkler von nachfahr zu nachfahr
die väter im finstern schon immer
niemals mehr sichtbar ach
in der kälte reifumschlossener hirne geschmiedet
der trügerischste ihrer namen
gott
und ganz bewohnt von diesem dunst der raum
und eh der sohn den enkeln sich entweihte
auch er schon trug im unerhörten unsichtbaren
weltentfernter stern der unbeachtet stürzte (vaterstimme
o weißes verheeren vergangener parke
im fatumslaub der frühlingsnacht
fleischduftender neuschnee
und im dunkel gebliebenen blut jene kalten nabel von namen
land aus geruch: wie es fliegt aus kaminen
von braunen fahnen abgewehtes gottgeröchel
wie immer erzittert verschwimmt die geschichte:
ganz konsonante nacht
sie ist schon der rauch
aller folgenden tage der von den dächern läutet.
im geschlossenen frieden landen die schatten
