Die versunkene Kathedrale - Andreas Wollbold - E-Book

Die versunkene Kathedrale E-Book

Andreas Wollbold

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Beschreibung

Andreas Wollbold will die Suchenden wieder zur Begegnung mit dem christlichen Glauben führen. Er geht auf die Grundfrage des Menschen, auf die Suche nach der Wahrheit, ein. Können wir Gott begegnen und wie kann der christliche Glaube im Alltag verwirklicht werden? Was bedeutet die christliche Gottesoffenbarung? Viele dieser Fragen greift der Autor auf. Es gelingt ihm, den christlichen Glauben in seiner Fülle und Schönheit wieder lebendig werden zu lassen.

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ANDREAS WOLLBOLD

DIE VERSUNKENE KATHEDRALE

ANDREAS WOLLBOLD

DIE VERSUNKENE KATHEDRALE

Den christlichen Glauben neu entdecken

Media Maria Verlag

Bibliografische Information: Deutsche Nationalbibliothek.

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.

Titelbild auf dem Umschlag:

Historic illustration of Cologne Cathedral –

„Historische zeichnerische Darstellung, Detail, äußere Ansicht des Chores, Dom zu Köln“, aus Meyers Konversations-Lexikon, 1889

© Foto: Hein-Dieter Falkenstein, FALKENSTEINFOTO

Die versunkene Kathedrale

Den christlichen Glauben neu entdecken

Andreas Wollbold

© Media Maria Verlag, Illertissen 2013

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Weiß-Freiburg GmbH

Satz: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau

Printed in Germany

ISBN 978-3-945401-42-2

www.media-maria.de

INHALT

VORWORT

EINLEITUNG

„ICH GLAUBE“ – DIE GRUNDLAGEN

„Ich glaube“ (1) – Der Maßstab des Glaubens, die Wahrheit

„Ich glaube“ (2) – Die Erkenntnis Gottes durch die Vernunft

„Ich glaube“ (3) – Der Weg der Offenbarung

„Ich glaube“ (4) – Die Antwort des Glaubens

DAS APOSTOLISCHE GLAUBENSBEKENNTNIS

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (1) – Die Erschaffung der Welt

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (2) – Schöpfung und Evolution

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (3) – Lenkung der Welt, Vorsehung und Vorherbestimmung

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“ (4) – Von den Engeln

„Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“

„Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“ (1) – Die Menschwerdung

„Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“ (2) – Die Jungfräulichkeit Mariens

„Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes“

„Am dritten Tage auferstanden von den Toten“

„Aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“

„Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“

„Ich glaube an den Heiligen Geist“

„Die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen“

„Vergebung der Sünden“

„Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen“

DAS VATERUNSER UND DAS GEBET

Der Sinn des Gebetes

Das Vaterunser

Das „Gegrüßet seist du, Maria“ und der Rosenkranz

Das Bittgebet

Gewissenserforschung

Trockenheit im Gebet

SCHLUSS

VORWORT

„In diesen Jahrzehnten ist eine geistliche ‚Verwüstung‘ vorangeschritten. Was ein Leben, eine Welt ohne Gott bedeutet, konnte man zur Zeit des Konzils bereits aus einigen tragischen Vorfällen der Geschichte entnehmen, heute aber sehen wir es leider tagtäglich in unserer Umgebung. Es ist die Leere, die sich ausgebreitet hat. Doch gerade von der Erfahrung der Wüste her, von dieser Leere her können wir erneut die Freude entdecken, die im Glauben liegt, seine lebensnotwendige Bedeutung für uns Menschen. In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Leben wesentlich ist; so gibt es in der heutigen Welt unzählige, oft implizit oder negativ ausgedrückte Zeichen des Durstes nach Gott, nach dem letzten Sinn des Lebens. Und in der Wüste braucht man vor allem glaubende Menschen, die mit ihrem eigenen Leben den Weg zum Land der Verheißung weisen und so die Hoffnung wachhalten. Der gelebte Glaube öffnet das Herz für die Gnade Gottes, die vom Pessimismus befreit. Evangelisieren bedeutet heute mehr denn je, ein neues, von Gott verwandeltes Leben zu bezeugen und so den Weg zu weisen.“

Mit diesen Worten hat Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt zur Eröffnung des „Jahres des Glaubens“ am 11. Oktober 2012 das Gebot der Stunde umschrieben. Geistliche Verwüstung auf der einen Seite, aber ebenso Neuentdeckung der Freude am Glauben. Andreas Wollbold, Professor für Pastoraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der ich selbst lange wirken durfte, greift dieses Gebot der Stunde auf. Dabei gebraucht er ein anderes Bild, das Musikkennern vertraut sein dürfte: „Die versunkene Kathedrale“. In einem seiner Préludes hat Claude Debussy die bretonische Legende von der aus dem Meer emporsteigenden Kathedrale in Klängen gemalt. Ebenso ist der Glaube der Kirche in den letzten Jahrzehnten wie im Meer versunken. Umso wichtiger ist es, ihn in seiner ganzen Gestalt wieder vor Augen zu führen. Die Schönheit des Glaubens kann nicht untergehen! Ich selber habe mein bischöfliches Amt stets als Ermutigung verstanden, ohne falsche Scheu, sich am Glauben und der Kirche zu freuen und sie zu bezeugen. Ein entschiedenes Christsein darf sich nicht in die Ecke oder gar in die Resignation drängen lassen.

Andreas Wollbold hat eine eigene Handschrift entwickelt. Ganz Professor, ist er doch auch ganz Priester und Seelsorger. Er verliert sich nicht in Fachsimpeleien, er verkriecht sich nicht in eine Fachsprache, die Nichttheologen nicht mehr verstehen. Vor allem redet er Klartext. Dabei geht er die vier Hauptstücke der Katechese durch. Anhand des Glaubensbekenntnisses, des Vaterunsers, der Zehn Gebote und der sieben Sakramente1 ersteht die Kathedrale des katholischen Glaubens vor unseren Augen. Drei charakteristische Züge seiner Handschrift möchte ich besonders hervorheben.

Immer wieder kommt Wollbold auf den Einklang von Glauben und Vernunft zu sprechen, eines der großen Anliegen von Papst Benedikt. Der Gläubige ist der klarere und schärfere Denker und kein Dunkelmann. Es gibt keine doppelte Wahrheit, die des normalen Denkens und die der kirchlichen Lehre. Erst recht lässt sich der Glaube nicht mit dem Anspruch der Vernunft zerstören. Ganz im Gegenteil, der Glaube geht alle an, weil alle Menschen, die ins Nachdenken kommen, letztlich immer offen sein werden für das Wort Gottes. Glauben und Denken sind die beiden Beine, mit denen wir uns nach vorne bewegen und auf das Ziel zugehen.

In diesem Glaubensbuch sieht Andreas Wollbold seine Arbeit nicht mit der Erklärung des Glaubensbekenntnisses als erledigt an. Das christliche Leben ist auch Glaubenspraxis: Gebet, Moral und sakramentales Leben. Ob nicht ein Teil der Verwüstung, von der Papst Benedikt spricht, daraus resultiert, dass die Glaubenspraxis als unwichtig abgetan wurde?

Ausführlich behandelt Andreas Wollbold Themen, die immer wieder die Diskussion beherrschen. So geht er den Fragen um die Evolutionstheorie, um die Pluralität der Religionen und den Wahrheitsanspruch des Christentums, um die jungfräuliche Empfängnis Mariens oder der eucharistischen Frömmigkeit nicht aus dem Weg. So stellt er sich den Kirchenkritikern mit ihren Lieblingsthemen wie Zölibat, Frauenordination, Umgang der Kirche mit wiederverheirateten zivil Geschiedenen oder Kirche und Geld. Dabei fällt auch manches deutliche Wort. Doch stets merkt man ihm an, dass er in der Sache Klarheit schaffen will. Nicht zuletzt hilft eine Prise Humor, allzu angespannte Fragen auch wieder zu entkrampfen.

Man kann diesem Buch nur viele Leserinnen und Leser wünschen: Suchende, die den katholischen Glauben kennenlernen wollen; verunsicherte Katholiken, die wissen wollen, was gilt; Priester und Laien im Verkündigungsdienst; vor allem: schlicht Menschen, die von der Schönheit der Kathedrale des Glaubens fasziniert sind.

+ Gerhard Ludwig Müller

Erzbischof

Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre

Rom, am Fest der Darstellung des Herrn 2013

EINLEITUNG

Eine Kathedrale erhebt sich aus dem Meer

Eine Kathedrale, vielleicht eine Perle der Gotik: Reims, Chartres, Notre-Dame von Paris, der Kölner Dom. Mächtig erheben sich die Türme zum Himmel. Formen und Figuren machen die Portale zur Augenweide: Das Kirchenschiff lädt dazu ein, in seinem Geheimnis umherzuwandeln. Eine Kathedrale, wahrhaftig ein Haus Gottes, von einer Größe weit über Menschenmaß hinaus, errichtet, um die Zeiten zu überdauern. Eine Kathedrale, schön im Gesamt wie in jedem Detail. Eine solche Kathedrale ist auch der christliche Glaube. Ein wunderbares Gebäude! Alles stimmt an ihm. Nichts kann man hinzufügen, nichts hinwegnehmen, ohne das Ganze zu beschädigen. Er ist das geistige Haus Gottes und in seinen Mauern versammelt er unzählige Gläubige zur einen Kirche.

Von einer solchen wundervollen Kathedrale, dem Dom der Stadt Ys in der Bretagne, erzählt nun aber eine Legende, sie sei eines Tages vom Meer verschlungen worden. Da kann man sich die Frage stellen: Hat nicht das gleiche Schicksal die Kathedrale des Glaubens ereilt? In der Tat, bei vielen Christen ist der Glaube wie vom Erdboden verschluckt. Am Anfang haben sie vielleicht noch etwas vermisst. Doch das gibt sich mit der Zeit, denn auch bei religiösen Überzeugungen gilt: aus den Augen, aus dem Sinn. So diskutierten kürzlich Achtklässler über den Unterschied zwischen Muslimen und Christen. Ein aufgeweckter Junge meldete sich und verkündete: „Ich weiß es. Die Muslime beten fünfmal am Tag und die Christen nie!“ Ja, die Kathedrale des christlichen Glaubens ist im Meer der Welt versunken. Wiederholt hat Papst Benedikt XVI. vor einer solchen Verweltlichung des Glaubens gewarnt. Grundworte des Christentums liegen unter Fluten weltlicher Gedanken begraben: Das Reich Gottes wird als Fortschritt und bessere Welt verstanden. Das Ziel des Lebens ist nicht die Seligkeit im Himmel, sondern ein erfülltes Leben hier und jetzt, und wenn sich das nicht einstellt, klagt man an: „Wie kann Gott das zulassen?“ Gott nimmt jeden an, wie er ist, aber warum er das auch noch mit dem Kreuz unterstreichen musste, kann man nicht so genau sagen. Sünden sind Fehler und Schwächen, die nun einmal nicht ausbleiben und über die sich nur Pharisäer aufregen. Mission ist, glaubt man ihren Werbeplakaten, nur Sozialarbeit. Sakramente sind Rituale wie der Gutenachtkuss oder die La-Ola-Welle im Stadion. Für Priester und Laien im kirchlichen Dienst entwirft man Anforderungsprofile, die eher aus Management-Zeitschriften abgeschrieben sein könnten. In der Schule wird heimlich unter der Bank Schiffchenversenken gespielt, bei den Erwachsenen ist das Kathedralenversenken schon beinahe ein must …

Doch so muss es nicht bleiben. In der Bretagne erzählt man weiter: Eines Tages steigt die Kathedrale wieder vom Meeresgrund empor. Wie durch ein Wunder ist sie dabei nicht durch Schlamm, Tang, Algen und Muscheln entstellt, sondern sie ist schön wie am Tag ihrer Weihe. Geläut, Gebet und Gesang klingen auf und das Haus Gottes erstrahlt in unvergleichlichem Glanz. Claude Debussy hat diesem Bild ein eindrucksvolles Klavierstück gewidmet: La cathédrale engloutie („Die versunkene Kathedrale“). Feierlich steigt sie darin aus den Wellen, ein machtvoller Choral klingt auf und schließlich ertönen die Glocken weit über das Meer. Ebenso lässt sich auch der versunkene Schatz des Glaubens aus den Tiefen des Meeres der Welt wieder emporholen. Den christlichen Glauben neu zu entdecken geben – eine schwierige Aufgabe? Vielleicht. Aber sicher eine schöne, eine einzigartige Aufgabe. Man darf dabei nur nicht der Versuchung erliegen, die Kathedrale in einzelnen Steinen hervorholen zu wollen, um sich nicht am gewaltigen Ganzen zu überheben. Im Gegenteil, es ist eines der Geheimnisse des Christentums: Das Ganze ist leichter als die Summe seiner Teile. Ein einzelnes Dogma erscheint nämlich vielleicht hart für den Verstand, und ein Gebot, für sich allein genommen, mag auf den ersten Blick streng wirken. Als Teil der ganzen christlichen Lehre und des entsprechenden Lebens dagegen wird alles klar und leicht. Den christlichen Glauben neu zu entdecken heißt somit, nicht Bruchstücke zu bieten, Einzelstücke, die jeder nach Belieben auch für ganz andere Bauwerke gebrauchen könnte, sondern das Ganze zu sehen. Nur so strahlt die Schönheit des Christentums auf. Nur so begreift man auch den inneren Zusammenhang des Ganzen, seine Notwendigkeit.

Denn nichts schadet dem Glauben so sehr wie die Beliebigkeit. „Man muss die Menschen dort abholen, wo sie stehen“, so sagt man vielleicht in guter Absicht. Aber wenn sie im Regen stehen, holt man sie doch auch zuerst einmal ins Trockene. Warum also sollte man ihnen dann den Glauben nur wie einen begossenen Pudel anbieten? Da sind die Wunder Jesu nichts als das Wunder menschlicher Nähe, das Menschen Kraft und Trost schenkt. Da ist Jesus der Gründer eines gemeinnützigen Vereins, der zwar noch ein paar Querköpfe in Rom sitzen hat, aber insgesamt doch eigentlich ganz brauchbar ist. Da ist die Eucharistie die Zusammenkunft Gleichgesinnter, die einander so gern haben wie die Kinder, die da vorne einander um den Altar die Hände reichen („Warum zanken sich nur Kevin und Mike schon wieder vor aller Augen?“). Eine Karikatur? Gewiss, aber wie jede Karikatur macht sie etwas in Überspitzung sichtbar, was man sonst allzu gerne übersieht.

Wie anders ist der Glaube in seiner Gesamtheit! Nicht jeder wird ihn gleich annehmen können. Aber jeder soll wissen: Das ist Glaube nach Gottes Maß und nicht nach menschlichen Maßstäben – erhaben, ernst, provozierend, aber niemals bloß ein Zuckerguss zur Versüßung des Lebens. Glauben und Leben eines Christen im Zusammenhang vorzustellen, darum geht es auf den folgenden Seiten. Vielleicht gelingt dabei das, was Debussy für die Takte vorgibt, in denen die Kathedrale aus dem Wasser erscheint: sans dureté („ohne Härte“) stellt sie sich den Menschen vor Augen, nur einfach schön.

Die Kathedrale des Glaubens – seit dem hl. Augustinus kann man an ihr vier Hauptstücke erkennen: „Denn wie man beim Hausbau zuerst das Fundament legen, dann die Wände hochziehen und es am Ende mit einem Dach bedecken muss und wie man dazu einige Werkzeuge benötigt, so braucht man, um in der Seele das Gebäude des Heils zu errichten, das Fundament des Glaubens, die Mauern der Hoffnung, das Dach der Liebe sowie Werkzeuge dazu, nämlich die heiligen Sakramente“ (Robert Bellarmin). Diese vier Hauptstücke, Glaube, Hoffnung, Liebe und Heilswerkzeuge, entsprechen dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, dem Vaterunser, den Zehn Geboten und den sieben Sakramenten. Diesen vier muss heute ein weiteres Hauptstück vorangestellt werden: die Sicherung der Grundlagen des Glaubens. Im Bild vom Hausbau gesprochen wäre das zunächst der Grundstückserwerb. Denn was hilft das schönste Haus, wenn plötzlich jemand daherkommt und sagt: „Der Grund und Boden gehört Ihnen ja gar nicht. Darum haben wir das Abrisskommando schon bestellt!“ So sind es insgesamt fünf Kapitel, die unseren Gedankengang gliedern.

Selbstverständlich muss man dieses Buch nicht von A bis Z durchstudieren, sondern kann darin blättern und sich an einzelnen Stellen festlesen. Man kann einzelne Abschnitte zur Betrachtung und zum Nachdenken nutzen, zur Grundlage von Glaubensgesprächen, für die Firmvorbereitung und den Religionsunterricht, in Jugend- und Erwachsenenbildung, für Predigten und Vorträge oder vielleicht sogar einfach zu einem nützlichen Zeitvertreib. Es ist eben wie bei der Besichtigung einer Kathedrale: Wenn man will, kann man alles anschauen, vom Portal bis zur Apsis. Ebenso kann man aber auch an einzelnen Stellen verweilen und sie auf sich wirken lassen. Schön wäre es nur, wenn man sie nicht wieder ohne ein kleines Gebet verließe … Unschwer lässt sich erkennen, dass viele Grundgedanken die großen Anliegen von Papst Benedikt XVI. aufgreifen, also etwa die Sorge um den Glauben oder die Versöhnung von Glauben und Vernunft. Denn sie bleiben auch nach seinem Rücktritt vom höchsten Amt der Kirche aktuell, ja vielleicht treten sie sogar in eine Phase ein, in der sie nur noch klarer in ihrer Kraft und Dringlichkeit erkannt werden.

In allen fünf Hauptteilen2 wollen wir den katholischen Glauben und ein entsprechendes Leben erklären, aber auch auf Fragen und Einwände eingehen, die heutige Menschen vorbringen können. Dafür beginnen wir zwar mit den Glaubensgrundlagen und mit dem Glaubensbekenntnis, doch das ist erst der Anfang. Denn Glaube und Leben sind untrennbar. Kein Glaube ohne Gebet, kein Leben mit der Kirche ohne Sakramente. Vor allem verlangt der Glaube eine bestimmte Lebensweise, also eine Moral nach den Geboten Gottes. Gerade auf diesem Feld ist die Lehre der Kirche besonders angefochten; darum kommt sie hier ausführlich zur Sprache.

Dieses Buch geht auf eine Reihe von katechetischen Predigten und Vorträgen zurück, die allerdings gründlich überarbeitet und in Schriftform gebracht wurden. Sie leben von der Begegnung mit Hörerinnen und Hörern und das verlangt Nachdenklichkeit, Zuspitzung, Pointe – und gelegentlich selbst bei einem ernsten Thema eine Prise Humor. Aus diesem Grund ist hier nicht ein streng wissenschaftlicher Führer durch die Kathedrale zu erwarten, der kein Kapitell zu beschreiben auslässt. Eher ein Reiseführer, der hier an seinem Lieblingsplatz steht und … die Besucher hoffentlich nicht totredet, sondern ihnen seine eigene Liebe zu diesem einzigartigen Ort mitteilt. So trägt dieses Glaubensbuch eine persönliche Handschrift. Gleichzeitig vertieft es vor allem diejenigen Aspekte, die für uns Heutige von besonderer Bedeutung sind. Über den Glauben kann man nicht nur informieren, sondern man soll auch zu ihm motivieren. Zu diesem Zweck werden schließlich Hindernisse beiseitegeräumt, also Vorurteile, Schwierigkeiten und Missverständnisse. Da muss es schon einmal knacken, denn manches Vorurteil ist eine harte Nuss. Doch die Lust am Knacken soll nicht die viel größere Freude am Schmecken verderben. Glaube hat Geschmack und er ist auf Dauer unwiderstehlich. Nur dass es besser ist als bei köstlicher Schokolade: Wer davon nicht mehr lassen kann, wird dick und bekommt Karies. Wer aber süchtig ist nach Glauben, wird nur sehnsüchtig nach Gott, und das ist allemal das Beste, was einem Menschen passieren kann.

„ICH GLAUBE“ – DIE GRUNDLAGEN

„Ich glaube“ (1) – Der Maßstab des Glaubens, die Wahrheit

„Ich glaube“ – drei Fragen drängen sich vorweg auf, und die drei folgenden Kapitel sollen ihnen Rede und Antwort stehen:

Die Wahrheit, der Maßstab des Glaubens:

Woher wissen wir überhaupt, dass es Gott gibt? Handelt es sich dabei nicht bloß um eine Einbildung? Und dann: So viele Gesichter, so viele Glauben – gibt es einen Maßstab dafür, was der rechte Glaube ist? Gibt es eine wahre Religion oder ist allein schon die Frage tabu?

Die Erkenntnis Gottes durch die Vernunft:

Kann der Mensch Gott erkennen? Oder sind alle religiösen Vorstellungen nichts als Fantasieprodukte, kulturelle Besonderheiten und Wunschvorstellungen?

Der Weg der Offenbarung:

Hat Gott sich selbst gezeigt? Wenn die Religionen so viele heilige Schriften, göttliche Worte und Propheten kennen, darf die Heilige Schrift des Alten und des Neuen Testamentes dann den Anspruch erheben, die wahre, einzige und unfehlbare Offenbarung Gottes zu sein?

Jeder glaubt etwas – aber was?

In der Tat entwickeln alle Menschen irgendeine Art von Glauben. Sie meinen etwa: Gott ist die kosmische Energie, er ist „mein besseres Ich“, die Liebe, die Natur oder manches andere. Vielleicht sind sie noch sinnlicher und haben ihren -Gott: „Gott erlebe ich bei einem warmen Schaumbad nach einem anstrengenden Tag“ oder sogar „bei einem Pfeifchen Marihuana“. Jeder glaubt also etwas – aber was? Viele fragen sich nicht: „Stimmt das überhaupt, was ich da glaube? Steckt etwas dahinter?“ Sie begnügen sich mit dem Satz: „Wenn das für mich gut ist und mir hilft, dann ist es auch recht so.“ So als wäre Religion eine Art himmlisch-süßes Dessert, das ein reiches Mahl erst abrundet. Winken wir nicht zu schnell ab: „Das kann mir doch nicht passieren!“ Wir leben in einer Welt der Konsums. Vom Lebensmittelgeschäft bis zu den Traumzielen des Tourismus ruft uns alles zu: „Greift zu, dann wird euer Leben reicher!“ Wie leicht wird da auch der Glaube zu einer Ware, die das Leben bloß bereichern und verzaubern soll. Das Maß aller Dinge wird der Kitzel der Sinne: die irre Traumhochzeit in der Barockkirche („Alpenglühen inklusive“), die spirituelle Erleuchtung („Mystiker werden in drei Tagen!“), der supercoole Guru mit dem mühelosen Weg zu einem rundum zufriedenen Leben. Doch selbst feuereifrigen Glaubenskämpfern kann es passieren, dass Gott für sie zum Instrument wird – zur Besserwisserei, zu einem Gefühl der Überlegenheit oder zum Blitzableiter für Lebensverdruss.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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