Die Vorsokratiker - Joachim Stiller - E-Book

Die Vorsokratiker E-Book

Joachim Stiller

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Beschreibung

In dem hier vorliegenden Band geht es um Die Vorsokratiker. Stiller hat hier Materialien zu einem hoch interessanten und spannenden Teil der Philosophiegeschichte zusammengestellt. Die Vorsokratiker stellen historisch praktisch die Wiege der gesamten abendländichen Philosophie dar. Sie betreiben noch in erster Linie Naturphilosophie.

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Seitenzahl: 71

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Joachim Stiller

Die Vorsokratiker

Philosophie

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Vorsokratiker I – Einstimmung

Über die Vorsokratiker II – Die Fragmente der Vorsokratiker

Über die Vorsokratiker III – Die Sophisten

Impressum neobooks

Über die Vorsokratiker I – Einstimmung

Der Glanz der ersten Dinge

Für dieses erste Kapitel gebe ich einen kurzen Abschnitt aus dem folgenden Werkes wieder:

- „Die Vorsokratiker für Anfänger – Eine Lese-Einführung von Ralf Ludwig“

„Es gibt so etwas, wie ein Gesetz der Glorie des Anfangs, meint Erhart Kästner. „Immer wenn man eine Weltgegend zum ersten Mal betritt, gibt sie ihr Bestes. Ein erster Eintritt in die Landschaft: so wird das nie wieder. Da eröffnet sich etwas, das gibt ein späteres Mal kaum wieder her; es ist, als ob sich da etwas aufgespart hätte, was sich jetzt ausschüttet… Sind es die Eintritte, denen Schlüsselgewalt anvertraut ist?“

Da auch wir Reisende in der Zeit sind, wollen wir unseren Fuß in eine Zeit setzen, in welcher trotz Dunkelheit der Geschichte der helle Glorienschein eines Anfangs leuchtet, dem wir mutmaßlich die Wissenschaft, ja vielleicht ein neues Denken verdanken. Bei jeder Geburt stehen wir staunend vor dem Wunder des Neuen, obwohl uns die medizinischen Fachbegriffe längst geläufig sind. Dieses Staunen haben wir gemeinsam mit den Männern, von denen dieses Buch handelt. Von Platon und Aristoteles haben wir die Weisheit, dass mit dem Staunen die Philosophie einsetzt. Das stimmt, obwohl schon vor den Vorsokratikern Menschen gestaunt haben. Aber die Antworten, die jene gegeben haben, unterscheiden sich von den früheren auf eine andere Weise. Ihr befreiender Charakter erschließt sich für uns Menschen des 3. Jahrtausends aber nur dann, wenn wir und der Glück versprechenden Mühe unterziehen, längst gekanntes neu sehen zu lernen und abzutauchen in eine ferne Zeit, von deren Geburtswehen wir heute noch zehren.

Si richten wir nun den Lichtkegel neugierigen Nachfragens auf ein Land und eine Zeit, die uns vertraut werden wollen. Wir werden in diesem Lichtkegel ausschnittweise ein Land, sein Volk, seine Sprache und seine Kultur sehen.

Ganz sicher ist nicht alles für ein Verständnis der frühen Denker wichtig, und manches wird verzichtbar sein. Aber Verzichtbares zu kennen ist nicht unbedingt Ballast.

„Wer einmal Griechenland gesehen hat, trägt in seinem Herzen die Erinnerung an ein Lichtwunder. Keine Strahlenglut, vor der man die Augen abwenden muss, kein brennendes Farbenspiel, sondern leuchtende Helligkeit überall, die Nähe von der feinsten Klarheit umflossen, und noch die fernste Ferne deutlich…“

Mit dieser Hymne schwärmt der altertumsforscher Walter F. Otto von dem Land, das mit dem nüchternen Namen „maritimes Gebirgsland“ bezeichnet worden ist. Von jedem Punkt der Halbinsel sind es weniger als 100 Kilometer bis zum Meer. Aber nicht nur Dichter geraten ins Schwärmen, wenn sie an Griechenlands Berge, Buchten, Hügel, Felsen und Inseln denken. Es liegt ein Zauber über dem Land, dem man sich kaum entziehen kann.

Hier soll die Wiege unserer Kultur gestanden haben. Eine Kultur, die uns vieles schenkte: die Idee von Freiheit und Demokratie, ihre größten Söhne Platon und Aristoteles und eben die Männer, die zuvor am Aufbruch des menschlichen Geistes maßgeblich beteiligt waren und zu einem Denken vorstießen, das Wissenschaft erst möglich machte.

Ein wenig Ernüchterung

Zieht man den Schleier verklärender Betrachtung weg, ist man verwundert, dass dieses Volk sich in wahnsinnigen Bruderkriegen aufgerieben und jede Stadt schon gegen jede Stadt gekämpft hatte. Aber nicht nur das Volk, auch die Welt der Götter leuchtet heute nicht mehr in denselben Farben, die Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Die Götter Griechenlands“ verwendet hat:

Da ihr auch die schöne Welt regiert,

An der Freude leichtem Gängelband

Selige Geschlechter noch geführet,

Schöne Wesen aus dem Fabelland! …

Da der Dichtung zauberische Hülle

Sich noch lieblich um die Wahrheit wand –

Durch was nie empfinden wird, empfand.

An der Liebe Busen sie zu drücken,

Gab man höherm Adel der Natur,

Alles wies den eingeweihten Blicken,

Alles eines Gottes Spur.

Aber das verklärende Bild des deutschen Humanismus vom Glück der Griechen angesichts des Glorienscheins ihrer Heldentaten, ihrer Kunst und ihrer Poesie ist nicht ganz zutreffend. Es war das Verdienst von Jacob Burckhardt, diese einseitige Sicht zu entlarven. Sein Schlagwort vom „griechischen Pessimismus“, dessen Begründung im Folgenden nachgezeichnet werden soll, ist eine recht späte geniale Entwicklung, die vor allem Friedrich Nietzsche aufgegriffen hat.

Die griechische Sicht des menschlichen Lebens, so Burckhardt, ist gekennzeichnet von Götterneid und düsteren menschlichen Schicksalen, die von den Göttern den Menschen zugedacht wurden. Neben den Epen sind es die Tragödien, die das Gebäude von Frevel, Unheil, Fluch und Jammer in die Höhe treiben. Nicht die Gerechtigkeit, sondern die Unvermeidlichkeit des Sichfügens in Schicksal oder dunklen Götterspruch des Orakels wird besonders hervorgehoben.

Diese Korrektur darf nicht übersehen werden, wenn man auf der anderen Seite die den Griechen eigene beglückende Freude an geistiger Betätigung in Kunst, Dichtung, Denken und Forschen rühmt, von deren berauschender Kraft sich Zeitgenossen anstecken ließen. Aber trotz dieses „intellektuellen Optimismus“ überwiege der Pessimismus als vorherrschende Überzeugung: Der Mensch sei zum Unglück geboren, Nichtgeborensein und früher Tod seien das Beste, hat im 6. Jahrhundert v.Chr. als erster der Lyriker Theognis aus Megara verkündet, der in einer Sammlung lockerer Elegien Reflexionen und Freundschaft und Menschenkenntnis verfasst hatte. Auch Sterbenkönnen sei Gnade der Götter, verliehen als hohe Belohnung für edles Tun.

Ein Volk und seine Geschichte

Die Anfänge der Griechen liegen in vorgeschichtlicher Zeit und sind wegen stark differenzierender Beziehungen der einzelnen Stämme nur schwer rekonstruierbar. Soweit wir sehen können, fielen im Jahre 1900 v.Chr. indogermanische Stämme, die in der ungarischen Tiefebene gesiedelt haben dürften, von Norden her in das östliche Mittelmeerbecken ein und überlagerten sich mit den dortigen Ureinwohnern. Für diese Vorgriechen hat die Forschung die Formel „Pelasger“ gefunden. Bekannt wurde die neu entstandene Volksgruppe unter dem Namen, den Homer später als Synonym für alle Griechen verwendet hat: Achäer. Möglich ist aber auch, dass „Achäer“ bereits der Name für die eingewanderten Stämme war, von denen die Ionier einen Teil darstellten.

Die Neuankömmlinge bildeten, über das Land verteilt, Schutzburgen, aus denen sich mit der Zeit Fürstentümer herausbildeten. Im Norden wurde Orchomenos mächtig, im Süden Mykene. Letztere gab auch der kraftvollen Kultur dieser Achäer den uns geläufigen Namen „mykenische Kultur“. Sie ist nicht nur in Mykene und andren Orten entstanden, sondern vor allem auch durch die Konfrontation mit der auf Kreta beheimateten (nicht-griechischen) minoischen Kultur.

Es wurde lange gerätselt, warum um das Jahr 1400 v.Chr. die minoische Kultur vom Erdboden verschwand. Als sie bei den Ausgrabungen durch Heinrich Schliemann im Jahre 1876 in Mykene Stück für Stück wieder zum Vorschein kam, kam auch die Antwort auf dieses Rätsel zum Vorschein.

Aber auch den mykenischen Griechen war ein Ende zugedacht. Es war im 12. vorchristlichen Jahrhundert, wobei bis heute nicht ganz klar ist, ob eine Naturkatastrophe, ein Anrennen von Seevölkern oder/und eine Völkerverschiebung als Ursache festzumachen sind.

Der gängige Begriff der sog. „Dorischen Wanderung“ ist ebenfalls umstritten. War es der Einfall der Dorer im 12. Jahrhundert, war es eine massive kriegerische Landnahme der dorischen Stämme, die bereits im Lande waren, oder aber eine gewaltsame Umgruppierung innerhalb der bisherigen Siedlungsgebiete? Auf alle Fälle läuteten die Dorer die sog. dunklen Jahrhunderte ein, aus denen wir weder schriftliche noch mündliche Kunde haben. Erst das 8. Jahrhundert des Dichters Homer hellt das Dunkel auf. Die Dorer hatten nicht nur der mykenischen Macht ein Ende gesetzt, sondern auch durch ihr Auftreten die „Ionische Wanderung“ (auch „Ägäische Wanderung“ genannt) in Gang gesetzt. Als Ergebnis sehen wir die Ionier, die nicht in Attika und Euböa bleiben wollten, auf den Inseln der Ägäis und in der Mitte der kleinasiatischen Westküste (Ephesus, Klazomenai, Milet) wieder. In ihrer nördlichen Nachbarschaft, parallel zu den Siedlungsgebieten des Festlandes, die Achäer und Äoler, in der südlichen Nachbarschaft (Kreta, Rhodos und die Südküste Kleinasiens) die Dorer.

In der Zwischenzeit bildeten sich auf dem griechischen Festland auf der Basis der Polis, der Organisationsform des Stadtstaates, neue Strukturen, die in Athen und anderen Städten, aber nicht in Sparta, zur Ausbildung der Demokratie führten und als „klassische Epoche“ in unsere Lehrbücher einging.

Die Laune der Geschichte will es, dass es der Totengräber der Polis-Idee war, der den Geist der griechischen Kultur, den wir unter dem Schlagwort des Hellenismus kennen, in die Welt hinausgetragen hat: Alexander der Große.

Ein Volk und seine Sprach

Griechisch gehört zur indoeuropäischen Sprachfamilie und wurde mit dem ersten Einwanderungsschub mitgebracht, ohne dass wir Kenntnis eines Schriftbildes haben. Es ist anzunehmen, dass die Verdrängung der Sprache der Vorgriechen nicht folgenlos für den eigenen Sprachschatz blieb.