Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 517 - Patricia Martin - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 517 E-Book

Patricia Martin

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Beschreibung

Als sich der attraktive Klaus Graf von Leinhäuser und die entzückende Helen Wortmann auf der Geburtstagsfeier der Gräfin Schönfeld zufällig wiedersehen, können sie ihr Glück kaum fassen. Die beiden beschließen aber, ihre frühere Bekanntschaft vorerst für sich zu behalten. Und so treffen sie sich nur gelegentlich heimlich im Wald zu einem romantischen Stelldichein. Die Verliebten liegen im Moos, schauen dem Zug der Wolken nach, träumen von einer gemeinsamen Zukunft und tauschen zärtliche Küsse. Doch diese Treffen bleiben nicht unbemerkt. Und während Graf Klaus und Helen die kurzen Stunden ihres Glücks genießen, sind andere eifrig bemüht, ihr Glück zu zerstören ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Ich bin so reich, weil ich dich liebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Eliseeva Alla / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0105-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Ich bin so reich, weil ich dich liebe

Bewegendes Meisterwerk um das größte Glück im Leben

Als sich der attraktive Klaus Graf von Leinhäuser und die entzückende Helen Wortmann auf der Geburtstagsfeier der Gräfin Schönfeld zufällig wiedersehen, können sie ihr Glück kaum fassen. Die beiden beschließen aber, ihre frühere Bekanntschaft vorerst für sich zu behalten. Und so treffen sie sich nur gelegentlich heimlich im Wald zu einem romantischen Stelldichein. Die Verliebten liegen im Moos, schauen dem Zug der Wolken nach, träumen von einer gemeinsamen Zukunft und tauschen zärtliche Küsse. Doch diese Treffen bleiben nicht unbemerkt. Und während Graf Klaus und Helen die kurzen Stunden ihres Glücks genießen, sind andere eifrig bemüht, ihr Glück zu zerstören …

Das anhaltende Klingeln des Telefons schreckte Richard Graf von Leinhäuser aus dem Schlaf. Verwirrt griff er nach dem Hörer und horchte.

„Du bist es, Klaus? Was veranlasst dich denn, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu reißen? Wo brennt es denn schon wieder?“

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich in einer Stunde da bin, Papa“, klang es undeutlich aus der Muschel.

„Um mir das zu sagen, hättest du mich nicht aufzuwecken brauchen“, knurrte Graf Leinhäuser verärgert.

Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und ließ sich erneut in die Kissen fallen.

Was mochte der Junge haben, dass er völlig unvorbereitet heimkam? Etwas Gutes hatte das sicherlich nicht zu bedeuten. Er kannte doch seinen leichtsinnigen Sprössling. Sorglos lebte Klaus in den Tag hinein, und wenn die Schulden ihn gar zu sehr plagten, suchte er Hilfe bei seinem alten Vater. Als ob es auf Leinhäuser Geld regnete!

Bevor Richard von Leinhäuser dazu kam, seinen unterbrochenen Schlaf fortzusetzen, hörte er im Hof lautes Hupen. Dann vernahm er die schlurfenden Schritte des alten Dieners.

Ein Blick auf die Uhr überzeugte Richard davon, dass es auf Mitternacht zuging. Vor sich hin brummend, erhob er sich und griff nach seinem Schlafrock.

Als er auf den Gang hinaustrat, sah er seinen Sohn bereits in der Halle stehen.

„Was fällt dir ein, mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen?“

„Ich muss dich dringend sprechen.“

Graf Leinhäuser ging mit seinem Sohn in sein Arbeitszimmer. Richard machte kein Hehl daraus, wie ärgerlich er über die nächtliche Störung war.

„Was willst du?“

„Ich brauche Geld, Papa.“

„Spielschulden?“

„Ja.“ Klaus sah zu Boden. „Du musst mir helfen, nur noch dieses eine Mal.“

„Das hast du mir schon hundertmal versprochen. Aber selbst wenn ich wollte, könnte ich dir nicht helfen, da ich keinen Pfennig im Hause habe.“

„Das ist doch nicht dein Ernst!“ Klaus war entsetzt.

„Das ist mein voller Ernst, mein Junge. Gestern war ein Wechsel fällig. Ich konnte den Betrag nur mit Mühe und Not zusammenkratzen. Und jetzt bin ich völlig abgebrannt.“

„Ich muss das Geld noch in dieser Nacht haben, Papa. Seit Tagen bin ich unterwegs, um es zu beschaffen. Leider ging alles schief, und bis morgen früh muss ich bezahlen.“

„Dann sieh zu, wo du das Geld herbekommst. Ich kann dir nicht helfen.“

Graf Klaus ging in Gedanken die Reihe seiner Verwandten und Bekannten durch. Von wem konnte er sich etwas borgen? Bei den meisten von ihnen stand er bereits tief in der Kreide, und ein neuerlicher Versuch musste unweigerlich scheitern.

Plötzlich atmete der junge Graf befreit auf. Die alte Erbtante. Zwar war ihm bei dem Gedanken an die etwas schrullige Tante Augusta nicht ganz wohl, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen.

„Ich werde zu Tante Augusta nach Gut Schönfeld fahren“, stieß er atemlos hervor. „Sie muss mir diesmal helfen, wenn sie nicht will, dass unser alter Name mit Schande beladen wird.“

♥♥♥

Gräfin Augusta von Schönfeld saß geruhsam beim Morgenkaffee, als ein Wagen vor dem Herrenhaus vorfuhr.

Es dauerte nicht lange, da steckte der alte Diener seinen Kopf mit den eisgrauen Haaren durch die Tür und sah entschuldigend auf seine Herrin.

„Verzeihung, Frau Gräfin, der junge Graf Leinhäuser ist hier und will sich nicht abweisen lassen.“

„Herein mit ihm“, kam es barsch zurück.

Dann stand Klaus von Leinhäuser ein wenig verlegen an der Tür.

„Schließ die Tür, es zieht!“, forderte die Gräfin unfreundlich.

„Guten Morgen, Tante Augusta“, kam es kleinlaut von Klaus.

„Guten Morgen. Es ist ein wenig früh für Besuche, findest du nicht?“

„Ich komme mit einer Bitte zu dir, Tante Augusta.“

„Wenn du Geld willst, kannst du gleich wieder umkehren. Ich habe davon ebenso wenig wie dein Vater“, erklärte sie ahnungsvoll.

Graf Klaus fiel förmlich in sich zusammen. Die hohe, Ehrfurcht gebietende Erscheinung seiner Großtante flößte ihm wahrhaftig Angst ein.

Gräfin Augusta von Schönfeld war groß, hager und grobknochig. Ihr fehlte jede Form von weiblichem Reiz, aber sie war eine tüchtige und umsichtige Gutsherrin. Gut Schönfeld galt in der ganzen Umgebung als das am besten geführte Gut.

Das volle weiße Haar lag glatt gescheitelt an Gräfin Augustas Kopf, und ihr durchdringender Blick musterte erbarmungslos ihren Großneffen, der wie ein Häufchen Elend vor ihr stand.

„Bitte, hilf mir nur dieses eine Mal, Tante Augusta. Ich flehe dich an. Wenn ich das Geld nicht binnen zwei Stunden aufgetrieben habe, werde ich mit Schimpf und Schande aus der Armee ausgestoßen.“

„Welche Garantien kannst du mir geben?“

„Keine“, murmelte der junge Graf beschämt.

„Dachte ich es mir doch. Leinhäuser ist verschuldet bis unter das Dach, und dein leichtsinniger Vater lässt Gott einen guten Mann sein. Glaubt nur nicht, dass ihr mich ausnehmen könnt. Nur gut, dass deine Mutter, meine Nichte, das alles nicht mehr erleben muss.“

„Bitte, Tante Augusta. Lass mich nicht umsonst bitten … Denke an meine Mutter. Sie …“

„Still!“, unterbrach die Gutsherrin ihn rau. „Lass deine Mutter aus dem Spiel. Sie war das liebevollste und ehrbarste Menschenkind, das mir je begegnet ist. Also gut. Um des Andenkens deiner Mutter willen werde ich dir dieses eine Mal helfen, aber bestimmt kein zweites Mal. Selbst dann nicht, wenn dir nur eine Kugel in den Kopf übrig bleiben sollte. Hast du das verstanden?“

„Ja, Tante Augusta“, erwiderte Klaus kleinlaut.

Zentnerlasten schienen von ihm abzufallen, als die Gräfin auf den alten Sekretär zuging, der an der Längswand des Raumes stand.

„Wie viel?“, fragte sie knapp.

„Dreitausend.“

Ohne mit der Wimper zu zucken, stellte sie den Scheck über die verlangte Summe aus. Dann wandte sie sich wieder dem gedeckten Tisch zu und sah auch nicht mehr auf, als sich Klaus mit einer Verbeugung verabschiedete.

Als sie allein war, schüttelte sie ärgerlich den Kopf.

„Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen“, knurrte sie vor sich hin. „Der Bursche hat das leichtsinnige Blut seines Vaters geerbt, obgleich er äußerlich seiner reizenden Mutter ähnelt.“

Ihre Gedanken eilten zurück in die Vergangenheit …

Graf Klaus’ Mutter war die Tochter von Tante Augustas einzigen Schwester gewesen, die bei der Geburt ihres Kindes gestorben war. Um das kleine, mutterlose Wesen nicht fremden Menschen zu überlassen, hatte Augusta es nach Gut Schönfeld geholt, wo sie das Mädchen wie ihr eigenes Kind großgezogen hatte.

Ihre eigene Ehe mit dem Grafen Schönfeld war kinderlos geblieben, und so hatte sie in der kleinen Ina alles das gehabt, was eine Frau sich ersehnte.

Aus dem kleinen Mädchen war eine reizende Dame geworden, die sich unglücklicherweise in den gut aussehenden, aber leichtsinnigen Richard Graf von Leinhäuser verliebt hatte. Allen Ermahnungen und Vorhaltungen gegenüber war Ina taub geblieben, und eines Tages war sie Gräfin Leinhäuser geworden.

Binnen weniger Jahre hatte ihr leichtsinniger Mann das in die Ehe gebrachte Vermögen seiner Frau vergeudet. Doch Gräfin Ina hatte immer neue Entschuldigungen für ihren Mann gefunden, den sie auch, als sie vor dreizehn Jahren gestorben war, noch genauso geliebt hatte wie am ersten Tag.

„Wenigstens ist es dir erspart geblieben, mit ansehen zu müssen, wie ein Stück Wald nach dem anderen verkauft werden musste, um die dringendsten Schulden zu bezahlen, Ina“, murmelte Gräfin Schönfeld dumpf vor sich hin.

♥♥♥

Graf Klaus bummelte mit einigen Kameraden durch die kleine, aber wunderschöne Garnisonsstadt.

„Wie ist es mit dem morgigen Offiziersball, Klaus?“, fragte sein Freund, der Baron von Steinbach, ihn gerade.

„Ich bin völlig blank, mein Lieber. Und da solche Feste nun einmal Geld kosten, werde ich es vorziehen daheimzubleiben.“

„Dann wird die schöne Lotte aber gewiss sehr traurig sein“, neckte ihn der Freund.

„Mag sein, ich bin es auch, und zwar, weil ich kein Geld habe.“

„Tröste dich, mir ergeht es ebenso wie dir, Klaus. Geld müsste man haben.“

„Wie wäre es mit einer reichen Heirat, Markus?“, schlug Klaus vor.

„Meistens kosten die Frauen nur Geld, mein Guter. Findest du aber mal wirklich eine Frau, die das nötige Kleingeld hat, so ist sie entweder hässlich oder hat sonst irgendwelche Gebrechen an sich. Nein, lieber nicht.“

„Dann wird uns kaum eine andere Möglichkeit bleiben, als die Uniform an den Nagel zu hängen.“

„Glaubst du, dass ich daran noch nicht gedacht habe? Ohne Geld macht selbst das herrlichste Offiziersdasein keine Freude mehr.“

Nachdenklich gingen sie die Hauptstraße hinauf. Plötzlich trat eine junge Dame aus einer Seitenstraße und schritt leicht beschwingt vor ihnen her.

„Ein hübscher Käfer“, meinte Baron Steinbach.

„Hallo, Markus“, rief in diesem Augenblick eine junge Dame, die wenige Schritte entfernt vor einem Schaufenster stand.

„Entschuldige mich einen Augenblick“, raunte er dem Freund hastig zu, und schon ließ er Klaus von Leinhäuser allein.

Missmutig ging der junge Graf weiter und überlegte, was er tun sollte. Dann fiel sein Blick erneut auf die junge Dame, die immer noch vor ihm herging.

Sie sah wirklich reizend aus. Sooft sie den Kopf ein wenig zur Seite wandte, konnte er ihr klassisches Profil bewundern. Blonde Locken fielen ihr bis auf die Schultern, und das perfekt sitzende Kostüm verriet eine ebenmäßige, gut geformte Figur.

Die junge Dame blieb kurz vor einem Schaufenster stehen und schickte sich dann an, die breite Hauptstraße zu überqueren.

Graf Klaus sah einen Wagen, der mit hoher Geschwindigkeit angebraust kam. Ohne zu überlegen, rannte der junge Graf los und riss die junge Dame in allerletzter Sekunde von der Fahrbahn zurück.

Die junge Dame war bleich geworden. Fassungslos starrte sie auf ihren Retter, der sie vorwurfsvoll ansah.

„Das war gefährlich, kleines Fräulein“, sagte er endlich.

„Ich … ich … Verzeihung, ich muss Ihnen danken“, stammelte sie betroffen.

„Wie kann man nur so leichtsinnig sein?“, schalt er gutmütig.

„Ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte“, murmelte sie verstört.

Jetzt erst wurde Klaus bewusst, dass er sie noch immer an ihren Schultern hielt. Verlegen ließ er sie los und sah in ihr liebreizendes Gesicht. Die junge Dame zitterte vor Erregung.

„Kommen Sie, der Schreck scheint Ihnen noch in den Gliedern zu sitzen. Darf ich Sie bitten, mit mir eine Tasse Kaffee zu trinken?“ Im Geiste überschlug er kurz seine Barschaft und kam zu dem Schluss, dass er sich diese kleine Nebenausgabe noch leisten konnte.

Verwirrt sah die junge Dame zu ihm auf.

„Verzeihung, dass ich mich Ihnen noch nicht vorgestellt habe. Leinhäuser, Klaus Leinhäuser“, sagte der junge Graf nun mit einer leichten Verbeugung.

„Ich heiße Helen Wortmann“, entgegnete sie mit einem zaghaften Lächeln.

„Wollen Sie meine Einladung annehmen, um sich ein wenig von dem Schreck zu erholen, Fräulein Wortmann?“

„Ja gern.“

Sie gingen in ein kleines Café in der Nähe und nahmen an einem Tisch am Fenster Platz.

„Ich muss Ihnen noch einmal danken, Herr Leinhäuser“, sagte Helen Wortmann.

„Ich habe rein instinktiv gehandelt, wie jeder andere in meiner Lage es auch getan hätte“, wehrte Graf Klaus lächelnd ab.

„Ich bin sonst sehr vorsichtig beim Überqueren einer Fahrbahn. Aber heute war ich in Gedanken und ein wenig abgespannt. Wissen Sie, ich stecke mitten im Abitur und grübelte über verschiedene Dinge nach.“

„Dafür sollten Sie sich lieber ein ruhigeres Eckchen aussuchen als gerade die Hauptstraße“, mahnte Klaus sanft. „Leben Sie hier in der Stadt?“

„Ja, ich wohne schon lange mit meiner Mutter hier.“

Eine Weile plauderten sie noch, und dann trank Helen ihre Tasse Kaffee in kleinen Schlucken leer.

„Jetzt muss ich aber wirklich gehen“, sagte sie und erhob sich. „Meine Mutter wird sich bestimmt schon um mich sorgen.“

„Darf ich Sie heimbegleiten?“, fragte der junge Graf freundlich.

„Gern.“

Seite an Seite schritten sie durch die belebte Innenstadt, bis sie in eine ruhig gelegene Straße kamen.

„Dort drüben in dem Eckhaus wohne ich“, sagte Helen. „Bitte, seien Sie mir nicht böse, wenn ich mich hier von Ihnen verabschiede. Aber man könnte sonst falsche Schlüsse ziehen, wenn ich in Begleitung eines Offiziers auftauche.“

Lächelnd streckte sie ihm ihre gepflegte Hand entgegen.

„Darf ich Sie um ein Wiedersehen bitten, Fräulein Wortmann?“, bat Klaus.

Die junge Dame zögerte.

„Ich bin noch sehr jung und habe noch niemals Einladungen von Herren angenommen. Aber in diesem Falle will ich einmal eine Ausnahme machen.“ Sie lächelte verwirrt.

„Ich danke Ihnen. Wann und wo darf ich Sie erwarten?“

„Am kommenden Dienstag muss ich zur Klavierstunde“, erklärte Helen nach kurzem Überlegen. „Bei der Gelegenheit könnten wir uns für ein Stündchen sehen.“

„Ich danke Ihnen. Ist es Ihnen recht, wenn wir uns in dem kleinen Café treffen, in dem wir heute waren? Um die gleiche Zeit?“

„Einverstanden.“

Sie reichten sich die Hände, und dabei ruhten ihre Blicke sekundenlang ineinander. Dann schritt die junge Dame davon.

Nachdenklich ging Klaus von Leinhäuser in die Innenstadt zurück.

♥♥♥

In den nächsten Wochen traf sich Graf Klaus häufig mit Helen Wortmann, die inzwischen ihr Abitur mit den besten Noten hinter sich gebracht hatte.

„Was haben Sie nun vor, Fräulein Wortmann?“, fragte Klaus sie eines Tages.

„Ich möchte noch ein Jahr die Dolmetscherschule besuchen, aber nicht sofort, denn meiner Mutter geht es augenblicklich nicht sehr gut. Da sie nur mich allein hat, möchte ich sie gerade jetzt nicht verlassen.“

„Ihr Vater lebt nicht mehr?“, fragte der junge Graf Anteil nehmend.

Eine verlegene Röte stieg Helen ins Gesicht.

„Ich habe meinen Vater nie gekannt“, murmelte sie.

Da ihr dieses Thema offenbar peinlich war, plauderten sie über andere Dinge. Und wie immer war es ein interessantes, tiefes Gespräch, das sie führten.

Je öfter Graf Klaus mit der jungen Dame zusammen war, umso sehnlicher wartete er auf ein Wiedersehen mit ihr, sobald sie sich trennten.

Schon bald erkannte er, wie viel ihm dieses reizende blonde Mädchen mit den großen blauen Augen bedeutete, obwohl sie aus einfachen Verhältnissen stammte.

Helen war intelligent und äußerst anziehend. Sie schien eine sehr gute Erziehung genossen zu haben und war von vornehmer, edler Gesinnung. Selbst ihr Auftreten hätte einer Gräfin Ehre gemacht, und alles, was sie tat, geschah mit selbstverständlicher Gelassenheit, als wäre sie von klein auf dazu erzogen worden, in den besten Kreisen zu verkehren.

„Die Kleine ist wirklich ganz reizend“, sagte Baron Steinbach eines Tages zu seinem Freund Klaus.

„Ich glaube fast, ich habe mich in das Mädchen verliebt“, gestand der junge Graf.

„Dann wird es allerhöchste Zeit, dass du dich zurückziehst, mein Lieber. Unsereiner kann es sich nicht leisten, ein armes Mädchen zu heiraten.“

„Leider hast du recht, Markus. Aber sooft ich daran denke, eine Frau ihres Geldes wegen heiraten zu müssen, packt mich der Ekel“, erwiderte Klaus. „Warum haben wir nicht genügend Geld, um uns eine Frau unserer Wahl suchen zu können?“

„Dich scheint es ernstlich erwischt zu haben, Klaus.“

„Ja, ich bin sehr glücklich, Helen kennengelernt zu haben. Was würdest du in meiner Lage machen, Markus?“

„Du solltest deine Versetzung einreichen“, kam es trocken zurück. „Dann kannst du Abstand von dem Mädchen gewinnen.“

„Das eben will ich nicht“, begehrte der junge Graf auf.

„Dann ist bei dir Hopfen und Malz verloren, mein lieber Freund.“

♥♥♥

Zwei Tage später traf Graf Klaus wieder mit Helen Wortmann zusammen.

„Ich habe heute nur wenig Zeit“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme, nachdem sich Klaus ihr gegenüber niedergelassen hatte. „Meiner Mutter geht es gar nicht gut. Sie liegt im Krankenhaus, ich bin gerade auf dem Wege zu ihr.“

„Was fehlt Ihrer Mutter?“, fragte der junge Graf mitfühlend.

„Sie hat es am Herzen und hatte schon häufiger unter Herzanfällen zu leiden.“

„Kommen Sie, ich bringe Sie zum Krankenhaus. Mein Wagen steht vor der Tür“, erbot er sich.

Die junge Dame warf ihm einen dankbaren Blick zu und griff nach ihrer Tasche.

Vor dem Krankenhaus hielt der Graf Helens Hand länger als sonst in der seinen.

„Wann sehen wir uns wieder, Helen?“