Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 675 - Maria Treuberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 675 E-Book

Maria Treuberg

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Beschreibung

Sobald die bildhübsche Linda einen Raum betritt, ist ihr die Aufmerksamkeit aller Anwesenden gewiss. Das Fotomodell besticht mit seiner umwerfenden Schönheit und seinem sprühenden Charme. Ständig ist sie umgeben von zahlreichen Verehren.
Einer von ihnen ist der junge, noch mittellose Anwalt Martin von Brunn. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die bezaubernde Frau, und zu seiner Überraschung scheint sie auch ihm zugetan. Schnell entspinnt sich eine leidenschaftliche Romanze zwischen den beiden. Doch Martin von Brunn kann sein Glück nicht genießen, denn Linda verlangt, dass sie ihre Liebe geheim halten. Der alte Graf von Anderbach ist ihr finanzieller Gönner, und es ist seine Bedingung, dass sie mit keinem Mann ein Verhältnis beginnt. Andernfalls wird er ihr jede weitere Unterstützung versagen.
Schon bald tobt die Eifersucht in Martin von Brunn, denn er ahnt, dass Graf von Anderbach für Linda viel mehr ist als nur ein väterlicher Freund ...


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Inhalt

Cover

Eine bemerkenswerte Schönheit

Vorschau

Impressum

Eine bemerkenswerte Schönheit

Der große Erfolgsroman um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht

Sobald die bildhübsche Linda einen Raum betritt, ist ihr die Aufmerksamkeit aller Anwesenden gewiss. Das Fotomodell besticht mit seiner umwerfenden Schönheit und seinem sprühenden Charme. Ständig ist sie umgeben von zahlreichen Verehren.

Einer von ihnen ist der junge, noch mittellose Anwalt Martin von Brunn. Er verliebt sich auf den ersten Blick in die bezaubernde Frau, und zu seiner Überraschung scheint sie ihm ebenfalls zugetan. Schnell entspinnt sich eine leidenschaftliche Romanze zwischen den beiden. Doch Martin von Brunn kann sein Glück nicht genießen, denn Linda verlangt, dass sie ihre Liebe geheim halten. Der alte Graf von Anderbach ist ihr finanzieller Gönner, und es ist seine Bedingung, dass sie mit keinem Mann ein Verhältnis beginnt. Andernfalls wird er ihr umgehend jede weitere Unterstützung versagen.

Schon bald tobt die Eifersucht in Martin von Brunn, denn er ahnt, dass Graf von Anderbach für Linda viel mehr ist als nur ein väterlicher Freund ...

»Schau doch mal schnell aus dem Fenster, Cordula. Ich bitte dich!«

»Warum denn, Dorothee?«

»Ach, stell dich nicht dümmer, als du bist! Du weißt doch ganz genau, worauf ich warte.«

Die bildhübsche achtzehnjährige Dorothee Komtess von Reuth schloss gerade den letzten Knopf an dem eleganten Kleid aus weißer Shantungseide und griff nach der Bürste, um noch einmal über ihr langes blondes Haar zu streichen.

Ihre Cousine Cordula, die Tochter des Regierungsdirektors Konrad von Reuth, wandte der Komtess das von dunkelbraunem Haar umgebene Gesicht zu.

»Leider ist noch nichts zu sehen, Dorothee«, sagte sie lächelnd und schüttelte den Kopf.

»Ich bin ja froh darüber«, seufzte Komtess Dorothee, »denn ich bin noch nicht fertig.«

Sie neigte sich näher zu dem Spiegel, um das dezente Make-up noch ein wenig zu vervollständigen.

Die dunkelhaarige Cordula war ein Jahr älter als ihre Cousine und kam sich deshalb sehr überlegen und erfahren vor.

Außerdem gab es noch einen anderen Grund für Cordulas Überlegenheit. Dorothee von Reuth kam aus der tiefsten Provinz, aus dem Landkreis Deggendorf im Bayrischen Wald, und Cordulas Onkel hatte sein Töchterchen in diesem Frühjahr nach München geschickt, damit es einmal ein bisschen Großstadtluft schnupperte.

»Jetzt bist du aber wirklich schön genug!«, sagte Cordula und trat näher.

»Mach dich nicht lustig über mich«, bat Dorothee. »Wenn du zum ersten Mal mit einem netten jungen Mann ausfahren würdest, wärst du auch aufgeregt.«

»Du gibst also zu, dass du aufgeregt bist!«, stellte Cordula mit Genugtuung fest. »Als ich heute Vormittag sagte, du hättest dich in Martin von Brunn verknallt, da bist du mir beinahe ins Gesicht gesprungen.«

»Na ja, ich gebe zu, dass er mir gut gefällt«, gestand Komtess Dorothee jetzt und tupfte sich ein bisschen französisches Parfüm hinter die Ohrläppchen. Sie liebte dieses Parfüm.

Das Geständnis, an dem jungen Rechtsanwalt interessiert zu sein, hatte ein Rot der Verlegenheit über ihre Wangen gegossen. Cordula sah es, und es tat ihr fast schon leid, die Cousine geneckt zu haben.

»Du brauchst nicht so verlegen zu werden«, begütigte sie fast mütterlich. »Ich werde niemandem verraten, dass du so viel für Martin von Brunn übrig hast.«

»Woher willst du das wissen?«, fragte Dorothee und trat nun ebenfalls zum Fenster, um durch die Gardine zu spähen.

Die elegante Villa, die dem Regierungsdirektor gehörte, stand in einer stillen, baumbestandenen Straße in München-Bogenhausen. Der Großstadtverkehr flutete an dieser Straße vorüber.

»Woher ich weiß, dass du in Martin von Brunn verliebt bist?«, wiederholte Cordula die Frage ihrer Cousine. »Aber Dorothee, man sieht es dir doch an! Wenn Martin ins Zimmer tritt, geht auf deinem Gesicht die Sonne auf. Sag mal, er ist doch der Sohn eures Landrats, du musst ihn doch daheim schon gekannt haben?«

»Selbstverständlich«, antwortete Dorothee.

Sie wickelte eine ihrer langen blonden Haarsträhnen um den Zeigefinger.

»Martin von Brunn ist acht Jahre älter als ich«, erzählte sie. »Als er das Abitur am Gymnasium von Deggendorf gemacht hat, trat ich gerade in die Sexta ein. Damals hat er mich nie beachtet. Ich war für ihn überhaupt nicht vorhanden. Aber sein Vater ist mit meinem Vater befreundet, sie spielen oft Schach miteinander. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Martin ein lang aufgeschossener und schrecklich arroganter junger Mann war. Er hielt sich wohl damals für superklug und sah auf kleine Mädchen verächtlich herab.«

»Soso«, murmelte Cordula und nickte vor sich hin. »Und inzwischen hat er Jura studiert und sein Examen gemacht. Dann muss er ja sehr fleißig gewesen sein, und er muss etwas können, denn sonst hätte ihn Dr. Michael Herrlinger nicht in seine Praxis aufgenommen. Du musst wissen, dass Herrlinger & Sohn ein altes Anwaltsbüro ist, das es sich leisten kann, wählerisch zu sein.«

»Ich weiß, Cordula. Martins Vater ist auch sehr stolz darauf, dass sein Sohn dort einsteigen durfte.«

Die beiden Mädchen standen am Fenster und schauten erwartungsvoll hinaus, um zu sehen, ob das Auto mit dem jungen Rechtsanwalt immer noch nicht vorfuhr.

Ein tiefer Seufzer entrang sich der Brust der kleinen Komtess Dorothee.

»Nanu?«, wunderte sich Cordula. »Was hast du denn? Du siehst eigentlich gar nicht besonders froh und erwartungsvoll aus.«

»Weißt du, ich glaube, er macht sich nichts aus mir«, gestand Dorothee ihrer Cousine. »Wenn er in seinem Urlaub oder zu den Feiertagen einmal zu Hause war, hat er mich kaum beachtet. Es ist die reine Höflichkeit gegen meine Eltern, dass er mich zu dieser Ausfahrt eingeladen hat.«

»Du bist also unglücklich verliebt«, stellte Cordula fest. »Das ist ein Zustand, den du schnell ändern solltest. Unglückliche Liebe beschert dir nur Falten und Schatten unter den Augen.«

»Du machst dich schon wieder lustig über mich! Warst du denn noch nie verliebt?«, fragte Dorothee.

»Ach Gott, ich weiß nicht, wie oft!«, gab Cordula lachend zu. »Aber eine unglückliche Liebe habe ich mir noch nie erlaubt. Wenn die Sache problematisch wurde, habe ich sie beendet.«

Dorothee schaute in die Ferne, und ihr hübsches, zartes Gesicht sah traurig aus.

Cordula hat ein ganz anderes Naturell als ich, dachte sie. Sie wird mich nie verstehen.

In der Tat war Cordula heiter und leichtlebig, Dorothee dagegen schwermütig und sehr ernst. Stundenlang konnte Dorothee über etwas nachdenken, und ein unüberlegtes Wort konnte sie über alle Maßen glücklich oder traurig machen.

»Auf jeden Fall drücke ich dir für heute die Daumen«, sagte Cordula kameradschaftlich. »Es ist nämlich so weit: Dahinten kommt ein Auto. Ich glaube, ich kann auch schon erkennen, dass es ein roter Sportwagen ist. Nicht wahr, er fährt doch einen Alfa Romeo?«

Dorothee nickte und fühlte, dass ihr Herz bis zum Hals hinauf klopfte.

»Ein toller Wagen«, seufzte Cordula andächtig. »Ich wollte, ich hätte auch einmal einen Verehrer, der mich in einem Alfa Romeo abholt.«

Für Dorothee war das Fahrzeug, in dem der Mann ihrer Träume kam, vollkommen unwichtig. Darin war sie ein völlig unmodernes Mädchen. Für sie zählte nur der Mensch.

»Lass dir nicht anmerken, wie aufgeregt du bist«, ermahnte die Cousine sie. »Jetzt nutze die Gelegenheit aus und versuche herauszufinden, wie er über dich denkt. Du musst heute Abend Bescheid wissen, damit du nicht deine Zeit und deine Gefühle verschwendest.«

In diesem Moment hielt der rote Wagen vor der Villa, und ein junger Mann stieg aus.

Er sah blendend aus in dem hellgrauen Sommeranzug, dessen enge Hosen und taillierte Jacke seine gute Figur richtig zur Geltung brachten.

Während er auf die Pforte des Vorgartens zuging, warf er einen Blick auf die Villa.

Hastig fasste Cordula ihre Cousine beim Arm und zog sie mit einem Ruck vom Fenster weg.

»Komm, er darf uns hier nicht sehen. Sonst bildet er sich noch Schwachheiten ein! So weit kommt es noch, dass eine moderne junge Dame wie ein Burg-Fräulein im Mittelalter am Fenster steht und des Geliebten harrt!«

Martin von Brunn hatte die Haustür erreicht und klingelte. Melodisch klang das Ding-Dong des elektrischen Glockenspiels durch das Haus.

Das Stubenmädchen des Regierungsdirektors öffnete. Sie trug ein eng anliegendes dunkles Kleid und darüber ein winziges Spitzenschürzchen. Resi war ihr Name. Sie hatte ein paar lustige Sommersprossen auf der Nase und sah auch sonst recht ansehnlich aus.

Der elegante junge Herr an der Tür schenkte ihr einen anerkennenden Blick, und Resi betrachtete ihn begeistert. Sie hätte etwas darum gegeben, wenn sie auch einmal einen solchen Verehrer gehabt hätte. Jedenfalls beneidete sie heimlich das Fräulein Dorothee, das mit diesem jungen Mann ausgehen durfte.

Frau Olga von Reuth erschien in der Halle des Hauses. Sie hatte das Klingeln gehört und wusste nur zu gut, wer erwartet wurde.

Huldvoll begrüßte sie den jungen Mann und reichte ihm ihre Hand zum Kuss. Sie hatte nichts dagegen, dass Martin von Brunn ihre Nichte zu einer Ausfahrt abholte, denn er entstammte einer sehr guten Familie und war außerdem mit den von Reuths aus Deggendorf bekannt.

Frau Olga meinte, dass man ihm Dorothee anvertrauen durfte. Aber es konnte ihrer Meinung nach nicht schaden, wenn man ihm noch einmal klarmachte, dass er eine gewisse Verantwortung übernahm.

»Ich vertraue Ihnen mein Nichtchen an«, sagte sie. »Hoffentlich wissen Sie es zu würdigen, denn solange das gute Kind in München weilt, vertrete ich Mutterstelle an ihm und trage die Verantwortung. Bringen Sie mir Dorothee also wohlbehalten zurück!«

Martin von Brunn verbeugte sich vor der imponierenden Erscheinung der Frau.

»Ich werde mein Möglichstes tun«, versicherte er lächelnd.

Groß und schlank war er. Sein Gesicht war sonnengebräunt vom Tennisspiel, und er hatte wunderschöne dunkelbraune Augen, die auf viel Gefühl schließen lassen konnten. Beim Lächeln zeigte sein gut geschnittener Mund zwei Reihen kräftiger Zähne. Er war ein Bild von einem jungen Mann.

Das dunkle Haar war sehr gepflegt. Auf der Oberlippe hatte er ein winziges dunkles Bärtchen, das ihn erfahrener und weltmännischer aussehen ließ.

Die beiden jungen Damen kamen die Treppe herab, um den Ankömmling zu begrüßen. An Dorothees Arm baumelte eine kleine weiße Handtasche mit langem Bügel. In der linken Hand trug sie einen großen weißen Glockenhut aus einem leichten Geflecht, den sie aufsetzen wollte, falls die Sonne es zu gut meinen sollte.

Es war Mai, und der Wonnemonat gab sich Mühe, seinem Namen Ehre zu machen. Fast sommerlich warm war es. Die Bäume blühten, und auf den Beeten in den Parks leuchteten die Tulpen.

»Ich freue mich, dich wiederzusehen, Dorothee«, sagte Martin von Brunn und drückte der Komtess herzlich die Hand.

Es war eine freundschaftliche Begrüßung. Von Verliebtheit und Befangenheit war nichts zu merken. Anerkennend betrachtete er die junge Dame.

»Du siehst bezaubernd aus!«, sagte er. »Wenn ich daran denke, was für ein mageres, schlaksiges Ding du vor wenigen Jahren noch gewesen bist, dann mag ich kaum glauben, dass du wirklich diese reizende junge Dame bist, die ich jetzt in meinem roten Wagen entführen will.«

Die drei Damen lächelten huldvoll, und Dorothee schritt an seiner Seite durch den Vorgarten, nachdem sie sich von Tante und Cousine verabschiedet hatte.

»Wohin fahren wir eigentlich?«, wollte sie wissen.

»Na, wohin wohl?«, antwortete er. »Selbstverständlich zum Nymphenburger Schloss.«

»Warum ist das selbstverständlich?«

»Weil an einem so wunderschönen Tag wie heute das Schönste gerade gut genug ist. Der Nymphenburger Schlosspark wird dir gefallen. Außerdem treffen wir dort sicherlich lauter nette Leute.«

Er öffnete die Tür des roten Wagens für sie, und sie sank in das Polster. Dann schloss er die Tür, ging um den Wagen herum und schob sich hinter das Lenkrad. Aufheulend schoss der Wagen davon. Der Motor ließ hören, was in ihm steckte.

»So schnell darfst du hier doch nicht fahren!«, rief Dorothee erschrocken.

»Ich bin auch schon wieder ganz brav«, erwiderte er lächelnd und drosselte die Geschwindigkeit. »Ich wollte dir nur mal zeigen, was in ihm steckt und wie viel Pferdestärken wir vorgespannt haben. In dieser stillen, abgelegenen Straße wartet bestimmt kein Polizist darauf, mir ein Strafmandat zu geben.«

»So ist das also!«, sagte Dorothee lächelnd. »Der Herr Rechtsanwalt, der es eigentlich ganz genau mit den Gesetzen nehmen müsste, erteilt sich selbst eine Ausnahmegenehmigung.«

Dann fuhren sie in einem gemäßigtem Tempo nach Schloss Nymphenburg.

♥♥♥

Eine ganze Weile mussten sie nach einem Parkplatz für den roten Alfa Romeo suchen.

Dann konnten sie endlich aussteigen und die Alleen entlangschlendern, auf denen sich ein elegantes Publikum bewegte.

»Zuerst führe ich dich zu König Ludwigs Schönheitengalerie«, sagte Martin. »Die musst du gesehen haben.«

Sie gingen auf das Schloss zu. Entzückt ließ Dorothee ihre Blicke umherschweifen. Die Gebäude im Rokokostil waren wie der im französischen Stil angelegte Park eine Augenweide.

Aus einem Springbrunnen stiegen die Wasserstrahlen auf. Sie blitzten im Sonnenschein wie Diamanten. Die Farben der vielen bunten Blumen wetteiferten mit den ebenso farbenprächtigen Kleidern der Damen.

Vor dem Portal des Schlosses standen viele junge Leute in einem Kreis. Sie unterhielten sich und lachten fröhlich.

Den Mittelpunkt des Kreises bildete ein blondes Mädchen, dem das lange, seidenweiche Haar den Rücken hinabfloss. Sie hatte ein hübsches, zartes Gesicht und eine herrliche Figur. Außerdem schien sie Witz und Charme zu besitzen, denn sie unterhielt die ganze Gesellschaft.

»Weißt du, wer das ist?«, fragte Dorothee ihren Begleiter.

Martin von Brunn antwortete mit einem nicht gerade sehr freundlichen Auflachen.

»Sie nennt sich Linda«, sagte er. »Aber ich bezweifle, dass dies ihr richtiger Name ist.«

»Und warum glaubst du das?«

»Wahrscheinlich heißt sie Lieschen Müller oder hat einen anderen furchtbar alltäglichen Namen«, sagte Martin mit Herablassung. »Ich nehme an, dass sie aus einer ganz einfachen Familie stammt und nach München gekommen ist, um Karriere zu machen. Jedenfalls hat sie es geschafft. Sie ist ein begehrtes Fotomodell und kann sich eine große, elegante Wohnung in Schwabing und einen tollen Wagen leisten.«

Er zuckte mit den Achseln.

»Man erzählt sich, dass sie in großem Stil lebt und das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster wirft. Sehr viele Herrenbesuche soll sie haben, und wenn du mich fragst, so glaube ich, dass sie an diesen Besuchen sicherlich genauso gut verdient wie am Modellstehen.«

»Willst du damit sagen, Martin, dass sie eine – eine ...«

Komtess Dorothee brach ab. Sie wagte das Wort nicht auszusprechen, jedenfalls nicht in Gegenwart eines jungen Mannes.

»Ja, ja, genau das meine ich«, bestätigte Martin. »Sie lässt sich ihr Entgegenkommen sicherlich mit großen Geschenken bezahlen.«

»Aber so wirkt sie doch gar nicht«, wandte Dorothee ein, denn sie hatte sich ein Mädchen mit einem schlechten Ruf eigentlich ganz anders vorgestellt.

»Ja, hast du denn gedacht, du kleines Schäfchen, dass man diesen Damen sofort ansieht, wie ihr Lebenswandel ist? Diese Linda verkehrt nur mit Herren der besten Gesellschaft, die ein entsprechendes Bankkonto haben. Also muss ihr Auftreten und Benehmen das Beste sein.«

Komtess Dorothee beobachtete Martin, während er sprach. Es entging ihr nicht, dass er diese Linda mit großem Interesse betrachtete.

Er wäre auch gerne einer ihrer Bekannten, dachte die kleine Komtess traurig. Wahrscheinlich beschäftigt dieses Mädchen schon lange seine Phantasie, aber er ist ein junger Anwalt, der erst am Anfang seiner Laufbahn steht. Er hat einem Mädchen wie dieser bezaubernden Linda noch nicht genug zu bieten.

»Wir wollen weitergehen«, bat Dorothee leise. »Du wolltest mir doch die Schönheitengalerie zeigen, Martin.« Sie zögerte einen Moment. »Wenn diese Linda zur Zeit König Ludwigs gelebt hätte, wäre sie vielleicht auch dort verewigt worden.«

»Das ist gut möglich«, bestätigte Martin. »Die Damen, deren Bilder in der Galerie hängen, hatten auch nicht alle den allerbesten Ruf.«

Sie gingen auf das Schloss zu und warfen keinen Blick mehr auf Linda.

Dorothee von Reuth war sehr still. Sie überließ es Martin, die Unterhaltung zu führen, und beschränkte sich darauf, »Aha« und »Soso« zu sagen, wenn er sie auf eine Besonderheit an einem der Gemälde hinwies.

Ich brauche mich gar keinen Hoffnungen hinzugeben, sagte sie sich. Er macht sich nicht das Geringste aus mir. Ich habe es ja geahnt! Oh, warum bin ich nur so töricht gewesen, mir einzubilden, aus ihm und mir könnte ein Paar werden!

Als sie die Schönheitengalerie König Ludwigs angesehen hatten, schlug Martin vor, noch das Porzellanmuseum zu besichtigen.

Doch Komtess Dorothee lehnte ab.

»Nein, vom Anschauen habe ich jetzt genug«, sagte sie. »Mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Sahnetorte könntest du mich glücklich machen. Eine Portion Eis wäre auch nicht zu verachten.«

Martin führte Dorothee zu einem Pavillon, dessen niedriger Rundbau von vielen Gartentischen und Stühlen umgeben war.

Viele Tische waren besetzt. Sie mussten eine Weile suchen, bis sie einen freien Tisch fanden. Ein älteres Ehepaar setzte sich zu ihnen, das jedes Wort ihrer Unterhaltung verfolgte.

Es war daher ein absolut konventionelles Gespräch. Es gab nicht ein persönliches Wort, das etwa von einem besonderen Interesse oder tiefer Sympathie des jungen Anwalts für Dorothee zeugte.

Komtess Dorothee hatte ihren Hut aufgesetzt, da die Gartenstühle der Sonne ausgesetzt waren.

Sie war froh, ab und zu das Gesicht über ihren Teller neigen und sich hinter der breiten, geschwungenen Krempe ihres Hutes verstecken zu können. Martin von Brunn sollte nicht sehen, wie enttäuscht und traurig sie war. Vielleicht hätte er den Grund ihrer Verstimmung erraten, und das durfte er auf keinen Fall.

»Ich hoffe, dass es dir in München gefällt, und wenn du heimfährst, möchte ich sagen können, dass ich auch ein wenig dazu beigetragen habe, dir die Reize dieser Stadt zu zeigen«, sagte er freundlich.