Lore-Roman 152 - Maria Treuberg - E-Book

Lore-Roman 152 E-Book

Maria Treuberg

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Beschreibung

Dem Hamburger Flugkapitän Niels Petersen gelingt es durch sein geistesgegenwärtiges Handeln, das Leben von einhundertfünfzig Passagieren zu retten, ehe die Boeing 707 auf dem Rollfeld explodiert. Er wird vorübergehend freigestellt und seine Fluglizenz eingefroren, ehe geklärt ist, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelte. Niels hofft, Trost bei seiner Frau zu finden. Doch das Gegenteil tritt ein. Während der Wochen nach dem Unglück entfremden sich die Eheleute immer mehr, bis Marion eines Tages auszieht.
Der Pilot sucht fortan Zerstreuung bei seinem Freund und Copiloten Klaus Reimers. Auf seinem Hausboot verleben sie glückliche Stunden. Dort ist auch Maren, die Schwester von Klaus. Das Schicksal der schönen jungen Frau geht Niels nah. Die ehemalige Stewardess hat sich auf einer Reise in Brasilien am Strand mit einer seltenen Pilzkrankheit infiziert, die irgendwann tödlich endet. Mittlerweile kann sie nicht mehr laufen und sitzt im Rollstuhl. Bisher konnte man ihr nicht helfen. Niels kann das nicht akzeptieren. Er recherchiert auf eigene Faust, und im Tropeninstitut in Florida will man Maren helfen. Doch die Behandlung kostet 50.000 Mark ...


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Inhalt

Cover

Die schöne Stewardess

Vorschau

Impressum

Die schöne Stewardess

Schicksalsroman um eine tiefe Liebe

Von Maria Treuberg

Dem Hamburger Flugkapitän Niels Petersen gelingt es durch sein geistesgegenwärtiges Handeln, das Leben von einhundertfünfzig Passagieren zu retten, ehe die Boeing 707 auf dem Rollfeld explodiert. Er wird vorübergehend freigestellt und seine Fluglizenz eingefroren, ehe geklärt ist, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelte. Niels hofft, Trost bei seiner Frau zu finden. Doch das Gegenteil tritt ein. Während der Wochen nach dem Unglück entfremden sich die Eheleute immer mehr, bis Marion eines Tages auszieht.

Der Pilot sucht fortan Zerstreuung bei seinem Freund und Copiloten Klaus Reimers. Auf seinem Hausboot verleben sie glückliche Stunden. Dort ist auch Maren, die Schwester von Klaus. Das Schicksal der schönen jungen Frau geht Niels nah. Die ehemalige Stewardess hat sich auf einer Reise in Brasilien am Strand mit einer seltenen Pilzkrankheit infiziert, die irgendwann tödlich endet. Mittlerweile kann sie nicht mehr laufen und sitzt im Rollstuhl. Bisher konnte man ihr nicht helfen. Niels kann das nicht akzeptieren. Er recherchiert auf eigene Faust, und im Tropeninstitut in Florida will man Maren helfen. Doch die Behandlung kostet 50.000 Mark ...

Niels Petersen, Kapitän der Boeing 707, blickte seinen Copiloten an.

»Es ist doch immer ein schönes Gefühl, wenn man nach zwei Wochen Südamerika wieder nach Hause kommt. Meinst du nicht auch, Klaus?«

»Für mich ist Hamburg ohnehin der schönste Fleck auf der ganzen Welt. Südamerika, Hongkong, New York, Kairo ... überall ist es wunderschön, aber wenn wir hinter Hannover sind, und ich weiß, gleich taucht die Elbe unter uns auf, dann bekomme ich immer richtig Herzklopfen.«

»Ja, es ist herrlich, wieder nach Hause zu kommen«, antwortete Niels.

Er griff in die Tasche seiner Uniformjacke und fühlte den kleinen glitzernden Stein, den er Marion aus Brasilien mitgebracht hatte.

Marion liebte Edelsteine über alles. Mondflamme hieß der Stein, den Niels in Rio de Janeiro gekauft hatte. Mondflamme, weil er die Farbe des aufgehenden Mondes hatte. Auch Marions Haar hatte die Farbe des Mondes ...

Dieser Stein aus Südamerika sah so ähnlich aus wie der Stein, den Marion trug, als sie vor vier Jahren geheiratet hatten.

Niels dachte an das Lachen, das Marion immer ausstieß, wenn sie glücklich war oder sich über etwas freute.

In spätestens zwei Stunden würde er dieses bezaubernde Lachen seiner Frau wieder hören ...

Der Copilot riss Niels aus seinen Gedanken.

»Da vorne ist sie ja, meine Elbe ...«, sagte er.

Niels nahm die Checkliste zur Hand.

»Dann an die Arbeit«, sagte er.

Während der zwei Wochen, die die Besatzung gemeinsam in Südamerika verbracht hatte, hatte sich ein ungezwungener, freundschaftlicher Ton zwischen ihnen entwickelt. Sie waren alle ungefähr in dem gleichen Alter.

Der Flugingenieur und der Navigator, zwei Stewardessen und dann Niels und der Copilot.

Es war eine schöne Zeit gewesen. Fünf Tage hatten sie in Rio de Janeiro frei gehabt. Fünf Tage lang hatten sie gebadet, Autofahrten unternommen, gesegelt, gelacht und gut gegessen.

Danach waren sie für zwei Tage nach Argentinien geflogen.

Ein reicher Passagier, Besitzer einer riesigen Ranch, hatte sie in sein luxuriöses Landhaus eingeladen. Ihnen zu Ehren hatte er ein großes Fest gegeben ... und jetzt, nach zwei Wochen, ging es zurück nach Hause.

Vor ihnen lag Hamburg. Die letzte Landung, dann würden sie sich trennen. Vielleicht würden sie sich noch einmal auf einem Flug treffen. Vielleicht aber auch niemals mehr.

Niels hatte es sich abgewöhnt, traurig zu sein, wenn er sich am Flughafen von seiner Besatzung verabschieden musste.

Desto wichtiger war es, dass er zu Hause einen Menschen wusste, der niemals gehen würde: Marion ... seit vier Jahren erwartete sie Niels am Hamburger Flughafen, wenn er von seinen weiten Reisen in alle Länder der Welt zurückkehrte.

Seit vier Jahren freute Niels sich vor jeder Landung darauf, Marion in seine Arme schließen zu dürfen. Er wusste, dass er Marion brauchte. Er gehörte zu den Menschen, die wissen mussten, wohin sie gehörten.

Sie flogen jetzt über der Elbe. Niels hielt die Checkliste in der Hand, auf der angegeben war, was sie vor jeder Landung überprüfen mussten.

Kurz und präzise kamen seine Fragen. Kurz und präzise antworteten der Copilot und der Flugingenieur.

Als sie über dem Hamburger Hafen waren, ließ Niels das Fahrwerk ausklinken. Es gab ein dumpfes Geräusch, als ob etwas zu Boden fiel.

Niels' Gesicht zeigte gespannte Aufmerksamkeit. Er hatte so viele Landungen in den acht Jahren, die er zuerst als Copilot und dann als Kapitän flog, durchgeführt. Aber auch nach der hundertsten Landung hatte er noch das gleiche Gefühl von Anspannung wie beim ersten Mal.

Jeder Nerv seines Körpers konzentrierte sich auf die enge, erleuchtete Landebahn vor ihm und auf die vielen blinkenden Lichter in der Flugzeugkanzel.

Jeder andere Gedanke, jedes Gefühl war ausgeschaltet, außer dem das schwere Flugzeug ganz in seiner Gewalt halten zu müssen.

Unter ihnen Fuhlsbüttel. Die Lichter der Landebahn.

Niels' feinnervige Hände umspannten das Steuer. Er biss die Zähne aufeinander. Fast berührten die Räder der schweren Boeing die Piste der Landebahn.

»Revers!«, befahl er dem Copiloten.

Revers! Dieses Wort, das jeder Pilot, sogar jede Stewardess, als eines der ersten während ihrer Ausbildung kennenlernte.

»Halt!«, schrie der Flugingenieur plötzlich.

Ein kleines rotes Licht auf der Schalttafel vor ihm flackerte auf. Ein kleines Licht, das einen Fehler anzeigte.

Niels war es, als dränge ein heißes Schwert in seinen Körper.

»Durchstarten!«, schrie der Flugingenieur. Das flackernde Licht trieb ihn zur Panik ...

Nein, nicht durchstarten, dachte Niels. Nicht durchstarten ... Die Maschine würde sofort explodieren.

Er biss die Zähne so hart aufeinander, dass sich die Haut über seinen Backenknochen spannte.

Der Copilot klammerte sich mit aller Kraft an das kleine Rad.

Ich muss auf der Landebahn bleiben, dachte Niels.

»Feuer!«, schrie der Flugingenieur. Die Warnsignale leuchteten auf. Sie waren verloren.

Die Stimme des Mannes von der Flugsicherung aus dem Kopfhörer, den Niels und der Copilot trugen, schrie aufgeregt.

Niels achtete nicht darauf, was der Mann rief. Er musste das Flugzeug zum Stehen bringen, bevor sie explodierten.

Plötzlich gab es einen entsetzlichen Knall. Die Explosion, schoss es ihm durch den Kopf.

Gleich darauf wunderte er sich jedoch, dass sie weiter auf der Landebahn dahinrasten.

Plötzlich wurde ihm das Steuer entrissen. Das Flugzeug begann, sich auf der Landebahn zu drehen. Dann raste es auf die Wiese und blieb mitten auf dem Gras stehen.

Flammen schossen aus dem linken Flügel. Darunter waren die Tanks. Gleich ... die Explosion!

Niels riss den Sicherheitsgurt herunter. Die anderen Männer folgten ihm.

Er riss die Tür zur Passagierkabine auf. Seine Anweisungen galten den Stewardessen des Flugzeuges.

»Passagiere der Hauptkabine durch die rechten Fenster! Hintere Treppe nicht benutzen! Vordere Kabine durch die Tür!«, befahl er laut.

Der Copilot hatte inzwischen die vordere Eingangstür geöffnet und die Rutsche hinausgeworfen. In Sekundenschnelle blies sie sich auf.

Über die Klappen der linken Tragfläche rutschten die ersten Passagiere in die Freiheit.

Niels war der Letzte, der das Flugzeug verließ. Er blickte sich nicht um. Ein Knall, der sich anhörte, als solle die Welt erschüttert werden, durchdröhnte die Luft.

Etwas Scharfes traf Niels an der Stirn. Er rannte weiter. Nur fort, immer weiter. Fort ...

Plötzlich war Stille um sie herum, und dann hörten sie das Aufheulen der Feuerwehrwagen.

Eine Rauchwolke war an der Stelle, wo das Flugzeug zum Stehen gekommen war.

***

Nach der Explosion wurde der Flughafen für den ganzen Tag gesperrt. Die Feuerwehr versuchte, den immer wieder aufschwellenden Brand zu löschen.

Leute von der Presse und von den Fernsehanstalten fingen die Überreste des Unglücks mit der Kamera ein.

Später wurden die über hundert Meter weit verstreut liegenden Flugzeugteile nummeriert und zusammengetragen. Experten würden an diesen Teilen feststellen können, wie sich das Unglück zugetragen hatte. Ob es ein technisches oder ein menschliches Versagen war. Ob den Kapitän wegen irgendeiner Unachtsamkeit die Schuld an dem Unglück traf ...

Niels war zusammen mit einigen Passagieren in das nächste Krankenhaus transportiert worden. Er hatte nur eine leichte Rauchvergiftung und konnte schon nach zwei Stunden wieder entlassen werden.

Zehn Minuten später erreichte Niels den Flughafen. Dichte Menschenmengen, Neugierige und Angehörige von Passagieren, standen vor den Absperrungen.

Unwillkürlich blickte Niels in die entgegengesetzte Richtung.

Plötzlich fiel ihm ein, dass er Marion noch gar nicht gesehen hatte. War ihr der Zutritt zum Krankenhaus verweigert worden? Oder war sie nicht zum Flughafen gekommen, um ihn abzuholen?

Er lief die Stufen zum Zimmer des Chefpiloten hinauf. Die Tür stand offen. Der Chefpilot, der Vorstand der Fluggesellschaft, der Flughafenleiter und die Besatzungsmitglieder der Unglücksmaschine standen in dem Raum.

Das Gespräch der Anwesenden verstummte, als Niels eintrat.

»Guten Tag«, sagte Niels und verbeugte sich leicht vor den Anwesenden.

Er blickte auf das Telefon, das auf einem kleinen Tischchen stand und sagte zum Chefpiloten gewandt: »Bitte erlauben Sie, dass ich ganz kurz meine Frau anrufe? Ich möchte ihr sagen ... wer weiß, was man im Rundfunk vielleicht inzwischen schon erzählt hat ...«

Der Chefpilot zog unwillig die dichten Augenbrauen zusammen.

»Wenn Sie es möchten ... bitte fassen Sie sich kurz«, sagte er.

Niels starrte ihn einen Augenblick ungläubig an. Er konnte sich das unfreundliche, fast feindliche Verhalten des Chefpiloten nicht erklären. Er musste doch wissen, dass er sein Bestes gegeben hatte!

Während alle schwiegen, wählte Niels seine Telefonnummer. Gleich darauf nahm Marion den Hörer ab.

»Hier Petersen«, sagte sie mit ihrer dunklen, vibrierenden Stimme.

»Marion, ich bin es.«

»Ja, Hallo, Liebster. Ich konnte dich heute nicht abholen. Frank-Peter ist zu Besuch gekommen. Stell dir vor, plötzlich stand er vor der Tür. Du kannst dir meine Überraschung vorstellen? Ich wollte nicht so unhöflich sein, ihn gleich alleine zu lassen. Kommst du bald? Wir haben uns schon gewundert, wo du so lange bleibst. Wir ...«

»Ja, ich komme bald«, unterbrach Niels den Redeschwall seiner Frau.

»Ist etwas passiert, Liebster? Deine Stimme hört sich so seltsam an.«

»Nein, Marion. Mache dir keine Sorgen. Ich komme bald nach Hause.«

»Du brauchst dich nicht zu beeilen, Niels. Frank-Peter und ich unterhalten uns über alte Zeiten. Und das langweilt dich bestimmt.«

»Auf Wiederhören, Marion«, erwiderte Niels kurz und hängte ein.

Er hatte gehofft, dass Marion ihm Trost geben konnte. Aber sie wusste nicht einmal, was geschehen war.

Niels Gesicht wirkte starr, als er sich wieder umwandte. Die Männer im Raum blickten ihn an.

»Nun, Petersen ...«, begann der Chefpilot in seiner bärbeißigen Art.

Seine Augen, die so warm blicken konnten, sahen Niels jetzt mit Eiseskälte an.

»Bevor ich eine offizielle Stellungnahme abgebe, möchte ich zuerst ihre Darstellung hören«, sagte er.

Niels sah auf den Copiloten und den Flugingenieur.

»Ich darf annehmen, dass meine beiden Kollegen schon alles gesagt haben, was ich weiß. Es ist mir unbegreiflich, weshalb die Warnlichter erst so kurz vor der Landung aufleuchteten. Ich kann auch nicht sagen, wo die Ursache für dieses technische Versagen liegt.«

»Das wird sich herausstellen, wenn die Maschine wieder aufgebaut ist. Zum Glück haben wir den Fahrtenschreiber schon gefunden«, entgegnete der Chefpilot. »Man kann von Glück sagen, dass niemand ernsthaft verletzt worden ist.« Dann fuhr er fort: »Was ich jedoch von Ihnen gerne wissen wollte, ist, weshalb Sie die Warnung des Flugingenieurs nicht befolgt haben und nicht gleich durchgestartet sind.«

»Wir waren schon fast am Boden. Wenn wir durchgestartet wären, wäre die Maschine vielleicht in der Luft explodiert.«

»Vielleicht«, antwortete der Chefpilot mit der kalten Sachlichkeit, die Niels so sehr erschreckte. »Vielleicht hätte man jedoch auch noch Zeit gehabt für eine Notlandung.«

Niels starrte den Chefpiloten an.

»Hätten Sie dieses Risiko auf sich genommen, das Leben von einhundertfünfzig Passagieren aufs Spiel zu setzen, nur um eine Maschine zu retten?«

»Es war eine Frage, Petersen. Es war Ihnen also nicht mehr möglich, auf die Warnung des Flugingenieurs hin anders zu handeln, als Sie gehandelt haben?«

Der Copilot trat vor und sagte mit vor Empörung zitternder Stimme: »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Herr Petersen hat sich vorbildlich verhalten. Was er getan hat, war eine Hochleistung. Sein Verhalten war beispielhaft.«

»Er gehört zu den Pflichten eines Kapitäns, die Passagiere unter Einsatz seines Lebens zu retten«, wies ihn der Chefpilot kurz ab. Er wandte sich an die anderen Anwesenden: »Ich danke Ihnen. Sie müssen mich jetzt entschuldigen. Herr Petersen, bitte bleiben Sie noch einen kleinen Augenblick hier.«

Als sie allein waren, blickten die Augen des Chefpiloten etwas weicher. Er seufzte.

»Ich weiß natürlich, dass Sie alles getan haben, um das Leben der Passagiere zu retten. Was das technische Versagen des Flugzeuges angeht ...« Er fixierte Niels mit einem durchdringenden Blick. »Sind Sie ganz sicher, Petersen, dass der Fehler nicht bei Ihnen liegen kann?«

»Sie meinen, dass ich das Unglück verschuldet habe ...?«, fragte Niels atemlos.

»Nun, jedem von uns kann es passieren, dass man einmal in einem wichtigen Augenblick nicht ganz bei der Sache ist. So ein langer Flug von Südamerika nach Deutschland kostet Kraft. Da können einem schon einmal die Nerven durchgehen ...«

»Sie wissen, dass das nicht passieren darf!«, fuhr Niels auf. »Sonst hätten Sie sich auch damals nicht für mich verwendet ...«

Der Chefpilot senkte den Kopf. Sein Gesicht war ernst.

»Ich glaube Ihnen, Petersen. Aber es wird andere geben, die erst Beweise haben wollen. Versicherungsgesellschaften, Kollegen, die Leute von der Verwaltung. Erst wenn bewiesen ist, dass Sie nicht die geringste Schuld an dem Unglück tragen, darf ich Sie wieder als Kapitän einsetzen.«

»Soll das heißen, dass Sie vorhaben, mir meine Flugerlaubnis entziehen zu lassen?«

»Ich habe es nicht vor, Petersen. Ich muss es tun. Herrgott, nun haben Sie doch Verständnis, dass ich gar nicht anders kann! Soll ich den Leuten sagen, dass Sie sich heldenhaft benommen haben? Die wollen wissen, ob Sie Schuld tragen oder nicht. Helden sind denen gleichgültig.«

»Ich soll also nicht mehr fliegen ...«, sagte Niels mit ungläubigem Staunen, als ob er die Worte des Chefpiloten nicht mehr richtig verstanden habe.

»Nun dramatisieren Sie doch nicht alles so schrecklich, Petersen. In spätestens einem Monat ist geklärt, dass Sie nicht die geringste Schuld tragen. Dann sitzen Sie wieder auf der linken Seite einer Flugzeugkanzel.«

Niels blickte zu Boden. »Ja, ich weiß, Sie können nicht anders«, sagte er leise.

Er wandte sich um und ging zur Tür.

»Petersen!«, rief der Chefpilot, bevor Niels die Tür öffnete.

»Ja?«, fragte Niels. Er fühlte sich plötzlich entsetzlich müde.

»Lassen Sie sich nicht so schnell unterkriegen, Petersen! Ich weiß doch, was los ist! Sie sind einer unserer besten Leute. Also, Petersen ...«

Der alte Chefpilot zauberte ein Lächeln auf sein zerfurchtes Gesicht, das ein aufmunterndes Lächeln sein sollte.

***

Marion Petersen erhob sich von der Couch und trat zum Fenster.

»Jetzt müsste Niels aber wirklich bald kommen«, sagte sie mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen.

»Weshalb hast du es plötzlich so eilig. Langweile ich dich?«

»Ach, Frank-Peter! Natürlich langweilst du mich nicht. Aber ich hatte mich so sehr darauf gefreut, bei dem schönen Wetter zum Schwimmen an die Ostsee zu fahren. Niels verbummelt die schönste Zeit. Und bald ist es zu spät, um noch zu fahren.«