Die Welt durch Pferdeohren - Uta Paulus - E-Book

Die Welt durch Pferdeohren E-Book

Uta Paulus

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Beschreibung

Durch die gekringelten Ohren eines Marwari buntes Treiben in einem indischen Dorf beobachten, über die Stoppelmähne eines mongolischen Ponys hinweg endlose Weiten sehen, isländische Naturgewalten im Tölt-Takt erleben - zehn Jahre lang bin ich durch die Welt gereist, immer in Verbindung mit Pferden. Es ist eine Art des Reisens, die entschleunigt, einen näher an die Menschen und die Kultur führt, fernab von Touristenpfaden. Und es waren Reisen, die mich im Inneren berührt und verändert haben.

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Seitenzahl: 136

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Für alle, denen ich auf meinen Reisen begegnet bin – Menschen und Pferden. Und für alle, die mich zu Hause wieder willkommen geheißen haben

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Faszination Trailreiten

Island – eine Portion MUT

Indien – DANKBARKEIT empfinden

Namibia – die NATUR spüren

Mongolei – FREIHEIT erleben

Dominikanische Republik – so etwas wie VOLLKOMMENHEIT

Ein paar Impressionen (Bildteil)

Peru – auf TRADITIONEN stolz sein

Kroatien – KINDHEITSTRÄUME werden wahr

Italien – OFFENHEIT wird belohnt

Lesotho – der INTUITION folgen

SPANIEN – LEBENSFREUDE geniessen

Rumänien – ZURFRIEDEN sein

Reise zu mir selbst

ANHANG: Praktisches und Tipps

Packliste

Links und Hinweise

Vorwort

Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich die Weite der mongolischen Steppe, die Palmen der Karibik, die gekringelten Ohren eines indischen Marwari-Pferdes. Ich spüre die Hitze Afrikas, die meinen Körper lähmt, und den Staub der isländischen Lava-Wüste, der mein Gesicht bedeckt, ich höre das Hufgeklapper vom Ritt durch ein andalusisches Dorf. Nirgends sonst habe ich so intensiv empfunden und mich so lebendig gefühlt wie auf meinen Reiterreisen. Ein Jahrzehnt voller Erfahrungen, Herausforderungen, Begegnungen und Entdeckungen. Erfahrungen ganz praktischer Natur – wie gut, dass es Powerbanks gibt – körperlicher Art – manchmal war ich völlig am Ende, aber auch mit Erfahrungen, die mich im Innersten veränderten. Nachdem ein eigenes Pferd und dann auch Corona das Reisen eingeschränkt hatten, merkte ich immer mehr, wie sehr die vielen Stunden im Sattel in aller Welt meine Seele geformt und gefestigt haben. Dieses Buch ist für alle Pferdeliebhaber, die neugierig sind auf Rassen, Reitweisen, für alle Reiselustigen voller Fernweh, die mit mir mehr über die bunte Welt erfahren und in andere Kulturen eintauchen wollen, aber auch für alle, die Antworten suchen auf Fragen, die man sich bewusst vielleicht nie gestellt hat, die man aber bekommt, wenn man genauer hinschaut und in sich hineinhört.

Faszination Trailreiten

Wenn man bedenkt, dass eine Woche Trailreiten mehr kostet als eine Woche Wellness-Hotel mit vier Sternen, ist es manchmal schwer, andere davon zu überzeugen, dass das ein toller Urlaub ist. Vor allem, wenn man dann sogar oft noch auf Komfort verzichtet, in Zelten schläft und auf warme Duschen verzichtet. Deshalb machte ich mich auch oft allein auf den Weg, traf aber dann immer auf Gleichgesinnte, die genau so verrückt sind. Doch was ist denn nun das Großartige an dieser Art Urlaub? Ich kann nur versuchen, zu beschreiben, was ich dabei erlebe und empfinde, um diese Begeisterung Euch vielleicht näher zu bringen. Zum einen ist es für mich unglaublich wichtig, Natur und Tiere um mich herum zu haben. Das tut der Seele gut, ist wunderschön und erdet. Reiten ist – mit Unterbrechungen – mein Hobby seit Kindertagen. Im Sattel sitzen, für mehrere Stunden am Tag, ist daher für mich die schönste Art, meine Freizeit zu gestalten. Bei einem Trail heißt das bis zu 5-6 Stunden. Zugegeben: Manchmal bekomme ich da auch noch Muskelkater. Und eine falsch sitzende Hose hat mir in Island eine schmerzhafte Wunde ins Bein gescheuert, was zur Folge hatte, dass ich mit abgespreiztem Knie reiten musste – was völlig falsch ist. Reiten ist Sport, und auch wenn Trailreiten weniger anstrengend ist als eine Dressurstunde, kommt man dabei an seine körperlichen Grenzen. Besonders, da man dem Wetter, egal ob Kälte oder Hitze, Wind und Regen, relativ schutzlos ausgeliefert ist. In der Mittagspause liege ich meist nur irgendwo rum, zur Not auf dem Boden, und döse. Auf Steinen, an Bäume gelehnt, im Gras.

Doch dieses Erleben der Elemente und zu spüren, wie man an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommt, das ist auch das Großartige. Raus aus der Komfortzone, dem Büroalltag, dem Sitzen und Faulenzen. Wer wandert, kennt dieses Gefühl bestimmt, am Ende des Tages erschöpft, aber glücklich am Ziel anzukommen, angenehm ausgepowert. Gewandert bin ich auch schon und gebe zu, das war mir teilweise zu anstrengend. Wandern zu Pferd ist da doch schon etwas angenehmer – und man kommt weiter! Der Abend nach einem Trailtag ist dann immer von wohliger Ruhe erfüllt. Man hat Appetit vom langen Tag – mittags gibt es nur ein Satteltaschen-Picknick, oft nur einen Müsliriegel o.ä. – und freut sich über meist deftige, frisch zubereitete Kost. Bisher hatte ich immer wahnsinnig gute Küchenfeen dabei, die unterwegs tolle Leckereien gezaubert hatten. Eine Meisterleistung an Organisation und Improvisation. So fehlte selbst im afrikanischen Busch die Sahne zu den Brownies nicht – auch wenn das Schlagen per Hand eine länger dauernde Gemeinschaftsarbeit wurde. Danach sitzt man am prasselnden Lagerfeuer, vielleicht mit einem kühlen Bier, oft mit einem großartigen Sternenhimmel über sich. In der Nähe hört man ab und zu die Pferde schnauben, bevor man ins Zelt oder die Hütte und seinen Schlafsack kriecht und sofort einschläft – meist sehr früh. Denn mit dem Tageslicht erwacht auch schon wieder das Camp, und es wieder wird selbst in der Wildnis ein leckeres Frühstück gezaubert, bevor man die Pferde holt, putzt und sattelt (oder manchmal auch gesattelt vor die Nase gestellt bekommt). Man sitzt auf, und wieder liegt ein Trailtag vor einem. Gehen wir ruhig im Schritt, bleibt Zeit, den eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen oder zu fotografieren. Landschaften, Menschen und Tiere kommen einem näher, als wenn man nur per Auto durchfährt.

Wird dann ein Galopp eingelegt, ist Adrenalin angesagt. Im leichten Sitz auf dem rasenden Pferd, der Wind treibt einem Tränen in die Augen, manchmal sind Freudentränen dabei, oft würde ich am liebsten schreien vor Glück. Das ist Freiheit, gleichzeitig Spaß und eine Einheit von Mensch und Tier. Als Reiter faszinieren mich auch immer wieder die Pferde - brav, leistungsstark, ausdauernd, lauffreudig, unkompliziert, zäh. Auch wenn der Umgang manchmal etwas ruppiger ist als in Deutschland, die Haltung meist robust - solche Pferde liebe ich. So vergehen die Trailtage, folgen einem immer gleichen Rhythmus, ich muss mich um nichts kümmern, nur den Moment genießen. Dafür verzichte ich gern auch ein paar Tage auf eine Dusche – und übrigens: ein Bad im kalten Gebirgsbach oder auch nur ein nasser Waschlappen nach einem Tag mit brennender Sonne und Staub reichen aus, um sich sauberer und erfrischter zu fühlen als je zuvor. Ein kleines Beispiel, was mir oft erst gar nicht so bewusst wird – und was man sehr gut unter dem Begriff „Achtsamkeit“ erfassen kann, der heute so gern als Empfehlung für ein erfüllteres Leben ausgesprochen wird. Reiten ist Achtsamkeit in Reinform, und so ein Trail lässt einen auch alles andere bewusster erleben. Das war der Schlüssel dafür, dass mich die Reisen als Mensch verändert haben.

Island – eine Portion MUT

Mein Ritt durch Island ist DIE Reise gewesen, die mich süchtig gemacht hat. Süchtig nach Trailritten. Und es war meine erste Solo-Reise. Allein geplant, gebucht, gemacht. Allein reisen - bis dahin ein Unding. Doch Island war mein großer Traum, und ich fand einfach niemanden, der mitwollte oder konnte. Entweder, weil diejenigen nicht reiten konnten, oder weil es einfach zu teuer war. Island ist teuer, und gerade der Ritt war ja der Grund, warum ich da hinwollte. Wo sonst ist ein Land so mit seinen Pferden verbunden, gibt es eine - und nur eine - Rasse, die seit Jahrhunderten rein gezüchtet wird? Die Reise war das Beste, was mir passieren konnte. Sie nahm mir die Angst vorm Alleinreisen und begeisterte mich fürs Trailreiten. Und so kam es, dass ich auf einem lauffreudigen Isi sitze und durch das karge Hochland Islands reite.

Was zunächst als Wolke am Horizont erscheint, wird beim näher kommen zur weiß-blauen Eismasse, die aus dem dunklen Gebirge hervorzuquellen scheint. Zwischen dem riesigen Langjökull-Gletscher und dem kleineren Höfsjökull reiten wir sechs Tage lang durch Island, von Nord nach Süd. Auf Reitpfaden abseits der Autopiste, mit 50 Islandpferden, 30 davon laufen frei mit, durch das unbewohnte Hochland. Sechs Tage sind wir unterwegs, 240 Kilometer insgesamt. Das Gepäck kommt per Auto abends zu den Hütten. Am Pferd habe ich nur Bauchtasche mit Foto, Taschentüchern etc. dabei. Wasser gibt es ebenfalls unterwegs, ebenso Kekse. Mittagessen auch - dazu später mehr. Aufgereiht wie an einer Perlenkette geht es im flotten Tölt vorwärts, vorn Reiter, dann die Herde, dann wieder Reiter. Bis zu 40 Kilometer am Tag legen wir zurück auf den „Wikinger-Pferden“, die zwar vom Stockmaß her als Ponys gelten, doch zu Recht nicht so genannt werden – schon gar nicht von den Isländern. Das beste Beispiel, dass Isis auch von „Großen“ geritten werden kann, ist Gylfi. Der Lehrer, der im Sommer Reit-Touren führt, ist 1,95 Meter groß. Das einzige Problem, das stellenweise dabei auftaucht, sind tiefe Rinnen. Auf weichem, dunklem Boden haben die Pferde metertiefe, schmale Furchen hinterlassen – da müssen langbeinige Reiter die Füße hochziehen. Und das im schnellen Tempo. Doch nicht nur auf diesem Untergrund ist die Geschwindigkeit hoch, auch im Geröll, durch Flussbetten und über moosbewachsene Huppel. Nur auf der steinharten, wellenartig abgekühlten Lava oder bei steilen Auf- und Abstiegen wird Schritt eingelegt. „Auf diesen Wegen würden wir zu Hause nicht reiten, schon gar nicht so schnell“, ist immer wieder zu hören. Trittsicherheit hat hier viele Namen: Heljar, Tjaldur, Snudur, Oðinn, Lysingur. Die Aussprache ist schwierig, und da wir ständig Pferde wechseln, kann sich die Namen niemand merken. „Hat schon mal jemand den Haflinger geritten?“ fragt Andrea bei der Neuzuteilung. Natürlich ist es kein Haflinger, der blonde, kräftige Fuchs mit Blesse sieht aber so aus. Denn Tiere anderer Rassen gibt es nicht auf der Insel – Importverbot. Das soll auch vor hier unbekannten Seuchen schützen. Dennoch grassierte in diesem Jahr eine Bakterien-Infektion. Die Atemwegserkrankung führte sogar dazu, dass der Landsmót, die alle zwei Jahre stattfindende große Leistungsschau, abgesagt wurde. Zudem musste der Export von Mai bis Mitte September gestoppt werden. Auch wenn nicht genau klar ist, wie der Virus ins Land kam: Es ist eigentlich auf jeden Fall verboten, gebrauchte Reitausrüstung mitzubringen. Jeder Reiter, der nach Island fährt, sollte diese Auflage ernst nehmen – auch wenn die Kontrollen am Flughafen nicht sehr streng sind.

Auch die Reitveranstalter hatten mit der Krankheit zu tun. So wurde die Tour über die andere Hochlandroute, die Sprengisandur, abgesagt. Zu lang, zu hart und keine Möglichkeit, ein erkranktes Tier mit dem Hänger abzuholen. Doch auch auf der Kjölur wird ihnen viel abverlangt. Guide Caro hat Ersatzeisen, Nägel und Hammer dabei und muss mehrfach als Schmied schuften. Ein Pferd lahmt eines Morgens, doch es muss noch bis zur nächsten Hütte mitlaufen, erst dort kann es abgeholt werden. In früheren Jahrhunderten wurde die Kjölur als Route zum Alþingi, der jährlichen gesetzgebenden Versammlung in Þingvellir genutzt, da in ausreichenden Abständen Wiesen zu finden sind. Diese nutzen auch wir für Pausen: die vorderen Reiter stoppen und bringen die Herde zum Stehen, die hinteren schließen sacht auf, die Herde wird eingekreist. Wir entfernen die Nasenriemen und lassen auch die Reitpferde grasen. Zeit, um einen Schluck aus der Wasserflasche zu nehmen. Zeit, sich kurz zu setzen und die baumlose Weite auf sich wirken zu lassen. Mal in saftigem Grün, dann in grauem Geröll oder dunkler Lava. Ein breiter Gletscherfluss hat sich tief in eine Ebene eingegraben, kleinere Bäche stürzen sich von den Bergen.

Zeit, ein paar der schwarzen Krähenbeeren zu pflücken und zu naschen. „Herr der Ringe hätte auch hier gedreht werden können“ sind wir uns einig. Hanno erinnert daran, dass Zauberer Gandalf samt Walle-Gewand und Zauberstab dann auf einem kleinen weißen Isi im Tölt durch Mittelerde hätte flitzen müssen. Schließlich heißt es wieder: Nasenriemen überstreifen, aufsitzen. Die Front-Reiter gehen los, die Herde reiht sich ein. Von hinten muss nur ab und an getrieben werden. Mit leisen Pfiffen fordert Caro Nachzügler auf, wieder schneller zu werden. Zudem hat sie ein Auge auf Ausreißer. Verlässt ein Tier die Reihe, folgt sie ihm auf ihrem Pferd, treibt es zurück zur Gruppe.

Immer wieder kommen wir an umzäunten Paddocks vorbei. Hier treffen wir auch unser Versorgungsauto, sehnsüchtig wird das „Essen auf Rädern“ von Köchin Eyglö erwartet. Wenn die Pause vorbei ist, begeben sich unsere Guides inmitten des Gewusels aus Pferden, die in einer Ecke zusammengetrieben werden. Ruhig gehen sie durch die Herde, nähern sich langsam den ausgewählten Tieren, umfassen sie und streifen die einfache Trense über. Meist wirkt die Ruhe auf die Pferde, doch manche wollen sich nicht einfangen lassen, sondern tobt mit angelegten Ohren durch die Menge, alle Pferde geraten in Bewegung, die Guides werfen sich in den Weg.

„Da denkt man, das sind Wildpferde“, sagt Heidrun, die das Einfangen gebannt beobachtet, „und dann sind sie ganz brav.“ Auch mein Pferd, ein Falbe diesmal, bleibt ruhig, lässt sich putzen, ohne zu zucken. Putzen heißt: Den groben Dreck aus der Sattellage entfernen. Denn nach getaner Arbeit lassen sich die Pferde an besonders staubigen Stellen zum genüsslichen Wälzen nieder. Da für die Gruppe nur eine Bürste im Umlauf ist, zeigt Gylfi, dass es auch ein Stückchen Holz tut. Hufe auskratzen? Unbekannt. Dann wird gesattelt. Jeder Reiter bekommt „seinen“ flachen, isländischen Sattel mit geschwungenen Steigbügeln, der dann auf jedes zugeteilte Pferd kommt – und offenbar immer passt. Bequem sind sie, ebenso wie die meisten Pferde. „Töltet der?“ ist am Anfang eine häufige Frage. Bis auf zwei Ausnahmen reitet zu Hause niemand Gangpferde. Die Anleitung von Gylfi war denkbar einfach: tief sitzen, Hände hoch. Es wird klar, dass es auch Tölter gibt, die nicht so gut zu sitzen sind: Pferde, die lieber traben oder galoppieren. Aber es gibt auch die "Sofas", wie Funi, ein herrlicher Fuchs, der mein Favorit wird. Die Herde setzt sich zusammen aus Tieren des Veranstalters und Pferden, die von verschiedenen Besitzern angemietet wurden. Auch Gylfi hat fünf seiner Pferde mitgebracht. Auf der Weide stehen immer die zusammen, die vom selben Hof kommen. Ein kleiner Fuchsschecke ruft lautstark nach seinen Kumpels und sucht deren Nähe. Einmal darf er ausnahmsweise ungeritten zwischen uns mitlaufen, um hinter seinem im Einsatz befindlichen Kumpan zu sein.

Auch für die Reiter ist die Tour anstrengend. Am zweiten Tag geht es stundenlang durch Staub. Alle sind verdreckt, einige haben Muskelkater oder wunde Stellen an den Knien – niemand ist ambitionierter Wanderreiter, aber alle wollten sich auf das Abenteuer Hochland einlassen. Abends entschädigen uns warme Duschen. Nur eine Hütte hat keine. Dennoch: der Komfort ist ausreichend. „Seit ich angefangen habe, die Touren zu machen, hat sich dahingehend viel verändert, früher gab es kein fließendes Wasser“, erzählt Gylfi.

In einer der hellen Sommernächte, in einer Höhle im Lavafeld, berichtet er vom Geächteten Eyvindur und seiner Partnerin Halla, die sich 20 Jahre im Hochland versteckten. Beim atemberaubenden Blick vom steinigen Höhenpass hinab in das grüne Tal der Diebe, Þjófadalur, erfahren wir, dass hier die Gesetzlosen Jagd auf die umherstreifenden Schafe machten. Einmal ziehen wir freiwillig den klaren Gebirgsbach einer Dusche vor. Noch besser ist die Badestelle in Hverevellir, einem der zahlreichen Geothermalgebiete. Dort raucht die Erde, blubbern Wasserlöcher, fauchen kleine Kegel - Ablagerungen aus Sinter und Schwefel - lautstark Dampf aus. Wir sitzen im warmen Wasser im natürlichen Hot Pot und entspannen, bevor wir uns hungrig am Tisch versammeln. Es gibt mal Lammbraten, mal gegrillten oder gekochten Fisch, dazu Beilagen. Der Weg wird zum Ziel, es spielt sich eine angenehme Routine ein, vom Übernachten im Schlafsack in den Hütten über das Frühstück mit Hafergrütze, das Satteln, das Reiten, die neuen Pferde. Der regelmäßige Pferdewechsel ist nicht nur dazu da, um die Tiere gleichmäßig zu belasten, sondern auch, um „möglichst viel Erfahrung zu sammeln und die unterschiedlichen Charaktere kennen zu lernen“, erklärt Gylfi. Wenn uns hier doch mal Wanderer oder, in der Nähe der Straße, Autos oder Busse begegnen, wird unsere lange Pferdeschlange zum beliebten Fotomotiv. Kein Wunder, gehören die Pferde doch zu Island wie Gletscher und Vulkane.

Noch heute ist diese erste Reise wie ein Wendepunkt in meinem Leben, der mich immer daran erinnert, auch mal mutig zu sein, Neues zu wagen, sich einen Traum zu erfüllen, auch wenn andere skeptisch sind.

Indien – DANKBARKEIT empfinden

Nach Indien - der Pferde wegen? Was auf den ersten Blick etwas weit hergeholt klingt, ist durchaus etwas Besonderes. Denn in Indien gibt es eine ganz spezielle Pferderasse, die Marwaris. Außerhalb des Landes gibt es nur zwei winzige Herde in Frankreich bzw. den USA. Ihr Kennzeichen: Die nach innen gebogenen Ohren! Marwaris waren auch die Kriegspferde der Rajputen, hochgeschätzt, Statussymbol und mit vielen Legenden verknüpft.