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Tagebuch einer Kreuzfahrt, in 121 Tagen um die Welt. Mit über 380 professionellen Fotos.
Das E-Book Die Weltenbummler auf Kreuzfahrt wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Meer, Fotografie, Tagebuch, Erfahrungsbericht, Kreuzfahrt, Mittelmeer, Weltreise, Weltenbummler, Seereise, Magellan, Aida, Flusskreuzfahrt, Transocean
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Seitenzahl: 420
Veröffentlichungsjahr: 2017
Gerhard Moser
&
Achim Kurtz
Tagebuch einer Reise in 121 Tagen um die Welt
„Wenn du in den Ruhestand gehst, dann wollten wir doch immer die Reise machen, die am weitesten entfernt und körperlich am anstrengendsten ist.“ Achim schaute mich fragend an. „Das dauert noch etwas, bis es soweit ist.
“Wir saßen im Wohnzimmer, jeder seinen Laptop vor sich und surften durch das World Wide Web.
„Die Monate bis zum nächsten Jahr sind schnell vorbei, auch wenn jetzt erst März ist. Außerdem benötigt eine Reise viel Vorbereitung. Australien ist groß. Wenn wir dann auch noch zwei Monate Neuseeland anhängen wollen, brauche ich schon Zeit, um alles einigermaßen zu koordinieren.“ Er ließ nicht locker.
„Wenn du so ausgiebig fragst, hast du bestimmt schon irgendwelche
Ideen.“ Alles schien mir noch so weit weg.
„Mir geht ein Gedanke durch den Kopf, der mich nicht mehr loslässt. Nachdem wir so viele Folgen von Verrückt nach Meer gesehen haben überlege ich, ob wir die Rückreise vielleicht mit einem Schiff machen könnten. Ich suche schon seit Tagen im Internet, habe aber bis jetzt noch nichts Passendes gefunden. Was hältst du von dieser Idee?“
„Können wir ja mal recherchieren.“ Überzeugt war ich von dieser Idee nicht. Aber es konnte ja nicht schaden, mal darüber nachzudenken.
Damit war für mich das Thema zunächst abgeschlossen.
Doch, wie Achim nun mal ist, hakte er immer wieder nach.
Einige Tage später, wir waren wieder beide mit unserem Laptop zu Gange, schickte er mir per Mail einen Link zu einer Seite, auf welcher man verschiedene Schiffsreisen ansehen konnte.
„Nur zur Info; schau doch mal auf die Seite, da sind ganz interessante Angebote dabei, allerdings noch nicht das, was ich suche.“
Also klickte ich die Seite an.
„Das sind alles nur Weltreisen, die können wir mal machen, wenn wir zwanzig Jahre älter sind.“
„Das ist klar, aber wir suchen doch eine Möglichkeit, mit dem Schiff von Australien nach Hause zu kommen. Such einfach mit, vier Augen sehen mehr.“
So begab ich mich auch auf die Reise durchs Internet, sah viele tolle Reisen und noch mehr Ideen, die ich aber alle als Schnapsidee fallen ließ.
„Das ist es, ich habe die Reise.“ Ich war elektrisiert.
„Hör mal zu, ich glaube, ich habe genau das Richtige gefunden.“
Gespannt schaute mich Achim an.
„Ich suche seit Tagen, und du willst nach zwei Stunden genau die Reise gefunden haben?“ Ich hörte nur Skepsis und Zweifel aus seiner Stimme.
„Cruise & Maritime Voyages (CMV) bietet nach umfangreicher Renovierung und Umbau ihres Schiffes Magellan eine Weltreise zu Sonderkonditionen. Da unser Schiff zu seiner ersten Weltreise aufbricht, bieten wir alle Kabinen mit 50% Preisnachlass an. Die Reise dauert 120 Tage. Den genauen Verlauf und nähere Einzelheiten entnehmen sie dem Anhang.“
„Wie bekloppt ist das denn?“ Achim sah mich entrüstet an.
„Warum, so ein günstiges Angebot kommt bestimmt nicht so schnell wieder. Wissen wir, wie alt wir werden und welche Reisen wir in zehn Jahren noch machen können?“ Ich war von meiner Idee begeistert. Lass uns doch einfach mal nachfragen, welche Kosten insgesamt auf uns zukommen. Dann können wir immer noch entscheiden, ob wir wollen. Die Reise beginnt ohnedies erst im Januar. Bis dahin haben wir noch alle Zeit der Welt.“
Ich sah Achim an, dass er der Sache nicht traute.
„Wir wollten eigentlich nach Australien und Neuseeland, und nicht vier Monate über die Meere dieser Welt schippern.“
„Australien wird auf der Reise mehrfach angefahren, Neuseeland ebenfalls. Da bekommen wir mindestens einen kleinen Eindruck von diesen zwei Ländern. Wenn es uns gefällt können wir im Rahmen einer Überwinterung in Indonesien für einige Wochen rüber fliegen. Das sind von Bali aus nur wenige Stunden.“
Wir diskutierten den halben Tag, kamen aber noch zu keinem endgültigen Ergebnis.
„Ich rufe nachher bei TransOcean in Offenbach an. Das ist die deutsche Vertretung von CMV,“ erklärte ich Achim beim Frühstück am nächsten Morgen. Ich hatte den Eindruck, dass er der Weltreise nicht mehr ganz ablehnend gegenüberstand.
„Ja, mach mal. Vielleicht wissen wir dann mehr,“ war der einzige Kommentar.
„Wann immer sie Fragen haben, rufen sie an. Wir sind täglich zu den üblichen Bürozeiten telefonisch gerne für sie da.“ Die Dame im Büro war sehr freundlich und gab gerne Auskunft.
„Die Landausflüge kosten ca. 50 bis 100€ pro Person. Über alles andere kann sie noch nichts sagen, da die Magellan vorher noch nie eine Weltreise gemacht hat. Sie kann nur mit der Astor, einem Schwesterschiff vergleichen. Warten wir eben noch ab. Allerdings sollten wir nicht mehr zu lange warten, da in unserer Preisklasse nur noch wenige Kabinen zur Verfügung stehen.“ Mehr konnte ich Achim über das geführte Telefonat nicht berichten.
„Das sagen sie immer. Ausgebucht sind die noch lange nicht. Alles in allem hört sich das aber nicht schlecht an.“ Wir diskutierten den Rest des Tages immer wieder, tauschten unsere Gedanken und Ideen aus und waren uns schließlich einig, am nächsten Tag zu buchen.
„Wann bekommen wir die Unterlagen zugeschickt?“ fragte ich bei der Buchung am nächsten Tag.
„Die endgültigen Unterlagen bekommen sie ca. sechs bis acht Wochen vor der Abfahrt. Sie können uns aber jederzeit kontaktieren. Die Rechnung geht ihnen in den nächsten Tagen zu. Wenn sie uns anrufen, geben sie die Buchungsnummer durch. Die Anzahlung überweisen sie bitte in den nächsten zwei Wochen. Damit ist ihre Buchung dann verbindlich.“
Geschafft, die Weltreise war gebucht!!! Eine verrückte Idee wird zur Wirklichkeit.
„Sophia wollte doch vielleicht mit uns auf die Reise gehen. Hatte sie nicht irgendwann erwähnt, dass sie solch eine Reise gerne mit uns machen würde?“ Achim sah mich fragend an.
„Stimmt, da sollte ich mal nachfragen.“
Gesagt, getan.
„Hallo Sophia, wir haben eine Reise rund um die Welt gebucht. Dauert allerdings vier Monate und ist nicht in Abschnitten zu buchen. Wenn, müsstest du die ganze Zeit mit uns reisen.“
Spontan wie immer und nach nur wenigen Sekunden kam die Antwort. „Momentan habe ich Besuch. Wir können uns ja später darüber unterhalten. Buch bitte schon mal eine Einzelkabine für mich. Kommt aber nur eine mit Fenster in Frage.“
„Wenn ich jetzt für dich buche, gibt es aber kein Zurück mehr.“
„Nein, nein alles in Ordnung. Es bleibt dabei und wir reden morgen weiter. Habe jetzt keine Zeit, da ich mit meinem Besuch in die Stadt möchte.“
Die Monate vergingen. Es gab viel zu tun. Die Anzahlung war geleistet und somit die Buchung rechtsgültig. Eigentlich sollten die Reiseunterlagen sechs Wochen vor der Abreise bei uns eintreffen. Es kam nichts.
Fünf Wochen vor dem Abfahrtstermin in Amsterdam rief ich das Reisebüro in Offenbach an.
„Wir warten auf die Reisedokumente, damit wir endlich Ausflüge buchen können und nähere Einzelheiten über den genauen Reiseverlauf, den Zubringerbus und Angaben zum Gepäck haben.“
„Ausflüge können sie im Internet schon lange buchen. Die Reiseunterlagen bekommen sie rund drei Wochen vor der Abreise. Denken sie bitte daran, die Restsumme frühzeitig zu überweisen. Nur dann bekommen sie die endgültigen Dokumente zugeschickt.“
Die denken doch nur an ihr Geld. Ob der Kunde genaue Informationen hat, interessiert keinen.
„Wissen sie, wir reisen seit über zwanzig Jahren, aber solch schlechte Vorbereitung wie dieses Mal hatten wir noch nie. Jetzt erzählen sie mir von Buchungen der Ausflüge im Internet. Hätte da nicht mal eine kurze Info, wenn vielleicht auch nur per E-Mail kommen können? Aber von ihnen kommt überhaupt nichts.“
„Ich schicke ihnen nochmals einige Infos per Post. Da können sie alles genau nachlesen. Das Schiff Magellan macht seine erste Weltreise. So können wir immer nur auf die Erfahrungen des Schwesterschiffs Astor zurückgreifen. Da gelten aber oft ganz andere Bedingungen.“
Im Internet konnten wir uns tatsächlich anmelden und die Landausflüge vorbuchen. Das war vermutlich schon längere Zeit möglich, denn die schönsten Ausflüge waren bereits ausgebucht. Eine langwierige Suche begann. Da wir jeweils für Sophia und uns in unterschiedlichen Accounts buchen mussten, ging das alles nur über zwei PCs parallel.
Zwei Tage später kamen tatsächlich noch Unterlagen, die allerdings nur noch mehr Verwirrung stifteten. Da war die Rede von einem Koffer pro Person, von einem Getränkepaket für nicht-alkoholische Getränke, von einem kostenlosen Wäscheservice, und, und, und.
Wieder war es notwendig, das Reisebüro in Frankfurt zu kontaktieren.
Ein netter Herr erklärte mir, dass tatsächlich nur ein Koffer und ein Handgepäck pro Person im Bus transportiert werden könne und der Rest des Gepäcks über den Sonderservice verschickt werden müsse. Selbstverständlich koste das extra. Von einem Getränkepaket None - Alkoholika wisse er nichts, auch nicht von einem kostenlosen Wäsche Service.
„Ich hoffe, ihnen damit gedient zu haben. Bei weiteren Fragen, rufen sie gerne wieder an.“
Zack – aufgelegt.
Noch vier Wochen bis zur Abreise und keine genauen Informationen.
Die Verwirrung wird immer größer. Wenn jeder nur einen Koffer im Bus mitnehmen darf, und zwei Gepäckstücke über den Sonderservice transportiert werden müssen, wird das teuer. Nach meinen Berechnungen kämen wir dann zusammen auf rund 1500 € für Hin - und Rückfahrt. Das kann ja wohl nicht sein. Sofort fange ich wieder an zu recherchieren. Die Taxizentrale erklärte mir, dass eine Rückfahrt ab Amsterdam nicht buchbar sei. Wir überlegten, ob uns jemand aus unserem Bekanntenkreis fahren könnte. Christian, Sophias Sohn sagte sofort zu. In der Autovermietung im Haus nebenan fragte ich auch nach, ob es eine Möglichkeit gab, uns – und das viele Gepäck! - kostengünstig zu transportieren.
„Ich höre mich um. Da wird sich bestimmt etwas finden. Ich habe da eine Idee, will aber noch nichts versprechen. Ich melde mich bei ihnen.“ Herr T. war für uns bisher immer Ansprechpartner, wenn es, bezogen auf Autos und Transport, Probleme gab.
Tatsächlich fand er jemanden, der uns für 800€ nach Amsterdam und zurückbringen wollte. Welch eine Erleichterung. So konnten wir Christian dankend absagen, da er ohnedies genug zu tun hatte.
Jetzt blieb nur noch, die Busfahrt bei TransOcean zu stornieren.
„Kein Problem,“ beschied mir die nette Dame im Büro in Offenbach. „Warum wollen sie die Fahrt eigentlich stornieren? Das kostet nur unnötige Gebühren.“
Ohne Wecker werden wir am frühen Morgen wach. Trotz Reisefieber haben wir erstaunlich gut geschlafen. Schnell noch die letzten Dinge erledigen: die Orchideen gießen, den Müll runterbringen und das Handgepäck überprüfen. Alles da. Da man ja nie weiß, wie pünktlich das Taxi kommt, machen wir uns frühzeitig fertig. Achim ist dabei seine Schuhe zu binden, da klingelt es an der Haustür. Tatsächlich kommt das Taxi 25 Minuten zu früh. Sophia sitzt bereits im Fahrzeug, ihr Gepäck ist im Kofferraum verstaut. Was da aber vor der Tür steht – ist ein ganz normales Taxi.
„Wo ist das bestellte und zugesagte Großraum Taxi?“ Auf diese Frage zuckt der Fahrer nur mit den Schultern.
„Wird schon klappen...“ Er fängt an zu drücken, zu drehen und zu stapeln. Es gelingt ihm tatsächlich, die sechs großen Koffer und die sieben kleineren Rucksäcke und Taschen in seinem Auto unter zu bringen. Wir saßen allerdings eingequetscht wie Dosenfisch. Kurz nach der Abfahrt leuchtet es am Armaturenbrett rot auf: Überladen, Reifendruck kontrollieren.
„Das macht nichts, schaffen wir...“, ist der einzige Kommentar des Fahrers. Mehr Deutsch kann er offensichtlich auch nicht. Er fährt einfach etwas langsamer.
Am Flughafen geht die Suche nach der Bushaltestelle los. Die auf dem Voucher angegebene Haltestelle gibt es nicht. Ich laufe die Haltestellen der Fernbusse ab, frage an den Schaltern in der Halle – aber keiner kann mir helfen. Da es eisig kalt ist, stellen wir uns in der Halle in die Nähe des Ausgangs. So haben wir den ganzen Platz im Blick und sehen alle Busse, die an- oder abfahren.
Schließlich kommt ein Bus von Hunau Reisen. Er fährt direkt auf den ersten Halteplatz. So brauchen wir unser Gepäck nicht weit zu schleppen. Im Bus ist Platz genug. Für unseren Voucher interessiert der Fahrer sich überhaupt nicht. Er hakt die Namen auf einer Liste ab. Damit hat er seine Pflicht erfüllt. Außer uns steigt noch eine weitere Person ein. Im Bus sitzen fünf Leute. Insgesamt neun Personen in diesem riesigen Bus. Welch ein Luxus. In Düsseldorf, Essen und Oberhausen steigen noch fünf weitere Mitreisende ein. Jeder sitzt in seiner Ecke, kaum jemand unterhält sich. Das ändert sich, als in Oberhausen Usch einsteigt. Sie kommt direkt auf uns zu und fragt, ob sie sich uns anschließen darf. Sie sei alleine und hätte eine solch lange Reise noch nie alleine unternommen. Wir laden sie ein, sich zu uns zu setzen.
Sophia sieht man an, dass sie dieses „Eindringen in unsere Dreisamkeit“ überhaupt nicht mag. Sie reagiert reserviert und sehr zurückhaltend. Usch stört sich überhaupt nicht daran und unterhält sich aufgeweckt mit uns. Trotz eines Staus auf der Strecke geht die Fahrt nach Amsterdam sehr zügig. Allerdings verfährt sich unser Busfahrer mehrfach, bis er die richtige Halle zum Check In findet. Dort kommt kurzfristig etwas Stress auf. Das große Gepäck wird uns direkt abgenommen. Jeder mit Taschen und Rucksack behängt soll nun auf die Schnelle seinen Pass und die Reisedokumente finden. „Wo hast du...?
Hattest du nicht dort...?“ Das Durcheinander löst sich aber schnell auf und wir können in Richtung Schiff gehen. Der Bordfotograf will das erste Bild machen, was wir ablehnen. So zerzaust und verstruwwelt wie wir sind! Dann geht es durch den ersten Sicherheitscheck. Das Handgepäck wird durchleuchtet, wir gehen durch das Sicherheitstor. Natürlich piepst die Schleuse. Der Gürtel und eine Münze in der Tasche sind der Grund. Ablegen und erneut durch die Schleuse. Alles in Ordnung, keine Terrorgefahr. Und dann stehen wir zum ersten Mal vor dem riesigen Schiff, welches für die nächsten vier Monate unser Zuhause sein wird. Ein komisches Gefühl, da wir noch nie eine Schiffsreise gemacht haben. Alles ist für uns neu und ungewohnt. Das Schiff macht auf uns einen guten Eindruck. Alles weiß gestrichen. Hoch oben hängen die Rettungsboote. Wir gehen durch den Zugangstunnel und kommen direkt auf die Ebene fünf, wo sich auch die Rezeption befindet. Auch hier herrscht ein enormes Chaos. Alle rennen durcheinander. So lassen wir zunächst unsere Bordkarte abändern und bringen den Check-in hinter uns. Weil wir in Amsterdam einsteigen, werden wir automatisch als Holländer registriert. Das kleine Problem ist aber schnell behoben. Als nächstes steht die Frage an, ob wir das „Getränkepaket“ buchen wollen. Wir überlegen, rechnen und diskutieren. Das Paket kostet 12,50 Pfund pro Person, macht umgerechnet rund 32 € zusammen. Da alle Getränke, auch die alkoholischen Drinks in diesem Preis eingeschlossen sind, buchen wir. So muss keiner überlegen, ob er jetzt einen Wein, eine Limo oder einen Cocktail trinken will. Die Kreditkarte wird für die Abbuchungen freigeschaltet – und das war es auch schon. Jetzt sind wir offiziell Mitreisende auf dieser „Jungfernfahrt der Magellan“.
Ein junger Mann bringt uns zu unserer Kabine. Wir haben die Nummer 4033 auf der untersten Ebene. Tiefer unten wohnt nur noch das Personal. Wir drücken dem Boy ein Trinkgeld in die Hand, nachdem er uns den Fernseher, die Schränke und das Badezimmer gezeigt hat. Er bedankt sich und geht.
Die Kabine gefällt uns. Sie ist größer als erwartet. Zwei getrennte Betten, drei Schränke, in denen sich auch ein Safe befindet und ein kleines Badezimmer mit Dusche und WC. Das Beste ist allerdings das riesige Fenster, durch welches wir das Meer beobachten können. Was will der Mensch mehr? Bis unser Hauptgepäck kommt, dauert es recht lange. Sophia ist in der 7. Etage untergebracht. Von der Aufteilung her ist die Kabine wie die unsrige. Da sie eine Einzelkabine hat und in der „besseren Klasse“ untergebracht ist, hat sie zusätzlich einen Wasserkocher zur Verwendung. Daneben sind einige Kaffeetüten und Teebeutel mit Zucker und Milchersatz gelagert. Nun ja, bei dem Preis...
Wir testen das Telefon. Kabinennummer ist auch die Telefonnummer. Es klappt und sie hebt sofort ab. Gleich beim ersten Telefonat gehen die Probleme los.
„Mir fehlt ein Handgepäck,“ klagt Sophia.
Da wir ohnedies auf dem Weg zu ihr sind, um sie zur Sicherheitsübung abzuholen, schauen wir an der Rezeption vorbei. Tatsächlich stehen da drei einsame Taschen, alle ohne Namensschild. Auch Sophias Tasche ist dabei. Irgendwie war das Schild abhandengekommen. Wir nehmen die Tasche mit, ohne dass uns jemand aufgehalten oder um Legitimierung gebeten hätte. Sophia ist froh, jetzt ihr ganzes Gepäck zu haben. So gehen wir zum Deck 9, wo im Taverner`s Pub die Erklärungen zum Sicherheitsverhalten im Notfall abgegeben werden. Die Anwendung der Sicherheitsweste, welche jeder aus seiner Kabine mitgebracht hat, wird erklärt und die einzelnen Gruppen begeben sich an ihren „Sammelpunkt im Falle eines Notfalls“. In unserem Falle ist das die Show Lounge auf Deck 8 und 9. Danach wissen wir allerdings noch nicht, welches Rettungsboot wir aufsuchen sollen. Vielleicht ist das auch unwichtig. Wird wohl jeder in irgendeines der vielen Boote springen. Nach der Übung legen wir die Westen in Sophias Kabine und gehen zum Abendessen. Heute ist „offene Sitzung“. Jeder kann sich in einem der Restaurants auf Deck 8 oder im Bistro auf Deck 10 setzen, wohin er will. Ab Morgen wird Tisch 3 im Waldorf Restaurant unser fest zugewiesener Platz sein. Es ist ein Tisch für sechs Personen und wir fragen uns natürlich, wer unsere Tischnachbarn sein werden. Nach dem Essen machen wir einen Rundgang durchs Schiff. Am Ende des kleinen Erkundungsganges liefern wir Sophia in ihrer Kabine ab und nehmen unsere Rettungswesten mit in unser Domizil. Der Abend ist dem Auspacken der Koffer gewidmet. Erstaunlich, was alles in die Schränke passt. Insgesamt ist es zwar etwas eng, aber wir bringen fast alles unter. Dinge, die man selten braucht werden im
Erste Eindrücke auf der MS Magellan
19.01. Donnerstag – Tag 14 - auf See
Bereits um sieben Uhr sind wir im Fitnessraum. Heute lassen wir den Körper auskühlen, bevor wir duschen. Nach dem Frühstück legen wir uns an Deck für eine viertel Stunde auf die Liege. Ich genieße die Sonne, Achim zieht es vor, im Schatten zu bleiben. Die Sonne scheint von einem leicht bewölkten Himmel. Es sollen auch heute wieder 25°c werden. Der Winter scheint für uns vorbei zu sein.
Nach dem Mittagessen machen wir unsere, schon zur lieben Gewohnheit gewordene „Pause“. Achim arbeitet an seinen Bildern, ich mache einen kleinen Mittagsschlaf von meist einer ¾ Stunde.
Danach treffen wir uns um 15 Uhr mit Sophia und Doris zum Rummikub. Sophia behandelt uns mehr und mehr wie ihr „persönliches Personal“. Laufend bekomme ich von ihr zu hören, dass ich böse zu ihr sei. Ich werde den Teufel tun, mir von ihr vorschreiben zu lassen, was ich sage und mache und vor allem, mit wem ich mich unterhalte. Beim Spielen hält sie uns oft nur die Karte hin und zeigt, wohin wir diese legen sollen. Langsam werde ich sauer auf sie. Wenn das die ganze Reise so gehen soll, sehe ich schwarz. Wir diskutieren das Thema auf unserer Kabine und kommen zu dem Entschluss, uns etwas mehr von ihr zurück zu ziehen. Achim ruft sie kurz vor dem Abendessen an und teilt ihr mit, dass wir heute im Bistro zu Abend essen und sie alleine ins Waldorf gehen soll.
Im Bistro herrscht himmlische Ruhe. Die Tische sind auch hier festlich eingedeckt, drei Bedienungen in roten Jacken laufen durch den Saal und bringen den rund 30 Reisenden ihre gewünschten Getränke. Drei weitere vom Personal in gelben Jacken entfernen das gebrauchte Geschirr von den Tischen. Wir nehmen uns aus der reichlichen Auswahl, was wir heute essen wollen. Alles in reichlichen Mengen vorhanden. Neben zwei Buffets für Salate gibt es zwei für warme Speisen und eines für Dessert. Dazu gibt es zwei verschiedene Suppen und die Pizza Ecke.
Es gefällt uns hier sehr gut und wir werden in Zukunft bestimmt öfters hier essen.
Nach dem Essen geht Achim zu Sophia und erzählt ihr, was uns auf der Seele brennt. Sie ist ganz überrascht, erkennt in ihrem Verhalten aber nichts Fehlerhaftes. Sie beteuert, wie sehr sie doch auf uns angewiesen ist und dass alles nicht so gemeint war... Beide Seiten haben in dieser Nacht schlecht geschlafen.
Aufenthalt von 8.00 bis 23.00 Uhr. Die Insel ist vor allem durch den gleichnamigen Likör bekannt. Die Karibikinsel liegt etwa 65 km nördlich von Venezuela und ist kaum größer als Usedom. Für Urlauber ein echter Geheimtipp. Die drei Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao bilden den Verband der sogenannten ABC – Inseln.
Da unser Ausflug „Curaçao entdecken“ schon um 8.45 Uhr beginnen soll, nehmen wir ein zeitiges Frühstück ein. Das Restaurant hat früher geöffnet und wir können in aller Ruhe unsere Brötchen genießen. Es beginnt wie immer mit einem riesigen Chaos, bis alle in den richtigen Bussen sitzen. Wir haben dieses Mal die deutschsprachige Tour gebucht, da Sophias Englisch etwas eingerostet ist. Direkt bei der Begrüßung unserer Reiseleitung erkennt Achim, dass diese aus seiner Heimat, dem Aachener Umland sein muss. Im späteren Gespräch stellt sich tatsächlich heraus, dass sie aus Aachen kommt, aber schon über 20 Jahre auf Curaçao lebt.
Der erste Halt ist, wie kann es anders sein, in einem Museum. Es gibt darin nicht viel zu sehen. Das Interessanteste ist das große Glockenspiel, welches vom inneren des Museums wie eine Orgel gespielt werden kann und dann von den im Freien hängenden Glocken intoniert wird. Unter den vielen, teils stark restaurierungsbedürftigen Gemälden entdecken wir auch eines von Isaak Israel. Von diesem Künstler haben wir zu Hause auch ein Gemälde. Am aktivsten sind in diesem Museum die Moskitos. Sie stechen wie wild. Vermutlich haben wir sie in ihrer Ruhe gestört.
Danach geht die Fahrt über die riesige „Königin Juliana Brücke“ auf die andere Seite des Hafens. Insgesamt hat die Insel ungefähr die Größe von Usedom. Dort sind wir in der Fabrik angemeldet, in welcher der berühmte Likör „Curaçao“ hergestellt wird. Dieser Likör ist ein Zufallsprodukt eines Holländers, der die Orangen, die auf der Insel in Massen wachsen zu Schnaps verarbeiten wollte, aber feststellen musste, dass es nicht klappt. So ließ er diese vor sich hin gammeln – und siehe da, je länger sie lagerten, umso besser der Likör. Es gibt fast zehn Sorten, außer dem berühmten „Curaçao Blue“. Der einzige Unterschied ist jeweils die Lebensmittelfarbe. Neuerem Datum sind die Curaçao Creme und der Schokoladen Likör. Diese dürfen wir auch probieren. Allerdings werden diese Proben nur Teelöffelweise in einem kleinen Gefäß aus Waffelteig gereicht. Ein Happen, nach dessen Verzehr ich nicht feststellen kann, ob der Geschmack nach Likör oder Waffel überwiegt. Die „Alcolado Glacial“ ist eine erfrischende Flüssigkeit, die allerdings nur äußerlich angewendet wird und dem Kölnisch Wasser vergleichbar ist. Es ist ein grünes, nach Menthol und Eukalyptus riechendes Fluidum, welches zur Einreibung verwendet wird. Wir probieren es an den Armen und im Nacken aus und stellen tatsächlich eine kühlende Wirkung fest. Für 10 € kaufen wir eine Flasche dieses „wertvollen Alleskönners“, da er auch gegen Moskito Stiche helfen soll. Curaçao Likör wurde leider nie auf der Insel patentiert, was zu zahlreichen Nachahmern in aller Welt führt. Das Original erkennt man an den runden Flaschen.
Die nächste Station ist eine Tropfstein Höhle. Die „Hato Höhle“ liegt etwas außerhalb und ist nur über endlose, enge und ungleiche Stufen zu erreichen. Für einige der gehbehinderten Mitreisenden schwierig zu erreichen. Sophia klammert sich an meinem Arm fest, da auch sie Schwierigkeiten hat, die Unebenheiten innerhalb der Höhle zu erkennen. Viel zu sehen gibt es in der Tat nicht. Es ist nur schwül und drückend in der Höhle. Die wenigen Ventilatoren, die überall verteilt herumstehen, schaffen es kaum, die Luft zu erfrischen. Da auch die Außentemperatur heute auf 29°C vorausgesagt ist, kommen wir bei unserer Rückkehr an die Luft, vom Regen in die Traufe. Danach geht es schon wieder zurück zum Schiff. Auf einem kleinen Umweg zeigt uns die Reiseleiterin noch einen See, in welchem einige dutzend Flamingos stehen. Ein Anblick, den wir hier nicht erwartet hätten.
Und das war die „Entdeckung Curaçao´s“??? Wieder sind wir Stunden unterwegs, haben aber von der Insel sehr wenig gesehen.
Nach dem Mittagessen an Bord bleibt Sophia wieder „zu Hause“ und wir machen einen Spaziergang in die Stadt. Entlang der bunten, toll restaurierten Häuserfront gehen wir durch das alte Fort, in welchem sich unzählige Geschäfte und Restaurants befinden bis zur schwimmenden Brücke. Diese überqueren wir ohne Probleme, da wir die Schaukelei vom Schiff gewohnt sind.
Curaçao
01.02. Mittwoch -Tag 27 -auf See
Gegen halb acht werden wir wach. Beim Frühstück ist der Service heute sehr schlecht. Meist bedienen wir uns mit Kaffee und Tee selbst. Danach gehen wir auf die Kabine. Ich schlafe eine Stunde, Achim bearbeitet Bilder. Vor dem Mittagessen setzen wir uns an der Schattenseite auf zwei Stühle und schauen auf die fast spiegelglatte See. Achim kommt mit einer netten Engländerin ins Gespräch. Sie besucht ihre Geschwister in Australien und reist deshalb nur bis Sydney. Plötzlich sehen wir einen Hai hochkommen, der einem oben schwimmenden Tunfisch einen dicken Fetzen aus dem Leib reißt. Sofort bildet sich eine riesige Blutpfütze um den Tuna herum. Der Hai schwimmt in die Tiefe und zieht eine breite Blutspur hinter sich her. Kurz darauf sehen wir einen riesigen Hammerhai, keine zehn Meter vom Schiff entfernt. Er wurde vermutlich vom Geruch des Blutes angelockt.
Nach dem Essen machen wir eine kurze Siesta, da um zwei Uhr die Äquator Überschreitung ansteht.
An der Filmkamera ist der Akku leer. Bei der Überprüfung der Kassette stellt sich heraus, dass noch die Reinigungskassette in der Kamera ist, die Achim zu Hause eingelegt hat. Alle bisherigen Aufnahmen, besonders die von Curaçao, Aruba und Acapulco sind also nicht vorhanden. Nun denn, that´s life.
Als wir an Deck kommen, sind alle guten Plätze zum Beobachten der anstehenden Zeremonie zur Überquerung des Äquators besetzt. Schließlich holt uns Usch zu sich auf Deck 11, wo wir noch einigermaßen etwas sehen können. Das ganze Spektakel ist mit den Bildern von Verrückt nach Meer nicht zu vergleichen. Alles viel ruhiger. Es wird gesungen, der Fisch geküsst und in den Pool gesprungen. Nach einer guten halben Stunde ist alles vorbei.
Wir setzen uns an Deck 10 in den Schatten. Der Andrang von Reisenden löst sich schnell auf.
Nach dem Abendessen – wir sind auch heute wieder die letzten, die den Speisesaal verlassen – gehen wir die Bilder in der Foto Galerie ansehen. Es gibt mittlerweile viele von uns, aber wenige sind schön, und schon gar nicht brauchbar. Die „italienische Show“ um halb neun ist spitze. Die hätten noch Stunden so weitermachen können.
Die Mischung aus Musik und Show ist erstklassig. Danach setzen wir uns vor die Captain´s Lounge und hören uns einfach die Musik und das englische Quiz an. Monika setzt sich zu uns und wir unterhalten uns lebhaft, bis sie gegen halb elf zur Show geht. Danach setzt sich Stefanie noch eine Stunde zu uns. Wir laden sie auf einen Wein ein und sie erzählt aus ihrem Leben. Sie fühlt sich ganz wohl auf dem Schiff, nachdem jetzt die täglichen Meckereien weniger werden.
Gegen halb zwölf gehen wir in die Kabinen.
02.02. Donnerstag – Tag 28 - auf See
Gegen halb acht werden wir wach; welch pünktliche Regelmäßigkeit. Heute ist es im Restaurant nicht so kalt. Gestern brauchte man noch eine Jacke.
Danach machen wir einen Rundgang über das Schiff. Wir kommen nicht weit, weil wir immer jemanden treffen und einen kurzen Plausch halten. Im Bistro treffen wir Dana. Sie begrüßt Achim mit Küsschen. „Hallo mein Freund. Schön dich zu sehen“. Da sie von den meisten Engländern wegen ihrer lauten Sprache gemieden wird, freut sie sich immer, wenn Achim sie anspricht. In der grünen Oase treffen wir Doris und Hanno, die beide ins Bücherlesen vertieft sind. Dann kommt der Engländer John dazu. Achim wird oft mit diesem „Doppelgänger“ verwechselt und als dieser angesprochen. Dieser erzählt uns in Kurzform sein Leben. Last but not least unterhalten wir uns auch noch mit Usch, die auf Deck 11 in der Sonne liegt. Auf Deck 10 gibt es heute Kosmetika und Olivenöl im Angebot. Wir nehmen eine Flasche Öl mit, welches das „Beste Olivenöl der Welt“ sein soll und ich entscheide mich für einen neuen Duft: Opium. Wir haben viel Spaß und locken mit unserem Lachen einige Kunden an den Verkaufsstand. Sophia, auf dem Weg zur Kabine steht plötzlich auch hinter uns. Beim Angebot, mein Parfüm mit ihrer Karte zu bezahlen, stellt sie die Ohren auf Durchzug. Sie muss schnell aufs Zimmer, da sie ja soooo verschwitzt ist. Die ganzen Tage nervt sie mich bereits, was sie mir zum Geburtstag schenken soll. Hier wäre nun eine Möglichkeit gewesen. Nun dann, kaufe ich mir den neuen Duft eben selbst.
Vor dem Mittagessen sitzen wir wieder an Bord und schauen auf das Meer. Heute ist allerdings nichts Aufregendes zu sehen. Beim Mittagessen setzt sich eine nette Deutsche zu uns an den Tisch und wir kommen ins Gespräch. Eine Schriftstellerin aus Bad Nauheim.
Nach der Siesta gehen wir Rummikub spielen.
Wie kann jemand sagen, fünf Seetage seien langweilig. Sie fliegen so schnell vorbei und kein Tag ist wie der andere.
Vor dem Abendessen ist bei unseren deutschen Nachbarn in der Kabine ein unendliches Geschreie. Er beschimpft seine Frau, weil sie zu ihm gesagt hätte, er sei Abschaum. Er steigert sich so hinein, dass ich an die Wand klopfe. Ohne Ergebnis. Das Geschrei geht unvermindert weiter. Vor dem Essen bitte ich Stefanie, den Sicherheitsdienst vorbei zu schicken, da sich das Ganze recht bedrohlich anhört.
Nach dem Abendessen sitzen wir mit der deutschen Fraktion in der Captain's Lounge. Um halb neun beginnt die Show: Eine magische Nacht der Musik. Im Vergleich zu den Shows an den Tagen zuvor richtig enttäuschend.
Die klassische Musik in der Hamptons Bar danach entschädigte uns etwas. Gegen halb elf gehen wir in die Kabinen.
03.02. Freitag – Tag 29 - auf See
In der Nacht habe ich das Gefühl, das Schiff steht. Ich höre kein Motorengeräusch.
Morgens wache ich mit Hals- und Kopfschmerzen auf und bleibe im Bett. Achim wird um sechs Uhr wach und geht zum Abrufen der Mails. Da alles gut klappt, verschickt er auch gleich einige Postkarten über Poka Maxx. Gegen halb acht ist es vorbei mit dem guten Empfang. Anscheinend hat es sich herumgesprochen, dass früh am Morgen fürs Internet die beste Zeit ist. Achim bringt mir etwas zum Frühstücken aus dem Restaurant mit. Ich schlafe fast nur. Zum Mittagessen gehe ich mit Achim ins Raffels, bin aber froh, anschließend zurück zu sein. Danach schlafe ich wieder fest ein und schreibe den nächsten Blog, als Achim zum Rummikub geht.
Gegen halb sechs kommt Achim zurück in die Kabine. Wir machen uns fertig und gehen zusammen ins Bistro zum Abendessen. Da es schön ist und im Bistro eine Grundreinigung durchgeführt wird, essen wir an der frischen Luft auf Deck 10, dem eigentlichen Gelände des Grills. Wie schön an der frischen Luft zu sitzen. Danach machen wir noch einen Rundgang über die Decks, bevor wir wieder auf die Kabine gehen. Achim wird später mit Sophia in die Show gehen. Heute ist das Thema: Songs aus den Filmen von James Bond. Ich bleibe in der Kabine und gehe bald schlafen.
04.02. Samstag – Tag 30 - auf See
Achim wird bereits um sechs Uhr wach. Er geht auf Deck 9, verschickt Karten und den nächsten Blog. Mit meinem Laptop geht das alles recht langsam. Sophia hat 10 Adressen, an die sie gerne eine Karte verschickt haben möchte.
Nach dem Frühstück geht Achim in den heißen Whirlpool. Um 10.30 Uhr beginnt die vorgeschriebene Sicherheitsübung an Bord. Dieses Mal werden die jeweiligen Gruppen zu ihrem Rettungsboot gebracht. Das Ganze dauert fast eine Stunde. Ob das im Notfall tatsächlich so ablaufen würde? Ich wage es sehr zu bezweifeln.
Nach dem Mittagessen – von überall kommt ein: „Hallo, geht es ihnen besser.... schön, dass sie wieder da sind“ – lege ich mich erneut hin. Ist doch ganz schön anstrengend.
Nachmittags spielen wir eine Runde Rummikub.
Am Abend geben Oxana und Oleg ein vierhändiges Klavierkonzert. Einfach toll. Neben uns sitzt das Ehepaar, welches auf Acapulco übereinander gestolpert war. Sie hat heute immer noch Schwierigkeiten beim Atmen. „Es wird schon wieder werden...“ ist ihr einziger Kommentar.
Danach gibt André ein Wunschkonzert in der Sinatra Lounge. Jeder hatte die Möglichkeit in den vergangenen Tagen seinen Wunschzettel mit einem Liederwunsch in die Box am Service Table der Rezeption einzuwerfen. Und es wird ein tolles Programm. Die Sinatra Bar ist bis auf den letzten Platz besetzt. Einige gehen wieder, weil sie keinen Sitzplatz mehr bekommen. Auch viele Engländer sind unter den Besuchern. André gibt alles: vom modernen Schlager über Klassiker, Musical bis Klassik. In seinem roten Anzug mit schwarzem Hemd sieht er umwerfend aus. Er wirbelt über die Bühne, sieht den Leuten direkt in die Augen und gibt jedem das Gefühl, nur für ihn oder sie zu singen. Selbst die alte Frau Heinemann, die sonst immer etwas zu bemängeln hat, strahlt, als André sie zu Udos Klassiker – mit 66 Jahren – ansieht und ihr zulacht. Sie lacht und strahlt zurück. Und André hält sich daran, nur das allernotwendigste ins Englische zu übersetzen. Musik braucht keine Sprache.
Nach dem Konzert sitzen wir mit André und Stefanie noch bis Mitternacht zusammen. Da die Uhren heute Nacht eine halbe Stunde zurückgedreht werden, gleicht sich das etwas aus.
Aufenthalt von 8.00 bis 18.00 Uhr. Die Insel liegt im Pazifischen Ozean und ist vulkanischen Ursprungs. Nuku Hiva zählt geografisch zur Nordgruppe der Marquesa Inseln, politisch jedoch zu Französisch-Polynesien.
Im Tagesprogramm stehen heute interessante Informationen über die Nationalitäten der Schiffsbesatzung. Insgesamt sind aus 26 Nationen 564 Leute auf dem Schiff um unser Wohl besorgt. Je 1 Mitarbeiter kommt aus: Bosnien, Dänemark, Lettland, Montenegro, Nepal und Österreich. Je 2 Personen sind aus: Ägypten, Deutschland, Italien, Kolumbien, Polen und Portugal.
Aus Kroatien, Moldawien und der russischen Föderation kommen je 3 Leute. Georgien (11), Bulgarien (15), Griechenland (19), England (20), Philippinen (26), Serbien (32), Rumänien (36), Myanmar (64), Indonesien
(65), Indien (96) und die Ukraine (156) machen das bunte Bild der Besatzung komplett.
Früh am Morgen wirft das Schiff auf dem Meer vor Nuku Hiva den Anker. Die Ankerketten rasseln. Wir bleiben trotzdem noch bis halb acht liegen. Danach gehen wir zum Frühstück, während andere bereits auf ihr Tender Boot warten. Der Himmel ist leicht bewölkt, die Temperatur aber extrem hoch, wie wir auf dem Rundgang über die Decks bemerken. Für heute sind 38°C prognostiziert. Im Vergleich zu den moderaten 28°C der vergangenen Tage ein Schlag mit dem Hammer.
Gegen zehn sind wir fertig und holen unser Ticket zum Tendern. Das geht recht zügig. Das Boot ist bereits nach einer knappen halben Stunde voll. Die Sonne strahlt und die Mitreisenden sind alle voller Spannung und Vorfreude. Die Fahrt dauert keine 10 Minuten. Selbst Sophia ist, obwohl sonst beim Tendern recht nervös, ganz entspannt. Es sind genug helfende Hände da, die ihr beim Ein- und Aussteigen helfen.
Trotzdem schaut sie sich immer wieder um, ob wir auch tatsächlich in der Nähe sind. Nuku Hiva hat nicht viel zu bieten und das, was sie bieten ist alles zu überteuerten Preisen. So soll das Taxi für eine zwei stündige Rundfahrt mit vier Personen 160 Dollar kosten. Auf die Frage, was alles darin enthalten sei, bekommen wir zur Antwort: wir fahren einmal über den Berg, da haben sie eine tolle Aussicht nach beiden Seiten der Insel (diesen Aussichtspunkt konnten wir vom Hafen aussehen), danach fahren wir zu einer tollen Kirche (diese konnten wir in einem rund 20-minütigen Spaziergang erreichen) und dazwischen können wir auch noch Fotostopps machen. Bei diesen Preisen nehmen wir gerne Abstand vom Ausflug. Edith, die 87jährige Mitreisende aus St. Augustin schließt sich uns an. Wir trinken einen frisch gepressten Mango-Ananas-Saft am Strand. Danach spazieren wir durch die Marktbuden, welche entlang des Hafengeländes aufgebaut sind. Alle bieten das gleiche Sortiment und haben sich mit den Preisen abgesprochen. Handeln ist unmöglich. Danach laufen wir entlang des Meeres zur Kirche. Wie sich später herausstellt, laufen wir zur falschen Kirche. 500 Meter weiter war noch eine Kirche, die einiges an Bildern und Schnitzereien zu bieten hatte. Gegen ein Uhr tendern wir wieder zurück zum Schiff. Unterwegs fallen einige Regentropfen.
Auf dem Schiff machen wir uns auf die Schnelle frisch und eilen ins Bistro zum Mittagessen. Welch ein Genuss, ein großes Glas Bitter Lemon vor sich stehen zu haben und in riesigen Schlucken in sich hinein zu schlürfen. Nach dem Essen bin ich so k.o., dass ich erst eine Stunde schlafe, bevor ich zum Schreiben komme. Eine erfrischende Dusche tut dann ihr übriges. An Deck finde ich Achim im angeregten Gespräch mit dem Österreicher und einem Engländer. Auch Edith sitzt mit am Tisch. Wir schlendern über die Decks und entdecken in der Ferne einen großen Schatten in der Bucht. Später kann Achim diesen Schatten fotografieren und es stellt sich heraus dass es sich um einen großen Manta handelte. Während des Abendessens legt das Schiff ab und fährt an der Insel Nuku Hiva vorbei aufs offene Meer, Richtung Tahiti/Papeete. Da heute Abend nirgendwo etwas Interessantes in den Bars oder in der Show Lounge stattfindet, setzen wir uns mit unseren Tischnachbarn, Usch und Doris auf das hintere Deck 10, nahe der Lido Bar. Der strahlende Sternenhimmel, der halb volle Mond, das Kreischen von Vögeln – eine tolle Stimmung. Wir unterhalten uns sehr lebhaft, bis sich ein deutsches Ehepaar nebenan beschwert. Sie wollen die Ruhe genießen, wir den Abend und die tolle Stimmung. Nach wenigen Minuten stehen sie auf und gehen. Sind ohnedies sehr unsympathische Leute, die immer sechs oder sieben Handtücher verschwenden, um ihre Liegen zu polstern. Sollten Liegen mit Gegenständen belegt sein, aber keine Person vorhanden, werfen sie diese Sachen auf eine andere Liege: hier wird nichts reserviert. Wie die wohl reagieren, wenn man das mit ihren Sachen machen würde???
Der Abend wird herrlich und wir unterhalten uns kreuz und quer. Nach und nach sortieren sich einzelne Gespräche heraus; Achim redet mit Hanno und Dagmar, Usch verzieht sich recht bald. Doris spricht mit Sophia, ich mit Gerda. Man kommt sich im Gespräch sehr nahe und ich erfahre viel Persönliches. Gegen elf Uhr gehen wir auf die Kabinen, nachdem Sophia vier Martinis – gerührt und nicht geschüttelt und natürlich mit Oliven, die extra organisiert werden müssen – intus hat. Auch ich habe ein Glas Wein mehr als sonst. Ich schlafe danach wie ein Baby.
Bestimmt lag es aber auch an der Anstrengung des Tages und dem Spaziergang bei ca. 36°C.
Äquatortaufe und Nuku Hiva
06.02. Montag – Tag 32 - auf See
Heute vor zwei Jahren ist meine Mutter ganz plötzlich verstorben. Ich denke gerne an sie zurück, aber nicht in Trauer, sondern in Dankbarkeit und mit schönen Erinnerungen. Die vier Wochen, welche wir auf Bali mit ihr verbracht haben, war eine ganz tolle Zeit mit vielen herrlichen und lustigen Momenten.
Erst als Sophia kurz nach acht Uhr anruft, werde ich wach. Achim sitzt am PC und schreibt. Ich mache mich schnell fertig und wir gehen Frühstücken. Der Service ist heute mal wieder recht schleppend. Während des Frühstücks können wir verfolgen, wie die Kellner die Untertassen, welche sie von anderen Tischen abgeräumt haben, nur mit einer feuchten Serviette abwischen und in den Schrank stellen. Ist das Hygiene?
Danach wollen wir in den heißen Pool, der ist aber heute auch für Achim zu heiß. So gehen wir aufs Hinterdeck in den kleinen Whirlpool. Der ist lauwarm, aber genau richtig. Als wir in den Pool steigen schwappt das Wasser über, läuft die vier Stufen runter und überschwemmt das ganze Deck. Da ist wohl eine Abflussdüse verstopft. Egal, uns geht es gut im Pool. Der Blick über das weite Meer, kühles Wasser und rund 28°C – und das am Vormittag um zehn Uhr. Was wollen wir mehr. In Köln haben sie es, laut Tagesspiegel zwar auch sonnig und bis zu 8 Grad – aber kein Vergleich zu unserem Leben an Bord. Wir sind einfach nur glücklich, dankbar und sehr zufrieden.
Beim Mittagessen sitzen wir mit André und Stefanie am Tisch. Eine amüsante, lebhafte Runde.
Um drei treffen wir uns mit Sophia und Doris zur Spielrunde, bevor wir uns um vier in der Sinatra Bar zum LGBT Treffen begeben. Wir sind mit André alleine. War nicht anders zu erwarten. Danach kommen noch sechs Leute, die am Tabu Spiel teilnehmen wollen. Ist ganz lustig. Wir sind mit André eine Spielgruppe und gewinnen: eine Tasse Cappuccino.
Danach machen wir uns fertig zum Abendessen. Wie jeden Abend kommt der Maître de Hotel am Tisch vorbei und erkundigt sich, was es Neues gibt. Meist kommen kleinere Reklamationen und Anregungen.