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In dieser Diatribe für den modernen Menschen sind Gedanken zur Beschreibung, Identifikation und zum Umgang mit Gedankenschädlingen erzählt. Es werden unter anderem die Attribuierung, die Gleichsetzung und die gesellschaftlich akzeptierte Unschärfe betrachtet und diskutiert.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2025
0 Vorwort
1 Was bisher geschah
2 Die erste Geißel: Attribuierung
3 Die zweite Geißel: Gleichsetzen von nicht Gleichsetzbarem
4 Die zweieinhalbte Geißel: Kontaktschuld
5 Wie es weiter geht
6 Und nun … kommt die Zukunft
Da ist er: Der Gedanke. Dann folgt die Idee. Einmal gedacht, ist dieser Gedanke und die Idee einfach da und beschließen zu bleiben.
Vielleicht ist der Gedanke störend, inadäquat und passt gerade nicht. Nun, dann hat man gemeinhin zwei Möglichkeiten. Man kann den Gedanken oder die Idee einfach ignorieren. Bildlich gesprochen muss man sich also einfach um den riesigen, rosa Elefanten im Raum herumdrücken. Sich also mit der Nase an der Wand und mit dem Rücken am Elefant vorbei quetschen, um zur Tür zu kommen. Ehrlich, das funktioniert noch viel schlechter, als es sich anhört. Es ist eine kräftezehrende Übung.
Oder man versucht, den Gedanken einfach zu vergesse, was aber eigentlich genauso unmöglich ist wie das Ignorieren, zumindest meiner Erfahrung nach. Das Vergessen funktioniert lediglich mit eben jenen existenziell wichtigen Dingen wie Einkaufslisten oder der PIN zur Kreditkarte. Ansonsten funktioniert das mit dem Vergessen aber meiner Erfahrung nach eben nicht.
Also ist guter Rat teuer. Was also tun, wenn dieser Gedanke, diese Idee im Kopf ist und dort gleich einem aufgeregten Kind, das nervös vor Anspannung vor dem ersten Kinobesuch auf und ab hüpft und permanent unsere Aufmerksamkeit beansprucht?
Tja, dafür gibt es keine Patentlösung.
Meine Lösung ist die Flucht in plumpen Aktionismus. Ich greife dann zum heutigen Pendant des metaphorischen Papiers samt Bleistift – der Tastatur und beginne zu schreiben. Ein weiteres Buch entsteht.
So und nicht anders hat auch das vorliegende Werk das Licht der Welt (in diesem Falle also das Licht der Flachbildschirme am Ort meines Schaffens) erblickt. Wenn ich dann am Ende mehr oder weniger zufrieden in andächtiger, langsamer Art und Weise die Hände von der Tastatur nehme, gleich der Beschwörung der Götter der Lesefreude verbunden mit der Fürbitte für viele begeisterte Leser, dann ist es geschafft, das Werk vollbracht.
Ich präsentiere mit Stolz mein neues Werk:
Die
zweieinhalb
Geißeln
unserer Zeit
Eine Diatribe
für den
modernen Menschen
zum Umgang
mit Gedankenschädlingen
Wo fange ich nur am Besten an? Ah, genau.
Wir stellen uns einmal die im Folgenden erzählte, natürlich absolut erfundene und niemals nie nimmer nie wirklich passierte Geschichte vor.
Wir sind bei einem Klassentreffen. Diese wunderbaren Gelegenheiten, bei denen man feststellen kann, dass sich die meisten Menschen nicht ändern. Vielleicht, weil sie nicht wollen, vielleicht weil sie es nicht können oder auch vielleicht deshalb, weil wir unsere Sicht auf diese Menschen über all die Jahre konserviert haben und so heute wie vor vielen Jahren zur gleichen Beurteilung unseres Gegenübers kommen (siehe 2 Die erste Geißel: Attribuierung).
Bleiben wir jedoch vorerst einmal bei unserem Klassentreffen. Wir stehen in einem Restaurant oder einer Bar, halten ein Getränk unserer Wahl fest (»... heutzutage natürlich alkoholfrei, schließlich muss man noch fahren, hach was waren das früher für Zeiten, weißt du noch ...«) und lauschen den Erzählungen aus den guten, alten Schulzeiten. Man sollte es nicht glauben, diese Erzählungen sind alle bekannt, über die vielen Jahre hinweg immer wieder wiederholt. Sie führen tatsächlich immer wieder dazu die alten Zeiten aufleben zu lassen und werden mit den Jahren immer wertvoller, da man sich sonst nicht viel zu sagen hat. Das ist eigentlich wie mit gutem Wein. Dieser ruht unter sorgsamer Aufsicht über Jahre im Holzfass ganz unten im tiefen Keller. Dabei wird er immer wieder vom Kellermeister mit aufmerksamer Sorgfalt und Fürsorge auf seinen Reifegrad hin überprüft und kommt dann in voller Güte auf den Tisch. Viele Geschichten sind allerdings tatsächlich durch die Jahre schon so abgegriffen, dass sich manche danach sehnen, wieder einmal etwas neues Altes zu hören. Aber nicht alle sind dafür bereit.
Jetzt ist der Moment da. Unser Protagonist (Achtung! Männliches Rollenbild und nicht genderneutrale Formulierung – siehe Kapitel 2 Die erste Geißel: Attribuierung) holt Luft und möchte die ausgetretenen Wege der altbekannten, aber doch wiederkäuenden Erzählungen verlassen und ergreift mutig das Wort: »Ich kann mich noch daran erinnern, wie wir am Ende des Kindergartens mit unserer Kindergartentante das Lied 'Alle Kinder lernen Lesen' gesungen haben. Ich weiß noch genau, wie wir uns dabei auf die Schule gefreut haben!«