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Dietrich Bonhoeffer – Es lebe die Freiheit! Ein bewegendes Porträt eines mutigen Widerstandskämpfers gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Zum 75. Todestag von Dietrich Bonhoeffer erscheint dieses einfühlsame Buch, das die prägenden Jahre 1931–1945 im Leben des brillanten Theologen nachzeichnet. Während die Nationalsozialisten das Deutsche Reich in ihre Ideologie einspinnen, erkennt Bonhoeffer deren Ziele rasch und wird zum lauten Mahner gegen die Partei. Er organisiert eine illegale Theologenausbildung und gründet eine klosterähnliche Gemeinschaft von angehenden Pfarrern – verborgen in Hinterpommern. Anhand von Tagebuchauszügen, Briefen und Gesprächsnotizen zeichnet Barbara Ellermeier die Wendepunkte in Bonhoeffers Leben nach und setzt sie gekonnt in den historischen Kontext. Sie zeigt, wie er sich immer wieder bewusst gegen das "Übliche" und vermeintlich "Sichere" entscheidet – auch wenn ihn dies in die Unfreiheit führt. Vom unsicheren Abiturienten entwickelt sich Bonhoeffer zu jemandem, der das anspricht, was weh tut. Der nicht schweigt, wenn es unbequem wird. Der fortwährend andere dazu ermuntert, frei zu sagen, was sie für die Wahrheit halten. Ein bewegendes Porträt eines mutigen Widerstandskämpfers, das dem Leser Kraft geben kann. Mit 5 bis 6 bisher unveröffentlichten handschriftlichen Zeugnissen Dietrich Bonhoeffers, die zeigen, wie er an den Texten gearbeitet hat. Ein besonderes Geschenk für alle, die sich für Zeitgeschichte und den Widerstand gegen den Nationalsozialismus interessieren.
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Seitenzahl: 70
Veröffentlichungsjahr: 2020
Barbara Ellermeier
Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.
Dietrich Bonhoeffer ist einer der bekanntesten deutschen Widerstandskämpfer. Im Gefängnis sagte man über ihn, dass er nicht wie ein Gefangener, sondern wie »ein Gutsherr« wirke — aufrecht und zuversichtlich. Dabei fühlte er sich selbst oftmals elend und schwach.
Am 9. April 2020 ist es 75 Jahre her, dass er auf persönlichen Befehl Hitlers hingerichtet wurde. Welche Ereignisse beeinflussen Bonhoeffers Weg in den Widerstand? Was prägt ihn in dieser kritischen Zeit? Welche Begegnungen, welche biblischen Texte helfen ihm?
Barbara Ellermeier zeichnet diese Wendepunkte in berührender Weise nach: mit einer Collage aus Tagebuchauszügen, Briefen und Gesprächsnotizen und einer feinen Erzählspur, die all diese Zeugnisse in den historischen Kontext setzt.
Widmung
Motto
Berlin, am Morgen des [...]
Dietrich Bonhoeffer: »Gemeinschaft«
Dietrich Bonhoeffer: »Über die Freiheit«
Dietrich Bonhoeffer schreibt am 28. Mai 1939
Dietrich Bonhoeffer, im Sommer 1939
Tagebucheintrag von Dietrich Bonhoeffer vom 11. Juni 1939
Tagebucheintrag vom 13. Juni 1939
14. Juni 1939
15. Juni 1939
16. Juni 1939
18. Juni 1939 – Sonntag
20. Juni 1939
21. Juni 1939
22. Juni 1939
24. Juni 1939
26. Juni 1939
28. Juni 1939
Brief von Dietrich Bonhoeffer an Reinhold Niebuhr von Ende Juni 1939
Tagebucheintrag von Dietrich Bonhoeffer vom 7. Juli 1939
Mitschrift eines Bruders (gekürzt) von Dietrich Bonhoeffers Vorlesung über die Geduld
Brief von Dietrich Bonhoeffer an die Finkenwalder Brüder vom 20. September 1939
Aus dem Aufsatz von Dietrich Bonhoeffer: »Nachfolge«
»Über die Freiheit« Notizen von Dietrich Bonhoeffer
»Freisein für etwas« Notiz von Dietrich Bonhoeffer, September 1941
Dietrich Bonhoeffers Notizen zu einem Brief, wahrscheinlich im Mai 1940
Auszug aus dem Rundbrief vom Mai 1940
Entwurf für einen Rundbrief von Dietrich Bonhoeffer an die Brüder vom 1. Advent 1942
»Über das Walten Gottes in der Geschichte« von Dietrich Bonhoeffer
Auszug aus einem Brief von Dietrich Bonhoeffer an seine Eltern vom 17. Dezember 1943 aus dem Gefängnis in Berlin-Tegel
Brief von Dietrich Bonhoeffer an seinen Freund Eberhard Bethge vom 22. Dezember 1943 aus dem Gefängnis in Berlin-Tegel
Von guten Mächten treu [...]
Stationen der Freiheit. Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, August 1944
Über die Freude
Brief aus der Haft
Überlegungen von Dietrich Bonhoeffer aus seiner Ethik
Quellennachweise
Für Petzoldts: Klaus, Luise, Christian, Martin. Ihr fehlt.
Das Freisein von etwas
erfährt seine Erfüllung
erst in dem Freisein für etwas.
Gehorsam folgt blind,
Freiheit hat offene Augen.
Man muss sich
durch die kleinen Gedanken,
die einen ärgern,
immer wieder hindurchfinden
zu den großen Gedanken,
die einen stärken.
Dietrich Bonhoeffer
Berlin, am Morgen des 1. Juli 1937. Eine Kolonne schwarzer Mercedes-Limousinen fährt beim Pfarrhaus in Berlin-Dahlem vor. Alle, die sich in der Cecilienstraße 61 befinden, stehen unter Hausarrest! Die Geheime Staatspolizei durchsucht das Gebäude!
Neben der Pfarrfrau, Else Niemöller, sind an diesem Morgen Dietrich Bonhoeffer, Eberhard Bethge und Eugen Rose – drei Pastoren der Bekennenden Kirche – anwesend. Pfarrer Martin Niemöller ist kurz zuvor abgeführt worden. Die vier wissen nicht, dass man ihn acht Jahre festhalten wird: als »persönlichen Gefangenen« Adolf Hitlers, des »Führers«. Schon eine Woche zuvor sind eine ganze Reihe ihrer Pfarrerkollegen verhaftet worden. Wie sie sich gegen diese Attacken des nationalsozialistischen Regimes zur Wehr setzen könnten, das wollten sie an diesem Morgen besprechen. Doch nun der Hausarrest.
Systematisch durchsuchen die Gestapo-Beamten Niemöllers Studierzimmer. Jede Schublade, jeden Ordner, jede Kladde. Bonhoeffer und die anderen können nur zusehen. Acht endlose Stunden lang.
Dietrich Bonhoeffer lässt sich nicht einschüchtern. Sein Glaube gibt ihm Halt. So schreibt er »Über den Morgen«:
Der Anfang des Tages soll für den Christen nicht schon belastet und bedrängt sein durch das Vielerlei des Werktages. Über dem neuen Tag steht der Herr, der ihn gemacht hat. Alle Finsternis und Verborgenheit der Nacht mit ihren Träumen weicht allein dem klaren Licht Jesu Christi und seines erweckenden Wortes. Vor ihm flieht alle Unruhe, alle Unreinheit, alle Sorge und Angst. Darum mögen in der Frühe des Tages die mancherlei Gedanken und die vielen unnützen Worte schweigen, und der erste Gedanke und das erste Wort mögen dem gehören, dem unser ganzes Leben gehört. […]1
Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens. Jeder Tag ist ein abgeschlossenes Ganzes. Der heutige Tag ist die Grenze unseres Sorgens und Mühens. Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren, um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen. […]
Die alte Treue Gottes allmorgendlich neu zu fassen, mitten in einem Leben mit Gott täglich ein neues Leben mit ihm beginnen zu dürfen, das ist das Geschenk, das Gott uns mit jedem neuen Morgen macht. […]
Nun hat Gott in dem Schweigen des Morgens sein Wort geredet, nun haben wir mit ihm und mit der Gemeinde der Christen Gemeinschaft gefunden.
Sollten wir nun nicht zuversichtlich an das Tagewerk gehen?2
Wenn er nicht in Berlin festgehalten würde, dann wäre Dietrich Bonhoeffer jetzt in Finkenwalde, in einem ehemaligen Gutshaus bei Stettin. Er würde eine kleine Gruppe angehender Pastoren unterrichten, mit ihnen Predigten erarbeiten, biblische Texte meditieren, Psalmen lesen, gemeinsam beten und singen.
Verborgen in Pommern hat Dietrich ein illegales Predigerseminar aufgebaut. Gemeinsam mit wenigen Mitarbeitern leitet er es im Auftrag des »Bruderrates« der Kirche der Altpreußischen Union, einer evangelischen Landeskirche im Deutschen Reich.
Seit 1933 sind im Deutschen Reich die Nationalsozialisten an der Macht. Systematisch attackiert die Regierung Kirchenleute, Pfarrer, Christen. In einer SS-Zeitschrift steht in diesen Wochen: Geldspenden an die Bekennende Kirche landen direkt bei Juden, Verbrechern und Huren! Man soll nichts mehr spenden!
Immer mehr Pfarrer, die von der Kanzel aus die Verfolgung der Juden oder die Angriffe gegen Kirchenleute anprangern, werden verhört, bedroht, verhaftet, zusammengeschlagen. Auch 27 junge Pfarrer, die Bonhoeffer ausgebildet hat, kommen im Lauf des Jahres 1937 ins Gefängnis.
Die Gemeinschaft mit den jungen Kandidaten im Predigerseminar bedeutet Dietrich Bonhoeffer viel. Aber er weiß auch, dass es für ihn persönlich eng wird. Unter diesem Eindruck verfasst er den folgenden Text.
Es ist nichts Selbstverständliches für den Christen, dass er unter Christen leben darf. Jesus Christus lebte mitten unter seinen Feinden. Zuletzt verließen ihn alle Jünger. Am Kreuz war er ganz allein, umgeben von Übeltätern und Spöttern. Dazu war er gekommen, dass er den Feinden Gottes den Frieden brächte. So gehört auch der Christ nicht in die Abgeschiedenheit eines klösterlichen Lebens, sondern mitten unter die Feinde. Dort hat er seinen Auftrag, seine Arbeit.3
Ein Beschluss von Heinrich Himmler, dem »Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei«, beendet die illegale Theologenausbildung durch Bonhoeffer und sein Team.
»Zum Schutz von Volk und Staat«, so heißt es in der Begründung.
Keine theologischen Kurse mehr! Keine Prüfungen! Keine Freizeiten!
Am 28. September 1937 versiegeln Beamte der Geheimen Staatspolizei das Finkenwalder Haus, in dem sich 112 junge Pastoren auf die theologische Prüfung vorbereitet haben.
Doch schon zwei Monate später machen Dietrich Bonhoeffer und seine Kollegen weiter mit der illegalen Ausbildung. »Wir denken euer aller, besonders der Gefangenen täglich. Denkt ihr auch des neuen Arbeitsanfangs bei uns«, schreibt Bonhoeffer Anfang Dezember 1937 an die jungen Pfarrer aus ihrem Kreis.
So werden in den kommenden Jahren noch einmal fünf Kurse stattfinden, in denen 67 junge Theologen für die Bekennende Kirche ausgebildet werden. In zwei Pfarrhäusern in Hinterpommern – in Köslin und Groß-Schlawe, ab April 1939 dann in Sigurdshof – können die Kandidaten sich gemeinsam auf ihre Prüfung vorbereiten. Offiziell sind sie an den unterschiedlichsten Orten einem »legalen« Pfarrer zugeordnet, bei dem sie als Vikare gemeldet sind. Zwei Superindentenden decken diese Konstellation gegenüber kirchlichen und staatlichen Stellen.
Wer kommt ins illegale Predigerseminar? Nicht mehr Studenten, sondern »Kandidaten« der Theologie. Vikare waren sie in ihren Ausbildungsgemeinden – aber sie haben sich nicht der Reichskirche unterstellt, sondern dem Bruderrat der Bekennenden Kirche. Dieser wehrt sich dagegen, dass die Nationalsozialisten einen »Reichsbischof« eingesetzt haben und systematisch versuchen, die kircheneigene Verwaltung zu beseitigen.
Faktisch ist die Evangelische Kirche in Deutschland gespalten. Die eigene Ausbildung, die eigenen Prüfungen der Bekennenden Kirche haben ein Nachspiel: Wie die Zukunft dieser jungen Menschen aussieht, ist fraglich.