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Diese Geschichte ist frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit Drachen aus Nachbarschaft und Umgebung sind rein zufällig.
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Seitenzahl: 24
Veröffentlichungsjahr: 2014
oder wie Erwin und Aurelia auf den Drachen kamen
Es war einmal in einem kleinen Kaff in der Mitte Deutschlands. Dort, wo die Welt noch schön grün war und die Menschen unter großen Bäumen in ihren Hängematten dahin dösten.
Erwin und Aurelia wohnten ein wenig abseits, direkt dort, wo der Wald beginnt. Sie dachten so bei sich, es wird Zeit, den Sandkasten aus dem Garten verschwinden zu lassen. Schließlich waren die Kinder schon seit dreißig Jahren aus dem Haus und an die erhofften Enkelchen war nicht mehr zu denken.
Aurelia beobachtete die eilig dahin ziehenden Wolken am Himmel und schüttelte gedankenverloren den Kopf. „Reli, wie sieht`s aus? Wärst du so nett? Würdest du mir bitte den Sack aufhalten?“, riss Erwin sie aus ihren Gedanken. Er stand mit einer Schaufel voller Sand erwartungsvoll da. Eilig bückte sie sich nach der großen, stabilen Papptüte und hielt sie auf. Ein bisschen zwickte es in ihren alten Gliedern. „Dass uns nicht mal einer unserer vier Jungs helfen kann …“, stöhnte sie unzufrieden. „Ach Reli, das hatten wir doch schon. Sie sind eben sehr beschäftigt“, er sah sie aufmunternd an, „und so rüstig, wie wir beide sind …“
Er strahlte sein schönstes Lächeln und Aurelia konnte nicht anders. Sie hielt freudig den Sack auf und bedankte sich im Stillen, was sie für ein Glück hatte, an ihren Erwin geraten zu sein.
Auf diese Weise verschwand eine Schaufel Sand nach der anderen in dem großen Sack. Doch plötzlich hielt Aurelia inne! Eine Hand verschloss die große Papptüte. Mit der anderen richtete sie ihre Brille. Die Stärke der Gläser ließ sie schwer werden. Und trotz der Klebstoffverstärkung, die sie selber angebracht hatte, rutschte die Brille immer wieder, vom Gewicht getrieben, auf ihre Nasenspitze. Leider sah Aurelia dann alles ein bisschen verschwommen.
Erwin stand da, mit der schweren Fuhre Sand auf seiner Schaufel: „Was ist denn nun schon wieder?“ Aurelia zeigte aufgeregt mit dem ausgestreckten Finger auf den kleinen Sandhügel. „Sieh doch!“ „Hm?“ „Ja da! Auf der Schaufel!“ „Na, was denn?“ „Ach Erwin! Du brauchst wirklich eine Brille, sieh das doch endlich ein!“ „So ein Unfug! Was ist jetzt, Reli?“ „Siehst du nicht den Stein, mein Liebling?“ Er betrachtete schweigend den etwas zu großen Kiesel.
„Findest du ihn schön? Dann heben wir ihn auf.“ Er lächelte sein altes Mädchen an. „Wir werden ihn auf ein feines Deckchen auf die Kommode legen, was meinst du?“ Sie nickte und griff vorsichtig mit zittrigen Händen nach dem seltsamen Stein.
„Sieh nur, wie hübsch er im Licht schimmert!“ Die beiden drehten und wendeten den unförmigen Stein im Sonnenlicht. Ein wenig erinnerte er an verschüttetes Altöl. Ein sattes Schwarz mit grünem und violettem Glanz. Eigentlich war er sogar ein bisschen glitschig, doch das störte die alten Leutchen nicht.
Aurelia freute sich. Und wenn das so war, fühlte sich Erwin immer sehr glücklich. Vorsichtig legten sie den Stein in die Sonne, weil er dort so herrlich glänzte. Immer wieder warfen sie während ihrer Arbeit einen Blick darauf und erfreuten sich daran.