Dino-Land - Folge 10 - Frank Rehfeld - E-Book

Dino-Land - Folge 10 E-Book

Frank Rehfeld

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Beschreibung

FOLGE 10: DIE PILGER DER ZEIT:

Vor etwa zwei Millionen Jahren, lange nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren, erschien, als vorläufige Krönung der Spezies Säugetier, der Mensch im Schöpfungsplan der Geschichte und machte sich die Erde untertan. Und nun, dank eines Experiments wider die Natur, wurde ihm ein weiteres "Spielzeug" in die Hand gegeben, das er für seine Zwecke missbrauchen kann: die Zeit!

Die Zeitbeben, die immer größere Gebiete der Nevada-Wüste in die frühe Kreidezeit zurückversetzen, sind einer Gemeinschaft von "Pilgern" Mittel zum Zweck, einen irrwitzigen Plan in die Tat umzusetzen.

Eine "eigene Menschheit" zu gründen - vor über einhundertzwanzig Millionen Jahren ...

***

DINO-LAND - RÜCKKEHR DER SAURIER:

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel - und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc "Red" Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade ...

Willkommen in "Dino-Land": Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen ...

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Inhalt

Cover

Über diese Serie

Über diese Folge

Über die Autoren

Impressum

Die Pilger der Zeit

In der nächsten Folge

Dino-Land – Rückkehr der Saurier

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Doch damit nicht genug: Das Dschungelgebiet breitet sich unkontrolliert aus und umgekehrt wird alles, was sich in der Gegenwart befindet, in die Vergangenheit gerissen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Anomalie auch Las Vegas erreicht und alles und jeden darin verschlingt!

Auch Marc »Red« Littlecloud, Mitglied einer Spezialeinheit des US-Marine Corps, wird in den Malstrom der Ereignisse gezogen. Die Lage scheint aussichtslos, dennoch versucht er zusammen mit Militär und Polizei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch in einer so fremdartigen Umgebung, unter Dinosauriern, unbekannten Krankheiten und Großwildjägern, gibt es keine Gnade …

Willkommen in »Dino-Land«: Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über diese Folge

Vor etwa zwei Millionen Jahren, lange nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren, erschien, als vorläufige Krönung der Spezies Säugetier, der Mensch im Schöpfungsplan der Geschichte und machte sich die Erde untertan.

Und nun, dank eines Experiments wider die Natur, wurde ihm ein weiteres »Spielzeug« in die Hand gegeben, das er für seine Zwecke missbrauchen kann: die Zeit!

Die Zeitbeben, die immer größere Gebiete der Nevada-Wüste in die frühe Kreidezeit zurückversetzen, sind einer Gemeinschaft von »Pilgern« Mittel zum Zweck, einen irrwitzigen Plan in die Tat umzusetzen.

Eine »eigene Menschheit« zu gründen – vor über einhundertzwanzig Millionen Jahren …

Ein fehlgeschlagenes Militärexperiment erzeugt einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum. Mitten in der Wüste Nevada erscheint ein 150 Millionen Jahre alter Dschungel – und mit ihm die Dinosaurier. Ein wahrgewordener Albtraum aus den Federn von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland.

Willkommen in »Dino-Land«: Sie sind überall - und es gibt kein Entkommen …

Über die Autoren

An der Serie »Dino-Land« haben die Autoren Wolfgang Hohlbein, Frank Rehfeld und Manfred Weinland mitgewirkt. Jeder von Ihnen hat bereits jahrelange Erfahrung im Schreiben von Action-, Fantasy-, Science-Fiction oder Horrorromanen. Mit Dino-Land gelang ihnen ein temporeicher und spannungsgeladener Genre-Mix, der sich einer der ältesten uns bekannten Bedrohungen widmet: Den Dinosauriern.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe: Copyright © 1993-1994 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Projektmanagement: Stefan Dagge

Covergestaltung: © Guter Punkt, München www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © shutterstock: metha1819 3dmotus

E-Book-Erstellung: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

Frank Rehfeld

Die Pilger der Zeit

DIE PILGER DER ZEIT

Wie immer kam das Mädchen in Begleitung des dunkelhaarigen, bärtigen Muskelprotzes in Bowlers Lebensmittelgeschäft, und wie immer, wenn die beiden den Laden betraten, begann Nick Pettys Herz schneller zu schlagen.

Um ein Haar wäre ihm die Milchpalette aus den Händen geglitten, die er gerade zur Kühltheke trug. Hastig stellte er sie ab, strich sich die braunen Haare aus dem Gesicht und bemühte sich, sein strahlendstes Lächeln aufzusetzen. Einige seiner Freunde hatten während der Schulzeit behauptet, gerade wenn er lächelte, hätte er Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Michael J. Fox, doch Nick war selbst nicht sonderlich davon überzeugt.

»Hi«, grüßte er. »Wieder mal in der Stadt?«

Es war eine selten dämliche Frage, wie ihm im gleichen Moment bewusst wurde, in dem er sie aussprach, aber auch daran hatte er sich fast schon gewöhnt. Er war zwar bereits einundzwanzig Jahre alt, aber hübschen Mädchen gegenüber verhielt er sich immer noch stets etwas unbeholfen, und ihm fiel nichts Originelles ein, was er sagen konnte. Er war schon froh, wenn er sich nicht vollständig zum Trottel machte.

»Das ist wohl nicht zu übersehen, oder?«, gab sie schnippisch zurück.

»Nein, natürlich nicht, ich meinte auch bloß …« Nick brach ab, bevor er noch mehr dummes Zeug stammeln konnte. Die junge Frau schaffte es jedes Mal, ihn durch ihre bloße Anwesenheit völlig zu verunsichern. Allerdings sah sie auch aus, als wäre sie genau zu diesem Zweck auf der Welt; als wäre es ihre Aufgabe, Männer zu verunsichern.

Sie mochte genau wie er Anfang zwanzig sein und hatte goldblonde Haare, die ihr in sanften Locken fast hüftlang über den Rücken fielen. Ihr Gesicht wurde beherrscht von den ausdrucksstarken, stets etwas traurig wirkenden blauen Augen, dem sinnlichen Mund und der Stupsnase, die es besonders hübsch aussehen ließ. Ihre Figur erinnerte an die der Models im Playboy und anderen Zeitschriften. Wie meist trug sie ein einfaches, knielanges Baumwollkleid mit einem kleinen Blümchenmuster.

Nick wusste nicht viel mehr über sie, als dass sie Nicole hieß und in einer kleinen Siedlung einige Meilen nördlich von Beatty wohnte. Etwa fünfzig Menschen lebten dort seit etwa einem halben Jahr in einfachen, selbst gebauten Hütten oder Wohncontainern. Sie bildeten eine verschworene Gemeinschaft, in der Fremde nicht geduldet wurden. Selbst der flüchtige Kontakt zu Außenstehenden wurde weitgehend vermieden.

Naturgemäß kursierten entsprechend viele Gerüchte. Von einer Aussteigerkommune wurde geredet, hinter vorgehaltener Hand tuschelte man sogar von Drogen und Sexorgien. Nick glaubte nicht daran, aber bei vielen anderen hielten sich solche oder ähnliche Verdächtigungen. In einem Ort wie Beatty, in dem nur knapp über tausendsechshundert Einwohnern lebten, von denen rund die Hälfte innerhalb der letzten Wochen und Monate bereits weggezogen waren, wurde nun mal gerne getratscht.

Selbst die Polizei wusste nichts Genaues. Ein paarmal war sie draußen bei der Kommune gewesen, hatte aber keinerlei Hinweise auf kriminelle Handlungen – welcher Art auch immer – finden können. Also ließ man die Leute ungestört gewähren, zumal sie mit ihrer Anwesenheit niemandem schadeten. Vielleicht handelte es sich einfach um eine kleine Sekte oder eine andere Gemeinschaft von Gläubigen.

»Was meinten Sie bloß?« Nicole zwinkerte ihm aufmunternd zu.

»Ach, nichts.« Nervös trat Nick von einem Bein auf das andere. Zum Glück waren gerade keine anderen Kunden hier, und Mister Blowers, der Besitzer des kleinen Ladens am Stadtrand von Beatty, räumte im Lager irgendwelche Kisten um. »Ist schon gut.«

»Nein, das ist es nicht«, widersprach Nicole ernst. »Leider ist nicht besonders viel in der Welt gut. Die Ozonlöcher wachsen jeden Tag. Luft und Wasser werden jeden Tag mehr vergiftet. Die tropischen Regenwälder sind fast vollständig abgeholzt. Gefühlskälte und Habgier bestimmen das Handeln der Menschen, und so treiben sie diese Welt immer tiefer in den Abgrund. Und da meinen Sie, es wäre schon gut?«

»So habe ich das doch nicht gemeint«, verteidigte sich Nick. Er interessierte sich nicht sonderlich für Politik, Umweltzerstörung und dergleichen mehr, und vor allem wollte er jetzt nicht mit Nicole darüber diskutieren. Deshalb wechselte er rasch das Thema. »Das Kleid, das Sie tragen …« Er räusperte sich. »Es … es steht Ihnen sehr gut.«

»Danke.« Nicole lächelte.

Ihr Begleiter legte ihr die Hand auf den Arm.

»Wir sind hier, um einzukaufen«, sagte er mit unbewegtem Gesicht. Kalt blickte er Nick an, der das Gefühl hatte, unter diesem Blick zusammenzuschrumpfen.

»Okay, okay«, murmelte er. »Die meisten Kunden haben nichts dagegen, wenn man ein paar Worte mit ihnen wechselt. Ich wollte nur freundlich sein.«

»Seien Sie Wedge nicht böse. Er ist nun mal nicht besonders gesellig. War er noch nie.« Nicole lächelte noch einmal kurz, dann griff sie in ihre Tasche und zog ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus. »Hier ist die Einkaufsliste für diese Woche.«

Nick überflog die Liste. Was darauf stand, war alles vorrätig. Die Sektenmitglieder hatten nie besonders ausgefallene Wünsche. Lediglich die geforderte Menge hatte anfangs Schwierigkeiten bereitet, da es sich um Sachen, hauptsächlich Lebensmittel, handelte, die eine ganze Woche lang für die rund fünfzig Menschen reichen sollten. Da Nicole oder ein anderer Bewohner der Siedlung aber meistens Freitag kam und stets ungefähr das gleiche verlangte, hatte sich Mister Blowers inzwischen darauf eingestellt und deckte sich rechtzeitig mit einer entsprechend größeren Menge an Vorräten ein.

Ansonsten war hier in Beatty nicht viel von den Touristen zu bemerken, die seit nun gut zweieinhalb Jahren nahezu jeden Ort überfluteten, der in der Nähe von DINO-LAND lag. Auch nach Beatty waren sie anfangs gekommen. Einige Einwohner hatten freie Zimmer vermietet oder ihre Häuser teilweise in Pensionen umgewandelt, aber der große Run war ausgeblieben.

Hauptsächlich lag es daran, dass Beatty zu nahe an DINO-LAND lag. In anderen Orten hatten die großen Touristikunternehmen und Hotelkonzerne groß zugeschlagen und zahlreiche Hotels innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft. In Beatty aber lohnte es sich nicht. Von Anfang an war abzusehen gewesen, dass der Ort schon bald von den Zeitbeben erfasst werden würde, sodass sich teure Investitionen nicht lohnten.

Anfangs war es auch für Nick eine Sensation gewesen, als aus dem Nichts heraus eines Tages mitten in der Wüste von Nevada ein Stück urzeitlichen Dschungels erschienen war, mitsamt der darin befindlichen Tiere. Zum ersten Mal war es möglich gewesen, lebende Dinosaurier zu sehen – für manche sogar aus zu großer Nähe. Obwohl das Militär das Gebiet abgesperrt hatte, hatte es vor allem im Chaos der ersten Stunden und Tage zahlreiche Tote gegeben.

Niemand war auf einen Angriff der Urzeitgiganten vorbereitet gewesen, aber natürlich waren die Saurier nicht nur innerhalb des Waldes geblieben. Einige von ihnen waren bis zu den Vororten von Las Vegas vorgedrungen und hatten dort Tod und Vernichtung verbreitet. Auch in Beatty hatte es einige Zwischenfälle mit unerwünschten Besuchern aus der Kreidezeit gegeben, doch waren sie glimpflich abgelaufen.

Das Schlimmste an allem jedoch war, dass das Zeitbeben, das aus einem fehlgeschlagenen militärischen Experiment resultierte, wie mittlerweile bekannt geworden war, kein einmaliger Vorfall geblieben war. Binnen kürzester Zeit hatte es weitere Beben gegeben, jedes etwas stärker als das vorige. Der Höhepunkt war erreicht worden, als ganz Las Vegas schließlich erfasst und in die Vergangenheit gerissen worden war. Obwohl zahlreiche Politiker und Militärs die Gefahr herunterzuspielen versucht hatten, war die Stadt überhastet evakuiert worden – keine Sekunde zu früh!

Wo sich zuvor die Glücksspielmetropole befunden hatte, erstreckte sich nun mittlerweile nichts anderes mehr als Urzeitdschungel. Die Stadt selbst existierte mitsamt der Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Bebens noch dort befunden hatten, rund hundertzwanzig Millionen Jahre in der Vergangenheit. Auch das war etwas, was man erst später herausgefunden hatte. Zwar hatte man von Anfang an gehofft, dass nicht alles, was sich im Bereich der Beben befunden hatte, einfach vernichtet worden war, doch sichere Beweise, dass es sich um eine Art Zeitwippe handelte, besaß man erst seit wenigen Monaten.

Nick Petty hatte die meisten der verlangten Sachen bereits in einer Ecke des Ladens neben der Tür gestapelt und begann nun damit, sie auf die Pritsche des Lieferwagens zu laden, mit dem Nicole und ihr Begleiter gekommen waren. Wie üblich handelte es sich nur um Grundnahrungsmittel. Genussmittel kauften die Siedler nie, weder Kaffee, noch Tee, Zucker, Alkohol oder sonst etwas.

Mühsam wuchtete er die Säcke mit Mehl, Saatgut und anderem auf die Ladefläche. Wedge sah ihm zu, ohne einen Finger zu rühren, obwohl er mit Sicherheit um einiges stärker war als Nick. Zum Abschluss schleppte Nick auch noch einige Schaufeln, Spaten und Hacken zum Wagen und verstaute sie dort.

Zwischendurch warf er immer wieder einige Blicke zu Nicole, die ihn jedoch weitgehend ignorierte.

»So, das war alles«, sagte er schließlich. »Ich rechne mal eben zusammen.«

»Vergessen Sie unseren Rabatt nicht«, erinnerte ihn Nicole.

»Keine Sorge. Zehn Prozent, wie abgemacht.« Während er mit dem Zusammenzählen begann, verließ Wedge den Laden, um zu überprüfen, ob alles richtig auf dem Lieferwagen verstaut war. Nick nutzte die Gelegenheit, sich für einen Moment mit Nicole zu unterhalten. »Wie lebt es sich eigentlich bei euch da draußen?«

»Es ist schön«, erwiderte sie. »Aber natürlich nicht vollkommen. Es ist … ein Übergang.«

»Ein Übergang wohin?«

»Die Welt sinkt in den Abgrund und ist dem Untergang geweiht, aber aus den Trümmern der alten wird eine neue erstehen«, antwortete das Mädchen geheimnisvoll. »Gott selbst hat uns ein Zeichen geschickt, um uns den Weg zu weisen.«

»Ich verstehe gar nichts.« Nick runzelte die Stirn. Offenbar stimmte die Theorie, dass es sich um eine religiöse Sekte handelte. »Wie kann es ein Mädchen wie Sie nur da draußen so einsam aushalten? Gehen Sie denn niemals aus? Zum Tanzen oder so?«

»Das sind alles nur oberflächliche Vergnügungen«, behauptete sie. »Nur die zu sehen vermögen und sich nicht durch unnütze Ablenkungen selbst mit Blindheit schlagen, werden den Weg ins gelobte Land finden. Der große Tag ist schon bald nahe.«

»Was bald nahe sein wird, ist ein neues Zeitbeben«, stellte Nick fest. »In ein paar Wochen oder Monaten spätestens wird Beatty verschlungen werden. Viele Einwohner sind schon weggezogen, und bald werden auch wir anderen evakuiert werden. Auch ihr werdet eure Siedlung dann verlegen müssen.«

»Noch ist es nicht so weit.«

»Das nicht, aber Sie kaufen auch immer Saatgut und Geräte für Ackerbau. Ich glaube nicht, dass es sich noch lohnt, etwas anzubauen. Sie haben sich nicht gerade den günstigsten Platz ausgesucht, um sich niederzulassen.«

»Wir werden gehen, wenn die Zeit reif ist«, erklärte Nicole. »Und der Platz ist …«

Sie brach abrupt ab, als Wedge in den Laden zurückkehrte, was in Nick den Verdacht erhärtete, dass es sich bei dem Muskelprotz weniger um einen Helfer, als vielmehr um einen Aufpasser handelte, der verhindern sollte, dass das Mädchen irgendwelche Kontakte knüpfte und womöglich etwas ausplauderte.

In diesem Fall erledigte er seinen Job allerdings nicht allzu gut. Noch nie in den letzten Monaten hatte Nicole bei ihrem Einkauf so viel gesprochen, und möglicherweise ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie gerade schon eine ganze Menge verraten. Aufgrund seines unsicheren Auftretens ihr gegenüber mochte sie Nick vielleicht für einen Provinztrottel halten, der aus ihren Worten sowieso nicht schlau wurde, aber da täuschte sie sich.

Er wusste zwar nicht, was ihr Gerede von einem Übergang und dem gelobten Land konkret bedeuten sollte, aber immerhin hatte sie ihm gezeigt, dass es sich bei den Siedlern nicht um ein paar harmlose Aussteiger handelte, die zu einem natürlichen Leben zurückkehren wollten. Die Gruppe war wirklich eine religiöse Sekte, und offenbar eine von der übelsten Sorte.

Kein Mädchen Anfang zwanzig, das nicht durch Gewalt oder Drogen oder einer Art Gehirnwäsche dazu gezwungen oder sonst wie verführt wurde, konnte zu einer Verfechterin solch kruder religiöser Vorstellungen werden. Jedenfalls nicht, wenn es so aussah und so intelligent war wie Nicole, also keinen Grund hatte, sich aufgrund von körperlichen Mängeln oder Minderwertigkeitskomplexen in religiösen Wahn zu flüchten.

Nick bemühte sich, sich nichts von diesen Gedanken anmerken zu lassen. Sorgfältig machte er die Rechnung fertig und rief anschließend Mister Blowers, der darauf bestanden hatte, bei solch hohen Beträgen alles noch einmal nachzukontrollieren und persönlich zu kassieren. Immerhin handelte es sich um über tausend Dollar.

Wie üblich bezahlte Nicole in bar und verabschiedete sich gleich darauf.

Sinnend blickte Nick ihr nach, bis sie sich auf den Beifahrersitz des Lieferwagens gesetzt hatte und das Fahrzeug aus seinem Blickfeld verschwand.

Ihre Worte hatten Nicks Interesse geweckt. Er war entschlossen, mehr über die seltsame Sekte herauszufinden, in deren Klauen sich das Mädchen befand.

***

Die Entwicklung gefiel Professor Carl Schneider ganz und gar nicht.

Er galt als brillanter Wissenschaftler und war der geistige Vater des Projektes Laurin gewesen, das der Entwicklung eines Schutzschirmes hatte dienen sollen, der alles, was sich darunter befand, unsichtbar machen sollte. Durch den Übereifer des damaligen militärischen Oberbefehlshabers jedoch war das Experiment nicht nur gescheitert, sondern hatte ein Loch in die Wirklichkeit gerissen und die Zeitbeben ausgelöst.

Sämtliche Hoffnungen, die Beben zu stoppen und die Zeitverschiebungen rückgängig zu machen, hatten auf Schneider geruht. Zwar unterstand alles, was mit der Sicherheit von DINO-LAND zu tun hatte, nach wie vor dem Militär, aber er war zum wissenschaftlichen Leiter des Gesamtprojektes ernannt worden. Als solcher hatte er zeitweise beinahe mehr zu sagen gehabt als sämtliche Generäle, doch diese Zeiten waren vorbei

Immer stärker hatte er in den letzten Monaten das Gefühl, zu einem Statisten degradiert zu werden. Für die Erforschung der urzeitlichen Fauna und Flora in DINO-LAND war er nicht notwendig. Er verstand von Sauriern und der übrigen Paläontologie nicht viel mehr als die meisten Durchschnittsmenschen auch. Das war Professor Sondstrups Gebiet, und der Chefpaläontologe erledigte seine Aufgabe ausgezeichnet. Schneider hatte ihm von Anfang an so wenig wie möglich in sein Forschungsgebiet hineingeredet.

Viel schlimmer für Schneider war der Eindruck, dass Militärs und Politiker in letzter Zeit immer häufiger über seinen Kopf hinweg entschieden, vielfach nicht einmal mehr Wert auf seinen Rat legten.

Innerhalb von zweieinhalb Jahren hatte man sich an DINO-LAND gewöhnt, und seit man sicher wusste, dass die Menschen in der Vergangenheit noch lebten und man einen Weg gefunden hatte, die Zeitbeben für eine Kontaktaufnahme mit ihnen zu nutzen, schien man bei Weitem nicht mehr so interessiert zu sein wie anfangs, alles rückgängig zu machen.

Im Gegenteil.

Machtgierige Narren wie General Pounder, der gegenwärtige Oberbefehlshaber, schienen Gefallen am Status quo gefunden zu haben. Nachdem die Erinnerung an die anfänglichen Schrecken längst in den Hintergrund gedrängt worden war, sahen sie mittlerweile nur noch die Vorteile des Unglücks und begannen größenwahnsinnige Machtfantasien zu entwickeln, was dadurch noch alles möglich wäre.

Eine Station in der Urzeit war bereits ein guter Anfang auf dem Weg zur absoluten militärischen Überlegenheit über jede beliebige fremde Macht. Perfekt würde diese Überlegenheit aber erst werden, wenn sie die Möglichkeit besaßen, nicht nur in eine einzige festgelegte Epoche zu springen, sondern wenn sie nach Belieben in verschiedene Zeiten reisen konnten.