Dirty Story - J.P. Conrad - E-Book

Dirty Story E-Book

J.P. Conrad

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Beschreibung

"Ich war schon seit meiner Teenagerzeit ein Fan des Films 'Basic Instinct'. Nicht nur wegen der Hochglanz-Sexszenen, sondern weil ich mir vorstellte, ihn beim Sex abzustechen. Und so habe ich es dann auch gemacht." Die junge Frau, die nackt, verschwitzt und mit blutverschmiertem Messer über ihrem Opfer hockt, ahnt noch nicht, dass ihr Mord das kleinste Übel an diesem Tag sein wird ...

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Impressum

»Dirty Story - Eine wirklich schmutzige Geschichte«

© 2015 J.P. Conrad, alle Rechte vorbehalten.

Lektorat: Jordana Vieira

Umschlaggestaltung und Satz: Perpicx Media Design, www.perpicx.de

Veröffentlichung:

© 2023 Suspense Verlag

Höhenstraße 18, D-61267 Neu-Anspach

E-Mail: [email protected]: 978-3-910463-23-3

I.

Ich war schon seit meiner Teenagerzeit ein Fan des Films ›Basic Instinct‹ mit Sharon Stone und Michael Douglas. Nicht nur wegen der Hochglanz-Sexszenen, sondern weil ich mir vorstellte, ihn beim Sex abzustechen. Und so habe ich es dann auch gemacht.

Es war einer von diesen beschissenen, schwül-heißen Tagen im Hochsommer. In der Nacht hatte es nach längerer Zeit wieder geregnet und die jetzt feuchtwarme Luft machte die Haut klebrig wie Reis vom China-Imbiss, so dass man eigentlich alle fünf Minuten hätte duschen wollen. Aber ich hatte mir vorgenommen, ihn heute, schwül hin oder her, zu ficken und ihn dann abzustechen. Der Sex war dabei eher ein Bonus für mich, der mir den unangenehmen Part, um den ich nicht herum kam, etwas versüßen sollte.

Jetzt, nachdem es passiert war, sich mein Herzschlag langsam wieder beruhigte und ich mir mein ›Werk‹ betrachtete, muss ich sagen, dass ich ihn regelrecht abgeschlachtet hatte. Aber ich sollte vielleicht doch vorne anfangen!

Es war gegen sechs Uhr, als wir aufstanden und uns beide groggy aus dem Bett wühlten. Wir waren total durchgeschwitzt, als hätten wir bereits die ganze Nacht lang wilden Sex gehabt. Aber es war die Sommerhitze, die den Raum im oberen Stockwerk in einen Brutkasten verwandelt hatte und gegen die auch das geöffnete Dachfenster und der kleine Tischventilator nichts hatten ausrichten können. Zudem war ich, angesichts meines Vorhabens, ziemlich nervös gewesen; ich hatte so etwas doch noch nie zuvor gemacht. Die meiste Zeit hatte ich in dieser Nacht wach gelegen, an die dunkle Zimmerdecke gestarrt und jede nur erdenkliche Situation vor, während und nach meiner Tat im Geiste durchgespielt.

Ihn zum Sex zu überreden, würde keine Kunst sein, dessen war ich mir sicher. Er war eigentlich immer geil und ich hatte das Gefühl, dass er ständig mit einem Harten in der Hose rumlief. Aber ich hatte kein Problem mit potenten Männern, denn ich stand, wie wohl jede halbwegs normale Frau, auf Sex. Wobei ›normal‹ natürlich viel bedeuten kann; insbesondere, wenn man einem Menschen beim Vögeln das Lebenslicht auspusten will.

Wir standen auf, rauchten eine Morgenzigarette und machten uns frisch. Dann setzte er sich gleich mit einer Flasche Bier vor die Glotze. Er war in vielen Punkten sicher nicht das, was man unter einem idealen Mann verstand; aber das war mir bisher egal gewesen und würde es in Zukunft erst recht sein.

Ich bereitete im Schlafzimmer alles vor und machte, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, das Bett wie eine ordentliche Hausfrau.

Anschließend setzte ich mich, nur in meinen dünnen Morgenmantel gehüllt, zu ihm aufs Sofa und schickte meine geübte Hand langsam auf Wanderschaft. Zuerst dachte ich, er würde sich wirklich ernsthaft mehr für die Reportage über eine Durchfallepidemie in einem Londoner Kindergarten interessieren. Als ich dann aber begann, seine Jeans aufzuknöpfen, war er bei der Sache. Ich kniete mich vor ihn und begann, ihm einen zu blasen. Er genoss es sichtlich, auch wenn er nicht einen Laut von sich gab und im Gegenteil noch ein paar Mal an seiner Bierflasche nuckelte.

Dann aber packte er mich plötzlich, grob und wild, wie schon so oft, riss mir den Morgenmantel vom Leib und zerrte mich hoch ins Schlafzimmer; wie ein grunzender Neandertaler, der irgendein Tier erlegt hatte und nun in seine Höhle schleifte. Ich war erleichtert, dass er mich ins Schlafzimmer brachte, denn er hätte mich ja auch auf dem Sofa nehmen können. Aber er war zum Glück ein Gewohnheitstier; für ihn ging Ficken nur im Bett. Und da musste ich ihn auch haben, damit mein Plan aufging.

Das große Küchenmesser, das längste, das wir hatten, lag bereits seit gestern Abend in der Nachttischschublade. Da konnte ich leicht rankommen, wenn ich ihn ritt. Und das tat ich nun ausgiebig, ihn reiten. Es war meine Lieblingsstellung, weil ich so obenauf war und die Kontrolle über meinen Stecher hatte. Ich hatte beim Sex immer gerne bestimmt, wo’s lang geht.

Der Fick war gut und ich wollte ihn erst noch genießen, bevor es auf andere Art zur Sache ging. Er hielt auch diesmal schon über dreißig Minuten durch, als ich merkte, dass er allmählich so weit war: Er schloss die Augen, konzentrierte sich nur noch auf das in ihm aufsteigende Gefühl.

Ich verlagerte meinen Oberkörper nach vorne, beugte mich etwas nach rechts, streckte den Arm aus und öffnete die Schublade. Ich griff mir das Messer und setzte mich dann wieder gerade auf.

Mit einem Mal bäumte er sich unter mir auf und verdrehte dabei ziemlich bescheuert die Augen. Er kam. Jetzt war der richtige Moment.

Ich umklammerte das Messer fest mit beiden Händen. Dann stach ich zu. Einmal. Und noch mal. Und noch mal. Mit zusammengekniffenen Augen, gerade meinen eigenen Abgang habend, stach ich wie wild und mit einem spitzen Schrei immer wieder zu; wie oft, weiß ich nicht mehr.

Aber jetzt, nachdem ich mir die Bescherung betrachtete, muss es ziemlich oft gewesen sein. Präzise war meine Arbeit sicher nicht gewesen, sonst wäre sein Blut nicht noch bis an die Wand gespritzt. Außerdem hatte ich wohl bei ein paar Stichen seine Rippen getroffen, was meinen Rhythmus etwas beeinträchtigt hatte. Aber egal. Jetzt war es passiert und das Schwein war tot. So richtig. Da brauchte man keinen Puls mehr zu fühlen, keinen Spiegel unter die Nase zu halten oder sonst irgendeinen Schwachsinn zu machen. Er lag mit zerfetzter Brust in meinem Bett.

Noch während ich ihn, mittlerweile seit fast einer Minute, keuchend anstarrte, wischte ich die Blutspritzer von meinen Titten, dem Bauch und den Oberschenkeln. Ich streifte die rote Rotze am ohnehin versauten Laken ab. Jetzt erst registrierte ich auch, wie verschwitzt ich schon wieder war.

Ok, erst mal duschen gehen!

Er würde mir schon nicht weglaufen. Während ich das dachte, musste ich unweigerlich grinsen. Ich schaute noch mal, ob nicht noch irgendwo sein Blut von mir runtertropfte und ging dann ins Bad.

II.

Als ich, nackt wie ich war und schön erfrischt, wieder ins Schlafzimmer kam, war natürlich alles noch so, wie ich es verlassen hatte: Die Luft heiß und stickig mit einer Duftnote von Sex; der kleine Ventilator kämpfte auf verlorenem Posten. Und er lag dort im Bett, tot und blutüberströmt. Zum Glück starrte er nicht noch in die Gegend; seine Augen waren geschlossen.

Einen Moment lang betrachtete ich sein Gesicht: Es sah friedlich aus, als würde er schlafen. Keine Spur von Entsetzen, Überraschung oder Schmerz. Tod beim Geschlechtsverkehr war ja eine Wunschvorstellung vieler Männer. Aber wahrscheinlich eher hochbetagt und verursacht durch einen Herzinfarkt. Nicht von einer Irren mit einem Küchenmesser abgestochen. Vielleicht hatte ihm ja der Fick trotzdem ein sanftes Hinübergleiten ermöglicht? Sein eingefrorener Gesichtsausdruck machte auf mich jedenfalls den Eindruck.

Ich schaute auf seinen Schwanz: Jetzt hatte er keinen harten Prügel mehr. Nie mehr.

Oder?

Mir gingen oft wirklich sehr unpassende und auch überflüssige Gedanken durch den Kopf, aber das machte mich jetzt doch neugierig. Mein alter Biolehrer hätte wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, aber ich wollte es wissen und es erregte mich auch irgendwie schon wieder.

Ich kniete mich vorsichtig auf das Bett, darauf achtend, kein Blut an meinen frisch geduschten Körper zu bekommen, und nahm ›ihn‹ in die Hand. Ich machte meine fachmännische Bewegung; auf und ab. Auf und ab. Nein, da tat sich nichts. Jetzt war er tatsächlich auch in diesem Punkt ein Schlappschwanz.

Schluss mit den Spielchen!, sagte ich mir dann. Es gibt viel zu tun.

Es ist diese lästige Scheiße wie beim Kochen: Erst macht es Spaß, stundenlang in der Küche zu stehen, zu schnippeln, zu würzen, zu blanchieren und tranchieren und für sich und andere die tollsten Leckereien zu  zaubern. Aber am Schluss bleibt da immer die versiffte Küche, die man sauber machen muss, wozu man aber eigentlich überhaupt keinen Bock hat. Ich gebe zu, diesen Vergleich zu bemühen, war gerade, was meine Person angeht, eher unpassend. Ich konnte nicht kochen. Meine Freunde waren der Pizza-Lieferservice und McDonalds.

Aber ich musste ihn natürlich jetzt aus dem Bett schaffen, bevor er anfing zu stinken. Und bei dem schwülen Wetter, fürchtete ich, würde das schon recht bald der Fall sein. Das würde Insekten und vielleicht die Nachbarn anlocken. Außerdem hatte ich ja nicht den ganzen Tag Zeit. Ich schaute auf den Radiowecker: Es war kurz nach acht morgens. Wann hatte ich ihn abgestochen? Das war so gegen 7.45 Uhr gewesen.

Ja, um 7.45 Uhr hat er seinen letzten Abgang gehabt. Wieder musste ich grinsen. Dann stöhnte ich kurz, da ich mich nicht länger um die Arbeit drücken konnte.

Ich begann damit, das Bettlaken zu lösen und ihn darin einzurollen. Scheiße, das Blut war tatsächlich durchgesickert. Aber die kluge Frau hatte ja vorgesorgt: Unter dem Laken hatte ich beim Betten machen eine Bauplane um die Matratze gespannt. Die hatte ich gestern Vormittag erst im Baumarkt geholt und mir noch von dem Arsch dort einen dummen Spruch anhören müssen.

»Wofür brauchst du die denn, Mädchen?«, hatte er gefragt und mich dumm angegrient. »Willst du dich einwickeln, damit Du länger so knackig frisch bleibst?«

Na ja, ich gebe zu, dass mein nuttiges Outfit nicht unbedingt nahegelegt hatte, dass ich handwerklich geschickt bin: Ich hatte Hotpants und ein bauchfreies, weißes Top mit einer knallroten Erdbeere darauf getragen, die sich über meine Titten gespannt hatte.

Die Folie hatte beim ›final Fuck‹ sogar ein bisschen geknistert, aber das hatte er natürlich in seinem Hormonrausch gar nicht erst wahrgenommen. Sie hatte auf jeden Fall ihre Aufgabe erfüllt und sein Blut von der Matratze abgehalten. Jetzt durfte ich mich nur nicht zu ungeschickt anstellen.

Ich holte also die zweite Folie aus dem Schrank, wo ich sie zwischen meinen Winterklamotten versteckt hatte, und breitete sie vor dem Bett aus. Sie war groß genug, dass ich ihn darin wie einen Burrito einwickeln konnte. Ich stieg aufs Bett und schob ihn, eingerollt im blutdurchtränkten Laken, zum Rand. Durch die Folie unter ihm ging das glücklicherweise ganz gut und ohne übermäßigen Kraftaufwand. Sein toter Körper zog eine schmierige rote Spur auf der transparenten Bauplane. Ich ging um das Bett herum und zog ihn durch das Laken am Arm auf die Folie am Boden. Er machte ein dumpfes Geräusch, als er aufschlug. Ich rollte ihn zur Mitte der Plane und schlug ihn dann wie ein Weihnachtsgeschenk darin ein: Erst links, dann rechts, dann den Kopf und zuletzt die Füße. Kein Blut war bisher auf den Boden getropft. Soweit, so gut. Aber dann fiel mir siedend heiß ein, dass ja die Wand was abbekommen hatte.

»Scheiße!«

Ich schaute hoch und betrachtete mir den etwa walnussgroßen Fleck, direkt oberhalb des Kopfendes. Würde wohl doch nicht ganz so einfach werden. Ich musste anscheinend noch mal in den Baumarkt stapfen müssen.

Trocknet Farbe bei der schwülen Hitze überhaupt?

Egal, darüber wollte ich mir jetzt noch nicht weiter Gedanken machen. Eins nach dem anderen. Denn ich musste ihn ja zunächst aus dem Schlafzimmer, die kleine Treppe runter, durch das Wohnzimmer und den Flur bis zur Kellertreppe schaffen. Dann wollte ich ihn da runter schleifen und erst mal in die große Kühltruhe legen.

Gerade, als ich mir überlegte, ob ich das unhandliche Paket überhaupt alleine die Treppe runter kriegen würde, passierte etwas, das ich nicht einkalkuliert hatte: Es klingelte an der Tür.

III.

»Fuck!«, fluchte ich. Wer war das? Ich erwartete sicher keinen Besuch und für den Postboten war es eindeutig noch zu früh. Hektisch lief ich ins Wohnzimmer und streifte mir währenddessen den Morgenmantel über. Ich vergewisserte mich, dass ich nirgendwo Blutflecken am Körper hatte, schaute noch mal kurz auf die eingewickelte Leiche am Boden und spurtete dann Richtung Haustür. Vorsichtig schaute ich um die letzte Ecke. Im Normalfall hätte ich ja einfach so getan, als sei ich nicht da. Das hätte ich sicher in 99,9 Prozent aller Fälle getan. Aber nicht jetzt.

Ach du Scheiße!

Es war Ashley, meine beste Freundin. Hatte sie da ein blaues Auge? Weinte sie? Tatsächlich konnte ich durch die geschlossene Tür ein leises Schluchzen hören. Verdammt, was war denn los mit ihr? Sofort hatte ich den Abgeschlachteten vergessen. Ashley ging vor. Hatte Mike sie etwa wieder verprügelt? Natürlich hatte er das. Warum sonst sollte sie so früh zu mir kommen? Sie klingelte noch mal energisch und ich machte einen Satz zur Tür.

»Hey, Süße. Was ist denn mit dir los?«, fragte ich sie gleich. »Komm rein!«

Ashley und ich waren seit fast fünf Jahren dick befreundet. Wir hatten uns bei einem Straßenfest ganz in der Nähe kennengelernt und uns auf Anhieb sympathisch gefunden. Sie war witzig, schlagfertig und, im Gegensatz zu mir, wesentlich bodenständiger. Zumindest damals. Zu der Zeit war sie auch noch mit Roger zusammen gewesen, einem Börsenmakler. Aber den hatte sie dann irgendwann in den Wind geschossen, nachdem sie herausfand, dass er ihre Katze vergiftet hatte. Einfach, weil ihm das Vieh lästig gewesen war. An Ashleys Stelle hätte ich ihm dann sicher irgendwann ein bisschen Arsen, Salzsäure oder keine Ahnung was in den Morgenkaffee getan. Ich hatte nämlich zu der Zeit auch ein Haustier, einen Hund, und wusste, wie wichtig einem so ein Tier sein konnte.

Hatte ich eigentlich die Schlafzimmertür zu gemacht? Mein Puls beschleunigte sich. Als ich Ashley im Arm haltend ins Wohnzimmer schob, sah ich aber, dass ich es getan hatte. Glück gehabt.

»War das Mike?« Ich schubste sie sanft aufs Sofa.

Ein kurzes, nickendes Brummen kam als Antwort.

»Dieses Schwein!«, zischte ich voller Wut. »Der gehört kastriert!«

Ashley war mit Mike mittlerweile auch schon wieder seit über zwei Jahren zusammen. Sie hatten sich im Fitnessklub kennengelernt und über eine reine Fick-Affäre zueinander gefunden. So was soll es ja geben, erst Sex und dann Liebe. Bei Ashley und Mike waren es aber eher Sex und Hiebe gewesen. Mike hatte sich oft nicht unter Kontrolle und konnte leicht aufbrausend werden. Besonders, wenn er gesoffen hatte; und das war praktisch jeden Tag der Fall. Wenn ihm etwas nicht in den Kram passte, schlug er im Suff auch gerne mal zu. Vorzugsweise schlug er Ashley. Dieser Wichser.

»Wie lange soll das denn noch so weiter gehen?«, fragte ich sie und ging zur offenen Küche. Ich holte zwei kalte Cokes aus dem Eisschrank und reichte ihr eine. Sie hielt sie sich gleich an das lila-blau schimmernde, geschwollene Auge.

»Scheiße! Kalt. Aber tut gut«, war der erste Satz, den sie sagte. Dann fügte sie seufzend hinzu: »Ach, du weißt doch, wie das ist.«

»Nein, weiß ich nicht«, tadelte ich. »Du musst von dem Penner los kommen, sonst prügelt er dich noch mal tot.«