Do You Want To Know A Secret? - Gavin Edwards - E-Book

Do You Want To Know A Secret? E-Book

Gavin Edwards

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Beschreibung

Endlich werden die größten Geheimnisse der Rock- und Popwelt gelüftet: Gavin Edwards, Autor und Kolumnist beim Rolling Stone, hat sich auf die Suche nach den Antworten auf die verrücktesten Fragen der Rolling Stone-Leser gemacht und präsentiert nun die verblüffenden Ergebnisse. So wollten seine Leser wissen, ob The-Clash-Sänger Joe Strummer tatsächlich Marathonläufe im Hühnerkostüm absolviert hat, ob es bei dem Song You Ain't Seen Nothin' Yet von Bachman-Turner Overdrive wirklich um Herpes geht und ob Rod Stewart tatsächlich der Magen ausgepumpt werden musste, weil er angeblich zu viele Blowjobs gegeben hat. Um diese und viele weitere Fragen zu klären, hat der Autor oftmals die betreffenden Stars selbst befragt oder in den Tiefen der Archive gestöbert. Dieses Buch will nicht klären, wer Tupac Shakur erschossen hat oder warum Céline Dion immer noch singen darf; es räumt aber endgültig auf mit den größten Mythen und Gerüchten in der Rockwelt und ist damit ein absolutes Muss für jeden Musikfan.

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Gavin Edwards

DO YOU WANT TO KNOW A SECRET

Die größten Geheimnisse, Mythen und Gerüchte der Rockwelt

Schwarzkopf & Schwarzkopf

Vorwort

IS TINY DANCER REALLY ELTON’S LITTLE JOHN?

Wie jeder Musikfan weiß, werfen Rocksongs viele Fragen auf. »How many roads must a man walk down before you can call him a man?«, »Do you know the way to San Jose?«, »Can your pussy do the dog?«, »Is it hard to make arrangements with yourself when you’re old enough to repay but young enough to sell?«, »Scaramouche, Scaramouche, can you do the fandango?«

Die besten Songs bringen den Hörer dazu, auch die Antworten auf jene Fragen kennen zu wollen (um auf die obigen Fragen einzugehen: fünf; nicht ohne Google Maps; mit genügend Gleitmittel; ja, es ist hart; warte, ich hole eben meine Tanzschuhe). Aber das ist natürlich nicht alles. Rockmusik – und ich meine mit »Rock« jeden Bereich der populären Musik seit 1955, basierend auf der Verschmelzung von Country und Blues, inklusive Soul, Folk, HipHop, verzerrten elektrischen Gitarren und dem Funky Chicken – wirft immer wieder neue Fragen auf.

Wenn man sich MTV stundenlang intravenös reingezogen oder einen Nachmittag mit Kopfhörern auf den Ohren verbracht hat, um die Texte von 50 Cent oder Michael Stipe zu dechiffrieren, weiß man, dass die moderne Popmusik ein seltsamer Bereich für sich ist, seltsamer als sogar die andächtigsten Fans erkennen. Das hält sie aber meistens nicht davon ab, sich auf die Suche nach Antworten zu machen. Wenn man erst mal anfängt, sich Fragen zu stellen, hört man nie wieder auf. Warum ist One von Metallica ein Walzer? Warum konnte sich das Wort »Hateration« aus Family Affair von Mary J Blige im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durchsetzen? Wenn man Tom Petty und Bob Seger jeweils mit freiem Oberkörper und einer Machete in der Hand gegenüberstellen würde, wer würde bei diesem Kampf gewinnen?

Ich schrieb einige Jahre lang eine Kolumne für die Musikzeitschrift Rolling Stone, in der ich ähnlich abgründige Fragen der Leser beantwortete. Auf belanglose Anfragen, die einfach nur mein Wissen testen sollten, ließ ich mich nicht ein – sie waren einfach nicht interessant genug (»In welcher Band spielte später der Gitarrist von Strawberry Alarm Clock?«, fragte ein Leser. Die Antwort lautet natürlich: Lynyrd Skynyrd). Wenn man irgendwelche Antworten aus diesem Buch bloß für Ratespiele benutzen will, bitte schön, ich werde es keinem übel nehmen. Mein Ziel aber war es, das Wissen über Rockmusik zu erweitern. Das bedeutet, dass ich dem Wahrheitsgehalt von Rockmythen auf den Grund gehen, nach den fast vergessenen Ursprüngen von bekannten Songs recherchieren und viele Geheimnisse der Rockmusikgeschichte aufdecken musste.

Wer also wissen möchte, welche Noten Mick Jagger als Student der London School Of Economics bekam, muss Seite 197 aufschlagen. Wer nicht weiterleben kann, ohne die geheime Bedeutung des Albumtitels »The Spaghetti Incident?« von Guns N’ Roses zu kennen, findet die Antwort auf Seite 54. Und wenn man wissen möchte, ob Elton John in Tiny Dancer wirklich über seinen Penis spricht, sollte man auf Seite 128 nachlesen. Natürlich kann man auch dieses Vorwort zu Ende lesen und sich den Fragen der Reihe nach widmen.

In diesem Buch befinden sich nicht nur die Originaltexte aus meiner Kolumne im Rolling Stone, sondern einige der Antworten sind ausführlicher dargestellt (in der Zeitschrift gab es nicht immer genügend Platz, um die Antwort so detailliert auszuführen, wie ich es gern gewollt hätte). Größtenteils habe ich mich von Fragen nach Beurteilungen ferngehalten. Wenn jemand etwas über die fünf besten Rapper der Geschichte erfahren möchte, über die zehn besten Bob-Dylan-Songs oder über die drei besten Songs, in denen ein Holzblock als Instrument eingesetzt wurde, ist er oder sie hier vielleicht nicht ganz richtig. Ich bin nicht schüchtern, was meine Meinung betrifft – was auch jeder, der jemals mit mir zusammen zum Abendessen verabredet war, bestätigen kann. Ich habe in meinem Leben schon Hunderte von Plattenkritiken geschrieben; meine Meinung zu musikalischen Themen sprudelt aus mir heraus wie Quellwasser aus einer Quelle.

Ich möchte allen, die in diesem Buch etwas nachschlagen, versichern, dass alle Fakten so gründlich recherchiert und korrekt dargestellt wurden, wie es nur möglich war. Wenn es sich im Text um Hypothesen oder meine eigene Meinung handelt, wurde dies deutlich hervorgehoben. Rockmusik stellt auch Fragen ohne Worte, Fragen, die das Urverlangen des menschlichen Herzens ausdrücken. Eine rohe Übersetzung der bestmöglichen Antwort auf alle diese Fragen lautet: »Yes, I do want to get up and dance with you.«

Kapitel 1

RÄTSELHAFTE EREIGNISSE

Die unergründlichen Pfade des Rock’n’Roll

Von allen Bands, die ich jemals kennengelernt habe, waren The Darkness wohl diejenigen, die sich die absurden Seiten des Rock’n’Roll am meisten zu Herzen genommen haben. Und wenn man in Betracht zieht, dass ich sogar schon David St. Hubbins von Spinal Tap interviewt habe (Schauspieler Michael McKean blieb das ganze Gespräch über in seiner Rolle des egozentrischen englischen Rockstars), ist das kein kleines Lob. Aber The Darkness haben viel zu der Absurdität beigetragen: Catsuits, ein absolut krankes Falsett und ein Video, in dem ein seltsames Monster ein Raumschiff besteigt. Das spiegelte die Philosophie von Sänger Justin Hawkins wider: »Weniger ist mehr? Das ist totaler Blödsinn. Mehr ist mehr, deshalb heißt es ja auch ›mehr‹. Wenn es tatsächlich weniger wäre, würde man es auch ›weniger‹ nennen.« Der Rock’n’Roll ist daran schuld, dass die Leute unter anderem zu Nebelmaschinen greifen und geheime Botschaften auf ihren Platten hinterlassen, die man rückwärts abspielen muss. Hawkins hat natürlich eine eigene Philosophie zu diesem Thema: »Mein Lieblingsspruch lautet: Wenn irgendeine Sache es wert ist, getan zu werden, dann ist sie es auch wert, dass man sie übertreibt. Sogar Hintergründigkeit. Wenn man hintergründig sein will, sollte man auch richtig hintergründig auf die Kacke hauen!«

Ich habe gehört, dass Stevie Wonder seinen Geruchssinn verloren haben soll. Ist das wahr?

Ja, das stimmt – aber er hat ihn teilweise wieder zurückerlangt. Wonder, der seit frühester Kindheit blind ist, hatte am 6. August 1973 in North Carolina einen schweren Autounfall (nein, er saß nicht am Steuer). Sein Cousin John Harris fuhr ihn von Greenville nach Durham, weil er ein Konzert zugunsten einer Radiostation für Black Music geben wollte. Wonder hatte während der Fahrt Kopfhörer auf, um sich den Zwei-Spur-Mix von Innervisions anzuhören. Auf dem Interstate 85 folgten sie einem mit Baumstämmen beladenen LKW, und als dieser urplötzlich abbremste, versuchte Harris auszuweichen, allerdings ohne Erfolg. Ein Baumstamm des LKWs krachte durch die Windschutzscheibe und traf Stevie Wonder mitten ins Gesicht. Wonder lag vier Tage lang im Koma; seine Mitarbeiter erkannten, dass es ihm wieder besser ging, als er anfing, die Schwestern im Krankenhaus zu begrapschen.

Stevie Wonder war zur Zeit des Unfalls erst 23 Jahre alt, und er hatte seinen Geruchssinn verloren und eine Narbe an der Stirn davongetragen. Gleichzeitig hatte er auch seinen Geschmackssinn verloren, was für einige Leute die Existenz von I Just Called To Say I Love You erklärt. Glücklicherweise konnte sich Wonder aber fast gänzlich von dem Unfall erholen. »Ich habe meinen Geruchssinn ein wenig verloren, und für kurze Zeit sogar meinen Geschmackssinn«, sagte er. »Aber ich will mich nicht beschweren. Schließlich habe ich das himmlische Geschenk des Lebens erhalten.«

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Was ist eigentlich ein MBE, und warum hat John Lennon seinen MBE an das britische Königshaus zurückgegeben?

Die Auszeichnung MBE (»Member Of The Order Of The British Empire«) ist ein Orden, der im Jahr 1917 von König George V. eingeführt wurde. Er wurde ursprünglich an Bürger verliehen, die sich im Krieg jenseits der Front im zivilen Leben um Großbritannien verdient gemacht hatten. Später wurde der Orden für allgemeine Verdienste um das Empire vergeben. Die vier Beatles erhielten den MBE, der vom Staat mit 40 Pfund im Jahr vergütet wurde und sie zu freiem Zutritt zur Whispering Gallery in der Londoner St. Paul’s Cathedral berechtigte (hey, immerhin kostete der Besuch für gewöhnliche Bürger einen Schilling!), im Jahr 1965. Die Beatles konnten es sich nicht recht erklären, warum die Queen ihnen diese Auszeichnung verlieh, aber sie waren insgesamt recht erfreut darüber. Ringo erklärte: »Wir sollten die Queen treffen, weil sie uns ein Abzeichen überreichen wollte. Ich dachte nur: ›Hey, das ist cool.‹« Lennon gab später zu, dass sie vor der Zeremonie einen Joint auf der Toilette des Buckingham Palace geraucht hatten und ziemlich stoned waren (George Harrison behauptete, es wäre nur normaler Tabak gewesen). Als die Beatles schließlich Queen Elizabeth II. trafen, fanden sie, dass Ihre Majestät ein nettes Mädchen war, das ihnen aber angeblich nicht viel zu sagen hatte. Die Eltern der Beatles hingegen waren über die Auszeichnung sehr erfreut. Die Bandmitglieder selbst vergaßen mehr oder weniger, dass sie die Orden besaßen, obwohl Harrison und McCartney ihre später als Jackendekoration beim Covershooting für Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band trugen. Lennon hatte seinen Orden zwischenzeitlich an seine geliebte Tante Mimi weitergegeben, die die Auszeichnung über ihren Kamin hängte. Aber als die Jahre vergingen, kam Lennon ins Grübeln, was die mit dem Orden verbundene unausgesprochene Zustimmung zur britischen Regierung und zur königlichen Familie betraf. Deshalb schickte er am 25. November 1969 seinen Orden zurück an die Queen. Im beiliegenden Schreiben hieß es: »Ihre Majestät, ich gebe diesen MBE zurück aus Protest gegen die Verwicklung Großbritanniens in die Nigeria-Biafra-Angelegenheit, gegen unsere Unterstützung der Amerikaner im Vietnamkrieg und dagegen, dass Cold Turkey in den Charts gefloppt ist. Mit freundlichen Grüßen, John Lennon.«

Als die Region Biafra in den späten Sechzigern versuchte, sich von Nigeria zu lösen und daraus ein Bürgerkrieg entstand, erhielt die regierende Partei Nigerias militärische Unterstützung von Großbritannien. Lennons Solosingle Cold Turkey schaffte es damals nur bis auf Platz 14 der britischen Charts. Zu seiner Aktion sagte Lennon damals: »Die Queen ist intelligent. Sie lässt sich dadurch nicht ihre Portion Cornflakes vermiesen.«

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Warum hat Dave Grohl von den Foo Fighters immer einen Kaugummi im Mund, wenn er auf der Bühne steht und singt? Hat das einen bestimmten Grund oder ist es nur eine schlechte Angewohnheit?

»Ich halte damit meinen Rachen und Mund feucht«, sagt Grohl. Er hat herausgefunden, dass er besser schreien kann, wenn er auf einem Kaugummi herumkaut: »So bekomme ich genügend Luft und muss nicht kotzen.« Aus Spaß hat er auch mal gesagt, dass er gern ein atemfrisches Mikrofon vor sich hat. Ein Kaugummi zu kauen ist natürlich der einfachere Weg, um ein frisches Aroma für sein Mikro zu erhalten, als das gesamte Equipment der Foo Fighters in Odol einzutauchen.

Grohls Angewohnheit führte durchaus schon mal zu unerwarteten Komplikationen. Bei einem Open-Air-Auftritt 1997 lockte sein zuckersüßer Speichel, den Grohl durch das Singen über sein Mikrofon verteilt hatte, eine Wespe an. Für den Rest der Show wurde Grohl von der Wespe gejagt, sobald er versuchte zu singen.

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Rock Around The Clock von Bill Haley And The Comets erschien ursprünglich als B-Seite. Welcher Song war auf der A-Seite der Single?

Während man darüber streiten kann (und die Leute es auch tun), welches die erste Rock’n’Roll-Single der Welt war, war Rock Around The Clock zweifellos die erste Rock’n’Roll-Single, die es bis auf Platz eins der amerikanischen Charts geschafft hatte: Im Sommer 1955 schlug der Song wie eine Bombe ein, was er seinem Einsatz in dem Film Saat der Gewalt verdankte. Im Jahr zuvor war Rock Around The Clock ein Flop gewesen – damals war der Song selbst nur auf der B-Seite der 78-RPM-Single Thirteen Women erschienen. Thirteen Women war eine moderne R&B-Nummer über die Explosion einer Wasserstoffbombe, die nur 14 Menschen überleben: ein Mann und 13 Frauen. Textzeilen wie »I had three girls dancing the mambo / Three girls balling the jack« waren anscheinend ihrer Zeit ein Jahr voraus.

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In dem Film Moulin Rouge erscheint Kylie Minogue als »Grüne Fee«, im Abspann erscheint merkwürdigerweise Ozzy Osbournes Name als »Stimme der grünen Fee«. Was hat das zu bedeuten?

In der Szene, als Ewan McGregors Figur zum ersten Mal Absinth trinkt, erscheint ihm eine kleine smaragdfarbene Elfe, die sagt: »Ich bin die grüne Fee!« Sie schwebt um ihn herum, verstreut Feenstaub und trällert dabei vor sich hin: »Die Hügel sind lebendig und voller Musik.« Die Fee wird eindeutig von Kylie Minogue gespielt – und sie hört sich auch nach Kylie an. Wenn das Ozzys Stimme gewesen sein soll, hätte er sich vor der Synchronisation einen ganzen Luftballon voller Helium reinziehen müssen. Am Ende dieser Szene werden Kylies Augen plötzlich rot und sie beginnt zu schreien – und dieser Schrei klingt allerdings nach dem einzigen und wahren »Prince of Darkness« Ozzy Osbourne!

»Ich finde, dass Kylies Beitrag zu dem Film unterbewertet wurde«, schrieb mir Baz Luhrman, der Regisseur des Films, in einer E-Mail. »Die hohe, klare Stimme in fast opernhaftem Stil ist Kylie – die, wie ich zugeben muss, einen größeren Stimmumfang hat, als die Leute denken. Der Schrei am Schluss dieser Szene ist tatsächlich von Ozzy Osbourne. Ursprünglich hatte ich eine viel kompliziertere Sequenz geplant, in der sich die unschuldige grüne Fee in ihr dunkles, dämonisches Alter Ego verwandelt. Dank der immer hilfsbereiten Sharon Osbourne nahmen wir Ozzys Stimme für die gesamte Sequenz auf – aber am Ende benutzten wir nur seinen Schrei.«

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Was bedeuten die zahlreichen Abkürzungen in Anarchy In The UK von den Sex Pistols – zum Beispiel MPLA oder UDA?

Die Abkürzungen in dem Song beziehen sich größtenteils auf politische Vereinigungen, die in den Siebzigern in Großbritannien (richtig, dafür steht die Abkürzung UK) oder in anderen Konfliktregionen der Welt aktiv waren. Die IRA und die UDA waren die größten paramilitärischen Armeen im Nordirlandkonflikt: Die mehrheitlich katholische IRA (Irish Republican Army) war anti-britisch und für eine Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland. Die UDA (Ulster Defence Association) war eine Vereinigung der Protestanten und Loyalisten, sie war pro-britisch und gegen die Vereinigung.

Die MPLA war in einen Konflikt verwickelt, der viel weiter weg stattfand: Das afrikanische Land Angola, ehemals eine Kolonie Portugals, erklärte sich unabhängig, was 1975 zu einem Bürgerkrieg führte. Die MPLA übernahm die Macht und ist bis zum heutigen Tag noch regierende Partei des Landes. Die Abkürzung MPLA steht für Movimento Popular de Libertação de Angola, was übersetzt Volksbewegung zur Befreiung Angolas bedeutet. Man kann eigentlich froh sein, dass Johnny Rotten nicht auch noch die anderen angolanischen Parteien aufgezählt hat, die FNLA und die UNITA.

Es kann gut sein, dass dem Hörer eine weitere Abkürzung entgangen ist: Die Zeile »I use the enemy« kann auch als »I use the NME« verstanden werden (womit der New Musical Express gemeint ist, die bekannte britische Musikzeitschrift). Hier geht es nicht um Bürgerkrieg, es sei denn, man zählt die damalige Rivalität mit der Zeitschrift Melody Maker dazu.

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Wer ist der Typ mit dem Regenschirm im Video von The Way You Move von OutKast? Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt.

Sein Name lautet Farnsworth (oder »Fonzworth«) Bentley, wohl der eleganteste Mann des HipHop. »Es ist eine Tradition in meiner Familie, dass man einem Gentleman einen Fedora[-Hut] schenkt, wenn er 25 wird«, sagte er mir. »Ich fürchte, in zwanzig Jahren wird meine Generation Jogginganzüge aus Velours verschenken, was absolut unstylish ist. Wenn man keine Krawatten binden kann, ist das für mich so, als wenn man nur Automatik fährt.« Neben seinem Auftritt im Video von OutKast hat Bentley auch in Clips von Usher und P. Diddy mitgespielt sowie in dem Film Honey. Außerdem tauchte er in der MTV-Serie Making The Band 2 auf.

Bentley, der eigentlich Derek Watkins heißt, gilt als äußerst scharfsinnig. Er wuchs in Atlanta zusammen mit André Benjamin (besser bekannt als Andre 3000 von OutKast) auf und machte 1997 seinen Abschluss am Morehouse College. Als Derek nach New York ging, wurde er in der HipHop-Szene schnell für sein tadelloses Äußeres bekannt. 2001 stellte P. Diddy ihn als Assistenten ein und gab ihm den Namen »Farnsworth«. Watkins sagte: »Ich zog los, um für mich selbst für Wirbel zu sorgen. Ich wollte mich zu einer Figur wie Fire Marshall Bill oder Mork vom Ork machen.« Es zahlte sich aus, als man ihn in St.-Tropez fotografierte, wie er einen Sonnenschirm über P. Diddys Kopf hielt. Seitdem hielt man ihn für P. Diddys Butler. »Es war ein harter Kampf bis nach oben«, gab Watkins zu. Momentan arbeitet er an verschiedenen Medienprojekten und entwirft seine eigene Kollektion Schirme. »Ich werde mir wohl irgendwann einen Agenten und Pressesprecher zulegen«, sagte er, »aber ich will erst sehen, wie weit ich allein kommen kann.«

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Was sagt der Mann am Ende des Videos von Radioheads Just?

Just war die dritte Auskopplung aus dem fantastischen Radiohead-Album The Bends aus dem Jahr 1995. Das zugehörige Video besteht aus zwei Teilen: Man sieht die Band, wie sie schmuddelig und düster dreinblickend in einer kleinen Wohnung zu ihrem Song abrockt. Zwischendurch sieht man Ausschnitte einer Szene, die sich unten auf der Straße abspielt und an die Filme des Regisseurs Douglas Sirk erinnert: Ein Mann im Anzug geht den Bürgersteig entlang, bleibt unvermittelt stehen und legt sich auf den Boden. Er bleibt dort zusammengekauert wie ein Häufchen Elend liegen. Ein Passant stolpert über den Mann und muss feststellen, dass der Mann nicht aufstehen will. Der Mann auf dem Boden versichert, dass er nicht betrunken oder verrückt sei, und obwohl sich immer mehr Menschen um ihn versammeln, bleibt er auf dem Boden liegen. Er weigert sich, der immer größer werdenden Gruppe von Passanten den Grund zu nennen, warum er dort liegen bleiben will. Der ganze Dialog wird dem Zuschauer nur über Untertitel vermittelt, während Radiohead den Refrain »You do it to yourself« schmettern. Am Ende rückt der Mann auf dem Boden endlich mit der Sprache raus, jedoch werden hier die Untertitel weggelassen. Die schnellen Schnitte des Videos machen es unmöglich, dem Mann von den Lippen abzulesen. Die fünf Jungs von Radiohead starren aus dem Fenster ihrer Wohnung und sehen, dass sich plötzlich alle Passanten zu dem Mann auf den Bürgersteig gelegt haben.

Für diejenigen, die den Sinn bisher noch nicht verstanden haben, soll an dieser Stelle erklärt werden, dass es nicht darum geht zu verstehen, was der Mann zu den Passanten am Ende des Videos sagt. Das soll genauso ein Geheimnis bleiben wie das, was Bill Murray am Ende von Lost In Translation in Scarlett Johanssons Ohr flüstert. Radiohead haben sich bisher auch noch nie zu diesem Punkt geäußert. Jamie Thraves, der Regisseur des Clips, meint: »Wenn man das verraten würde, würde es das Video ruinieren, und wahrscheinlich würden sich plötzlich alle Menschen auf den Bürgersteig legen wollen.« Aber das eigentliche Rätsel des Videos ist doch, warum sich in einer englischen Stadt ein Polizist in amerikanischer Polizeiuniform herumtreibt, oder?

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Ein Freund von mir behauptet, dass sich Tom Waits eine Speisekarte auf die Brust tätowieren lassen hat. Stimmt das?

Wenn Tom Waits zwischen Legende und Wahrheit wählen muss, entscheidet er sich meist für die Legende. Er hat viele Tattoos, aber keines davon zeigt ein Drei-Gänge-Menü. Waits hat seine Jugend in National City verbracht, einem Vorort von San Diego, wo er in Napoleone’s Pizza House gearbeitet hat. Seine Version der Geschichte lautet so: »Ich habe eine Landkarte der Osterinseln auf dem Rücken. Und ich habe die ganze Speisekarte von Napoleone’s Pizza House auf dem Bauch. Nach einer gewissen Zeit fanden die Besitzer des Restaurants, dass Speisekarten überflüssig waren. Sie schickten mich los zu den Tischen, und ich bediente die Gäste mit freiem Oberkörper.«

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Wie groß ist Bono wirklich?

Nicht sehr groß. Jahrelang gab es nur einen offiziellen Kommentar zu diesem Thema, und das war ein Fragebogen, den jemand bei U2 World Services ausgefüllt hatte. Darauf wurde Bonos Größe mit 1,77 Metern angegeben. Man kann behaupten, dass diese Angabe übertrieben ist – Bono müsste jeden Tag sein Glas Milch trinken, damit er vielleicht irgendwann mal ein so großer Junge wird. Auf einer U2-Homepage findet man einen Kommentar von Bonos Kumpel Gavin Friday, der uns wissen lässt, dass Bono angeblich 1,72 Meter groß ist.

Wie also können wir diese Angaben überprüfen? Ein paar Freundinnen von mir aus New York City sind Bono am Flughafen über den Weg gelaufen, standen neben ihm auf einer Party oder haben ihn draußen vor dem Restaurant Balthazar getroffen. Er hat auch mit der einen oder anderen geflirtet – die Freundin, die draußen vorm Balthazar stand, wurde von ihm anzüglich von oben bis unten gemustert. »Er benahm sich wie ein Bauarbeiter«, berichten Zeugen. »Der einzige Unterschied war seine teure Sonnenbrille.« Jedenfalls haben die betroffenen Mädels Bonos Körpergröße mit ihrer eigenen verglichen. Bono trug häufig Schuhe mit höheren Absätzen, dennoch kommen alle Befragten zu dem Schluss, dass der U2-Frontmann etwa 1,70 Meter groß sein muss.

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Ein Freund sagte mir, dass Joe Strummer irgendwann während seiner Zeit als Clash-Frontmann einen Marathon in einem Hühnerkostüm gelaufen ist. Ist das wahr?

Der 2002 verstorbene, unvergessliche Joe Strummer hat an drei Marathonläufen teilgenommen, als er noch bei The Clash spielte, jedoch niemals in einem Hühnerkostüm. Nach der Veröffentlichung des Albums Sandinista! im Dezember 1980 lief Strummer die ganze Strecke des Londoner Marathons, obwohl er nicht dafür trainiert hatte. Damit untermauerte er seinen Ruf als einer der dickköpfigsten Männer im Rockbusiness. Als Combat Rock 1982 veröffentlicht wurde, verschwand Strummer fast einen Monat lang von der Bildfläche, entweder um Publicity für das Album zu schüren oder um sich mit seinen Bandkollegen auf ein Machtspielchen einzulassen – Schlagzeuger Topper Headon sagte, dass Strummer ihn zu der Zeit aus der Band werfen wollte. Deswegen musste Strummer der Band wohl erst seine eigene Unentbehrlichkeit demonstrieren. Der Sänger war damals nach Paris gegangen, wo er an einem weiteren Marathon teilnahm. Im Jahr darauf lief er wieder den Londoner Marathon – er beendete seinen Lauf in vier Stunden und dreißig Minuten und widerstand sogar der Versuchung, den Lauf vorzeitig im nächstgelegenen Pub zu beenden.

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Angeblich gibt es eine geheime Karte auf dem Weezer-Album Pinkerton, aber ich kann sie nicht finden. Kannst du mir helfen?

Was befindet sich in der Mitte der Pinkerton-CD? Wenn du jetzt sagst: »Ein Loch«, kommst du der Sache schon näher: Nimm die CD aus dem Tray und schau durch das Loch, und du blickst wie ein Voyeur in die verrückte Welt des Rivers Cuomo. Man sieht ein kleines Stück von einer Karte, und wenn man das CD-Tray herausnimmt, entdeckt man eine alte Karte von Japan mit der Überschrift ISOLA DELLA FARFALLA.

Äußerlich unterstreicht die Karte das Thema des Albums, die Oper Madame Butterfly. »Ich würde am liebsten den ganzen Tag nur Opern hören«, sagte mir Cuomo 1996. »Ich habe mir Madame Butterfly in L.A. angeschaut, und ich habe Rotz und Tränen geheult. Pinkerton ist der Name einer Figur aus dieser Oper.«

In Puccinis Oper ist Pinkerton der britische Soldat, der nach Japan geht und die Geisha Cio-Cio San heiratet. Er verlässt sie wieder und treibt sie dadurch in den Selbstmord. Jede Ähnlichkeit mit Cuomos eigenen schwankenden Gemütszuständen ist nicht rein zufällig und völlig beabsichtigt.

Wenn man sich die Karte jedoch genauer ansieht, entdeckt man ein paar Details, die nicht unbedingt zu der Karte passen – so findet man zum Beispiel darauf das »W« des Weezer-Logos. Einige Orte haben neue Namen bekommen – mal die von Figuren aus der Butterfly-Oper, mal die von Personen, die für Cuomo eine besondere Bedeutung haben. Man findet Joe Matt (Schöpfer der Comics Peepshow), Camille Paglia (bedeutende Kunst- und Kulturwissenschaftlerin) sowie Mykel und Carli (Vorsitzende des Weezer-Fanclubs – ihnen wurde bereits der Song Mykel And Carli gewidmet, den man unter anderem auf der Deluxe-Edition des »Blauen Albums« finden kann). Die ganze Karte ist der »Republica di Yngwie« gewidmet, ein Verweis auf das absolute Gegenteil Puccinis: den Heavy-Metal-Gott Yngwie Malmsteen.

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Ich habe gehört, dass John Mayer Musik als Farben wahrnimmt – heißt das, dass er andauernd nur stoned ist?

Nein, er hat nur das, was man medizinisch als Synästhesie bezeichnet – er kann einen Sinnesreiz unterschiedlich wahrnehmen. So assoziiert er beispielsweise mit dem Buchstaben Q die Farbe Orange oder mit der Zahl Fünf Minzgeschmack. Es handelt sich hier aber nicht um ein Hirngespinst; für Synästhetiker sind diese Empfindungen tief und unveränderlich verankert, so wie man selbst die Zahl Acht als »kurvenreich« betrachten würde. Wenn Mayer Musik hört, verbindet er es unweigerlich mit Farben. Obwohl Synästhesie relativ selten vorkommt – man schätzt, dass einer von 25.000 Menschen Synästhetiker ist –, hat es schon einige berühmte Fälle in der Musikwelt gegeben, zum Beispiel Franz Liszt oder Jimi Hendrix.

Welche Farben sieht Mayer also, wenn er seine Songs hört? Ich habe ihn gefragt – No Such Thing: »Rot auf Weiß«, Your Body Is A Wonderland: »Weiß oder durchsichtig, wie ein Diamant«, 83: »Gelb, Rot und Avocado.« Deckt seine Lieblingsmusik normalerweise nur einen Teil der gesamten Farbpalette ab? »Nein, ich stehe auf Regenbogenfarben«, sagte Mayer. »Bei Under The Table And Dreaming von Dave Matthews kam ich mir vor wie ein Kind, das in ein Farbengeschäft eingebrochen ist. Unmelodiöse Rockmusik ist braun und grau. Ich bin kein Rocker. Die Melodie lässt die Farben entstehen.«

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Wie ist das Gerücht um Paul McCartneys Tod entstanden? Wie kamen die Leute darauf?

An dieser Stelle muss ich euch warnen: Das ist wie bei der Ermordung von JFK (außer dass es sich in unserem Fall nicht um einen echten Todesfall handelt): Man interessiert sich für den Fall, liest sich den Warren-Report durch, und bevor man es merkt, sitzt man um drei Uhr nachts vor dem Computer und chattet mit anderen Verschwörungstheoretikern rund um den Globus. Aber hier kommt die extrem gekürzte Fassung der Geschichte: Das Gerücht über Pauls Tod kam 1969 im mittleren Westen der USA auf, im selben Jahr, als die Beatles ihr letztes Album Abbey Road aufnahmen. Im September erschien in der Unizeitung der Drake University in Des Moines ein Artikel über das Gerücht, der zunächst nicht viel Aufmerksamkeit erregte. Jedoch wurde im Oktober 1969 der Detroiter Radio-DJ Russ Gibb von einem Zuhörer angerufen, der ihm sagte, dass McCartney tot sei. Der Zuhörer schilderte einige seiner Indizien und brachte den DJ dazu, den Song Revolution 9 rückwärts zu spielen. Dort taucht immer wieder die Phrase »Number nine« auf, die sich rückwärts wie »Turn me on, dead man« (dt.: Mach mich an, toter Mann) anhört.

Daraufhin setzten die Verschwörungstheoretiker alle möglichen Hinweise von jeder Beatles-Platte zusammen und waren der Meinung, dass McCartney sich um 1966 herum in seinem Auto eine Kugel in den Kopf gejagt haben musste und von da an von einem Doppelgänger ersetzt wurde. Hier sind einige der bekanntesten Indizien: Auf dem Innencover von Sgt. Pepper’s trägt McCartney ein Armband mit den Buchstaben OPD, was angeblich für »officially pronounced dead« (dt.: offiziell für tot erklärt) steht. Andere wollten die Buchstaben OPP auf dem Armband erkannt haben, die für »other people’s property« (dt.: fremdes Eigentum) stehen – und spätestens seit Naughty By Nature wissen wir, dass OPP auch andere, anstößige Bedeutungen haben kann. Auf dem Cover des amerikanischen Beatles-Albums Yesterday … And Today ist McCartney von den anderen drei umgeben und sitzt in einem großen Koffer. Aber wenn man das Cover gegen den Uhrzeigersinn dreht, sieht der Koffer aus wie ein Sarg. Auf dem Cover von Abbey Road