DONALD TRUMP UND DAS HAARTEIL DES GRAUENS - Greg Sisco - E-Book

DONALD TRUMP UND DAS HAARTEIL DES GRAUENS E-Book

Greg Sisco

3,5

Beschreibung

Die Welt kennt ihn als selbstlosen Wohltäter und Menschenfreund – Donald Trump. Und niemand weiß, wie viel Gutes dieser Mann noch hätte bewirken können, wäre nicht eines Tages ein hinterhältiger Gehirnparasit, der wie das furchtbarste Haarteil der Welt aussieht, aus einem Sumpf gekrochen, um sich an Mr. Trumps Kopf festzukrallen. Über Nacht verwandelt sich dieser so bescheidene wie beliebte Milliardär in einen wütenden und rücksichtlosen Egomanen. Bei seinen Recherchen zu einer neuen TV-Serie stößt Michael Moore, der vormals bejubelte, nun aber ausgebrannte Dokumentarfilmer, auf eine uralte Verschwörung, die mit Donald Trumps seltsamem Verhalten in Verbindung zu stehen scheint. Als Trump dann auch noch verkündet, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden zu wollen, muss sich Michael Moore mit Verschwörungsfanatikern, Reptilienmenschen und sogar Republikanern zusammentun, um hinter das Geheimnis von Trumps grotesker Frisur zu kommen und die amerikanischen Bürger vor einer schrecklichen Zukunft zu bewahren.

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Donald Trump und das Haarteil des Grauens

Greg Sisco

Copyright © 2016 by Greg Sisco All rights reserved. No part of this book may be used, reproduced or transmitted in any form or by any means, electronic or mechanical, including photocopying, recording, or by any information storage or retrieval system, without the written permission of the publisher, except where permitted by law, or in the case of brief quotations embodied in critical articles and reviews.

By arrangement with Greg Sisco www.GregSisco.com

Impressum

Deutsche Erstausgabe Originaltitel: DONALD TRUMP AND THE HAIRPIECE OF EVIL Copyright Gesamtausgabe © 2017 LUZIFER-Verlag Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Madeleine seither Lektorat: Johannes Laumann

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2017) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-294-0

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Donald Trump und das Haarteil des Grauens
Impressum
TEIL I - Donald Trump und das Geschäft mit dem Ego
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
TEIL II - Donald Trump und die Kampagne des Verderbens
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
TEIL III - Donald Trump und die Herrschaft des Schreckens
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18

TEIL I

Donald Trump und das Geschäft mit dem Ego

Kapitel 1

Die Kreatur unsagbaren Schreckens glitt aus dem Schaum, der auf dem amerikanischen Sumpfbett brodelte. Auf tausenden nadelspitzen Beinen zwang sie ihre grausige Gestalt zum Ufer hinauf, während sich die ersten Anzeichen des Tageslichts am Nachthimmel zeigten. Sie suchte Schatten. Schatten und Nahrung.

Die Kreaturen des Sumpfes wurden still, nahmen Kenntnis von der neuen Präsenz. Ihre Schreie blieben ihnen in ihren Bäuchen stecken, ihre Muskeln erstarrten, ihr kaltes Blut wurde kälter.

Wo Wasser und Schlamm aufeinandertrafen, stand eine einzelne Ochsenfröschin wie gelähmt da, während sie ihren kleinen Sohn beim Schwimmen beobachtete. Er spritzte aufgeregt um sich und erzeugte kleine Wellen, dabei sang er voller Freude in der feuchten Herbstluft.

»Sohn!«, raunte die Ochsenfröschin. »Hör auf! Sei still!«

Die nadelspitzen Beine tippelten über den Schlamm und trieben die Kreatur unsagbaren Schreckens flink und beinahe geräuschlos über das Ufer, auf die Fröschin und ihren Sohn zu.

»Mami, sieh mal, wie schnell ich schwimmen kann!«, rief der junge Ochsenfrosch.

»Schatz …«, flüsterte die Mutter und im nächsten Moment brach ihre Stimme, verwandelte sich unkontrolliert von einem Wispern in einen Schrei. »Hör auf!«

Der junge Frosch hielt inne. Sogar das schwache Geräusch der nadelspitzen Beine rechts der Fröschin verstummte für einen Moment. Dann kehrte es zurück, lauter, schneller, mit unheilvoller Entschlossenheit durch den feuchten Schlamm auf den Mutterfrosch zu tipp-tap-tippelnd. Sie schloss die Augen und spürte, wie Tränen unter ihren Lider hervorquollen. Einen Moment später wurde sie verschlungen, ihr ganzer Körper von tausend Nadeln gleichzeitig durchbohrt, die ihr die Lebenskraft aus dem Leib saugten.

Die Kreatur unsagbaren Schreckens sättigte sich an den Flüssigkeiten der Fröschin und nahm ihre Farbe an: Sie wurde zu einem Bündel aus kotzegrünen und pissgelben sumpfsafttriefenden Nadeln – ein abscheuliches, hässliches Grauen gleich eines weggeworfenen Toupets.

»Mami!«, schrie der junge Frosch, der in der trüben Flüssigkeit schwamm. »Mami, nein!«

Die Kreatur unsagbaren Schreckens wirbelte herum und das Quaken des jungen Frosches blieb ihm im Halse stecken.

Die Kreatur unsagbaren Schreckens näherte sich. Sie hatte bereits gespeist. Die Mutterfröschin würde den Tag über vorhalten. Es wäre Völlerei, aber es wäre auch Gnade. Das Kind war jetzt eine Waise, auf sich gestellt, weil die Kreatur gefressen hatte, und daraus ergab sich eine Verantwortung. Ein Kind sollte nicht ohne Mutter sein müssen.

Die Kreatur machte einen Satz und ihre Nadeln verwandelten das Froschkind in ein Nadelkissen, vereinten es mit seiner Mutter.

Da sollte noch einer behaupten, die Kreatur unsagbaren Schreckens sei kein Familienwesen.

***

»Mr. Trump, Sie müssen aufhören, Geld an alle zu verschenken, die es brauchen«, sagte Sy.

Der makellos frisierte Trump lachte nur.

Die Intervention war schon über eine Stunde im Gange. Geschäftspartner, Assistenten, Freunde, Familie, die im Kreis in seinem bescheidenen Wohnzimmer saßen – sie alle wechselten sich damit ab, ihm zu sagen, dass er zu großzügig war, zu selbstlos.

»Erinnern Sie sich an das eine Mal«, sagten sie, »als Sie diesem obdachlosen Mann zehntausend Dollar gegeben haben?«

»Erinnern Sie sich daran, als Sie drei Millionen Dollar in einer Woche verdient und dann fünf für wohltätige Zwecke gespendet haben?«

»Ich war am Boden zerstört, als Sie das Haus dieser Frau von der Bank kauften, nur um es ihr zurückzugeben. Wo war das Profitmotiv?«

Trump stand auf.

»Ich weiß zu schätzen, dass ihr euch alle um mich sorgt. Wirklich. Aber was ihr zu ändern versucht ist der fundamentale Kern dessen, wer ich bin.«

Während er sprach, bewegte er sich auf das eingerahmte Poster zu.

Jedes Mal, wenn er neue Besucher hatte, fragten sie ihn nach dem Poster. Es hing an der Wand gegenüber der Couch, über einem Fernsehtisch, anstelle eines Fernsehers. »Wo ist Ihr Fernseher?«, fragten ihn seine Gäste und er zeigte aufs Poster. »Das sind die Nachrichten. Das ist alles, was man wissen muss.« Und dann lächelten sie normalerweise und schüttelten die Köpfe. Manchmal lachten sie ihn aus, manchmal sagten sie, sie wünschten, wie er sein zu können, aber ihre Reaktionen waren nicht wichtig.

Das Poster zeigte ein Zitat, das gern Mahatma Gandhi zugeschrieben wurde. Die Zuordnung war fragwürdig, aber die Eindringlichkeit der Botschaft verlieh ihr Glaubwürdigkeit, so oder so. Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt, stand auf dem Poster.

»Das mache ich anstelle fernzusehen«, sagte Trump zu allen Anwesenden. »Jeden Tag sitze ich auf dieser Couch und denke darüber nach. Welche Veränderung möchte ich in der Welt sehen? Wie kann ich persönlich die Welt heute zu einem besseren Ort machen? Also, welche Veränderungen möchtet ihr in der Welt sehen? Wollt ihr dabei zusehen, wie sich die Menschen selbst isolieren, horten, was sie haben, süchtig nach materiellen Besitztümern, und ihre Nester bauen, voller Gleichgültigkeit oder mit obszönen Gesten für jene, die heute nichts zu essen haben?«

Niemand sah ihm in die Augen, und so fuhr er fort.

»Wir sind eine Nation voller Laptops und Smartphones, Großbildfernseher, Autos und Trucks und Motorräder. Wir haben riesige Häuser – fünfmal so viel Platz, wie wir zum Leben brauchen, manchmal hundertmal. All diese Besitztümer, das sind hundert Dollar hier, tausend da, zehntausend für dies, hunderttausend für das. Und da draußen sterben Menschen. Sie sterben und es kostet sie einen Dollar am Tag, um zu überleben. Ihr kauft einen Tausend-Dollar-Computer und ein Kind stirbt und es hätte weitere zehn Jahre leben können, wenn ihr einfach den Computer in der Bibliothek benutzt hättet, aber darüber denkt ihr nicht nach. Niemand denkt darüber nach. Die Menschen … es ist ihnen einfach egal. Alle wollen, dass was getan wird, aber jeder will, dass jemand anderes es tut. Jemand Reicheres. Wir gehen bis ans Limit unserer Mittel und überzeugen uns selbst davon, dass wir pleite sind, aber wir sind nicht pleite. Auf einer globalen Skala geht es den meisten von uns als Individuen gut. Also helft jemandem. Helft jemandem, der weniger reich ist. Wir alle sind für irgendwen reich.«

»Sie besitzen eine Menge Geld«, sagte Sy, »aber Sie könnten mehr haben. Wenn Sie mehr ins Geschäft stecken und weniger da hinein, Menschen zu helfen, könnten Sie das Geschäft so sehr vergrößern, dass …«

»Was wäre der Sinn?«, fragte Trump. »Geld zu verdienen, um mehr Geld dafür auszugeben, mehr zu verdienen, wieder und wieder … Wie viel muss man verdienen, bis man anfängt, sich um die Menschen zu kümmern, die weniger haben?«

»Wir sind schlicht darum besorgt, dass Sie den Wert eines Dollars verkennen«, sagte Sy.

»Manchmal habe ich Ihretwegen dieselben Bedenken«, sagte Trump.

***

Die Kreatur unsagbaren Schreckens huschte auf ihren nadelspitzen Beinen durch die Straßen von Manhattan. Durch Gassen und hinter Müllcontainern kroch sie voran, auf der Suche nach einem, der vor dem in Strömen vom blitzenden Himmel herunterklatschenden Regen floh.

Auf der anderen Straßenseite erhellte ein Licht aus einem Fenster den verregneten Gehweg wie eine Werbeanzeige für Wärme. Autos sausten über den Asphalt und jagten Wellen von Regenwasser und Abfällen über den Beton, wo sich einige unglückliche Menschen zusammendrängten und in Gebäude eilten oder einen geschützten Ort zum Schlafen suchten.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt, verkündeten die Aufkleber auf den Autos, die die Obdachlosen nass spritzten.

Die Kreatur unsagbaren Schreckens verstand keine Ironie, aber die Worte widerten sie auf einer instinktiven Ebene an.

Die Kreatur schlüpfte hinter einem Müllcontainer aus der Gasse hervor und auf den Bürgersteig. Ehe sie die Straße erreichte, zerriss der Schrei einer Frau die Nacht und ein hochhackiger Schuh ließ sie auf die Gehwegplatte stürzen. Eine junge Frau rechts der Kreatur stolperte rückwärts, noch immer kreischend, während ein Mann sie bei den Schultern festhielt und ihr sagte, dass sie in Sicherheit war.

Einen Augenblick lang malte sich die Kreatur aus, wie sie das Paar ansprang und das Leben aus ihnen saugte, aber stattdessen drehte sie sich um und floh über die Straße, auf das Fenster mit dem wärmenden Lichtschein zu.

»Was war das?«, fragte der Mann.

»Es sah aus wie das hässlichste Haarteil, das ich je gesehen habe, aber es hat sich bewegt«, sagte die Frau.

»Vielleicht saß eine Ratte drin?«, schlug der Mann vor.

»Vielleicht …«

Die Kreatur huschte flink am Backstein des beleuchteten Gebäudes hinauf und schlüpfte durch einen Lüftungsschacht auf dem Dach ins Innere. Sie kletterte durch eine dunkle und schmutzige Röhre, bis Licht von der anderen Seite eines Stahlgitters hereinschien. Mit ihren nadelspitzen Beinen zerschnitt sie das Metall und schlüpfte in die Wohnung.

Ein makellos frisierter Mensch lag schnarchend auf der Couch im Wohnzimmer. Eine verstellbare Lampe war so ausgerichtet, dass sie auf das Poster ihm gegenüber zeigte. Die Kreatur erklomm die Rückenlehne des Sofas und inspizierte den Menschen. Er war guten Alters, nicht zu jung oder zu alt. Seine Wohnung, wenngleich nicht protzig oder groß, suggerierte Wohlstand. An den Wänden hingen Fotos, auf denen er vor teuren Hotels mit Eröffnungstagsbannern stand. Es gab Zeitungsausschnitte mit seinem Bild darauf, Zertifikate, die ihm für wohltätige Spenden dankten.

Ja. Dies war ein Mensch mit einem gewissen Maß an Macht und Reichtum, in der Blüte seines Lebens, mit Verbindungen zu anderen bedeutenden Persönlichkeiten. Ein Mann mit Einfluss. Er wäre genau richtig.

Die Kreatur unsagbaren Schreckens sprang auf Donald Trumps Kopf und bohrte ihre Nadeln in sein Gehirn.

Trump fiel nach vorn, brachte seinen Couchtisch zum Kippen, während er zu Boden stürzte, und katapultierte dabei eine Schüssel voller bunter Süßigkeiten über sich. Er schrie und eine seiner Hände fuhr zu seinem Kopf hinauf, um die Kreatur unsagbaren Schreckens zu packen und sie mit aller Kraft von seiner Kopfhaut wegzuzerren. Doch die Nadeln waren lang und die Kreatur klammerte sich fest, grub sich noch tiefer und fand Halt in den Furchen von Trumps Gehirn. Sie suchte nach dem Frontallappen, nach dem Motorcortex. Wenn sie die M1 manipulieren könnte, könnte sie ihn davon abhalten, sie abzureißen, und der Rest wäre einfach.

Trump ging in die Knie und brachte beide Hände an seinen Hinterkopf, schloss beide Fäuste fest um die Kreatur unsagbaren Schreckens und zerrte sie von sich weg. Sie bewegte sich langsam, zog die Haut von seinem Kopf ab, während er sie entfernte, aber er zwang sich, den Schmerz auszuhalten und weiterzukämpfen.

Eine einzige Nadelspitze der Kreatur fand den Gyrus praecentralis und wand sich in Kreisen, suchte verzweifelt weiter, während die anderen Nadeln aus der Kopfhaut gezogen wurden. Mit einer letzten Anstrengung trieb die Kreatur unsagbaren Schreckens ihre Nadel durch das gesamte Gehirn, landete mit der Spitze im Kleinhirn, wo sie Trumps System einen Schock verpasste, sein Gleichgewicht störte und ihn mit dem Gesicht zuerst auf den umgedrehten Couchtisch stürzen ließ. Mit dem Rest ihrer Nadeln fand die Kreatur die M1 und übernahm die Kontrolle.

Trump hörte auf zu schreien. Mit einer Reihe ruckartiger Bewegungen, von der Kreatur unsagbaren Schreckens gesteuert, stützte er sich auf Hände und Knie und kroch über den Boden. Der Fernsehtisch bot ihm Halt, als er sich erhob.

»Ich … bin … der Donald«, ließ die Kreatur ihn sagen.

Er lächelte.

Die Kreatur sandte Schockwellen durch sein Gehirn, die ihn die Hände bewegen ließen, die Finger zusammenziehen, die Fäuste schließen und öffnen. Sie hob seine Arme, zuerst einzeln, dann zusammen, und übte die Bewegungen des Donalds.

Sie drehte seinen Kopf zur Seite und begutachtete das eingerahmte Poster, das an der Wand hinter dem Fernsehtisch hing.

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.

Die Kreatur ließ Trump eine Faust machen und sie in den Rahmen rammen. Das Glas zerbrach und regnete auf den Fernsehtisch nieder. Sie griff in den Rahmen, packte das Poster und riss es in Fetzen.

***

»Ich werfe nicht mit dem Namen Trump um mich«, sagte Donald Trump in sein Mikrofon der Marke Trump, während er in eine Kamera der Marke Trump sprach. »Ich verleihe ihn nur den besten Dingen. Wenn Sie ihn also hören, wissen Sie, dass das, worüber ich rede, großartig ist, genau wie ich.«

Auf einem glitzernden Goldtransparent hinter Trump stand ›Trump‹ und der Großteil der Crew trank Trump-Cola.

Hinter der Kamera stand Sy auf, mit verschränkten Armen, und klopfte sich mit einem Finger auf den Oberarm. Zwei Wochen lang hatte er sich den Kopf zerbrochen und jetzt fiel ihm endlich ein, woran Trumps neue Frisur ihn erinnerte: an eine Affenpfote. Es handelte sich nicht um eine direkte Ähnlichkeit – obwohl der neue Style nicht viel attraktiver war als ein verstümmelter Leichnam –, sondern vielmehr um eine Erinnerung an die alte Volksmär vom verfluchten Objekt, das Wünsche erfüllte.

Vor zwei Wochen hatte Trump Sy und mehrere andere enge Freunde und Geschäftspartner ausgeschimpft und ihnen dann dafür vergeben, dass sie angedeutet hatten, dass er womöglich ein wenig selbstloser als finanziell verantwortlich war. Zwischen diesem und dem nächsten Treffen hatte er anscheinend eine Froschsaft-Haarfarbe gekauft und einen Stylisten eingestellt, um ihm die Troll-Puppen-Behandlung zu verpassen.

In derselben Zeitspanne, ob aus Zufall oder aufgrund einer ungesehenen Verbindung, war ihr Wunsch erfüllt worden – wie in der Geschichte der Affenpfote –, auf solche Weise, dass es einen veranlasst, seinen Wunsch rückgängig machen zu wollen. Trump war nicht länger selbstlos. Er wollte Geld. Er wollte Anerkennung. Er war so gierig und wichtigtuerisch, dass er für alle anderen Menschen blind zu sein schien.

Trump öffnete den obersten Knopf seiner Trump-Jacke, während er sprach.

»Deshalb arbeite ich mit dem Team von Trump-Schneemobile, um Trumps kombinierte Bandschleifnagelfeilmaschine herzustellen. Mit ihrer einfach zu bedienenden, anpassbaren Schnellwahl … Ah! Verdammt!«

Trumps kombinierte Bandschleifnagelfeilmaschine riss den Nagel von Trumps Mittelfinger. Er biss sich auf die Fingerspitze und schmeckte Blut – köstliches, menschliches Blut.

»Schnitt!«, rief der Regisseur. »Sind Sie in Ordnung, Mr. Trump?«

»Das wird schon. Sie hat den Nagel abgerissen.«

»Können wir Mr. Trumps Finger bitte verbinden?«

»Nein. Ist schon okay. Ich werd einfach … ich lutsch einfach dran, bis es aufhört zu bluten.«

»Oh … okay … äh … wenn das so ist, fünfzehn Minuten Pause für alle, würde ich sagen.«

Während Trump von der Bühne in die Seitenkulisse trat, beeilte sich Sy, zu ihm aufzuschließen.

»Donald?«

»Mr. Trump.«

»Echt? Wir sind per Du seit … vergessen Sie es. Mr. Trump …«

»Was?«, fragte Trump, während er an seinem blutenden Finger lutschte. »Können Sie nicht sehen, dass ich gerade trinke?«

»Ich … oh … äh … ich muss Sie fragen … ist das ein Scherz? Versuchen Sie, etwas zu beweisen, oder so?«

»Die Menschen brauchen Bandschleifer. Die Menschen brauchen Nagelfeilen. Wenn Sie ein Ding kriegen können, das beides ist, dann kann ich ihr Geld kriegen.«

»Nein, nicht die … nicht das im Speziellen. Ich meine die letzten zwei Wochen. All die wertlosen Projekte, die furchtbaren Investitionen, Ihren Namen auf alles zu kleistern, worauf Sie ihn kleistern können …« Sy kratzte sich den Nacken. »Hören Sie, ich verstehe das. Wir haben Ihnen gesagt, Sie sollen sich Ihre Selbstsüchtigkeit zu eigen machen und das hätten wir nicht tun sollen. Das verstehe ich. Alle verstehen es. Es war unangebracht. Aber das hier … was Sie hier tun … Warum wollen Sie Ihr gesamtes Image zerstören, um etwas zu beweisen? Sie werden zur Witzfigur. Der Name Trump wird wertlos sein. Ihnen oder uns oder den Armen wird das nichts nützen und auch sonst niemandem. Bitte hören Sie auf. Das war jetzt lang genug.«

Trump zog den Finger zwischen seinen Lippen hervor und Blut tropfte auf den Holzboden. »Der Name Trump erreicht jetzt zehnmal so viele Menschen wie noch vor zwei Wochen. Der Name Trump ist toll. Er ist fantastisch. Jeder spricht über Trump. Sie sagen: Trump ist der Beste. Trump wird gigantös werden.«

»Gigantös?«

»Gigantöööös!«

»Meinen Sie gigantisch?«

»Sagen Sie mir nicht, wie die Worte heißen. Ich bin ein Trendsetter.«

Sy lehnte sich auf den Fersen zurück, während Nervosität seine Brust ergriff. »Okay. Okay. Gigantös. Das ist in Ordnung. Ich versuche nur, Ihren Gedankenprozess nachzuvollziehen, oder Ihren Sinn für … Empathie anzusprechen.«

Trump lachte.

»Okay, ist es das, was ich tun muss?« Sy kniete sich hin und schlang seine Hände um Trumps Beine.

»Stehen Sie auf«, sagte Trump. »Ich bin nicht schwul.«

»Ich … nein, ich wollte nicht … ich flehe Sie an. Als jemand, der Sie ein Jahrzehnt lang beraten hat, bin ich auf meinen Knien und bettle …«

»Ich hasse Bettler!«

»Seit wann? Nicht – es tut mir leid – Mr. Trump … Sir. Bitte hören Sie mit dem auf, was Sie gerade tun. Bitte werden Sie wieder der nette, bescheidene Philantrop, von dem wir alle wissen, dass Sie es sind.«

Trump fiel die Kinnlade herunter. »Wie haben Sie mich genannt?«

»Einen … einen Philantropen?«

Trumps Augen wurden schmal und er führte seinen blutenden Finger wieder an seine Lippen, leckte Blut ab und schluckte es mit einem widerlichen Genussseufzer hinunter.

»Sie sind gefeuert«, sagte Donald Trump.

Kapitel 2

»Und so«, sagte Michael Moore in einem düsteren, betrübten Tonfall in das Mikrofon seiner Tonkabine, »nach fast einer Stunde des Stillstands im Stadtverkehr, kam Jason Greene zwei Stunden zu spät zur Hochzeit seiner Tochter, weil einem Republikaner auf dem Freeway das Benzin ausgegangen war und er seinen Hummer auf der Mittelspur angehalten hatte.«

»Sie müssen schneller sprechen«, sagte Ton-Typ. »Wir haben nur sechs Sekunden Bildmaterial zum Überlagern, bevor wir zu den Aufnahmen gehen, in denen Sie den Hummer-Verkäufer unter Druck setzen.«

»Tja, dann brauchen wir mehr Material«, sagte Moore. »Wenn ich es in sechs Sekunden sage, klingt es nicht tragisch. Es wird klingen, als wäre eine miese Sache passiert. Und so ist das nun mal im Leben. Warum sollte sich irgendwer eine Sendung über so was ansehen wollen?«

»Na ja, ich … ich weiß es nicht. Es ist Ihre Sendung.«

»Vergiss es«, sagte Moore. »Hey, Schnitt-Typ. Schnitt-Typ …«

»Ich heiße Frank«, sagte Schnitt-Typ.

»Wir brauchen Archivaufnahmen von stillstehendem Verkehr, die wir reinschneiden können. Vielleicht was von dem Auffahrunfall mit den zwölf Autos in Vermont letzten Monat.«

»Och, ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Bei dem Unfall wurden Menschen schwer verletzt. Das war eine regelrechte Tragödie.«

»Komm schon, Ton-Typ. Ist hier jeder gegen mich? Da draußen wachen jeden Tag Demokraten auf, in denen Wut brodelt, und sie brauchen einen Grund, um sie gegen die Republikaner zu richten. Was sollen wir denen erzählen? Dass wir diese Woche keinen Grund haben? Dass sie einfach mit einem dumpfen, betäubenden Pochen weiterhassen sollen?«

»Ich weiß, das ist nicht mein Job«, sagte Kamera-Typ, »aber ich denke, Sie sollten den Satz ändern, in dem Sie sagen, dass er eine Stunde im Verkehr stecken blieb und zwei Stunden zu spät kam, weil … also … wäre er nicht sowieso eine Stunde zu spät gewesen?«

»Ja! Ausgezeichnet!«, sagte Moore. »Ich sollte nicht eine Stunde sagen. Ich sollte sagen: Jahre. Ich sollte sagen: Äonen. Ich sollte sagen …«

»Tage?«, fragte Ton-Typ.

»Nein«, sagte Moore verächtlich. »Das ist nachweisbar nicht wahr. Ich sollte sagen …«

»Eine Ewigkeit?«, fragte Kamera-Typ.

»Ja! Eine Ewigkeit. Warum kann der Rest von euch nicht so sein wie Kamera-Typ?«

»Phil«, sagte Kamera-Typ.

»Was auch immer«, sagte Moore.

Ton-Typ und Schnitt-Typ hatten natürlich recht, aber es gab einen Job zu erledigen. Der Übergang vom Film zum Fernsehen war sogar schlimmer gewesen, als Moore erwartet hatte. Die erste Staffel war noch nicht abgeschlossen und sie griffen schon nach Strohhalmen. 1001 Gründe, Amerika zu hassen stand kurz davor, abgesetzt zu werden.

»Okay«, sagte Schnitt-Typ. »Dann schnappen wir uns also Archivmaterial von diesem schrecklichen Unfall, der ganze Familien zerstört hat, und ändern eine Stunde in eine Ewigkeit. Noch was?«

Moore dachte nach. »Also, ich sammle hier nur Ideen, aber … der Kerl, der diesen anderen Auffahrunfall verursacht hat – wissen wir, welche politische Zugehörigkeit der hatte?«

***

Wo ist Glenn Beck?, fragte das Graffito, das mit einem Messer in die Theke gekritzelt worden war.

Michael Moore verdrehte die Augen.

Seit Glenn Beck aus der Fernsehlandschaft verschwunden war, war alles mit diesem Satz vollgekleistert. Er war Teil des Lexikons, eine unbeantwortbare Frage anstelle von »na dann« oder »dumm gelaufen«. »Die Welt ist ein schrecklicher Ort«, schien er zu sagen. »Ich vermute, sie wird einfach zunehmend schlechter werden. Der Schaden ist irreparabel. Man kann nichts anderes mehr tun, als mit dem sinkenden Schiff unterzugehen.«

»Ich glaube, jemand hat das letzte Nacht da eingeritzt«, sagte der Barkeeper. »Die Leute sagen das in letzter Zeit andauernd.«

»Ich weiß«, meinte Moore. »Ich hasse das.«

»Ja ja, Menschen können schon ziemlich scheiße sein.«

»Nein, ich meine, ich hasse den Grundgedanken. Ich hasse diese Zufriedenheit mit dem Chaos. Ich meine, alles fällt auseinander und wir können nichts dagegen tun. Als ob es nicht mal den Versuch wert wäre, irgendwas zu verbessern. Wenn wir nur die Republikaner aus den Ämtern kriegen würden …« Er nahm einen großen Schluck von seinem Bier. »Ich weiß auch nicht. Was ist deine Politik, Barkeeper? Woran glaubst du?«

»Ich glaube an Alkohol«, sagte der Barkeeper.

»Ja?« Moore lachte. »Glaubst du, wenn wir alle die ganze Zeit betrunken wären, liefe alles gut?«