0,99 €
Merranas hatte gehofft, seinen Auftrag schnell und einfach erfüllen zu können. Stattdessen muss er sich nicht nur mit seinem Auftraggeber, sondern auch dessen Sohn Kiromin auseinandersetzen. Der junge Kopfgeldjäger und der Sohn des Drachens geraten schnell aneinander, als sie gemeinsam aus Balfahlahr fliehen müssen. Ein ungünstiger Zeitpunkt, denn mit dem Erfüllen des Auftrags wurde ein alter Bann gebrochen. Nur wer die Welt versteht, versteht auch ihre alten Geheimnisse. Doch wer sie kennt, weiß auch, was geschehen wird… „Alte Geheimnisse“ ist der zweite Teil und eine direkte Fortsetzung von Drachenfeuerjagd. Ihm folgt der dritte und letzte Teil „Zwischen den Zeiten“ in Romanlänge. „Alte Geheimnisse“ ist der zweite Teil und eine direkte Fortsetzung von Drachenfeuerjagd. Der dritte Teil „Zwischen den Zeiten“ erscheint 2020.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2020
Covergestaltung: Target Grafix – Kerstin Schubert
http://www.target-grafix.de
Bild Drache: © frenta - Fotolia.com
Bild Pergament: © Thomas Reimer - Fotolia.com
Korrektorat: Daniela Höhne
http://www.verlorene-werke.de
Satz: Johanna Schließer
http://www.jos-truth.de
http://twitter.com/jostruth
Kontakt: [email protected]
© 2013 by Johanna Schließer. Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder in einem Abrufsystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise elektronisch, mechanisch, fotokopiert, aufgezeichnet oder auf andere Weise übertragen werden.
Alle in diesem Buch dargestellten Figuren und Ereignisse sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten realen Personen ist zufällig und nicht von der Autorin beabsichtigt.
1. Aufbruch
2. Auf der Flucht
3. Geständnisse
Über die Autorin
Drachenfeuerjagd | Der Auftrag
Drachenfeuerjagd | Zwischen den Zeiten
Stille Kämpfer
Mit Kissen, Schwein und Erbsenkette
Alles Unfug
Kraftlos ließ Kallestrus die Hände sinken. Der schlaffe Frauenkörper ging zu Boden. Auf dem Gesicht der Toten lag immer noch ein Lächeln. Langsam drehte sich Kallestrus von ihr weg. Ein lebhaftes Knistern des Kaminfeuers und ungewohnte Wärme erfüllten den großen Raum.
Merranas erwachte als Erster aus der Starre, die alle ergriffen hatte, als der Mönch zu Selestria getreten war. Zu seiner Überraschung waren alle Gedanken völlig klar. Der fremde Mönch hatte das Mitglied der Inquisition persönlich umgebracht. Die Gründe konnten ihm egal sein. Nun hieß es, den Leichnam und sich selbst geschickt aus dem Spiel zu bringen. Alles weitere wäre nur Drecksarbeit, wenn auch gut bezahlte. Vorsichtig schaute er sich nach dem anderen Mann und dem Statthalter um. Der Alte im Sessel rührte sich nicht, der Knecht blickte weiterhin auf den Gottesmann. Gerade als er sich in eine Ecke des weitläufigen Zimmers verdrücken wollte, wandte sich der Mönch ihm zu.
„Merranas, dein Auftrag hat sich in diesem Augenblick geändert. Hebe die Frau auf, wir gehen. Auch du kommst mit, Kiromin. Für dich gibt es hier nichts mehr zu tun.“
Der Kopfgeldjäger verstand nicht. Irritiert schaute er den Mönch an. Woher wusste der Gottesmann von seinem Auftrag? Mit jedem Ereignis wurde diese Aufgabe bizarrer.
„Ihr müsst mich verwechseln, Pater. Ich ...“ Weiter kam Merranas nicht mit seinem Erklärungsversuch.
„Merranas, das ist meine menschliche Gestalt“, raunte der Mönch.
„Verstehe.“
„Du verstehst gar nichts, was typisch für euch Menschen ist. Euch muss man alles erklären“, zischte Kallestrus wütend.
Allmählich dämmerte Merranas, wer der Mönch tatsächlich war. Vor ihm stand sein Auftraggeber in menschlicher Gestalt. Oder in einer seiner menschlichen Gestalten? Merranas wusste nicht genau, ob Drachen nur eine solche Erscheinung besaßen oder mehrere. Im Grunde wusste er über diese Wesen eher wenig. Kurz überlegte er, was die Kirche wohl dazu sagen würde, wenn ausgerechnet ihre höchsten Vertreter allesamt Schuppenträger wären, vielleicht sogar waren. Die Vorstellung belustigte ihn.
„Wenn das so ist, gilt der Auftrag als erfüllt. Der Kopf und die Hand samt Siegelring liegen direkt hinter dir. Ich verzichte auch gerne auf einen Teil der Bezahlung. Wir sind quitt“, entgegnete er dem Drachen. Er sah den Moment als geeignete Chance, bequem aus diesem unheimlichen Schlamassel zu entkommen. Zwar müsste er auf etwas Gold verzichten, aber das war ihm nicht mehr wichtig. Lieber nicht vogelfrei, nicht in einem Raum eingefroren und schon gar nicht einem wütenden Drachen gegenüberstehen. Dafür lediglich ein klein bisschen weniger Gold im Beutel.
„Nirgendwohin gehe ich mit dir!“, unterbrach der andere junge Mann die Gedanken des Kopfgeldjägers. „Du bist ein Mörder! Du hast jahrelang zugesehen, wie die Todesbringerin unsere Familie und Sippe vernichtet hat. Du hast uns alle belogen und uns in ihre Hände gejagt!“, ging Kiromin seinen Vater an, der mit dem Rücken zu ihm stand. Auf den Wangen des jungen Mannes hatten sich rote Flecken gebildet, am Hals traten Adern unter der Haut hervor. Die zu Fäusten geballten Hände bebten. „Sie ist die Todesbringerin. Ein Märchen, das du uns erzählt hast, als wir Kinder waren. Wir haben Angst vor ihr gehabt! Sie ist böse und sie tötet die Drachen, bis kein einziger mehr auf der Welt ist. Das hattest du erzählt, und du wusstest, dass es die Wahrheit und keine Erzählung ist. Keine der Sagen über Hexen und Zauberer. WAS HAST DU GETAN, VATER?“, schrie er wütend. Jeder Satz versetzte Kiromin mehr und mehr in Rage. Trauer und Wut fluteten seinen Geist. In Gedanken sah er seine Geschwister und andere Drachen mit der Frau kämpfen und sterben, die jetzt leblos auf dem Boden lag. Dachte daran, wie dieses Wesen, was auch immer sie war, sie alle getötet hatte. Und sein eigener Vater hatte es die ganze Zeit gewusst. Er wollte ihn dafür tot sehen, am besten gleich neben ihr.
Kallestrus wandte sich seinem Sohn zu. Er hatte die Kapuze wieder aufgesetzt. Sein Gesicht blieb verborgen. Weder Kiromin noch Merranas konnten ausmachen, wo er hinschaute.
„Schweig, Kiromin! Sie dürfte gar nicht hier sein. Glaube mir, mein Sohn. Sie sollte nicht in dieser Welt sein.“ Kallestrus’ Stimme war leise und klang voller Reue.
Verwirrt schaute Kiromin in die Dunkelheit der Kapuze, wo er die Augen des Vaters vermutete und machte einen Schritt auf ihn zu. Dieses Verhalten, sogar ein Anflug von Schwäche, passte nicht zu dem alten Drachen.