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Als der junge Kopfgeldjäger Merranas den Hort betritt, ahnt er nicht, in welche Schwierigkeiten ihn der angenommene Auftrag bringen wird. Zwar ist die Bezahlung des Drachen ausgesprochen hoch, doch ihm bleiben nur zehn Tage Zeit, um eines der höchsten Mitglieder der Inquisition zu töten. Ein nahezu unmögliches Unterfangen. Gelingt es ihm nicht, den Auftrag zu erfüllen, verliert er nicht nur die Bezahlung, sondern im schlimmsten Fall seine Identität. Was bleibt ihm also übrig, außer sich schnellstmöglich auf den Weg zu machen? Den dritten und letzten Teil „Zwischen den Zeiten“ gibt es seit 2020 in Romanlänge.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Covergestaltung: Target Grafix – Kerstin Schubert
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Bild Drache: © frenta - Fotolia.com
Bild Pergament: © Thomas Reimer - Fotolia.com
Korrektorat: Daniela Höhne
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Satz: Johanna Schließer
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© 2012 by Johanna Schließer. Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses Buches darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder in einem Abrufsystem gespeichert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise elektronisch, mechanisch, fotokopiert, aufgezeichnet oder auf andere Weise übertragen werden.
Alle in diesem Buch dargestellten Figuren und Ereignisse sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten realen Personen ist zufällig und nicht von der Autorin beabsichtigt.
Der Morgen war angebrochen. Nur noch wenige Meter und Selestria würde den Wald verlassen haben. Der Weg hatte die Feuchtigkeit der Nacht in sich aufgenommen und sie spürte bei jedem Schritt die Nässe in die schwarzen Drachenlederstiefel ziehen. Die Gewänder der Obrigkeit mit den Insignien der Inquisition saßen trotz des langen Marsches perfekt. Kälte ließ sie den Umhang enger um den Leib ziehen, sodass sie die Scheide ihres Schwertes an der linken Seite spüren konnte. Wo der Wald lichter wurde, erkannte sie bereits die sich ausbreitenden Felder und Wiesen. In einigen Stunden würde sie die letzte Stadt erreicht haben. Danach sollte ihre Aufgabe für immer erfüllt sein. Einer fehlte noch, der letzte, und den würde sie in Balfahlahr finden. Sie drehte den Siegelring am Finger der rechten Hand.
„Den kriege ich auch noch“, sprach sie zu sich selbst, während sie ihren Weg fortsetzte, doch bei weitem nicht so zielstrebig wie sonst. Dieser letzte Auftrag bereitete ihr Unbehagen wie schon der davor. Und das Gefühl, nur den Willen eines anderen ausführen zu müssen, wurde immer stärker. Sie blieb kurz stehen und lauschte. Die ersten Vögel erhoben ihre Stimmen, es raschelte leise im Unterholz und ein leichter Wind spielte mit den Baumwipfeln über ihr. Dort war nichts, was ihre Aufmerksamkeit hätte wecken sollen. Vielleicht spielte ihr mittlerweile die Phantasie einen Streich. Gegen den eigenen Willen sah sie erneut zurück, um sicher zu sein, dass ihr niemand folgte. In dieser Nacht hatte sie einige Male innegehalten und sich vergewissert, dass sie allein war. Trotzdem blieb dieses Gefühl, von irgendetwas oder irgendjemandem verfolgt und beobachtet zu werden. Sie verließ sich immer auf ihre Intuition. Sollte sie diese plötzlich täuschen?
„In den letzten Jahren habe ich mir wohl doch zu viele Feinde gemacht. Zu viele, die auf Rache sinnen.“
Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie die Erinnerungen an ihre Entscheidungen und Taten aus den Gedanken verbannen. Der Weg vor ihr erstreckte sich friedlich, aber sie zögerte. Dies war der letzte Auftrag. Danach würden die Stimmen in ihrer Seele hoffentlich für immer schweigen. Sie ging weiter. In die letzte Stadt, zum letzten Kampf, dem entscheidenden Urteil. In den vor ihr liegenden Mauern würde sie ihre Aufgabe vollenden und hoffentlich damit endgültig den eigenen Frieden finden.
Dem jungen Mann war sichtlich unwohl bei diesem Geschäft. Er bereute mittlerweile, sich überhaupt auf diese Sache eingelassen zu haben. Die Belohnung oder besser gesagt die Bezahlung war einfach zu verlockend gewesen. Jetzt ärgerte ihn die eigene Gier. Was seine Augen in dieser Nacht sahen, war so reizvoll, dass er dieses Geschäft nicht hätte ausschlagen können, selbst wenn er gewollt hätte.
„Du nimmst den Auftrag also an?“
Die Stimme war tief. Viel zu tief, um menschlich sein zu können. Sie hallte an den hohen Decken der Höhle wider und verlieh dem Sprecher mehr Macht und Stärke, als er nötig hatte.
„Mhm“, gab Merranas etwas kleinlaut zurück.
„Antworte, wie es sich für einen Menschenmann gebührt!“
Merranas starrte auf den Boden. Er konnte den Blick nicht von den Goldmünzen abwenden, die vor ihm lagen. Ein Meer aus wertvollem, fein glänzendem Metall. Sie berührten seine Stiefel. Eigentlich stand er bereits knöcheltief in purem Gold. Jedes Mal, wenn er die Zehen bewegte, gaben die Metallstücke ein wohlbekanntes Geräusch von sich, das ihn breit grinsen ließ. Am liebsten hätte er sie mit beiden Händen gepackt und in die Luft geworfen, damit es Gold auf ihn regnet. Bei dem Gedanken fühlte er sich wie ein kleiner Junge, der das erste Holzschwert geschenkt bekommt.
„Ja, ich tue es“, sagte er, versunken in die Träumereien. Das Funkeln des Goldes tauchte die Höhle in ein warmes Licht. Merranas konnte sich an den Münzen zu seinen Füßen gar nicht satt sehen.
„Du überzeugst nicht durch Sprachgewandtheit!“
Heißer Atem strömte Merranas ins Gesicht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzuschauen. Als er seines Gegenübers gewahr wurde, traten seine Beine wie von selbst einige Schritte zurück.