Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser - Alfred Bekker - E-Book

Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Ein packendes Wikinger-Abenteuer für junge Leser! Mit Erläuterungen! Die Wikinger segelten bis Amerika, das man damals Vinland nannte. Dorthin wollen auch die Eltern der Wikinger-Kinder Einar und Freya. Ein besseres Leben soll sie dort alle erwarten! Doch als sie nach einer stürmischen Überfahrt das neue Land erreichen, warten dort ungeahnte Gefahren. Denn Vinland ist keineswegs unbewohnt. Jäger mit rötlicher Hautfarbe leben dort. Skrälinger nennt man sie. Und erst scheint es, als könnte man Freundschaft schließen. Als als diese Jäger von der Milch der Kühe trinken, die die Wikinger mitgebracht haben, vertragen sie das nicht und glauben, dass man sie vergiften wolllte! Ein furchtbarerer Krieg droht. Kann der junge Einar ihn noch verhindern? Oder werden die Wikinger das neue Land wieder verlassen müssen? Die vorliegende E-Book-Ausgabe enthält nicht die Zeichnungen der im dtv-Verlag erschienenen Originalausgabe!

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Alfred Bekker

Drachenschiffe vor Vinland: Ein Wikinger-Abenteuer für junge Leser

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

***

1. Kapitel: Aufbruch ins Ungewisse

2. Kapitel: Sturmfahrt des Schreckens

3. Kapitel: Die fremde Küste

4. Kapitel: Vinland

5. Kapitel: Der geheimnisvolle Pfahl

6. Kapitel: Ein Schatten im Wald

7. Kapitel: Der Skrälinger

8. Kapitel: Das Lager der Fremden

9. Kapitel: Der Beschluss

10. Kapitel: Umzingelt

11. Kapitel: Der neue Freund

12. Kapitel: Teufelsgesichter

13. Kapitel: Angriff!

14. Kapitel: Einars mutige Tat

Impressum neobooks

***

Alfred Bekker

Drachenschiffe vor Vinland

(c) Titelgraphik: Hubert Schweitzer, Edition Bärenklau

Die Print-Originalausgabe erschien 2009 im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv)

© Text 2009 by Alfred Bekker

© 2013 der Digitalausgabe AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Ein CassiopeiaPress E-Book

1. Kapitel: Aufbruch ins Ungewisse

Ein eisiger Wind wehte über die Langhäuser der kleinen Wikingersiedlung. Einar Svenson hatte alles, was er an Kleidung besaß, übereinandergezogen. Er trug mehrere knielange Wollgewänder und eng anliegende Hosen, die er in seine Fellstiefel hineingesteckt hatte. Der Ledergürtel war viel zu lang für einen Neunjährigen. Obwohl er so dick angezogen war, reichte die Länge aus, um ihn sogar zweimal um seinen Bauch zu binden.

Sein Vater Sven Bleichhaar hatte ihm den Gürtel gemacht und gemeint, dass er für lange Zeit passen sollte. „Den kannst du auch noch tragen, wenn du groß bist!“, hatte er ihm gesagt. Alles, was Einar sonst noch besaß, steckte in einem kleinen Bündel, das er über der Schulter trug. Neben ihm stand Freya Svenstochter, seine Zwillingsschwester. Auch sie hatte alle ihre Sachen übereinandergezogen und den Rest in ein Bündel geschnürt. Das blonde Haar war zu einem Zopf gebunden und sie hatte sich eine Decke wie einen Umhang umgehängt.

„Schade, dass wir wegziehen müssen“, sagte sie an Einar gewandt.

„Ja“, murmelte Einar und blickte zu den Langschiffen, die am Meeresufer lagen – bereit, um in Kürze abzulegen. Die Segel flatterten schon lose im Wind. Ein paar Männer trugen Fässer mit Met und Frischwasser an Bord. „Aber es geht nicht anders…“

„Du redest schon wie Vater!“, meinte Freya.

„Aber er hat doch Recht. Es ist zu kalt hier in Grönland…“ Einar sah zu den schneebedeckten Gletschern hinüber, die das gesamte Innere des Landes mit einem Eispanzer bedeckten. Nur hier an der Küste gab es einen schmalen Streifen, der im Sommer für wenige Monate grün wurde. Aber das wenige Gras reichte nicht für die Rinder. Und es gab außerdem immer zu wenig Holz, um Häuser zu bauen und die Öfen zu heizen, weil auf Grönland keine Bäume wuchsen.

Zwei Männer versuchten gerade, eine Kuh auf eines der Schiffe zu bringen. Die Kuh sträubte sich aber. Einar und Freya sahen zu, wie ihr Vater hinzusprang, um mit zu helfen.

Laut muhte das Tier auf.

„Ich glaube, die weiß schon, was ihr bevorsteht!“, meinte Freya. „Eine Seefahrt durch raue See, bei der es dauernd hin und her schaukelt, dass einem schlecht wird!“

„Aber in dem Land, in das wir kommen, wird es mehr Gras geben“, gab Einar zu bedenken. „Und sogar Bäume!“

Einar und Freya hatten in ihrem Leben noch nie einen Baum gesehen, denn sie waren in Grönland geboren und dort gab es kleine Bäume. Ihr Vater und die anderen Männer mussten immer wieder über das weite Meer fahren, um in anderen Ländern Bäume zu fällen, die sie dann nach Grönland brachten.

Er hatte ihnen oft davon erzählt, wie Bäume aussahen, wenn sie noch nicht gefällt waren und man ihnen die Äste bereits abgeschlagen hatte.

Mit viel Mühe hatten es die Männer inzwischen geschafft, die Kuh ins Schiff zu bugsieren. Aber einige weitere Rinder warteten noch an Land und wurden nun unruhig.

Freya zuckte mit den Schultern. „Wir können sowieso nichts daran ändern“, sagte sie. „Wirklich traurig finde ich auch nicht, dass wir fortziehen, sondern dass wir Großvater und Großmutter wahrscheinlich für lange, lange Zeit nicht wiedersehen werden. Vielleicht sogar nie, falls wir im neuen Land bleiben.“

„Wer sagt das?“, fragte Einar.

„Großvater hat das gesagt. Du kannst ihn ja gerne selbst fragen.“

„Einar!“, rief in diesem Moment die helle Stimme seiner Mutter. Sie stand vor Großvaters Langhaus und winkte ihn herbei.

Einar seufzte. „Mal sehen, was los ist“, meinte er. „Wahrscheinlich muss ich irgendetwas helfen…“

„Aber eigentlich müsste doch außer den Tieren schon alles an Bord der Schiffe sein!“, gab Freya zurück. Sie hatten schließlich beide kräftig mithelfen und bei allem mit anfassen müssen, was nicht zu schwer für sie war.

Einar setzte Freya sein Bündel vor die Füße.

„Hier, pass du mal drauf auf!“

Dann rannte er los. Wenig später hatte er seine Mutter Sigrun Björnstochter erreicht. Auch sie war warm angezogen und fertig für die Reise. Über ihrem bis zum Boden reichenden Kleid trug sie einen wollenen Umhang, den sie sich um die Schultern gewickelt hatte. Am Kragen war ein kleines Holzkreuz zu sehen, das ihr um den Hals hing. Dieses Kreuz war das Zeichen dafür, dass sie an den neuen Christengott glaubte, während Vater und die meisten anderen Wikinger aus Grönland noch an die alten Götter des Nordens glaubte. Den Donnergott Thor zum Beispiel, der Blitze schleuderte – oder Odin, der auf einem achtbeinigen Pferd ritt und ein Auge für die Allwissenheit geopfert hatte. Manche gingen aber auch auf Nummer sicher und beteten sowohl zu Jesus Christus als auch zu Thor und Odin, weil sie der Meinung waren, dass man nie genug göttliche Hilfe bekommen konnte.

„Was ist los, Mutter?“, fragte Einar.

„Du sollst zu Großvater Björn in die Werkstatt kommen. Beeil dich!“

„Ja!“

Die Werkstatt von Großvater Björn lag im hinteren Teil des Langhauses und hatte einen eigenen Eingang.

Björn war ein großer, stattlicher Mann mit schneeweißen Haaren und einem langen Bart.

„Ah, schön, dass du kommst, Einar.“

„Was ist, Großvater?“

„Ich habe etwas für dich, das ich dir geben möchte. Nenn es ein Abschiedsgeschenk… Du wirst es drüben in dem neuen Land sicher gut brauchen können…“

Damit reichte Großvater ihm eine Axt mit kurzem Stiel, der mit Runen verziert war. Solche Äxte wurden sowohl als Waffe wie auch als Werkzeug benutzt. Einar nahm sie und betrachtete sie. Eine eigene Axt! Sie lag sehr leicht in der Hand.

„Großvater…“, murmelte Einar bewegt.

„Ich habe darauf geachtet, dass sie nicht zu schwer ist. Drüben in dem Land, in dem neuen Land im Westen, in das ihr zieht, gibt es Bäume genug. Ihr werdet daraus Häuser und Schiffe machen – und das Holz im Winter im Ofen verbrennen! Ich nehme an, da wirst du kräftig mithelfen müssen und da sollst du nicht ohne Werkzeug dastehen!“

„Danke, Großvater!“, stieß Einar hervor. „Das ist ein wirklich kostbares Geschenk!“

„Kannst du die Runen auf dem Griff schon lesen?“

„Noch nicht so gut“, gab Einar zu. Der Wanderlehrer, der die Kinder unterrichtete, war in diesem Jahr nicht gekommen. Vielleicht hatte er kein Schiff gefunden, das ihn nach Grönland mitnahm. Oder es war auch ihm dort einfach zu kalt und ungemütlich und der Lohn für eine Arbeit zu gering. Schließlich gab es anderswo Wikingersiedlungen, die viel reicher waren und wo man ihm mehr für seine Dienste geben konnte.

„Da steht: Njörd beschütze Einar!“, sagte Großvater Björn.

Njörd – der Gott des Meeres!

„Diesen Schutz werde ich sicher gut brauchen können, Großvater!“, meinte Einar.

„Steck dir die Axt hinter den Gürtel, so wie ich es auch tue! Dann bist du immer gut ausgerüstet!“

Einar tat, was Großvater gesagt hatte. Dann umarmte er ihn. „Ich danke dir!“

„Wir werden uns lange nicht sehen, Einar.“

„Freya sagt sogar, vielleicht für immer.“

„Ja, das ist sehr wahrscheinlich, denn ich glaube nicht, dass ihr noch mal zurückkehrt, wenn ihr euch erst in Vinland eingelebt habt!“

Vinland – das Weinland – so nannte man dieses neue, unbekannte Land.

„Warum kommst du nicht mit nach Vinland?“, fragte Einar. „Du, und Großmutter und alle deine Leute?“

„Ich bin zu alt“, sagte Großvater Björn. „Zu alt um unseren Hof zu verlassen und noch mal ganz von vorn anzufangen und alles neu aufzubauen. Aber für euch ist das eine gute Chance für ein besseres Leben!“

Wer waren die Wikinger?

Die Wikinger waren Seefahrer, die ursprünglich in Dänemark, Schweden und Norwegen beheimatet waren. Mit ihren Schiffen machten sie zwischen 750 und 1100 n. Chr. die Meere als Piraten unsicher, entdeckten neue Länder, eroberten Reiche und gründeten Staaten. Zuerst unternahmen sie vor allem Raubfahrten, später beherrschten sie den Seehandel in der Nord- und Ostsee. Man nannte sie auch Normannen oder Waräger.

Im Westen siedelten sie an den Küsten Irlands, Englands und Schottlands. Sie entdeckten und besiedelten Island und erreichten danach Grönland und Nordamerika. Die Gebiete in Amerika nannten sie Vinland (das bedeutet wahrscheinlich „Weinland“, vielleicht aber auch „Weideland“) und Markland (das bedeutet „Holzland“).

Normannen siedelten in der Normandie und in Sizilien. In Russland ruderten sie die großen Flüsse hinauf. Daher auch der heutige Name: „Rus“ bedeutet wahrscheinlich „Ruderer“. Sie kamen bis zum Schwarzen Meer, überquerten es und trieben Handel mit dem Kaiser von Konstantinopel und dem Kalifen von Bagdad.

2. Kapitel: Sturmfahrt des Schreckens

Ein Hornsignal ertönte.

Jetzt geht es los!, dachte Einar. Er hatte vorne am Bug seinen Platz gefunden.

Auch die letzte Kiste, das letzte Fass und die letzte Ziege waren auf die drei Schiffe geladen worden, die sich nun auf den Weg machen wollten.

Sven Bleichhaar war der Kapitän der WELLENDRACHE, einem recht breiten Schiff an dessen Spitze sich ein grimmig dreinschauender Drachenkopf aus Holz befand. Der Drachenkopf war bunt angemalt und sollte Feinde abschrecken. Man konnte ihn sogar abnehmen, wenn man in einen befreundeten Hafen einlief.

Die anderen beiden Langschiffe, die in das ferne Vinland aufbrachen, hießen SCHAUMDRACHE und SEEDRACHE.

Die SEEDRACHE war das größte der drei Schiffe und sein Kapitän war Thorfinn Karlsefni. Er führte die kleine Flotte an. Vor zwei Jahren war Thorfinn schon einmal in Vinland gewesen, und dann zurückgekehrt, um mehr Siedler dafür zu gewinnen, in das neue Land zu ziehen.

Bei Einars Vater hatte er Erfolg gehabt und deshalb brachen sie jetzt auf.

Großvater Björn und zahlreiche andere Wikinger standen am Ufer und verabschiedeten die Besatzungen der drei Schiffe. Einar winkte ihnen zu.

Die Segel wurden gesetzt und der Wind blähte sie auf.