Draussen um diese Zeit - Ulrike Ulrich - E-Book

Draussen um diese Zeit E-Book

Ulrike Ulrich

4,8

Beschreibung

Sie sind draußen, die Menschen in den Erzählungen von Ulrike Ulrich. Sie arbeiten mit ihren Laptops im Wiener Kaffeehaus, sie spielen Akkordeon in der Pariser Métro, sie kleben illegal anarchistische Plakate an der Piazza di Spagna in Rom, sie halten in Zürich beim Palmenhaus ihre Füße ins Schildkrötenbecken, sie lernen in der Bar vom New Yorker Roosevelt Hotel jede Woche einen anderen Mann kennen, um mit ihm aufs Zimmer zu gehen und nachher einen Comic darüber zu zeichnen. Obwohl die meisten von ihnen ein Zuhause haben, suchen sie ihr Glück nicht in den eigenen vier Wänden. Draußen begegnen sie einander, verpassen, verbünden oder küssen sich, schließen Wetten ab, glauben an Zufälle und werden gemeinsam festgenommen. Ulrike Ulrich versammelt in diesem Band Erzählungen von sprachlicher Dichte und Präzision, die mit eigensinnigem Humor Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren eröffnen und die Schönheiten und Abgründe des Menschseins in unserer Zeit aufdecken. Gegenwärtige Erzählungen, die Lust darauf machen, mit dieser Stimme um die Welt zu reisen. Zu Hause ist ohnehin niemand, weil sich alle auf die Suche begeben haben, ihren Sehnsüchten folgen, draußen um diese Zeit.

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°luftschacht

Sie sind draußen, die Menschen in den Erzählungen von Ulrike Ulrich. Sie arbeiten mit ihren Laptops im Wiener Kaffeehaus, sie spielen Akkordeon in der Pariser Métro, sie kleben illegal anarchistische Plakate an der Piazza di Spagna in Rom, sie halten in Zürich beim Palmenhaus ihre Füße ins Schildkrötenbecken, sie lernen in der Bar vom New Yorker Roosevelt Hotel jede Woche einen anderen Mann kennen, um mit ihm aufs Zimmer zu gehen und nachher einen Comic darüber zu zeichnen. Obwohl die meisten von ihnen ein Zuhause haben, suchen sie ihr Glück nicht in den eigenen vier Wänden. Draußen begegnen sie einander, verpassen, verbünden oder küssen sich, schließen Wetten ab, glauben an Zufälle und werden gemeinsam festgenommen.

Ulrike Ulrich versammelt in diesem Band Erzählungen von sprachlicher Dichte und Präzision, die mit eigensinnigem Humor Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren eröffnen und die Schönheiten und Abgründe des Menschseins in unserer Zeit aufdecken. Gegenwärtige Erzählungen, die Lust darauf machen, mit dieser Stimme um die Welt zu reisen. Zu Hause ist ohnehin niemand, weil sich alle auf die Suche begeben haben, ihren Sehnsüchten folgen, draußen um diese Zeit.

 

ULRIKE ULRICH, * 1968 in Düsseldorf, lebt als freie Schriftstellerin in Zürich. In Wien hat sie bei der schule für dichtung gearbeitet. In Rom war sie am Istituto Svizzero zu Besuch. Der Lilly-Ronchetti-Preis hat ihr einen Aufenthalt in Paris beschert. In New York war sie an der Columbia University zu Gast. Überall dort und im Tessin hat sie Draussen um diese Zeit geschrieben, für das sie Werkbeiträge vom Kanton Zürich und der Pro Helvetia erhielt. Sie ist Herausgeberin von 60 Jahre Menschenrechte – 30 literarische Texte und gehört seit 2003 der Zürcher Literaturgruppe index an. Ihre Texte wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Walter-Serner-Preis und Anerkennungspreisen der Stadt Zürich für ihre beiden Romane.

www.ulrikeulrich.ch

Titel bei Luftschacht:

fern bleiben (Roman, 2010)

Hinter den Augen (Roman, 2013)

Draußen um diese Zeit (Erzählungen, 2015)

für W.

Ulrike Ulrich

DRAUSSEN UM DIESE ZEIT

Erzählungen

 

 

 

 

 

Luftschacht Verlag

New York

The Roosevelt Hotel

Der Flug von Schwechat nach JFK war ihr erster Flug überhaupt. Davor hatte sie es gerade mal von Krems nach Wien geschafft (in einem vollgestopften geliehenen Polo) und von Wien aus dann einmal nach Split, zwei Mal nach Budapest und drei Mal nach Rimini, immer mit Zug oder Auto. Dass sie irgendwann eine Vielfliegerin sein würde, hat Polly sich nicht vorstellen können, an diesem klaren Oktobertag vor siebeneinhalb Jahren, obwohl sie es sofort geliebt hat, Fensterplatz, zwei freie Sitze neben ihr, freie Getränke nach Wahl (nicht wie jetzt bloß Kaffee, Tee und Wasser), beste Wetterverhältnisse, sowohl über den Alpen als auch ein paar Stunden später über Grönland, die Eisberge hat sie auf dem Rest des Fluges gezeichnet, keinen Film geschaut, keine Sekunde geschlafen.

Heute hat sie (das ist ihr noch nie passiert) die Alpen verpasst, der Flug von Wien nach Zürich ist kurz, das weiß sie ja (kaum hat man die Flughöhe erreicht, ist schon wieder von Sinkflug die Rede), zum ersten Mal (sie hat wenn immer möglich einen Fensterplatz) hat sie nicht nach den Alpen Ausschau gehalten, dabei hätte man die sicher genauso gut sehen können wie jetzt den Bodensee, dessen weites Blassblau nur von ein paar kleinen Schönwetterwolken verdeckt wird (ganz dahinten, das könnten die Alpen sein, oder auch Wolken).

Es ist Frühling, welches Jahr auch immer, und Polly heißt nicht wirklich Polly, auch nicht Pauline, ihr Name ist geändert und auch die Namen von allen anderen. Das hätte Polly auch tun sollen, sie hätte alle Namen ändern sollen, nicht nur die von den Männern, mit denen sie geschlafen hat. Dann wäre das jetzt nicht solch ein Canossaflug, denkt sie, ohne sich zu erinnern, wer eigentlich wen in Canossa besucht hat. Wenn sie die Namen wenigstens für die amerikanische Ausgabe geändert hätte (einen neuen Titel musste sie ohnehin suchen, weil es das Wort Messie im Englischen so gar nicht gibt). Aber nicht einmal vor zwei Jahren, als der US-Verlag die Übersetzungsrechte gekauft hat, nicht einmal als das Buch dort herauskam und überall besprochen wurde, nicht einmal als sie für einen der wichtigsten Comic-Preise nominiert war und zum zweiten Mal in ihrem Leben über den Atlantik flog (Manhattan hatte sie nur von Weitem gesehen, beim Anflug auf Newark), nicht einmal bei der Preisverleihung, als sie auf der Bühne stand und die Laudatorin, eine südafrikanische Zeichnerin, gesagt hat, mit diesem Buch werde sie jetzt wohl berühmt, nicht einmal, als sie das Wort und ihren Namen im selben Satz gehört hat, ist sie auf die Idee gekommen, dass irgendjemand sich in diesem Comic wiedererkennen und damit ein Problem haben könnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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