Drei Western Band 1008 - Alfred Bekker - E-Book

Drei Western Band 1008 E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dieses Buch enthält folgende Western: Pete Hackett: Im Fegefeuer von Casa Adobe Alfred Bekker: Die Geier vom Lincoln County Martin Dexter: Der Gefangene des Sheriffs "Du spielst falsch, Hombre!" Der Blick des Einäugigen war eisig. Noch hatte er die Rechte auf dem Tisch und nicht am tiefgeschnallten Revolverholster. Rechts und links von ihm saßen zwei seiner Kumpane, mit denen zusammen er am Mittag aus der Postkutsche gestiegen war. Sie trugen - ebenso wie der Einäugige - dunkle, etwas abgeschabte Anzüge. Und Revolver. Gunslinger waren sie, Männer die sich für ein paar Dollars von jedem anheuern ließen, der bereit war, für ihre Dienste zu bezahlen. Der Einäugige warf die Karten auf den Tisch. Er spuckte geräuschvoll aus. Der vierte Mann in der Spielrunde erbleichte. Es handelte sich um Saul Jackson, einen einfachen Cowboy aus der Gegend. Jackson kniff die Augen zusammen. "Ich habe nicht falsch gespielt!", behauptete er. "Doch, du hast!", widersprach der Einäugige. Seine Stimme klirrte wie Eis.

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Alfred Bekker, Pete Hackett, Martin Dexter

Drei Western Band 1008

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Inhaltsverzeichnis

Drei Western Band 1008

Copyright

Pete Hackett: Im Fegefeuer von Casa Adobes

Alfred Bekker: DIE GEIER VOM LINCOLN COUNTY

Der Gefangene des Sheriffs

Drei Western Band 1008

Alfred Bekker, Pete Hackett, Martin Dexter

Dieses Buch enthält folgende Western:

Pete Hackett: Im Fegefeuer von Casa Adobe

Alfred Bekker: Die Geier vom Lincoln County

Martin Dexter: Der Gefangene des Sheriffs

"Du spielst falsch, Hombre!"

Der Blick des Einäugigen war eisig. Noch hatte er die Rechte auf dem Tisch und nicht am tiefgeschnallten Revolverholster.

Rechts und links von ihm saßen zwei seiner Kumpane, mit denen zusammen er am Mittag aus der Postkutsche gestiegen war. Sie trugen - ebenso wie der Einäugige - dunkle, etwas abgeschabte Anzüge. Und Revolver. Gunslinger waren sie, Männer die sich für ein paar Dollars von jedem anheuern ließen, der bereit war, für ihre Dienste zu bezahlen.

Der Einäugige warf die Karten auf den Tisch.

Er spuckte geräuschvoll aus.

Der vierte Mann in der Spielrunde erbleichte.

Es handelte sich um Saul Jackson, einen einfachen Cowboy aus der Gegend. Jackson kniff die Augen zusammen.

"Ich habe nicht falsch gespielt!", behauptete er.

"Doch, du hast!", widersprach der Einäugige.

Seine Stimme klirrte wie Eis.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

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Alles rund um Belletristik!

Pete Hackett: Im Fegefeuer von Casa Adobes

Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".

Über den Autor

Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war – eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."

Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author www.Haberl-Peter.de

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

**

McQuade hatte eine Schlucht hinter sich gelassen. Vor ihm lag wieder Wüste, über die zwischenzeitlich ein ziemlich harter Wind strich. Der Kopfgeldjäger schaute zum Himmel. Die Sonne stand schon ziemlich tief im Westen. Der Wind zerrte an McQuades Kleidung. Staubwolken glitten heran, hüllten ihn ein und nahmen ihm fast die Luft. Die feinen Kristalle peitschten sein Gesicht.

Mit dem Ende der Schlucht hatte McQuade Jim Strykers Spur wieder verloren. Aber McQuade glaubte, die Richtung zu kennen.

Die Umrisse turmartiger Felsgebilde schälten sich aus dem treibenden Staub. McQuade trieb den Falben in den Windschatten eines dieser Felsen und atmete erst einmal tief durch. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, scheuerte unter seiner Kleidung, rieselte von der Krempe seines Hutes und von seinen Schultern. Er hakte die Canteen vom Sattel und nahm einen Schluck. Dann schüttete er etwas Wasser in seine hohle Hand und rieb damit vom Sattel aus die Nüstern des Pferdes ab. Schließlich ließ er auch das Pferd aus der Krone seines Stetsons saufen.

Gray Wolf hatte sich bäuchlings auf den Boden gelegt und seinen mächtigen Schädel zwischen die Vorderläufe gebettet.

Gerade, als sich der Kopfgeldjäger den Stetson wieder auf den Kopf stülpte, peitschte durch das Fauchen des Windes der Klang eines Schusses. Das Geschoss meißelte dicht neben McQuades Gesicht Splitter aus dem Fels und quarrte mit grässlichem Jaulen als Querschläger davon.

Sofort war McQuade aus dem Sattel.

Das Gewehr nahm er mit. Er lud durch und kauerte hart am Fels.

Der Schütze hatte bei seinem Schuss den Sturm nicht ins Kalkül gezogen. Und das rettete McQuade das Leben. Der Wind hatte die Kugel leicht aus der Bahn getrieben. Und so hatte sie ihn um wenige Handbreit verfehlt.

Als ein zweiter Schuss das Heulen des Windes übertönte, hechtete McQuade nach vorn und lag flach auf dem Bauch. Wieder wurde das Blei vom Fels platt gedrückt, und wieder ertönte Trommelfell betäubendes Jaulen.

Und jetzt sah McQuade durch die Wand aus Staub auch den Schützen. Er stand etwa dreißig Yards von ihm entfernt neben einem Felsklotz. Er senkte gerade das Gewehr. McQuade nahm das Ziel auf und drückte ab. Aber er hatte zu hastig geschossen. Der Bursche, den er nur verschwommen ausmachen konnte, verschwand zwischen den Felsen.

McQuade drückte den Unterbügel der Winchester durch. Die leere Kartusche wurde ausgeworfen, knackend glitt eine scharfe Patrone in die Kammer.

Die Gestalt des Texaner wuchs in die Höhe. Er sicherte zu der Stelle, an der er den Schützen zuletzt wahrgenommen hatte. Dort rührte sich nichts mehr. Er griff mit der Linken nach dem Sattelhorn und stieß sich ab. McQuade flog in den Sattel, trieb das Tier mit einem Schenkeldruck an und ritt um die Felsen herum. Gray Wolf trottete neben dem Falben her. In einer Felsspalte stellte der Texaner sein Pferd ab. Die Leine schlang er um einen Felszacken. In einer Rinne, die im Laufe von Jahrmillionen von den Elementen ausgewaschen worden war und in der sich Unmengen von Geröll gefangen hatte, machte er sich an den Aufstieg. Der graue Wolfshund wich dem Kopfgeldjäger nicht von der Seite. Als McQuade ziemlich außer Atem oben war, packte ihn der Wind wie mit zornigen Fäusten und drohte ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen.

McQuade duckte sich hinter einem Felsklotz und wartete, bis sich seine Atmung wieder normalisiert hatte. Dann lief er, sich mit aller Kraft gegen den Wind stemmend, der hier oben ungebremst seine elementare Wucht entfalten konnte, über das Plateau zur anderen Seite, bis er den Rand erreichte und vor seinen Füßen die Felswand steil abfiel.

Unten sah er wie durch dichten Nebel die Felsengruppe, zwischen der er den Heckenschützen vermutete. Aber Einzelheiten waren nicht auszumachen.

Blindlings jagte McQuade eine Serie von Schüssen in die Tiefe, in der Hoffnung, den hinterhältigen Schützen auf diese Weise aus der Reserve zu locken. Die Detonationen wurden vom Sturm regelrecht verschluckt. Es gab keine Echos. Nur kurzes, trockenes Peitschen, das unten wahrscheinlich schon gar nicht mehr zu vernehmen war.

Aber er hatte Erfolg. Wie bösartige Insekten pfiffen die Querschläger durch die Gruppe von Felsen. Der hinterhältige Schütze, dem der Zufall einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, als er McQuade aus sicherer Deckung heißes Blei schickte, rannte aus dem Schutz der Felsen.

Ahnungslos, aus welcher Richtung die Geschosse gekommen waren, feuerte er wild in die Gegend. Durch die Staubschleier konnte McQuade vage das Zucken der Mündungslichter erkennen. Er zielte kurz und jagte einen Schuss in die Tiefe.

Scheinbar hatte McQuade sein Blei vergeudet, denn unten stimmte das Gewehr des Wegelagerers eine höllische Melodie an. Das fahle Mündungslicht, als McQuade feuerte, hatte dem Burschen den Standort des Kopfgeldjägers verraten. Er schickte eine ganze Salve nach oben. Aber keine der Kugeln wurde McQuade gefährlich.

Der Kopfgeldjäger ahnte, dass er es mit Jim Stryker zu tun hatte.

McQuade zog sich zurück. Es hatte keinen Sinn, länger auf dem Felsen auszuharren. Der Sandsturm machte es ihm unmöglich, dem Banditen von hier oben aus einzuheizen.

Er kletterte den Abhang hinunter und holte sein Pferd. Im Schutz des Sturmes ritt er, gefolgt von Gray Wolf, davon.

Die Senke, durch die er ritt, endete und er fand zwischen Felsen wieder etwas Schutz vor dem Sturm. McQuade hatte sich den Hut tief in die Stirn und das Halstuch über Mund und Nase gezogen. Im Windschatten zerrte er das Tuch nach unten und hustete sich den Staub aus Lungen und Kehle. Er spuckte ein klumpiges Gemisch aus Staub und Speichel aus. Dann atmete er tief durch.

Es war fast finster. Von der Sonne war nichts zu sehen. Sie war hinter den schmutzigen, treibenden Wänden aus Staub verschwunden. McQuade schätzte, dass sie sowieso bald untergehen würde. Vielleicht war sie auch schon hinter dem Horizont verschwunden. Er hatte keine Ahnung. Längst hatte er jegliches Zeitgefühl verloren.

Der Kopfgeldjäger ritt weiter. Der Sturm zerrte an seiner Kleidung und nahm ihm fast den Atem. McQuade stemmte sich gegen den Wind, kämpfte gegen ihn an wie gegen einen leibhaftigen Feind. Immer neue Massen von Sand und Staub riss der Sturm in die Höhe und jagte sie über die Hügelkuppen und Felsen heran. Der Sand wirbelte so dicht, dass McQuade fast die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen konnte. Die Wildnis hatte sich in einen tosenden Hexenkessel verwandelt, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. In immer neuen Böen peitschte der Sturm vernichtende Wogen von Sand und Staub über das Land.

Es war die Hölle.

Aber plötzlich schälten sich vor McQuades Blick die schemenhaften Umrisse von Häusern und Hütten aus dem dichten Gewoge von Sand und Staub. McQuade, der zusammengekrümmt auf dem Pferd saß und den Kopf tief gesenkt hatte, um sein Gesicht vor den nadelscharfen, peitschenden Sandkörnern zu schützen, verspürte Erleichterung. Er ritt zwischen die Häuser. Knarren und Quietschen war zu vernehmen. Irgendwo schlug eine Tür in einem wilden Rhythmus.

Ein riesiges Stallgebäude war rechter Hand auszumachen. Ein Galgentor führte in den Hof. Das große Holzschild, das an zwei Ketten vom Querbalken des Tores hing, schlug wie verrückt hin und her.

McQuade wusste, dass es sich um den Mietstall handelte. Er war schon einige Male in Casa Adobes gewesen und kannte die örtlichen Gegebenheiten. Er lenkte den Falben in den Wagen- und Abstellhof.

Das Stalltor war geschlossen. Der Kopfgeldjäger saß ab und zog es auf. Der Sturm trieb eine Wolke von Sand und Staub ins Stallinnere. McQuade führte den Falben am Zaumzeug hinein und zog das Tor schnell wieder zu. Das Orgeln und Fauchen wurde leiser, der Sturm schien wütend an dem Stall zu rütteln.

Gray Wolf schüttelte sich wie nach einem Bad. Sand flog aus seinem Fell und spritzte nach allen Seiten davon.

Der Staub, der mit dem Kopfgeldjäger in den Stall gewirbelt war, senkte sich zu Boden. McQuade sah den Stallburschen, der auf einer Futterkiste saß und einen Stiefel einfettete. Es war ein bärtiger Bursche um die fünfzig, der ständig einen Priem zwischen den Zähnen hatte. Jetzt legte er den Stiefel und die Bürste beiseite, erhob sich und hinkte heran. Eines seiner Beine war kürzer als das andere.

„Hi, McQuade!“, grüßte der Stallmann und spuckte einen Strahl braunen Tabaksaft in eine leere Box. Er zeigte ein schadhaftes Gebiss, die wenigen Zähne, die er noch besaß, waren braune Stummel. „Wo kommst du denn her bei diesem Dreckwetter?“

Der Kopfgeldjäger nahm den Hut ab und schlug ihn gegen sein Bein. Staub rieselte auf den festgestampften Boden. Er zog das Halstuch nach unten und richtete die entzündeten Augen auf den Stallburschen. „Howdy, Quinn. Ich nehme an, du nimmst es mir ab, wenn ich dir sage, dass die letzten zwei Stunden für uns drei die Hölle waren.“

Er meinte sich, den Falben und den Wolfshund.

Der Stallmann übernahm das Pferd. „Auf wessen Fährte reitest du, McQuade?“

„Sein Name ist Jim Stryker. Er hat einige Büros der Butterfield Overland Mail Company überfallen und ausgeraubt. Einen Stationer hat er derart schwer verletzt, dass der Mann starb. Für seine Ergreifung sind insgesamt tausend Dollar ausgesetzt. Fünfhundert bezahlt der County Sheriff, fünfhundert die Postgesellschaft.“

Quinn Dexter pfiff zwischen den Zähnen. McQuade zeigte ihm den Steckbrief von Stryker. Der Stallbursche schüttelte den Kopf. „Der ist nicht nach Casa Adobes gekommen“, murmelte er. „Aber gestern kreuzten drei Kerle und eine Frau auf. Eine sehr hübsche Frau, schätzungsweise noch keine dreißig Jahre alt. Den Hombres steht die Verkommenheit in die Visagen geschrieben. Mir kam es so vor, als befände sich die Lady nicht freiwillig bei ihnen.“

McQuade kniff die Augen leicht zusammen. „Du meinst …?“

„Ich weiß es nicht. Die Pferde in den vier hinteren Boxen auf der linken Seite gehören ihnen. Sie tragen einen Double-R Brand. Ich kenne das Brandzeichen nicht. Das Trio wartet auf einen Freund. Das konnte ich aus dem schließen, was sie sprachen, als sie aus dem Stall gingen. Einer meinte, dass Dwight wohl in spätestens vierundzwanzig Stunden auftauchen würde.“

„Und?“

„Die vierundzwanzig Stunden sind vorbei, Dwight ist nicht gekommen. Wahrscheinlich wartet er irgendwo in der Wildnis das Ende des Sandsturms ab.“

McQuade schnallte seine Satteltaschen los, warf sie sich über die Schulter, zog die Henry Rifle aus dem Scabbard und sagte: „Ich gehe ins Hotel und legte mich für einige Stunden aufs Ohr. Sollte Stryker auftauchen, dann schick mir einen Boten, Quinn.“

„Mache ich“, versprach der Stallbursche, zog eine Stange Kautabak aus der Westentasche und biss ein Stück davon ab, um sogleich intensiv darauf herumzukauen.

*

Der Sturm sprang den Kopfgeldjäger an wie ein wildes Tier. Der aufgewirbelte Staub wölkte derart dicht, dass McQuade kaum die Häuser auf der anderen Seite der Main Street sehen konnte. Tumbleweeds, die der Wind irgendwo in der Wildnis losgerissen hatte, rollten über die Straße und täuschten huschende Gestalten vor. Das Heulen ging durch Mark und Bein, es war, als meldeten sich die alten, längst verklungenen Stimmen dieses unerbittlichen Landes wie ein höllischer Choral.

McQuade bewegte sich am Rand der Main Street. Gray Wolf lief dicht neben ihm. Als McQuade den Saloon passierte, verwarf er den Gedanken, sich sofort ins Hotel zu begeben und ein paar Stunden auszuruhen. Er verspürte Hunger und Durst. Kurz entschlossen stieg er die vier Stufen zum Vorbau hinauf. Der Salooner hatte die Sicherheitstür hinter der Pendeltür geschlossen, um zu verhindern, dass der Sturm einige Zentner Sand und Staub in den Schankraum wehte. McQuade öffnete. Der Wind war so stark, dass er ihm fast die Tür aus der Hand riss. In einer Wolke von Sand und Staub betrat der Kopfgeldjäger den Saloon. Der Wolfshund glitt an ihm vorbei. Der Texaner musste sich mit aller Kraft gegen das Türblatt stemmen, um es zuzudrücken.

Er atmete auf. An einem der runden Tische saßen zwei Männer. Sie waren um die dreißig und dunkelhaarig. Mit stechenden Blicken taxierten sie den Kopfgeldjäger, der zum Tresen stakste. Die langen Schöße seines braunen, zerschlissenen Staubmantels schlugen gegen seine Beine, das brüchige Leder seiner verstaubten Stiefel knarrte leise, die Sporen klirrten melodisch.

Beim Schanktisch angekommen wischte sich McQuade mit dem Halstuch den Staub aus den Augenhöhlen, dann sagte er staubheiser: „Hallo, Nolan. Hoffentlich hält der Saloon dem Sturm stand. – Gib mir einen Krug Wasser, und einen Napf voll Wasser für meinen vierbeinigen Partner. Außerdem haben wir beide Hunger wie die Wölfe.“

„Lange nicht gesehen, McQuade“, antwortete der Salooner, der hinter der Theke gesessen hatte und der sich nun erhob. „Keine Sorge, das Gebäude ist solide errichtet worden. Das bläst so schnell kein Sturm um. - Wieder einmal auf der Jagd? Natürlich! Warum sonst solltest du bei diesem Hundewetter durch die Gegend reiten. Wer ist es dieses Mal?“

Ohne den Namen des Mannes zu nennen, hinter dem er her war, zog der Kopfgeldjäger den Steckbrief aus der Manteltasche und reichte ihn dem Salooner. Der faltete ihn auseinander, las, schaute sich das Bild an, verzog den Mund und knurrte: „Der ist nicht in Casa Adobes abgestiegen. Ich wüsste es …“

„Er hat mir einige Meilen vor der Stadt, ehe der Sturm so richtig anfing, aufgelauert. Seine Spur hat der Sturm ausgelöscht. Ich werde zwei oder drei Tage in Casa Adobes bleiben. Wenn er in dieser Zeit nicht aufkreuzt, kommt er sicherlich auch nicht mehr. Dann kehre ich um und reite nach Tucson zurück.“

„Setz dich, McQuade. Ich bringe euch das Wasser, und dann brate ich dir ein saftiges Steak.“

„Vergiss Gray Wolf nicht“, mahnte McQuade. „Er war verwundet und ist noch ein wenig schwach. Berücksichtige das bei seiner Fleischration.“

Der Salooner grinste und schnappte sich einen sauber polierten Krug.

McQuade ging zu einem der Tische, nahm die Satteltaschen von der Schulter, legte sie auf einen Stuhl, lehnte das Gewehr an die Tischkante und setzte sich. Nachdem der Salooner den Kopfgeldjäger und seinen Hund mit Wasser versorgt hatte und Gray Wolf schlabbernd soff, erhob sich einer der beiden Männer am anderen Tisch und näherte sich McQuade mit wiegenden Schritten.

Er war etwa sechs Fuß groß, hager, die dunklen Haare verdeckten seine Ohren und fielen weit in seinen Nacken. Sein Blick war forschend, da war aber auch ein hintergründiges Lauern …

Einen Schritt vor dem Tisch hielt er an. „Bist du McQuade der Prämienjäger?“

„Wie kommst du darauf?“ Der Bursche gefiel McQuade nicht. Ihm haftete der Geruch von Pulverdampf an. Die Art, wie er den Revolver geschnallt hatte, verriet, dass er mit dem Sechsschüsser auch umzugehen wusste. Ein unstetes Leben hatte Spuren im Gesicht des Mannes hinterlassen. Um seinen Mund lag ein brutaler Zug. Dieser Hombre gehörte zur hartbeinigen, falkenäugigen Sorte, die keinem Verdruss aus dem Weg ging und die jede Herausforderung annahm.

„Der Salooner nannte deinen Namen. Den Kopfgeldjäger soll ein riesiger Wolfshund begleiten. Du bist der Prämienjäger, nicht wahr?“

„Warum interessiert es dich?“

Jetzt wurde der Blick des Burschen unstet. Er leckte sich über die Lippen. „Du hast einen Ruf wie Donnerhall im Arizona-Territorium.“

„Wenn schon. Nicht alles stimmt, was erzählt wird.“

„Wo kommst du her? Aus Tucson?“ Das Lauern im Blick des Burschen wurde intensiver.

„Ja.“

„Wir waren bis vor zwei Tagen auch dort. Was gibt es Neues zu berichten? In Tucson ist doch immer irgendetwas los.“

„Ich kann es dir nichts sagen, denn ich bin schon seit fünf Tagen unterwegs. Der Mann, den ich verfolge, hat eine Zickzackfährte gezogen. Was Tucson anbetrifft bist du also auf einem neueren Stand als ich.“

„Mein Name ist Gregg Bates“, stellte sich der Dunkelhaarige vor. „Wir sind zu dritt und warten auf einen Freund.“ Er lachte auf. „Da von keinem von uns ein Steckbrief existiert, brauchen wir dich nicht zu fürchten, McQuade.“

„Fein.“ McQuade griff nach dem Krug.

Bates tippte mit dem Zeigefinger seiner Rechten an die Krempe seines Stetsons, schwang herum und kehrte zu seinem Platz zurück. Flüsternd unterhielt er sich mit seinem Gefährten.

*

McQuade hatte gegessen, bezahlte seine Rechnung und verließ den Saloon. Die beiden Kerle am anderen Tisch beachtete er nicht mehr. Draußen tobte der Sandsturm mit unverminderter Gewalt. Winzige Sandkörner prasselten McQuade ins Gesicht und er schloss unwillkürlich die Augen. Dann zog er sich das Halstuch wieder über Mund und Nase, rückte den Stetson tief in die Stirn und kämpfte sich schräg über die Main Street. Schließlich betrat er die Halle des Hotels. Sand und Staub rieselten von seinen Schultern und von der Krempe des flachkronigen, schwarzen Stetsons.

Die Rezeption war verwaist.

Der Kopfgeldjäger schlug mit der flachen Hand auf die Glocke, die auf der Theke stand. Gray Wolf rieb seinen Kopf am Bein des Texaners. McQuades Linke sank nach unten, er kraulte den Wolfshund zwischen den Ohren.

Ein kleiner, schmächtiger Bursche mit einem Zwicker auf der Nase kam durch eine Tür hinter der Rezeption. Hinter den dicken Gläsern sahen seine Augen unnatürlich groß aus. „Ah, McQuade, auch wieder mal in Casa Adobes.“ Er sprach mit tiefer, sonorer Stimme, die ganz und gar nicht zu seiner Gestalt passte. Fast flüsternd setzte er hinzu: „Sind Sie etwa hinter dem Trio her, das sich seit gestern in der Stadt aufhält?“

„Nein. Das Wild, das ich jage, hat den Namen Jim Stryker. Aber den hat kein Mensch hier gesehen. Nachdem er mir einige Meilen vor der Stadt ein paar Bleistücke um die Ohren knallte, scheint er es vorgezogen zu haben, einen Bogen um sie herum zu machen.“

„Die drei sind mit einer Frau hier angekommen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Einer der Kerle befindet sich mit der Lady oben. Er hat sich mit dem Namen Scott Mitchell ins Gästebuch eingetragen.“ Der Hotelier nagte kurz an seiner Unterlippe, dann fuhr er mit gedämpftem Tonfall fort: „Die Lady vermittelt nicht den Eindruck, dass sie freiwillig mit den Kerlen reitet. Dieser Mitchell hat mir erzählt, dass sie seine Frau ist, und er hat sie mit dem Namen Vivian Mitchell bei mir angemeldet. Sie hat kein Wort gesprochen. Und Mitchell hat sie behandelt wie eine Gefangene. Irgendetwas stimmt da nicht.“

McQuade zuckte mit den Achseln. „Ich wüsste nicht, dass einer der drei vom Gesetz gesucht wird. Ich warte in Casa Adobes zwei oder drei Tage, und wenn Jim Stryker nicht auftaucht, kehre ich nach Tucson zurück.“

„Natürlich, es ist nicht Ihr Problem, McQuade. Sie möchten sicher ein Zimmer mieten.“

„Richtig.“

Der Hotelier holte das Gästebuch unter dem Tresen hervor, schlug es auf und schob es dem Texaner hin. Der nahm den Tintenbleistift, der mit einer Schnur an der Kladde befestigt war, befeuchtete die Mine mit der Zungenspitze und schrieb seinen Namen unter die letzte Eintragung. Dann las er die Namen, die zuletzt eingetragen worden waren. Scott Mitchell, Vivian Mitchell, Gregg Bates, Sylvester Butler. Gregg Bates hatte sich ihm vorgestellt. Scott Mitchell befand sich im Hotel. Also musste der Bursche, der mit Bates im Saloon war, Sylvester Butler sein.

Obwohl er es sich angewöhnt hatte, sich nicht in die Angelegenheiten anderer einzumischen, stürmte eine Reihe von Gedanken auf ihn ein. Die Hinweise, die er vom Stallmann und jetzt vom Hotelier erhalten hatte, gaben ihm zu denken. Er nahm den Zimmerschlüssel in Empfang und stieg die Treppe empor. Als er die erste Zimmertür auf der rechten Flurseite passierte, vernahm er in dem Raum dahinter erregte Stimmen.

McQuade hatte vom Hotelier das Zimmer daneben zugewiesen erhalten. Er betrat es, muffiger Geruch stieg ihm in die Nase. Das Fenster konnte er nicht öffnen, denn draußen wütete nach wie vor der orkanartige Sturm. Obwohl nur eine dünne Holzwand die Zimmer trennten, war von den Stimmen im Nebenraum nichts mehr zu hören. Das Orgeln und Heulen des Sturms schluckte alle anderen Geräusche.

McQuade riss ein Streichholz an. Der Lichtschein endete schon nach wenigen Zoll. McQuade zündete die Laterne an, die auf dem Brett neben der Tür stand. Die kleine Flamme rußte und flackerte, der Kopfgeldjäger stülpte den Glaszylinder darüber und drehte den Docht höher. Der Lichtschein kroch auseinander.

McQuade warf die Satteltaschen auf den Tisch und legte das Gewehr daneben. In diesem Moment prallte etwas schwer gegen die Trennwand. McQuade glaubte einen spitzen Aufschrei zu vernehmen. Danach war es wieder ruhig.

Der Kopfgeldjäger nahm den Hut ab, zog den Mantel und die Stiefel aus und legte sich aufs Bett. Der Sandsturm rüttelte am Fenster, Sand prasselte gegen die Scheibe. McQuade verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte hinauf zu der weißgekalkten Decke. Seine Gedanken drehten sich um die drei Männer und die Frau, die gestern nach Casa Adobes kamen und ziemlich auffällig waren. Der Kopfgeldjäger versuchte, sie zu verdrängen, aber sie drangen immer wieder auf ihn ein und ließen ihn nicht los.

Aus dem Nachbarzimmer war kein Laut mehr zu hören.

Draußen heulte der Sturm wie eine fauchende Bestie durch die Lücken zwischen den Gebäuden. Die Müdigkeit nach vielen Tagen im Sattel übermannte den Texaner. Er schreckte hoch, als jemand an der Tür klopfte. Gray Wolf, der am Boden vor dem Bett gelegen hatte, erhob sich und knurrte warnend. McQuade war sofort hellwach, schwang die Beine vom Bett und drückte sich hoch. Drei Schritte brachten ihn an die Tür heran. „Wer ist da?“

„Ich bin es, Quinn!“

McQuade hatte den Stallmann an der Stimme erkannt. Er schloss auf. Quinn murmelte: „Ein Mann ist nach Casa Adobes gekommen, McQuade. Es ist allerdings nicht Jim Stryker, sondern der Hombre, auf den das verkommene Trio wartet. Er hat seinen Gaul zu mir gebracht. Dann ist er in den Saloon gegangen. Ich bin ihm ein Stück gefolgt und habe einen Blick durch das Frontfenster geworfen. Sie sind alle im Saloon versammelt, die vier Kerle und auch die Lady.“

McQuade hatte nicht wahrgenommen, dass seine Zimmernachbarn das Hotel verlassen hatten.

„Hat dieser Dwight irgendwelche Äußerungen von sich gegeben?“

„Nein. Aber er hat seine Satteltaschen mit in den Saloon genommen. Dort hat er sie lachend auf den Tisch geworfen und einer der Kerle hat eine der Taschen geöffnet. Er griff hinein – und als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie einige Bündel Banknoten.“

McQuades Brauen schoben sich zusammen. Im trüben Licht mutete sein Gesicht finster an. Die grauen Augen glitzerten. „Das wirft in der Tat eine Menge Fragen auf“, stieß er hervor.

„Wahrscheinlich haben diese Kerle eine Bank ausgeraubt“, raunte der Stallmann verschwörerisch. „Nach dem Überfall hat sich die Bande getrennt, und hier in Casa Adobes hat sie ein Stelldichein vereinbart.“

„Das ist nicht auszuschließen“, erklärte McQuade. In dem Moment drangen von der Halle Geräusche nach oben. Jemand kam die Treppe herauf. Blitzschnell griff McQuade zu, packte Quinn an der Weste und zog ihn mit einem Ruck ins Zimmer. Der Stallmann öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder und schwieg. Leise zog McQuade die Tür bis auf einen schmalen Spalt zu.

Im Flur erklang eine dunkle Stimme: „Dieser verdammte Sandsturm nagelt uns in diesem Drecknest fest. Kannst du ausschließen, dass dir jemand gefolgt ist, Dwight?“

„Ganz sicher.“

Ein andere Stimme sagte: „Wir sollten das Geld teilen, Scott. Und dann soll jeder reiten, wohin er will.“

„Ich werde darüber nachdenken.“

Eine Frauenstimme ergriff das Wort. „Was wird aus mir, Scott? Du hast versprochen, mich gehen zu lassen, wenn mein Mann gezahlt hat. Weshalb …“

„Dich nehme ich noch ein Stück mit, Honey, und zwar, bis ich mir sicher sein kann, dass uns die schießwütigen Handlanger deines Göttergatten nicht auf den Fersen sind.“

„Aber Dwight hat doch betont, dass er nicht verfolgt wurde. Kein Mensch ist in der Lage, bei diesem Sandsturm einer Fährte zu folgen.“

„Dein Mann beschäftigt ein halbes Dutzend zweibeiniger Wölfe, Honey. Es geht um fünftausend Dollar, und es geht um dich. Wie ich Holmes einschätze, wird er nicht ruhen, bis er uns beides wieder abgejagt hat.“

Wieder erklang die Stimme des Burschen, der den Vorschlag machte, das Geld zu teilen. „Ich will weg von hier, Scott. Und zwar so schnell wie möglich. Darum will ich, dass du mir meinen Anteil an dem Geld ausbezahlst.“

„Ich sagte doch, dass ich über deinen Vorschlag nachdenken werde!“, erhielt er schroff zur Antwort.

Türen klappten, dann wurde es still.

*

Auch McQuade drückte die Tür leise zu und drehte sich zu Quinn herum. „Die Lady ist mit einem Mann namens Holmes verheiratet. Wenn ich aus dem, was ich eben vernommen habe, die richtigen Schlüsse ziehe, dann hat man ihm die Entführung seiner Frau vorgetäuscht und von ihm ein Lösegeld in Höhe von fünftausend Dollar erpresst. Diese Vivian scheint mit Scott Mitchell gut bekannt zu sein.“

„Sie scheint sogar mit ihm unter einer Decke zu stecken“, murmelte Quinn. „Heiliger Rauch! Die Rede war von einem halben Dutzend zweibeiniger Wölfe, die dieser Holmes beschäftigen soll. Wenn du mich fragst, dann bahnt sich in Casa Adobes etwas an, das verdammt nach einem Gewitter aus Pulverdampf und Blei aussieht.“

„Wenn die – hm, zweibeinigen Wölfe den Weg nach Casa Adobes finden“, schränkte McQuade ein.

„Ich verschwinde wieder“, murmelte Quinn. „Meine Menschenkenntnis hat mich wieder einmal nicht im Stich gelassen. Ich habe die Kerle richtig eingeschätzt. Es sind Strolche. Gute Nacht, McQuade. Wenn ich dir einen Rat geben darf – halte dich von diesem Rudel fern. Das sind verkommene Subjekte, denen nichts heilig ist.“

Der Stallmann ließ den Kopfgeldjäger allein. Der setzte sich auf die Bettkante. Gray Wolf hatte sich wieder auf den Boden gelegt. Das trübe Licht der Laterne, die noch immer brannte, ließ die Linien im hohlwangigen, stoppelbärtigen Gesicht des Texaner scharf und dunkel erscheinen. Es spiegelte sich in seinen Augen.

Im Nebenzimmer blieb es ruhig.

McQuade legte sich wieder ins Bett. Er fand keine Ruhe mehr. Draußen schien der Sturm mehr und mehr abzuflauen. Immer wieder schreckte McQuade hoch. Irgendwann verlosch die Laterne, weil das Petroleum verbrannt war. Schließlich lichtete sich die Dunkelheit. Es wurde heller und heller. McQuade ging zum Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Es wehte immer noch ein scharfer Wind, der Staubwolken über die Fahrbahn trieb.

Geräusche auf dem Flur erregten die Aufmerksamkeit des Kopfgeldjägers. Stimmen erklangen. Dann klappten wieder Türen und es wurde still.

McQuade zog sich an und ging hinunter in den Frühstücksraum. Der Hotelier war dabei, zwei Tische zu decken. Es roch nach frischem Kaffee und frisch gebackenem Brot. Der Kopfgeldjäger setzte sich an den Tisch, den der Hotelier für ihn gedeckt hatte. Auf dem Tische daneben befanden sich fünf Gedecke.

Wenige Minuten später erschienen ein hoch gewachsener, blonder Mann und die Frau. Sie war um die dreißig und ausgesprochen hübsch. Die Farbe ihrer Haare war brünett. Sie fielen ihr in leichten Wellen auf den Rücken und über die Schultern. Ihr Gesicht war ebenmäßig und von einer besonderen Rasse. Sie war mittelgroß und schlank, bekleidet war sie mit einer engen Reithose und einer gelben Bluse sowie einer braunen Lederweste. Die Kleidung brachte ihre weiblichen Proportionen sehr gut zur Geltung.

McQuade entging nicht der herbe Zug, der sich in ihren Mundwinkeln festgesetzt hatte. Und er bemerkte noch etwas. Auf dem Grund ihrer dunklen Augen wühlte Angst. Sie war unglücklich. Jeder Zug in ihrem Gesicht wurde von ihren Empfindungen geprägt. Der Blick, mit dem sie den Texaner ansah, mutete diesen an wie ein stummer Hilfeschrei.

Das Paar setzte sich. Der Hotelier brachte eine Kanne voll Kaffee, einen kleinen Korb mit geschnittenem Brot, schließlich die Eier und den Speck. Nach und nach erschienen auch die drei anderen Kerle. Gregg Bates sprach raunend auf Scott Mitchell ein, und dieser schoss McQuade einen schnellen Blick zu. Darüber hinaus zeigte er kein Interesse an dem Kopfgeldjäger.

McQuade hatte gegessen, trank den letzten Schluck Kaffe aus seiner Tasse, erhob sich und verließ das Hotel. Das leise Wimmern des Windes in den Ohren, der sich an den Häusern brach, schritt er zum Mietstall. Staubwolken hüllten ihn ein. Doch die vernichtende Vehemenz, mit der die entfesselte Naturgewalt am Abend zuvor und die halbe Nacht gewütet hatte, besaß sie bei weitem nicht mehr.

In dem Moment, als er die Straße überquerte, näherten sich von Westen her drei Reiter. Sie trugen graue Staubmäntel, hatten sich die Halstücher vor die Gesichter gebunden und die Hüte weit in die Stirn gezogen. Sie schälten sich aus einer Wolke von Staub und waren zunächst nur undeutlich wahrzunehmen. McQuade war stehen geblieben und beobachtete den kleinen Pulk. Die Reiter zogen an ihm vorbei in Richtung Mietstall. McQuade folgte ihnen. Vor dem Hoftor saßen die drei ab und zerrten ihre Pferde am Zügel hinter sich her zum Stall. Einer der Männer öffnete das Tor. Das Trio verschwand im Stallinnern. Das Tor wurde geschlossen.

Der Kopfgeldjäger zögerte nicht.

Als er den Stall betrat, wandten sich die drei verstaubten Gestalten ihm zu. Sie hatten die Halstücher nach unten gezogen und er sah ihre bärtigen Gesichter und die harten Blicke, mit denen sie ihn taxierten.

Von Quinn war nichts zu sehen.

McQuade blieb beim Tor stehen, Gray Wolf legte sich zu seinen Füßen auf den Boden und ließ die Männer nicht aus den Augen. Dem Texaner entging nicht die lauernde Bereitschaft, die von ihnen ausging. „Ihr werdet von Holmes bezahlt, nicht wahr?“

Die drei traten von ihren Pferden weg. Ihre Hände hingen dicht bei den Knäufen der Revolver. Eine Woge des Misstrauens schwappte in McQuades Richtung. Einer der Männer stieß hervor: „Mir scheint, der Zufall hat uns auf die richtige Spur geführt, Freunde. – He, Hombre, sag uns, wo wir Vivian finden. Außerdem wirst du uns erzählen, wo wir den Burschen suchen müssen, der in Tucson das Lösegeld abgeholt hat.“

„Keine falschen Schlüsse, Leute“, rief McQuade. „Ich gehöre nicht zu den Männern, mit denen Vivian Holmes reitet. Mein Name ist McQuade …“

Ihre Gestalten entspannten sich nicht.

„Der Kopfgeldjäger?“, fragte der Sprecher von eben.

„Ja. Ich halte mich zwar immer wieder mal in Tucson auf, aber den Namen Holmes habe ich noch nicht gehört.“

„Jack Holmes betreibt den River Saloon in Tucson, außerdem eine Spielhalle. Was weißt du von Vivian? Hast du sie gesehen? Wieso behauptest du, dass sie mit den Kerlen reitet?“

„Sie sitzt zusammen mit vier Hombres drüben im Frühstücksraum des Hotels.“

„Dann sind wir hier richtig.“ Der Sprecher, ein schwarzbärtiger Bursche, dessen Alter schlecht zu schätzen war, von dem aber etwas Gefährliches, etwas Raubtierhaftes ausging, wandte sich ab, holte sein Gewehr aus dem Scabbard und sagte: „Die Hurensöhne haben Vivian entführt und fünftausend Dollar Lösegeld von Jack Holmes erpresst. Sie haben gedroht, Vivian den Hals durchzuschneiden, wenn Holmes nicht bezahlt. Wir sind dem Hombre, der das Geld in Tucson abholte, eine Weile gefolgt, haben aber im Sandsturm seine Fährte verloren.“

Auch seine Begleiter nahmen ihre Gewehre.

„Scott Mitchell und seine Komplizen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, mahnte McQuade, dann wechselte er das Thema. „Ich habe ein Gespräch belauscht. Was ich allerdings hörte, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Vivian Holmes eine alte Bekannte von Mitchell ist.“

In den Gesichtern der Kerle arbeitete es. McQuade war klar, dass er drei hart gesottene Revolvermänner vor sich hatte. Sie starrten ihn an, als hätte er kompletten Unsinn von sich gegeben. Schließlich ließ der Schwarzbärtige seine Stimme erklingen, indem er sagte: „Es wird sich herausstellen, McQuade. Wir drei gehen jetzt jedenfalls zum Hotel. Sollte Vivian irgendein falsches Spiel inszeniert haben, wird sie Jack Holmes gegenüber Rechenschaft ablegen müssen. – Gehen wir, Leute.“

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