Du gehörst zu mir - Michaela Santowski - E-Book

Du gehörst zu mir E-Book

Michaela Santowski

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Beschreibung

Suzanna, Tochter aus reichem Haus, erhält Drohbriefe. Ihr Bruder Pierre, als einziger übrig von ihrer Familie, macht sich ernsthaft Sorgen um sie. Die Briefe sind anders als alle, die sie bisher erhalten hat. Es geht nicht um Erpressung, nicht um Geld. Diesmal geht es um Suzanna als Person. Als ein Anschlag auf sie verübt wird, handelt Pierre. Er bittet seinen Freund Rob, auf Suzanna aufzupassen. Rob ist Chef seiner eigenen Security Firma. Kurzerhand zieht Rob bei Suzanna ein. Doch kann er den Stalker identifizieren, bevor der attraktiven Schwester seines Freundes etwas passiert? "Du gehörst zu mir" ist eine Geschichte über Besessenheit, Liebe und Verlangen

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Seitenzahl: 202

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Michaela Santowski

Du gehörst zu mir

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Du gehörst zu mir

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Impressum neobooks

Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

von Michaela Santowski

ROMAN

Weitere Romane der Autorin:

- Ohne dich

- Schatten und Licht

- Moira - Das Schicksal, das dem Menschen zugeteilt ist

Erhältlich als e-book oder bei der Autorin unter

www.michaela-santowski.de

[email protected]

1

Suzie winkte Terry noch einmal zu und fädelte sich dann in den Verkehr ein. Sie war auf dem Weg zu Pierre, ihrem Bruder. Sie wollten über die Briefe sprechen, die Suzie erhielt. Wie ernst, beziehungsweise ob sie überhaupt ernst zu nehmen waren. Während Suzie gemächlich die Straße entlangfuhr und Musik hörte, schweiften ihre Gedanken zu dem letzten Brief, den sie erhalten hatte. Alle besaßen in etwa den gleichen Inhalt. Mit dem, den sie jetzt bei sich trug, waren es vier. Es waren unbestreitbar bedrohliche Briefe, aber Suzie machte sich wenig Gedanken. Seit sie klein war, hatte es solche Briefe gegeben. Die meisten enthielten Drohungen, entweder sie oder Pierre zu entführen, um Geld von ihren Eltern zu erpressen. Aber weder Pierre noch sie waren je wirklich in Gefahr gewesen. Ihre Eltern hatten sie immer beschützt, ohne sie dabei merklich einzuschränken. Dann waren ihre Eltern bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen, und Pierre musste mit gerade mal zwanzig Jahren die Geschäfte übernehmen und den Schutz seiner damals fünfzehnjährigen Schwester. Beides war ihm hervorragend gelungen. Das war jetzt zehn Jahre her. Suzie studierte Mediendesign in Wiesbaden und stand kurz vor ihrem Bachelor Abschluss. Pierre reiste in der Welt herum und vermehrte das Familienvermögen. Deswegen wunderte sie sich umso mehr, dass Pierre diese Briefe ernster nahm. Sie setzte den Blinker links und fuhr auf die Bundesstraße. Während sie auf 100 km/h beschleunigte, warf sie automatisch einen Blick in den Rückspiegel. Dabei fiel ihr ein Wagen auf, der viel zu dicht auffuhr.

„Man, du Idiot“, schimpfte Suzie. „Fahr doch vorbei. Es ist weit und breit kein Auto zu sehen.“ Ärgerlich versuchte sie, ihn zu ignorieren. Nachdem der Wagen noch eine Weile hinter ihr klebte, setzte er endlich zum Überholen an.

Spinner, dachte Suzie und blickte nach links, als der Wagen direkt neben ihr war. Plötzlich wurde sie gerammt. Erschrocken verriss Suzie das Lenkrad. In irgendeinem Winkel ihres Gehirns schrie eine Stimme Bremsen, auf keinen Fall Gas geben! Genau das tat Suzie. Anstatt aufs Gaspedal, trat sie auf die Bremse. Das Manöver hatte den gewünschten Effekt. Der Fahrer des anderen Wagens schien damit nicht gerechnet zu haben und geriet nun selber ins Schleudern, als kein Auto mehr neben ihm war. Leider fing er sich schnell wieder, wie Suzie bestürzt feststellte. Jetzt trat sie das Gaspedal ihres 350 PS starken Autos komplett durch. Es gab einen Ruck, und sie zog an dem anderen Auto vorbei. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, dass sie nicht verfolgt wurde. Mit 190 km/h fuhr sie in den nächsten Ort und hielt an einer Tankstelle an.

„Spinnen Sie?“, hörte sie jemanden schimpfen. „Jemand sollte die Polizei holen.“

Suzie ignorierte das Gezeter und rief mit ihrem Handy Pierre an. Dabei warf sie immer wieder einen nervösen Blick in den Rückspiegel, doch von dem anderen Auto war nichts zu sehen.

„Suzie, wo bleibst du? Hast du dich mal wieder mit Terry verquatscht?“, hörte sie Augenblicke später die spöttische Stimme ihres Bruders.

„Pierre. Jemand hat versucht, mich von der Straße zu drängen.“ Ihre eigene Stimme zitterte.

Sofort wurde Pierre ernst. „Wo bist du? Geht es dir gut?“

„Mir ist nichts passiert. Aber das Auto hat was abbekommen.“

„Völlig egal. Ich hole dich. Wo bist du?“

Suzie kurbelte das Fenster ihres Autos ganz runter und rief der immer noch meckernden Frau zu, ob sie ihr sagen könne, wo genau sie hier seien. Völlig perplex nannte diese ihr den Ort.

„Hast du gehört?“, fragte sie ihren Bruder und kurbelte das Fenster wieder hoch. „Ich bin an der Tankstelle, direkt an der Hauptstraße.“

„Rühr dich nicht vom Fleck. Ich bin in zehn Minuten da.“

Er brauchte nur acht Minuten. Suzie stürzte aus dem Auto und auf ihn zu. Erleichtert schloss er seine Schwester in die Arme und hauchte ihr einen Kuss auf den Kopf. „Suzie. Was machst du denn für einen Mist? Wenn dir was passiert wäre. Großer Gott. Ich habe doch nur noch dich!“

„Mir ist nichts passiert.“ Trotzdem war sie ein zitterndes Bündel in seinen Armen. Er strich ihr beruhigend über den Rücken. Langsam ließ ihr Zittern nach. Er hielt sie noch eine Weile fest, bevor er einen Schritt zurücktrat und sie anblickte. „Konntest du jemanden erkennen?“

Sie schüttelten den Kopf. „Der Wagen hatte getönte Scheiben. Ich kann dir nicht mal sagen, wie viele Leute drin gesessen haben.“

Pierre stieß einen unterdrückten Fluch aus und führte sie zu seinem Auto, während einer seiner Mitarbeiter sich um Suzies Auto kümmerte. Im Auto reichte er ihr eine Flasche. „Hier. Trink!“

Suzie nahm einen tiefen Schluck und riss die Augen auf. „Cognac?“

„Harte Zeiten erfordern harte Mittel. Das beruhig etwas.“

„Vor allen Dingen auf nüchternen Magen“, murmelte Suzie und stellte die Flasche wieder weg.

„Du bleibst heute Nacht bei mir“, beschloss Pierre.

Normalerweise hätte sie protestiert von ihm herumkommandiert zu werden, aber der Schreck saß ihr noch zu tief in den Gliedern. Also nickte sie nur dankbar.

Sie kuschelte sich auf das Sofa, während Pierre den Kamin anheizte. Er hatte ihr eine Tasse heißen Kakao mit Rum gemacht, den sie nun in langsamen Schlucken trank. Langsam fiel die Anspannung von ihr ab.

„Hast du den letzten Brief mit?“

Suzie nickte, griff in ihre Handtasche und reichte ihrem Bruder das Schriftstück.

Pierre faltete es auseinander.

Jedes Mal, wenn ich dich sehe, klopft mein Herz so sehr, dass ich denke, jeder kann es hören. Du ahnst nicht, was du mit mir anstellst. Ich kann nicht mehr ohne dich leben. Du bist eine Göttin und verdienst es, auf einen Sockel gestellt und angebetet zu werden. Du sollst mir alleine gehören, weil nur ich dich verstehe. Bald wirst du mein sein. Wir werden glücklich werden – das verspreche ich dir. Es dauert nicht mehr lange, meine Göttin. Dein Schrein wartet schon. Nur noch du fehlst. Ich werde dich mit Gold übergießen, und ich verspreche dir, dich jeden Morgen und jeden Abend anzubeten; so, wie es einer Göttin wie dir gerecht wird.

DU GEHÖRST ZU MIR!!!

„Verrückt, total verrückt“, murmelte Pierre und blickte auf. „Da ist jemand ganz schön besessen von dir.“

„Wundert dich das? Ich bin eben eine Göttin“, versuchte Suzie, das ganze ins Lächerliche zu ziehen. Doch Pierre erwiderte ihr Lächeln nicht.

„Diesmal scheint es ernst zu sein. Jemand hat gerade versucht, dich umzubringen.“

„Was überhaupt keinen Sinn macht, wenn er mich anbeten will“, ergänzte Suzie zweifelnd.

Dass Pierre dazu nichts sagte, ließ sie aufhorchen. „Was denkst du?“, fragte sie ihn.

„Der Briefeschreiber hat mit keinem Wort erwähnt, dass er dich lebend will. Ganz im Gegenteil. Mit Gold überziehen führt unweigerlich zum Tod.“

Suzie schluckte bei der Vorstellung.

„Tut mir leid, Kleines. Aber ich mache mir diesmal wirklich Sorgen. Wer weiß, ob du das nächste Mal so gut reagierst oder überhaupt die Chance hast, zu reagieren.“

„Was willst du tun?“

Pierre seufzte. „Es gibt nur eine Lösung.“

„Nein!“ Suzie richtete sich kerzengerade auf. Pierre blickte sie ruhig an. „Es führt kein Weg daran vorbei.“

„Aber ein Bodyguard schränkt mich komplett ein. Der verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Ich werde nicht mal in Ruhe lernen können, geschweige denn mich mit meinen Freundinnen treffen. Ich will das nicht.“

„Das ist mir in dem Fall egal.“

„Meine Meinung zählt also nicht?“ Wütend stemmte sie ihre Fäuste in die Taille.

„Diesmal nicht. In keinem dieser Briefe wurde je das Wort Entführung oder Erpressung erwähnt. Niemals hat er auch nur ein Wort davon geschrieben, dass er Geld will. Mir ist das nicht geheuer. Hier geht es um dich als Person, nicht um unser Geld. Ich werde Rob anrufen.“ Mit diesen Worten verließ ihr Bruder den Raum. Suzie starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Rob, hämmerte es in ihrem Kopf. Ein Name aus der Vergangenheit. Nicht nur irgendein Name, sondern genau die Person, die sie nie wiedersehen wollte. Jedenfalls nicht, bevor sie nicht erfolgreich, verheiratet und am besten noch Mutter war.

Ihr Bruder betrat das Zimmer wieder. „Rob hat eine private Security Firma. Er hat Leute, die auf dich aufpassen werden, während ich im Ausland bin“, erklärte er, und sein Ton duldete keinen Widerspruch.

„Aber …“, versuchte sie es trotzdem.

„Kein aber. Ich habe bereits angerufen. Er kommt morgen früh her. Jetzt versuch, etwas zu schlafen. Wir reden morgen weiter.“

Wütend knallte Suzie den Becher auf den Tisch und verließ, ohne ein weiteres Wort, den Raum.

2

Ärgerlich schmiss ich die Haustür hinter mir zu und ging direkt in den Keller. Dort schlug ich wutentbrannt gegen die Kellerwand, sodass ein paar Steine auf den Boden rieselten. Ich war selber schuld, dass die Entführung meiner Göttin nicht geklappt hatte. Keine Planung. Es war eine spontane Entscheidung gewesen. Ich hatte einfach beschlossen, ihr in meinem Mietwagen zu folgen. Sie fuhr gemächlich die Landstraße entlang. Wollte zu ihrem Bruder. Als uns auch nach fünf Minuten noch kein Auto entgegen gekommen war, hielt ich das für ein Zeichen. Meine Göttin sollte zu mir, heute noch. Zwar war nicht alles vorbereitet, aber wer bin ich denn, dass ich ein solches Zeichen ignoriere? Das Schicksal hatte den Zeitpunkt bestimmt. Dachte ich jedenfalls. Aber ich hatte nicht mit dem Mensch gerechnet, der noch in meiner Göttin steckte. Und der hatte sich gewehrt, heftig gewehrt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie bremsen würde. Jeder andere hätte Gas gegeben. Also gab ich auch Gas und zog das Lenkrad erneute nach rechts. Nur war kein Auto mehr neben mir. Fast wäre ich selber die Böschung runtergefahren. Nur mit Mühe konnte ich das Auto wieder unter Kontrolle bringen. Als ich hochblickte, sah ich nur noch ihre Rücklichter. Ich beschloss, lieber zu wenden und zurück in die Stadt zu fahren. Mein Blick schweifte durch den Raum. Der Apparat zum Schmelzen des Goldes war fast fertig. Das Gold hatte ich schon zusammen. Ich hatte die Menge genau berechnet und vorsichtshalber noch ein bisschen mehr besorgt. Da ich das ganze bereits seit zwei Jahren plante, würde die Spur nicht zurückzuverfolgen sein. Ich hatte über die Jahre immer nur kleine Mengen an Gold in verschiedenen Städten und bei verschiedenen Banken angekauft. Schließlich wollte ich nicht, dass man mir meine Göttin wieder entriss, wenn ich sie endlich befreit hatte. Ich überlegte. Vielleicht war das heute auch deswegen der falsche Augenblick gewesen, weil sie hätte verletzt werden können. Meine Göttin hatte mir mit dem Bremsen einen Hinweis gegeben. Sie wollte ihren perfekten Körper behalten, ohne Schrammen und Blessuren. Ich seufzte. Das hätte ich mir auch selber denken können. Trotzdem war ich ihr dankbar, dass sie mich daran erinnert hatte. Fröhlich pfeifend machte ich mich an die letzten Arbeiten. Das nächste Mal würde ich besser vorbereitet sein.

3

Rob hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, gerade als er den Hörer aufgelegt hatte. Mira kam nach Hause. Er ging ihr entgegen, schloss sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss. „Hallo, Schatz. Wie war dein Tag?“

Sie blickte ihn lächelnd an, schmiss ihre Schuhe in die Ecke und seufzte. „Nicht so gut.“

Er nahm ihr ihre Aktentasche aus der Hand und führte sie zum Sofa. „Setz dich! Ich bringe dir ein Glas Wein. Und dann erzählst du, was Mr. Mir-kann-man-nichts-recht-machen schon wieder zu meckern hatte.“

Mira schmunzelte. Rob hatte den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen. Sie war jetzt seit vier Jahren mit diesem wunderbaren Mann zusammen und hatte noch nicht einen Tag bereut. Im Sommer wollten sie heiraten. Der einzige Wehrmutstropfen in ihrer Beziehung war das Thema Kinder. Rob wollte am liebsten sofort welche. Mira wollte erstmal Karriere machen und dann, vielleicht, Kinder. Dieses Vielleicht hatte sie Rob gegenüber allerdings nicht erwähnt. Rob war italienischer Abstammung. Es war undenkbar für ihn, nicht mindestens zwei oder besser noch vier Kinder zu haben. Sie war sich sicher, dass er ein fantastischer Vater werden würde. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie eine fantastische Mutter werden würde. Rob erschien wieder und drückte ihr ein Glas mit kaltem Weißwein in die Hand. „Also los. Ich will alles über den Mistkerl, der meine Verlobte dermaßen ärgert hören. Danach schicke ich Sinclair los, dem Typen Manieren beizubringen.“

Mira lachte auf, nahm einen Schluck und erzählte Rob von ihrem Tag. Als sie geendet hatte, fragte sie ihn, ob es bei ihm etwas Neues gab.

„Allerdings! Pierre hat angerufen!“

„Oh nein“, unterbrach sie ihn. „Wenn du mir jetzt erzählst, dass ihr irgendwann demnächst auf Segeltour quer durchs Mittelmeer gehen wollt, dann behalte es besser für dich. Ich gönne dir zwar jeden Urlaub, aber im Moment würde ich dich dafür hassen.“

Er strich ihr übers Haar und küsste sie erneut. „Ich würde doch jetzt nicht ins Ausland verschwinden. Nachher brauchst du doch noch jemanden, der deinem Kunden Manieren beibringt.“

„Ich denke, dass soll Sinclair machen?“, warf sie fragend ein.

„Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, meine Verlobten selber zu verteidigen.“

„Wie nobel, mein Prinz. Aber sag mir lieber, was Pierre sonst wollte, wenn es nicht um Urlaub ging?“

Rob schüttelte den Kopf. „Als würde er nur anrufen, wenn er mit mir verreisen will.“

Mira ließ das lieber unkommentiert.

„Erinnerst du dich noch an Suzanna, Pierres Schwester? Ich habe dir mal von ihr erzählt.“

Mira konnte nicht sagen, warum, aber bei der Erwähnung von Suzannas Namen schrillten bei ihr die Alarmglocken. „Wage“, gab sie zu.

„Suzie war mit fünfzehn schwer in mich verschossen. Eine Teenager-Schwärmerei.“

Deswegen die Alarmglocken. „Du warst bestimmt schon damals ein klasse Typ.“

„Sie war auch nicht ohne. Wäre sie nicht die Schwester meines besten Freundes gewesen, hätte ich nicht Nein gesagt. Aber das war natürlich bevor ich in dir die Liebe meines Lebens traf.“

„Hör auf zu schleimen, Roberto Gonzales.“ Sie schlug ihm spielerisch gegen den Arm. „Was also ist mit Suzie?“

„Sie bekommt Drohbriefe. Ernstzunehmende Drohbriefe. Heute hat jemand versucht, sie von der Straße zu drängen.“

„Das klingt nicht gut.“ Auf Miras Stirn erschien eine Falte. Dafür liebte Rob sie. Sie nahm die Gefahr, in der Robs Klienten steckten, ernst. Nie würde sie ihm Probleme machen. Deswegen war er sich sicher, dass sie auch diesmal hinter ihm stehen würde. „Ich habe Pierre versprochen, den Schutz seiner Schwester persönlich zu übernehmen.“

„Selbstverständlich musst du das.“

Rob hatte es gewusst. „Dann lass uns jetzt ins Bett gehen.“

Mira zog die Augenbrauen hoch.

„Das wird unsere letzte gemeinsame Nacht für längere Zeit. Ich werde bei Suzie wohnen müssen, bis wir den Stalker geschnappt haben.“

„Dann gibst du dir besser Mühe, damit ich dich gehen lasse.“

„Glaube mir, mein Schatz. Ich werde mir soviel Mühe geben, dass du mich anflehst, nicht zu gehen.“

Lachend folgte Mira ihm in ihr Schlafzimmer.

4

Rob hat eine private Security Firma. Er hat Leute, die auf dich aufpassen werden, während ich im Ausland bin. Die Stimme ihres Bruders hallte noch immer in ihrem Kopf wieder. Sie lag auf dem Bett und dachte an die Zeit von vor zehn Jahren. Sie war damals fünfzehn gewesen und ein altkluger, pickeliger Teenager, der sich fürchterlich in den besten Freund ihres Bruders verliebt hatte. Nun, die Pickel war sie inzwischen definitiv losgeworden. Aus ihr war eine schlanke, junge Frau geworden, die zwar immer noch klug, aber nicht mehr altklug war. Die Schwärmerei für Rob allerdings war nicht vergangen. Ganz im Gegenteil. Im Laufe der letzten zehn Jahre hatte sie ständig an ihn gedacht und sich gefragt, was aus ihm geworden war. Unwillkürlich hatte sie jeden ihrer Freunde mit ihm verglichen. Sie alle hatten schlecht abgeschnitten. Ihr war bewusst, dass sie Rob nicht mehr kannte. Aber sie fand auch nichts Schlimmes daran, von ihm zu phantasieren. Die Gedanken an ihn hatten ihr bei so manchem Liebeskummer geholfen. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass er sie trösten würde, ihr sagen würde, wie toll sie sei und dass der Typ, der sie gerade verlassen hatte, nicht alle Tassen im Schrank haben konnte. Dann hatte Rob sie geküsst, und ihr Herz hatte wie wild geschlagen. War das merkwürdig? Wahrscheinlich. War es krank? Absolut nicht. Sie war realistisch. Ihr war klar, dass Rob diese Anforderungen, die sie ihm im Laufe der Jahre zugeschrieben hatte, niemals würde erfüllen können. Aber sie war sich auch sicher gewesen, ihn nie wiederzusehen. Oder wenn, dann in ferner Zukunft, wenn sie selber mit einem umwerfenden Mann verheiratet wäre. Klar, Rob war der beste Freund ihres Bruders und die Gefahr, ihm doch mal über den Weg zu laufen, war durchaus gegeben, aber auch Pierre und Rob sahen sich selten. Wenn, dann immer im Ausland. Oder sie gingen gemeinsam Skilaufen in der Schweiz. Die Chance, ihn hier zu treffen, war gering. Und doch würde er morgen kommen.

Suzie stand auf und stellte sich vor den Spiegel. Sie betrachtete sich kritisch. Ihr Körper war der einer Frau, die Rundungen genau an den richtigen Stellen. An der Uni war sie im Hockey-Team. Dreimal die Woche Training und an den Wochenenden Spiele. Sie joggte jeden Morgen, wenn es ihre Zeit zuließ. Und sie ernährte sich bewusst gesund. Sie hatte glänzendes dunkles Haar, das ihr in wilden Locken bis auf den Rücken fiel. Eine vorwitzige Haarsträhne hing ihr vor den Augen. Energisch schob sie sie zurück. Ihre Augen waren dunkel, fast schwarz. Sie trug kaum Make-up. Trotzdem waren ihre Wangen rosig. Ob das an dem bevorstehenden Treffen lag? Von ihrer Mutter hatte sie die hohen Wangenknochen und den olivfarbenen Teint geerbt, von ihrem Vater die vollen Lippen und die langen Wimpern. Sie wusste, dass sie gut aussah. Trotzdem war sie nervös. Zulange hatte sie von ihm geträumt und fantasiert. Auf ein Treffen war sie definitiv nicht vorbereitet.

„Nützt nichts“, murmelt sie ihrem Spiegelbild zu. „Er wird kommen, ob es dir passt oder nicht.“

Sie legte sich wieder ins Bett, fand aber lange keinen Schlaf.

5

Rob fuhr die lange Einfahrt zu Pierres Haus entlang und stellte dabei fest, dass er ziemlich lange nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal war fast fünf Jahre her. Sie hatten einen Abend gemeinsam verbracht, von dem Rob nicht mehr sehr viel wusste. Unwillkürlich musste er grinsen. Genauso sollten Herrenabende auch sein. Er hatte damals unauffällig nach einem Foto von Suzanna Ausschau gehalten, doch keines gefunden. Während er direkt vor der Tür parkte, schweiften seine Gedanken zu der Frau, der er gleich gegenüber stehen würde. Sie hatte nie erfahren, dass er damals das gleiche für sie empfunden hatte. Obwohl sie erst fünfzehn gewesen war und eigentlich viel zu jung für ihn, hatte er sich heftig in sie verliebt. In diesem Urlaub hatte er nächtelang mit ihr über alles Mögliche diskutiert, Politik, ältere Brüder, die Zukunft, Schule und die Privilegien reicher Kinder. Damals hatten ihre Eltern noch gelebt. Sie waren später im gleichen Jahr bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen. Rob war damals fast zu Grunde gegangen bei dem Gedanken, Suzie nicht zur Seite stehen zu können. Aber Pierre hatte ihn gebraucht. Hätte er gleichzeitig auch für Suzanna da sein wollen, wäre mit Sicherheit mehr daraus geworden. Das hätte Pierre ihm nicht verziehen. So hatte er sich schweren Herzens zurückgezogen. Aber seine Gedanken waren sehr, sehr lange bei Suzie gewesen. Wenn er ehrlich war, hatte sich das erst geändert, als er Mira vor vier Jahren getroffen hatte. Sie hatte ihn eindeutig auf andere Gedanken gebracht.

„Gott sei Dank, dass du da bist.“ Sein Freund stand in der offenen Tür und zog ihn zur Begrüßung kurz in die Arme. „Suzie ist noch auf ihrem Zimmer. Sie hat es nicht so gut aufgenommen, dass sie unter Bewachung stehen soll.“

„Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen das schon hin. Hast du mir eine Liste mit ihren Freunden und Feinden gemacht?“, fragte Rob, während sie ins Haus gingen. Pierre nickte. „Jedenfalls soweit ich das konnte. Ich kenne bestimmt nicht alle ihrer Freunde.“

„Ich werde auch von Suzie eine Liste erstellen lassen. Ist Sinclair schon da?“

„Er ist kurz vor dir gekommen.“

Sinclair war einer von Robs besten Personenschützern. Rob wollte ihn bei der Besprechung dabei haben. Pierre führte ihn ins Wohnzimmer, wo Sinclair schon wartete.

„Boss“, begrüßte er ihn.

„Sinclair. Schön, dass du an deinem freien Tag ein paar Minuten Zeit finden konntest. Ich fühle mich besser, auch deine Einschätzung der Situation zu hören.“

„Das ist doch selbstverständlich.“

Die drei Männer setzten sich zusammen, und Pierre begann, zu berichten. Danach beratschlagten sie gemeinsam, was zu tun wäre. Rob war erleichtert, dass Sinclair ebenfalls der Meinung war, Suzanna bräuchte einen Rund-um-die-Uhr-Schutz. Er hatte gedacht, dass er es eventuell übertrieb. Schließlich ging es hierbei um eine Freundin von ihm. Da konnte man schon mal den Blick fürs Wesentliche verlieren.

„Gut. Dann machen wir es so“, fasste Rob zusammen. „Ich werde bei Suzie wohnen und versuchen, Kontakt zu ihren Freunden zu bekommen, während ich gleichzeitig auf sie aufpasse. Ihr“, wandte er sich an Sinclair, „werdet ihr Umfeld überprüfen und die Briefe genauer analysieren. Ich bin sicher, dass wir ihn bald haben werden.“

„Das hoffe ich“, warf Pierre ein, dem die Sorge um seine Schwester ins Gesicht geschrieben stand. Rob legte die Hand auf seinen Arm. „Ganz sicher.“ Er stand auf und streckte sich. „Ich werde mir jetzt ein Wasser holen, und dann sollten wir die schlafende Schönheit wecken.“

Pierre grinste in sich hinein. „Ich bin sicher, dass sie nicht mehr schläft. Wahrscheinlich schmollt sie noch.“

Suzie war völlig übernächtigt aufgewacht. Ein Blick in den Spiegel sagte ihr, dass die Dusche länger ausfallen würde als gewöhnlich. Nachdem sie ausgiebig geduscht und sich die Zähne geputzt hatte, legte sie ein wenig Make-up auf, zog sich Jeans und T-Shirt über und verließ ihr Zimmer. Doch ihre Schritte wurden immer langsamer je näher sie dem Wohnzimmer kam. Ihr Herz klopfte so sehr, dass sie dachte, es würde jeden Moment ganz aufhören zu schlagen. Zehn Jahre. Zehn lange Jahre hatte sie ihn nicht gesehen. Zehn Jahre, in denen sie oft von ihm geträumt hatte, sich oft gewünscht hatte, Pierre würde wenigstens einmal über ihn sprechen. Suzie wusste genau, dass sie Rob in ihrer Vorstellung perfektioniert hatte. Sie kannte ihn schließlich überhaupt nicht mehr. Er war zwanzig gewesen, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. In zehn Jahren konnte man sich verändern. Sie selbst war das beste Beispiel.

Unschlüssig starrte sie auf die geschlossene Wohnzimmertür, hinter der sie ihren Bruder mit jemandem reden hörte. Vielleicht war Rob dick, faul und unansehnlich geworden. Schließlich war er der Chef seiner eigenen Firma. Er hatte seine Leute, die die Arbeit erledigten. Kein Grund also, sich fit zu halten. Sie atmete noch einmal tief durch, öffnete dann mit einem Lächeln die Tür und betrat das Wohnzimmer.

Im ersten Moment blieb ihr der Mund offen stehen. Pierre unterhielt sich mit einem Mann, der tatsächlich sehr kräftig war und einen leichten Bauchansatz hatte. Er war groß und trug einen Anzug. Das einzige, was noch an den Rob von vor zehn Jahren erinnerte, waren die dunklen, allerdings jetzt militärisch kurz geschnittenen Haare.

Das sollte ihr Idol der letzten zehn Jahre gewesen sein? Suzie war platt. Dieser Mann, der vor ihr stand, hatte absolut nichts mit dem Mann ihrer Fantasien zu tun. Ihre Seifenblase zerplatzte mit einem lauten Knall, den nur sie hören konnte. Schnell verbarg sie ihre Enttäuschung hinter einem Lächeln.

„Suzie!“ Pierre kam auf sie zu und nahm sie kurz in die Arme. „Schön, dass du auch endlich kommst.“

„Hallo, Bruderherz.“

„Suzie. Du hast absolut nichts mehr mit dem schlaksigen Teenager von damals gemein.“