Liebe rockt! Band 1: Herzklopfen - Michaela Santowski - E-Book

Liebe rockt! Band 1: Herzklopfen E-Book

Michaela Santowski

4,0

Beschreibung

Die Serie "Liebe rockt!" erzählt die Geschichte von Karina, die es liebt, wenn ihr Leben klar, logisch und strukturiert verläuft. Sie ist eine prima Schülerin und wird deshalb von Nele, der Schuldiva, gemobbt. Und obwohl sie sich zunächst nicht für Jungs interessiert, lässt sie sich auf eine – zum Schluss enttäuschende – Beziehung ein. Als auch die zweite Beziehung ein unliebsames Ende findet, erkennt Karina, dass man sich selber am besten schützen kann, indem man keinerlei Gefühle zulässt und wandelt sich immer mehr vom strebsamen Mauerblümchen zum männerverschlingenden Vamp. Doch kann sie ihre mühsam aufgebaute Fassade bis in alle Ewigkeiten aufrechterhalten oder beginnt sie schon beim nächsten Mann zu bröckeln? Band 1: Herzklopfen. Karina wird von Nele, der Diva der Schule, gemobbt. Was Karina auch anstellt, nichts hilft gegen Neles Bösartigkeiten. Und das Schlimmste: Die Gemeinheiten nehmen immer mehr zu. Karina verzweifelt, doch wie durch einen wunderbaren Zufall lernt sie im Schwimmbad Martin kennen und von da ab ändert sich ihr Leben, sie blüht auf – aber nur scheinbar, denn kurz darauf folgt der nächste Schock ... Ist Martin nicht der, der er zu sein vorgibt? Und dann ist da auch noch der coolste Junge der Schule. Jonas, Sänger einer Rockband, sein Spitzname: Face, den Karina auf einem Schulkonzert kennenlernt. Wundersamerweise interessiert sich der Mädchenschwarm ausgerechnet für Karina. Aber sie sich nicht für ihn – jedenfalls am Anfang ...

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Liebe rockt!

Band 1:Herzklopfen

von Michaela Santowski

Die Serie „Liebe rockt!“ erzählt die Geschichte von Karina, die es liebt, wenn ihr Leben klar, logisch und strukturiert verläuft. Sie ist eine prima Schülerin und wird deshalb von Nele, der Schuldiva, gemobbt. Und obwohl sie sich zunächst nicht für Jungs interessiert, lässt sie sich auf eine – zum Schluss enttäuschende – Beziehung ein. Als auch die zweite Beziehung ein unliebsames Ende findet, erkennt Karina, dass man sich selber am besten schützen kann, indem man keinerlei Gefühle zulässt und wandelt sich immer mehr vom strebsamen Mauerblümchen zum männerverschlingenden Vamp. Doch kann sie ihre mühsam aufgebaute Fassade bis in alle Ewigkeiten aufrechterhalten oder beginnt sie schon beim nächsten Mann zu bröckeln?

Band 1: Herzklopfen: Karina wird von Nele, der Diva der Schule, gemobbt. Was Karina auch anstellt, nichts hilft gegen Neles Bösartigkeiten. Und das Schlimmste: Die Gemeinheiten nehmen immer mehr zu. Karina verzweifelt, doch wie durch einen wunderbaren Zufall lernt sie im Schwimmbad Martin kennen und von da ab ändert sich ihr Leben, sie blüht auf – aber nur scheinbar, denn kurz darauf folgt der nächste Schock … Ist Martin nicht der, der er zu sein vorgibt?

Und dann ist da auch noch der coolste Junge der Schule. Jonas, Sänger einer Rockband, sein Spitzname: Face, den Karina auf einem Schulkonzert kennenlernt. Wundersamerweise interessiert sich der Mädchenschwarm ausgerechnet für Karina. Aber sie sich nicht für ihn – jedenfalls am Anfang …

Die Autorin

Michaela Santowski, geb.1972, lebt mit ihrer Familie im Taunus. Ursprünglich stammt sie aus der Gegend um Hannover. Nach dem Abitur machte sie eine Lehre zur Hotelfachfrau in einem renommierten Hotel in Hannover. Im Jahr 2000 absolvierte sie einen zwei Jahre dauernden Fernlehrgang in Belletristik an der Axel Anderson Akademie in Hamburg. Aufgrund ihres Jobs als Flugbegleiterin zog sie 1998 nach Frankfurt. Sie hat bereits fünf Romane in Eigenregie veröffentlicht.

Ihr Motto: Man sollte immer über das schreiben, was man selber erlebt hat. Und wenn es nur ein ganz kleines Detail ist, das sich als roter Faden durch ein Buch ziehen kann. Nähere Infos: www.michaela-santowski.de

Copyright © 2016 mainbook Verlag, Gerd FischerAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-946413-30-1

Lektorat: Gerd FischerLayout und Coverrechte: Lukas Hüttner

Besuchen Sie uns im Internet: www.mainbook.de

Zitierte Songs im Text:Wonderwall von Oasis und Unter die Haut von TimBendzko feat. Cassandra Steen

Für Marina – die besten sterben jung.Du fehlst mir jeden Tag!

1

„Endlich wieder Schule! Die Sommerferien waren mir viel zu lang“, sagte Karina zu ihrem Hund Davinci und strich ihm übers weiche Fell.

Heute war der erste Schultag. Karina hatte die sechs Wochen Sommerferien, wie jedes Mal, genutzt, die neuen Bücher durchzuarbeiten, den Stoff der 9. Klasse noch einmal intensiv wiederholt und konnte den Schulbeginn kaum noch erwarten. Ihre Mutter hatte nur schweigend den Kopf geschüttelt, während ihr Vater ab und an gemurmelt hatte, ob sie denn nicht wie die anderen Kids auch mal etwas mit Freunden unternehmen wolle. Dazu seien die Ferien schließlich da.

„Quatsch!“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, während sie ihre langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz band. „Dafür habe ich später mal eine eigene Wohnung im besten Stadtteil von Wiesbaden, während meine Klassenkameraden immer noch bei Mutti wohnen.“

Sie schnappte sich Davincis Leine und die Labrador-Retriever-Mischung sah sie an, als wolle er sagen: Hast du mal auf die Uhr gesehen? Es ist erst kurz nach sechs und viel zu früh.

Karina grinste. „Stell dich nicht so an! Vor der Schule noch kurz joggen, das hält fit! Und außerdem sind um diese frühe Uhrzeit noch alle Bäume jungfräulich.“

Davinci gähnte herzhaft und folgte ihr.

Karina umfing der vertraute Geruch von Kreide, Angstschweiß und Aufregung. Sie hatte die Schule vermisst, auch wenn alle sie für verrückt hielten. Hier war alles so wunderbar strukturiert und wenn Karina eins liebte, dann war es Logik und Klarheit.

Karina betrat den neuen Klassenraum. Zehnte Klasse, dachte sie stolz. Noch drei Jahre, dann Abi und dann Studium. Sie suchte sich einen Platz ganz vorne und legte ihre Bücher ordentlich zurecht.

„Natürlich habe ich mich von ihm getrennt“, vernahm Karina eine Stimme von der Tür. „Ich habe es wohl kaum nötig, eine Fernbeziehung zu führen, wenn mir hier die Männer zu Füßen liegen.“

Karina blickte auf und seufzte hörbar. Das war Nele. Das kann ja heiter werden, dachte Karina. Ausgerechnet Nele schien in ihrem Kurs zu sein. Die arroganteste, zickigste und leider auch gleichzeitig beliebteste Diva der Schule. Karina hielt sie für oberflächlich, nicht gerade strohdumm, aber auch nicht weit davon entfernt. Die Jungs hielten sie für bildhübsch, witzig und jeden Ärger wert. Muss der Lehrer halt alles fünfmal erklären, dachte Karina weiter, damit Nele auch mitkommt. Wie nicht anders zu erwarten, suchte sich Nele mit ihrem Gefolge einen Platz weiter hinten.

„Ach, guck mal, was wir für ein Glück haben.“

Karina wusste instinktiv, dass es um sie ging. Anstatt aufzublicken, rutschte sie tiefer in den Stuhl.

„Die Oberstreberin ist in unserem Kurs“, vernahm sie Neles laute Stimme, die sich kurze Zeit später auf den freien Tisch neben Karina gleiten ließ. Dabei schlug sie ihre Beine übereinander und fuhr sich automatisch durch ihre kurzen, topgestylten braunen Haare.

Karina verdrehte innerlich die Augen. Was für eine Show!

„Da kann uns ja nichts mehr passieren. Unser Klassendurchschnitt wird hervorragend sein dieses Jahr.“

„Es gibt keinen Klassendurchschnitt mehr“, murmelte Karina.

„Wie bitte?“, hakte Nele ungläubig nach.

Karina, die für einen Moment tatsächlich glaubte, Nele interessiere die Antwort, beeilte sich zu erklären: „Wir sind jetzt in der sogenannten Einführungsphase, die uns auf die Qualifikationsphase nächstes Jahr vorbereiten soll. Da es Schüler wie mich gibt, die ein Jahr verkürzen, also G8 machen, und Schüler wie dich, die ganz normal G9 machen, kann es gar keinen Klassendurchschnitt mehr geben.“

Nele starrte sie mit offenem Mund an. „Du willst also behaupten, dass ich zu dumm sei, ein Jahr früher Abi zu machen?“

„Was?“, fragte Karina und schien mit einem Male völlig verwirrt zu sein. Irgendwas lief hier schief. „Das habe ich doch gar nicht behaup …“, versuchte sie zu sagen.

Doch Nele schnitt ihr das Wort ab und brüllte in den Klassenraum. „Hört mal alle her! Unsere Streberin hier behauptet, dass alle, die nicht G8 machen, dumm sind.“

„Hab ich nicht!“, widersprach Karina vehement und merkte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss.

Doch es war bereits zu spät. Wie nicht anders zu erwarten, setzte lauter Protest ein, der erst verstummte, als der Lehrer den Raum betrat.

„Ich bin noch nicht fertig mit dir“, wisperte Nele im Aufstehen. „Das wirst du noch bereuen!“

Mit einem perfekten Hüftschwung, dem alle männlichen Augen der Klasse folgten, verzog sie sich auf ihren Platz und lächelte in die Runde, während der Lehrer mit dem Unterricht begann.

2

Wütend feuerte Karina zu Hause ihren Rucksack in die Ecke.

„Komm, Davinci. Heute gibt es eine Runde extra joggen. Sonst platze ich!“ Sie holte Halsband und Leine und öffnete die Tür. Davinci folgte ihr, schien jedoch nicht begeistert zu sein.

Karina trieb sich bis zum Äußersten, um ihren angestauten Frust abzubauen. Die Nachricht, dass die Oberstreberin Karina alle G9er für dumm hielt, hatte sich leider wie ein Lauffeuer verbreitet. Bereits in der ersten Pause kam ein komischer Typ auf sie zu und flehte sie an, ihm doch bitte Nachhilfe zu geben, da er bloß ein dummer G9er sei und das auf keinen Fall bleiben wolle. Karina hatte die Flucht ergriffen und den Rest der Pause auf dem Mädchenklo verbracht.

Warum hatte sie dieser aufgeblasenen Nudel Nele nicht einfach Kontra gegeben? Anstatt schweigend dazusitzen, hätte sie einfach laut äußern sollen, dass es nicht ihr Problem sei, wenn Nele sich angegriffen fühle.

Als sie vom Joggen zurück war, ging sie erst mal duschen. Danach fühlte sie sich etwas besser. Laut Statistik hielt so eine Demütigung, wie sie sie erfahren hatte, ungefähr eine Woche. Dann hatten die Schüler ein neues Thema gefunden, dem sie ihre Aufmerksamkeit schenkten. Eine Woche würde sie das wohl durchhalten. Danach, schwor sie sich, würde sie Nele aus dem Weg gehen.

Am nächsten Morgen stand sie später auf als üblich.

„Tut mir leid, Davinci. Der morgendliche Lauf fällt heute aus. Keine Zeit.“ Sie strich ihm abwesend durchs Fell und füllte seinen Napf.

„Bin dann weg, Ma!“, rief sie der Küchentür zu.

„Bis später“, kam es zurück, doch da war Karina schon draußen.

Als sie ihr Fahrrad am Rande des Schulhofes anschließen wollte, nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, wie sich Nele und ihre Clique näherten. Schnell drehte sie den Schlüssel um und eilte ins Schulgebäude, bevor Nele sie erreichen konnte.

„Super“, murrte sie. „So hatte ich mir das vorgestellt. Drei Jahre lang auf der Flucht vor einer Zimtzicke, weil ich nicht in der Lage bin, ihr zu sagen, was sie mich mal kann.“

Karina betrat die Aula. In den ersten zwei Stunden hatte sie Musik. Da war sie vor Nele sicher, die nicht mit ihrer Meinung, Singen sei was für Streber und Langweiler, hinter dem Berg hielt. Karina vermutete jedoch, dass Nele einfach nicht in der Lage war, auch nur einen Ton zu treffen, hütete sich aber, das laut zu äußern.

Die darauf folgenden sechs Stunden waren schrecklich. Karina hatte zwar nur zwei davon gemeinsam mit Nele, aber die Verleumdungen, die sie über Karina verbreitet hatte, reichten aus, ihr die Zeit zur Hölle zu machen. Dabei waren Anfragen im Schülerforum, offiziell eine Nachhilfe-Gruppe für G9er einzurichten und Karina zu bitten, diese zu leiten, noch das kleinste Übel.

„Nur eine Woche“, flüsterte Karina vor sich hin, während sie erneut die Pause auf der Toilette verbrachte. „Statistiken lügen nicht!“

Nachmittags packte sie ihre Schwimmsachen.

„Ich gehe im Freibad lernen.“ Karina ging schwungvoll aus der Tür.

„Gute Idee bei dem Wetter“, rief ihre Mutter hinterher. „Aber komm nicht zu spät.“

Nerv nicht, dachte Karina und fuhr mit dem Fahrrad zum Tournesol, das nur zehn Minuten von ihrem Haus in Idstein entfernt lag. Karina liebte es, alle wichtigen Dinge entweder zu Fuß oder mit dem Rad problemlos erreichen zu können. Idstein hatte dafür genau die richtige Größe. Allerdings zweifelte sie auch nicht einen Moment daran, dass sie, sobald sie die Schule beendet hatte, nach Wiesbaden ziehen würde. Laut Statistik zogen die meisten Studenten in die Stadt, in der sie auch auf die Uni gingen.

Im Freibad suchte sich Karina eine Ecke fern ab von der Wiese, wo üblicherweise die meisten Schüler ihres Jahrgangs lagen. Es war zwar im Moment noch niemand da, aber das konnte sich jederzeit ändern. Bevor sie sich ihren Geschichtsbüchern widmete, schwamm sie ein paar Runden. Im Wasser fühlte sie sich wohl. Auch da war alles leicht und logisch. Je kräftiger sie die Arme und Beine bewegte, desto schneller wurde sie. Je länger sie die Luft anhalten konnte, desto besser gelang ihr die Unterwasserwende und der anschließende Spurt durchs Wasser. Eben einfach logisch.

Als sie aus dem Wasser stieg, sah sie Anja gerade ankommen. Anja war ebenfalls in ihrer Jahrgangsstufe und galt als ziemlich speziell. Sie trug nur dunkle Klamotten, hatte ihre eigentlich braunen Haare nicht nur tiefschwarz gefärbt, sondern auch raspelkurz schneiden lassen und umrandete ihre großen braunen Augen mit so viel dickem schwarzem Eyeliner, das man nur noch Schatten sah. Ihre Lippen malte sie dunkelblau an. Entgegen dem, was ihr Äußeres vermuten ließ, war sie eine ebenso gute Schülerin wie Karina. Aus einem Impuls heraus grüßte Karina sie und fing sich den für Anja typischen mürrischen Blick ein.

„Immerhin besser als die übliche Frage nach Nachhilfe“, spottete Karina über sich selbst und begab sich zu ihrem Handtuch.

3

Karina sollte recht behalten. Bereits Ende der Woche ließen die Anfragen bezüglich der Nachhilfe nach und die meisten Schüler widmeten sich dem nächsten Thema. Ein Gerücht machte die Runde, dass in den Sommerferien ein Schüler ihrer Jahrgangsstufe, Tobias, etwas mit der Erdkundelehrerin, Frau Schlüter, hatte. Und es blieb nicht nur bei dem Gerücht, denn kurz darauf hatten alle Schüler der Schule ein Bild per WhatsApp gekriegt, das beide in einem See beim Schwimmen zeigte.

Besser hätte es für Karina nicht laufen können. Während sich jetzt alle die Mäuler über das neue Traumpaar zerrissen, dachte niemand mehr an den angeblichen Nachhilfeunterricht. Das Thema war ausgelutscht, sie war nicht mehr die Zielscheibe. Erleichtert atmete Karina auf und verbrachte ihre erste Pause dieser Woche draußen auf dem Schulhof. Sie setzte sich allein in den Schatten eines Baumes, klappte ihr Algebra-Buch auf und vertiefte sich in die nächsten Seiten. Sie merkte erst, dass jemand vor ihr stand, als ein Schatten über ihr Buch fiel. Mit halb geschlossenen Augen blinzelte sie gegen die Sonne und blickte direkt in Neles spöttisch grinsendes Gesicht.

„Na Streberin. Wie immer am Lernen?“

Karina merkte, wie sie sich sofort verkrampfte.

Nele beugte sich runter und riss ihr das Buch aus der Hand.

„Algebra“, las sie vor.

Ein Wunder, dass sie das Wort überhaupt kennt, dachte Karina, sagte aber nichts.

Nele klappte das Buch zu und warf es in den Staub neben Karina.

„Ist ruhiger geworden um dich“, stellte Nele überflüssigerweise fest.

Zögerlich nickte Karina.

Nele beugte sich zu ihr herab. „Das passt mir nicht“, flüsterte sie. „Ich habe dir gesagt, dass du es noch bereuen wirst, mich zur Feindin zu haben. Ich halte, was ich verspreche.“

„Aber …“, stotterte Karina.

Doch Nele war bereits im Gehen. Dann drehte sie sich noch mal um und rief über ihre Schulter zurück: „Kleckere nicht mit deinem Kaffee. Die Klamotten müssen noch länger halten. So, wie du immer angezogen bist, kannst du nicht viele Sachen im Schrank haben.“ Lachend entfernte sie sich, während ein paar Schüler, die in der Nähe gestanden hatten, dreckig lachten.

Karina starrte ihr mit offenem Mund hinterher. Sie hatte sich zu früh gefreut, eindeutig, und beschloss, weiterhin wachsam zu sein.

In der nächsten Sportstunde fragte Nele vor versammelter Mannschaft, ob Karina Hilfe bräuchte, einen passenden BH zu kaufen. Schließlich sei es nicht einfach, für so kleine Brüste einen guten zu finden. Dabei streckte sie die Schultern durch, sodass alle Blicke unwillkürlich auf Neles perfekt geformten Busen fielen. Karina wünschte sich ins nächste Mauseloch. Nachdem die Stunde zu Ende war, flüchtete sie schnell in die Umkleide. Doch leider war sie dort nur vor den fiesen Kommentaren der Jungs geschützt, nicht jedoch vor den hinterhältigen Bemerkungen der Mädchen. Den Tränen nahe, packte sie ihre Sachen ein und lief rüber ins Hauptgebäude, direkt in die Schultoilette, die sie erst wieder verließ, als der Gong zur nächsten Stunde ertönte.

Innerhalb der nächsten zwei Wochen nahmen Neles Gemeinheiten jeden Tag mehr zu. Jedes Mal, wenn sich Karina im Unterricht meldete, gab Nele einen Kommentar dazu ab. Immer in der Art War klar, dass man das als G8er weiß oder Wenn man sein Leben nur in Büchern verbringt, hat man zwar Ahnung von Geografie, aber niemals Freunde oder Jungs ist es doch scheißegal, ob die Lösung 4,56 ist. Hauptsache, man sieht gut aus. Aber davon bist du meilenweit entfernt.

Obwohl Karina wusste, dass sie das alles kalt lassen sollte, tat es das nicht. Sie meldete sich nicht mehr, um den Kommentaren aus dem Weg zu gehen. Nur leider spürte sie Neles zufriedenes Grinsen im Rücken. Die Pausen verbrachte sie auf der Toilette, um wenigstens für ein paar Minuten dem Horrortrip ausweichen zu können.

Zu Hause streichelte sie Davincis Fell, während Tränen ihre Wange runter liefen.

„Irgendwann muss das doch mal aufhören.“

Der Hund leckte ihr quer durchs Gesicht. Karina vergrub ihr Gesicht in seinem Fell und schluchzte.

Als sie am nächsten Tag den Klassenraum betrat, huschte Karina schnell auf ihren Platz. Nele war noch nicht da.