2,99 €
'Du! Mutter und Vater für uns' ist ein ganz persönliches Buch über den christlichen Glauben. Es stellt den sorgenden Schöpfergott in den Mittelpunkt und versucht darzulegen, warum es gerade in der heutigen Zeit vernünftig ist Gott zu suchen. Dafür geht es der Botschaft Jesu Christi auf den Grund und legt die Essenz seiner Lehre pointiert dar. Zudem zeichnet es ein Gottesbild, welches auch aufgeklärten Menschen vermittelbar ist. Einige Gebete sollen helfen, den täglichen Kampf um Glauben und Liebe zur Schöpfung zu führen. Damit bietet es dem Leser reiche Inspiration für den eigenen Glaubensweg und für das liebevolle Gespräch mit Gott.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2020
Raymond Homann
Du! Mutter und Vater für uns
© 2020 Raymond Homann
1. Auflage
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN Taschenbuch: 978-3-347-17585-3
ISBN Hardcover: 978-347-17586-0
ISBN e-Book: 978-347-17587-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Du!Mutter und Vaterfür uns
oder mein ganz persönlicher Schöpfergott
Raymond Homann
Klosterkirche Lippoldsberg an der Weser
Inhalt
Einleitung
1. Mein persönlicher Schöpfergott
2. Warum ich an Gott glaube
3. Wie ich mir Gott vorstelle
4. Warum ich mit Gott rede
5. Meine persönlichen Gebete
Nachwort
Rocholtslinde mit Heiland-Kreuz bei Beller
Einleitung
Die religiöse Situation unserer Zeit
Der Glaube an Gott ist seit langer Zeit fragwürdig geworden. Nietzsches Diagnose ‚Gott ist tot‘ hat den Zustand der aufgeklärten Gesellschaft und des aufgeklärten Zeitgenossen am Ende des 19. Jahrhunderts auf den Begriff gebracht. Nach Nietzsche ist Gott nicht einfach nur gestorben – nein – wir haben ihn getötet.
Auch für uns heutige Menschen kann dieses harte Urteil nicht rückgängig gemacht werden, im Gegenteil: Ich glaube, wir haben Gott nicht nur einmal getötet, wir töten ihn fortwährend. Wie kommt Nietzsche darauf und warum sehe ich diesen Tötungsakt nicht als abgeschlossen an?
Der Mensch hat sich spätestens ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert auf den Weg begeben, sich der Schöpfung zu entfremden. Es ist quasi der vollständige Abfall von ‚paradiesischen‘ Strukturen, in denen der Mensch sich als Teil der Natur begriffen hat. Die Aufklärung und die in der Folge einsetzende rationale Welterklärung aller Lebensbereiche hat den Menschen und die Gesellschaft in jeder Faser ergriffen und verändert. Das naturwissenschaftlich-technische Weltbild ist seit dem Urteil von Nietzsche noch viel umgreifender geworden. Nicht nur das Handeln des Menschen wird davon ergriffen, das gesamte Denken, jede Vorstellung sinnvoller Lebensumstände ist ohne dieses total gewordene Weltbild schlechterdings unmöglich geworden. Die Ambivalenz oder Dialektik dieses Fortschritts ist schon lange kein Geheimnis mehr. Die negativen Folgen für Individuen, ganze Gesellschaften und Staaten wird vielen aufmerksamen Menschen immer mehr bewusst.
Mindestens in unserer Wohlstandgesellschaft wird auch der Raum für Gott und seine Schöpfung immer kleiner. Mein Eindruck ist, in vielen Milieus und zu vielen Anlässen kann von Gott nicht mehr gesprochen werden, ohne dass man sich der Lächerlichkeit Preis gibt. Nicht nur in den Wissenschaften, sondern besonders in urbanen und fortschrittlichen Schichten ist Gott fast völlig verschwunden. Wo im täglichen Leben, im Freundeskreis, auf Arbeit, bei den Mahlzeiten, während Spiel und Sport kommt die Rede von Gott noch ernsthaft vor? Wo ist sie denn noch selbstverständlich? Was wissen wir in Europa und darüber hinaus als durchschnittliche Zeitgenossen noch von Jesus Christus, der doch für uns den Tod überwunden hat? Jede Umfrage zeigt zielsicher den weiteren Verlust von Wissen vom historischen Jesus, von christlichen Feiern und Gebräuchen. Was passiert mit uns, wenn wir vollends wesentliche Teile unserer 2000-jährigen Geschichte einfach vergessen?
Ich glaube wir verlieren den Kern unseres Lebenssinns und die Basis all unserer moralischen Handlungen.
Daneben ist Gott nicht nur in den zwischenmenschlichen Beziehungen getilgt, auch die Umwelt, die Natur wird höchstens noch in kirchlichen Sonntagsreden als Schöpfung wahrgenommen. Die Objektivierung aller Lebensbereiche hat wörtlich gesehen das Leben als das von Gott kommende Lebendige absterben lassen. Natur kann Umwelt sein, Umwelt des Menschen, die er bewohnt und nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Das Verhältnis des Menschen zur Natur hat sich gerade nach dem 2. Weltkrieg noch einmal spürbar verschlechtert. In den letzten 75 Jahren ist die Erde so sehr durch kurzfristiges, ausbeuterisches Handeln verändert worden, wie davor in 10.000 Jahren menschlicher Zivilisationsgeschichte nicht. Nach neuesten Erkenntnissen sind drei Viertel der Landfläche und zwei Drittel der Meeresfläche auf diesem Planeten schon menschlich verändert worden. Verändert worden heißt meistens der Natur beraubt, die Natur zerstört, die Tierwelt gequält und ermordet.
Auch wenn von der Klimakatastrophe gesprochen wird, geht es um die damit verbundenen Probleme für uns Menschen, also eine anthropozentrische Sicht, eine egoistische Betrachtung der Umweltprobleme. Wo kommt in den politischen und wissenschaftlichen Diskursen dazu das Wort Schöpfung und Gott vor? Wo wird vom Schutz und Wiederherstellung der Schöpfung um ihrer selbst willen gesprochen und gehandelt?
Ich glaube die Menschheit wird ihre großen Herausforderungen schwerlich meistern, wenn sie sich nicht als integraler Bestandteil der Natur begreift. Wenn Sie die Natur nicht als anvertraute, zu hegende Schöpfung behandeln lernt, wird sie im Äusseren (politisch-sozial) wie im Inneren (seelisch) nicht zu sich selbst finden und das Lebendige verlieren.
Ziel dieses Buches
Ich möchte mit diesem Buch meine ganz persönliche Sicht der Dinge auf den christlichen Glauben richten. Ich leide lange schon daran, den christlichen Glauben nur aus der zwischenmenschlichen Perspektive zu begreifen. Der Mensch ist für mich Natur und Schöpfung wie jedes andere Lebewesen und jeder Lebensraum auf dieser Erde. Dies wirklich zu begreifen, es sich immer wieder klar zu machen – in unserem täglichen Denken und Handeln – halte ich für essenziell. Nicht nur um auf dieser Erde als Menschheit noch weiter überleben zu können, sondern um sich als einzelner Mensch selber begreifen zu lernen. Wir sind nicht die ‚Krone der Schöpfung‘ in dem Sinne, dass wir der anderen Natur gegenüber gestellt sind. Mit sich und der Schöpfung im Einklang sein bedarf eines integrierenden Selbst- und Weltbildes, welches der Entfremdung von mir, dem Mitmenschen und der ‚äußeren‘ Natur entkommt.
Für mich sind die Religionen, insbesondere die christliche Religion, bisher viel zu wenig in Ihrem Selbstverständnis, Ihrer Verkündigung, ihren Sakramenten und Feiern auf diese Naturintegration des Menschen eingegangen. Meistens geht es nur um die Erlösung des Menschen in der Menschenwelt.
Ein weiterer Ausgangspunkt meiner Schrift ist das Leiden vieler Menschen an einer falschverstandenen Gottheit. Falsch verstanden zum einen im Hinblick auf Kontrolle, Bestimmung und Bestrafung. Zum anderen sehe ich den christlichen Gott auch nicht als abstraktes Prinzip, welches mit anderen religiösen Vorstellungen austauschbar wäre. Jesus Christus, den wir Christen ja als wahren Gott und wahren Menschen betrachten, ist eine historische Person. Als Mensch hat er ein menschliches Leben geführt, hat Entbehrungen erlebt, Zweifel gehabt, hat an dem Verhalten der Menschen selber gelitten. Ein Gott, der durch Jesus Christus direkt zu den Menschen gekommen ist, ihre Sprache gesprochen hat. Der Gott der Christen ist für mich daher ganz persönlich und darf von jedem Menschen völlig familiär angeredet werden.
Mit einem emphatischen Du!
Ich betrachte Gott als Schöpfer, Gebärender der Natur und davon als Teil auch des Menschen. Daher nenne ich dieses Buch auch ‚Du! Mutter und Vater für uns‘. So kommt für mich die volle, liebevolle Elternschaft Gottes für alle Menschen und alle Lebewesen am besten zum Ausdruck. Eltern auf Erden lieben gewöhnlich ihre Kinder vorbehaltlos und ohne Leistungsnachweis. Um wie viel mehr können wir das von unserem Gott erwarten, der in Jesus Christus sich sogar für uns geopfert hat?
Für mich ist es wichtig, den strafenden Gott vollends zu verabschieden und einen liebenden, verzeihenden christlichen Gott erlebbar zu machen. Der uns so annimmt wie wir sind und uns seine Schöpfung zur Hege und Pflege anvertraut hat.
Dazu habe ich im ersten Kapitel alle wichtigen Aspekte meines Verständnisses vom christlichen Glauben dargelegt. Hier geht es mir um das spezifisch Christliche unseres Glaubens, um das, was wir von Jesus Christus wirklich wissen.
Was hat der historische Jesus im Kern als göttliche Botschaft verkörpert und was ist für uns auch nach 2000 Jahren im täglichen Leben wichtig? Wie kann sein Beispiel für uns heute lebende, ganz rational aufgeklärte Menschen, Vorbild und Leitbild sein? Trotz aller Verführungen unserer markttotalisierten Zeit sehe ich gute Ansatzpunkte, sich wieder zum Christentum verführen zu lassen. Sich als Christ zu verstehen und versuchen danach zu leben, kann uns viel mehr Lebendigkeit und Sinn geben, als jegliches irdisches, käufliches Ablenkungs- und Sinnangebot. Ja, es kann befreien, es kann uns stark machen für das so undurchschaubar, kompliziert und anstrengend gewordene Leben!
Im zweiten Kapitel bin ich der Frage nachgegangen, warum es rational auch in einer säkularen Gesellschaft sein kann, an Gott zu glauben. Ich sehe den Glauben an ein höchstes Wesen, das wir Gott nennen, für überaus lebenssinnvoll und daher rational an. Dabei geht es mir nicht speziell um den christlichen Gott, auch andere Religionen haben Heilsbotschaften, die dem Leben des Einzelnen und der Gesellschaft Erfüllung geben können. Es stellt sich auch in Hinblick auf die Grenzen menschlicher Machbarkeit für offen areligiöse Menschen die Frage, was ist der Sinn des Ganzen und warum ist überhaupt irgendetwas und nicht nichts? Diese Fragen gehen jeden Menschen an und ich bin der festen Überzeugung, dass Gottesglaube bessere und nachhaltigere Antworten darauf liefern kann.
Sich eine Vorstellung, ein Bild von Gott zu machen, ist für den Christen nicht schwer. Jesus als junger Mann, Gott Vater als alter Mann mit weißem Bart und die Taube für den heiligen Geist sind kulturgeschichtliches Gemeingut. Diese eigentlich dem Kinderglauben zugehörigen Gottesbilder sind für heutige Zeiten nicht mehr sinnvoll. Im dritten Kapitel möchte ich verschiedene Zugänge zu ganz unterschiedlichen Gottesbildern darlegen. Ich gehe daher kurz auf Vorstellungen wichtiger Philosophen, Mystiker und Theologen ein, die in Teilen auch heute dem säkularen Menschen etwas sagen können. Für mich selber ist die Gottesvorstellung nach der Kinderzeit immer problematisch gewesen. Als menschliches Abbild kann ich mir Gott in seiner Allmacht und Allgüte nicht mehr vergegenwärtigen. Auch als reine Natur ist mir Gott immer zu unpersönlich. Ich wage trotz des großen Anspruchs eine persönliche Skizze meines Gottesbildes.
Das vierte Kapitel ist mir ein besonderes Herzensanliegen. Wenn Gott ‚Mutter und Vater‘ für uns ist, dann müssen wir mit Gott sprechen. Dann ist Kommunikation geradezu zwingend um ins und durchs Leben zu kommen. Nicht nur am Sonntag und zu feierlichen Gelegenheiten – nein täglich, gewissermaßen als unser Freund und Begleiter durch dick und dünn!
Reden also nicht über Gott, sondern mit Gott ist die Freiheit jedes einzelnen Christenmenschen. Das ist unermessliche Freiheit, das ist Gnade, das ist ein großes Geschenk. Und es ist rational, weil es sinnvoll ist mit unserem persönlichen Gott in ein familiäres Gespräch einzutreten. Diese Erfahrung haben in den Jahrtausenden so viele Menschen machen dürfen - und wie sieht es heute aus? So viele finden dafür keine Worte mehr, haben glatt die Sprache verloren oder werden, wenn sie denn von ihren Versuchen erzählen würden, noch dafür ausgelacht.
Reden mit Gott ist persönlich und bedarf keiner langen Vorbereitung oder vorgefertigter Gebete. Jeder kann zu jeder Zeit und an jedem Ort seine eigenen Worte finden.
Ich habe mich in diesem Zusammenhang im letzten Kapitel mit dem wichtigsten christlichen Gebet – dem ‚Vater unser‘ – erneut beschäftigt. Als aktuelle