Du spürst unter deinen Füßen das Gras - Else Müller - E-Book

Du spürst unter deinen Füßen das Gras E-Book

Else Müller

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Beschreibung

Streß und psychosomatische Krankheiten wachsen in beängstigender Weise an. Eine Hilfe liegt in der Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch das Autogene Training, das die Autorin hier in seinen Grundzügen vorstellt. Es ist als Vorbeugung, Psychohygiene und Therapie außerordentlich wirkungsvoll. In die in diesem Buch enthaltenen Geschichten, die sich nicht nur zum Vorlesen eignen, wurden Übungen des Autogenen Trainings eingebunden, die in kurzer Zeit zu tiefer Entspannung, Beruhigung und Erholung führen. Tatsächlich haben sich diese Phantasie- und Märchenreisen als wirkungsvolle Einschlafhilfe bei Menschen jeden Alters bewährt. Die lyrische Sprache der Geschichten dient als Transfer in das Reich der Phantasie und wirkt auch bei allen, die keine Vorkenntnisse in Autogenem Training haben.

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Seitenzahl: 100

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Else Müller

Du spürst unter deinen Füßen das Gras

Autogenes Training in Phantasie- und Märchenreisen

 

 

Impressum

 

 

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 1983 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

 

Coverabbildung: Shutterstock

Covergestaltung: Geviert, Grafik & Typografie, München

ISBN 978-3-10-400288-0

 

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Inhalt

Einleitung

Stress – eine Zeitkrankheit

Was ist Autogenes Training?

Das vegetative Nervensystem

Möglichkeiten des Autogenen Trainings

Bedeutung von Märchen für die Entwicklung des Kindes

Bedeutung der Phantasie

Begriffserklärung »Märchen«

Wozu »Phantasie- und Märchenreisen«?

Erfahrungen mit den »Phantasie- und Märchenreisen«

Erfahrungen mit Kindern

Erfahrungen mit Erwachsenen

Bemerkungen zu den drei Bereichen der »Phantasie- und Märchenreisen«

Anleitungen zum Vorlesen der »Phantasie- und Märchenreisen«

Ruhetönung und Ruheformeln

Phantasiereisen

Sandstrand

Wiese

Boot

Insel

Berg

Schlittenfahrt

Waldspaziergang

Regentropfen

Stadt

Stadt aus dem Mittelalter

Floßfahrt

Reiseimpressionen

Küstenstraße

Römisches Bad in Pompeji

Strand in Tunesien

Marrakesch

Venedig

Burano – Insel bei Venedig

Torcello – Insel bei Venedig

Insel in Dalmatien

Klippe

Paestum

Paestum – Strand

Ostermontag

Salamander

Der alte Hund

Die Katze

Capri

Pompeji

Vesuv

Herkulaneum

Straße am Meer

Grotta Smeralda

Positano

Amalfi

Ravello

Marina Massa Lubrense

Der Weg zurück

Siesta in der Sonne

Meer

Sand in der Hand

Kairo

Pyramiden

Nil

Tempel

Fellachendorf

Koptisches Kloster

Wüstenstraße

Oase Fayum

Im Bazar

Moschee

Mittag am Meer

Abschied

Märchenreisen

Boot mit gläsernem Boden

Ballonreise

Unter Wasser schwimmen

Drachenfliegen

Inselerlebnis

Erinnerung

In einer alten Burg

Fliegender Teppich

Der gläserne Schmetterling

Tautropfen – Zauberkugeln

Kugel am Baum

Die blaue Blume

Zauberbaum

Sternenfahrt

Mutprobe

Angst – das große Tier

Erde

Spiegelbild

Sterne

Gedanken

Kinderglück

Sehnsucht

Einleitung

Diese »Phantasie- und Märchenreisen« sind Geschichten zum Entspannen, Träumen und Erholen.

Schwere-, Wärme-, Ruhe- und Atemübungen des Autogenen Trainings sind so in den Text integriert, daß sie übergangslos vom Zuhörenden »empfangen« werden können. »Ruhetönung« und »Ruheformeln« können noch zusätzlich vorgeschaltet werden, so daß der Zuhörende schon vor Beginn der eigentlichen Geschichte entspannt und aufgeschlossen dafür ist. Übrigens fühlt sich auch der Vorlesende selber dabei entspannt und wohl, die Geschichten wirken auch auf ihn.

Einige Impulse des Autogenen Trainings der Unterstufe, und hierzu gehören die Schwere-, Wärme-, Ruhe- und Atemübungen, wirken auch ohne besondere Vorkenntnisse.

Die sinnlich-emotionale Sprache in den »Phantasie- und Märchenreisen« dient als Transfer für die therapeutischen Implikationen des Autogenen Trainings. Sie verhilft zu den bildhaften Vorstellungen, die schon einen Wert in sich haben, indem sie zusätzlich zu einem tiefen Entspannungs- und Erholungszustand führen, dessen wohltuende Wirkung noch über die Vorlesezeit hinausreicht. Diese Ruhephasen, die einem meditativen Zustand gleichen können, wechseln sich ab mit Bildern der »Bewegung«. Die Spannungsbögen werden immer wieder durch Ruhephasen aufgelöst.

Das Vorgelesenbekommen bedeutet für den Zuhörer auch eine emotionale Zuwendung, die durch ein anschließendes gemeinsames Gespräch über die Erfahrungen, Erlebnisse und Gefühle während der Geschichte noch vertieft wird. Dieses gemeinsame »Erleben« bringt Menschen einander ein Stück näher.

Die freien Seiten neben den »Phantasie- und Märchenreisen« sind für diese Erfahrungen und Gedanken freigehalten worden: Man kann sie »ausmalen« oder »beschreiben«.

Die »Phantasie- und Märchenreisen« sind in drei Bereiche unterteilt:

Phantasiereisen

Reiseimpressionen

Märchenreisen

Im Teil 1 sind schwerpunktmäßig Schwere-, Wärme, Ruhe- und Atemübungen des Autogenen Trainings der Unterstufe enthalten. Diese Geschichten sind auch für Kinder geeignet.

Im Teil 2 sind persönliche Reiseerlebnisse, Impressionen, verarbeitet. Man muß die beschriebenen Orte aber nicht selber kennen, um die entspannende Wirkung zu erfahren. Man kann dabei auch seine eigenen Reisen wiedererleben.

In diese »Reisen« sind Schwere-, Wärme- und Ruheimpulse des Autogenen Trainings der Unterstufe verpackt. Darüber hinaus sind meditative, bewußtseinserweiternde Elemente, die auch Oberstufenübungen des AT entsprechen, eingebunden. Mit einigen dieser »Reisen« wird das Unbewußte des Menschen, das Unterbewußtsein, angesprochen. Es kann bei diesen »Reisen« zu vielschichtigen Erlebnissen und Erfahrungen kommen, die Stoff zum Nachdenken geben.

Teil 3 enthält zum Teil formelhafte Vorsätze des Autogenen Trainings und ebenfalls die Impulse des Unterstufen-AT. Die Erfahrungen, die man mit den Geschichten in diesem Teil machen kann, entsprechen z.T. denen in der Oberstufe des AT.

Bei einigen »Märchenreisen« wird das Unbewußte verstärkt angesprochen. Manches aus dem eigenen Unterbewußtsein wird nach oben gespült, was dem Zuhörenden bisher vielleicht nur nebelhaft bewußt, aber spürbar war. Er kann in der Ruhe während der »Reise« neue Phantasien zum Lösen mancher Probleme entwickeln. Im Alltagstrubel geht diese »Einsicht« oftmals verloren. Es fehlt da außer der Ruhe oft auch die Distanz zum eigenen Problem, beides aber ist nötig zur Klärung und Lösung. Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse können während der »Reisen« sichtbarer, fühlbarer werden. Nur was einem bewußt ist, kann man auch verändern. (Manchmal ist dabei auch die Hilfe eines Therapeuten sinnvoll.)

Das alles kann, muß aber nicht durch die »Reisen« geschehen. Es ist wichtig, sich dabei nie unter einen Erfolgszwang zu setzen oder zu große Erwartungen zu haben. »Geschehenlassen« ist die beste Voraussetzung für einen »Erfolg«.

Die positiven, formelhaften Vorsätze des AT, die in manchen Geschichten zu finden sind, fließen während der tiefen Entspannung in das Unterbewußtsein und stärken von dort aus den Menschen. Hier wirkt die »Kraft des positiven Denkens«. Die Selbstheilungskräfte des Menschen können dadurch aktiviert und verstärkt werden.

Der Entspannungs- und Erholungszustand wird durch die mögliche Beschäftigung mit dem Unterbewußtsein nicht gemindert.

Bei einigen Geschichten werden Eltern am besten selber entscheiden, ob sie für ihr Kind geeignet sind.

Die kursiv gesetzten Worte sind die therapeutischen Implikationen des Autogenen Trainings der Unterstufe, also Schwere-, Wärme-, Atem- und Ruheübungen. Die unterstrichenen Zeilen enthalten die Implikationen, die das Unbewußte ansprechen können.

Jeder kann sich die Geschichte auswählen, die seiner jeweiligen emotionalen Befindlichkeit am besten entspricht. So wird der Stress eine Zeitlang ausgeschaltet. Die Ruhe und tiefe Entspannung wirken unmittelbar auf das vegetative Nervensystem.

Durch die phantasieanregenden »Reisen« wird der Alltag etwas farbiger und lebendiger. Das Vorlesen und Zuhören macht ganz einfach Freude, und Freude ist eine wichtige Voraussetzung zur körperlich-seelischen Gesundheit.

Stress – eine Zeitkrankheit

Die Anforderungen unserer hochtechnisierten Gesellschaft an den einzelnen führen bei sehr vielen Menschen zu einer Belastung, die an die physischen und psychischen Grenzen stößt. Der Betroffene gerät aus dem Gleichgewicht; es kommt zu einem Mißverhältnis zwischen Körper, Geist und Seele.

Hektik, Ruhelosigkeit, Reizüberflutung, übersteigerter Leistungsanspruch und Konkurrenzdenken führen zu Dauerbelastungen und Stress, die vorzeitig verschleißen und krankmachen. Einschränkungen in der Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung im Beruf und im persönlichen Leben sind die schwerwiegenden Folgen einer solchen Selbstentfremdung.

Die kreativen Möglichkeiten im Leben des Menschen werden auch reduziert durch Störungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen, durch Isolation und Einsamkeit. Schwierigkeiten in Partnerschaft und Ehe, im Zusammenleben von Eltern und Kindern, am Arbeitsplatz, schränken die Arbeits- und Liebesfähigkeit ein und führen in wachsendem Maß zu Lebensunlust.

Von vielen Menschen wird der Stress mit seinen vielfältigen Auswirkungen fast als unabänderlich hingenommen, erlitten. Daß Krankheit der körperliche Ausdruck seelischer Konflikte ist, diesem Zusammenhang wird in der traditionellen Medizin oft nicht ausreichend Rechnung getragen. Dabei ist das Ansteigen von psychosomatischen Erkrankungen erschreckend. Der Beweis für das enge Zusammenspiel zwischen Körper und Seele ist oft das Fehlen organischer Befunde: Der Patient leidet subjektiv, obschon objektiv nichts festzustellen ist, was auf eine eindeutig diagnostizierbare »Krankheit« schließen ließe. Symptombehandlungen nur durch Medikamente sind meist ohne tiefgreifende Wirkung. Sie können nur lindern, nicht heilen. Als sogenannte Lebenshilfen werden dann oft verstärkt Alkohol, Zigaretten, Tabletten und Drogen eingesetzt. Diese »Hilfen« führen aber immer tiefer in eine Hilflosigkeit.

Das Ansteigen versuchter und vollendeter Selbstmorde, auch bei Kindern und Jugendlichen, zeigt eine erschreckende Hoffnungslosigkeit. Diese Menschen haben die Hoffnung auf wirkungsvolle Hilfen aufgegeben. Sie haben sich aufgegeben.

Die Depression, die zu einer Krankheit unserer Zeit geworden ist, ist häufig eine Folge von Stress. Sie ist außerordentlich schwer in ihrer Ursächlichkeit zu diagnostizieren und damit Therapien schwer zugänglich.

Die Ursachen für psychosomatische und Stresserkrankungen liegen meist in den Bedingungen der frühkindlichen Erziehung, in den Erfahrungen und Vorbildern im Elternhaus und in den psychosozialen Bedingungen, unter denen Menschen leben müssen.

Repressive Erziehungsformen verhindern weitgehend eine Befriedigung elementarer Bedürfnisse. Eine trieb- und lustfeindliche Erziehung führt zu einer Körperfeindlichkeit, einer emotionaler Blockierung, die sich u.a. in Beziehungs- und Berührungsängsten äußert. Daraus entstehen auch sexuelle Probleme. Wilhelm Reich beschreibt dies in seinem Buch »Die Funktion des Orgasmus« als »Charakterpanzerung« und »orgastische Impotenz«.[1]

Da unsere Zeit betont kopflastig ist, verlieren die Menschen den Kontakt zu ihrem Körper und damit zu sich selbst. Der Körper wird erst dann wahrgenommen, wenn er nicht mehr »funktioniert«. Er bekommt die Funktion einer Maschine, die Leistung zu erbringen hat, zugewiesen. Er reagiert auf diese Forderung »gekränkt«.

Leben heißt nicht, möglichst reibungslos in einem System zu funktionieren, das Leistung und Konkurrenz überbewertet. »Körper haben und nicht Körper sein«, so beschreibt Erich Fromm in »Haben oder Sein« die materialistische, konsumistische Einstellung zum eigenen Körper.

Unsere körperlich-seelische Einheit ist häufig empfindlich gestört. Das innere Gleichgewicht ist aus dem Lot. Der Mensch in der hochtechnisierten Industriewelt lebt nicht mehr in Harmonie mit der Natur, er ist nicht mehr in Harmonie mit sich selbst. Immer mehr Menschen brauchen deshalb psychosoziale Hilfen, die aber leider keineswegs ausreichend zur Verfügung stehen.

Die »Selbstheilungskräfte« zu reaktivieren muß Ziel und Aufgabe therapeutischer Interventionen sein. »Hilfen zur Selbsthilfe« sind ein Gebot unserer Zeit. Hierbei geht es aber nicht nur um die Vermittlung von Techniken oder Methoden, mit denen der einzelne Stress und Konflikte besser zu bewältigen lernt, es gilt vor allem, zu einer Einsicht in die eigene Lebenssituation zu verhelfen, damit diese veränderbar wird – das eigene Leben »lebbarer« wird. Psychotherapeutische Behandlung kann die individuelle Entwicklungsfähigkeit, die Entfaltung der Persönlichkeit und die Konfliktfähigkeit fördern und stärken. Das kann aber nur dort gelingen, wo der betroffene Mensch seine einengende Situation erkennt und selbst verändernd eingreift. Die eigenen und auch äußeren Grenzen sind oft weiter, als man sie sich subjektiv steckt. Veränderungen werden jedoch nur dann befriedigend gelingen, wenn der Mensch über mehr innere Ruhe und größere Gelassenheit verfügt. Mit einer positiven Grundhaltung lassen sich Probleme und Konflikte besser bewältigen.

Keine Therapie kann oder will Komplikationen aus dem Leben ausschalten, sie kann aber helfen, mit diesen besser umzugehen, Energien sinnvoll dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Ein erfolgreicher Weg dorthin ist das Erlernen von Selbstentspannungsmethoden. Diese mobilisieren wieder die eigenen, durch Stress und Krankheit blockierten Energien und Kräfte. Das Kräftepotential kann sich somit bedeutend vergrößern.

Für viele Übende der Selbstentspannungsmethoden ist das »Erlebnis Ruhe« eine wahre Sensation. Es ist für sie, und selbst für Kinder und Jugendliche, oft das erste Mal, daß sie sich ganz einfach »wohl«-fühlen, ruhig und entspannt sind.

Eine weitere Erfahrung ist das Loslösen von dem Tages- und Wachbewußtsein. Man erlebt andere Phasen des Bewußtseins, andere Ebenen. Das sind Erlebnisformen, die der Meditation gleichkommen. In dieser »Bewußtseinserweiterung« sieht man die Welt in sich mit mehr Farbigkeit und Glanz. Es entwickelt sich eine neue Dimension des »Sehens«. Man schaut in sich selbst hinein, lernt, sich neu zu sehen und zu erleben.