Dunkle Liebe - Astrid Wagner - E-Book + Hörbuch

Dunkle Liebe E-Book und Hörbuch

Astrid Wagner

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Beschreibung

Wozu sind Menschen fähig, die ihrem Partner verfallen sind? Die bekannte Strafverteidigerin Astrid Wagner gewährt in diesem Buch Einblick in etliche ihrer spektakulärsten Fälle. Sie handeln von enttäuschter Liebe, aus der abgrundtiefer Hass wird, von dunklen Familiengeheimnissen, von kranker Sexualität, von Gier und von Rache. Menschlichen Emotionen, die in unfassbaren Verbrechen münden: Dies ist eine (unbearbeitete) Neuauflage des unter dem früheren Titel "Schwarze Liebe" veröffentlichten Werks.

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Seitenzahl: 253

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Zeit:6 Std. 41 min

Veröffentlichungsjahr: 2024

Sprecher:Peter Bocek

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Gerhard Häupler - geboren 1943 in Wien, besuchte ab 1969 die Wiener Kunstschule (Akt bei Professor Fritz Martintz). Im gleichen Jahr begann er ein Studium an der Alliance Française (Paris). Seit 1975 lebt und arbeitet Häupler als freischaffender Künstler in seiner Heimatstadt Wien. Anlässlich der Jubiläumsaustellung der Kunstschule Wien bekam er im Jahr 1976 den Künstlerhaus-Preis verliehen.

„Konfrontiert mit Bildern von Gerhard Häupler sehe ich vieles, wasgern verdrängt wird, nicht nur von Akademien, auch von vielenGalerien und vielen, vielen Menschen. Darüber spricht man nicht.

Darüber schreibt man nicht.

Das malt man nicht. Das malt Gerhard Häupler".

Hermann Schürrer

INHALT

Vorbemerkung

Ein Diamant ist unvergänglich

Wut

Hass

Revanche

Hoffnung

Barmherzig

Weihnachten

Mr. Right

Das Erbe

Trost

Wenn Blicke töten

Jackpot

Kinder

Mission Kasbah

Mutterliebe

Voller Inbrunst

Die Nase

»Ich bereue nichts«

Hollabrunn

Vorbemerkung

Die in diesem Buch geschilderten Schicksale handeln von Begierde, von enttäuschter Liebe, von Rache und von Gier, von dunklen Familiengeheimnissen, vom Leben und vom Tod. Sie beruhen auf meinen Erfahrungen als Strafverteidigerin. Namen, biografische Details und Örtlichkeiten wurden verändert1. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind somit rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Astrid Wagner

1 ausgenommen jene Personen, die der Veröffentlichung zugestimmt haben.

Ein Diamant ist unvergänglich

Sie wirkt wie eine Schülerin. Zart, blasse Gesichtsfarbe, die blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre großen, blauen Augen sind rotgerändert. Wir befinden uns in der Vernehmungszone einer Justizanstalt. Ich bin gekommen, um mir ihre Version der Geschichte anzuhören.

»Ich hätte es wissen müssen. Er ist ein Narziss. Warum nur habe ich mich auf ihn eingelassen…Warum?« Sie weint. Ich versuche die Situation aufzulockern und zwinkere ihr zu: »Jetzt habe ich ausnahmsweise Taschentücher dabei, doch kann sie Ihnen nicht reichen …« Seit der spektakulären Flucht eines Insassen vor einigen Jahren ist auch die für Rechtsanwälte reservierte Vernehmungszone mit gläsernen Trennscheiben versehen. Daria B. lächelt müde und beginnt zu erzählen.

* * *

»Daria, gehen wir noch auf einen Drink?«

Warum nicht, denkt sie sich. Ihr Chef ist nett, und sie will sich gut mit ihm stellen. Es bleibt freilich nicht bei einem Drink. Es ist schon lange nach Mitternacht, als ihr Chef ihr ins Ohr flüstert: »Sag Ludwig zu mir. Ich habe mich verliebt in Dich …« Sie küsst ihn, zuerst auf die Wange, dann auf den Mund, und dann liegen sie sich in den Armen.

Am nächsten Tag ist es ihr peinlich. Sie ist vierundzwanzig, Ludwig Ende fünfzig! Was kann er denn von ihr wollen, außer ein flüchtiges Sex-Abenteuer? Nein, das hatte sie schon hinter sich. Dafür ist sie sich zu schade. Doch Ludwig lässt nicht locker. Er bringt ihr täglich Blumen, überhäuft sie mit kleinen Geschenken wie Parfümfläschchen, elegante Strümpfe oder feine Schmuckstücke. Irgendwann erkennt sie: Für Ludwig ist es keine Sex-Affäre. Es ist Liebe.

* * *

Ludwig K. ist reich. Einiges hat er geerbt, wie das Landgut im Waldviertel, seine Vorfahren zählten zum ländlichen Kleinadel. Das meiste hat er sich jedoch erarbeitet: Ein paar Zinshäuser, Gewerbeimmobilien, und vor allem: Riesige, lukrativ vermietete Parkflächen am Rande der Stadt.

Für Daria bedeutet die Liaison den sozialen Aufstieg. Sie entstammt einem bitterarmen Dorf in der Ukraine. Sie war erst drei Jahre alt gewesen, als ihre Mutter bei einem Autounfall starb. Ihr Vater heiratete wieder. Sie bekam vier Halbgeschwister und hat sich in der großen Familie stets ausgegrenzt gefühlt. Mit sechzehn zog sie von zu Hause aus, mit siebzehn folgte sie einem verlockenden Jobangebot nach Österreich. Der angebliche Familienbetrieb entpuppte sich allerdings als einschlägiges Etablissement. Daria war todunglücklich, wollte dem Rotlicht-Milieu mit allen Mitteln entfliehen – und verliebte sich in einen wesentlich älteren Kunden, der sie prompt heiratete. Mit der Ehe war sie abgesichert und erhielt eine Aufenthaltsgenehmigung. Nach wenigen Monaten musste sie sich jedoch eingestehen, dass sie mit ihrem Mann nicht glücklich werden würde. Und er nicht mit ihr.

Die Scheidung erfolgte einvernehmlich, Daria verzichtete auf jegliche Ansprüche. Danach schlug sie sich mit diversen Gelegenheitsjobs als Kellnerin, Bedienerin und Kindermädchen durch. Bis eine Freundin ihr den Job beim »Parkplatzkönig« Ludwig K. vermittelte. Der suchte ein »Mädchen für alles«: Eine Bedienerin fürs Büro, eine Haushälterin für zu Hause, und obendrein sollte sie jung und appetitlich anzusehen sein. Als er Daria sah, wusste er es sofort: Sie ist die Richtige für den Job. Und für vieles mehr. Er sehnte sich schon lange nach einer jüngeren Frau, die ihm wieder das geben würde, was er nach mehreren gescheiterten Beziehungen – verheiratet war er nie gewesen – schon lange vermisste: ein bisschen Zärtlichkeit, erotisches Kribbeln, vor allem aber: Sex. Harten Sex. Denn er liebte es, Frauen gefügig zu machen. Sie zu dominieren.

Die zarte, blonde Daria schien wie geschaffen für seine Vorstellungen zu sein. Er stellte sie als Empfangsdame an.

* * *

Daria bekommt es bald zu spüren: Ludwig ist eifersüchtig. Es schmeichelt ihr. Ein Mann, der liebt, muss auch eifersüchtig sein, denkt sie sich.

Nach einem Monat besteht er darauf, dass sie in sein großes Haus am Stadtrand von Wien einzieht. Jetzt ist offizielle, was alle in der Firma längst wussten: Daria ist die neue Frau an der Seite des Chefs.

Ludwig weiß, was er will. Und was er nicht will. Er will nicht, dass sie Hosen trägt: »Röcke sind weiblicher!« Ein kurzer schwarzer Lederrock ist sein Lieblingsstück. »Baby, hast du das Höschen weggelassen?« haucht er ihr ins Ohr, bevor er sie zu sich ins Chefbüro zitiert. Jeder im Büro weiß, was sich hinter der verschlossenen Türe abspielt, und Daria glaubt den Neid der anderen Frauen zu spüren. Sie hat nichts zu befürchten, denn sie steht unter dem persönlichen Schutz des Chefs.

Als Ludwig Daria an diesem Vormittag zu sich zitiert, will er ausnahmsweise keinen Sex. Er blickt ihr ernst ins Gesicht: »Es ist eine Gehaltsexekution gekommen.« Daria könnte vor Scham in den Boden versinken. Es ist wegen dem Bankkredit, den sie vor Jahren aufgenommen hat. Sie war wegen ihrer Arbeitslosigkeit in Zahlungsverzug geraten, der Schuldenberg wuchs immer mehr an. Als sie zu weinen beginnt, fasst Ludwig sie zärtlich an der Schulter: »Baby, ich helfe dir da raus …« Er bezahlt den aushaftenden Kredit zur Gänze zurück.

Daria ist beschämt. Was für ein aufmerksamer, großzügiger Mann Ludwig doch ist. Jeden Samstag gehen sie shoppen in die City, sie muss ja standesgemäß eingekleidet werden. Abends führt er sie in die feinsten Restaurants, in die Oper oder ins Theater aus.

Im kommenden Winter soll es auf die Malediven gehen. Er schäumt vor Freude, wenn er darüber spricht: »Endlich nur wir beide, niemand wird uns stören!«

Eigentlich sollte auch sie vor Freude schäumen.

Doch tief in ihrem Inneren meldet sich bei der Vorstellung, mit Ludwig ganz allein an einem fremden Ort zu sein, ein anderes, flaues Gefühl: Angst.

* * *

Es kam unerwartet an einem lauen Sommerabend. Die Menschen auf dem Rathausplatz feierten fröhlich und ausgelassen, und das steckte an. Sie trank wohl ein bisschen über den Durst, wurde immer lustiger. Ludwig fand das gar nicht lustig. Er bestellte ein Taxi, schob sie brutal auf den Rücksitz. Als sie protestierte, verpasste er ihr einen Faustschlag ins Gesicht. Sie schrie vor Schmerz auf. »Halt dein stinkendes Maul« zischte er, und schlug gleich nochmals zu. Einmal, zweimal, mehrmals. Der Taxifahrer mischte sich nicht ein. In dieser Nacht schlief sie auf der Wohnzimmercouch. Am nächsten Morgen wachte sie mit einem dumpfen Schmerzgefühl im ganzen Körper auf. Im Badezimmerspiegel starrte ihr ein entstelltes Gesicht entgegen: von blauschwarzen Schatten umrandete Augen, monströs angeschwollene Lippen, eingetrocknetes Blut.

Sie zog wieder in ihre alte Wohnung. Ihre Freundin war entsetzt: »Trenne dich von dem Wahnsinnigen! Kündige sofort!« Daria kündigte nicht, sondern blieb ein paar Tage im Krankenstand. Ludwig meldete sich nicht. Als sie wieder zur Arbeit erschien, würdigte er sie keines Blickes. Abends, als sie gerade das Büro verlassen wollte, nahm er sie zur Seite und überreichte ihr ein kleines Päckchen. Zuhause angekommen öffnete sie es und fand ein Paar mit feinen Brillanten besetzte Ohrringe in Weißgold. Dazwischen hatte Ludwig ein kleines Brieflein gelegt: »Daria, ich flehe Dich an: Verzeih mir das Unverzeihliche. In Liebe, Dein Ludwig.«

Daria verzieh ihm.

* * *

Ludwig mag zwar ihre schlanke Figur. Doch er mag es nicht, wenn sie so wie bisher einmal wöchentlich ins Fitness-Studio geht: »Wir haben doch so wenig Zeit für uns, du kannst ja auch zu Hause Gymnastik machen!« Sie storniert ihre Mitgliedschaft.

Lange Telefonate oder Treffen mit Freundinnen sind längst tabu. Vor allem Darias beste Freundin, auch ein Mädchen aus der Ukraine, ist Ludwig ein Dorn im Auge: »Immer wenn du von der kommst, bist du gestört!« Daria will keinen Streit und lässt es bleiben. Sie hat es längst gelernt, dass es besser ist, sich seinem Willen zu fügen.

* * *

Auch wenn das bisweilen große Opfer fordert: »Daria, ich will, dass du dir einen größeren Busen machen lässt. Natürlich beim besten Schönheitschirurgen der Stadt!« Obwohl Daria große Angst vor der Operation hat, willigt sie ihm zuliebe ein. Nach der Entlassung aus der Schönheitsklinik fährt Ludwig mit ihr in einen Erotikladen und besorgt Reizwäsche aus Lack, dazu eine Lederpeitsche und Handschellen.

* * *

Beim Sex wird er immer unersättlicher. Wenn er will, dann muss es sofort sein. Wenn sie schläft, macht er sich nicht die Mühe, sie aufzuwecken, sondern dringt brutal in sie ein. Es überkommt ihn auch tagsüber, nach dem Mittagessen, beim Fernsehen, im Auto. Wenn sie sich ziert, zieht er härtere Seiten auf und erinnert sie daran, wo sie herkommt: »Du bist eine Nutte, vergiss das nie!« Worte, die sie tief in ihrem Innersten verletzen. Dann zerreißt er ihren BH, ihren Pulli oder was sie gerade trägt und dringt gewaltsam in sie ein. Es tut zwar weh, aber sie weiß, dass Widerstand zwecklos ist. Ein Mann braucht das, versucht Daria sich einzureden. Das ist doch ganz normal. Die Peitsche, mit der er sie beim Sex schlägt, die Kabelbinder, mit der er sie fesselt, ob das auch »ganz normal« ist? Daria will lieber nicht darüber nachdenken.

* * *

Denn da ist ja auch noch Ludwigs andere Seite. Seine charmante Art, sein weltmännisches Auftreten. Seine großzügige Ader. »Du hast mir heute Nacht so viel gegeben …«, erklärt er ihr an einem Samstagmorgen. Daria ist müde, unter ihren Augen zeichnen sich dunkle Schatten ab. Ludwig hat sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerüttelt, um mit ihr ausgiebig Sex zu haben. Dafür ist er jetzt besonders zärtlich und bringt ihr ein üppiges Frühstück ans Bett. »Und jetzt mach dich ein bisschen zurecht, wir fahren weg, ich habe eine Überraschung für dich!«

Im Auto bindet er ihr ein Tuch vors Gesicht. Nach einer kurzen Fahrt sind sie angekommen. Er nimmt ihr die Augenbinde ab: Daria erblickt ein großes Autohaus, das auf Luxusfahrzeuge spezialisiert ist. Sie steigen aus und betreten die große Halle. Daria ist beeindruckt. Sie spaziert zwischen den Modellen, eines luxuriöser wie das andere, streicht mit ihren Händen über glänzenden Lack und poliertes Chrom. Vor einem silbernen Cabrio bleibt Ludwig stehen. Es ist ein Jaguar – kein Neuwagen, sondern ein traumhafter Oldtimer aus den Sechzigern! Ludwig öffnet die Fahrertüre und fordert Daria auf, auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Braunes Leder, Armaturenbrett aus lackiertem Wurzelholz, in Chrom gefasster Tachometer.

»Gefällt er dir, Baby?«

Knapp eine halbe Stunde später gehört er ihr. Aber nur am Papier. Ludwig stellt ihn in seine Garage, sie darf ihn vorerst nicht lenken: »Du brauchst noch ein paar Fahrstunden!« erklärt er ihr, und fährt selbst. Trotzdem findet Daria großen Genuss darin, bei offenem Verdeck mitzufahren und die bewundernden Blicke der anderen auf sich zu ziehen.

* * *

Dr. Jekyll und Mr. Hyde, lautet der Titel einer Novelle des berühmten englischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Sie beschreibt einen Mann mit zwei völlig gegensätzlichen Gesichtern.

Es geschieht jedes Mal ohne Vorwarnung. Es bricht regelrecht aus ihm heraus. Er schlägt zu, erniedrigt sie, beschimpft sie als »billige Nutte«, vergewaltigt sie. Um sie dann zu verwöhnen, mit Einladungen zu Wochenendreisen nach Paris, London oder Berlin, mit teurer Kleidung und edlem Schmuck. Seine Vorliebe für Juwelen nimmt manchmal makabre Ausmaße an: Einmal führt er sie in ein Bestattungsunternehmen. Mit den Worten: »Wenn ich einmal gestorben bin, dann sollst du mich immer am Herzen tragen!«, eröffnet er ihr seinen Wunsch, dass seine Asche zu einem unvergänglichen Diamanten gepresst werden möge. Daria ist gerührt von diesem eigenartigen Ansinnen ihres Geliebten.

Ludwig ist ein Mensch, der auch an »später« denkt. An die Zeit nach seinem Tod, und was dann mit seinem Besitz geschehen soll. Er hat keine Kinder, und mit seiner Familie ist er längst verkracht: »Meine Neffen sind arbeitsscheue Tunichtgute!« Er vergönnt ihnen nicht, ihn zu beerben. Stattdessen verkündet er Daria: »Du allein sollst meine Erbin sein!«

Mit dem Landgut im Waldviertel macht er den Anfang. Er lässt einen notariellen Schenkungsvertrag aufsetzen, mit dem er ihr die Liegenschaft überschreibt. Allerdings behält er sich ein grundbücherlich abgesichertes Wohnrecht zurück. Außerdem lässt er sich ein »Heimfallsrecht« ausbedingen – Daria muss unterschreiben, dass der Besitz im Fall ihres eigenen Todes wieder an ihn zurückgeht. Daria willigt in alles ein. Aus der einstigen Prostituierten wider Willen ist eine Gutsbesitzerin geworden, wenn auch mit vielen Klauseln und Einschränkungen zugunsten ihres Gönners.

Es könnte alles perfekt sein. Doch die Abstände zwischen den Gewaltausbrüchen werden immer kürzer. »Du bist eine Nutte. Zum Ficken da, nur dafür taugst du!«, gehört zu seinen Standardsprüchen, bevor er sie mit Gewalt nimmt. Daria nimmt es hin, fügt sich, verzeiht. Es ist für sie der Preis des Glücks, von einem reichen, großzügigen Mann von Welt geliebt zu werden.

* * *

Dann kam jene Nacht, in der sie viel zu spät von der Geburtstagsfeier ihrer Freundin nach Hause kam. Ludwig hatte ihr den Ausgang ausnahmsweise gestattet: »Aber spätestens um zehn bist du daheim!« Es wurde ein Uhr morgens.

Auszug aus der polizeilichen Aussage von Daria B.: »An diesem Abend kam ich spät nach Hause. Ludwig war noch wach. Ich bemerkte sofort, dass er wegen meines langen Ausbleibens ›geladen‹ war. Ich hatte etwas zu viel getrunken und fühlte mich deshalb nicht gut. Ich begab mich ins Bad und sperrte hinter mir zu, da ich Angst vor ihm hatte. Während ich Wasser in die Badewanne einlaufen ließ, hörte ich Ludwig vor der Türe schreien. Er schrie, dass ich eine ›billige kleine Hure‹ wäre. Weiters bedrohte er mich mit dem Umbringen, indem er sagte: ›Ich werde dich hamdrahn!‹ Plötzlich gab es einen lauten Knall, und ich sah, dass er die Türe aufgetreten hatte. Ich war völlig nackt. Ludwig packte mich an den Haaren und drückte mich nieder. Dann zog er meine Hände auf den Rücken und legte mir Kabelbinder an. Ich war dadurch wehrlos. Während ich vor ihm kniete, hielt er mich mit einer Hand an den Haaren fest. Mit der anderen Hand öffnete er seinen Gürtel, zog seine Hose herunter und steckte mir gewaltsam sein Glied in den Mund. Während er sein Glied in meinen Mund presste, beschimpfte er mich die ganze Zeit über auf das Übelste und bedrohte mich mit dem Umbringen. Er presst sein Glied so tief in meine Kehle, dass ich Brechreiz bekam und mich schließlich übergeben musste. Erst dann ließ er von mir ab. Ich blieb die ganze Nacht im Bad liegen. Ich möchte hiermit Strafanzeige erstatten.«

Ludwig K. wird wegen Vergewaltigung und gefährlicher Drohung angeklagt. Doch nicht Ludwig, sondern Daria ist verzweifelt: Sie hat ihm längst verziehen und will die Anzeige zurückziehen. Das ist freilich nicht möglich, da es sich bei den Straftaten um Offizialdelikte handelt, die von Amts wegen verfolgt werden müssen. Bei der Verhandlung macht Daria von ihrem Entschlagungsrecht Gebrauch, das ihr als Lebensgefährtin des Angeklagten zusteht. Ludwig wird freigesprochen.

* * *

Sie weiß nicht mehr, wann sie es das erste Mal bemerkt hat. Irgendwie ist es nicht mehr so wie früher. Ludwig hat immer öfter »auswärtige Termine«, lässt sie alleine zu Hause warten. Auch sein sexuelles Verlangen hat stark nachgelassen. Eigentlich sollte sie froh darüber sein, wenn er sie ein wenig in Ruhe lässt. Doch gerade das beunruhigt sie. Eines Abends wagt sie es, ihn darauf anzusprechen. Er geht wortlos in sein Arbeitszimmer und schließt die Türe. Da packt sie der Mut der Verzweiflung, und sie wirft ihm die Worte an den Kopf: »Ich zieh aus, ich mache Schluss!«

Es war, als ob er auf dieses Stichwort gewartet hätte. Er blickt sie unbeeindruckt an und erklärt trocken: »Das ist eine gute Idee. Pack deine Sachen und zieh aus, heute noch!«

Tief getroffen ruft sie ein Taxi und fährt in ihre alte Wohnung. Sie legt sich auf die Couch und weint sich in den Schlaf. Am nächsten Morgen tröstet sie sich damit, dass es wohl wieder nur ein Streit unter vielen gewesen ist, und Ludwig es gewiss nicht ernst gemeint hat. Sie fährt ins Büro. Ludwig würdigt sie keines Blickes.

* * *

Eine Woche später ist Daria endgültig klar, dass es vorbei ist. Ludwig zeigt sich ungeniert mit seiner Neuen. Sie ist ein ähnlicher Typ wie Daria. Blond und schlank, aber Make-up und Kleidung wirken nuttig.

Daria fühlt sich hintergangen und vor den anderen bloßgestellt. Sie hat ihre privilegierte Stellung im Büro verloren. Die Kolleginnen blicken ihr hämisch nach. Sie kündigt.

* * *

Ein paar Wochen später bekommt sie einen Brief von einem Rechtsanwalt: Sein Mandant Ludwig K. widerrufe hiermit die Schenkung des Landgutes »mit sofortiger Wirkung wegen groben Undanks«, heißt es darin.

Das ist erst der Anfang. »Sie werden aufgefordert, das Fahrzeug der Type Jaguar XJS umgehend an meinen Mandanten zurückzustellen!«, beginnt der nächste Anwaltsbrief. Es folgt eine detaillierte Aufstellung der Schmuckstücke, die der Anwalt im Namen seines Klienten zurückfordert: Die Brillant-Ohrringe, die doppelreihige Kette aus schwarzen Tahiti-Perlen, das mit Rubinen und blauen Saphiren besetzte Armband, den goldenen Armreif mit dem großen Turmalin, die feine Smaragdkette, die »Patek Philippe« mit Brillanten-Lunette, und unzählige Ringe, die er ihr während ihrer Beziehung geschenkt hatte ...

Außerdem stellt der Anwalt das »Darlehen« fällig, welches sein Mandant Ludwig K. ihr »zur Abdeckung des Bankkredits gewährt« hätte. Zu schlechter Letzt wird Daria bezichtigt, mehrere Sachen aus Ludwigs Villa gestohlen zu haben. Der Gipfel der Anschuldigungen ist die Behauptung, dass hunderttausend Euro aus dem Safe fehlen würden!

Im Nu sieht Daria sich in unzählige Gerichtsprozesse verwickelt.

* * *

Es ist ein Samstag, als er sie überraschend an ihrem Handy anruft und sie »auf einen Drink in unserer Bar« einlädt.

Sie lässt sich darauf ein. Vielleicht will er seine Klagen und Anzeigen zurückziehen? Und endlich Frieden machen mit ihr? Es bleibt nicht bei einem Drink. Ludwig hat ihr viel zu erzählen. Vor allem, dass er mit der Neuen Schluss gemacht hat – »Du hattest recht, eine billige Nutte! Du bist die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe!«

Daria weiß nicht, ob sie jetzt weinen, sich freuen oder sich fürchten soll. Zwischen Ludwig und ihr stehen die unzähligen Gemeinheiten und Gehässigkeiten der letzten zwei Jahre. Es war eine unselige Beziehung gewesen, über dessen Ende sie inzwischen hinweggekommen ist. Sie hat eine neue Arbeit gefunden, die ihr gefällt. In ihrem Kopf dreht sich alles, als er ein Taxi ruft. Sie fahren zu ihm nach Hause. Es ist wie früher.

* * *

Daria sitzt mir in der Vernehmungszone gegenüber, und ich blättere in der Mappe mit den Tatortfotos. Es war die Bedienerin, die die Leiche von Ludwig K. am nächsten Morgen in der Küche seiner Villa gefunden hatte. Der Tatort gleicht einem Schlachthaus: Blutverschmierte Kacheln, Blutspritzer an den Wänden bis zur Decke. Der Tote ist ein zirka sechzigjähriger Mann mit Stirnglatze. Er liegt rücklings da, die Augen sind halb geöffnet, am Mundwinkel sieht man eine eingetrocknete Blutspur. Oberhalb des Kopfes liegt ein schwarzhaariges Toupet. Ein Foto zeigt das sichergestellte Messer neben einem Maßband – es weist eine Klingenlänge von 20 cm auf.

»Frau B., warum haben Sie das getan? Was ist in Sie gefahren?« frage ich sie. Daria B. senkt den Blick und kritzelt nervös auf einem Papierblatt. »Ich habe keine Erklärung«, flüstert sie dann.

Ich glaube ihr. Sie weiß es nicht. Sie weiß nicht einmal, wie es soweit kommen konnte. Sie hatte doch mit Ludwig abgeschlossen gehabt und war wieder glücklich gewesen. Nach Jahren der Erniedrigung war sie wieder Mensch. Und keine Sex-Sklavin, die ihrem Meister nach dessen Belieben zur Verfügung zu stehen hatte.

Und dann war er auf einmal wieder da. Und forderte Sex. Die letzten Bilder vor der Tat fließen schemenhaft ineinander: Das Gefühl des hilflos Ausgeliefertseins. Wie ein Tier in einer Falle, das keinen Ausweg weiß. Ein anderes Gefühl ergreift allmählich Besitz von ihr: Ekel. Vor diesem alternden Mann, der seinen Trieb nicht im Zaum halten kann. Als er sich vor ihr auszieht, fällt ihr auf, wie hässlich er ist. Der hängende Bauch, die Fettpolster an der Brust. Er fordert Zärtlichkeiten ein. Dringt mit seiner harten, rissigen Zunge in ihren Mund. Ihr wird schlecht. Es graut ihr vor dem Gedanken, dass er jetzt in sie eindringen wird. Sie versucht, ihm behutsam zu erklären, dass sie »noch nicht soweit« ist, und bittet um etwas zu trinken. Er geht in die Küche, sie folgt ihm. Er sucht in der Lade nach einem Flaschenöffner. Plötzlich dreht er sich um und reißt ihr brutal den BH herunter.

Aus den Augenwinkeln sieht sie das lange Messer, das auf der Anrichte liegt. Sie stürzt hin, packt es, richtet die Klinge auf ihn. Doch er lacht nur: »Baby, lass das …« Da stößt sie zu. Ein einziges Mal, doch tödlich. Es trifft die Halsschlagader. Blut spritzt in pulsierenden Fontänen, und binnen einer Minute ist Ludwig K. tot.

Daria rennt in Panik aus dem Haus und irrt stundenlang durch Wien, bis sie erschöpft zu Hause ankommt und auf ihrer Couch zusammenbricht.

Anhand der Aussage des Barbesitzers, der Spurenlage im Haus des Mordopfers und der Handyauswertung ist es für die Kriminalisten ein Leichtes, Daria zu überführen. Sie legt ein umfassendes Geständnis ab.

* * *

Wie bei Tötungsdelikten üblich, wird auch im Mordfall Daria B. ein gerichtspsychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben. Darin geht es auch um die Frage, wie sie so lange in einer Gewaltbeziehung ausharren konnte. Der Gutachter kommt zum Schluss, dass Daria B. eine »neurotische Persönlichkeitsstruktur« aufweise. Sie habe schon in der frühen Kindheit Erfahrungen von Entwertung und Liebesentzug gemacht. Ihr Vater habe sie nach dem Tod der Mutter nicht beachtet, ihre Stiefmutter habe sie offen abgelehnt und die Halbgeschwister bevorzugt. Sie habe immer funktionieren müssen und nicht gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu artikulieren. Zur Tatzeit habe Daria B. sich, so der Gutachter, zweifellos in einer extremen seelischen Ausnahmesituation befunden. Frühere Gewalterfahrungen seien als sogenannte »Flashbacks« in ihr hochgekommen. Der enorme Druck, der durch das Auftreten des ehemaligen Peinigers in Daria B. ausgelöst worden sei, habe sich in einer plötzlichen, noch nie dagewesenen Gewalteruption entladen. Es sei die Angst gewesen, die ihr Handeln bestimmt habe, und auch die enthemmende Wirkung des Alkohols habe eine Rolle gespielt. Das Verbrechen, das Daria B. begangen hat, passe in keiner Weise zu ihrer Persönlichkeit, stehe vielmehr in eklatantem Widerspruch zu der an Masochismus grenzenden Selbstverleugnung, die sie in ihren bisherigen Männerbeziehungen an den Tag gelegt hatte.

* * *

Das Verfahren geht für Daria B. glimpflich aus: Sie wird nicht wegen Mordes, sondern wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, wobei ihr zwei Jahre bedingt nachgesehen werden. Die Geschworenen glaubten ihre Version, wonach sie keinen Tötungsvorsatz hatte, sondern sich gegen die Zudringlichkeiten wehren habe wollen. Als mildernd gewertet wurden der bisher tadellose Lebenswandel, das reumütige Geständnis und die Enthemmung durch den Alkohol, den ihr das Opfer verabreicht hatte.

* * *

Das seinerzeit geschenkte Landgut und den Jaguar verlor Daria jedoch. Ludwigs verhasste Neffen führten die Prozesse als Rechtsnachfolger ihres Onkels weiter und hatten leichtes Spiel: »Grober Undank« war mehr als beschönigend für das, was Daria ihrem Gönner angetan hatte. Das Gericht gab den Klagen statt, die Schenkung wurde widerrufen. Liegenschaft und Luxusfahrzeug gingen im Wege der Erbfolge auf die Neffen über. Es darf bezweifelt werden, dass dies im Sinne ihres Onkels war.

Auch ein anderer letzter Wille blieb unerfüllt: Ludwigs Asche wurde zu keinem unvergänglichen Diamanten gepresst.

Wut

Der Raum ist in schummriges Licht gehüllt. Aus den Lautsprechern dröhnt Heavy-Metal-Musik. Ein würziger Geruch liegt in der Luft – »Gras«, wie Marihuana in diesen Kreisen genannt wird. Die jungen Leute lungern auf dem Boden des Partykellers und reichen einander Joints. Dazu gibt es Rotwein, Bier und Knabbergebäck.

Einer der Herumlungernden ist Michael. Ein Zwanzigjähriger mit kantigem Gesicht, kurz geschorenem Haar und auffallenden Tattoos an den durchtrainierten Oberarmen.

Seine Freunde nennen ihn nur Mike.

Mike ist zugedröhnt. Er blickt mit stupidem Grinsen um sich. Freunde haben ihn hierher in eine Villa im Wiener Nobelbezirk geschleppt. Einer von ihnen kennt ein Töchterchen aus gutem Hause. Die hat gerade sturmfreie Bude, da ihre Eltern auf irgendeiner exotischen Insel urlauben.

Das hier ist nicht seine Welt.

* * *

Mike hat seine Mutter nie kennengelernt. Er weiß bis heute nicht, weshalb sie kurz nach seiner Geburt fort ist. Er weiß nur, dass sie erst sechzehn war und eine ziemliche Schlampe, wie ihm seine Oma immer wieder erklärt hat. Nach dem Abtauchen der Mutter schafft es der Vater, das Sorgerecht für sein uneheliches Kind zu erhalten. Doch dann lernt er eine neue Frau kennen, die das »Schreikind« von Anfang an ablehnt. Als dann ein Jahr später der Halbbruder geboren wird, stellt sie ihren Freund vor die Wahl: ich oder der Balg. Mike landet im Kinderheim.

Er ist ein zartes Kind. Er lernt früh, sich mit Fäusten und Fußtritten zu behaupten. Er wächst zu einem richtigen kleinen Raufer heran. Er lässt sich nichts gefallen, wird schnell zornig. Seine schulischen Leistungen sind katastrophal. Wie viele andere Heimkinder besucht er die Sonderschule.

Nach der Trennung vom gewalttätigen Lebensgefährten findet seine Oma endlich die Kraft, sich um den verlorenen Enkel zu kümmern. Doch als sie den inzwischen Elfjährigen zu sich aufs Land holt, ist der längst »verhaltensauffällig«. Sie wird seiner nicht mehr Herr. Mike treibt sich mit älteren Burschen herum, kommt nach Hause, wann es ihm beliebt, oftmals sturzbetrunken, oftmals zerrauft. Wenn es wo Stunk gibt, ist er dabei. Mit sechzehn kassiert er erste Vorstrafen wegen Raufhandels, bald kommen kleinere Diebstähle dazu. Wegen seines jugendlichen Alters werden die Strafen auf Bewährung ausgesetzt. Irgendwie schafft er den Hauptschulabschluss. Die Bäckerlehre bricht er nach einem Monat ab.

Mit siebzehn landet er erstmals im Gefängnis: Er will unbedingt auch so ein Moped haben wie die anderen Burschen. Ohne Arbeit kann er aber nur davon träumen – oder die Zündung eines fremden Mopeds aufbrechen und davonknattern. Er kassiert dafür acht Monate Haft, wovon ihm vier bedingt nachgesehen werden.

Nach der Entlassung aus dem Gefängnis lernt er eine um fünfzehn Jahre ältere Frau kennen und zieht bei ihr ein. Die Beziehung zerbricht, weil die Frau seine gewalttätigen Wutausbrüche nicht mehr aushält.

Danach lässt Mike sich treiben. Inzwischen ist er zwanzig, lebt von der Sozialhilfe in einer Einzimmerwohnung in Wien-Ottakring und verdient sich mit Aushilfsjobs die »Butter aufs Brot«. Er ist keiner, der an morgen denkt. Was ihn interessiert, sind Partys, auf denen man Frauen kennenlernt und Gelegenheiten findet, um zu schnellem Geld zu kommen.

Er schreibt sich in einen Boxverein ein. Mit dem Kickboxen stählt er seinen Körper und baut seine Aggressionen ab.

Mike findet sein Leben einfach nur »Scheiße«. Um es auszuhalten, braucht er »Glückspillen«, die ihm sein Hausarzt gegen seine Depressionen verschreibt.

* * *

Als Mike an diesem Abend »eingeraucht« im Partykeller der noblen Villa lungert und dem Treiben der schönen, gut gekleideten jungen Mädchen zusieht, ist sein Leben ausnahmsweise mal nicht »Scheiße«. Er grinst selig und schließt die Augen.

Träumt er jetzt, oder ist es Realität? Jemand streichelt seine Wange. Eine Mädchenstimme flüstert ihm ins Ohr: »Na, du Süßer …« Er dreht sich um und blickt in ein lächelndes Gesicht. Es ist der Beginn einer Liebesgeschichte. Obwohl die beiden Liebenden unterschiedlicher nicht sein könnten.

Angela ist vier Jahre älter als Mike. Sie hat lange braune Haare und grüne Augen, studiert an der Uni Wien Theaterwissenschaften und lebt in gutbürgerlichen Verhältnissen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester in einer großen Altbauwohnung in einem der besseren Bezirke Wiens. Trotz der Scheidung ihrer Eltern herrscht gutes Einvernehmen. Der Vater, ein saturierter Beamter, bezahlt seiner Familie großzügigen Unterhalt.

Und jetzt das. Was findet Angela bloß an einem kaputten Typen wie Mike? Doch die Eltern wissen, dass sie keine Chance haben, ihr Mike auszureden. Angela hatte immer schon ihren eigenen Kopf gehabt. Und sie ist ein eigenbrötlerisches, versponnenes Mädchen.

Nein, Angela hört nicht auf ihre Eltern. Jeden Nachmittag, nach den Vorlesungen, kriecht sie in Mikes Bett. Die beiden haben Sex, schauen stundenlang Musikvideos, trinken Bier, rauchen aus einer Wasserpfeife, auf die Mike ganz besonders stolz ist. Wenn es spät wird, bleibt Angela über Nacht bei ihm.

Seit sie Mike kennt, vernachlässigt Angela ihr Studium. Sie isst fast nichts mehr, schläft kaum, ist ständig aufgekratzt. Sie verliert enorm an Gewicht, droht magersüchtig zu werden. Angelas Mutter versucht alles in ihrer Macht stehende, um ihre Tochter zu retten. Sie schaltet einen Therapeuten ein, der auch Mike einbinden soll. Doch die Tochter ist ihr längst entglitten.

Nach einem Riesenkrach mit der Mutter zieht Angela endgültig bei Mike ein. Der kommt zur Erkenntnis, dass Angelas Welt gar nicht so toll zu sein scheint, wie er sich die sogenannten bürgerlichen Kreise vorgestellt hat: Angela vertraut ihm an, dass ihr Vater ihre Mutter und die Töchter regelmäßig verprügelt habe. Das sei aber noch nicht alles gewesen … Angela deutet an, dass er sich ihr gegenüber auch sexuell genähert habe, und die Mutter habe weggesehen. Mike ist angewidert. »Ich war vierzehn, als mein Vater ausgezogen ist. Für mich war es eine Erlösung«, erklärt Angela. »Aber meine Mutter hat es nicht verkraftet, dass er eine Neue hat. Sie ist frustriert. Ich halte ihre Launen nicht mehr aus, sie bricht immerzu Streit vom Zaun …«

Mike hat längst mitbekommen, dass Angela beim Sex hart genommen werden will. Obwohl er jung ist und dank Kickbox-Trainings über eine gute Kondition verfügt, gerät er schon mal außer Atem, wenn es darum geht, es Angela ordentlich zu besorgen. Angela ist richtiggehend kreativ, wenn es um Sex geht. Brutal muss es jedenfalls sein, sie will mit einem Gürtel ausgepeitscht werden, er muss dabei eine schwarze Maske tragen. Mike tut bereitwillig, was man von ihm verlangt.



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